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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-22
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1877
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Orschstut tiigttck ftüh 6'/, Uhr. «r»ar1»„ «u» «rptdiUs» JohaaaiSgass« 83. r7ttchst»»rt* der Ltb«il»»: PrrmittagS 10—12 Uhr. Aachmittags 1 —k Uhr. »auahme der für die nächst- iolgeude Nummer besttmmlen Zmerate «» Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags. an Tom,- uud Kefttagm früh bis '/.v Uhr. »i Mu FUtatr» für Z»s. L,»h»r: Ott» Klemm. UnivrrsttLtSstr. 22, Louis Lösche, «atharinmstr. 18.P. nur bis '/,3 Uhr. tiWger TagMM Anzeiger. drM ffir Politik, SocalMichte, Handel-- und Geschäftsverkehr. Auflage L5,2LO. /iv.,»rmt»l»,rkii viertelt. 4*/,Müj iucl. Bringntvhn b GL, durch die Post bezogen « >L Jede einzelne stummer 8» Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postdrförderung 30 u.U Postbrsbrdrrung 4b z k. Ziiserale taesp BourgeoiSz. »o Pf. Hrbster« Lchnftea laut unsere» brriSverzeichnib. — Tadeüa« der Satz nach höherem Tarrf NeUamt» ualrr dem »edactio»^. ch die SpaltzeUe 40 Pf. Inserate sind stets an d. Erstehst?« > zu senden. — Rabatt wird sich gegeben. Zahlung k>r»«au»»rLL oder durch Postvorschub. 2V3. Sonntag den 22. Juli 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Bekanntmachung. Der diesjährige t»ter»atio»alr Prod«cte»«arkt in Leipzig wird ^ Montag de« 28 J«lt d. I. in den Kimmen de- alten Schützenhauses hier abgehallen. Leipzig, den 31. Mai 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann Bekanntmachung. Die zur Submission ausgeschriebenen Stuccateur-, Schieferdecker-, Klempner-, Glaser«. Tischler«, Schlosser«, Maler« und Wasserleitungs-Arbeiten für den Neubau der VI. Bürger« unv VI. Bezirks« schule an der Arndt« und Moltkestraße sind Vergehe» und entlassen wir daher hiermit die un berücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten ihrer Gebote. Leipzig, den 20. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndltn. Wlllsch, Refdr Die Geradlegung der Trottoirs vor dem Fridericianum, sowie die Legung von Granitplatten an der I. Bürgerschule soll zusammen einschließlich der Materiallieferung in Accord vergeben werden. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu Übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgefordert, Zeich nungen und Bedingungen im RathSbauamte einzusehen und ihre Offerten biü zum 28. Juli d. I». RachmtttagS S Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirs a« der I. Bürgersch»Ie" versehen bei dem vauamte einzureichen. Leipzig, am 11. Juli 1877. De, Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Reichel Bekanntmachung. An unserer Realschule H. Ord»»»g ist sobald wie möglich eine ständige Oberlehrer ftelle für den N.rierricht in Deutsch- Geschichte und Geographie mit dem IahreSgehalt von 2100 zu besetzen, und fordern wir daher akademisch gevuvete Bewerber hiermit auf, ihre Gesuche nebst den Prüsung-zeugnissen und einem kurzen LebenSlaus baldigst bei unS einzureichen Leipzig, am 10. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. Wilil vr. Georgi. Zrliscb, Res. Bekanntmachung. Die von unS zur Submission ausgeschriebene Lieferung de- Bedarfes an Stein- und Braun kohlen für daS hiesige JohanniSstift auf daS Jahr 1877/78 ist vergeben und «erden daher die un« berücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlassen. Leipzig, am 20. Juli 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndliu. Wangemaun. Stadtbibliothck. Zum Behuf der jährlichen Revision sind sämmtliche auS der Stadtbibliothek entlehnte Bücher Montag de» 28., Mittwoch de« 2S. «ud Souuabend de» 28. Juli zurückzugebe Autleihungen finden während der RevlsionSzeit nicht statt. Leipzig, den 20. Juli 1877. Prof. vr. IV»«»»»,»». Leipzig, 21. Juli. Der große Krach, der nach dem Balkan- Uebergange in Konstantinopel auSgebrochen, bat vorläufig bei der nun amtlich bestätigten Ab setzung de- Oberfcldherrn Abdul Kcrim Halt ge macht Der Mann mit dem „geheimen Plane" soll durch Mehemed Ali ersetzt werden Ob dieser seine Sache bester machen wi d, weiß Niemand zu sagen; jedenfalls wird eine Weile vergehen, ehe er sich über die Aufstellung der Truppen in Bulgarien, ihre Marschrichtungen, ihre verschiedene Stärke und die Operationen der Gegner unter richtet; sein Vorgänger war wenigsten- in der Confufion, die er selbst geschaffen, zu Hause. Und dabei ist es noch sehr die Frage, ob die Be völkerung von Koustantinopel, die tbeilS von Augst, theils von Haß und Zorn bewegt ist, sich mit den Opfern begnügen wird, die der Sultan ihr bisher hingeworfen. Noch ist nicht abzuseheu, wie wett die Verwirrung und Lockerung, die sowohl in den regierenden Kreisen «l- in der militairischen Leitung eingetreten ist, gehen wird, und die Rüsten werden diesen Zeitpunkt schwerlich vorüber lasten, ohne zu größeren Schlägen auszuholrn. Wie wenig davon die Red« sein kann, daß die Rüsten (wie zuerst ein türkische- Telegramm schüchtern anzudeuten wagte) Über den Balkan zurückgeworfen oder in ihre« Vormärsche aufge halten sind, daS geht au- den SchrrckenSmaßregeln hervor, welche die türkische Regierung in Adrtanopel zu ergreifen für nöthig findet, um Gehorsam und Zucht nicht etwa nur in der Bevölkerung, sondern auch in den Behörden und unter den Truppen aufrecht zu erhalten. Die Rüsten schieben immer neue HeereSmaflen über den Balkan, die aus den von den Vortruppen er schlossenen Wegen und Pässen in die Ebene her niedersteigen. Die ersten russischen Abtheilungen haben sich nach ihrem Vordringen auS den Ge birgsstraßen sogleich in westlicher Richtung nach dem SüdauSgange des SchipkapasteS gewandt, die dort aufgestellten Türken im Rücken ange griffen, geworfen und die Stadt Kesanlik besetzt, um aus diese Weise den Ihrigen den Paß von Norden her zu öffnen. Und schon jetzt stehen über 4S Bataillone jenseits de- Gebirge-, also eine vollkommen operationsfähige Streitmacht, von der ein Theil Adrianopel bedroht, während ein anderer sich in der Richtung auf Phtlippopel bewegt. Inzwischen ruht sich die türkische Hauptarmee innerhalb des Festung-Viereck- und unter besten Schutze von ihren Thaten aus. Dieser Schutz wird aber auch nicht lange Vorhalten. Gchou rüsten sich die Rüsten zum Angriff aus Rustschuk, um da- sie den Krei- dichter schließen. Gilistria nimmt die Armeeabtheilung auf- Korn, die, durch die Einnahme der Trajanswälle (Tschernawoda- Küstendlche) freigeworden, aus der Dobrudscha heran« rückt. Eine andere Abtheilung scheint die Richtung aus Varna genommen zu haben. Alle diese Be wegungen bezwecken wohl zunächst, die Türken aus ihren gedeckten Stellungen und Schlupfwinkeln hervorzutreiben, sie in die Enge zu dräugen und zu einer effenen Feldschlacht zu zwingen. Ein entscheidender Schlag kann somit auf diesem Theile des Kriegsschauplatzes nicht «ehr lauge auf sich warten lasten. Die abfällige Art, mit der socialdemokrattsche und »ltramonlane Blätter über die vor einigen Wochen in Breslau stattgehabte 7. General-ver« iammlung der deutschen Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung berichtet haben, veranlaßt die„Natiouall Torr ", der Wirk« samkeit dieses seit der Widererrichtuug des deutsche« Reiches »nter de« Vorsitze von Schulze-DAitzsch ins Lebe» getretenen Vereins in eine» besonderen Artürl z» gedeucken. Wohl hatte der Oberbürger ' 1 meister der Stadt Breslau, Herr von Forckcnbeck, Recht, wmn er in seiner Begrüßung der aus allen Theilen Deutschland- erschienenen Vertreter der in provinzielle Verbände geschiedenen 718 Localvereine, von denen mehrere 2000—3000 Einzelmitglieder zählen, auSsprach, wieviel noch für die Bildung des Volke- zu wirken, nachdem die Volksschule ihre Pflicht erfüllt hat, wie noth« wendig, ja dringend ein Verein sei, der im tz. 1 feiner Statuten seinen Zweck mit den Worten angirbt: „Der Bevölkerung, welcher durch die Elementarschulen im AindeSalter nur die Grund- lagen der Bildung zugänglich gemacht werden, dauernd Bilbungsstoff und Bildung-mittel zu- »«führen, um sie in höherem Maße zu be fähigen, ihre Ausgaben im Staate» in Ge meinde und Gesellschaft zu verstehen und zu erfüllen." Freilich find recht viele jener Local vereine älter als die Gesellschaft, aber auch diese haben durch die Vereinigung an Kraft zu leben diger Thätigkeit und energischem Fortfchreiten gewonnen, während eS der Einwirkung der Gesell schaft andererseits gelungen ist, in manchen Landestheilen, in denen da- Interesse für die Bildung-fache in freier Bereinsthätigkeit noch weniger entwickelt war, die entscheidende Anregung zur Bethelligung zu geben. Die Arbeit der Gesellschaft und ihrer körperschaftlichen Mitglieder verlheilt sich auf verschiedene Zweige, von denen gemäß localen Verhältnissen bald dieser bald jener m den Vordergrund tritt. ES sei hier nur der wichtigsten gedacht und als solche die Veranstaltung und Unterstützung von belehrenden Vorträgen, die Förderung allgemein bildender wie gewerblicher Fortbildungsschulen, die Errichtung von besonderen UnterrichtScursen gemäß localem Bedürfniß und die Gründung von Vereins- und VolkSbibliotheken hervorgehoben. Wenn die Vereine auch keine Politik treiben und sn ihnen so ziemlich alle chattirungen politischer Anschauung mit An nahme reactionairer, reich-- und staatsfeindlicher Elemente vertreten sind, so entfalten sie doch im Großen und Gauzen eine besonnene freiheitliche, da- Streben nach Selbsthülfe betonende und wie sich schon au- einem Urberblick über die Auswahl der Themata zu Vorträgen ergiebt, entschieden nationale Thätigkeit. Nicht zu unterschätzen ist die Wirksamkeit der Bildungsvereine auch auf socialem Gebiet, indem sie mit vielem, aus richtiger Erkenntniß beruhenden Geschick und Erfolg in ihren geselligen Vereinigungen die Kluft zwischen den verschiedenen Ständen und TesellschastSclasten zu überbrücken versuchen. Es ist dir- eine Rich tung, in der sie auf der liberalen Seite leider wenig Eoncurrenz haben, während die reich-feind lichrn Parteien ihrerseits ihren Anhängern vor treffliche gesellige Mittelpunkte, von denen wir be sonders die katholischen Casino- erwähnen, darbieten Wie vortheilhaft man nun danach von dem Streben der Gesellschaft und der ihrer Organisation an- geschlostenen Einzelvereine denken mag, so bat doch auch die General-Versammlung Gelegenheit geboten, zu erkennen, wie klein da- bisher Erreichte gegenüber der Größe der Aufgabe ist, wie viel Arbeit und Mühewaltung noch erforderlich ist. biS der jetzt auf mehrere Hunderttausend« von Mit bürgern sich erstreckend« Einfluß sich auf ebensoviel Millionen verbreitet haben wird. Bisher entzieht sich gerade die unterste Schicht, der eigrntliche Arbeiter, am Meisten diesem Einfluß, während die Stärke der Vereine unzweifelhaft auf ihre« An sehe» bei dem kleinen Bürger- und Handwerker stände beruht. Auch de« höhere» Büraerstande, besonders dev Lehrern an höheren Schulen, ver« danken sie mauch« nützliche Förderung, wenn auch nicht entfernt in dem Maße, in dem die Frei, gebigkett in öffentliche« Dingen bei unseren ger manischen Stammr-genossen in England ähnliche gemeinnützige Einrichtungen ausstattet. Möchte m dieser Beziehung da- Beispiel der Herren Gebr. Abegg in Danzig und de- Herrn C A von Hoffmann in London, von denen die Ersteren im letzten Bereinsjahr 6000 der Letztere vor wenigen Tagen 12,000 für die Zivecke der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung zur Verfügung stellten, vielseitige Nachfolge finden. Tagesgeschichtliche Ileberficht. Leipzig« 21. Juli. Wie a»S Gastein gemeldet wird, erfreut sich Kaiser Wilhelm fortdauernd de-besten Wohl befinden- und fetzt seine Badrcur und die täglichen Spaziergänge trotz der ungünstigen Witterung regelmäßig fort. Die Ultramontanen haben so lange mit dem „Finger GotteS" ihr blaSphemischeS Spiel getrieben, daß sie sich nicht wundern dürfen, wenn sich die Waffe jetzt gegen sie selbst kehrt DaS „Bayerische Vaterland" schreibt: „Bischof Ketteler ist am 18. Juli in Mainz bestattet worden, dem 7. Jahrestage (18. Juli 1870) der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit, deren heftiger Gegner er gewesen, gegen die er gestimmt, geschrieben und agltirt hatte; der Schlußab- stimmurm ist er wie die anderen deutschen Oppo- sittonS-Blschöfe durch Abreise von Rom a«S dem Wege gegangen. Am 13. Juli ist er in Burg. Hausen gestorben, dem 7. Jahrestage der Ab. stimmungbeim Concil über daS Dogma, bei der er alS Mann der Opposition mit blon plaeet stimmte. Am 15. Juli AbentS trug man seine Leiche hinaus au- Burghausen, begleitet von zahlreichem KleruS im Ornat und vielem Volk, da brach — wie die Blätter berichten — über den Leichenzug ein wolkenbruchartiger Regen loS, die ganze Leichenbegleiturig, KleruS und Volk, flüchtete eilig m die Häuser und ließ den todlen Bischof im Stiche, — am 7. Jahrestage, da Ketteler in Rom vor dem Papste den bekannten Fußfall gemacht, um dann ihn und daS Concil zu verlassen und von Rom abzureisen. Gewiß ein merkwürdige- Zusammentreffen. Von den preußischen Opposition--Bischöfen beim Concil ist heute, nach sieben Jahren, ein jeder von seinem Eitze Vertrieben und preußisch „abgesetzt" und Ketteler ist tobt." Wir zweifeln nicht, daß alle Gegner Sigl's im ultramoutanen Lager über diese cynische Leistung empört sein werden Mögen sie dabei die tiefe Unwürdigkett einer KampfeS- weise erkennen, deren sie sich selbst in den letzten Jahren nur zu oft bedient haben! Nachdem nunmehr auch die ossicielle Publi kation sämmtlicher, die Affaire Dühring be treffender Aktenstücke erfolgt ist, darf man über zeugt sein, daß die ganze gebildete Welt den ungeheuren Schwindel erkennen wird, der die Be seitigung eine-zanksüchtigen Mitgliedes aus dem Verbände der Berliner Universität zu einer un erhörten Vergewaltigung der Freiheit der Wissen schaft stempeln wollte. Die traurige Sache scheint aber noch ei.» mehr oder weniger komische- Rach, spiel haben zu sollen. Das specielle Organ des Herrn Dühring versichert, daß die „freie wissen schaftliche Vereinigung", zu welcher in der famosen Volksversammlung vom 12. Juli die Anregung gegeben wurde, rm Winter wirklich ins Leben treten werde. Man darf auf diese, den deutschen Universitäten unter de« Protektorat de- Herrn Fritzsche gemachte Eoncurrenz einigermaßen ge spannt sein. Während die verschiedenen monarchistischen Par Leien in Frankreich über die für die Wahlen aufzustellenden Candidaten immer lauter mit ein- ander hadern, fährt die Regierung fort, wenig steu- an dem negativen Zwecke, in welchem die Eoalttiou vom 16. Mat einig ist, an der Be kämpfung der Republikaner, mit aller Kraft zu arbeiten. ES hat in Preußen zur Zeit de- Ver- affungSconflictS nicht an allerlei kühnen Acten >er Verwaltung gefehlt, aber sie waren Kinder - piel im Vergleiche zu Dem, was jetzt Tag für tag auS Frankreich gemeldet wird. Preußische lsandräthe waren überaus erfindungsreich, oppo sitionelle Wirthe durch allerlei kleine Mittelchen zu chicaniren; in Frankreich wird denselben rund weg die Concession entzogen. De- Liberalismus verdächtigen Beamten, Lehrern, Bürgermeistern wurde in Preußen »nter der Hand da- Leben sauer gemacht; in Frankreich werden sie ohne Weitere- abgesctzt. In Deutschland waren früher die Polizeiorgane bemüht, sich über „Gutgrflnnt- heit" oder ..Nichtgutgesinntheit" der Staatsbürger zu vergewissern; die französischen gehen in ihrem Eifer so weit, Leute, die auf der Straße republikanische Blätter kaufen, zu verhaften Politische Versammlungen wurden in Preußen und anderwärts scharf controlirt und hie und da in willkürlicher Weise geschloffen; in Frank reich sind sie überhaupt nicht gestattet. Und dabei ist zu bedenken: In Preußen traten jene Er scheinungen erst allmälig im Verlaufe ein-8 mehrjährigen Conflictrs hervor; in Frankreick' bezeichnen sie den harmlosen Anfang de- Spiels. Selbstverständlich beabsichtigen wir mit dieserGegrr Uberstellung weder dasjenige, waS in der preußischen Cor.flictSzett gefehlt worden, zu beschönigen, noch die jenigen, welche darunter zu leiden gehabt, uacb- träglich zu trösten. Die Judemnität hat daS All ck zugedeckt und die betreffenden Vorgänge habe.-, nur noch einen historischen Werth. Aber eine Frage an unsere Ultramontanen möchten w r unS anzuknüpfen erlauben. Diese Herren nennen sich die „Partei für Wahrheit, Freiheit und Recht;" sie versichern unS, daß in dem Staate nach ihrem Sinn die vollste politische Freiheit herrschen werd Sie sind aber dieselben, welche den 16. Mai alö den Beginn einer bessern Aera für Frankreiä begrüßt haben, dieselben, deren Gesinnungsgenossen jenseilS der Vogesen mit allen Wlllkürhanvlungen oer Verwaltung nicht nur einverstanden sind, sondern sic auch noch verschärft sehen möchten. Man sollte demnach erwarten, daß sic sich beeilen würden, ihren Jrrthum einzugestehen, statt sich dem Verdarbt auSzufetzen, alS ob siede« gekennzeichneten Treiber zustunmtcn. Allein biß jetzt suchen wir in de- hervorragendsten Organen de- Ultramontanik muS vergeben- nach einem Worte der Miß billigung. Der Pariser Correspondent der „Germania" setzt seinen ganzen Scharfsinn daran, deutsche Blätter der Kriegshetzern gegen Frank reich anzuklagen; für die dort drüben in Blüth' stehenden Recht-Widrigkeiten scheint er kein Auge ;« haben. Wie mag sich diese auffallende Schweig samkeit nuferer Vorkämpfer für „Wahrheit, Frei heit nnd Recht" erklären ? Die ossicielle „Gazeta Lwowska" in Lemberg versichert, daß alle alarmirenden Gerüchte uno sensationellen ZeitunqSmeldungen über eine drohende „antifociate Gährnng" «nter der Landbevölkerung vollständig grnndlos feien Zugleich warnt da- Blatt vor dem Heranfbe- schwören erdichteter Gefahren »nd weist die voi den Journalen geplante Bildung von Sicherheit- ComitLS zurück, wobei schließlich hervorgehoben wird, daß die Regierung eine solche unberufene »nd ungesetzliche Privatinterventton keinen Augen blick dulven werde. Znr Lage telegraphirt man der „Franks. Ztg." aus Wien, 20. Juli: Den diametral entgegen gesetzten Auslassungen der hiesigen Jonrnale br? lrkffs der Stambnler Vorgänge entsprechen die verschiedenen Anffaffungen in diplomatischen Krei- sen, doch gewinnt in den letzteren die Ansicht an Boden, daß eine energische Fortführung be kriege- von türkischer Seite wahrscheinlich sei Al- gänzlich abgethan betrachtet man nach Aarifi
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