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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187703230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-03
- Tag1877-03-23
- Monat1877-03
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1877
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Grschet»t tt-ltch früh 6V, Uhr. Arb«»«« «ck Lrvchttt»» I^onrnSgasse SS. A»«chß»ck«, »er Rr»«rtt«»: BvrnnttagS I»—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. »mradme der für die »Ichst- olLmdr R»»mer bestimmten Julnatr «u Wochentage» bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- «en» Festtage» früh bis '/,d Uhr. r> hriFstiatev für Z>s. Ammh»«: Ott» Kinn«. UmverfitLtsstr. 22. Louis Lssche. «atharmenstr. 18, p. «»r bis '/H Uhr. Anzeiger. L>Wll für Politik, Localgkfchichtk, Handel-- und Gtschästßverkcbr. Auflage L d ^ ,u veertelj. 4V, mcl. Bnuacriobn 5 ML. durch die Post bezogen « Mk. Jede einzelne Nummer so Pf. Belegexemplar 10 Pf Gebühren für ExtrabcUagea Ohne Postbefürderung So ML mil Postbefürderung 4L Mt Züscra!, 4aesp. BourgeorSz. 20 Pf. Größe« Schriften laut unsere» Preisorrzeichmß —Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reelameo »ater dem Arhactloafftrtch die Spaltzeil« 40 Pf. Inserate stud stets an d. Er»,ditto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoonmonnuie oder durch Postvoffchuß. W 82. Freitag dm 23. Miirz 1877. 71. Jahrgang. I« rascber Folge hat unS der Tod doppelte Trauer gebracht. Nach längeren Leiden entschlief am 20 d. M Nachmittags 4 Uhr Herr Bicebüraermeist« a. D. Fra«, LHaodar Berger, Ehrenbürger der Stadt Leipzig, Ritter deS König!. Sächs. Civil Verdienst-Orden-, u:.d am 21. v. M Nachmittags 4 Udr da- active Mitglied unsere- Collegium- Herr Kaufmann Moritz K»h«er. Eine lange Reihe von Jahren hat Herr Vicebürgermeister Berger seine ganze Kraft dem Dienste unserer Stadt gewidmet, ist mit unermüdlicher Thäkigfeit und rastlosem Eifer für deren Wohl thätig gewesen, bi- Ihm am Abend Seine- Lebens die Kräfte versagten und Er in den wohlverdienten Rube- nand zurücktreten mußte. Seine unschätzbaren Verdienste um unsere Stadt und die vorzüglich«! Eigenschaften Seines Herzen- und Charakter- sichern Ihm ein bleibende- Andenken in den Herzen Seiner Mitbürger. Unser College Kohner wurde, während er in voller Arbeit stand, von schwerer Krankheit er griffen, und nun vom Tode dahingerafft. In Ihm verlieren wir einen Mann, der, auSgestattet mit regem Geiste, gediegenem Wissen und festem Charakter, in treuer Hingebung an der gemein samen Arbeit zum Wohle unserer Sladt Tbeil nahm. Sein Andenken wird stet- in Ehren ge halten werden Möge Ihnen Beiden die Erde leicht sein! Leipzig, am 22 März 1877. Der Math der Stadt LeipziG. vr. Georgi. Messe rschmidt Bekanntmachung. Alle diejenigen Milita'rpflichtigen, denen die Ordre- zum diesjährigen Ersatzgeschäst wegen stattgefunbenen Wohnungswechsel-, ungenauer oder unrichtiger Angabe der Wohnung öder dergleichen nicht haben eingekändigt werden können, werden hiermit ausgefordert, dieselben sofort auf unserem Quartier-Amte, RathhauS, 2 Etage, abzubolen. Der Nichtbesitz der Ordre entschuldigt nicht, vielmehr kommen beim Au-bleiben in dem MusterungSlermine die im K. 24,7 der deutschen Wehrordnunq anqedrohten Strafen und Nachtheile in Anwendung. Leipzig, am 2«. Mär; 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Der Inhaber de- von unserm II. Filial alS abhanden gekommen angezeigten Interim-schems über da- Sparcassenbuch Serie II Nr 14S09 wird hierdurch aufgesordert, denselben innerhalb drei Monaten und längsten- am 25 Juni d I. an die Unterzeichnete Anstalt zurückzugeben oder fein Recht daran zu beweisen, widrigerfills der Sparkassen Ordnung gemäß dem Anzeiger da- Buch auSgehändigt werden wird. Leipzig, den 22 März 1877. Die Vrr»»al1««g de- Leihhauses «ud der Sparrafse. Oeffentliche Sitzung der Stadwerordneten Freitag a» 23. März a. e. -lbe»d- V»? VH* t»» Saale der I. BLrgerseh«!«. Tage-ordu»ug: l Gutachten de- Stift»ng-au-sch«sse- über a. da- Budget de- Georgeuhause-, b ver schiedene Stiftungsrechnungen. II. Gutachten de- SchulauSschusseS über » Gewährung einer UmzugSentschädigung an ei«en von au-wärt- an die Nicolaischule berufenen Lehrer, d. die Rechnung der höheren Knabenschule pro 1874, die Rechnung der II Bürgerschule pro 1874, die Rechnungen der elf Volksschulen, der Fortbildungsschule für Knaben und der Fortbildungsschule für Mädchen auf da- Jahr 1875. III Gutachten de- Bauau-schusse- über a WasserleitungSanlagen in der Uferstraße läng- der alten Elster rc, d. die Anschaffung von Drahtgittern für die nach Osten gelegenen Parterrefenster im neuen Theater. IV Gutachten de- Bau- und OekonomieauSschuffe- über » Abänderung der für den Peter-- steinweg vereinbarten neuen Straßenfluchtlinie, d. da- Abkommen mit Herrn Käßner wegen Arealabtretung zur fortgesetzten Albertstraße, c. die Regulirung der Bauflucht linie im oberen nördlichen Theile der Albertstraße und da- hierüber mit den ASmuß- scheu Erben getroffene Abkommen. V. Gutachten de- Au-schusse- zur Gasanstalt über ». Abänderung der Beleuchtungsanlagen in der Eisenbahnstraße und Gartenftraße, d die Beleuchtungsanlagen in der BiSmarck- straße, o die Beleuchtung der öffentlichen Aborte, ck. Herstellung der BeleuchtuugS anlagen in der Uferstraße an der alten Elster. Gartenverpachtung. Bon den vor dem »e«e« Friedhofe und zwischen diesem und der Derbii»d««g<bah» gelegenen, jetzt im Besitz der Universität befindlichen Gärte» sollen die Parzelle« Rr. I bis init 8 aus sechs Jahre meistbietend versteigert werden. Pachtliebhaber werden hiermit ersucht, in dem auf So»«abend, de« 2s. März diese- Jahre- Dor«tttags IS Uhr angesetzten Llcitationstermine im Universität-Reutaonte zu erscheinen und ihre Gebote ad- zugeben. Die Au-wahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 16. März 1877. Universität-Ske»tai«t Graf. Die Entscheidung über das Aetchsgertcht. Man schreibt un- darüber au- Berlin: Aus Len großen Redekampf über den Sitz de- Reichs gericht- folgte heute, Mittwoch, da- zweite Treffen, dessen AuSgang durch den Telegraphen bereit- in allen Gauen de- deutschen Vaterlandes bekannt geworden. Die Entscheidung ist für Leipzig und gegen Berlin mit einer aus da- Höchste über raschenden großen Mehrheit gefallen, die auch da- gleicdgeartete Resultat der dritten Lesung ver bürgt. Noch in den allerletzten Tagen war von hier au- in zahlreichen officiösen und anderen Cor respondenzen ziemlich bestimmt versichert worden, man habe Grund, auf eine kleineMehrheit für Berlin zu hoffen, da namentlich in der nationalliberalen Fraction mehr und mehr die Anschauung Boden ge Wonnen, da-ReichSgericht müsse in die Reichshaupt stadt gelegt werden. Und eS mag in Wahrheit auch von den Freunden Berlin- Alles gethan worden sein, um eine ihrer Sache günstige und ausschlag gebende Stimmung zu erzeugen. Ja man hat sich von dieser Seite, natürlich nur in Privat- gesprächen, darauf berufen, der Kaiser wünsche lebhaft die Erhaltung de- obersten Gerichtshöfe- in Berlin. Alle diese Bemühungen indessen haben den gewünschten Zweck nicht erreicht, im Gegen- ibeil, der Antrag der Abgeordneten Gneist. Löwe und Genoffen fand die große Mehrheit von 71 Stimmen gegen sich. Die ganze Phvsiognomie im Hause ließ die große Bedeutung de- Augenblicke- «kennen Der Reichstag hat seine Mitglieder wohl nur in den seltenste» Fällen so zahlreich versammelt gesehen; alle Parteien waren in ihrer vollen Stärke ver treten, und eS war zu diesem Behuf« nach der Sitzung am DienStag der Telegraph nach allen Gegenden der Windrose in Bewegung gesetzt wor den. Biele Abgeordnete hatten geglaubt, die Vor lage über da- Reichsgericht werde erst am Frei tag in zweiter Lesung auf die Tagesordnung ge- s.tzt werden, und d,ese Absicht hatte wohl auch bei dem Präsidium vorgewaltet. Die dritte und endgültige Lesung würde dann erst nach den Osterferien haben stattfinden können. Die Parteien für Leipzig wußten e- jedoch durchzusetzen, daß diese Hinau-schiedung nicht eintrat, und auf diese Weise kam e<, daß die während der Dien-tagS- sitzung abgereisten Abgeordneten bei ihrer Ankunft am heimathlichen Herd von ihren FractionSvor- ständen die telegraphisch« Mittheilung zur sofor tigen R-ckkehr vorfanden. Die Abgeordneten haben sich diefer anstrengenden Verpflichtung nicht entzogen, und ich habe Mitglieder de- Haufe- ge sprochen, die sich volle 24 Stunden hindurch auf der Eisenbahn de; auf der Reffe befanden Aber nicht allein da- Hau-, sondern auch alle Tribünen waren dicht besetzt »ud man wartete mit Span nung der kommenden Dinge. Eme große Erwartung knüpfte sich namentlich daran, ob der Reichskanzler Fürst Bi-marck r» der Sitzung erscheinen und da- Wort ergreifen werde Die Fürsprecher Berlins hofften DaS sebr stark; doch ihr Wunsch ging nicht in Er füllung und damit war dieser Partei ein- ihrer wirksamsten Kampfmittel verloren. Wir wollen nicht geradezu behaupten, daß die persönliche V«> Wendung de- Reichskanzler- zu Gunsten Berlins die Entscheidung für Leipzig in da- Gezentheil verwandelt haben würde; aber zweifelhafter wäre die Sache auf alle Fälle geworden. Fürst Bis marck überließ die Verthewigung der ursprüng lichen Regierungsvorlage ausschließlich den Ver tretern der preußischen Regierung und er ließ deutlich hieraus erkennen, daß die ReichSregierung aus die OrtSfrage kein entscheidendes Gewicht lege. Gleich der erste Theil der Sitzung brachte ein weitere- entscheidende- Ereigniß Al« ein Er- eigniß diefer Art darf man mit vollem Recht und Fug die einstündige glanzvolle Rede des Abg. I)r. LaSker für Leipzig bezeichnen. Dieser hoch verdiente Abgeordnete, besten Ausführungen vom Hause stet- mit Ruhe und Aufmerksamkeit an gehört zu werden Pflegen, trat mit Überzeugung-- voller Wärme den Darlegungen der Abgg Gneist und von Treitschke und de« Justizministers Leon hardt entgegen. Herr Laßker wußte namentlich die Bedenken zu entkräften, a!S ob die Richter de- obersten ReichSgericht- in Leipzig vom öffentlichen Leben losgelöst seien, und er führte sodann einen Ver glich zwischen Leiprig und Berlin, der nicht zu llngunsten der elfteren Stadt auSfiel. Er hob mit besonderer Betonung die gut nationale Ge sinnung der Leipziger Bürgerschaft hervor und polennsirte lebhaft dagegen, daß, wenn man Leipzig wähle, darin eine Kränkung Preußen- ge funden werden könne, vr. LaSker konnte sich mit Recht auf die Abwesenheit deSReichSkancher-al-Be weis dafür, daß der Sache nicht allenthalben eine eminent politischeBedeutungbeigelegt werde, berufen. Der von ihm schließlich gestellteZnsatzantrag, daß in dem Lande, welche- den obersten Reich-gericht-bof aufnimmt, kein besonderer oberster Lande-qerichtS- hof bestehen darf, fand bei der großen Mehrheit de- Hause- selbstverständlich Anklang Die LaS- ker'sche Rebe wurde an vielen Stellen und am Schluß mit aroßem Beifall ausgenommen und man konnte sofort au- der ganzen Bewegung, die sie unter den Abgeordneten hervorgebracht, her- auSfühlen, daß d,e Entscheidung für Leipzig um ein gute- Stück gefördert war. Graf Betbusy-Huc. der nächste Redner für Berlin, hatte mit der Unruhe und Unaufmerk samkeit de- Hause- zu kämpfen. Seine Behaup tung, die Nichtannahme der Wahl Berlins werde ein verhängnißvoller Schritt für die weitere Ent wickelung de- Reiche- sein, führte den Vertreter der bayerischen Regierung, Herrn v,n Riedel*), in die Scdranken, welcher eine sehr würdig ge haltene Erklärung darüber abgab, »aß die verbündeten Regierungen, in-besondere die Mittel- staaten, zu jeder Zeit von rein sachlichen Er wägungen geleitet worden und von diesen au- Di« Angabe in vor. Rr., daß der Frhr v PerglaS der brtr. Redner gewesen sei, wird hiermit berichtigt. zu der Wahl Leipzig- gekommen seien. An all dem Gerede von einer Verschwörung oder De monstration gegen Preußen sei kein wahre- Wort. Die ganze Erklärung trug den Stempel der Offtnheit und Wahrheit und hinterließ denn auch einen sehr günstigen Eindruck. Die Vorzüge der Stadt Leipzig fanden in diesem Redner einen fast eben so beredten und wirksamen Dolmetscher, wie eS der Abg. LaSker gewesen war. Die Reden, welche nunmehr die Vertreter der preußischen Regierung Justizmimster Leon Hardt und Staatssekretär Friedberg, vom Stapel ließen, konnten die sehr bedenklich gewordene Po sition der Partei für Berlin nicht mehr retten. Der erstgenannte Sprecher wiederholte in der Hauptsache Diuge, die von ihm bei der ersten Lesung ins Feld geführt worden, und Herr Fried- berq wußte al- Argument für Berlin nur ge wisse technische Schwierigkeiten im Verkehr der Reichsbehörden mit dem ReichSgericht, die sich bei besten Verlegung nach Leipzig geltend machen würden, und die schon früher widerlegte Behaup tung anzusühren, eS sei eine Kränkung Preußen- und seines Juristenstandes, wenn man das oberste Gericht aus Berlin wegnehme. Der letzte Redner für Berlin, der Abg.' Barn berge r, kämpfte, wie eS der Abg. von Treitschke gethan, nur mit hochpolitischenErwägungen Herr Bamberg« sprach, wie immer, geistvoll und witzig, jedoch a II da- Aufgebot seiner Berebtsamkeit vermochte die Waagschale zu Gunsten Berlin- nicht sinken zu machen, und wenn ja die Bambergn'sche Rede hier und da einige Wirkung hervorgebracht, so wurde dies« Eindruck durch die mit voller GefühlSwärme vor- gelraqene Gegenrede deS Abgeordneten Völk, d« mit Entschiedenheit für Leipzig eintiat und d« durch seine Verdienste um die Herbeiführung d« deutschen Einheit gegen jeden Verdacht ein« particularistischen od« preußenseindlichen Gcsin nung geschützt ist, wieder gänzlich abgeschwiickt Nach den unerläßlichen persönlichen Bemerkun gen begann unter der gespanntesten Aufmerksam keit aller im Hause Anwesenden gegen ?/,4 Uhr die namentliche Abstimmung. Dieselbe beanspruchte drei Viertelstunden Zeit. Schon während d« Ab stimmung konnte man wahrnehmeu. saß die Stadt Leipzig alSSiegerm au« dem Kampfe hervorging, da die Namen der für Berlin Stimmenden viel weniger bäufig erklangen als die ihr« Gegner. Endlich verkündete Präsident v. Forckenbeck da- Crgebniß: 2l3 Abgeordnete für Leipzig, 142 für Berlin! Das war der Inhalt d« Verkündung auS de- Präsidcnten Mund«. Eine sichtliche Sensation herrschte hinaus im ganzen Hause; denn eine solche Mehrheit für Leipzig hatte Niemand er wartet. Wo waren da alle Berechnungen der letzten Tage geblieben ? Geschloffen haben süc Leipzig gestimmt zunächst alle Oppositionsparteien, da- Centrum. die Fort schrittler, Socialisten, Polen, d« Däne, fern« ein Theil der elsäffer Lutonomisten, ein Theil dn Nationalliberalen (in-besondere die Sachsen, die recht-rheinischen Bayern, mehr«« Thü ringer, der Abg. La-ker u s. w., zusammen 29), sowie Tdeile der beiden konservativen Fraktionen. Wir schließen diesen Bericht mit der Hoffnung, daß d« AuSgang b« Frage keine andauernde Verstimmung in Preußen «zeugen, sondern d« ganzen Nation zum Heil und Segen gereich« wird. Preußen und Berlin werden trotz d« Verlegung de- ReichSgericht- nach Leipzig DaS bleiben wa- sie sind: Führer und Mittelpunkt der politischen Macht von Deutschland. Die zweite Lesung -er Aeichs- gerichtsvorlage. * Berlin, 2l. März. Präsident v. Forcken beck eröffnet die heutige Sitzung um 11?/, Nhr. Am Tische des BundesrathS: Unterstaat-secretair Friedberg, Justizminist« Leonhardt, die sächsischen Vertreter v. Nostitz-Wallwitz und Abcken, und zahlreiche andere Bundesbevoll mächtigte. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die zweite Berathung de- Gesetzentwurf-, betreffend den Sitz des ReichSgericht-. Zu demselben sind folgende Anträge eingegangen. Die Abge- ordneten Gneist und Löwe beantragen, statt „Leipzig" zu setzen „Berlin". Abg. LaSker beantragt, dem Entwurf fol genden Paragraphen vo> anzustellen: Aus den. jenigen Bundesstaat, in dessen Gediet da- oberste ReichSgericht seinen Sitz «hält, findet die Be stimmung des H. 8 de- Einsührung-gesetze- zum GerichtSverfassungSgesetz (betreffend da- Fort bestehen der obersten Gericht«böse d« einzelnen Bundesstaaten) keine Anwendung. Abg. vr. LaSker: Wie di« heutig« Entscheidung auch ausfalleu mag. jedenfalls habe ich den einen Wunsch, daß «uS den Verhandlungen nicht zurückbleibt, entweder, wenn für Berlin entschieden wird, irgend eine Besorgniß für dte Unabhängigkeit d«S Berichts, »der, wem» für Leipzig entschieden wird, die Annahme, als Hab« der Particu- lariSmuS einen Sieg errungen. Ich halte es für voll kommen berechtigt, daß dies« beiden Gesichtspunkte an die Spitz« treten. Zw«, Fragen müssen wir uns stellen: 1) Ist eS wahr, daß die Unabhängigkeit der Richter abhängt von der Wahl des OrteS, an de» der Gerichts hof seinen Sitz hat? 2) Wird di« technische Tüchtigkeit und Befähigung des Ge.ichtshofeS eder in Berlin ge fördert als in ein« andern Stadt de» Reiche«? D,e Meinung, daß durch di« Verlegung deS Gerichts nach Berlin irgend welche Momente der Parteilichkeit in den Gerichtsh f getragen werden, halt« ich mcht für be rechtigt. Ls tst dies «in« BerwechUung mit der Frage der Organisation. Nicht die Wahl des Ortes, sondern derjenige Einfluß muß hier entscheidend sein, welchen di« Regierung aus die Zusammensetzung des Gerichts- Hofes auSübt oder ausitden kanu. Wir haben immer anerkannt, daß der preußisch« Richterstavd au uuab- häagigem Sinn, und Gerechtigkeitsgefühl voa keinem Staate der Welt übertrofsen wird. Unter de» vielen Hunderten und Tausenden des deutscheu Richterstande; wird e« nie schwer falle», «ine Anzahl von reaktionär gesinnten Richtern znsammenzubringen au einem One. Ich erinnere nur an jene Deputation de« hiesigen Stadtgerichts, die mrt Preß- und politischen Fällen de- faßt wird. Nicht als ob diese Herren gegen Recht -
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