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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-09
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1877
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^ o. o r. — Heilte ^deini 8 Ldr s. V. s. I. r. ä. Z k. Leute 8), II. >. V. 7 v. 1^ u. ä. 8 v. kakel. 5tz»lä»A»»«.»»zUÄÄM«. ^IH0lHa§naVKS«> PostftraH, Nr. 7. Täglich geöffnet von Morgen» bl» Abend», auch «ßRKHULßTUsUlAURg E>on- tag». Wannencurbäder genau nach ärztlicher Verordnung. Akts MUSvastsw, Schlcltcrstr.5. Kteser»«»delda«ps»» W«r«e»bäi»»r bei Gicht, Rheumatismus, Erkältung-leiden n 165 S*rise«»staltr» 7.«. UT» Mittwoch: Saüerkraut mit S-swein^steiick V. V. Sehern-Pa altz. Rtll-l »»ss «ß«K Mrtesrsl-zischr jöesdrchümze» L» I^ölWNilA. llütw: 118 bl blotem aber <i» Oatase, Leit Sv» S««d»ebl»uK. r»ä. »°k »» >tU1u»tr. Tdarmvmater. 0»1»ia»gnut«. V iaüivdtaoi un«l 7. x»ou»r K»eb»url»s, 2 lldr 74S6 88 71 8 2 k»»t trAb- 7. - ^b»nä, 10 Ubr 7<7.» -t- S.2 SS 8 2 voUcig 8. - Kordon« 8 vbr 7505 -1- 6.4 78 88 V Z nolbig 8. - blacdmittaz, 2 vbr 750.7 -t- 106 «0 8 besolde Uivinm» ä»r r«wper»tur: -s- 2*.L. Nnnwow 4»r 7',mp«r»tnr' -s- ltts Prof Ui. Hermann Lrockhaus' Lcichenbegängniß. I)r. ^b Leipzig, 8. Januar. Nur um acht Wochen liegen die Sterbetage zweier unserer ge diegensten Professoren der philosophischen Facultät au» einander, de» Geh. Rath» vr. Ritschl und dev Geh. Hosrath» vr. Hermann Brock haus, w lche Beide, wie einer der heutigen Red ner am Sarkophag in der Wohnung de- Ver storbenen auf Grund der Matrikel nachwicS. vor 52 Jahren an einem und demselben Tage als Studirendc an hiesiger Universitätimmatriculirt worden waren! Wie bei Rssschl's Bestattung, so batte sich auch I'eute in dem Haufe Nr. 15 der Querstraße ein großer Kreis von Leidtragenden au» akademischen und anderen erlesenen Cirkeln der Gesellschaft als trauernd« corvua eingesundcn, um dem trefflichen Orientalisten, dessen entseelte Hülle in prächtigem Sarkophag reich aufgebahrt, von zahlreichen Lichtern umgeben, in der Mitte eineS Salons stand, die letzten Ehren zu erweisen. Der aka demische Senat war vornehmlich durch Rector MagnificuS, Exrector, sowie die Tecane der theo logischen und philosophischen Facultät vertreten. Rach einem einleitenden Gesänge, welcher vom Zorridor her in die Trauerversammlung herüber schallte, trat der erste Universitätsprediger, Pro fessor v. Baur, an den Sarg heran und hrelt eine längere Standrede mit Anknüpfung an 1. Korinther 13, 8: „Die Liebe hört nimmer aus, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aushören werden und das Erkennt- niß aushören wird ...." Mit der jenem Kanzelredner eigenthümlichen schlicht eindringlichen Wärme und biedern Auf richtigkeit wies die Ansprache des Ausführlichen nach, wie reich sich im Leben des Hingeschiedenen Collegen und unvergeßlich theuren Gelehrten die Liebe'offenbart habe, einmal die Liebe des Aller höchsten, offenbart durch eine Fülle von Seg nungen aller Art, welche die Laufbahn LeS Ver- storhencn von früher Jugend an begnadeten, sedann der große Fonds von Liebe gegen alle Mitmenschen, die den Heimgegangenen auSzeich- nete, und endlich die aus Denselben zurückwirkende, ihm entgegengetragene allgemeine Gegenliebe, die es dahin brachte, daß der Theure dahinstarb, ohne einen Feind besessen zu haben.. . . Redner, welcher dem Gusridon mit den hohen OrdenSzeichen de- Verblichenen gegenüber stand, unterließ nicht, unter den liebenswürdigen Eigen schaften des Verklärten dessen anspruchsloses, be. 'fcherveneS, nichts weniger denn ehrgeiziges Wesen zu erwähnen und gegenüber dem Vorkommen der entgegengesetzten, wenn auch in subtiler Form austrelrrden, die äußern Ehren nicht gerade offen erstrebenden, aber doch sich recht gern ge fallen lassenden Gesinnung mancher akademischer Gelehrten mit sittlichem Ernst zu betonen. Nach dem SegerSspruch, mit welchem I). Baur schloß, folgte als Fachgenosse de- Verstorbenen Professor vr Fleischer als Standredner. Letz terer gab in leichten Umrissen ein Bild des Lehr- sacbeS unseres Hingeschiedenen SanSkritlehrers, zeigte, wie es vor dessen Hieherkunft in Leipzig Damit stand, wie nach Rofenmüller'S Ableben LaS Fach interimistisch vertreten war und erst durch Brockhau»' Berufung oder Habssitirung als Extraordinarius recht eigentlich besetzt wurde; wieS BrockhauS' Verdienste als eine» der ersten Mit glieder der Königlich Sächsischen Gesell schaft der Wissenschaften und späterer lang jähriger stellvertretender Classensecretarr derselben, svwi« als Mitbegründer der Deutschen Mor genländischen Gesellschaft und der Orien talisten Wanderversammlunge», namentlich als viel- jähriger Redacteur der Zeitschrift der vorletzt ge nannten Gesellschaft eingehend nach und ries dem theuren Entschlafenen, mit de» er 36 Jahre zu sammen gewirkt hatte, ein auS tiefbewegter Brust kommendes, von Rührung halberstirkte» Lebe wohl nach. Gesang und Einsegnung durch Priestermund (Coufistorialratb v. Baur) schlossen die Trauer feierlichkeit im Hause Der Couduct bestand in einer äußerst zahlreichen Leichenbegleitung durch Studirende m>l Fahne und eine lange Reihe Wagen und herrschaftliche Equipagen. AuS Jena war ein Deputirter der Universität an wesend. Am Grabe sprach der Sohn de» Ver ewigten. Professor vr. Clemens BrockhauS, Pastor an der JohanniSkirche, tiefgefühlte Worte kindlichen Schmerze». Bald deckle die Erde einen der gelehrtesten ..Pandit»" der occidentalischen Wel^ der im Orient, ohne ibn je gesehen zu haben, heimisch war, wie ein Eingeborener und dessen Name am Gange» wie in der Fachwelt Europa» unvergessen bleiben wird al» gelehrter Herausgeber von So- madeva'S Märchen au» dem Wunderlande der Lotosblume, wie al» bahnbrechender Reformator der Schriftschreibweise de» Sanskrit, dem man die Entfernung der auSbündio schweren „Deva- nagari" Schrift au» den Lehr- und Lesebüchern und die Vertauschung derselben mit der lateinischen »u verdanken hat. Der Wahlaufruf für Lebel. „Das Comits für die Wahl Bebel'»" — so ist der Ausruf unterzeichnet, welcher dieser Tage von HauS zu Haus getragen wurde und worin unS die Wahl dieses ausgezeichneten VolkSbeglückcrs empfohlen wird. Wer sind die ehcenwenben Männer, die das Comitö bilden? Sie hüllen sich bescheiden in den Schleier der Namenlosigkeit. Man möchte fragen: giebl es überhaupt ein solches Comits? Aber wer sollte denn sonst den Ausruf verfaßt haben? Nun, Da» ist nicht schwer zu er- rathen. Wer ander» wüßte so geschickt richtige Zahlen täuschend zu gruppiren und mit erfun denen zu mischen, wer wüßte den socialistischen Ideen ein so kunstreiches Mäntelchen umzuhängen, daß nur die Reize verführerisch durchschimmern, wer endlich wüßte so fein eine Falle für Arglose zu drechseln, als — er selber, der Drechslermeister August Bebel? Wer seine sonstigen Schriften mit Aufmerksamkeit gelesen hat, der kann über den Verfasser de- Aufrufs nicht im Zweifel fein. Er selber ist denn wohl auch daS Comitö, und wenn er eS nicht allein ist, so ist er wenigsten» die einzige EinS unter Nullen. Doch lassen wir da» ComitL und betrachten den Aufruf selbst. Die Hauptrolle spielen natürlich die Steuern, w'.e sie von den Parteien, welche „bisher" die Mehrheit un Reichstag bildeten, verwilligt worden sind Sie sind verwilligt „für die Macht« und Militairzwecke der Regierung, für Rüstungen, die Europa beunruhigen" — als ob wir nicht gerade in den letzten Monaten wieder so recht handgreif lich erfahren hätten, wie die jetzige Stellung Deutschlands den europäischen Frieden sichert; aber „nicht für Culturzwecke, für die geistige und materielle Hebung dcS Volke-" — die Mehrzahl der Leier wird sich hoffentlich nicht erinnern, daß das gefammte Schul- und Unter- richtswesen Suche der Einzclstaaten ist und daß mithin der Reichstag dafür Nichts verwilligen kann. Da wir einmal beim Schulwesen sind: auS dem sächsischen Staatssäckel sollen 3,721,600 ^ ür die höheren BildungSanstaUen, 1,141.000 ür die Volksschulen verwilllgt worden sein; natürlich oll der geneigte Leser dabei denken: die Volks chulen für das arme Volk, die höheren Anstalten ür die Reichen. Nun sind in Wahrheit nach dem ordentlichen Budget für 1876/77 für die Universität 704,887 für Gymnasien und Realschulen 730,863 verwilligt, zusammen 1,435,750 ^ dagegen 894,550 ^ für die Schullehrerseminarren und 1,381,450 direct für die Volksschulen, zusammen 2,276,000 woher die obigen Ziffern kommen sollen, ist uner sindlich. Verschwiegen ist aber die Hauptsache: daß nach unserer Gesetzgebung die Volksschulen rm Wesentlichen von den Ge meinden unterhalten werden, und daß mithin in den Staatshaushalt nur die Summen gehören, mit welchen arme Gemeinden unterstützt werden — ganz abgesehen davon, daß auf den höheren Büduugsanftallen auch viele Aermere studiren und daß die dort gewährte Bildung dem ganzen Lande zu Gute kommt. Von den indirekten Steuern, durch welche die Bedürfnisse deö Reiches in der Hauptsache gedeckt werden, behauptet der Ausruf schlechtweg, daß sie daS Volk im Preise der „nothwendigsten Lebens bedürfnisse" bezahle, was zwar von einem Theile, aber bei Weitem nicht von Allen gilt. Wein z. B. hat 1874 allein 10,290,000^, ausländischer Tabak und Cigarren 9,806,000 Zoll ergeben. Daß d,e besondere Neigung deS Reichskanzler- für indirekte Steuern wieder herhallen muß, ist selbst verständlich; und di den Lesern socialistischer Blätter seit Jahren Tag für Tag vorgepredigt worden ist, daß die Liberalen thun, wa» nnr Fürst Bi-marck verlangt, so kann auch die Folgerung nicht überraschen: wer die iudirecten Steuern nicht waßlo» erhöht sehen will, der darf keinen Liberalen wähle». „Bereit» erklären die Liberalen zu einer neuen Stempelsteuer rhre Zustimmung geben zu wollen", wird zur Bekräftigung hin« zugesügt, während bekanntlich nicht die Schaffung einer neuen Stempelsteuer, sondern die Ueber- tragung der bisherigen Stempelsteuern von den Einzelstaaten auf das Reich vorgefchlagen ist. und zwar zu dem Zwecke, um die ungerecht lastenden Matriculardcilrägc zu vermindern und sonstige Reformen, wie oie wiederholt bean tragte Abschaffung der Salzstcuer, zu ermöglichen — überall das Gegenthcil von Dem, waS da» Bebel-Comits behauptet. Der Raum mangelt uns, um die übrigen Entstellungen, von denen der Aufruf wimmelt, zn besuchten. Mn kommt aber va» eigene Programm. Wie sein ist da die Forderung: weg mit den Für sten, die rothe Republik wollen wir haben! — wie sein ist sie umschrieben: „Das Volk soll sich selbst regieren; es soll die selbst wählen, denen e» die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten onvertrauen will, und jene auch absetzen können, die seinem Vertrauen nicht ent sprechen." Und wie unschuldig klingt cS, daß „der Großbetrieb in Ackerbau und Indus ne zum Vortheil Aller auf d,e gefammte Boltsarbrit übertragen werden" soll, daß die Socialdemo kratie die „Ehe auf gegenseitiger Liebe ucd Achtung begründet sehen will " Wer Euch sagt: „die Socialdemokratie will da» Eigenthum, die Ehe, die Familie rerstören," dem werft die nicht mehr ganz ungewöhnliche Bezeichnung „Lügner und Ver leumder" in- Gesicht — da» »st ja das einfachste Verfahren, um unbequemen Wahrheiten aus dem Wege zu gehen. Doch nein, „zei stören" wollen ja die Herren daS Eigenthum nicht; nur abschaffen wollen sie das Privatcapital; Jeder soll hcrgeben, waS er hat, und wer es nicht gutwillig thut, der wirk» „im Kampfe mit der neuen Staatsgewalt zer malmt". Zerstören wollen sie die Ehe nicht, nur „das juristische Band lösen," so daß der Mann jeden Tag zur Frau sagen kann: Ich liebe. dich nicht mehr, geh'wohin du magst! Und damit dieS leichter auSzuführen sei, werden die Kinder von frühester Jugend au in StaatSansialten aus Staatskosten erzogen — eS ist eben Alles Großbetrieb. DaS heißt es, Ihr Mütter, wenn Euch vorgeschwafelt wird: „je höher die Stellung der Frau, je höher der Culturgrad des Volke»". Drum, wer seinen Kaiser und seinen König liebt, wer einen friedlichen Ausbau deS Reiche- wünscht, wer unsere gefammte Cultur, unser WirthschaftS- und Familienleben nicht zerstört, sondern weiter entwickelt und veredelt sehen will, der wähle nicht nnr nicht Bebel, sondern der sorge auch dafür, daß er nickt durch Trägheit und Stimmenzersplitterung der Vernünftigen die Mehr heit gewinnt, der gehe bin und wäble unseren Stephani! Zur Wahl. Die sogenannte Fortschritts-, richtiger Heißsporn-Partei hat seit ihrem Bestehen bis her bei jeder wichtigen vaterländiscken Angelegen heit ibr Ungeschick, ihre Kurzsichtigkeit, ihr syste- matifchcö Nörgeln bekundet, so zwar, daß wenn die Bestrebungen dieser Partei gesiegt hätten, die wichtigsten, segensreichsten Gesetze und Ein richtungen bis zur Stunde niemals zu Stande gekommen wären. — Wenn eS nach dem Willen dieser sogenannten Fortschrittler gegangen wäre, so wäre Deutschland noch heute ein macht loser Verein der Kleinstaaterei, gebeugt unter Frankreich« Machtspruch. Die allgemeine Meinung Deutschland- ist nicht allein dieser Ansicht bei getreten, sondern im letzten Reichstage wagte nickt einmal der Vietsprecher Windthorst, seinen Fortschritt-freunden beizutreten. Erinnern wir und aber nur, außer vielem Anderen, an die zänkischen und, wie die Folge gelehrt, wichtigen Ausführungen. die Buchow — ein großer Gelebrter, aber ein ebenso kleiner Poli tiker und irriger Voraussager — seiner Zeit im preußischen Landtage gethau, dann an das üid.nsckastlichc rücksichtslose Benehmen des VrHänel im ReichSlage (der dnrck sein unliebsames Austret.n um die Vicepiäsidentsckast gekommen), sowie an das Treiben und daS wüste, bodenlose Geschrei gegen das von ganz Deutschland ersehnte und dann allgemein gebilligte Zustandekommen der Justizgesetze! — Aber, wie traurig und wie charakteristisch ist jetzt der Standpunkt dieser sich nennenden Fortschrittler, der Herren Richter, Franz Duncker, Hänel rc., die mit sämmt- lichen reich-feindlichen Parteien, den Herren Polen, Ultramontanen, d. h. Römlingen, ja den Socialdemokraten — ihre Stimmen ver einigt haben!! Und wieder hat der jüngste Reichstag gezeigt, daß wir uns einzig und unbedingt auf die große wahrhaft patriotische Partei der Natio««l-Ltberaleu, der unser zu wählender vr. Gtepha«i anqehört, verlassen können, der wir allein die Durchführung der von jedem Ba- terlandsfreunb ersehnten Justizgesetze zu danken haben. —l. Zur Heichstagsivahl. Bekanntlich steht eS den Wählern frei, sich i« Wahllocal, soweit eS der Raum gestattet, auf zuhalten, um die Wahl selbst zu controliren. Um jedoch Mißverständnissen vorzubeugen, ist eS er wünscht, daß an die Wahltafel, auf welcher die Urne (Stimmzettelkasten) sich befindet, Per sonen, die nicht zu den Wahlbeamten gehören, nicht zugelaffen werden. Ferner ist es wünschenswerth, daß diejenigen Wahlbefähigten, die frei über ihre Zeit gebieten können entweder Vormittags zeitig oder Nachmittag- nach 2 Uhr ihr Wahlrecht auSüben, weil in den Mittagsstunden der Andrang zur Wahlurne stets ein erhöhter ist Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß jeder einzelne Wahlact für die Beamten wesentlich erleichtert wird, wenn der Wählend« seine An gaben in folgender Wesse bewerkstelligt: Straße rrsp. Gasse oder Platz, HauSnummer, Wohnung (Parterre oder Etage), Namen und Stand. Unser Stimmzettel ober laute beut lick :Viccbürgermei st er a. D.vr Stephani Unv nun Wähler, erfülle am 10. Januar Deine Pflicht! Nachtrag. * Leipzig« 5 Januar. Die wichtigsten Be stimmung« n über die Ausübung dcs Wahl-- rechteS sind folgende. Makler für den Reichs tag ist jeder Deutsche, welcher das 25 Lebensjahr zurückgelegt hat, wofern er nicht unter Vormund schaft steht, oder Armenunterstützung erhält, oder in Folge rechtskräftigen Erkenntnisse- die Ehren rechte verloren Kat, oder über seinem Vermögen der ConcurS schwebt. Jeder wählt in dem B-'znk. wo er zur Zeit der Wahl seinen Woknsitz hat Er kann jedoch von seinem Rechte nur Gebrauch machen, wem: sein Name in der Wahlliste, w^che seiner Zeit öffentlich ausgelegen hat, sich vor zeichnet findet Das Wahlrecht kann von dem detreffendei» WLbler nur persönlich, nicht aber durch einen Stellvertreter oder auf brieflichem Wege ausgcübt werde» Der Stimmzettel mu>ö von weißem Papier sein und darf kem äußeres Kennzeichen tragen. Der ausgeschriebene oder ad- gedruckte Name de- Candidaten darf nicht durch scheinen. Bei Abgabe de- Stimmzettel- muß der selbe so zusammengcsaltet sein, daß der auf ihm verzeichnete Name verdeckt ist. Die Wahlhand lung beginnt um 10 Uhr Vormittags und nur. 6 Uhr Nachmittags erklärt der Wahlvorsteher dieselbe für geschloffen. Die Wahlhandlung, so wie die Ermittelung des Wahlergebnisses sin; öffentlich. * Leipzig. 8. Januar. Wir werden von dem Verein „Vorwärts" in GohliS ersucht, die in einem hiesigen Blatte enthaltene Mittheilung» eS sei in der von dem gedachten Verein eiv- beruf neu Versammlung auf die an die Candidaten der nationalliberalen und der ForlschrittS'parte: erlassene Einladung nur Herr Findel erschienen, Herr Ludwig-Wolf aber auSgebliebcn, dahin zu berichtigen, daß der Vorstand des Vereins „Vor wärts" keine Kenntniß von der schon früher von anderer Seite beschlossenen Veranstaltung eine» nationalliberalen Wählerversammlung hatte Nach dem er daS in Erfahrung gebracht, ist er vo»- kommen damit einverstanden gewesen, daß Herr Ludwig-Wolf sich in dieser letzteren Versammlung den Wählern in GohliS vorsteüte. * Leipzig, 8 Jan Im 15. ReichStagSwabl» kreise Frankenberg-Mttweida-Burgstädt hatten sich- sämmillche reichStreue Parteien aus die Caudidatur deS Herrn HandelSlammersecretair vr. Genfel geeinigt, und eS war hierdurch gegründete AuS. sicht entstanden, den bisherigen socialistischen Ver treter, Herrn Vahlteich, airS dem Wahlkreise zw verdrängen. Wie wir leider von dorther eiffab- ren, «st noch in letzter Stunde von fortschrittlicher Seite diese Vereinbarung gebrochen und vr. Schaff» rath in Dresden alS Candidat aufgestellt worden Diese Caudidatur ist völlig aussichtslos und könnte, wenn ernsthaft an ihr festqehalten würde» nur den Socialdemokraten in die Hände arbeiten. Daß unsere Fortschritt-Männer mit den Socia- listen liebäugeln und lieber diesen, alS den Ratio- nalliberalen bas Leben gönnen, in Leipzig wie in Dresden weiß man davon ein Lied zu singen. — Man schreibt unS über diese peinliche Angelegen heit aus Burgstädt vom 7. d M: Run habcu auch wir nn 15 Wahlkreise einen dritter. Candidaten Genera erschien im biestgcn Blatt ein Wahlaufrrss fiir Schaffraw Am Nachmittag brachte «ine Bergnü- gungsgescllschaft. die „Liedertafel" auS Mittweida» welche vier ein Concert veranstaltet hatte, ebendenselben Wahlaufruf mit und vertheilte möglichst viel Exemplare Sm hiesiger Bürger nahm gleich ein Bündel davon ra die Hand und -erriß es mir der Bemerkung. daß wir Nicht» von einem solchen Manöver wisse« wollten. Durch daS Erscheinen dieser Gesellschaft erst wurde »aS mystisch« Lomitt, welches in der Eile »ergcffen hatte, Namens- Uutrrschriflen und den Setz des Vorstandes dem Wahl aufruf bei-ufügen, entpuppt. Kaufmann Reißig und Laator Geyrich, letzterer Direktor der Liedertafel, n»d noch einige wurden als die Comittmitglteder genormt, nad die beiden ersteren, selbst vier anweseud, erklärte», daß die Agitation vom FortschrittSverein zu Mittweida beschlossen s«,. Retßtg ist jetzt Vorsitzender diese« Vereines, nachdem Kurt Starke vor Kurzem ausgetreten; warum dies« Wechsel i» Vorstand gerade jetzt in Scene gesetzt wurde, kam» man «krachen, «emr »an sich ernmert. daß Starke Namens des Viren»« vor einigen Wochen dem reich» treue« Central- comitv des 15. Wahlkreises zu Mittweida schrift lich die Erklärung gegeben, daß der Fortschritts- Verein von einer Aufstellung eine» eigenen Candidat« absrhen und Mann für Mann d,e Stimm« de« ttr. Grusel als v«m der Fortschrittspartei näher steh« den von beiden ausgestellten Candidat« geben werde Wenn man nun noch den Text des Wahlaufruf» näher anstrht, ra welcbcm die schöllst«, den socialistischen Agi tator« evNebnren Phrasen steh«, wie z B. „die hei ligsten Reckte im höchsten Maße gefährden", dann kann man unsere Empörung denk« über dieses kläg lich«. uns obne alle Ahnung noch in der 12. Stunde entgegentretelid« Undmg von Woblwaaöver. Wir halt« uns alle Müb« gegeben, hier und in der Umgegend die Maiorität für Grusel zu erreich«, wir baden überall im Staue der ..vereinigt« liberalen Parteien" um Stimmen für G,ns«l geworben und jetzt kommen diese Leute und unterzeichn« ein« Wahlaufruf für Schaff- ratb mit „wahrtaft reichstreu, wahrhaft I deral'tt Wie Schafsraik» selbst zur Sack« sich verhält, tonnten wir bi» jetzt nicht mit Bestimmtheit erfahr«. Ader so viel »st sicher, wenn diesmal Bablteich siegt, dann kann er sich bei dem FortschrittSverein bedank-n. Zum Glück wird daS fortschrittliche Manöver, wie wrr soeben erfabren, nicht so diel Schaden
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