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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000818024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-08
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'S- .L» ^ <r *- ^ « » r» ^ « » L 7 «v ^ « D ^ Z r- Z EH " ment Nr 6 mit IM Monn. Regiment Nr. 48 mtt 1497 Manu. Regimcitt Nr. II mit 1453 Marm, Kaiser Franz-Regiment mit IW Mann, 8. Sächsisches Infanterie-Regiment mit 1318 Mann, lieber 10t» Mann verloren noch die Regimenter 1., 2. und 3. Garde-Grenadicr-Reaiment, Königin Angusta und Elisabeth, ferner die Regimenter 4, 7. 8, 20. 24. 32. 35. 40. 43, 46. 50, 56. 57, 83. 85, 94, sowie das 2. Bayerische Infanterie-Regiment mit 107 Mann, Konz enorm war die Einbuke bei dem Garde- Schi,Yen-Bataillon mit 518 Mann. Auch einzelne Reiter-, sowie Artillerie-Regimenter weisen große Verluste auf, so das Magde burger Kürassier-Regiment Nr. 7 207 Mann, AltmärkilcheS Ulanen- Regiment Nr. 16 108 Mann. 1. Garde Dragoner-Regiment " Regiment Nr. 3 raängliche weniger als n!2 Mann: die 15 Batterien des 3. Korps verfeuerten an diesem Tage 14,832 Geschosse. —* Sächsische Staatseisenbahnen. Die vorläufig seftgcstcllten Einnahmen im Monate Juli 1900 betragen 12V46.877 Mt. (-4- 993.486 Ml.), wovon 1.667.529 Mk. t-s- 142,525 Mk,) ans den Personenverkehr. 6,770,686 Mk. t-i-6I0.30«> Mk.) auf den Güterverkehr entfallen: ans sonstigen Quellen stammen 1.408,762 Mk. (4- 231,656 Mk.). Die Ge lammte innahmen von, 1. Januar bis 31. Juli d. I. betragen 77.710.945 Mk. (4- 4.566.524 Mk.). Hierzu trugen der Per sonenverkehr 23.439,677 Mk. l-I- 611,316 Mk).. der Güterverkehr 44,359.775 Mk. (4- 2,434,673Mk.), sonstige Quellen 9,911,493 Mk, (4- 1.529.536 Mk.) bei. —* Zu dem Projekt einer elektrischen Bahn von Wilder Mann über Bordorf nach Moritz bürg wird unS ge schrieben, daß dieses wahrscheinlich in den Köpfen einiger Grund stücks-Spekulanten entstanden ist. Sicherlich wird diese Linie ein mal gebaut werden, und zwar vom Staate, da sie eine Konknrrcnz- linic für die Schmalspurbahn Radebeul—Moritzburg—Rodednrg bilden würde. Die neue Linie wird aber jedenfalls nicht an die rothe Straßenbahnlinie ans der Großenhain« Straße angeschlosscn werden, sondern am Bahnhof Mickten beginnen, wodurch ihr zu gleich das sehr entwickelunasfähige »nd znknnftsrekche Trachancr Gebiet, daL selbige ^u durchschneiden hätte, dienstbar gemacht wird. Auch der Betrieb durfte der gelben Straßenbahn übertragen werden, da ihn diese auf der Lößnitzbahn sehr zuverlässig und zur Zufrieden heit ihres Auftraggebers besorgt, mich die Vcreinimmg der säinmt- liilrcn Emmetcrspur-Wagen in einer Hand große Vortheilc bietet. —* Eine. Versammlung der Verleger der sächsischen Tagespresse, veranstaltet vom Kreis Sachsen des Deutschen Buchdrucker-Vereins tPrinzipals - Vereinigung), wird Sonntag, den 26. August, in Leipzig im Deutschen Buchgewerbehmis mit folgender Tagesordnung abgehaltcn werden: 1. Papierpreiserhöh- ung; 2, Die Mehrbelastung der Zeitungen durch den neuen Post zeitungstarif: 3. Die Neuregelung der Abonnements und Inseratenpreise, sowie der Rabattsätze nach Maßgabe der cintreten- den Mehrbelastung; 4. Verschiedenes An die Versammlung schließt sich ein einfaches Mittagsmahl, sowie die Besichtigung des Deutschen Buchgcwerbehauses. —* In diesem Jahre vollendet sich ein Vierteljahrhundert, seitdem der Konservative Verein im Königreich Sachsen besteht. Von den Gründern, die sich um den Verein besonders verdient gemacht haben, leben nur noch wenige, n. A. die Herren Geh. Hofrath Dr. Ackermann. Geh. Jinanzrath Demner und Kammcrherr Dr. v. Frege-Weltzicn. —* Das „Leipz. Tagebl." meldet unter dem 16. d. M.: Das Telegraphenkmreau Hirsch verbreitet eine Nachricht, nach welcher gestern Abend in einem hiesigen Restaurant in der EmUienstraße ein etwa 20jähriger Mensch verhaftet worden sei, der sich bei dem Wirthc freiwillig mit der Angabe gemeldet habe, er sei Anarchist und habe den Auftrag, den König von Sachsen zu er morden. — Nach unseren Erkundigungen verhält sich die Sache wie folgt: Ein gestern aus Stuttgart hier zugereister 20,(ihriger Buchbinder kam auf seiner Wanderung durch verschiedene hiesige Kastwirthschaften bereits angetrunken auch in ein Restaurant der Emilienstraße, wo er, nachdem er noch mehrere Glas Bier zu sich genommen hatte, plötzlich zum Wirth und zu den Gästen äußerte, er sei Anarchist und habe den oben bereits bezeichneten Auftrag er halten. Diese Aeußerung wiederholte er mehrere Male, weshalb der Wirth nach der Polizei schickte und den Menschen sestuehmen ließ. Wie wir weiter erfahrcnhabcn, war der Verhaftete, nachdem er seinen Rausch ansgeschlafen hatte, sich seiner Aenßerungen absolut nicht mehr bewußt. Jedenfalls isi demnach die auswärts über diesen Fall verbreitete Mitthcilung stark aufgebauscht. —* Polizei bericht, 17. August. Zwei Fraueuspcisonen, angeblich Mutter und Tochter und anscheinend Zigeunerinnen und aus Böhmen gebürtig — die eine etwa 45 Jahre alt. Nein, duickrlbrannc Haare, dicke Oberlippe, längliches mageres, gebräuntes Gesicht, die andere etwa 21 Jahre alt. Beide tragen seidene Kopf tücher — wurden an, 13. d. M. hier wegen Dicbstahls fest- genvmmen. Sic waren in ein hiesiges Cigarrcngcschäst gekommen, hatten eine Kleinigkeit gckuuft und sich dann wieder entfernt. Un mittelbar daraus war aber die Jüngere unter dem Vorwand zurück- gekommcu, Papiergeld gegen Gold nmwechseln zur wollen. Beim «Luchen nach Goldstücken nun, an welchem sich die Frauensperson mit bctheiligt hatte, war es ihr möglich gewesen, ein Zwanzig markstück und einen Thaler zu stehlen. Äehnliche Diebstähle sind schon Anfang dieses Jahres hier ausgeführt worden, ohne daß die Schuldigen bisher ermittelt werden konnten, inan vermuthet des halb. daß die jetzt in Hast befindlichen Frauenzimmer mit den damals ausgetretene» Diebinnen identisch sind. Die Genannten führen eine Anzahl Wirthschasts- rc. Gegenstände, 1 Emaillekrug, 1 dergl. Kasserol, 1 kleine Lampe. 1 neusilberncn Löffel, 1 Flasche Wein, Eßwanrcn, Cigarren und Cigaretten mit sich. Außerdem haben sie bei ihrer Anwesenheit in einem Geschäftslokalc eine An zahl Geldsachen weggcworfen, als 2 Medaillons von länglich ovaler Form, verschiedenartig gravirt und mit je einer kleinen weißen, a jour gefaßten Perle versehen, 2 Ohrringe mit grünlich schimmern den Steinen und 3 glatte Trauringe verschiedener Größe. Alle diese Sachen dürften von in Geschäftslokalen verübten Diebstählen herrühren. Die Eigenthümer und event. weitere Geschädigte werden ersucht, sich zu 6. II 1734 in der Kriminalabtheilung zu melden. — Ende v. M. hat ein unbekannter 12jähriger Sckul- knabe bei einem hiesigen Händler iPfandschein des Leihamtes Dresden-Altstadt über eine daselbst verpfändete goldene Cvllnder-Remontoir-Uhr Nr. 42848 mit goldenen Zeigern, ovalem Ring und blauen arabischen Zahlen, außerhalb derselben kleine goldene Punkte, zum Kauf angedoten und dann unter Umständen zurückgelassen, die darauf schließen lassen, daß die Uhr sowohl wie der Pfandschein unrechtmäßig erworben sind. Eventuell Geschädigte werden ersucht, sich zu Aktenzeichen 0. IV 2702 bei der König!. Polizeidirektion, Kriminalabcheilung. zu melden. — Am Donners tag Nachmittag wurde in der Wilsdrufferstraße ein Mann von einem Straßenbah »wagen umgestoßen. Er erlitt leichtere Ver letzungen. Den Wagenführer trifft keine Schuld. — Unter halb der Augustusbrücke wurde heute Vormittag der Leichnam einer imbekannten Frauensperson ausder Eldegezoaen. — Im Vergnügungseck der Bauausstellmig wurde am Mittwoch Abend eine Kellnerin dadurch am Kopfe verletzt, daß ans dem ersten Stockwerke eines dortigen Etablissements eine Fensterscheibe hcrnnterfiel. —* Der König!. Sächsische Militär-Vereinzu Gruna vollzieht am 23. September im Freigut Grimn die Weihe seiner Fahne. Die Festrede hält Herr Diakonus Meißner. —* In gänzlich erschöpftem Zustande legte sich heute früh ein junger Mann in der Vorstadt Striesen auf eine Wiese, um zu rasten. Das Schlafbedürfnis) war mächtiger als sein Wille. Er war so fest in Träumen versunken, daß er erst beim Aufwachen gewahr wurde, wie man ihm eine werthvolle goldene Uhr nebst goldener Kette auS der Westentasche genommen, auch sein Geldtäschchen gestohlen hatte. —" Beim 4. Wetttn-Bunde-schiehen m Freiberg ersSioffen sich silberne Becher die Herren: Ernst Meigel-Oberplanitz, Otto Rvst-Wils- brnff <S Stücks. Adolf Weller.Oberplxnib, Johann Kümmel-Sebnid, Julius Kugelberg-Meißen. Hugo Jiinincnnmm-Leipzig. Julius Schmidt- Zittau, Oswald Kost-Zittau, Louis Lenk-Planik, Lehmann-Stollberg, Sckiwarz-Siollberg, Matthes-Chemnih, Hermann Sünder-Sebnitz, Prytzke- Dresdcn, Hugo Straub-I-Äresden, Paul Matthes-Chemmd. Mols Schcun- pllug-Drcsden, Otto Wols-Wittgensdors, Oswald Israel-Freiberg. Max Hofmann-<5hcmnitz, Gustav Engler-Dresdcn, Karl Eager-Gla»chau. C. Richter-Freiberg, Emil Mav-Freiberq, Ernst Liebs-d-Dre-idcn, 61. Dieb- Zwenkau, Oskar Hermann Knauer-Lemzig, H. Hunger-Freiberg: Etuis mit silberne» Löffeln erwarben stch die Herren: PriMe-, Clemens Neihmann-, K. Hülfert - Dresden, Paul Matlhrs - Chemnitz, eure goldene llhr Herr Ilosche-Lrchlenstein. —' Zu der aiitzerordentlichen Jnmingsversammlung, die der Vorstand der hiesigen F l e i 1 ist c r i n n u n g für die Abendstunde» des IS. August nach Meinbolv'S Sälen -ruf der Moribstrabe einberuien batte, waren MS Dresdner Fleischcrmeifter erschienen. Es bandelte sich um die Beschlußfass ung überWciierfübrung oder Schließung des der Innung gehörigen Schlacht- bases im Jahre 1907, zu welcher Zeit der iw Ostragebcge zu erbauende städtische Schlackstbof eröffnet werden soll. Herr Obermeister Gustav Müller, den, Herr Dr. Thieme, Staatsanwalt n. D., als juristischer Bcirath aiffstirtc, führte den Vorsitz. Den Verhandlungen wohnte Herr Stadtverordneter Leute- mann bei, der nächstens in einer Stadtverordnetensitzung über die Schlachi- bossangelegenheiten referiren wird. Obwohl nun die Herren Leutemann, der Vorsitzende Müller. Rechtsanwalt Dr. Meine, di« Vorstandsmitglieder Iieinhold, Schulze, Matth.-S »nd Bernhardt, der Scstlachtbofsdirektor Richter u. A. m. m klarster Weile alle die v-richievcnen Gesichtspunkt«, welche in dieser Angelegenheit in Betracht zu ziehen lind, erörterten, auch sonst seitens mehrerer anwesender Meister vielfache Aussprachen erfolgten, ließ sich doch trotz der mehrstündigen Verhandlungen und deren gewissenhafter Leitung keine Einigung darüber erzielen, ob der Zchlackthof am 1. April 1907 ge schloffen oder weitergeführt werden soll. Schließlich wurde «in Antrag, die Beschlußfassung zu vertagen «nd eine anderweit« Versammlung einzuberusen, mit Maiorität angenommen. —* Löbtau. Am 5. September werden es 25 Jahre, daß Löbtau vom ersten Landdiakonat der Dresdner Kreuzkirchc Pastorin »nd im hiesigen Orte zum ersten Male Gottesdienst obgehalten wurde. Zu Anfang der siebziger Jahre zählte Löbtau über 5000 Einwohner. 1875 deren über 6000. so daß mit Recht an die Ein führung eigener Gottesdienste gedacht werden mußte Dieser denkwürdige Zeitabschnitt wird am 2. Sevt. mit einem FcstgotteS- dicnst in der Friedenskirchc gefeiert. Bor 25 Jahren gehörten die Be wohner Löbtaus ans dem nördlich desDorfbachcs gelegenen Ortstheile nock mit zur Parvchie Briesnitz, doch ließen cs sich die Geistlichen Löbtaus angelegen sein, diesen auch das Wort GotteS zu predigen »nd sic kirchlich allmählich nach hier hcranzuzielien. Herr Pastor Walther, welcher jetzt 17 Jahre mit rastloser Schaffensfreudigkeit vier amtirt, und Herr DiakonuS Fiebig, dessen Amtsantritt im Jahre 1892 erfolgte, haben sich große Verdienste um die Hebung des kirchlichen Lebens LöbtauS erworben. —* Mickten. Einer Blntvergiftung ist hier Herr Gemeindeältcst« Heinrich Klotzsche zmn Opfer gefallen. Der Verstorbene hat sich um unsere Gemeinde außerordentlich verdient gemocht: er gehörte dem Gemeinderathe fast 25 Jabrr an und verleidete 11 Jahre lang das Amt eines Gemeindeältesten. Unter großer Tbcilnahme der Einwohnerschaft wurde der Sarg vvn Feuerwehrleuten zur Gruft getragen, wo Herr Pastor Henrici aus Köditz eine tiefergrci sende Rede hielt. Auch Herr Gemeindcvorstand Böhme nahm das Wort, um dem Dahingeschiedenen Dankeswortc für sein treues Wirken zum Wohlc der Gemeinde nachzunifen. —* Durch die Geistesgegenwart des Bahnhofs-Inspektors in Radebcu! wurde am Montag ein kleines Mädchen vom Tode gerettet. Als der 2 Uhr 43 Min. Nachmittags nach Dresden ver kehrende Pcrsonenzug in die Station einfuhr, sprang das Kind auf die Schienen, um ans die andere Seite des Perrons zu gelangen. Der Bahnhofs-Inspektor sprang hinzu und rettete unter eigener Lebensgefahr das Kind in dem Augenblicke, in welchem die Maschine es zu erfassen drohte. —' Wetterbericht der Hamburger Seewarte vom 17. August. Hoher Luftdruck hat sich Über Centraleuropa auSgcbreitet und gleichmäßig verlheilt. Das Maximum mit 77l min lagert über der südöstlichen Ostsee. In Deutschland herrscht ruhiges, heiteres, trockenes, wärmeres Wetter. — Wahrscheinlich ist die Fortdauer desselben, jedoch dürsten stellenweise Ge witter ausireten. Taffesgeschichte. x Zur Frage der Einberufung des Reichstags hat der Berliner Vertreter der „Wescr-Ztg". auf eine Nachfrage „an unter richteter Stelle", also wohl im Reichstagsbureau, die Antwort er dalten, daß nichts von einer Absicht, den Reichstag vor Ende Oktober oder Anfang November zusommcntreten zu lasten, be kannt sei. x Die „Köln. Volksztg." kommt nochmals auf die Frage der Einberufung des Reichstags Zurück und schreibt: „Wir haben nun einmal eine konstitutionelle Verfassung, die Regierung ist ver tu allen LeldauSaaben die Bewilligung de- ReichStaa- len. ES liegt im beiderseitigen Interesse, daß auch nicht der Schein erweckt weide, als wolle man ohne Roth den Reichstag umgehen oder vor vollendete Thatsachen stellen. DieEmvsindnng. daß wir nur scheinbar konstitutionell, thatsächlich aber absolutistisch regiert werden, ist im Lande weit verbreitet und hat die ent sprechende Stimmung oder Verstimmung zur Folge. Wenn nun gar bei einer so wichtigen, da- ganze Volk aufregenden und in Mitleidenschaft ziehenden Beaebenhcit. die noch unabsehbare Folgen für das Deutsche Reich baden kann, die Existenz einer Volks vertretung hattnäckig ianorirt würde, so hieße das muthwillig daS Mißtrauen und die Mißstimmung schüren. Tie „Krcuzztg." be fürchtete bekanntlich, die parlamentarische Minderheit, d. h. die Sozialdemokraten und vielleicht auch die Freisinniaen. könnten durch ihre Reden im Reiwstoa das Ansehen des Reichstag- schwer schädigen und dadurch die Wirksamkeit der Aktion in China lähmen. Bei früheren Gelegenheiten bat sich jedoch gezeigt, daß in kritischen Momenten auch die Linke sich Zurückhaltung auferlegt. Ueberdies lebt Liebknecht nicht mehr, und selbst wenn einer von der Linken Tdorheiten begehen sollte, der Eindruck würde gegenüber der ein- müthigen Kuiiogebung der große» Mehrheit so verhängnihvoll schwerlich sein. Die Regierung hat wiederholt daS Bedürfniß gefühlt, ihre Position dem Anstande gegenüber durch eine Kund gebung des Reichstags zu stärken. Ein Gleiches kann ihr gegen wärtig ebenfalls nicht unlieb sein. Indessen sind wir auch weit entfernt, hier die Bedeutung d«S Reichstags und seine» Einfluß auf die Politik der Regierung zu überschätzen. Was die Ein berufung deS Reichstags wünschenswerth erscheinen läßt, ist vor Allen, EinS. Die Regierung oder die Leitung des Auswärtigen Amtes ist dann geuötdigt. ihr Programm für China amtlich und in feierlicher Form öffentlich darzulegen. Damit bindet sie sich selbst an dasselbe und kann nicht mehr so leicht Extravaganzen machen. Selche Extravaganzen, die unS in die bedenklichsten Abenteuer stürzen können, befürchtet man aber in weiten Kreisen twh allem Vertrauen, das man zu der Klugheit, Besonnenheit und Mäßigung des Staatssekretärs Grafen V. Bülow hat. Wenn er mm sein Programm vor dem Reichstag öffentlich darlegt und, wie mit Sicherheit zu erwarten ist, dieser ibm unter entschiedener Abweisung aller phantastischen „weltpolitischen" Experimente seine Zustimmung giebt, so hat der Staatssekretär eine feste Position gewonnen gegenüber Denjenigen, die die Regierung auf den Weg der Abenteuer drängen möchten. Das feierlich verkündigte Programm kann nicht so leicht bei Seite geschoben werden. So würde die Einberufung des Reichstags doch nach mehr als einer Seite hin „beruhigend" wirken." x Der preußische Minister für Handel und Gewerbe bat leitende Grundsätze zur Regelung des Prüfungswesens im Hand werk ausgestellt. x In der „Nat.-Ztg." schreibt ein Offizier vom Bord des TrnppentransportdampfcrS „Wittekind" über eine Begrüßung zwischen Deutschen und Franzosen in Port Said. Plötzlich kam der Befehl: „Die Kompagnien sollen auf Backbordseite antreteu: cs kommt ein französischer Kriegsdampfer vorbei!" Schnell waren die vier Kompagnien trotz des knappen Raumes in Ordnung an der Reeling aufgestellt, und wir sahen wie ein großer Dampfer von hinten sich dem „Wittekind" näherte. ES war der französische Dampfer .Aquitaine" mit einem Truppentransport an Bord aus der Fahrt nach China. Als der Dampfer in unsere Nähe ge kommen. kommandirte der General: „Drei HurrahS den französischen Kameraden!" und ließ danach die französische Nationalhymne spielen. Das war der Anfang zu einem seltenen Schauspiel. Zwei mächtige Nationen, die beide zn demselben Zw« auSgezogen, sollten sich hier in fremden Gewässern begrüßen! Die Franzosen in ihren, lebhaften und leicht erregbaren Temperament geriethcn bei unserer Begrüßung fast außer sich: wäbrend die „Aquitaine" in nächster Nähe vorbeifuhr, brach ein Jubel los, wie ich ihn zwischen Deutschen und Franzosen nicht für möglich gehalten habe. Unausaelctzt, ununterbrochen jubelten uns die Fraiizosen zu, indem sie auf das Lebhafteste in die Hände klatschten und ihre Mützen schwangen: „Viva 1'L.IIomasno! »n rorair cm Odios!" konnten wir deutlich derausdörcn. Wir biederen Deutschen standen da und brüllten mächtig und immer wieder „Hurrad. hurrah, hnrrah'." Die französischen Offiziere standen in tadellosem weißen Tropen anzug aui dem Achterdeck, sie ialutirten und winkten mit den Taschentüchern aus das Freundlichste zu uns herüber. Der Krieg in China. X Dem russische» Generalslab sind heute folgende Nach richten zngegangen: Die Kavallerie-Kolonne des Generals Rennen kamps erreichte am 7. August das Dorf Eiur, am 8. August Eltschshcin und am 9. August Sanjshan und Volte den Feind ein, der sich mit 4000 Mann Infanterie, 5000 Mann Kavallerie und 12 Geschützen in fester Position befand. General Renncnkamps griff den Feind mit zwei Schwadronen und zwei Geschützen in der Front und mit 2>/r Schwadronen auf der rechten Flanke an und umging dessen Arriöiegardc. Die Chinesen vcrtheidigten sich lange im Centrnm und gingen in die Offensive über gegen die sie um gehende Kolonne, gerade in der Mitte zwischen den getheilten Abtheilungen, und zwangen sie vorübergevend, ihre Position zu ändern. Durch die Attacke der Kosaken des Centrnms wurden: aber dann die Chinesen gezwungen, sich auf ihre Position zurück- zuziehen. Gleichzeitig zwangen die beiden russischen Geschütze die 12 feindlichen Geschütze, von denen zwei demontirt wurden, zum Rückzuge. Alles dieses zwang den so bedeutend überlegenen Feind, seine Position endlich zu räumen. Im Kampfe hat sich, neuerdings die fünfte Schwadron des Amur-Regiments aus-: gezeichnet. Am 12 August erhielt General Rennenkampf die er-, warteten Verstärkungen. x Dem „New-Uork Herold" wird aus Washington gemeldet, Li-Hung-Tschang habe durch den amerikanischen Konsul in Shanghai den Vorschlag gemacht, außerhalb Pekings die fremden Gesandten den verbündeten Truppen zu überliefern. Die amerika nische Regierung habe diesen Vorschlag Li-Hung-Tschang's ob- gelehnt und ihre Forderung wiederholt, daß China mit den Ver bündeten zusammen wirken müsse, um das Einrücken einer genügend großen Streitmacht der Verbündeten in Peking und die Abreise der Gesandten und der übrigen Christen aus Peking zu ermöglichen bezw. zu erleichtern. wärts liegen. Diese vernimmt er. auch ohne daß sic besonders stark angegeben werden, für tieferliegende Töne aber ist er taub. Cm anderes Kind hört fast die ganze musikalische Skala, aber in scder Oktave finden sich 3—1 Töne, die seinem Ohr nickt wahr nehmbar zu machen sind. Daneben ist eine verlangsamte Auffass ung gelegentlich zu beobachten. Ebenso kommt es bei manchen Kindern vor. daß sic anscinanderfolgende Schalle nicht in der ge gebenen Reihenfolge perzipiren, daß ihnen dieselben dnrcheinander- sallcn. Endlich ändern sich im defekten Ohr manchmal auch die Tonhöhe und die Klangfarbe. Alles das sind Erscheinungen, die »ns zn der Erkeiintniß führe», daß kranke Gehörorgane nicht blvs weniger hören, sondern auch anders empfinden als gesunde. Damit ändert sich aber auch die Wirkung aus das Psychische Lebe». Es ist hier nicht der Ort, diesen E'-scheinniigei, nach Ursache und Wirkung näherzntrctcii. Von größter Wichtigkeit aber ist es, das Verhältnis; des defekten Gehörs zur Sprache noch kurz zu beleuchten. Auch Misere Sprache setzt sich zusammen ans einer Anzahl von mehr oder weniger schnell aufeinander folgenden Schällen verschiedener Lusammcnsetznng (Klangfarbe), vie hinsichtlich der Stärke oder «chwächc, Höhe oder Tiefe große Verschiedenheiten ausweiien. <Das Hohen- und Stürkeoerhaltniß unserer Sprach- lnntc wie auch ihre Zusammensetzung wurde vvn verschiedenen Setten, u. A. von Lr. Oskar Wolf in Fransnrt a. M. sestgestellt.) Es ist nun leicht einzusehen, daß ein geschädigtes Gehör die Sprache nur bruchstückweise aufnimmt. Dem einen Ohr fallen die hohen, dem andern die riesen, dem dritten die schwachen, dem vierten die kurzen Elemente ans. sehr oft auch fallen die noch wahr nehmbaren Elemente ans ihrer Ordnung — kein defektes Ohr aber verniimnt ein völlig Ilarcs Bild der sprachlichen Glieder. Ist es nun möglich, die ausfallenden Bruchstücke dem kranken Ohre ver nehmbar zu machen? Daß dies hinsichtlich der ausfallenden Töne der Skala ebensowenig wie hinsichtlich der Klangfarbe der Fall ist, leuchtet leicht ein. Wie aber steht es mit den Jntensitätsunter- ichieden? Dieselben sind in unserer Sprache sehr groß. waS sofort auffällt, wenn man in einem beliebigen Wort die Stärke des Vokals mit der Stärke der zugehörigen Konsonanten vergleicht. Diese großen Stärkeunterschiede durch lautes Rufen ouszuZeichea ist unmöglich, man verstärkt dabei im Wesentlichen nur die Vokale, wodurch dann die Konsonanten noch mehr zurückgedrängt werden. Ein Ausgleich ist nur möglich, wenn man flüsternd spricht; denn unsere Konsonanten sind zum größten Theil nur Geflüster. AuS diesem Vorstände «siebt sich für die Stellung deS schwerhörig« Kindes der wichtige Satz: ein solches Kind ist nur dann im Stande, die Sprache völlig durch's Ohr zu erlernen oder zu soffen, wenn es im Stande ist, Flüstcrsprachc zu verstehen, und ein ganz geringer Grad der GehörSschädignng kann der Spracherlernung lediglich dnrch's Obr schon unüberwindliche Hindernisse bieten. Daß es daneben Schlüsselgcrassel, Klopfen auf den Tisch, Ubrticken, meinet wegen alle musikalischen Töne vernehmen kann, ändert an dieser Thatsachc nichts. Um sich das klar zn machen, versuche inan einmal, ein im verschlossenen Nebenzimmer geführtes Gespräch zu verstehen. Dabei nehmen wir iin Wesentlichen nur die Vokale wahr, und diese Bruchstücke zu sinnvollen Sätzen zu ergänzen, ist uns unmöglich, trotzdem in dem Gespräch kein uns unbekanntes Wort vorkommt. In der Stellung des defekten Gehörs zur Sprache liegt der Grund, warum beim schwerhörigen Kinde weder lautes Sprechen, noch Hörrohr (letzteres macht nur nervös), noch die oben erwähnte» Bildungsversuche verfangen wollen, welche sich lediglich an sein Ohr wenden. «ehen wir nun auf den BildnngSausfa! l, den das schwerhörige Kind erleidet. Zunächst gehen ihm viele sinnliche Eindrücke verloren und zwar nickt blos auf akustischem, sondern auch auf anderen Sinnesgebicten, da ja nun das Ohr die anderen Sinne auf neue Erscheinungen nickt mehr aufmerksam macht. Damit entbehrt es aber vieler begrifflicher Elemente, als welche sich die Sinnesempsindungen darstellen, und ebensovieler intellek tuell« und gemüthlichcr Anregungen. Des Weit«« kann es aus Mittheilunae» und Belehrungen And«« nicht den gehörigen Nutzen ziehen, weil es ja an der Erlernung der Sprache, dieses vornehmsten MittheilunasmittelS, und vollkommensten Denkwerk- zeuaeS, gehindert ist. Diesen Verlust kann man erst dann recht würdigen, wenn man sich die Bedeutung der Sprache sür uns« gesammtes psychisches Leben wie für dos praktische Fortkommen vergegenwärtigt. In erster« Beziehung kommen namentlich folgende Punkte in Betracht: 1. die Sprache vervielfacht die Reproduktionsmöglichkeiten unserer Vorstellungen und bedingt da durch eine größere Beweglichkeit dnkelben; 2. sie ermöglicht die Reproduktion unabhängig von der sinnlichen Gegenwart: 8 sie er möglicht das begriffliche, logische Denken: 4. sie ermöglicht unS neben der räumlichen auch die zeitliche Orienttrung; 5. sie hat einen hervorraaenden Antheil am Zustandekommen unseres Selbst- dewußtseins. Persönlichkeitsbewußtseins. Man sieht «in: da- schwerhörige Kind mutz dumm erscheinen Dem, der die feinem I geistig« Sein gesetzt« besonder« EntwickelimgSbedinglwg« nicht zu würdigen und die daraus folgenden Konsequenzen nicht zu ziehen weiß; es muß unwissend, ungebildet bleiben, es mutz daneben einen cigenthümlichen und sonderbaren Charakter um so mehr ent wickeln, ie älter es wird und je mehr es unter Verkennnng und falscher Behandlung zu leiden hat — so lange es nicht gelingt, mit dein Schlüssel zu seinem Wesen zugleich den Weg, die richtige Methode zur Entwickelung seiner geistigen Fähigkeiten zu finden. Schon der 1890 verstorbene Professor der Ohrenheilkunde in Wnrz- burg. v. Tröltsch, der sich durch eine hervorragende wissen schaftliche Tüchtigkeit ebenso wie durch ein warmes mitfühlendes Herz auszeichnete. bedauerte wiederholt und lebhaft die unglückliche Lage der schwerhörigen Kinder gegenüber uni«« Bildung, und es war seine Ucbcrzeugung. daß es später besondere Schulen gebe» würde, in denen diese Kind« nach einer ihrem Gebrechen cmacpaßten besonderen Methode zu einer angemessenen Bildungs höhe geführt würden. Es blieb dem Schreiber dieser Zeilen Vor behalten, zur Erfüllung dieses Wortes den ersten «chritt zu tbun. damit eine ihn selbst, seine Schüler und deren Eltern gleicher Weise beglückende Thätigkcit zn eröffnen und Deutschland um eine neue Schulart zu bereichern. Die hi« angewandte Methode sucht auf Grund Var« Einsicht in die besondere Lage des schwerhörigen Kindes und unter Nutz barmachung alles Dessen, was physiologische und psychologische Forschung yinsichtllch des Wesens und der Entwicklung des Geistes lebens lehr«, und alle« Dessen, was pädagogische Arbeit in Theorie und Praxis an Reformen gezeitigt, den Kindern eine klare Einsicht in das Werden und Sein der Natur wie Werden und Sein der menschlich« Kultur nach den verschiedensten Seit« hin zu vermitteln, um sie so zn bewußten und tbätigen Theilbabem dieser Kultur zu bilden. Dabei gilt eS. fortdauernd alle Sinnes- sähigkeiten, die noch vorhandenen Gehörreste eingeschloffen, in den Dienst des Borstellungserwerbs und der Spmchaneignnna zu stellen. Die Kind« lernen die Sprache vermittelst de- Auges vom Munde ablesen und nach Möglichkeit durch'S Ohr erfassen.' werden in das innere, abstrakte Sprachleben eingeführt, bis mtt zunehmendem Svrachreichthum und entsprechend wachsender Sprach» kraft die Scheidewand fällt, die sie von ihren vollhörigen Mit menschen kennte. Schon jetzt ist als gewiß anzunehm«, daß die jenigen Kinder, welche mit 6 Jahr« eintret« (auch in einem spät«« Alt« läßt sich natürlich «och Erfreuliches erreichen), in
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