Vergleich in seinem Hauptfache, wo auch seine günstigen Wir kungen am meisten zu erkennen sind. Aber der Schüler soll ebenso eifrig um die obligatorischen Fächer bemüht sein, durch deren Studium die Einseitigkeit verhindert, die musikalische Haupt arbeit vertieft und somit das allgemeine musikalische Verständnis befördert wird. Bei solchem allgemeinen lustigen vergleichenden Streben erhöht sich im Laufe des Schuljahres die Durchschnitts linie und mancher schwächere Schüler wird mit nach oben gerissen. Natürlicherweise sind Vergleiche nur so lange nützlich, als sie anregend wirken, und es wäre töricht, wollte der Schüler unauf hörlich zur Seite schauen. Keinesfalls darf der Vergleich die Ruhe und Sicherheit der eigenen Arbeit stören und der Eifer darf nie mals in jene nervöse Hast ausarten, die lediglich auf die Er reichung formeller Ziele gerichtet ist. Ueberall in der Kunst handelt es sich um die Durcharbeitung des Stoffes bis zum Begreifen seines Zweckes, bis zum Beherrschen seiner Formen und zum Verständnisse seines Inhaltes. Es lassen sich äussere Fertigkeiten erreichen ohne diese Ziele, aber sie werden um so deutlicher den Stempel der musikalischen Hilflosig keit tragen, je höher die rein musikalischen Anforderungen wachsen, je mehr der Ausführende an wirkliche Kunstaufgaben herantritt. In den meisten dieser bedauerlichen Fälle wird die Schuld der einseitigen Begabung des Schülers zugeschoben, während oft nur obeiflächliches Arbeiten in den Unter- und Mittelklassen der obli gatorischen Fächer die Ursache ist. Schon mancher hat sein Ziel früh erreicht und konnte sich nicht behaupten gegen später An langende, die ruhiger und sicherer gearbeitet hatten. Die Hast bei der Erstrebung äusserlicher Reifestufen in der Absicht möglichst baldigen Erwerbes gehört zur modernen Nervosität. Kein Schüler aber sollte sich mit der Erlangung der niedrigsten Reifestufe begnügen, für die zu einem gewissen Erwerbszwecke, z. B. „für die Unterrichtserteilung bis zur Mittelstufe“ (einige An stalten stellen sogar Reifezeugnisse tür die Elementarstufe aus), eine bedingte Selbständigkeit bestätigt wird. Solche abgehende Schüler glauben imstande zu sein, durch selbständige Studien eben- sobald eine höhere Stufe zu erringen, müssen aber die schmerzliche Erfahrung machen, dass sie ohne Lehrer zunächst in ihrem Können zutüekgehen und sich vorläufig nur mit grosser Mühe auf der erreichten Stufe erhalten können. Manche von ihnen gehören zu der Legion derer, die, wenn sie von ihrem Erwerbe existieren sollen, zu wenig verdienen, um davon leben, und zu viel, um dabei sterben zu können. Ein ganz anderes Bild bietet sich schon nach der Erwerbung des zweiten Reifegrades, denn die späteren Studienjahre sind um vieles wertvoller und ergiebiger als die ersten. Das schönste aber ist ein Studium aus innerem Bedürfnisse, aus dem Drange nach den Offenbarungen der Kunst, dessen Fortsetzung sich von