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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187007094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-09
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1870
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«686 für ihre Entschlüsse und werden mithin am besten wissen, wa- z« ihre« Frieden dient, oder welche Persönlichkeit ihnen zur Leitung ihrer staatlichen Verhältnisse am besten entspricht. Die „Nordd. Allg. Zlg." schreibt: Die Interpellation Cochery über die spanische Lhronfrage hat im französischen Gesetzgebenden Körper stattgefundeu, und da- Resultat der mini steriellen Antwort war da- Sinken der Rente um 2 Francs. UnS ist die Aorwore deS Ministers ebenso unverständlich, wie da- Resultat d'eser Antwort. Während wir zum ersten Male aus der Rlde de- Herzog- von Gramout definitiv ersahen, daß der Prinz von Hoheuzollern das Amrbieten Prim's angenommen habe, er fahren wir au- derfilb'N Quelle, daß man in Frankreich die be treffenden Un erhandlungen nickt kennt, daß eine weitere Dis kussion zwecklos sei. und dock, bei aller dieser Unsicherheit seiner Information, erklärte der Minister, daß die französische Regierung Nicht dulden werde, „daß eine fremde Macht einen Prinzen auf den spanischen Thron setze und dre Ehre und Würde Frankreichs in Gefahr bringe." Eben so wenig verstehen wir da- Wort „Krieg", welche- später Herr Ollivier in die DiScusston hinein- warf. Krieg, mit wem? Mit dem spanischen Volke, weil sich dasselbe, der Unsicherheit müde, einen König geben will? Wir würden einen solchen Krieg nicht verstehen, denn er würde ja gerade das Resultat haben, welches Herr v. Gramont vermeiden will: eine fr moe Macht würde Über d<n spanischen Thron ent scheiden. Krieg mit Deutschland? Wir verstehen die- noch w:n,gkr, denn oft genug und deutlich genug haben die Thatsachen, au- denen sich die Geschichte der letzten vier Jahre zufammensitzl, erg.ben, daß die Neugestaltungen in Deutschland nur nationale Mvt've haben, nur nationale Zwecke verfolgen, während Preußen, als Sono.rstaat, g»rave durch die Schöpfung de- Norddeutschen Bun >eS und die Verpflichtungen, die es sich dadurch zu Gunsten seiner Bundesgenossen aufgelegt hat ebenfalls den Beweis gegeben hat, daß eS seine möglichen Parucular-Int r fsen der nationalen Bewegung unterordnet. Wir glauben daher der friedlichen Entwickelung der Dinge mit der gleichen Zuversicht entgegen sehen zu können, wie die- Herr Ollivier am Schluffe seiner Rede auLsprach, und meinen, man müsse die Worte der französischen Minister nur nack dem Umstande beurthecken, daß sie vor einer parlamentarischen Ansammlung gesprochen wurden, deren Majo rität nicht gerade die zuverlässigste ist. AuS Spanien selbst wird die Ansicht, daß der Marschall Pcim nur rn Uebereinstimmuvg mit dem Regenten und den übrigen Mitgliedern der Regierung, sowie unter Vorbehalt der Zustimmung der constituirenden CorteS gehandelt haben könne, vollkommen bestätigt. ES hat am 5. ein Mlmsterrath statigefun- drn, rn welchem der Marschall Serrano alle von Pnm gethanen Schritte billigte und da- Ministerium einstimmig beschloß, nun mehr in officieller Weis« Verhandlungen anzuknüpfen, um den CorteS einen den Wünschen der Majorität der Depmirten ent sprechenden Candioaten Vorschlägen zu können. ES wurde dabei sogar der Tag der KönigSwahl schon festgesetzt. Dieselbe soll am 1. August stattfinden, nachdem am 22. d. M. der Wiederzusam- mentrrtt der CorteS erfolgt wäre. Die Ctoilliste ist auf 20 Mil lionen Realen, also nicht ganz 1»/, Millionen Thaler, festgesetzt worden, und soll der neue König, wenn zu der in Aussicht ge nommenen Zeit eine gültige Wahl zu Stande kommt, am 1. No vember den spanischen Boden betreten. Wie gemeldet wird, zählt die ministerielle Partei auf etwa 200 Stimmen, und man muß allerdings avnehmen, daß der Marschall Prim für den in Vor schlag zu bringenden Candidaten der erforderlichen CorteS-Mehr heit sicher sei, da er mehrmals offen erklärt hat, er wolle in der Cand, Daten« Frage keine Niederlage erleiden. Die Zahl der CorteS- Deputirten beträgt 356 und von diesen müßte die absolute Mehr heit, also 179 für den vorgeschlagenen Candidaten stimmen. Ent schiedene Opposition würde erfolgen von etwa 70 Republikanern, 1b Karlisten und sonstigen Ultramontanen, und ungefähr einem Dutzend Anhängern Isabella'S oder ihre- SohneS. Von den nach Abzug dieser Elemente übrig bleibenden circa 260 Deputaten würden »ach der BorauSsetznng der ministeriellen Partei etwa 60 llniovisten dem Herzog von Moutpensier zugethan bleiben, während eine schwächere Gruppe der „liberalen Union" sowie die ESparteristen sich für den progresststisch-demokratischen Candidaten auSsprechen würden, um die längst ersehnte definitive Regelung der Throvfrage zu ermöglichen. lieber die komische Wuth der Franzosen wegen deS „preußischen" Candidaten für die Krone von Spanien sagt die „Köln. Ztg." in einem Leitartikel: WaS man auch von Familievverwaudt- schaften der Potentaten heutigen Tag- denken mag, da- Selt samste ist. daß der König von Preußen gar nicht mit dem neuen spanischen Throncandidaten verwandt ist. Die in Süddeutschland lebenden kleinen regierenden Fürsten von Hoheuzollern - Sigmarivgen und Hoheuzollern - Hechivgen sollten einer alten Tradition zufolge mit dem preußischen König-Haufe einerlei Ursprung haben. Ob für diese Tradition außer dem Namen auch sichere Documente beizubringen sind, daß weiß Graf Stillfnrd v. Alcantara, der Geschichtschreiber der Familie Hohen- -oüer»; »ir Andere» wisse« so wenig davon wie vom Stamm baume de- gehörnten Siegfried. Gewiß ist nur, daß die kleinea schwäbischen Fürsten katholischer Confessio« mit dem protestantische» Königshaus« seit Jahrhunderten keinerlei Familienverbindung ge habt haben und ihnen erst bei ihrer freiwilligen Medialisiruug 1849 auS Courtoiste der Charakter als preußische Prinzen bei gelegt wurde. Ganz ander- steht eS mit der Verwandtschaft de- Prinzen Leopold Mit dem Kaiser der Franzosen. Napoleon Ul. ist ein rechter Vetter der Mutter de- Prinzen Leo pold. Ihre Mütter, Hortensie und Stephanie BeauharnaiS, waren Schwestern, und Louis Napoleon war überdies Mit seiner Taute Stephanie durch die innigste Freundschaft verbunden. So viel über die Verwandtschaft. Um aber zu begreifen, wie Preußen vom Herzoge von Gramont für die Wahl Prim'S verantwortlich gemacht werden kann, so muß man wissen, daß. wie die Wilden Alle- vom großen Geiste geschehen glauben, so in Allem die Franzosen eine ViSmarck'sche Intrigue wittern. BlSmarck, so lautet ihre Hypothese, hat deu König Wilhelm bestimmt, und dieser hat den Prinzen Leo pold zur Annahme der Krone vermocht. So behaupten die Franzosen, aber Beweise für ihre Behauptung bringen sie nicht bei. Und können sie nicht beibriugen, denn die Behauptung ist völlig falsch. Die preußische Regierung hat nicht deu ge ringsten Einfluß in dieser Angelegenheit geübt, noch wird sie ihn üben. Und König Wilhelm hat bei der Sache Nicht- gethan, als daß er, um seinen Rath gefragt, dem Prinzen Leopold ab- qerathen hat, und in Folge diese- RatheS, so wird geweloet, hat Prinz Leopold die spanische Krone auSgeschlagen. Wenn nachher spanische Abgesandte nach Sigmaringen kamen und den Prinzen Leopold überredeten,- so hat der König von Preußen kein Recht, einem mündigen deutschen Prinzen Vorschriften zu machen. Die Sache geht allein die Spanier und den Prinzen an. Ge setzt, die spanischen CorteS wählen ihn zum Könige, so ist König Leopold von Spanien eben so souverain wie König Wilhelm von Preußen. Soll etwa der König von Preußen geschwind den Main überschreiten, preußische Truppen nack Süvveutschland wersin, um den König von Spanien zu verhindern, daß er nicht über Genua nach Spanien abrerst? DaS ist ja alles Unsinn. Nur die Eifer sucht, welche die Franzosen seit Sadowa gegen Preußen empfinden, kann die Verwirrung der Köpfe in Paris erklären. „Was liegt an einem Namen? sagt Shakespeare; aber hrer sehen wir, daß der bloße Name Hoheuzollern hinreicbt, die Franzosen blind uud toll zu machen, daß sie womöglich mit Preußen Krieg aufangen möchten, weil ein Urenkel Napoleon- I., der mit dem preußischen Königshaus« gar nicht verwandt ist, vielleicht zum Könige von Spanien erwählt werden soll. Doch waS hilft eS, den erregten Franzosen Vernunft zu predigen? Sie bilden sich ja sogar ein, l-ss BiSmarck habe dre spanische Revolution mtt preußischem Gelde gemacht — eine reine Lächerlichkeit, — wie er ja auch einen preußischen Prinzen, d. h. einen Hohevzoller, zum Fürsten von Rumänien gemacht habe. Hinterher wissen wir, wie eS mit litztrrer Sache zugegangeu. Sie ward ohne BiSmarck'S Vorwifsen eingefädelt, und als der junge Prinz ihn besuchte und ihn um Rath fragte, sagte er: „El, ein Husaren.-Lieutenant, der eine Fürstenkrone erhält — daS kommt nickt alle Tage vor! Kümmern Sie Sich nicht um Seine Majestät. Greifen Sie zu!" Preußen hat weder einen preußischen Prinzen auf den Thron Rumänien- esetzt, noch hat eS von der Gründung jenes schwankenden Throne- iS zetzt den geringsten Nutzen gezogen. Auch von der Erhebung eine- hoheuzollerischen Prinzen auf den spanischen Thron würde eS nicht den geringsten Nutzen ziehen; dagegen liegt der Nachtheil auf der Hand, da die ohnehin schon so rege französische Eifersucht neue Nahrung erhalten würde, ja in der ersten Hitze in halb unsinniger Weise aufgeflammt ist. Wir können also nur auf richtig und von ganzem Herzen wünschen, daß die Spanier sich einen andern König wählen, könnnen den Spaniern aber keine Vorschriften machen. WaS geht unS eS au?" Der Vice-König von Aegypten ist laut telegraphischem Be richt in Konstantinopel angekommen und vom Gcoßherrn in eiv- ftündiger Audienz empfangen worden. Ueber deu Zweck dieser Reise widersprechen sich die Vermuthungen. Di« Einen meinen, der Besuch sei auf Wunsch deS Sultan- erfolgt, welchem daran gelegen gewesen, auf demonstrative Weise zu erkennen zu geben, daß da- alte Lerhältniß de- Vice-König- zu seinem Oberherrn in keiner Weise eine Aenderung erfahren habe. Andere schreibe» dem Khedive bloS die Absickt zu, seine an den Ufern de- Bos porus die Sommermonate verbringende Familie zu besuchen und bei dieser Gelegenheit dem Großherrn seine Huldigung darzu bringen. * Leipzig. 8. Juli. Alle Privat-Consumenten von GaS auS der städtischen Gasanstalt seien auf die Bekanntmachung de- Stadtrath-, welche an der Spitze de- amtlichen TheilS dieser Nummer befindlich ist, hiermit nochmal- aufmerksam gemacht. * Leipzig« 8. Juli. Gestern Abend traf mit dem Schnellzug auf der Westlichen SraatSbahn, von Hof resp. Alexander bav kommend, der neue Theaterdirector Herr Bern dal ein und stieg im Hotel Hauffe ab, wo ihn einige seiner Freunde begrüßte». Das Innere des Hotel- war zum Empfang de- werthen Gaste-
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