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Dresdner Nachrichten : 21.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190701210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19070121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-21
- Monat1907-01
- Jahr1907
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.01.1907
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verugrgedvdn >W»H«OAnih-,«»LNL öurL xinere tz» »nd «-V«E«ö. «» MchW lW-ae. «n und Um« »d Oriiiial M"ie>I«n,»n »ur mir FÄiLLr^!i.s^;''K?jK.^ küLr luribkn «I»num«r>ot. »pvkckmiiN« 4!n»n> ' - — - br kxma. »» »mair. > «lim»». »ca -»«orarinivsixd« -rilillichtiot. miverlonslk' UN welke« nian acabcw r«l«aramm.»dr,sie: »«chricht«, »r,»d,«. bwwtiei-Lttsltell«: Rarienitr »/«o. <s Gegründet »856 stodvvk L vo. D Lokliskomnten 8r. Asz. ä, liöni'ss v Lueksen. Vdovolsaeo, vsesos! Ves8eri8. hlinrolverlcauk: vi ezilen. 41tw»ekt2.! Ureigen ^sM. «niiabme vo« «ult»»»»»»,«» v,r »ackmiNa«« » Ubr Sz>m>. »mi> Seikriaor mir Marinckr»«« « vou n bi» '/,t Mir Dir I waltisr s>runk,eile ica « Silben' « Pio. i;anulien»a<brickie» so Pi».: ste ichäiisLnrkiao,, au> »kr Privaiieae .Seile » Pi, i di« ittvaltioe Feil-- «uii leltieite M Pi» »I» Knocxin!-! rtvailiae Zeiir von Die»t>«er Sui Iragakbem 7b Pi» von ou»wari,»n, I M An -Inmmrr» ««» Sonn VNd S«ikrIank«: I ipo»,,k Grunktkv.r so Pi,.. ou> Privalicrie «o P>« 2'valüaezieu« »Io irmseiandi von Dre»dncr Amtcasseiicin r Dir. vo» auSN'äriiac» i bv Dik . ckawiiien liachl Ili'ien Ktninkrkilt L Pi» - Dir Preiie der ^nierare imb »» Mmuei- und Abcnddliule Lckleideu ÄuL Warnas Siuiiwae nur »e»en Por LUbbezabluna. — BkieabUnicr loilrn w Piemnse. Frriilprechtin Str. U und Ü0VL MSVlLVN V»t«I-8oI»«rLv Seki^r«-^rtllr«! ItnnII-IDoibd»»« ID U UU^.II««»» 8 «oNissei-snt I. »1.1. X -IV. n» -- Ppnikkl' KtraE 32, 34. Kackal-Solllitteu 7t»n Hol« unü Klitlil. - Oriinütv Luüivrrlil. Lu§. kvilldaräl 9 8eertrssr« 9. LevRrle kwimir- mS tm»Is M». Sporicrlität: kigsnss kübritccit. luwgtvn fc-lii»t«-r 11>, I»«»tt«i» uiiel Uliizx«. dolils» «Nit Uiüi>t/ipliitle» .. . .... Keivdsrät l.eupolt MvÄiL!uLl-vor8vk-l,vdvrtrLll Rr.2l7 >M8kv ilnrlik. von llmäani pc->» xe- ninnn>>n, I^Insek« ÜIK, 1,7ii, I.iüi. ii.'iü unä V«»rk,nu»> n«kl» auk,««rl>». Mig>. fiokapsweke DW^ tb I^> - O« »»>LVNtu». Montag, 21. Januar 1V07. Neueste Drahtmeldunaen vom 20. Januar OrdenSfeft in Berlin. Berlin. Die Feier des vvlkslünilichsle» der Hoiseste, des Krönungs- und O rd c » s-F e » e s. im ^nuiglichen Schlniie begnn» heute vvriiiittna bnlv »ueb ü Uhr i» gewnlntter Weise. Die neu zu dekorierenden Perlenen veiinimnellen sich in der ersten biauusckweigijchen Nniiliner, und »vn 10 Uhr nb ging in der zweite» braunschweigischen Nannner die Lcdens-Berteilung nur sich. In zwischen begann die Anfahrt der zur Cour und z»in Gottesdienste geladenen Herrschaften: Schaulustige hatten sich am L»>tgarte» und Unter den Linden genug eingesnnden. Schon lange vorher benschte in den Küchen und Kellereien des Schlaffes die regste Tätigkeit, sollte» doch etwa UXtOPersonen seicilich geweift werden. Der Kaiser hatte eine Ausfahrt und eineil Svazicrgana gemacht, den öster reichisch - ungarischen Militär - Attache Major und Flngel- adjutanten Ritter Klelwfch - Kloth v. Rode» zur Uebcrreichnng des Miliä'r-SchematiSmns empfangen und begab sich i»it der Kaiserin gegen NV, Uhr nach dem Rittersaal zur Abnahme der Cour der vorzuslellenden »enernannle» Ritter des Roten Adler-Erdens. des Kronen-Lrdens und des koiiigliche» HanS'O>de»s vo» Hohenzollern Zn den Seiten des Thrones halte» der Kron- vrinz und die Prinzen und Prinzciimnen des Königlichen Lautes Aufstellung genommen, weiter die Ritter des Schwarze» Adler- Ordens. die Staatsminister, die Lmsüaaten und die Gefolge. 2n der Schlohkapelle hatten sich nnlerdesseii die zur freier aicherdcm geladene» Ritter und Inhaber, znnial die im Jahre lllob dekoneite», eingefunde». ferner die Bvtschasier und das divlomaiilche Korps, koivie die Damen des Wilhelm-Ordens, deS Luiien-OrdenS, des PerdienstkreuzeS und der Roten Krenzinedaille, vo» denen die lüngst dekorierten Dame» den Maicstälen auf deren Wege zum Rittersaal in der zweiten Parade-Porkaiiinier vorgcstelit worden waren. Am Altar, den Pslanzemchmnck umgab, stand die Hoi- gejsilichkeit. Bei den Botichasicrn «an der Staatssekieiär des Aus wärtigen Amts Staatssekretär v Tickiischt». Die neu Dekoricrien betraten nach einander die Kapelle: ibrer waren so viele, da« das Gotteshaus sich bis in die alleilehke» Sesselreihen lullte und doch »och eine Anzahl Herren am Eingang zurnckbleibeil niichte. Unter grojjei» Bvrtritt nahten die Maiestäte», wäbiend der Domchor mit Piatm 05 cinsehte. Der Kaiser trug Generals llnifomi, mit dem Bande des Schwaizen Adle»,Ordens und der Kette der anderen preußischen Orden. Cr snhite die Kaiserin, die eine blaßlila Rode t>ng: die Coioschlepoe, vo» gleicher Farbe i» Sammet mit Silberitickerei. wurde von zwei Pagen getragen: das Haupt zielte der Comichieier und ein Diade > von Brillanten und Smaragden Hinter dem König immitt 'bar gingen HosslaatSdame Gräfin Keller und die Her zogin ron Rativor. sowie die Herren vom nnmitteib.ncn Dienst. Der K »»Prinz, in der Unitvrni der Paiewalker Kürassiere, führte die Prinzessin Alben zu Holsleiii-Glücksbnig. iv wz Fiiedrich Leopold, ne Piinzessi» Eitel-Frieduch. Diesen Paare» folgten die Punze» Citel-Frtedlich. Oskar, Friedrich Wilhelm, der Herzog Albrecht von Wiirltemberg. der Erbgcoscherzva vou Mertlenburg-Stielih, der ,Hirsl von Hohenzollern, Herzog Adolf Friedlich zu Mecklenburg, Prinz Albert z» SchleSwig-Holileiii, Prinz AlbeU zu Holilein- GlückSburg und Prinz Karl von Hohenzollern Die Henschnste» nahmen dem Al>a> gegenüber Plah Tel seierli>bc (Gottesdienst begann mit, dem Gelang der Gemnnde „Großrr Gott, wir loben Dich!" Nach der Litiugie piedigte Hof- und Dompicdiger Kiitzinger über 1. Petri -«. Vers «i. Den Gottesdienst schloß wie immer das „Niedkiländische Dankgebel", von Gemeinde und Chor gesungen, vo» den Bläsern begleitet. Nachdem das Kaiser- pnar eine Zeitlang im Marineiaal oerwcilt hatte, begab es sich gegen 2 Uhr »ach dem Weißen Saal, der daö gewohnte prunkvolle Bild bot. Unter den Klängen eines Mcmches, gespielt von der Kapelle vesAngnsla-RegniieioS. zog der Hof ein. TerKäiser und die Kaiserin saßen nebeneinander unter dem Thrvnbaldachin, nach rechts und links schlossen sich die obengenannten Fürstlichkeiten an An der Haupttasel waren, wie üblich, auch eine Reilre von Inhaber» des Allgemeinen CirenzeiRens uns der Rettnnas- inedaille placiert worden, Feldwebel. Wachtmeister, Eiscnbahn- beamte. -Zahlreiche Täleln waren in den Näbensälen gedeckt. In, Berilans des Mahles erhob sich der Kaiser unld trank „aus das Wohl der neucrnannten Ritter und der früheren". Die Musik i'pielte den Aorlischcn Marsch. Nach der Tafel hielt dos Koiserpaar Ecrele. Lage in ffranktcich Pari-. Mit Rücksicht ans die beabsichtigte» Kund» acbungen zugunsten des wöchentlichen Ruhetages waren um fassende SicherhiitSinaßregeln getroffen worden. Die Garde republicaine und Infanterie in großer Stärke waren in der Kaserne an der R»e du ChlUeau d'Cau konsigniert. Die ArbeitSl'vise. in deren Räume» vormittags verschiedene Svndikate Versammlungen abgebalten batie», war auf behördliche Anordnung gegen Mittag geräiund geschlossen worden. Nachmittags fanden verschiedene Kinidgcbnnaen statt, über die folgende Einzelheiten gemeldet wecde>' Beim Cinschreilcn gegen einen Hansen von Me' sen »ten, die einen Laden in der Nähe der Place de la Repnbliaue plündern wollte, wurden drei Schutz leute verwundet, einer davon schwer. Ans dem Platz selbst wurden von der Menge einige Leute niedergetrelen. 1500 Personen, darunter mehrere Ausländer, die eine Knngebung aus de», O»av de Valmh veranstaltete», wurden von den Dragonern aiiSein.rnder- aetriebe": dabei wurden mehrere Veihaslnnge» vo>che»ommen. In einem Cafä in der Nähe der Arbeltsl'örse kam es zu einem regelrechte» Kampfe mit der Polizei, die mit Stühlen. Gläsern und andere» Gegenstände» be worfen wurde. wobei verschiedene Polizisten verwundet wurden. Auch noch einige andere Schaimützcl zwischen Manisesiantrn und der Polizei habe» in der Nähe der Place de >a Rbpndllane stnitgesiinden. Im übrigen ist die-Stadt völlig ruhig geblieben Das schöne Weiter hatte zahlreiche Spaziergänger und Neugierige ans die Boulevards gelockt. a»f denen Patrouillen jede Pcenschrna»samnil»»g verhinderten. Be wacht waren auch da» Elisse, die Ministerien und die Haupt denkmäler. Gegen 5 Uhr nachmittags wurde ans Veranlassung des Polizeivräsekte» die Bereitscb n der Truppen an lach oben: weitere Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Die Gesamtzahl der Verhaftungen beträgt etwa 150 bis 200. von denen zahlreiche übrigens nicht aufcecht erhalten werden dürste». Angers. Gestern vormittag vcranlaßte der Veisnch. die Seminaristen ans Beanprsau bei Angers anSznweisen. T u m ulte ans dem Korso, bei denen der Unterpräsekt, der Gendarmecie- Komninndant und ei» Pvlizeikommissar verwundet würben. Die Truppe» stürmten am nachmittag gegen die Manifestanten an, wobei 15 Offiziere und Soldaicn leicht verwundet wnrdrn. Die Maniscstanlen ergriffen daraus die Flucht. Erdbeben. Petersburg. Gestern abend l0>/, Uhr sind in Aleran- drowskiwosl auf Sachalin ziemlich starke E rd s ch w a n ku n ge n wahigciwinmen worden. Z cl iss a w e l p ol. In der letzte» Nacht um >»/z Uhr wurden hier zwei 5 Sekunden andauernde, ziemlich starke Erdstöße wahrgem'mmeii. Zwischen beiden war eine Paule vo» 2 Sekunden. In dem Orte Kmacb wurden i» der letzten Nacht um l Uhr 10 Minute» zwei Erdstöße verspürt, woraus eine l Minute lange Erdschwaiiknng folgte. Madrid. Der Ministerrat hat die Anweisungen ac- nehmiat, die den spanKchen Vertretern in Tanger und Paris ,in betreff der demnächstigen Zurückziehung des Ge schwaders von Tanger und in betreff der Polizeiorgani- sation erteilt werben sollen. K o » si a n t i n o p e l. Kiamil Pascha verließ gestern das englische Konsulat in Smurna und wird morgen hier eintreffen. — Wege» eines Todesfalles infolge Pell in Port Said ist für Her- künfte von dort die ärztliche Unteriuchnng angevrdnet. In Dicheddah sind am >6. und 17. d, Mts. zwei neue PeMlle vor- gekoiiiiiien, die tödlich verlaufen sind. Newyork. Nach einer Tepeiche der „Associated Preß" aus Kingston von gestern, beabsichtigte Admiral Davis mit dem amerikanischen Ge'chwader im Laufe des Tages den Hafen zu verlassen. Der Admiral hat von dein englischen Gouverneur ein Schreiben erhalten, in dem die sofortige Zurückziehung der amerikanischen Marine- Mannschaften verlangt und nur das Verbleiben einer Abteilung Amerikaner ohne Waffen zum Schutz des Konsulats gestattet wird. Admiral Davis erklärte, Latz unter diesen Umständen die sofortige Abfahrt des Geschwaders der einzig mögliche Schritt sei, der sich mit der Würde der Vereinigten Staaten vereinigen liehe. Sandsord (Jndianch. Auf der Biafort-Eisenbahn wurden in gestriger Nacht durch die Explosion einer Ladung Pulver in einem Güterwagen 19 Personen getötet und 30 verwundet, darunter einige schwer. Gouverneur v. Liudcquist in Dresden. Vor einer glänzenden Versammlung sprach gestern im Haupt saale des Ausllellungspaiastes der derzeitige Gouverneur unse rer wichiigiren und am meisten im Vordergründe des Inter esses stehenden Kolonie, Südwestafrika, vor einer riesigen Lcr- ia»»ii!u»g von Männern Dresdens. In den ersten Reihen vor dem Rednerpulte bemerkte man Hausminiftcr v. Mctzsch, die Slams»,iniitcr Gras Hohenlhal und Bergen. Dr. Otto, von Hausen und v. Schlicken und die Gesandten Prinz Hohenlohe- r.,ehrlnoeii und Gras Montaclas. Sonst r'üiltc den riesigen Saal vis aus den letzten Platz — zahlreiche Spätgekommcne mutzte» auch mit einem Stehplätze vorücb nehmen — Männer von Rang und Stand. Angehörige aller staatlichen und städti schen Behörden, Landlagsabgeordnete, Militärs, Geistliche und Rektoren. Auch die beiden ordnungspartcilichcn Kandidaten von Dresden-Altstadt waren zugegen. Kurz nach '/SlL Uhr er- schien der Redner, begleitet von den Verstanden des Komitees, dos die Versammlung einberusen hatte, Oberbürgermeister Beutler, Landtagsabgcordnctcr Dr. Vogel, Oberlehrer Dr. Le Mang, Professor Dr. Gravelius, Legationsrat v. Nost'itz- Wallwitz und Landgerichtsrat Dr. Krancr. Sie nahmen aus dem Podium Platz, dessen übrige Tafeln berciiS vorher autzer- ardentlich zahlreiche Angehörige der Presse, darunter mehrere Vertreter auswärtiger Zeitungen, besetzt hatten. An das Rednerpult trat zuerst Oberbürgermeister Beutler. Er erötsnete die Äcriammluna, indem er die An wesenden willkommen hietz >m Namen des dtc Berchmmlung veranstaltenden.Komitees. Er verlas zuerst folgende Depe'chc: .Dlas koloniaspolitiiche Aktionskomitee begrüßt die morgige Dresdner Vermmmluiia zu gunsten der gemem-amen Sache und wünscht beabsichtigten Erfolg. Pros. Schmoller. Staatsminister Hentig." Diesen Unterschriften habe er nichts hinzuzusügen. Die Frage, so fuhr der Oberbürgermeister fort, ob Deutschland seine Kolonien, insbesondere die südwcstafrikani-sche. erholten will, ob es dafür Blut und Geld, so viel es immer die jeweilige Lage erfordert, einicken will, werde heute i» Tausenden von Kreisen unseres Volkes diskutiert. Er sei überzeugt, datz die meisten von den Anwesenden cs bedauerten, datz die Frage über haupt einer Diskussion bedürfe, aber leider mache der doktrinäre Sinn unseres Volkes diese Erörterung nötig. Wer praktisch und real denkend diese Umstände betrachte, werde sich damit ob- zusinden wissen. Es werde nun infolgedessen der Versuch ge macht. unser Volk in den weitesten Kreisen von der Notwendig keit der Erhaltung ifn-'erer Kolonien zu überzeuge», deswegen baoc man sich hier m Dresden an den Mann gewendet, von dem acnntz alle zugestehcn werden, datz er ein Fachmann ist. Exzellenz v. Sindequist, der derzeitige Gouverneur von Siio- weslafrika. sei trotz körperlicher Indisposition gekommen und iverde über die nationale und wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Kolonien sprechen. Von stürmischem Bravo und Händeklatschen begrüßt, trat sodann Generala»u»»«rneur v. Lindequift an das Pult, um seinen Vortrag zu halten. Allgemein überrascht war man von dem frischen, fast jugendlichen Eindruck, den der hohe und oerant- wortungsreiche höchste Beamte des großen deutsch-südwestofrika- nischen K'olonialberrichs machte: aber auf dem fast zart er- scheinenden Gesicht erschien beim Sprechen ein febr dejlswer Zug: das klare, ruhige Auge schein! sehr sesl blicken Zn können, wenn gleich man seinem Zucken aninerkte. wie sehr der S>-rechende mit Indisposition Z» kämpfen hatte. Dsie e IndiLposiuo:! war wohl auch 'chuld daran, daß der Redner für den Ric:enine fast zu leise Iprach, so das, die entfernter Sitzenden Mühe m habt haben dürsten, den Aussnörnngeii in allen Cinzrlbeüc!' folge». Im Vorträge bcfl.itzigte sich der Redner der äutzcrsie -. wohlbedachten Sachlichkeit, -o datz manches sali lal-I und »iw, tern schien, wenn er auch nirgends die hohe Bedeutung 'einer, mit vieler Hingabe behandelten Stolies vergessen lietz. Ec> ilt für mich ein ganz beondcrer Borzu.r, 'o begann der Nee ner, den von hier aus an mich ergangenen Wün'chen zu e. ' sprechen und mich in der Hauplsiadt ^aclneus über die »an. na!e und wiri-chaiilichc Bedeutung der Kolonien des Deutsche., Reiches zu verbreiten, insbc'anderc da auch von hier aus man cher iüchngc junge Mann lrnausgegangcn isi Har dach auck> das Blut 'ächsi'chcr Landeskinder den Loden der Kolonie ro: geiärbi: es sind mehr als M von ihnen im gegenwärtigen Kriege in Südwesiasrika gciallcn. Einer der mancherlei Grunde für die Erhaltung und Stärkung des Kolonialbesitzes, so fuhr der Redner 'ort. sei der, datz dieser Kolanialbcsitz uns dazu verhelfen müsse, datz wir in nationaler Beziehung dauernd stark und unabhängig daneben, ja. datz wir unabhängiger werden, als wir es heute i i n L. Wie nur der unah hängige Mann envas Tüchtiges leisten werde, w könne auch nur die unabhängige Nation ihre Ausgaben ganz erfüllen. Nun Hobe zwar T-eut'chiand bisher -eine Machtstellung unter Len Völkern der Welt mit Erwlg behaupte:, aber die Verhältnisse hätten sich geändert und änderten sich unmcriort. Man könne heule nicht mehr von einem europäiichen Konzert ivrcchcn. sei. die Vereinigten Staaten von Nordamerika in die Reihe der die Weltpolikik bestimmenden Staaten cinaetreten seien, seil Frankreich 'einen wertvollen uordainlaniichen Vesitz immer- mehr ausgedehnt und zu einem blühenden Stnatswesen ent- wickelt habe und seit England seinen ungeheuren Kolonialbesitz usamniengcschlosscn und zur wertvollsten Stütze des Mutter- andcs gemacht habe. Deutschland stehe heute nicht mehr vvrdcr Frage, obcs e i n e Grotzmackt bleiben wolle, sondern ob es mit den anderen Völkern den entscheidenden Schritt zur Weltmacht machen woll e. Auch im politischen Leben bedeute Still stand Rück'chritt: ein europäischer Grotzsloat mit Kolonialbesitz habeMnz andere Machiiaktvren in die Wagichale zu legen, als ein Ltaai ohne die'cn Besitz. Deutschland mü'ic nicht nur diesen Schritt mit mache», sondern cs sei dazu durch die Grütze -seines Handels und teincr Industrie auch in der Lage. Frank- reich und England könnten uns dabei ein Beispiel icin, nament lich auch in der Art, wie ihre Parlamente die-e Notwendig keit stets anerkannt hätten. Es sei gesagr worden, es sei nicht nötig, bieAuswande- rung der Deutschen nach den deutschen Kolo nien zu lenken, da gegen früher die deutsche Auswande rung wesentlich zurückgegcmgcn, ja auch säst ganz verschwunden 'ei. Diese Anschauung sei aber nach der Mcinuna deS Redners nicht richtig. Die Auswanderung von 28 000 Seelen im letzten Iabre sei. immer noch bedeutend genug. Wenn es gelänge, sie nach unseren Kolonien zu lenken, io hätten davon dic-e und das Mutterland einen bleibenden Vorteil, denn die-e Leute stärkten dann nicht die Wehr- und Arbeitskraft anderer Völker, sondern sie stützten dcut'chc Macht und denl-chcn Handel und Wände' in der Welt. Wix brauchte» olle dic-c Kräne auch zur Lö ' ung wichtiger wirtschaftlicher Probleme. Immer wichtiger werde für unsere sich raoid cnrwickelnde Industrie die Zuführung riesiger Mengen von Rohmate rial. Wenn cs uns -gelinge, dafür' arotzc Gebiete uioerer Kolonien dienstbar zu machen, so 'ei unendlich viel zu gewinnen. Autzcr der Befreiung vom Auslände -seien wir intosac un eres sehr günsliacn Kolonialbesitzes in der glücklichen Lage, die 'chädlicken Folgen der die Preise vieler Rohmaterialien tiinii- lich beeinflussenden ausländischen Trustbildungen obzu'chültcln. In unseren Kolonien könnten, nach dcn Angaben des koloniai- wirtschasllrchen Komitees, cho» setzt Robstoi'c >»> Umsange von etwa l -Milliarde Mark produziert werden. Die Einfuhr des Deutsche» Reiches aus den Kolonien habe aber ;chon 1905 wahrscheinlich über 2 Milliarden Mark an Wen betragen. Baumwolle. Kautschuk »nd Hans könnten voraussichtlich ganz aus unseren Kolonien gedeckt werden, da ,n ihnen genügend grotzes Areal zum Anbau dieser Materialien vorhanden -'ei. Auch dcr nördliche Teil von Südwestairika 'ei zum Anbau dic-er Mate rialien sehr wohl geeignet. Sehr wichtig iei, datz wir uns durch die Produktion dieicr und anderer Rohstoffe in unsiren eigenen Kolonie» vom Auslande frei machen una unseren Lebensunter halt wesentlich verbessern und verbillige» könnten. Es kamen auch Kakao und Ocltrüchic, Knpscr. das jetzt schon in Südwesl- akrika gefunden werde. Iropi'che Hölzer und Wolle in Betracht. Die grotzc Energie, mit der sich die schon erwähnte kolonial-- wirtschastliche Koinmlsision namentlich der Be'chanung von Roh stoffen zugcwcndet habe, verdiene alle Anerkennung. Besonderen Nachdruck verlieh der Redner diesem Kapiiel seines Vortrags durch eine Darstellung des bekannten Baum wolIhungers in der deutschen Industrie während des nordamcrikapischen Bürgerkrieges, wo die Baumwollprci'e in kurzer Zeit von 94 Psg. aut SW Mark gestiegen seien. Die Folge eines äbn- liche» Veriageus der amerikanischen Baumwoll-Produktsim für die Textil-Indusirie in uu'crcn Lagen iei gor nicht aus-udenken — aber dennoch sei es möglich, da» ein solches Ver'agen durch kriegerische oder handelspolitische Zwi'chensällc eintrete. Des wegen mutzten wir. nachdem die Ertragssähigkeit unserer Kol», nie» sestaesicllt ei. all»'S daran wende», in ihnen den Anbau der im Muttcrlande benötigten Rohprodukte kräftig zu ent wickeln. ES sei bekannt, datz wir schon letzt au» unseren Aro men Baumwolle von bester Qualität, sa. von besserer Qualität beziehen können, als sie Amerika und Aegnoten hcrvorbringen. Bei der rapiden Steigerung des Bedarfs an Baumwolle, nament- sich in der deutschen Tertu-Industric, sei es mit großer Freude zu begrüßen, datz kürzlich etwa 100 000 Hektar gutes Baum wollenland von einer großen dcut'chen Baumwollipinnerei er worben worden seien, durch dessen Anbau schon ein bedeutender Teil des deutschen Baumwollenbedarss aus »liieren Kolonien gedeckt werden rönne Den Hans, der in uweren Kvion««
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