18 12 Y 2 Stunden beruflich gearbeitet. Das ist Leistungsfähigkeit, wie sie das Leben fordert. Dagegen meint der Durchschnittsschüler, dass er sich genug angestrengt habe, wenn er tagsüber 3 Stunden nimmt und 3 Stunden übt. Für die obligatorischen Fächer bleibt dann schon keine Zeit. Die nämlichen Leute, für die der Tag um 6 oder 7 L T hr zu Ende ist, glauben auch, dass er nicht vor 9 oder 10 Uhr beginnt und dass sie mittags 2 — 3 Stunden zur »Erholung« brauchen. Und arbeiten sie wirklich einmal an einem Tage länger, so bilden sie sich ein, sie tuen es stets und prahlen 4 Wochen mit diesem Tage. Eine gute Sache zur Gewohnheit werden zu lassen, ist durchaus nicht zu schwer. Es gehört nur im Anfänge einige Willensstärke dazu, dann hilft schon der Mechanismus der Ge wohnheit ein gut Teil weiter und macht es leicht. Schlechte Gewohnheiten zu pflegen ist allerdings leichter, weil diese meist mit der Bequemlichkeit und sonstigen animalischen Neigungen zusammenfallen. Allerdings muss,ich bestätigen, dass viele Fachschüler bereits während ihres Studiums für ihre Existenz selbst sorgen müssen ' und dass dadurch ein guter Teil des Tags für die Pflichten ihrer »Stellung« absorbiert wird. Wie kommt es aber, dass erfahrungs- gemäss gerade diese höher und höher kommen? Das ist leicht erklärt. Sie finden allmählich das richtige Rezept zur richtigen Arbeit. Sie lernen bei Zeiten, sich anzustrengen und gewöhnen sich daran, ihre Zeit voll auszunützen. Manchem fällt dies frei lich sehr schwer, aber die Hauptsache ist und bleibt: die Morgenstunden gut anzuwenden und bei Tage keine Zwischen zeit vorübergehen zu lassen, ohne zu arbeiten. Wer arbeiten will, den stört selten ein aufgezwungener Stundenplan, er findet Zeit und auch einen Platz zur Arbeit. Wer sich in diesem Sinne der Arbeit widmet, der wird tausendfachen Segen davon geniessen. Seine Gedanken werden stets auf die Sache konzentriert sein und er wird allmählich hart in der Arbeit werden und sich stählen zu den späteren unerbittlichen Forderungen seiner Künstlerlaufbahn. Die dritte Frage: »Wie muss ich studieren?« bringt uns dem Wesen unserer Kunst am nächsten. Zuvörderst handelt es sich allerdings noch um die einfachsten Voraussetzungen für jedes Studium, nämlich um unbedingten Glauben und um einen ursprünglichen Eifer, den Lehrer ver stehen zu lernen. Auf jeder Stufe gibt es Können und Nicht können, aber der Schüler hat sich vorläufig ausschliesslich um sein Nichtkönnen zu kümmern und hat einfach zu gehorchen. Es handelt sich ferner um peinliche Gewissenhaftigkeit, um unerbittlich strenge Auffassung der Grundbegriffe — in denen