Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000803026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900080302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900080302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-03
- Monat1900-08
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dvesonev Nachvicyren« Freitag, 3. August 1i»vv »» 4ir. Ätt Hartuiami - Maclean einen Wett- kielt heute früh an n Offcrmann, Ockelmann und bewert, veranstaltet hatte. —* Das Gardererter-Rcgiment dem früheren WasserübungSpiatze der Pioniere im sog. .Pieschener Winkel" eine interessante, von zahllosen Zuschauem verfolgte Schmi m mübung über die Elbe ab. Gegen 7 Uhr rückten hie 2., 4. und 5. Eskadron unter Kommando des Obersten Frei herr» v. Oppen Huldenberg an. (Die l- und 3., sowie die Es kadron reitender Jäger führen die gleiche Uelmng morgen. Freitag, zur selben Zeit auS.i Nachdem die dem Regiment gehörigen Falt boote in gebrauchsfähige» Zustand verseht worden waren, sand um 8 Uhr das Uebersehcn der ESkradoncn statt. Es kamen zur Verwendung je zwei Faltboote. Schaluppen und Pontons. Den ersten schwammen 5, den anderen 6 Pferde zur Seite. Pioniere waren zur Hilfeleistung zuaczogen, auch stellten dieselben in Pontons befindliche Sicherheitsposten aus. Gegen 9 Uhr war die Uebung ohne jeden Zwischenfall beendet. —^ In Duttler' s Sommer-Varists hat mit gestern ldü ein völlig neues Künstlerpeffonal, bei dessen Wahl die Direktion wieder eine durchaus glückliche Hand gehabt hat. seinen Einzug gehalten. Das Entree des neuen Programms bildet eine junge Trapezkünstlern«, Frl. Erna, die mit ihren ebenso viel Muskelkraft als Gewandtheit erfordernden Evolutionen und wegen ihrer Sicher heit ihren männlichen Konliirrcntcn durchaus würdig an die Seite gestellt werden darf. In dem Geinngskomiker Herrn Narciß Mer tens hat die Direktion einen Künstler engagirt, der es gleich seinen Borgängern versteht, erfolgreich ans die Lachmuskeln deS Publi kums zu wirken, während der Ehansnnnetten-Parodist, Herr Franz Man de Wirth, in seiner durchaus täuschenden und charakteristischen Darstellung von Soubretten- bez. Chansonnettenrollen, ausgestattrt mit den »billigen Stimmmitteln, hervorragende Beweise scharfer und steif»ger Beobachtung und besonderer Veranlagung für dieses Fach liclcit. nur möchte dem trefflichen Künstler zu empfehlen sein, der Deutlichkeit der Aussprache etwas mehr Ausmeiksamkeit znzn- wendcn, damit es auch dem Auditorium der Hinteren Plätze mög lich ist, ihn z» verstehen. Herr Wirth ist aber kein einseitiger Künstler, denn ebenso wie ans den festen Brettern der Varivtöbühnc versteht er sich auch auf schwankem Drabtkabel als Voltigense zu bewege» und liefert in der Gruppe Grando und Maud erstaunliche Proben von „Bewegungsfreiheit". Tie Geschwister Gasch, zwei reizende junge Handeamlibristinnen «deren ältere wir als Frl. Erna bereits als treffliche Trapezkünstlerin kennen lernten«, erwerben sich mit ihre» anmuthigen. sicheren, gewandten und schwierigen Picknik- tionen, die beiderseitig bedeutende Muskelkraft und Kaltblütigkeit erheischen, im Fluge die Gunst des Publikums und lassen nicht das Gefühl eines gewissen Mitleids aufkommen, das sich des Zn- schaners für die kleine Anni bemächtigte, die sich vor Monaten mit ihrem Vater ans dem gleichen Gebiete hier zeigte. In Frl. Asta Hilton lernen wir eine Soubrette kennen, die zwar nicht mit be deutenden Stimmmittel» ausgestnttet ist, sich vor manchen Anderen ihres Faches aber dadurch vortheilhaft unterscheidet, daß ihre Dar bietungen. nnterstnht durch ihre anniuthige Erscheinung und deut liche Aussprache, nicht des Reizes der Neuheit entbehren. Die Produktionen der Arleys, eines hochkomischen Kunst Radsahrer- paares, gehören zu denjenigen, welche dem Zuschauer die Frage nahclegen, ob sie bei ihren „Verunglückungen" wirklich ohne die bekannten schmerzhaften „braunen und blauen Flecke" davon kommen, daneben bieten sie aber auch als wirkliche Kunstfahrcr Vorzügliches. Gedenken wir am Schlüsse noch des humoristischen Zauberers, Imitators- und Schncllmalers Oberon Preiß, der uns in herrlicher Sommernacht dem Schlage der Nachtigall oder in aller Herrgottsfrühe dem Zwitschern der i» die blauen Lüste aussteigenden Lerche lauschen oder Zeugen einer Schlackthofscene sein läßt. der uns weiter mit überraschender Geschwindigkeit das lebenswahre Porträt irgend einer aus dem Publikum genannten bekannten Persönlichkeit aus Kunst oder Litteratur aus das Papier zaubert und der endlich den „nsrvus rerum" aus der Luft dahin zu resumiren, datz auch das Augnslprvgramm des Variöto viel für Unterhaltung und Belustigung bietet. —* Aus den anitlichen Bekanntmachungen. Seit heute ist die Augsburger Stratzc zwischen dcrGlascwaldtstratze und . der Behrifchstratze wegen Verbreiterung und Beschotterung, von morgen ad die Hübnerstratzc, zwischen der Eiscnstuckstraße und der > Bergstratze. wegen Brichotterung auf die Dauer der Arbeiten für ! den Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Pvlizeibericht, 2. August. Nach einer hierher ! gelangten amtlichen Mittheilung ist am I. August i» Heidenau ! eine Unbekannte, anscheinend Kellnerin, in der Elbe todt ans - i gefunden worden. Sie ist von mittlerer Statur, 18 bis 24 ' Jahre alt, bat dunkles Haar und ist bekleidet u. A. niit Hellem «vielleicht weißem) Kleid, schwarzen Strümpfen und gelben Schuhen. Bei der Leiche wurde gefunden ein Ring mit rothem Stein, eine Annspnngc und ein grünes Geldtäschchen, enthaltend ein Medaillon und eine am 29. Juli gelöste Eiscnbahnfahrkarte für die Strecke T r esd en-A. —P irna. —* Die Wittcrirngscinflüsse, verbunden mit dem Ranch und Nutz der Großstadt, beeinträchtigen das Aussehen unserer Kunst- denkinäler in so hohen, Grade, datz sie in regelmäßige» Zwischen räumen einer entsprechenden Reinigung unterzogen werde» müssen. Zur Zeit sind am HmiPIPortal der Hoskirche Gerüste errichtet, um kleine Schäden an den werthvollen, von Matielli ausgeführten Sandsteinsigiiren zu beseitigen. Heute ist nun gleichfalls der von der Stadt Dresden zur Erinnerung an das 800iährigr Bestehen des Haukes Wettin zwischen Schloß und Taschenverg-Palais errichtete Obelisk zu Reinigungszwecken umrüstet worden. Mit seinen von Johannes Schilling ciitworscnen und in Lanchhammer gegossenen überlebensgroßen Figuren und KricgStrophäen gehört er mit zu den schönsten neueren Denkmälern Dresdens. —* Nachdem der Bau der elektrischen Straßenbahnlinie Dres den—Kötzschenbrodn sertiggestellt war, ist dem seiner Zeit errichleten Baubureau Dresden-Neustadt III der Bau der beiden elektrischen Straßenbahnen Dresden iColtcr — Niederwartha — K'atzichenbroda und Dresden (Plauen) — Put sch appel—Harnsberg übertragen worden. Tie mit dem Ban der erstgenannten Lötziiitzbahn zusammenhängenden Geschäfte werde» noch von dem seitherigen Vorstände dieses Bureaus, Heim Bauiuspcktor Arndt, erledigt. —" Die Tbeilncymcr an den Fernsprechnetzen in den Vor- und Nach barorten non Dresden sind fortan zmn Sprccbverkehr mit Bayern in demselben Umfange und z» demselben Gebührensätze ivicdie Theilnehiner greift, io ist > Duttlcr'schen — Am Sonntaa Bonn. 8 Uhr » Min. trifft ans dem hiesigen Haupt- babnlwf« «mV ander, ug »u ermäßigten Fahrpreisen au« Annabern und Geyer ein. welcher den Bewohnern de« Er,gek»rges neben dem Besuche der Bogelwiese Gelegenheit bieten soll, dt« Deutsche Bauausilelluna ln Augenschein zu nehmen. Die Mcksahrt deS Sonder,ugcs erfolgt Abends to Uhr 2S Mm. — Ein gleicher Sonderrug wird am Sonntag auch von r eivzig »nd Wunen nach hier nbgeserliat werden. Die Ankunft aus dem vauvtdabnbose erfolgt srüb 7 Uhr S« Min., die Rückfahrt Abends 10 Uhr b0 Min. —" Wetterbericht der Hamburger Seewar«« vom S. August Wäh- rend tiefer Druck sich nbrdlich der Nordsee und von den Alpen bis Fin land auSgebreitet hat, lagert der höchste Lustdruck über Südsrankrrich. In Deutschland ist «S meist wärmer, im Osten ziemlich heiter, sonst vielfach trübe. — Waftricheinllch ist »iemtich trübe« wärmeres Wetter, Regensülle »nd stellenweise Gewitter. -» Dresden zugelassen. Tanesaeschichte. x Deutsches Neich. Der Kaiser trifft zur Beisetzung des Herzogs Alfred am Sonnabend Mittag 11 Uhr 30 Minuten in Kvburg ein und reist nach der Beisetzung nach Wilhilmshöhe weiter. — In italienischen Regierungskreisen hält man es nicht für völlig ausgeschlossen, daß der Kaiser auch der Beisetzung des Königs Humbert beiwohnen werde. In diesem Falle wird die ge» sammte Bahnlinse von der Grenze bis Rom mitttärisch überwacht werde». Die Ucberführung der Leiche nach Rom erfolgt Sonn abend oder Sonntag. Tie Beisetzung im Pantheon Dienstag oder Mittwoch. x In Koburg fand unter großer Bethriligung die feierliche Neberführnng der Leiche des Herzogs vom Kavalierhause des Schlosses Rosenau ans statt. An der Spitze des Zuges marschirte das 3. Bataillon des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95, dessen Chef der Verstorbene gewesen. Dem Sarge folgten z» Wagen die Gesandten »nd die herzogliche Familie. Gegen 5 Nhr erreichte der Zug daS Weichbild der Stadt, von wo die fürstlichen Damen direkt nach der Mvritzkirche fuhren, während der Großhcrzog von Hesse» und der Regent Erbprinz von Hohenlohe- Langenbnrg hinter dem Sarge herschritten. Es folgten das Ministerium, die Hofdehörden, der Landtag, die Reichs-, Staats- und städtischen Behörden und eine grvsie Menge Leidtragender. Vereine und Schulen bildeten Spalier. Die Straßen, die der Zug passirte, trugen Traucrschnnick. Am Portal der Maritzkirche er wartete die Geistlichkeit des Landes den Zug. 12 Unteroffiziere trugen den Sarg in die Kirche. Im Fürstenstaiio hatte die Herzvgin- Wittwe mit ihren Töchtern Platz genommen. Obcrhosprediger Hansen hielt die Trauerandacht; Chvrcilgcsang schloß die Feier: woraus die fürstlichen Herrschaften dir Kirche veiließen, die alsdann sür das Publikum geöffnet wurde. x In Folge des zweimaligen Ausrufs zur Meldung Frei williger für die Elftna-Expedition haben sich, wie nachträglich wird, im Ganzen weit über 120,900 Mann und nicht weniger als 3650 Offiziere gemeldet. Diele gehörten den ver schiedenen Tnivventbeilen aller Bundesstaaten an. Für die ostasiatiichen Reiter-Regimenter sind die Meldungen nicht so zahl reich einaegangcn: es liegt dies aber daran, daß die beurlaubten Kavalleristen, meist wohlhabende Bauernsöhne, mehr an die väter liche Scholle gefesselt sind, als die Fußttuppcn des Bcurlanbten- tandes. X Italien. Der König lind die Königin winden in Monza bei ihrem Eintreffen von dem Herzog von Aosta und Ovorto, dem Prinzen Ferdinand von Dänemark, dcni Generaladjutante» Ponzio- Vaglia und den Tcvutiilen Chinaglia und Nadici empfangen. Die Majestäten, welche tiefbewegt waren, fuhren durch die in stummer Trauer spalierbildende Bevölkerung zum Schlosse. An der Treppe wurden sie von der Königin Maria Pia von Portugal, den Herzöge» von Genua und Aosta nnd den Prinzessinnen Chlo- dilde »nd Lätitia in tiefer Trauer empfangen. Tie Begegnung der Majestäten nn! der Königin-Wittwe war erschütternd. Während die Bevölkerung dem König und der Königin herzliche, bewegte Kundgebungen veranstaltete, riefen zwei unbekannte Fremde: „Es lebe die Anarchie!" Die Individuen wnrden verhaltet. Die erbitterte Menge wollte sie lynchen. x Die Königin Margheritn erwiderte ans die Beileids- depcsche des Bürgermeisters von Rom, sie sende Rom. das in Allein hervvrlcuchte, ihren innigsten Tank nnd glaube, ihm damit einen letzten CchmerzciiSgNiß des Verblichenen zu entbieten, der Rom so sehr geliebt und es so groß und glücklich sehen wollte. x Entgegen anderen Meldungen ist die Leiche König Humbcrts gut erhalten, in Folge der Maßnahmen, die die Äerzte auf Wlinsch des Königs Victor Emanuel, der telegraphirtc, er wolle seine» Vater ein letztes Mal umarmen, getroffen haben. In dem neben dem Sterbezimmer liegenden Geniacb sind Altäre errichtet, an denen Priester ans Monza nnd Mailand Messen lesen. Der Herzog von Aosta, der Graf von Turin nnd der Herzog von Oporto halten in großer Uniform abwechselnd die Todtcinvache. Außer der Königin Margherita nnd den Prinzessinnen, die im Sterbezimmer beten, dars Niemand es betreten. Königin Margheritn zeigt, trotz ihres unendlichen Schmerzes, große Scelciisläike. Sie hat persönlich die Todesnachricht dcnieiiigen Personen, die dem König am nächsten standen, zugehen lassen: sie beschäftigt sich mit allen Einzelheiten und trifft die geeigneten Dispositionen. Bisher find 5000 Depeschen aus dem Auslände in Monza eingetrossen, dazu große Mengen Blumen. Viele fürstliche Personen haben an- gekünbigt, daß sie dem Leichenbegängniß beiwohnen wolle». Man glaubt allgemein, daß König Humbert ein politisches Testa- ni e n t hinterlassen hat, doch ist bis jetzt in seinen Papieren nichts gefunden worden. x lieber die Leichenfeier sind noch keine Anordnungen ersloffen, dock gilt es als feststehend, daß die Uebersülmmg des Leichnams »ach Rom Sonnabend und die Beisetzung im Pantheon daselbst am nächsten Montag erfolgt. Am Dienstag Nachmittag fand die Autopsie des Leichnams in Anwesenheit zweier Mit glieder des Mailänder Gerichtshofes statt. DieAerzte konstatirten, daß die schwerste Wunde durch jene Kugel hervogerufe» wurde, welche nächst der vielten linken Rippe eindrang, die Herzkammer durchbohrte und den Tod herbeisührte. Die zweite ebenfalls absolut tödttiche Wunde ist oberhalb des linken Schlüsselbeines. Die finget verletzte daselbst die große Arterie nnd sitzt noch im Fleisch fest. Tie dritte Kugel drang unterhalb des rechten Lungenflügels ein. Alle drei Kugeln gingen von rechts nach links und von vorn nach rückwärts. Tie Blutung war so stark, daß noch bei der Leiche König HumdertS erfolgte in dessen Schlafzimmer. Der Bei» ' «ozetz^macht rapide Fortschrttte. ^ ^ inRo^' x Der „Tribuna" zufolge beschloß das Ministerium ei nn König vorznschlaaen, daß die Leiche König Humbert'! eigesetzt werden tolle. 15.000 Mann Land- und S . Autopsie Blut den Wunden entströmte. Die Aufbahrung der zu lasten tom Vertreter 100,000 Lire dem b , . sollen nach Rom zur Trauerseier zusammengezogen werden. x Der Gemeinderath von Rom beschloß, nachdem ein Theil der Sitzung dem Andenken König Humbert'S gewidmet worden war, TrauergotteSdienfte im Dom abhalten zu lasten und zur Leichenfeier in Monza und zur Beisetzung in zu entsenden und für das Veteranenheim Turate ,n stiften. x In der Sitzung des Türmer GemeinderatheS wurde ein besonderer Ausschuß mit der Ausarbeitung von Vorschlägen für eine dauernde Ehrung König Humoert'S betraut. Für wohlthätige Zwecke wurden 50.000 Lire auSyesetzt und an das Königspaar und die Königin Margherita Beileidstelegramme od- gesanvt. x König Humbert war ein Mensch von ungewöhnlich ge ringen Bedürfnisten. Einfachheit in Allem, was ihn umgab, war ihm zur zweiten Natur geworden. So wie er in der Politik und Regierung es ängstlich vermied, mehr hervorzutreten als un umgänglich nothwendig, so auch im Privatleben. DaS KönigSPcmr brachte den größten Theil des Jahres in Rom zu. Im Auslande war der König daher auch selten, nur Deutschland hat er viermal besucht, 1879, ein Jahr nach der Thronbesteigung. 1889 als Er widerung auf den ersten Besuch kaffer Wilhelms ll., 1892 in Be gleitung des Ministers deS Auswärtigen, Brin. nach der Er neuerung deS Dreibundes nnd endlich 1897 bei den Kaisermanövern. Die drei ersten Male war er in Berlin, das vierte Mal in Hom burg. Seine Beziehungen zu Kaiser Wilhelm II. waren immer die herzlichsten »nd zum Beweis dessen ging der Kronprinz »nd nunmehrige König Victor Emanuel HI. im Mat zur Groß- jährigkcitserkläniiig des Deuffchen Kronprinzen nach Berlin. In Rom sah man König Nmberto häufig im Wagen, den er selbst kntjchirte. Er trug die Uniform, im Gegensatz zu den meisten anderen Herrschern, nur bei offiziellen Gelegenheiten. Seine ge wohnte Kleidung war der lange ichivarze Gehrock, der sogenannte Palainidvne, und Cylinder. de» er beim fast ununterbrochenen Grüßen beinahe nie auf dem Kopf trug. Sein Blick war ge wöhnlich streng, nnd der Eindruck der Strenge wurde durch die stoßweise» kopsbewcgungen noch vermehrt, was aber nicht hinderte, daß er wohl einer der gutmüthigsien Menschen der Welt war. Seine Spazierfahrten gingen immer in die Villa Borghese, oder vor das Thor, während er den von der Königin vielbesuchten incio wegen der zu großen Menschenmenge beharrlich mied, ehr häufig hingegen fuhr er zur Jagd nach Castelvorziano, einem Jagdschloß in der Näde des alten Ostia. Hier verbrachte er den Tag und hat oft am Abend bei der Heimkehr ausgesprochen, daß dies leine glücklichsten Tage seien. Seiner Abneigung gegen hänfigc Besuche von Anstalten. Instituten, Festen n. s. w. konnte er eher nachgeben, weil Margherita sich dieser Seite deS Herrscher lebcns mit Feuereifer widmete. Auch dem Besuch von offiziellen Gesellschaften ging er lieber ans dem Wege. Er benutzte sofort die Gelegenheit des Jubeljahres, um aus religiöser Beachtung desselben alle Hofbälle abzubestellen. Sein Familienleben war das denkbar glücklichste und dies Glück wurde kaum je getrübt. Umberto und Margherita haben nie ein Kind verloren, ihr einziger Erbe besteigt nun den Thron. x Ter Prozeß gegen Bressi vor den Assisen in Mai land dürfte noch im Lause dieses Monats stattfinden. Der Mörder bleibt dabei, daß er keine Komplizen gehabt habe nnd antwortet auf alle Fragen mit äußerstem Cnnismus. Am Mittwoch wurden der Bruder und die Schwester Bressi's verbaftet. Leutnant Brei», der Bruder des Mörders, wurde lange vernommen. Der Leutnant stand an der Schwelle deS Hauplinanns-Examens. In Turin winde ein Mädchen verhaftet, die eine von Bressi'S Freundinnen war und Briese von ihm in der Tasche hatte. — Die Fra» Breisi's ist. wie aus New-Aork gemeldet wird, nach Verbrennung sämmt- licher Papiere ihres Mannes aus Hobvken entflohen. x Ten Blättern zufolge legt man der gemeldeten Verhaftung des Antonio Lanner in Jorea große Bedeutung bei. Wie gerüchtweise verlautet, hatte Lanner unwiderruflich den Tod König Hnmbert's beschlossen, nnd er hätte, wenn der Mordanschlag i» Monza fehlgeschlagen wäre, einen neuen Anschlag bei der dem nächst staltstndcndcn Tausendjabrseicr von Jorea ausgeführt, der der König »nd die Königin beiwohnen wollten. x Schweden. Im Sitzungsinale der Akademie der Wissen schaften wurde in Gegenwart der Polarforscher Nordenskiöld und Nat- Horst nnd anderer Gelehrter und Fachmänner die jüngst bei Island nllsgefiindeiic Andrst-Bose geöffnet. Die Boje trug die Jn- Ichnst: „Andrse's Polar Expedition Nr. 3 1896." Sie war, von der verschossenen Färbung abgesehen, ganz unbeschädigt. Bemerkt wurde, daß in Folge der- schlechten Anssührnng des Schrauben gcwindes der obere Theil brr Boie sehr leicht durch Wellenschlag oder Eisdrnck beschädigt worden sein konnte, und daß die Bose, da die untere Svitzc miverichrt war, nicht ans Land oder Eis gefallen sein kann. Ein Vergleich ergab, daß der früher aufgefundenen Andrsc-Boie Verschluß nnd Kupferhühe fehlten. x Afrika, Tie B n re n haben Machadodorp geräumt, x Ter marokkanische Stamm der Donftneria griff am 30. Juki einen Proviantzng an. Ans französischer Seite wnrden 9 Mann getödtet und 9 verwundet. Die Marokkaner wurden zurück- geschlagen und erlitten erhebliche Verluste. Der Krieg in bbincr. x Der Kommandant der amerikanischen Truppen erhielt heute Befehl von Washington, de» Vormarsch auf Peking nicht zu verzögern. Die Depesche theilte ihm ferner mit, daß bedeutende Verstärkungen unterwegs seien. x „Daily Erpreß" rbeilt mit, das Edikt des Kaisers von China vam 24. Juli, das der Gouverneur Juan-schi-kai den Konsuln in Shanghai mittheilte und in welchem versickert wurde, die frem den Gesandten befänden sich wohl und würden durch Send ungen von Nahrungsmitteln unterstützt, habe folgenden bisher unterdrückten Schlußpassus enthalten, der für Li-Hnng-Tschang persönlich bestimmt war: „Es ist nicht rathsam, alle Gesandten zu tödten. aber ebenso unklug wäre cs. sie setzt freizugcben und nach Tientsin zu geleiten. Viel besser wird cs sein, sie als Geiseln hier zn behalten." ecu» WS? a chererieils offenbar böswillige Verdrehung und Verunglimpfung eines Ereignisses zu Grunde liegen, -a§ inzwischen ans die denk bar regelrechteste und gesetzlichste Art vor sich gegangen ist. Nachstehende Miitheilmig ist berufen, die öffentliche Meinung nach icder Richtung anfzukläreir: Die Ungewißheit, die in der serbischen Haupkstadt bis zur Bildung der heutige» Regierung herrschte, war eine Fohze des von der vorigen Regierung hintcrlaffencn ver- iassungslosen Zustandes. Diese Regierung hat rncksichtskos ihre Stellung verlassen und sich ganz und gar über ihre heiligste Pflicht liinweggkielff, den Herrscher in allen Zlaatsfragen zu unterstützen; sie hat sowohl den erforderliche» Anstand, als c»n^ die Achtung jenes rrerfnssnngsmäßigen Rechtes des Königs von «erbten verletzt, sich seine Gemahlin frei zn wählen. Jene Ungewißheit wurde »och dadurch vergrößert, daß eine verschwindend kleine Zahl höherer Offiziere »nd Hvshenmten, ihren dem Throne geleistete» Eid mit Füßen tretend, auch dann, als die Verlobung des Königs bereits eine vollzogene Thatsache war, dagegen auizutreicn wagte. Es ist sür dieselben bezeichnend, daß sie dies nur deshalb thatrn, weil sie i>icht recht wußte», ob es in diesem Augenblick sür sie vorlbeil- haster wäre, sich dem Wunsche des Vaters des Königs, anstatt dem des Könige selbst unterznordne». Trotzdem es Sc. Majestät der König lebhaft bedauert, daß König Milan diesen seinen Schritt nicht billigt, so hat er sich dennoch darin nicht beirren lassen, sich eine Lebensgesährtin auszuwählen. die ibin ein glückliches und zu friedenes Dasein sichen« und die Möglichkeit bieten wird, sich fortan mit desto größerer Thatkrast nnd Entschlossenheit dem Fort schritt »nd der Kräftigung seines Vaterlandes zn widmen. Man darf nickt die eigenthiimlicben Umstände vergessen, unter welchen König Alexander ausgewachsen ist nnd Serbien sich während der lebten fünfzehn Jahre in Folge des Ehezwistes im Königshauie unnatürlich zu entwickeln gezwungen war. Die Folge dieses Zwistes waren ja die immerwährenden Erschütterungen mit ihren bekannten Ueherniicknngen, welche den König wiederholt auch gegen seinen Willen zu folgenschweren Aenderungen rm Staatsleben be müßigt hatten. König Alexander war stets fest überzeugt, daß diesen Ueberraschungen und Unregelmäßigkeiten in der Staats verwaltung ein Ende bereitet nnd daß man fortan auch bei Hofe bedacht sein muß, die Politik des Landes seinen staatlichen In teressen gemäß zu leiten. Er war stets fest überzeugt, daß daS Herrscherhaus und seine Mitglieder von den jeweiligen politischen Strömlingen unberührt dastehe» müssen. Dieses Ziel konnte der König nur so erreichen, daß er sich eine Gemahlin erwählte, welcher er das Gefühl aufrichtigster und innigster Liebe entgegen bringt, eine Frau, die mit den Verhältnissen in Serbien gehörig bekannt ist und deshalb Alles zu vermeiden vermag, was zu Erschütterungen ans den« Throne führen könnte. König Alexander kannte seine Braut, als sie noch Hofdame seiner Mutter war. Schon damals hatte er Gelegenheit, in ihr ein Weib von seltenen Tugenden, von GeistcSstürke. Herz. Gefühl »nd größter Bescheidenheit zn er kennen. Schon damals entbrannte fein Herz in Liebe zn dieicr Frau, schon damals liebte er sie rein, aber innig: schon damals faßte er den Entschluß, ihr sein Herz und seine Hand z>, schenken. In ihrer angeborenen Bescheidenheit stellte die Braut des Königs alle Versuche an, um ihren Herrscher von diesem Schritte ab- zuwenden. Sie fürchtete, es könnte dadurch zu einem Zwiespalt mit seinen königlichen Eltern kommen und ahnte es, daß sich auch Politiker finden weiden, denen ein derartiger Entschluß des Königs nicht willkommen sein könnte. Auf alle ihre Bitten, auf all' ihr Flehen hatte aber König Alexander stets nur eine Antwort: „Ich liebe, ich achte Sie so sehr, daß ich niemals um Ihre Hand an- halten würde, wenn ich nicht fest entschlossen wäre, zum Ziele zu gelangen, und wenn ich deshalb auch mit der ganzen Welt und anch mit Ihnen den härtesten Kamvs auszufechten hätte." Sonnabend, den 21. Juli, beschiel» der König die früheren Mini ster zu sich, um ihnen diesen seinen Beschluß mitzutheilen. Der hohe Herr bemerkte sofort, daß die Minister Genere nnd Neschic nicht gekommen waren. Nichts Gutes ahnend, entsandte er einen Adjutanten, um sich nach dem Aufenthalt der beiden Minister zu erkundigen. Dieicr brachte alsbald die Kunde, daß sich die beiden Herren in die Wohnung der Braut des Königs begeben batten. Nun hatte aber König Alexander schon früher, als er seine Absicht zum ersten Male allen seinen damaligen Ministern bekannt gab, ihr Ehrenwort und ihren Eid entgegengenonimen, daß sie von dieser seiner Absicht Niemandem Mittheilung machen und in dieser Angelegenheit ohne sein Wissen überhaupt keinen Schritt unter nehmen werden. Als die Minister Gencic und Neschic bald darauf in den Konak kamen, erinnerte sie der König an ibren Eid und an ihr gegebenes Ehrenwort und forderte energisch, ihm zu re waren und waS sie verrichtet hätten. Die Beiden aß sie von der Braut de» KöniaS kommen, und sie zu sagen, wo gestanden, überreden verstanden, das Land zu verlassen. König Alexander ließ sogleich de» Wagen vnrfahren, übergab den Ministern seine Proklamation mit dem Aufträge, sie in der Staatsdmckerei sofort drucken zu lassen, forderte sie energisch auf, sür die Ausrecht- crhaltting der Ruhe und Ordnung zn sorgen nnd sagte ihnen beim Abschiede: „Meine Herren! S'.e haben nicht ehrlich gehandelt. Sie haben sich niir gegenüber nicht anständig benonimen. Ich zerreiße hiermit Ihr Entlassungsgesnch und befehle Ihnen, so zu handeln, wie ich cs haben will." Gleich darauf begab sich der König in die Wohnung seiner Braut, fand sie aber dort nicht vor. Sic hatte den Rathschlägen der beiden Minister gefolgt und ging zn einer ihrer Verwandten, mit der festen Absicht. Belgrad mid Serbien mit dem nächsten Zuge zu verlassen. König Alexander ersuchte ihren Bruder, einen Zögling der Militär-Akademie, ihm zu' sagen, wo seine Schwester weile; er habe das Recht, dies zu wissen, denn er wolle sie ehelichen. Der junge Mann erwiderte ehrerbietig, er dürfe daS nicht sagen, seine Schwester habe ihn beschworen, ihren Aufenthalt unter keiner Bedingung zu verrathen. seine ..Braut dort fti» wird. Angesichts dieses neuen Beweiies brennender Liebe und dieser stalmenswerthcn Ent- schlcysenheit des Königs, kehrte Frau Draga am Arme ihres BrnderS alSbald in ihre Wohnung zurück. Sie nahm mit inniger Dankbarkeit die ibr dargebotcne Hand ihres Königs entgegen und willigte ein, seine treue und gehorsame Lebensgefährtin z» werden." " Bei der Ausgabe eines falschen 50 Markscheines verhaftet wurde kürzlich in iirzli'. Johann Eder ans München. , iirghnusen ein Dekorationsmaler n. 2n seinem Besitze fand sich eine ganze Anzahl solcher Falsifikate vor. Die in derMünchener Wohn ung des Genannten voraenviiimcne Haussuchung führte zur Ent deckung zahlreicher, zur Herstellung falschen Papiergeldes dienend« Gegenftände, sowie einer Menge gefälschter RetchSkassenscheine in allen Stadien der A "" und in der Provinz verausgabt zu haben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder