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Dresdner Nachrichten : 04.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190702043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19070204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-04
- Monat1907-02
- Jahr1907
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.02.1907
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Pr««»ose für Monta, den 4. Februar. Mttzcg« oflUch» Wind«. Nedlt». um Mittag Heiter. Meist trocktn. Froiüoetia. Wafferftand der Elbe und Moldau. «Hw»«« vraa Vardubl» ÄeOnt veumerc» NvOla L Kednror ^ « 4- « -t- «i -t- 3» 4- 5 4 62 Sedw« 4- » 4-26 4-« 4- t» 4-S 4-02 Drr«d«> — 1« — »30 Lagesgeschichte. Derndnrg über koloniale Finanzpolitik. Iu Frankfurt a. M. hielt an, Sonntag abend ans Er suchen der dortigen Handelskammer Kvlontaldireltvr Dernburg einen Bvrtrag über „Koloniale Finaiizpvlitil". n, welchem er sagte: Meine engere Heimat hat mich durch w viele Aufforderungen geehrt, über koloniales Wese» zu wrecheu, von Straßburg u»d von Neustadt, von Karls ruhe. von Darmsladt, von Main.; und nicht zuletzt von Frankfurt a. M. ist man an mich herangetrete». Frank- ,urt a. M. habe ich aber gewählt deshalb, weil es für all die genannten Orte der bet weitem am leichteste» erreich bare Punkt ist. Jedenfalls danke ich Ihnen aus das herz lichste für Ihr zahlreiches Erscheinen und Ihr damit be wiesenes Interesse an der Entwicklung einer der groben nationalen Fragen. Die vielfachen Beziehungen zur Finanz und die Tatsache, dah Frankfurt der zweitgrößte Börsenplatz des Deutschen Reiches ist, veranlassen mich, nunmehr hier zu sprechen Uber das Thema „Koloniale Finanzpolitik". Die Entwicklung der Kolonien ist ein kaufmännisches Geschäft, und ein vor sichtiger und vorauSschauender Kaufmann will stets wissen, wohin er geht, wenn er auch vielleicht eine oder die andere Ueberlegnng umsonst und vergebens ausiellt. Nach der Erwerbung der Philippinen halten auch die Amerikaner Veranlassung. sich mit den Fragen der kolonialen Politik zu beschäftigen. Dieser Ausgabe unterzog sich eine Ber einigung. welche die beste» amerikanischen Fachgelehrten einschliebt. die „American Oeeonomic Association", die zu nächst die koloniale Finanzpolitik sämtlicher bis dahin kolonisatorisch tätiger Nationen einschliehlich der deut schen untersuchen ließ, und diese Untersuchungen sind ver öffentlicht. AIS Resultat «einer Studien glaubt daS Komitee die folgenden allgemeinen Empfehlungen aus sprechen zu dürfen. 1. Die Finanzen jederKolouie sollen ausschließlich im Interesse der Kolonie ge leitet werden und nicht im Interesse des Mutterlandes. Kein einheitliches Lnsicm fiskalischer Wirtschaft kann iür Kolonien in verschiedenen Teilen der Welt eingerichtet werden. 3. Jede Kolonie soll, soweit irgend möglich, auf ihre eigenen Einnahmen angewiesen werden, aber das Mutterland kann sehr wohl den K redit der Kolonie nntcrstützeu oder später rückzahlbare Borichiisse ge währen. 4. Bei unentwickelten Kolonien, deren Einwohner nicht geeignet sind, wichtige össentliche Einrichtungen, wie Eisenbahnen, Kanäle. Telegrapheusiisteme zu leiten, ist cS wohl richtig, daß diese Anlagen der Regierung gehören sollen und lieber durch Beamte als dur ch Privatgesellschaften zu verwalten sind. Ich schiebe hier ein, daß dieser Satz um so merkwürdiger ist, als in Amerika irgendwelches Staatseigentum weder an Bahnen noch an Telegraphen, noch an Telephonen besteht und bis her dort auch durchaus pcrhorresziert worden ist. 5. Die Auswahl der Einnahmequellen soll in jedem Falle festgesetzt werden in Uebereinstimmung mit der ökonomischen und sozialen Lage der Kolonien, tz. Wo die Kolonie so gelegen ist. daß die Entwicklung des Handels mit fremden Ländern den wirtschaftlichen Hauptwert bildet, sollen E i n s u h r - Zölle sehr niedrig sein bezw. nicht erhoben werden. 7. In Kolonien mit unentwictelten Wirtschastsguellen soll die Hauptstütze für die allgemeinen Regierungscinnahmen ein System indirekter Steuer» bilden mit ent sprechenden Zöllen aus importierte Artikel, wenn diese den von der indirekten Steuer betrossenen Gegenständen ähnlich sind. Lizenzen sollten zunächst eingcsübrt werden auf einige Artikel allgemeinen Berbranchs, Opium und Reis. Sofern irgend eine Kolonie ausge sprochene Borteile in der Erzeugung besonderer Konsum artikel, wie Zucker, Tabak, Hanf nsiv., besitzt, kann es wünschenswert erscheinen, auch hier Lizenzen oder ähnliche ProduktionSstencrn auszuerlegen, es isi selbst eine Frage, ob niedrige Exportzölle ans solche Berbrauchs- artikel nicht in Ausnahmcsällen angewandt werden sollen. Hier schiebe ich ein. daß die Konstitution der Bereinigten Staaten solche Ausfuhrzölle sur amerikanische Produkte nach anderen Bundesstaaten verbietet, und daß deshalb der Satz besonders bedeutsam ist, trotzdem er ans dem eben erwähnten Grunde mit einer gewissen Zaghaftigkeit vvr- gcbracht wird. 8. Es ist nicht wünschenswert, eine Ber- zehrsneuer für lokale Zwecke auszuerlegen. Dazu sollen Grundbesitz, Lizenzen für Geschäfte und ähnliche Spczial- iienern herangezogen werden. !). Wo immer möglich ist, mlltcn in der staatlichen Verwaltung Ansässige der Io laute als Beamte gebraucht werden. Als letzte Instanz müssen die Wünsche des Mutterlandes ausschlag gebend sein. 10. Während der llebergangszcit sind, soweit als möglich, die einheimischen Gebräuche beiznbehalten, z. B. das System der Verpachtung der Stenern an Unter nehmer. insbesondere die Häupter der Eingeborenen, unter den etwa erforderlichen Einschränkungen. 11. Ein Benmtenrecht muß über allen Zweifel hinaus die Tüchtig keit und die Ehrlichkeit des Personals sichcrstellcn. 12. Wo eine entsprechende Menge tüchtiger eingeborener Arbeiter nicht vorhanden ist, kann man di« Zulassung fremder "Arbeiter in Erwägung ziehen. Wenn auch vielleicht hin reichend« Gründe vorticgen sur den Ausschluß chinesischer Arbeiter aus den Bereinigten Staaten, folgt daraus durchaus noch nicht, daß sie von den Philivpinen aus geschlossen bleiben müssen. — Meine Herren! Selbst dieser Satz Hai für gewisse beschränkte Bezirke deutscher Kolonien seine Anwendung. Die reichhaltigen PhoSvhatc, die sich z. B. in den Karolinen aus der Insel Nauru vor- nnden, können mit den dort ansässigen wenigen einge borenen -Arbeitern nicht gefördert werden, und cs ist, da das trooische Klima kür europäische "Arbeiter nicht geeignet ist, vor wenigen Tagen ein erster Transport von MO chinesischen Arbeitern dorthin abgegangen. Tie obigen Leitsatz« enthalten die Quintessenz der kolonialen Finanz- wifscnschaft des heutigen TagcS. Ter Kolonialdirettor fuhr dann f-'rt: Zunächst ist hier zu erwägen: Welches ist denn der gegenwärtige Stand der Einnahmen und Ausgaben unse rer verschiedenen Kolonien, und wie weit kann man überhaupt von einer selbständigen Finanzwirtschaft sprechen. Hierbei muß zunächst von Sndwcüasrika ab gesehen werden, das nach zwei langen .Kriegsjahren eine außerordentliche Zerstörung an Leben und Eigentum mit «ich gebracht hat. Das Land ist, wenn mineralische Schätze nicht in erheblichem Umfange noch neu erschlossen wer den, minder begünstigt. Ein Eden wird dieses Land viel leicht nie werden, aber ein Land, in dem tüchtige Deutsche ein erfreuliches Dasein in größerer Anzahl führen wer den, als jetzt angenommen wird. Ich scheide ans den er wähnten Ursachen deshalb Südwestasrika zunächst aus. Dann aber stellt sich die Frage der eigenen E.»nahmen unserer Schutzgebiete wie folgt: Ausschließlich Südwest asrika betragen nach dem Etat für das Jahr 1006 die eigenen Einnahmen 10 816 000 Marl, für das Jahr 1907 geschätzt 11340 000 Marl, die fortdauernden Ausgaben 10 826 Mart. An einmaligen Ausgaben sind 2887 MO Mark vorgesehen. Die reine Verwaltung unserer sämtlichen Kolonien ansschließsich der militärischen Ausgaben betrug im Jahre 1005 8 820000 Mark, die reinen Vcrivciltnngs- «innahmen 10 020000 Mark. d. h. die reinen Ein nahmen überstiegen die Verwaltnngsa us- gaben in diesem Jahr« bereits um 2,10 Millionen Mark. Vergleicht man dagegen die Aus gaben eiuschlletzlich derjenigen zur Förderung oder Er richtung Werbender Anlagen mit den Gesamteinnahmen, so kommt man in den gleiche« Jahren auf ein Defizit vv» rund 8,8 Millionen. Herr DeriWurg gm, dann de« Näheren aus di« finanzpolitischen Bedingungen und Aussichten der einzel nen deutschen Kolonien ein, streifte dabet allerlei Ver waltung-Probleme und zog z» besserer Beleuchtung der ganzen Frage vergleichsweise auch das englische und fran zösische BerwaltungSschema für Kolonien in Len Kreis seiner interessanten Betrachtungen. Kolvnialdirektor Dernburg schloß: „Deutschland wird an seinen Kolonien nur -an» eine Freude haben, wenn sie verständig und zic-lvewutzt entwickelt werden und die Ausgaben aus ein Nötiges reduziert, die Einnahmen zur Entlastung des Staatsbudgets gesteigert werden. Ans allem ergibt sich, daß gemäßigte Selbstverwaltung und Bau von Verkehrswegen dazu am geeignetsten sind. Das^,a»ze Geheimnis jeglichen Erfolges in Afrika heißt „Geduld", sagte schon der berühmte Asrikarcisende Nachti gall Wir haben wertvollen, sogar sehr wertvolle» Besitz in unseren Kolonien. Wir haben verhältnismäßig günstige Eingebvrenenverhältnisse. Wir haben mancherlei Lehrgeld bezahlt, aber wir müssen »ns darauf einrichten, daß wir noch längere Zeit als Staat keine volle Befriedigung nnierer Auslagen, alS Private nickt überall glänzende Resultat« haben werden Aber die Entwicklung bisher ist nicht uiibesriedigend und der Kreis derjenigen, die ein wirllicheü Interesse an der Entwicklung nehmen, beständig im Wachte». Gerade die letzten "Wochen habe» zur Evidenz bewiesen, daß di d e u t s ch e Nativu für eine Ausgabe diese großen Stils, wie die Entwicklung von K vlvnien , Sinn, B e r sl ä n d n i S u nd Will e n hat. und sie h aben vo n neuem den B c iv e i S geliefert, daß die deutsche Nation eine Nation der Aktion i st und ein Volk, das einen Glauben an seine Zukunft hat." Die Stichwahlen am Sonnabend, die in weiteren 1l Wahlkreisen stattsandcn, vollzogen sich überall unter starker Beteiligung der Wähler schuft. Lösch»,i ans einzelnen Kreisen in früher Morgen stunde des Sonntag die endgültigen Ziffern noch aus standen, so vermögen doch die Ergebnisse ans den wenigen noch schlenden Ortschaften an der Tatsache kaum etwas zu ändern» daß die bürgerlichen Parteien in allen Fällen wo sie nut Sozialdemokraten in die Stichwahl kamen, die Mehrheit erlangten. Es wurden am Sonnabend insge samt gewählt: 4 Konservative, 1 Reichsparteiler, 2 Nativ nalliberale, 8 Freisinnige, l Mitglied der Wirtschaftlichen Bereinigung. Die Sozialdemokraten verloren weitere drei ihrer bisherigen Sitze, also insgesamt 25. Die Konservativen gewannen 2 und verloren 2, die Nationalliberalcn gewannen 2 und ver loren t, der liberale Block gewann 2 Mandate. Di« Nesul täte sind im einzelnen die nachstehenden: M c m e l-H e y d c k r u g sbisher kons.s. Gewählt Schmcibach snatl.) mit 11401 Stimmen gegen Krause lkons.) mit 6404 Stimmen. In der Hanptwaiil erhielt Schwa bach 4041, Krause 5668, Gaigalat (Litt.) 4221, Braun tSvz.) 8842 Stimmen. Pinncberg - Elmshorn - Glückstadt lbiöher Soz.). Gewählt: Earstens (Freis. BggI mit 28882 Summen gegen von Elm sSoz.) mit 19 843 Stimmen. Obschon noch einige Landbezirke fehlen, ist die Wahl EarstcnS gesichert. Bei Ser Hauptwahl erhielt von Elm 1Ü617, Carstens 14 4'8, die Nativnallibcralcn 0041 Stimmen. B r a n n s ch w e i g - H o l z m i n d c n - G a n d « r S - heim sbisher Wirtschaftliche Bereinigung). Gewählt: von Damm sWirtsch. Bgg.) mit 12 663 Stimmen gegen Calwer sSoz.) mit 10 >58 Stimmen. In der Hauptwahl erhielt von Damm 9600, Calwer 0306, Keck sFreis. Bgg.) 3258 Stimmen. oc.« c , Nandow - Grcifenhagen sbisher Soz.). Gewählt. wie rUiohvl, l Steinäcker skons.) 22 790 Stimmen gegen Körsten (Soz.) lvnie anc-ae- ,8gH0 Stimmen. Bei der Hauptwahl erhielten dir Sozialdemokraten 17162, die Konservativen 17 WO, die Libc ralen 4042 Stimmen. H a g e n o w - G r e v e s m ü h l e n sbisher kons.s. Ge wählt: Gras Bothmcr swildlib.) gegen Rettich skons.). "Am 25. Januar erhielt "Rettich 6853, Graf Bothmer 6164, der Sozialdemokrat 6675 Stimmen. Schwerin-Wismar sbiShcr kons.s. Gewählt: Dröscher skons.) 12142 Stimmen gegen Staroffon «Soz.) 83N Stimmen. Am 25. Januar erhielten die Sozialdemo kraten 0673, die Konservativen 8672, die Nativnalliberalen 8071 Stimmen. P a r ch i m-L u d w i g s l u st sbisher Freis. Bgg.) Ge wählt: Pachnicke «Freis. Bgg.) gegen Dr. Daöc skons.). Am 25. Januar erhielt der Konservative 7438, der Liberale 6181, der Sozialdemokrat 5761 Stimmen. Malchin-Waren «bisher kons.s. Gewählt: von Maltzahn skons.) mit etwa 5000 Stimmen Mehrheit gegen Lorenz «Soz.s. Bei der Hauptwahl erhielten die Konserva tiven 8057, die Sozialdemokraten 5307, die Liberalen 4357 Stimmen. Rostock sbisher Soz.). Gewählt: Linck «Natk.s mit 15 I tl St. gegen Dr. Herzselö sSoz.) mit 13 332. Ilm 25. Jan. erhielten die Sozialdemokraten 12 314, die Nativnalliberalen 8286, der Kandidat der Freisinnigen Bollöpartci 7973 Stimmen. G ü st r o w-R i b n t tz sbisher kons.s. Gewählt: von Treneufels lkons.) mit 8082 Stimmen gegen .Knappe sSoz.) mit 5670 Stimmen. Bei der Hauptwahl erhielten die Kon. servativen 7482, die Sozialdemokraten 5541, die Liberalen 4056 Stimmen. M c ck l e n b n r g - S t r e k i tz sbisher Rcichöpartei). Ge- wählt: Ncinck lReichspartc» mit 12 515 Stimmen gegen Lnerh sSoz.) mit 6674 Stimmen. Am 25. Januar erhielt Nauck 8622, Lueih 6050, der Nationalliberale 5488 Stimmen. Schaninburg -Lippe. Gewählt: Brnnstermann s'R.'ichspartcii mit 5040 Stimmen. Es erhielt Klingenhagcn sSoz.) 3285 Stimmen. «Bisher Brunslcrmann, Ncichsp.s. Den augenblicklichen Besitzstand der an den vorgestrigen Wahlen beteiligten Parteien im neuen Reichstage, wie er sich unter Zngrnndcsegung der Ergebnisse der Hanplwahlcn vom 25. Januar »ud der Sonnabend-Stichwahlen darstclli, zeigt folgende Tabelle. Feste Mandat» Verloren Kemonnen die Konservativen , Nativnall'bercilen , Freis. Bolksvartei „ Freii. Bereinigung „ Sozialdemokraten , ReichSpanei „ Wir'schcistl. Ber. » Wildlibcralcn 48 5 6 21 1" 12 8 -> 6 1 — 20 25 1 10 ü 2 5 1 — 1 Kleinbürgertum und Sozialdemokratie. Wie die Sozialdemokratie über das Kleinbürgertum denkt, geht aus einer Mahlbctrachtnng des sozialdemokra tischen Manrcr-Berbandsblattes mit besonderer Deutlich keit hervor. Als „äußerliche" Ursache der sozialdemokra tischen Niederlage betrachtet das Maurer-Organ die Wahl beteiligung der „sonst völlig Indifferenten". Boranssctzciid. daß letztere ans -cm Kleinbürgertum allein bestehen, schreibt das Blatt des Maurer-Verbandes wörtlich: „So geistig verkümmert dieser kleinbürgerliche Gr und sch lamm des politischen LebcnS auch ist, er brachte es noch fertig, einen „nationalen" Stimmzettel zur Urne zu tragen. Bon der p b ä n v m e n a l e n U n k e n n t. n ts und Urteilslosigkeit dieser Sumps- kröten macht man sich nur sehr schwer einen Begriff, aber zum Niederstimmcn der proletarische« Wähler la»«t «t immer uoch." Den kleinbürgerlichen .LumpskrÜte«" fet -lei« Ei»- schätznng durch «in au-acsproch«n sozi«lüemvkrattsch«- G«. werkschaftsblatt für di« Stichwahl zur Beachtung empföhle». Eine BevölkerungSschicht, die von der Sozialdemokratie dar» matzen beschimpft wird, weil sie ander« avstimmt «V hi« „Genossen" e» sich dachten, sollte de» letzte» ihrer Un gehörigen aufvteteu, um mit dem Stimmzettel in der Hand ihren sozialdemokratischen »Beurteiler«" de« verdient«» Dank avzustatt««. Deutsches Reich. "Rach der „Mil.-pol. Korr." soll der Kaiser erklärt haben, datz er fo»ial»oktttfch«t Besprechungen durch Offiziere, wie ft« im >8. Armeekorps cingesührt waren, nicht wünsche. Der Kricgominister hat diese kaiserliche Willcnümeinuug de« Kvmuiandvbehörden mitgetcitt. Die Fürstin Anna. Mutter bcS regierenden Fürsten zu S t o l b e r g. W e r n i g e r o d «, ist Sonnadend nachmittag an Lungenentzündung gestorben. Skach einer Meldung der Korrespondenz Hossmann sind vom «1. Januar bis 2. Februar in Nürnberg die Kommis sionen der betctltgten deutschen Regierungen versammelt gewesen, nm über die Einführung von Schiks- fahrtsabgabe» vorbereitende, unverbindlich« Be ratung zu pflegen. Hierbei handelt eS sich um dt« Fort setzung der schon im Dezember deS vorigen Jahre- ab- gehaltenen Beratung. In der Schadenersatzklage de- Holzarbeit- geber-SchutzverbandeS in Hamburg gegen de« Deutschen Hvlzarbcitervcrband. dessen Sitz in Stuttgart ist, gegen dessen Geschäftsstelle in Hamburg-Altona und gegen deren derzeitigen Geschäftsführer Neumann wegen Kvntiaktbrnches aus Anlaß der Matseier hat daS Land- gericht in Hamburg folgendes Urteil gefällt: „Die Forde rungen gegen die Beklagten Deutschen Holzarbeitero«- vand in Stuttgart und Geschäftsführer Reumann werden dem Grunde nach für berechtigt «klärt, dagegen wird der Anspruch gegen die Geschäftsstelle Harnpnrg- Altvna abgcwiesen." Frankreich. Der König und die Königin von England sind am Sonnabend gegen 6 Uhr nachmittag- in Paris eiiigetrvsscn und vom englischen Botschafter Glr Franeis Bertie empfangen worden. Di« Majestäten be gaben sich sofort in die englische Botschaft. Rußland. In Plock wurde der Gendarmerie- oberst Biek^kr während eines Spazierganges in der "Nähe der polnischen Kirche erschossen. Der Mörder entkam. — In Warschau fand in einer Anzahl von Arbeitcrhäilsern der Czcriitakowskastraße eine Hau-» snchung statt, die zur Ber Haftung von mehr al lzu n der t Arbeitern führte. Rumänien. Die Kammer beschloß, die 1007 ablaufen- dcn Maßnahme» zur Forderung der Industrie aus ein Jahr zu verlängern: Rohstoffe »nd Maschinen werden besteuert werden, sobald festgestellt ist, datz st« i« gcnüaendcr Menge im Lande produziert werden. China. In Ntnki in der Nähe von Sntschou «Provinz Kiangsi) haben ch r i st c n s e i n d l i ch e Tumulte ftatt- icfnndcn. Die Ruhe ist durch Truppen vorläufig wieder hergestellt worden: weitere Verstärkungen sind nach dort nnte vegS. Kunst und Wissenschaft. 1' Heute findet im Palmcngarten der Klavierabend von Mariannina H i l d c b r a n d t - l' H u i l l i er statt. z- König!. Hoftheater. Im Opernhause heute k'Z8 Uhr) „Ter fliegende Holländer": im Schauspielhaus« i!^8 Uhr) „Ein idealer Gatte". f Königll Hofoper. SUibinsicinö „Dämon" steht, wie di« Wiederaufnahme des Werkes vor sehr gut besuchtem Hause und unter lebhaftem Beifall es wieder bewies, fest in der Gunst der Opcrnfreunde. Diese glänzende, jahre lange Behauptung im Nepertoir dankt er der zum grüßten Teil ganz herrlichen Musik, weniger dem stark auf daS Apokalyptische hinaiislaufeiidcn Tcrtbiichc, da- schon eine ziemlich lebhafte und eigenartige Phantasie voran-setzt, um ganz verstanden zn werden. Um w sicherer spricht die Musik an. Sie gehört zum Besten, was Nublnstein geschrieben. Wir finden ihre Vorzüge allerdings weniger im drama tischen Kern, den man bei der schweren Tragik der Hand lung nur ungern vermißt, dafür entschädigen uns unge zählte poetisch empfundene lyrische Schönheiten, eigenartige Rhythmik und Harmonik, die Kunst der nationalen Ton- chcnakteristik und die glänzende Behandlung de- Orchester».: das hier sehr oft auf gleicher Höhe der Seelen- und Situa- tionsmalerei steht, wie die ingeniöse Behandlung der Slng- timmen. So sind cs namentlich die Chorgesänge der ersten leiden Akte und die Kaukasischen Tänze, die, echt im slawt- chen Kolorit und von originell pikanter Grazie, auf da» lebhafteste fesseln und wirkungsvolle Gegensätze bilden zu den dramati'chen Szenen der Tamara und de- Dämvn. Jedenfalls scheidet man von dem Werke nicht ohne grob« und nachhaltige Eindrücke. — Nenbcseht waren dteSmal die Rollen de» Liebespaares. Fräulein v. d. Osten bringt lir die Tamara schon äußerlich all« charakteristisch be stechenden Eigenschaften mit: ein rassige- Exterieur tu brillant nationaler Gewandung. Sie ist eine bildschön«, anmutige und graziöse Kaukasierin, wie man sie sich figür lich kaum besser denken kann. Gesanglich war sie an- angs, namentlich in der koloristischen Ausschmückung» nicht ganz tadellos, dann aber sang sich ihr starke- Talent voll In alle Schönheiten der Eantilencn hinein» so datz sie sich auch in musikalischer Hinsicht die volle Anerkennung red lich verdiente. Den Fürsten von Sinodal sang Herr Grosch in sorgfältigem Vorträge sehr schön. Die retn lyrisch angelegte Partie entspricht ausgezeichnet seiner Be gabung, er versteht fick gut auf den zarten AnSbruck» auf ein fein abgetönte« Piano, auf da- vornehm Lyrisch- chwärmcrische. Würde seine Darstellung, die leider «och immer in den Elcmentarzügen stecken bleibt, mit seiuer gesanglichen Leistung Schritt zu halten vermögen, so wäre an seinem Fürsten kaum etwas auszusetzen. Die beiden Flügelgestalten, der Engel und ber Dämon, dt« um die Seele der Tamara ringen, fanden, wie bisher, in Fräulein Chavanne und Herrn Perron ausgezeichnete Ver treter. Mas an wirksam dramatischer Ausgestaltung der Figuren möglich ist, geben beide in vollem Maße. Die Aufnahme der von Herrn Hoslapellmetster Hagen ge leiteten sehr guten Vorstellung war. wie gesagt, so glän zend, daß man dem „Dämon" zahlreiche Wiederholungen Voraussagen darf. H 8t. f Gerhärt Hauptmanus nenes Lustspiel „Die Jungfern vom BischofSberg" ist vorgestern im Lessing-Thcater in Berlin am Schluffe ber beiden letzten Akte unzweideutig abgelehnt, von ein paar unge- 'chlifseiicn Schreiern obendrein mllten im Spiel ausgehöhnt worden. Verspätete Ovationen der Getreuen galten offen bar der Person, nicht der Schöpfung de- Autors. f Ans Newyork wird berichtet: John D. Rocke eller hat sich bereit erklärt, eine Stiftung von 8 Mil ion en Mark für die Errichtung einer neuen Nni- ersität in LoniSville zu machen, unter der Be dingung, daß eine gleiche Summe von anderer Seite, die an der Gründung der Hochschule interessiert ist, aufgebracht wird Die Universität von Lonisville soll mit -en geplanten Universitäten ber Baptisten und Methodisten vereinigt wer den, während daS Grundstück für daS zu errichtende Ge bäude von der Stadt hergegcbcn wird. Die Methodisten haben bereits eine Million zur Verfügung, die vaptisie« versprechen 1 300000 Mark, und auch weitere Zuwendungen stehen für die Uniucrsität in sicherer Aussicht.
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