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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186107220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-22
- Monat1861-07
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1861
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Straßenpflaster ln den Städten sehr welche Stelne än, dle sich leicht und beträchtlich abnutzen, und in sofern kann man den Staub allerdings für einen Werthmesser de- Verkehr- halten. Man kann nicht sagen, daß in demselben Grade, Die der Staub ln den letzten Jahren gewachsen, sich auch die Sorgfalt, diesem Nebel entgegen zu treten, gesteigert habe. Besprochen wird die Sache freilich genug, aber leider sind reden und thun zwei ganz verschiedene Dinge. Allerdings sind auch die Maßregeln, die man ergreift, da- gewöhnliche Sprengen, wenig geeignet, eine genügende Abhilfe zu gewähren. Da eS unseren meisten großen Städten immer noch an den so durchaus nothwendigen Wasserleitungen fehlt, so muß man natürlich der Kosten wegen mit dem Wasser sehr sparsam umgehen und gerade ist da- Gegentheil erforderlich, denn wenp eben das Svrengen zur Unterdrückung des Staube- nothwendi- ist, so ist die Luft warm,-- sehr ttocken und belegt, also die freiwillige Verdunstung in erhöhter Thätigkeit. So ist denn in der Regel kurze Zeit, nachdem die Wasserwagen den spär lichen Regen gespendet haben, das schützende Naß auch wieder verschwunden. Es ist auffällig, daß bei dm Berathungen der Väter der Stadt, unter denen doch jetzt mancher Gelehrte sitzt, noch nicht andere Mittel zur Sprache gekommen sind, die weniger kostspielig und doch wirksamer sind. So hat uns die Chemie mancherlei Stoffe kennm gelehrt, die im hohen Grade dle Feuchtigkeit der Luft an- ziehen und deren Verwmdung wäre gerade hier am Platze. Keiner jedoch ist mehr zu empfehlen als da- Chlorcalcium, dessen sich der Chemiker so vielfach bedient, um die Luft und die Gase auszu trocknen. Dieses Mittel ist denn auch schon 1838, also bereits vor fast einem viertel Jahrhundert durch Jobard in Brüssel öffentlich in Anregung gebracht worden. Er äußerte sich in dem Lonrrier belgs folgendermaßen darüber: „ Es würde genügen die Boulevards in Brüssel mit einer Auflösung von Chlorcalcium zu benetzen, um den Staub zu beseitigen. Diese- Salz, welche- fast Nicht- kosten würde, da die Sodafabrikanten die Salzsäure, die sie des AnsammelnS nicht für werth halten, meistens fortfließen lassen, besitzt die Eigenschaft, die Feuchtigkeit der Luft anzuziehen und wie wenig feucht auch die Luft sein möge, es würde doch ausreichen, um dem Boden stets die gehörige Feuchtigkeit zu ver leihen." Jobard führt ferner an, daß ein Apotheker in Orleans bei großer Dürre ein Getreidefeld mit dleser Lösung benetzt habe und in Folge dessen habe da- Getreide stet- Feuchtigkeit genug zu seiner gedeihlichen Entwickelung voraefünden, während die übrige Pflanzenwelt durch die große Trockenheit in ihrer Entwickelung gehemmt worden wäre. Auf diesm Vorschlag erwiederte man, daß er zu theuer und deshalb unpraktisch sei. Für jene Zeit wollen wir diesem Ein- wande eine Berechtigung zugestehen, aber in dem letzten viertel Jahrhundert hat da- chemische Fabrikwesen eine so gewaltige Ent wickelung erfahren, daß die Kosten jetzt sicherlich kein Hinderungs grund mehr für diesen Vorschlag sein können. Das Chlorcalcium wird bei den verschiedensten Processen als Nebenprodutt erhalten und in so großer Menge, daß dafür in dem ganzen Umfange keine Verwendung zu finden ist. Wenn auch erst durch weitere praktische Versuche die Art dieser Verwmdung und die Leistungsfähigkeit derselben näher zu erforschen ist, so steht doch soviel fest, daß man mit denselben Kosten, die man heute auf die einfache Besprengung verwendet, bei der Benutzung de- Chlorcalcium ungleich bessere Resultate erzielen muß. Wenn auch am Ende eine einmalige Be sprengung mit einer Chlorcalciumlösung nicht für den ganzen Sommer auSreichen mag, um dem Boden stet- die zur Verhütung de- Staube- erforderliche Feuchtigkeit zu sichern, so muß doch wegen der selteneren Wiederholung mehr an Arbeitslohn gespart werden, als die Auslage für da- Chlorcalcium betragen kann. In Lyon hat man vor zwei Jahrm dieselben Erfolge auf einem anderm Wege zu erreichen gesucht. Man hat zu dem Wasser, womit man die Straßen und öffentlichen Plätze besprengte, Salz säure hinzugesetzt. Da sich stets in dem Boden Kalk vorfindet, so mußte sich auch hier Chlorcalcium bilden. Man hat hiermit auf verschiedenen Plätzen Versuche im Großen anaestellt und ist mit dem Resultate sehr zufrieden gewesen. Die Localblätter be richteten darüber folgende-: „ Zur Zeit der größten Hitze, also kurz nach Mittag, war der Boden, obgleich ttocken und grandig, doch fest und so feucht, als wäre er vor einer halben Stunde besprengt worden. Der Wind konnte keinen feinen Staub aufwirbeln, wie e- sonst gewöhnlich der Fall war. In dem Maße wie sich die Tem peratur veränderte und die Frische der Nacht auf die Erde Herab stieg, zeigte sich die Wirkung dieses Mittels noch energischer. Jeden Morgen befestigte sich der Boden, der nur einmal mit Salzsäure besprengt wordm war, wieder von neuem und bot einen ebenso reinlichen als angenehmen Weg." Wenn auch die Benutzung der Salzsäure weniger Kosten ver ursacht al- die de- Chlorcalcium, so wollen wir sie jedoch nicht empfehlen, denn wie bekannt, ist die Salzsäure sehr fressend und ätzend. Wenn diese zerstörende Eigenschaft auch bedeutend durch die starke Verdünnung mit Wasser und namentlich durch die Ver bindung mit dem Kalk im Boden zu Chlorcaküum vermindert wird, so kann man in Folge der Art und Weise der Verwendung doch, nicht sicher sein, eine vollständige Neutralisation btt Salzsäure herbei zu führen. ES könnte doch sein, daß noch ein Theil der Salzsäure ungesättigt bliebe und dieser würde nicht verfehlen, auf da- Schuhzeug und die Kleider der Hamen zerstörend einzuwirkm. Bei dem Chkorealctum dagegen haben wir diese nachtheiligen Ein flüsse nicht zu befürchten, denn hier ist die scharfe und ätzende Salzsäure durch den Kalk vollständig abgestumpft und unschädlich gemacht und deshalb darf man auf das geringe Mehr der Kosten nicht sehm. Man kann wohl sagen, daß die Benutzung der Chlorcalcium lösung zum Besprengen der Straßen einen sehr wohlthätigen Ein fluß auf die Gesundheit in den Städten, die leider in verschiedenen Punkten noch sehr viel zu wünschen übrig läßt, ausüben wird. Freilich ist sie erst noch inS Leben eivzuführen und leider hält es trotz alle- Redens sehr schwer, der alten lieben Gewohnheit den Abschied zu geben. Indessen hoffen wir, daß unser Wort, da der Uebelstand, den wir hier zur Sprache gebracht haben, immer mehr die Aufmerksamkeit auf sich zieht, eine gute Stätte finden und so von Nutzen ftin werde. * „Lieber Leipzigs Volksschulen". Unter Bezugnahme auf ha- unter gleichem Hitel in diesen Tagen erschienene Schriftchen spricht ein Herr — m. den Wunsch aus, eS möge einer der hiesigen Lehrer Aufschlüsse über die Aus führbarkeit der im genannten Schriftchen gemachten Vorschläge geben. Ohne auf die volle- Lob spendende Besprechung o,s Heftes ein zugehen — da wir sonst so Manches in gebührende Schranken zurückweisen müßten; so sehr auch wir die Unbefangenheit der Ansprache an Behörden und Publicum anerkennen — erlauben wir u»S nur einige Momente zur Beurtheilung der gethanen Vor schläge heranzuziehen. Zunächst stützen sich die Andeutungen des „Mahnrufe-" über eine Uebungsschule auf den Plan einer in Jena unter Prof. Stoy bestehenden derartigen Anstalt, die allerdings insbesondere durch Stoy's Persönlichkeit zu einer höchst segensreichen Uebungsstätte für angehmde Lehrer geworden ist. Wollte aber Jemand glauben, daß die in dem Schriftchen ge machten Vorschläge auf die hiesigen Verhältnisse ohne Weitere- anwendbar seien, so dürfte er sich doch im Jrrthum befinden. WaS den Rechnungsfehler anlangt, der dabei stattgefunden, so hat sich ein Artikel in Nr. 362 de- Leipziger Journal- darüber schon ausgesprochen, wir lassen ihn hier also unberührt. Allein eS ist das auch nicht der einzige angreifbare Punct. Unseres Be- dünkens ist nämlich eine, blos da- Praktische des Lehrerberufs in- Auge fassende Uebungsschule nicht genügend; eS müßte den prak tischen Versuchen eine tüchtige theoretische Vorbildung voran- gehen, sie müßte sich zur Fortbildung neben der Praxis auS- dehnen. Es gehören aber hierzu nicht bloS Vorlesungen, sondern auch Disputatorien, Fertigung und Besprechung pädagogischer Auf sätze; eS bedarf für die an der Uebungsschule Arbeitenden jener vom Verf. empfohlenen, an unseren Schulen fast unmöglichen, sogenannten „Probelektionen" nebst nachfolgenden „RecensionS- abenden"; eS müssen, soll ein wirklicher Nützen für Leipzig- Schulen daraus erwachsen, regelmäßige Prüfungen damit ver bunden werden u. s. w. und gehören vor allen Dingen ziemlich bedeutende Mittel dazu, um die Sache ins Werk zu setzen. Ausführbar also sind die Vorschläge de- Verf. allerdings, wie schon der Umstand beweist, daß sie anderwärts Ausgeführtes abbilden, allein sie sind hier weder so ausführbar, ww Verf. meint, noch so leicht ausführbar, wie eS nach seiner Darstellung dm Anschein hat, vorausgesetzt nämlich, daß etwa- Tüchtige- dabei herauskommen soll. Dem Anfrager werden diese wenigen Worte allerdings nicht genügen, wir können aber da- Tageblatt kaum als den geeigneten Sprechsaal für diese Angelegenheit anfehen und erbitten uns daher Jedem, dem es ein wirklicher Ernst ist um die Sache, Genauere- vorzulegen, sobald er sich zu persönlichem Verkehr entschließen kann. Die Redaktion dieses Blattes ist für diesen Fall ermächtigt, den Namen de- Einsender- zu nennen. — r. — Stadttheater. Wir haben über da- weitere Auftreten von zwei Gästen in Oper und Schauspiel zu referirm, von denen ausführlich bereits nach ihren ersten Vorstellungen gesprochen worden ist. Herr Reer führte abermals eine Partie von Auber vor, dm Fra Diavolo. Die elegante, graziöse, leicht klingende, in Wahrheit aber technisch ziemlich schwierige Musik de- französischen Meisters scheint Herr Reer mit großer Vorliebe zu singen, und da- mit Recht, denn seine treffliche Gesangsbildung und die Art und Weise seine- Vor» trag- eignen sich ganz besonder- dazu, die anmuthigen und feinen melodischen Gestaltungen Aubers eindringlich zur Darstellung zu bringen. Errang der Gast mit der großm Scene und Arie im dritten Act einm besonder- gutm Erfolg, so zeigte er sich in der Barcarole de- zweiten AttS auch al- Liedersänger von feinem Ge«
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