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Dresdner Nachrichten : 05.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-05
- Monat1899-05
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.05.1899
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Personen auf sich. Allen kam sie verdächtig vor. Polizei und als sich diese vorsichtig Man benach- dle richtigte die Polizei und als sich diese vorsichtig näherte, war die Reisende mit einem Male verschwunden Die Polizei recherchirte cisriast und entdeckte die Dame im Durchgänge, der nach der Bis- marckstraße führt. Der betreffende Beamte schöpfte ebenfalls Ver dacht und vermuthete in der Dame einen jungen Mann. Man lud die Dame höflich ein, zur nächsten Wache zu folgen und siehe da — die Dame entpuvpte sich als ein schon langst von der Polizei gesuchter Lehrling, der sich hier einen grvsien Gelddiebstahl hat zu Schulden kommen lassen. Die nunmehr zum jungen Man» gewordene Dame hatte in der angegebenen Verkleidung das Weite suchen wolle». Inzwischen ist scstgestellt worden, das; die „junge Dame" schon tm Centraihotel in Berlin als Schauspieler gewohnt hat, auch hier hat sie bereits als angeblicher ^Schauspieler in einem ersten Hotel logirt. Man machte kurzen Prozeß. Da das Handgepäck der jungen Dame" Mäiliierkleiouna enthielt, konnte sie alsbald umgekleidet werben und in ihrem richtigen Menschen ward sie in polizeilichen Verwahrsam gebracht. — Die „Schorfkrankhcit" der Aepfcl und Birnen hat sich in den lebten Jahren derart entwickelt, daß sic zu Befürcht ungen für den heimischen Obstbau Anlaß giebt. Das Königs. Ministerium des Innern macht daher darauf aufmerksam, daß man durch rechtzeitige Bespritzung der Kcrnobstbäume mit Bordelaiser Brühe nicht nur an den kranken Bäumen schon nach einer ein maligen Anwendung des Verfahrens wieder gutes Obst erzielen, sondern nach mch'riähriger Wiederholung eine Gesundung der Bäume herbeiftthren kann, die eine weitere Anwendung des Mittels unnöthig macht. Bedenken gegen Anwendung deL Mittels be stehen nicht, und die Ausführbarkeit in der Praxis ist durch viele Einzelversuche in Deutschland nachgewiesen. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Gesammtauslage ein Prospektder Firma H. Klopp, Bntter-EngroS-Hcindlung in Marne, Holstein, bei. Fortsetzung deü örtlichen TtzeileS ans Seite 4 nnd 9. Tagesgeschichke. Deutsches Reich. Der Kaiser besuchle gestern Vormittag in StraßbUrg den Neubau der katholischen Garnisonkirche, die am 28. ds. M. cingeweiht werden soll. Der Erbauer der Kirche, Architekt Becker aus Mainz nnd der Hersteller des Altarschnitz- wertes, Bildschneider Clemin aus Kvlmar, wurden durch an erkennende Worte anSgezeichuet. Nach >,d12 Uhr reisten der Kaiser und die Kaiserin »ach der Ruine Hvhlönigsburg ab. Der Kaiser trifft laut „Rhein. Cour." schon am Ist. Abends in Wiesbaden ein und wohnt sogleich der Generalprobe zmn „Eiscnzahn" bei. Der Auscnthalt oes Kaisers wird mindestens acht Tage dauern. Der Kaiser hat den Kricgsmnüster veranlaßt, in die Kanal- kom ui i ssi v n einen Kommissar zu entsenden. In ReichSIagskreisen wurde die Frage erörtert, ob nicht die Bestattung Siinsvn' S ans Reichskosten erfolgen solle. Als erste offizielle Beileidsbezeugung ging bei de» .Hinterbliebenen Simsvn'S ein Telegramm der Kaiserin Friedrich aus Schloß Friedrichshos bei Eronberg ein. Die an.Herrn Justizwth v. Simson gerichtete Depesche gedenkt in warmen Worten der Verdienste des Verstorbenen um das Vaterland nnd spendet den Hinterbliebenen einige Worte der Antheilnahme. Gleichzeitig wurde Namens der Kaiserin ein Lorbeerkranz abgegeben, der auf schwarzer, gold gestickter Schleife den Namen der hohen Frau trügt. Der Senioren konvent des Reichstags beschloß, als Vertretung des Reichstages zu der Leichenfeier daS Bureau des Reichstags zu entsenden. Auch >edem Mitgliede des Reichstags soll die Bcthcilignng frei stehen. Für die Theilnchmer werden Wagen am Reichstagsgebäude bereit gestellt werden. — Die „Münch. A. Z." sagt in ihrem Nachrufe: Daß Simson auch Präsident der Goethe-Gesellschaft war, das wird von Vielen wie etwas Nebensächliches in seinem ercignißreichcn Leben betrachtet. Wir erblicke» i» dieser Thalsache eine höchst wichtige Ergänzung zum Verständnis; seines LcbenSganges- Er, der zu Denen gehörte, die Goethe noch persönlich gekannt haben und selbst von dem großen Meister gekannt worden sind, dem bis s» die letzten Lcbensiahrc Goethe's Werke er» unerschöpflicher Born der Ergnicknna blieben, war schon wegen dieser seiner Liebe zn niiscrer klassischen Litteratur, die untrennbar ist von der Liebe znm klassische» Alterihnm, davor bewahrt, jener Banalität der Gedanken und der Form zu Versalien, die in unseren Parlamenten mit jede»! Tage ihr Herrschaftsgebiet weiter auSdelmt. Diese Liebe ist ihm zum Segen geworden nnd ihr Antherl an den Erfolgen dieses inhaltreichen Menschenlebens ist größer als Biele meinen nnd sollte Denen zn denken geben, welche die Verbannung der klaisischen Studien aus unseren Schulen für nützlich und erstrebenswerth halten. Die Verhandlungen der Reichstags-Kommission über die sog. ler Heinze scheinen sich dem Abghluß zn nähern. Nach dein bisherigen Ergebnis; der Verhandlungen und in Erinncning a» die Erklärungen, welche der Staatssekretär im Ncichsinstizamt, Dr. Nieberding, bei der ersten Lesung abgegeben hat. läßt sich kaum erwarten, daß die Verhandlungen in, Hanse auch diesmal anders als mit einem negativen Resultat endigen werden. Die Beschlüsse der Kommission sind mehrfach erheblich über die Grenzen der Rearerniigsvvrlage hinanSgegangcir und haben namentlich durch die Ausnahme des log. Arbeitgebcrparographen und des sog. Theater- Paragraphen dem Reg'ierungseirtwurs eine Gestalt gegeben, welche schwerlich die Billigung des Bundesraths finden durfte. Zwecks Besprechung über die Bctbeilignng Deutschlands an der Errichtung eines internationalen Arbciterschutz- Bureaus fand in Berlin eine Versammlung von Freunden des gesetzlichen Arbeiterichukes statt. Es waren etwa 70 Herren er schienen. Man bemerkte den ehemaligen Stnatsminister Freiherrn Dr. v. Berlepsch, dic Abgg. Dr. Lieber, Hitze, Trimborn (Köln), Hofprcdiger u. D. Stöcker, Kommerzienrats, Roesickc, den Vice- Vräsidenten des Reichstags Schmidt Elberfeld», ferner die Abgg. Dr. Pachnicke, Fischbeck, Dr. Hille (Präses der katholischen Arbeitervereine Berlins). Bassermann (Mannheini). Dr. Max Hirsch (Anwalt der deutschen Gewerkvereine). Geh. Regierungs- rath Professor Dr. Adolf Wagner. Professor Dr. Schmoller und Professor Dr. Hans Delbrück (Berlin). Professor Dr. Sombart (Bres au), den Vorsitzenden des Evangelisch-sozialen Kongresses, Landes-Oekonomieratl» Dr. Robbe (Berlin), den ersten Vorsitzenden der national-sozialen Partei. Pfarrer Naumann, den ehemaligen Reichstagsabgeordnetcn. Eigentdümer der „Frankfurter Zeitung" Leopold Sonneinann (Frantsiirt a. Bk.). — Minister Freiherr Dr. v. Berlepsch: Um eine Verletzung des Vcreinsgesetzcs zu vermeiden, schlage er vor, zunächst nur eine» Ausschuß zu wählen. Er bitte deshalb, folgendem Anträge zuznstimmen: „Die Vertreter der ver schiedensten sozialpolitischen Richtungen beschließen die Wahl eines Provisorischen Komitees, bestehend aus 20 Mitgliedern, mit dem Rechte der Koovtation, das den Auftrag hat. sich an den Bcrath- imgen behufs Büdung einer internationalen Vereinigung zur Förderung des Arbciterschntzes zn bethciligen und die Bildung einer nationalen Sektion für Deutschland vorzuberciten. Ueber die zu diesen! Zwecke unternommenen Schritte ist in einer im Herbste einzuberufenden neuen Versammlung Bericht zu erstatten." Dieser Antrag gelangte nach kurzer Besprechung einstimmig zur Annahme. In einem „Diplomatie und ösfentlicheMeinung" überschriebenen Artikel schreibt die „Tägl. Rundschau": Wir sind fast das einzige Volk auf der Welt, an das das Ansinnen gestellt wird, über seine Stellung zu anderen Völkern — das ist doch der Inhalt der auswärtigen Politik — entweder gar nicht nachzudenken oder doch nur im stillen Kämmerlein und immer nur genau in den Formen und auf den Wegen, die die zünftige Diplomatie in deni gegebenen Maenblick für gut und richtig hält. Sobald das deutsche Bolksich in irgend einer Form einmal erlaubt, recht offen und ehrlich zu sagen, was Tausende und 'Abertausende in seiner Mitte empfinden, so steht schon ein gestrenger Herr Lehrer mit der Ruthe da. — man nennt ihn „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", „Kölnische Zeitung" oder so ähnlich — und straft den vorwitzigen Buben mit väterlicher Belebrung, so daß der unartige Junge, wenn er nicht ganz verhärtet ist, nur die äußerste Scham em pfinden kann, in deni unbegrenzten Vertrauen zur Leitung seiner Geschicke einen Augenblick wankend geworden zu sein. Woher kommt daS? Nun, zum Theil sind es immer wieder durchbrechende alte Erbfehler unseres Volkes, die uns in dieser altgcwobnte» Un mündigkeit und Ruhicligleit erhalten. Zum andere» Theil sind es aber auch Folge» best» ' uns sehr wohl wir auch durch „ worden. Bis in die Leihen der bittersten Opposition hinein wurde eine Führung der auswärtigen Politik bewundert und mit vollen« auen beV ' ' " daß man kaum zu viel sagt, wenn man schnitt der öffentlichen Meinung Deutsch- Oinge» war eben das absolute Vertrauen zu Bismarck s StaatSkunst. Darum konnte Bismarck auch die öffent- ertrauell belohnt, so behauptet: Der Durö laiids in auswärtigen ^ ' »» ke?» un^> diplomatischen Verschleierungen befreite und ihr durch Zusammenslreichen — welche Albernheit, hier von Fälschung zu Wrechen! — die für die Allgemeinheit verständliche und wirksame Form gab. Damals entfesselte er den kurur tsutcmiom, weil die Lage es erforderte; in unzähligen Fällen hat er das Entgegen gesetzte gethan. ES ist daher wohl begreiflich, daß seine Nach folger versuche», dasselbe zu thun wie er und mir ihren kleinen Mittelcheu öffentliche Meinung zu machen, nur um die kleinen Steine für die diplomatischen Aktionen aus dem Wege zu schaffen. So entstehen denn mit Hilfe gewandter nnd erfahrener Mittels personen die schönen offiziösen Artikel, die immer nur den Zweck habe», für den Augenblick eine „bequeme" Stimmung in der Dessen tlichkeit zu schaffen und die wirtliche» Regungen der öffent lichen Meinung todtzulchlagen. Soll es wirklich immer dabei bleiben ? Unsere leitenden Staatsmänner müssen doch sehen, daß sie sich dabei ganz davon entwöhnen, den Pnlsschlag des Volkes zn stndiren. Für sic existirt im Grunde nur die von ihnen inspirirte Presse, nnd so gewöhnen sie sich an die gefährliche Täuschung, die öffentliche Meinung machen und leiten zu können. Mit einigen geringschätzigen Bemerkungen über „Unzusrledenheitsbazillns". Chauvinismus und AchnlicheS und mit einigen Abkanzelungen der imbegncmen Leiste in der „Köln. Zlg." ist es nicht gethan. Besser wäre cs, man gewöhnte sich an leitender Stelle daran, die Reg ungen der öffentlichen Meinung mit Ansmerkiamkeit zu beobachten und sie nicht zu unterdrücken, sondern im Gegentheil an's Tages licht zu locken, allermindestens das ganz grundlose Vorurtheil sollen zn lassen, als »volle der Deutsche, der über auswärtige Politik offen seine Meinung sagt, damit der hohen Obrigkeit ihre Kreste stören. 'Nein, die zünftigen Herren könne» dabei ruhig ihre 'Arbeit tim», Niemand wird sie darin störe», und andere 'Nationen werden sich ruhig gefallen lassen müssen, daß die Deutschen tbun, was Engländer, Franzosen, Russen u. s. w. schon längst thnn, nämlich den Mund niifinnchcn. Dann werden die Herren Diplo maten sogar, wenn sie erst die Probe gemacht haben, es recht an genehm empfinden, wenn sie den Barometer einer unabhängigen Presse und — oder ist das ein zn kühner Tramm ? -- einer nicht diplomatisch angekränkelten, sonder» ehrlichen und muthiaen Volks vertretung zur Hand haben. Die üblichen offiziöse» Beschwichtig- »ngSariikel aber werden wir zur Noth entbehren können. Das „Reut. Bur." läßt sich aus Apia vom 22. Avril folgendes Klagelied senden: Aus London sind Instruktionen ein- gelrossc», daß die Feindseligkeiten eingestellt werden sollen. Dies macht die Lage sehr ernst (!). da die „'Rebellen" <!!) die hauptsäch lichsten NahrnnaSvorrnthe i» der Gewalt haben und wieder hart ans die Munizipalität cindriiigeii. Man glaubt, die englischen Behörden mißverstehen die Lage hier. Die Deutschen und „Rebellen" jubeln bereits und behaupten, sie hätte» über die Briten und Amerikaner den Sieg davon getragen. Falls die „Rebellen" nicht unterjocht würden, werden die bestellenden Schwierigkeiten ungelöst bleiben. Die Weißen in den 'Außen bezirken AviaS sind jetzt der Gnade der Mataasaner preisgegeben. Der Kaufladen des amerikanischen Vicekvnsnls in Jalefa wurde geplündert, während der deutsche Laden daneben unberührt gelassen wurde. Die britischen und amerikanischen Einwohner verurthesten die Maßregeln der Neichsregiemng in London und den Befehl zur EiiisteUling der Feindseligkeiten heftig. — Dagegen wird aus Washington gemeldet: Offiziell wird geleugnet, daß dem Admiral Kautz Zurückhaltung auserlegt sei. Kautz sei vielmehr mitgetheilt, daß Mac Küste» ihn in Allem, was er gethan, unterstütze und mit seinem Vorgehen durchaus zufrieden sei. Die einzige ihm crthcilte Anweisung sei, unnütze Schlächterei und Blutvergießen zn ver meiden. Dies verhindere durchaus nicht solche Operationen, welche er zum Schutz der amerikanischen, britischen und deutsche» (!) Interessen für nöthig halte. Um den Genuß französischer Gardemnsik sind die Petersburger und die Berliner gekommen: das kam nach dem ...Hann Cour." folgendermaßen: Für ein russisches Gastspiel der Pariser Gardckatzelle, einer der besten Vereinigungen des Kon tinents, waren die 'Abmachungen bereits fix und fertig, die Kapelle hatte sich gänzlich neue Uniformen mache» lassen, als plötzlich die Gastspielsährt abbeftellt wurde. Der Eisenbahnzug, der die fran zösische Kapelle nach Rußland führen sollte, hatte nämlich in Berlin einen fünfstündigen Aufenthalt. Als der deutsche Botschafter in Paris, Graf Münster, hiervon Kenntniß erhielt, machte er dem französischen Minister des 'Auswärtigen. Mr. Delcasss, gegenüber den Vorschlag, ob es ibm genehm sei, wenn die Gardekapelle der Republik während dieses Aufenthalts vor Kaffer Wilhelm spiele. Es sollte ein feierlicher Empfang stattsinden, die Kapelle dann etwa eine Stunde am preußischen Hose conccrtircn und schließlich sollte sic offiziell wieder znm Bahnhof geleitet werden. Mr. Delcassä gcrieth ob dieses Anerbietens, daS Gras Münster nicht ohne Ge nehmigung des deutschen Kaisers gemacht haben konnte, in, einige Verlegenheit: er erklärte, daß er mit den anderen Ministern hierüber Rücksprache nehmen werde. Und die Folge war, daß, um allen Eventualitäten ans deni Wege zn gehen, die — ganze russische Reise aufgcgeben wurde. Oesterreich. Ans Graz wird gemeldet: Von den in den Wnldendorfcr Ziegeleien beschäftigten 1200 Arbeitern haben 600 die Arbeit eingestellt. Die Ausständigen verlangen einen llstündigen Arbeitstag. Die Ruhe rst nicht gestört. Ungarn. Der Finnnzminister brachte im Abgeordnetenhaus«: einen Gesetzentwurf über eine Werthpavieruinsatzsteuer ein. Im Abgeordnetenhaus,: richtete Abgeordneter Pichler eine Jnter- vellation an den Handelsminister betr. den Schifsfnhrtstnris für die durch das Eiserne Thor verkehrenden Schisse. Er fragte speziell darüber an. ob der ursprünglich ans den 1. Mai festgesetzte Termin, bis zn welchem der Tarif i» Kraft treten sollte, infolge der Einmischung der österreichischen Regierung aus unbestimmte Zeit verschoben worden sei, oder ob andere administrative Gründe für den Aufschub Vorlagen und die Regierung die Ungarn in diesem Punkte zustehenden souveränen Rechte zu wahren gedenke. Frankreich. Dem „Siecle" zufolge erklärte Hanptmann Culanet in seiner letzten Bekundung vor dem Kassations- »ofe, daß man im Kriegsministermm den schriftlicher daß man im KriegSNiinistermm den schriftlich für die straswürdigen Machenschaften du Patt, de Clam's besitze. Aus die Aufforderung Mazean's, die Beweise vorzulegen, antwor tete Hauptmami Cuignet, seine Vorgesetzten hätten eS ihm unter sagt. die betreffende» Dokumente dem Kassationshosc zu über mitteln. Da sKriegsmiiiistcrini» bedürfe dieser, weil sofort nach der Entscheidung des Kassationshofes über die Revisions-Angelegenheit die kriegsgerichtliche Untersuchung gegen du Pat» de Clani ein- gelcitet werden soll. — Dasselbe Blatt meldet, der Kriegsministcr habe General Mcrcier ersucht, die schriftlichen Erläuterungen du Path's heraiiszugeben. Mereicr habe geantwortet, daß er diese Dokumente bereits vor längerer Zeit vernichtet habe. In Marseille streiken 1000 Maurer. Abends kam cs zu einem Zusammenstöße zwischen Ausständige» und der Gendarmerie, wobei 0 'Arbeiter verhaftet wurden. Der Bürgermeister erließ einen Aufruf, der die Ausständige» zur Ruhe ermahnt. ^Italien. Deviltirteiiknin des wegen über die Chinasrage genommen, den Ernst der Lage erwogen, und gab sodann folgende Erklärung ab: Der Verlauf der Debatte hat de» Beweis geliefert, daß eine starke Minderheit des Hauses unser Vorachen in China nicht billigt, für welches wir nur eine schwache Mehrheit erlangt haben würden. (Zurufe, Unterbrech ungen.) Das ganze Haus indessen, Gegner nnd Freunde unserer Chlnapolitik. sind darin einig, das von der Regierung in dieser Angelegenheit eingcschlafene Verfahren zu mißbilligen. (Zurufe, Unterbrechungen. Lärm.) Wie könnte man daher von einer weiteren Debatte irgend ein ersprießliches Resultat erboffen? (Lebhafte Zwischenrufe aus der äußersten Linken.) Das Kabinet musste sich rn ernster Weise mit der Frage beschäftigen, welches die Folge einer bestimmten Entscheidung der Kamnier in einer so ver wickelten Frage sein könne, und es mußte vor Allem vermieden werden, daß sehr ernste Interessen des Staates bei einem Beschlüsse rein parlamentarischer Art blvßgestellt würden. (Gut! im Eentrum. Unterbrechung ans der äußersten Linken.) Eine Anzahl Redner habe zwar den Gedanken der Regierung, betreffend die Erwerbung der Saiiniiin-Bai in Pacht, gebilligt, jedoch daS Angeschlagene Verfahren getadelt und möchte die Schuld dafür namentlich dem Minister des Aeußeren znschreibeii. Das Kabinet kann diele Spitz findigkeit. dieses Getrennthalten von Prograinmen und Aus- fühnina. diese Unterscheidung nicht gntheißen. Die Berantwortltch- ,en Beweis ketten, die das Kabinet zu übernehmen hat. übernimmt «» gan» und gar intt dem Minister des Aeußeren (Gut I in, Centn»»), der Mittel und Weg« finden wird, um dem Parlament zur Kenntnis; zu bringen, was er heute gesagt haben würde. (Sehr gut! im Centrum. Unruhe und Unterbrechungen von der äußersten Linken her.) DaS Kabinet kann nicht vergessen, »och auch nicht zu wissen heucheln, daß einige zufällige oder ncbenherlnusendc Ursachen, bei denen ich mich nicht aushalten will, offenbar dazu beitrugen, die vor den Osterserien so klare und einfache parlamentarische Situalion zu trüben. (Sehr lebhafte Zwischenruse und Unruhe au, der äußer sten Linken.) Für Die. welche über viele dem großen Publikum unbe kannte Dinge unterrichtet sind, und für Die, welche sich erinnern, welche Antwort die Negierung erhielt, als sie cs für angemessen hiel!. sich an sachverständige Persönlichkeiten zu wende», bevor sic über eine so ernste Sache irgend einen Beschluß gefaßt, für alle Die, sageich, muß in der That die Opposition, die sich jetzt gegen die Regier ung erhebt, überraschend sein. Das Kabinet mußte, mit den Um ständen rechnend, nun prüfen, was cs in einer solchen Lage im Interesse des Landes zn thun batte. Es würde ihm nicht schwer gefallen sein, sich sowohl bezüglich der Prinzipienfrage zu vcrthei- digen, ob nämlich Italien überhaupt auf jede Aktion im äußersten Orient hätte verzichten sollen oder nicht, wie auch bezüglich der von ihm desolaten Methode, und es wäre ihm ein Leichtes gewesen, nachznweisen, daß diele Inangriffnahme einer bescheidenen koimnec- zicllen Aktion die Besorgnisse, denen man hinsichtlich einer mili tärischen Expansionspolitik Ausdruck gegeben, in keiner Weise recht- fertigen konnte. Es wäre dem Kabinet noch leichter gewesen, eine Vertagung auf unbestimmte Zeit herbeizusührcn über jeden Vor schlag, der dem Votum der Kammer unterbreitet worden wäre. (Zurufe.) Aber die Regierung hielt eS für patriotischer, mehr dem allgemeinen Interesse entsprechend, weder die eine noch die andere Abstimmung zu veranlassen. Der eventuelle Rückzug unserer Schine aus dem Gelben Meere erschien »ns als eine Thal derartig der Ehre und Würde des Landes cntgegenstehend. daß wir davon c»!- lchieden abgesehen haben (Sehr gut im Eentrum.) Hinsichtlich der Abstimmung über den Vorschlag, die Erörterung des einen Antrags zu vertagen, waren wir der Ansicht, daß der Tieg, ob gleich er uns sicher war. nicht-s entschieden hätte, iZuriisc.., An gesichts dieser Sachlage hielte» wir es für unsere Pflicht, umcie Demission dem König zu überreichen. Der König behielt sich vm. die Sache zn erwägen. Inzwischen bleibt das Ministerium ans seinem Posten, um die lausende» Geschäfte zu erledigen nnd für die öffentliche Sicherheit zu sorgen. Ich bitte daS Haus, si inc Arbeiten zu unterbrechen, (Wiederholte Zurufe von den verschie dene» Seiten.) Bovio bedauerte im Namen der äußersten Linken, daß seit einigen Jahren die Minister vor der Abstimmung ihre Demission geben und so die Kammer Verbindern, ihre Meinung auszuiprechen. Mazza schloß sich deni Vorredner an, indem er dies Verfahren für verfassungswidrig erklärte. (Lebhafte Zwischen rufe. Unruhe. > Vollaro de Lieto beantragte die Vertagung der Kammer gemäß dem Ersuchen der Regierung. (Unruhe. Zwischen rufe.) Der Präsident erklärte, die Kammer müsse ihre Arbeiten unterbrechen. Die Sitzung wurde unter großer Erregung geschlossen. Svanien. Die Bank von Spanien zahlte an die Negier ung den Betrag von 20 Mill. Dollars in Wechseln der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Schweden. Infolge des lm schwedischen Reichstage ge stellten Antrages, daß Unterhandlungen eingcleitet werden sollen znm Zwecke einer von den drei skandinavischen Ländern Schweden. Norwegen und Dänemark an die fremden Mächte zu richtenden prinzipiellen Neutralitätserklärung, beschloß der Reichstag, daß dieser Antrag keine weiteren Schritte zur Folge haben solle. Der Reichstag gab jedoch dem aufrichtigen Wunsche Ausdruck, daß Schweden und Norwegen immer in Frieden leben möchten, ohne sich in die Angelegenheiten und Streitigkeiten anderer Staaten einzumischen. Auch erwartet der Reichstag, daß die Regierung keine günstige Gelegenheit versäumen werde, um das Ausland davon zu überzeuge», daß Schweden und Norwegen ernstlich bestrebt sind, im Falle eines Konfliktes anderer Mächte die strengste Neutralität zu wahren, Rusiland. Der russische Botschafter ln London v- Staa! und der russische Botschafter in Konstantinopel Sinowjew wurden voni Kaiser in Audienz empfangen. Die sinische» Stände beschlossen nach dem Anträge des Präsidenten die Rücksendung des RegierungsantragcS aus Verhand lungen des Wehrpslichtgcsctzentwurfs gemäß dem Kaisers. Manifest vom 15. Februar 1899. Bulgarien. Die Nachricht, nach welcher Fürst Ferdinand gegen den Herzog von Parma einen Prozeß angestrengt haben soll, ist unrichtig. Amerika. Marincsekretär Long hielt in Boston eine Rede, worin er erklärte, er wünschte, es wäre nicht nöthig gewesen, die Philippinen zu. nehmen, aber die Ergebnisse ocS Krieges hätten keine Wahl gelassen. Der Präsident habe nichts Anderes thun können, als die Inseln behalten, bis dort Ordnung hergestellt sei. Der Präsident sei jetzt nicht befugt, sich der Inseln zn ent ledigen; es seien Territorien, für die der Kongreß die nothwendigen Gesetze geben müsse. Die Rede wird für bcdeiituiigsvoll erachtet, da sie den festen Entschluß deS Präsidenten andeute, die Inseln zn behalten und als Territorium zn verwalten. Afrika. Der Neffe des Sultans von Darfur, Ibrahim Ali. der vom General Kitchener mit einer Mission an den Sultan be traut worden war, ist in Kairo wieder angekommc». Bei seiner Ankunft in Darsur fand er seinen Onkel von AliDinvr entthront Ibrahim mit einer Eskorte von 150 Mann war gezwungen, mit Dinar den Kampf aufzunehmen. Dieser sthlug ihn und tödtcle 120 von seinen Begleitern. Ibrahim kehrte dann mit den übrigen 30 Mann nach Omdurman zurück. Eine unter der Leitung zweier Europäer stellende Kara wane ist östlich vom Nvassa-See, inder Nähcdcs Qucllcngebietes des Rovuma von Eingeborenen angegriffen worden. 50 Träger sind getödtet und alle mitgesnhrtcn Waaren geraubt worden. Tie beiden Europäer haben nach .dreitägiger Wanderung durch den Busch das Fort Chickle erreicht. Knust und Wissenschaft. tz Im Königs. Hofopernhause gelangt heute „ M artha oder: Der Markt zn Richmond" znr Aufführung. Das augekündiaw Gastspiel von Frl. Randen fällt aus. Im Königs. Schauspielhaus geht Basantasen a," in Scene. Die Vorstellungen beginnen halb 8 Nhr. tz Mrttheilunaaus dem Burcau derKönigl. Hof - theater. Im Königs, schauspielhause wird Sonnabend den 6. d. M. Herr Ludwig Stahl boin Berliner Theater in Berlin als „Victor v. Berndt" m dem viemktigen Lustspiel „Der Veilchcnsresser" ein auf Engagement abzielcndes G astspiel beginnen. eligmann's, des Wiener Hartmann's. des Müncheners und Pastelle umfassende Kollektion des berühmten Weimaraner Landschafters Gleichen- Rußwurm bestimmen die Physiognomie der Neuaufstelluiig in Arno Wolfframms' „Dresdner Knnstscrlo n". Die Arbeiten des Weimaraners verdienen den Vortritt in der kritischen Würdigung. Sie sind fast durchweg meisterhaft ausgefallen und regen durch die Kühnheit der Impression, wie durch die Kraft des 'Ausdrucks den Beschauer zu immer neuer Bewunderung an. Namentlich die Pastelle sind ganz wunderschön und bedeuten Kabinctstücke einer ebenso virtuose» Behandlung des Technischen, wie einer reichen und starken Farbengebung, die den Künstler frappante Wirklinge» erzielen läßt und ein eminentes Naturstudium verrät». Von den Pastellen sprechen die „Pflügenden Dauern" mit einer prächtig herausgearbeiteten Wolkenstimmung, von den Aquarellen das Bild vorzüglich placirten Bilder einen Eindruck, der mehr oder minder nachhaltig ist. — Seligmann's „Pfad des Todes" ist eine tüchtige, akademische Leistung, eine würdige Komvositivn. der manches Gute nachznrühmen ist, namentlich zeichnerisch, wenn auch gerade die Hauptfigur des Gemäldes, der Hermes „psychopompos", der die Abgeschiedenen über die Fluchen des Styx hinweg i» sie seligen Gefilde führt oder vielmehr nach sich zieht, in dieser Hinsicht nicht ganz einwandfrei ist; sie ist nach unten zu bedenklich „länglich" ausgefallen. Vorzüglich dagegen in Haltung und Gebcrde ist der alte Mann, der m unaussprechlicher Ergriffenheit sich über die Hand des freundlichen Gottes beugt. Dieser, angethan mit den Insignien seiner Macht, dem Flügclhelm und Stab, ist in dem lichteren .vleiichton gut in Gegensatz gebracht zn deni Gran in Grau seiner todestraurigen Gefolgschaft, in der der Selbstmörder und der Priester zwei besonders markante Figuren sind. Vielleicht ohl koloristisch, als auch rein stofflich. hätte sich, sowohl koloristisch, als auch rein stofflich, mehr au- Dresdner Nachrichten. Nr. 124. Seite Z. «s Freitag. 3. Mai 1899
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