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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-23
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1877
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430 stimmt er »icht immer mit dem StockmanLester mann Richter znfammeu. Seitdem aber Berger bei der jüngste« Reich-taa-wahl den edlen FraclionS- aenoffen auf eine wahrhaft vernichtende Weise überholt hat, ist Richter vor Allem beflissen, den sachkundigen und beredten C »liegen na- möglich z» machen. Al- nun der Abgeordnete Berger ruhig i» die Fraktion-Versammlung der Fortschritt-Partei kam, war eine gewisse Clique hierüber nicht wenig erstaunt. Um ven verhaßten College» auf eine leidlich gute Manier lo- zu werden, wurd« von dem hohen FractionS- rath beschlossen, die ganze Fortschritt-Partei von Grund au- zu reorganislren und zwar aus Grund de-Programm- von 18-1. Jeder sollte diese- denk würdige Schriftstück unterzeichnen, bevor er al- ein legitime- Mitglied der Fortschritt-Partei bezeichnet werden könnte. Man hoffte zuversichtlich, ja man rechnete mit Bestimmtheit auf eine Weigerung Ber ger'-. Allein Nicht- von alledem geschah. Berger Unterzeichnete da- bekannte Programm, zu welchem er sich bi- auf den heutigen Tag bekennt. Der erste Angriff auf Berger'- Position war somit srhlgegangen. Allein auch die Gegnerschaft war zähe genug und beschloß, deu Versuch von einer andern Sette her z« erneuern. Man di-c»tirte die Stellung der Kraction-mitglieder im preußi schen Abgeordnetcuhause »nd im Reichstage und machte sich dahin schlüssia, daß selbstverständlich die Mitglieder der Fortschritt-Partei in dem einen zugleich die geborenen Mitglieder de- andern Hause- wären. Indessen Berger wollte die- dnrchau- nicht in de» Sinn; er verharrte dabei, Mitglied der Fortschritt-Partei im Abgeordneten haus zu sein, und fügte dann hinzu, daß eS nicht- Andere- hieße, alS ihn aufzusordern, sich zu ent fernen, fall- noch weiter über diese Angelegenheit di-cutirt würde. Hierauf allgemeine- und sehr beredte- Schweigen aller im Fraktion-,immer an wesenden Forlschritt-mänuer. Berger aber verblieb trotz alledem ruhig in der Kraction; hatte er sich doch eben durch die Unterschrift seine- Namen- auf weitere drei Jahre der fortschrittlichen Fahne verpflichtet! So war denn auch der zweite Angriff mißlungen. Al- aber die Fortschritt-Partei au- ihrer Mitte ei» Mitglied in die BndgetcomMission wählen sollte, da fiel die Mehrzahl der Stimmen — auf de» College» Berger. Der grimme Eugen aber, oder der Führer der „eisernen Brigade", wie man ihn scherzweise nennt, wird fortan seine Budget- zahlenwei-heit nicht mehr in der betreffenden Commission ablagern können. Der eben erzählte Hergang ist für die vollständig unhaltbar ge wordenen Zustände innerhalb der Fortschritts partei sehr bezeichnend, allein mau könnte dem Zufall dafür dankbar sei, wenn diese- Intermezzo dazu beitrüg«, um den Terrori-mu- Richter- mnerhalb der Fraktion zu brechen. Ist aber die- erst geschehen, dann fallen die Astergrößen von de« Schlage ParisiuS ganz von selbst. Die nationalen Wähler de- ersten Berliner Reichstag-Wahlkreise- waren am Freitag versammelt. Herr Heinrich Kochhann erklärte: „Ich gehöre der Fortschrittspartei an, und Sie werden sich de-halb vielleicht wundern, mich in Ihrer Versammlung zn sehen. Allein der Name ,.v. Forckenbeck" ist wohl geeignet, FortschrittS- uad natioualliberale Part« zu verbinden (leb hafter Beifall.) Die Fortschritt-Partei hat un korrekt gehandelt, daß sie im ersten Berliner Wahlkreise einen Manu aufgestellt bat, der weit die von der Fortschritt-Partei sich gezogenen Grenzen überschreitet. Ich habe geglaubt, mich von dieser Fessel befreien zu sollen. (Beifall.)" ES wurde» im klebrigen Beschlüsse gefaßt, welche daraus hinzielten, die »ationalliberale Agitation in Berlin wirksam zu organisiren. vr. Rudolf Meyer, Herausgeber und Re dakteur der „Social politischen Correspoudenz" und früher der „Berliner Revue", zuletzt Freund und Genosse Joachim Gehlsen'S, stand dieser Lage vor der I. Criminal-Abtheilung de- Berliner Krei-gericht- unter der Anklage der verleum derischen Beleidigung de-Reichskanzler-. Die Anklage bafirte auf einem Artikel der „Social politischen Correspoudenz" vom 5- Oktober v. I. unter der Ueberschrift „Ein SensationSproceß", welcher die Nachricht der „Reich-glocke" über die angebliche Betheiligung de- Fürsten Reichskanzler- an der Gründung der Central-Voden-Creditbank besprach und behauptete, Fürst BiSmarck habe sich unter Mißbrauch seiner amtlichen Stellung in gewinnsüchtiger Absicht daran betheiligt. Der Artikel bezeichnete diese Betheiligung de« Reichs kanzler- al- eine Bestechung. Der Angeklagte bestreitet, sich der Beleidigung de- Reichskanzler- schuldig gemacht oder dieselbe auch nur beabsichtigt zu haben. Im Preßgesetz stehe, daß die Corre spondenzen nicht »nter die bezüglichen Bestimmungen diese- Gesetze- fallen, und obwohl er später die Erfahrung gemacht, daß der Richter diese Aus nahme nur für die metallographirteu Correspon denzen statuire. so glaube er auch heute noch, daß der Gesetzgeber auch die in Buchdruck hergestellten Correspondenzen nicht habe auSschlicßen wollen. Außerdem seien die Lorrespondenzen nicht Publi kationen im Sinne de- PreßgesetzeS. da dieselben nur den Redaktionen zugängig seien. ES wäre aanz ne», wenn man die Correspondenzen al- sulche ebenfall- unter Aullage stellen wollte. Außerdem sei der Artikel Nicht- weiter al» rin Referat, und durch da-, wa- er selber h nzugesetzt, glanbe er sich grade ein Verdienst um den Staat erworben zu haben. Die Be- schlsdigung, der Reichskanzler habe sich an fiaaEllen Gründungen betheiligt, sei ja durch aus ncht »eu, sie seien weit verbreitet. Der verstorbene ^7. V. Wedemeyer haben ihn, den Angeklagten, selbst schm, früher aufgesordert, für die Kreuzzeitung Artikel 'sber die Betheiligung Bi-marck'- an finanziellen lnternebmungen zu schreiben, waS er jedoch abgelcyit habe. Später habe vr. Perrot direkte Erkundigmgen über die Verbindung Bi-marck'- mit Bleichröder bei chm, einznziehen versucht, selbstverständlich ohne Erfolg. Auch habe chm eia Verwandter Bi-marck'- ver sichert, daß der Fürst überhaupt nicht speculire, und die- habe für ihn viel mehr Werth und Ge wicht gehabt, al- alle Versicherungen Wedemeyer'-. Al- dann später die Artikel in der Kreuzzeitung: „Die Aera Bi-marck Bleichröder" erschienen seion, habe er Wedemeyer gratulirt, daß die Kreuzzeitung sich endlich mit wirthschaftlichen Fragen beschäftige; al- aber die Artikel fortgesetzt wurden, glaubte er die Sreuzreitung warnen zu müssen, aus diesem Wege der Verdächtigung de- ersten Edelmanne- de- deutschen Reiche- sortzuwandeln. Wedemeyer habe ihm trotzdem fort und fort versichert, daß die Behauptungen in Betreff der Verbindung Bi-marck'- mit Bleichröder wahr seien. Der ganze Zweck der Artikel sei wohl nur der gewesen, de» Reichskanzler in eine mehr konservative Strömung zu bringen, wa« ja auch gelungen sei. Er babe also zunächst Alle- gethan, um die Ge rüchte au- der Presse fern zu halten, weil er die selben auf Grund der Au-sage de- Verwandten Bi-marck'- für falsch und deren öffentliche Anführung für einen politischen Fehler hielt, der nnr deu Gegnern der deutschen Politik zu Gute käme Später erschien dann die zweite Serie der Gründerverdächtigungen in der „Reich-- glocke". Auch davon habe er abgerathen, denn wenn auch jeder Preuße da- Recht habe, etwaige Irrungen de- keineswegs unfehlbaren Fürsten BiSmarck auf politischem Gebiete zu bekämpfen, so zieme es sich doch nicht, Makel auf den Charakter einer Person zu werfen, wenn man nicht von der Wahrheit ganz fest überzeugt sei. Da- sei für ihn aber bei den v. Wedemeyer'schen Briefen nicht der Fall gewesen, und de-halb habe er die Ver öffentlichung dieser Briese in der „Reich-glocke" nicht gestattet. Nach Veröffentlichung der v. Diest- Daber'schen Broschüre seien aber die Gerüchte über die BiSmarck'schen Gründungen auch in den vornehmsten Kreisen ganz offen ausgetreten, und in öffentlicher Sitzung de- UnionS-ClubS wurde von v. Wedemeyer eine Wette darüber angebotrn, daß der Reichskanzler bei der Bodencieditbank mit etwa einer halben Million zum Course von 106—108 betheiligt gewesen sei, und sich die Differenz habe herauszahlen lassen, ohne je eine Einzahlung geleistet zu haben. Diest-Daber habe die- offen bet Töpfer am Biertisch erzählt. In der v. Diest - Daber'scheu Broschüre werde immer nur von dem Ungenannten gesprochen, ob wohl Jeder wußte, wer damit gemeint sei, und dadurch, daß die Sache in der „Reich-glocke" zur Sprache kam, sollte nur dem Fürsten Gelegenheit gegeben werden, sich zu rechtfertigen. Die Zeugen, die von ihm genannt seien, habe er nur de-halb namhaft gemacht, um die Behauptungen zum Bewei- zu bringen. Er hätte ferner aus da- Zeugnrß de- Geh Rath Wollnh recurriren können, der die Revision de- Statut- zu bearbeiten und erklärt batte, dasselbe enthalte zwar mehrere Un regelmäßigkeiten, sei aber aus Befehl de- Reichs kanzler- bestätigt worden. Herr von Blancken- burg habe ferner öffentlich erklärt, BiSmarck habe ihm gegenüber eingeräumt, daß die Sache sich so verhalte, wie sie erzählt werde. Wenn er nach Talchau'S Berurtheilung nun auch die Gewißheit habe, daß eine Consortial- betheiligung de- 'Fürsten nicht stattgesunden habe, so oedaure er doch, daß die Staats anwaltschaft nicht auch au- der Gegenpartei eugen entnommen habe, um damit auch die letzte Möglichkeit abzuschueiden, hinter dem Ofen und in den Club- sich allerlei üble Dinge zuzuraunen Er babe nur dazu beitragen wollen, daß der letzte Rest de- Verdacht- verwischt und der Name de- Fürsten wieder hergcstellt werde, aus daß nicht eine Atmosphäre entstehe, in welcher die Früchte der Socialdemokratie am besten gedeihen. Durch die Bestrafung Talchau'S aber und noch weniger durch seine Bestrafung, der er die Verleumdung nicht gepflegt, werde die Sache keine-weg- klar gelegt. — Recht-anwalt Quenstädt beantragt, über die eben gehörten Behauptungen den Beweis zu erheben und Herrn v. Diest darüber zu ver nehmen, ob er dem Angeklagten gegenüber die Aeußerung gethan, er habe von Herrn v. Blancken« bürg gehört, daß der Reichskanzler diesem gegen über den Thatdestand mehr oder weniger zu gegeben habe. Nach dem Widerspruche de- Staat-anwalt- gegen diesen Antrag ergriff der Bertheidiger nochmal- da- Wort, »m den Gerichlshof zu bitten, sich auf einen höheren Standpunkt zu stellen. ES handle sich hier nicht um einen gewöhnlichen Proceß, sondern um da- Wohl und Wehe eine- Manne-, dessen Charakter bisher fleckenlos gewesen, und nicht weniger um den Ruf deS Fürsten Bi-marck. Er halte e- für ein Verdienst de- Angeklagten und für einen Beruf der Presse, solche Sachen, wie sie au- solchem Munde verbreitet werden, klarftellen zu helfen, denn e- sei ein Verdienst, die heimlich in den Elub- rc schleichende Verleumdung au- Tageslicht zu bringen, um sie widerlegen zu können. Er bitte ferner, den Angeklagten gegen eine Cantion von 10,000 ^4 vorläufig au- der Hast zu ent lassen. Der StaatSanwalt widerspricht diesen Anträgen, da »icht unbekannte Privatleute wegen Privatgesprächen zur Verantwortung gezogen werden müßten, sondern Derjenige, welcher die Verleumdung offen au-spreche, dieselbe« mit seiner Persou zu decken habe. Durch solche Darlegungen werde der Staat nicht gerettet. An andrer Stelle sei erwiesen, daß alle diese Gerückte schmähliche Verleumdungen seien. Fürst Bi-marck'- Schild sei blank, «nd die Verbreiter der Verleumdungen hätten die Folgen persönlich ru tragen — Der Angeklagte bestreitet, daß bei seiner in 20 Exem plaren Auflage erscheinenden Correspondenzvon einer Verbreitung der angeblichen Verleumdung die Rede sein könne, zumal die „ReichSglocke" diese Mitthei lungen schon vorher in 3000 Exemplaren verbreitet batte. — Nach kurzer Berathung lehnte der Gerichts hof den von dem Lertherdiger gestellten Antrag, v. Diest-Daber al- Entlastungszeugen ru ver nehmen, al- unerheblich ab. Der Bertheidiger beantragte demgemäß, in de» Beweis der Wahr heit eintreten zu dürfen und die Herren v. Diest, v. Blanckenburg, v Kardorff. v. Bethmann und v. Bleichröder darüber zu vernehmen, ob Fürst BiSmarck bei der Gründung der Bodenkreditbank zum Course von 106—l08 betheiligt worden sei, obwohl die Aktien zu diesem Course an der Börse nicht zu haben waren. — Der Staats anwalt widerspricht diesem Anträge, der Gerichts hof erachtete jedoch diesen Bewei- für erheblich, hob de-halb den Termin auf und beschloß, zum nächsten Termine die Herren v Blanckenburg. v Bleichröder, v. Kardorff und v. Bethmann alö Zeugen vorzuladen. — Der Angeklagte wurde gegen dle angebotene Caution von 10,000 ^ vorläufig au-der Haft entlassen. Heber den Nebertritt de- DompräbendarS Bauer in Rottenburg zum AltkatholiciSmu- werden folgende Einzelheiten gemeldet: Bauer ist der Sohn eine- Lehrer- in Mergentheim, wurde im Convict in Tübingen gebildet und bekleidet die Stelle eine-DompräbendarS seitungefähr 5 Jahren. Er erfreute sich musikalischer Begabung und hatte den Domchor, au- gemischten Stimmer: bestehend, einzuüben und zu dirigireu. Es war öffentliche« Geheimniß, daß er schon seit mehr a!S Jahresfrist seine Stelle zu wechseln beabsichtige. So soll er schon im Winter 1875 mit dem Cardinal Manning wegen Uebernahme einer ähnlichen Stelle in London unterhandelt haben, die Unterbandlungeu zerschlugen sich aber wieder. Auch weitere Be mühungen Bauer'- um Erlangung einer Musik« directorstelle sollen erfolglos gewesen sein. Jeden falls dachte kein Mensch an seinen Uebertritt zum AltkatholiciSmuS Die Correspondenzen hierüber wurden von ihm ganz geheim gehalten; erst am Tage vor seiner Adresse von Rottenburg vertraute er sich einigen Frennden vom Laienstande an Am Dienstag, den 9. Januar, reiste er Morgen- halb 6 Uhr mit dem Bahnzug nach Horb Psorzheim rc. ab, nachdem er dem Bischof seinen Schritt anqezeigt hatte. Ein von Letzterem gemachter Versuch, Bauer zu sich zu laden, um ihn von seinem Schritte abza- bringen, scheiterte, da Bauer längst Über alle Berge war. lieber die Gründe diese- seine- Schritte- existiren verschiedene Le-arten. Thatsache ist, daß sein Schritt im Allgemeinen keine Sym pathie findet, zumal da Bauer noch zwei Tage vor seiner Abreise in der Domkircke predigte. Inzwischen ist, wie telegraphisch gemeldet, gegen Bauer von dem bischöflichen Ordinariate die Ex kommunikation und die Su-pension von seiner Stelle verfügt, und diese Maßregel Sonntag, den 14. Januar, in beiden Kirchen von der Kanzel verkündigt worden. In der letzten Sitzung der italienischen Deputirtenkammer wurde bei der Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Mißbräuche bei der Geistlichkeit, vom Iustizminister die Zeitaemäßheit de- Gesetzentwurf- bervor- gehoben, sowie daß die größere Versöhnlichkeit der geistlichen Behörden al- eine Folge der Festigkeit de- gegenwärtigen CabinetS zu betrachten sei. Da- Papstthum erkenne allein die Vereinigung Piemont- mit der Lombardei und Venetien an und sehe in dem übrigen Italien nur gewalt- thätige Fusionen. Dasselbe lasse die Geistlichkeit für die politische Auflösung Italiens wirken und ver anlasse dadurch allerlei Mißbräuche. Der Minister bat schließlich, die Vorlage ohne Aenderungen an zunehmen. AuS Wien wird unterm 20. d M. tclegraphirt: Nach der Abreise der Boischaftcr von Konstanti nopel beabsichtigt die Pforte ein „Manifest an die Völker Europa-" zu veröffentlichen, welche- die Procedur der Conserenz darlegen soll. Die gewählte Adresse — au- der Zeit der ersten französischen Republik noch wohlbekannt — bürgt für eine eben so prompte, al- befriedigende Er ledigung de- Streit- ('??). ^ Leipzig, 22. Januar. Wir empfangen von gut unterrichteter Seite die Mittheilung, daß zu dem im konservativen Lager eingetretenen erfreulichen Umschwünge der politischen Anschau ungen in BezuH auf da- bei den Nachwahlen der Socialdemokratle ßegenüber einzuhaltende Ver fahren wesentlich die Anregung au- den höchsten sächsischen Regierungskreisen gekommen ist. Man verkennt auch hier nicht mehr den Ernst der Lage »nd erkennt, wa- da- Wohl de- Reiche- und Sachsen« erheischt. ES wirb u„S weiter versichert, daß da- Ergebniß der Dresdner Wahl am 10. Januar in den Hoskreisen einen tiefen Ein druck hervorbrachte, von welchem Eindruck ins besondere eine an dem gedachten Tage statt findende Hossestlichkeit betroffen wurde. Die Ein- * W-lbhkim, 2l. Januar. In wenigen Tagen findet in unserem Kreise die engere Wahl zwischen dem Candidaten der vereinigten Coisser- vativen bez. Agrarier und Fortschrittler, Kauf mann Walter nn- Dresden, und dem Candi daten der nationall,beraten Partei. Fabrikbesitzer Niethammer, statt. ES wird noch großer Anstrengungen seiten- der letzteren Partei be dürfen, wenn sie mit ihrem Candidaten durch- dringen will Für Walter wird haupffächlich da platte Land bearbeitet «nd da man hier ihn noch zu wenig kennt, so werden seine Anpreisungen häufig für baare Münze genommen und ev ist sehr leicht möglich, daß ihm die Vertretung de- hiesigen Bezirke« zusällt. Die Städte de« Kreise- sind zwar auSnahmSloS für Niethammer, sie werden jedoch durch die ländlichen Wähler majo- risirt. wie schon der AuSgang der Wahl am 10. Januar gezeigt hat Unklarheit besteht noch in Betreff der Haltung der Socialdemokratie bei der Stichwahl. Diese vermag allerdings mi» ihren 4000 Stimmen die Entscheidung ohne Weitere- herbeizusühren. An» der Ldrrlanfltz, 2l. Januar. In unserm 1. Wahlkreise ist gegenwärtig dir Kampf der Parteien wieder auf da- Heftigste entbrannt. Wenn nicht alle Anzeichen trüge», so neigt sich die Waagschale entschieden zu Gunsten det seit herigen erprobten Abgeordneten vr. Pfeiffer. Eine- dieser Anzeichen erblicken wir in de« au« 17. Januar von dem Zittauer Gewerbeverein in sebr stark besuchter Versammlung eiumüthig ge faßten Beschlüsse, für die Wahl Pfeiffer'- ent schieden einzutreten. Dem Beschlüsse voraus ging ein Vortrag de- der konservativen Partei ange hörenden Handel-kammersecretair- Ür. Roscher, welcher an der Hand von Thatsachen nachwies, daß da- Kleingewerbe in vr. Pfeiffer einen warmen Freund besitze, und seine Wahl auf das Wärmste befürwortete. So sei Herr Pfeiffer einer der wenigen Abgeordneten gewesen, welche im Jahre 1874 den Berathungeu de- zu Berlin abgehaltenen Gewerbekammertage- bei gewohnt hätten. Man kann unter solchen Umständen hoffen, daß die konservative Partei Pfeiffer mitwählen wird. Die Wahl findet am 23. Januar statt — Der im 2. Wahlkreise wiedergewählte Professor Frühauf hat au seine Wähler ein in warmen Worten adgefaßteS Dank schreiben gerichtet, in welchem er die Annahme der Wahl erklärt. — Der „Bogtl. Anz." schreibt: In Mittweida haben die Socialisten einen Sitz verloren, in Freiberg die-mal nicht siegen können, in Schneeberq geht eS rückwärt- mit ihnen, in Hof habe» sie abgewirthschaftet. Jetzt kommen sie zu un- in- Vogtland und ihre bezahlten Agenten und be soldeten Zutreiber halten hier ihre Ernte. Aber die gesunde Vernunft unserer Arbeiter und größere Rührigkeit de- BüraerthumS werden auch hier den socialistischen Quacksalbern und bezahlten Hetzern den so leicht eroberten Boden wieder abgewinnen — AuS Dre-den wird der radikal-demokra tischen „Franks. Ztg." geschrieben: „Da- be deutendste negative Ergebniß der Neich-tag-wahlen in Sachsen ist der völlige Zusammenbruch der Stellung der „Fortschritt-Partei." Im Jahre 1871 repräsentirte sie mit 8 Mann rock ein reichliches Drittel der sächsischen ReichStagS- abgeordneten. Heute ist sie aus 1 sichere Stimme revucirt, der sich, wenn eine in Zittau au-stehende Stichwahl zu ihren Gunsten auSschlägt, höchsten« noch eine anreiht. Die kleine Schaar altbekannter Namen, die zuletzt noch für die Wiederwahl ihre- Genosien Miuckwitz in Dre-den eintrat, hat in einer Weise FiaSco gemacht, die ihr die Wieder holung de- Versuch« verleiden muß. Rach dreißig jährigem öffentlichen Wirken nicht die Hälfte der Stimmenzahl erlangen, die zwei bi-her politisch völlig bedeutungslosen Concurrenten rei« (7) durch geschäftige Agitation zugewendet worden ist, daS heißt in formellster Wesse abgethan werden. Die sächsischen Fortschrittler theilen eben daS Schicksal ihrer Berliner Collegen, mit deren Geschick sie nun einmal daS ihrige unlösbar verbunden haben. Sie sind gestürzt durch die nämlichen Fehler wie jene. Herrschsüchtig und tyrannisch, entfremdeten sie sich Alles, waS sie hätte auf die Dauer halten können und brachten zugleich Nationalliberale und Conservative, die sich b:i den letzten LandtagS- wahlen in gleicher Weise von ihnen übcrvortheilt fanoen, dermaßen gegen sich auf, daß durch deren Zusammenwirken Schaffrath deö Präsidium- der Zweiten Kammer verlustig und diese- wieder an den konservativen Zittauer Bürgermeister Haber korn überging. Seitdem bat der beiderseitige Haß üppig sortgewuchert und auf dem Wahl« schlachtseld vom 10. Januar erntete die Partei, waS sie zuvor gesäet. Schaffrath brachte eS in dem Wahlkreise, in dem er vor 10 Jahren über seine späteren Nachfolger mit Glanz gesiegt, noch auf ein paar Hundert Stimmen! Die Groß- thaten von ehedem, der alte Rubm, von dem die Partei zehrte, sind vergessen. Mit de« dynasti schen ist auch der parlamentarische Particulari-mu- durch die Ereignisse Überbolt" 5>vtV0folvxt8vl»v veodLvduwxv» »nk ckor vom 14. ^Lvanr l»8 20. ^Lvnnr 1877. -o °°r x Z k- --- -.7L 2 LLZ S— - 2 ^ » « H » S LZ st o o s s r- o Z . -2- -- F» 'S « - 0 G ß >,«, K 758.1» r.s 94 88« 1 trüb« ii. 2 75145 s.r 9S 888 i I« 752.17 9« 8 i « 749.78 ».5 9« 88 2 trüv« 15. 2 74S.K« 4- 4.2! 76 8877 2 »ritv» 18 75.i.25 -s- 2,8 9« 877 r trSd» *) « 756 62 3.« 97 877 s LkTib« 1K. 2j 759.S5 -l- 5.4 72 2 keviikvk 1»! 7S0.4I -i- 1.2 87 !S87V 1 »! 759.-7 - 1.4 98 3877 1 »o15iss 17 2 757.89 -l- 2.4 80 !S 2 k»»t >0»r 1« 757.« I - 2.» 95 8877 1 6 758 97 - - SS 95 8 0 Ill«r 18. 2 7-.69Ü -l- 0 8 76 8877 2 I»»1 U», 10 757.57 - 1.« 92 8877 S - 757.46 - 0 2! 89 8 2 trIW« I» 2 757 68 -I h 3.« 77 8 2 telv. 10! 758.25 -! - 2.0 96 8877 S kr-v.') k 75,9.08 s- 2.6 >00 8877 2 UM». 20. 2 > 759.74 - 5.8 91 8877 2 7rTt>» 1»! 758.95!-! >- 4.4 100 8 1 krvk« *) 'l uv<l 1 8«ik; */,5 Odr 4l»e»<i» ') N.ik. *) N«ik. 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