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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070329028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907032902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907032902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-29
- Monat1907-03
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Jntklnatloiiale Gartenbaunusslcllung, I »HFL Gerichtsverhandlungen. Konzert Albany Rilchie, Musikdirektoren. Berliner Leben.Vtütj »Nv«. Neueste Draytmeldungen von» 28. März. - : Urteil im Prozeß Leontieff. /Thun. Prozeß Leontiefs. Nach-er Replik des Vertreters der Ztvilpartei, des Staatsamvalts und des Verteidigers gab die Angeklagte eine längere Erklärung ah. Die Geschworenen zogen sich zur Beratung zurück. Die Fragen an die Geschworenen sind: 1. Ist die Angeklagte Le» Mordes mit Vorsatz und Vorbedacht schuldig? 2. Ist verminderte Willensfreiheit anzunchmcn? 3. Sind mil dernde Umstände zuzubilligen? Stach l- Minuten kehrte die Jury zurück. Der Obmann «erlas die Antwort, die auf alle drei Fragen bejahend lautete. Auf Grund des Wahrspruches beantragte der Staatsanwalt die Verurteilung zu 8 Jahren Zuchthaus. Ter Gerichtshof zog sich zur Be ratung zurück. Währenddessen unterhielt sich die Ange klagte mit ihrem Verteidiger. Im Publikum machte sich eine große Erregung bemerkbar. Um 12,36 Uhr erschien der Gerichtshof wieder. Der Präsident verkündete das Urteil. Während der Verlesung des Urteils blieb die An geklagte ruhig. Das Urteil gegen Tatjana Leontieff lautet auf 4 Iahre Zuchthaus unter An rechnung der Untersuchungshaft, Ausweisung auS dem ber- nischen Staatsgebiete auf die Dauer von 20 Jahre», 806 Francs Kosten, 1 Franc Entschädigung an die Ztvilpartei. Die Angeklagte nahm das Urteil ruhig auf. Unruhe» in Nnmäuie«. Bukarest. Die „Aacnce Roumaine" meldet: In Braila, Galcitz und Bukarest herrscht vollständige Ruhe. Gegenteilige Nachrichten entsprechen nicht der Wahrheit. Wien. Hiesigen Blättern zufolge hat sich die Direk tion, der Donau-Dampfschikfahrts.Gescllschast auf Ersuchen des Ministeriums des Acußeren bereit erklärt, dem Er suchen der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Buka rest und der österreichisch-ungarischen Konsulate in Rumä nien um Uebcrwcisung von Schissen zur Unterbringung von durch die Banernrevolte in Rumänien bedrohten ö st erreichijch-ungarischen Staats an ge hör.- gen nach Möglichkeit zu entsprechen. . Berlin. Heute vormittag nahmen das Katscr- vaar, der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich nebst Ge mahlinnen, sowie die anwesenden Prinzen das Abendmahl im Palais Kaiser Wilhelms I. ein. Berlin. lPriv.-Tel.) Ans Genua wird gemeldet: Fürst Bülow verbrachte den großen Teil des gestrigen Tages in Rapallo in seinem Hotel, wo zahlreiche Tele gramme eingelaufen waren. Es wird angenommen, daß diese meist die Marokko-Affäre betrafen. Der Reichskanzler lehnte cs ab, Journalisten zu empfangen. Seth Sekretär teilte diesen mit, daß Deutschland aus -er Haager Friedenskonferenz die Abrüstungsvorschlägc Eng lands nicht unterstützen könne. Eingehendere Konferenzen zwischen Bülow und Tittoni sind erst für Sonntag in Aus sicht genommen. München. Wie die „Allgem. Ztg." meldet, sind die Gesuche mehrerer in Zusammenhang mit dem pol nischen Schul st reit von preußischen Gymnasien ver wiesener Schüler um Aufnahme in bayrische Gymnasien von den zuständigen Stellen abschlägig beschiede« worden. Petersburg. Rcichsdnma. Mehrere Gruppen beaütragen, die Beratung bctr. die beschäftigungs losen Arbeiter zu vertagen. Bei der Abstimmung ergibt sich ein völlig unerwartetes Resultat. Die Pole», Sozialisten und die Mehrzahl der Kadetten stimmen für sofortige Beratung. Die Rechte und die Minderzahl der Kadetten, unter ihnen einige Führer, wie Fürst Tolgo- rnkow, Teslenka und Marakow, stimmen für Vertagung. Es wird sosvrtige Beratung beschlösse». Tie Sozialdemo kraten halten lange Reden, worin sie bekannte Tatsachen ansührc». Viele Abgeordnete verlassen den Saal, da die Beratung wenig Interesse bietet. Washington. Im Weißen Hause fand gestern abend eine Konscrenz statt, an der mehrere Mitglieder des Kabinetts und der Kommission sür zwischenstaatlichen Handel tcilnahme». Es heisst, die Konferenz sei einbc- rufen, um dem nächsten Kongreß einen Entwurf vorznlegcn bctr. bundesstaatliche Bestimmungen für das Ei s c n b a h n w c s c n. OcrtlicheS irnv Sächsisches. Dresden, 28 März. —* Se. Majestät der König wohnte am heutigen Gründonnerstage «on vormittags lO Uhr ab dem Gottes dienste in der katholischen H Mir che bei und nahm nach dem Hochamt mit dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg an der Kirchenprozession teil. Mittags empfing der Monarch den deutschen Gesandten a. D. Tr. Stübcl im Rosidenzschlosse. —* Im Konservativen Verein zu Dresden steht für Freitag, den ö. April, eine interessante Ver sammlung bevor. In derselben wird Herr Oberbürgcr- messter Beutler sprechen Über das Thema: „Einige aus das Parteiprogramm und seine Ergänzung bezügliche Fragen." Der NednSr wird zweifellos bei dieser Gelegenheit seine bereits mehrfach in der Presse ermähnten Vorschläge für eine Reform der Ersten Kammer des sächsischen Lundtagos mit zum Bortrag bringen. Diese Versammlung findet abends 8 Uhr im Saale des Hotels „Palmengarten" lMusenhans) in der Form einer Mitgliederversammlung statt, wobei Gäste cingesührt werden können. An diese Mitgliederversammlung schließt sich die Generalversamm lung des Konservativen Vereins an. —* Unter der Ucbcrschrist „Ein unfreundlicher Akt Preußens" gibt bemerkenswerter Weise die von Berlin ans offiziös bediente „Köln. Ztg." folgender Zuschrift aus Dresden Raum: „Tie Verordnung des Lbcrpräsidenten der Provinz Sachsen vom 24. Februar über den Verkehr der P c r so n e n d a inp f sch i ffc auf der Elbe be trachtet man in Sachsen als einen unfreundlichen Akt Preußens. Soweit sächsische Pcrsonendampscr die preußische Elbe befuhren — cs handelt sich namentlich um die Strecke Landesgrenze-Mühlbcrg — galten sür sic die muster gültigen und bisher völlig ausreichende» Vorschriften der sächsischen Negierung. Länger als 20 Jahre hat Preußen diese Tatsache ohne weiteres anerkannt, während Sachsen sich in gleicher Weise gegen die preußische» Vorschriften verhielt. Dieses frcundnachbarliche Verhältnis hat sich mit jener neuen Verordnung plötzlich geändert. Sie ist er lassen, ohne daß man die sächsische Regierung oder wenig stens die von ihr in Sachsen allein betroffene Sächsisch- Böhmisch« D a m p s s ch i f f.a h r t s - Gesellschaft vorher verständigt Hütte, obwohl sie den Vertehr von Per- svncnschifsen völlig neuen und einschneidenden Bestim mungen unterwirft. Es wird jetzt für jedes sächsische Schiss ein besonderer preußischer Erlaubnisschein verlangt. Schisssuntcrsuchniigcn aus Fahrtüchtigkeit werden vor- genvmmen, es sind besondere Zeugnisse über die Qualiftta tion der Besatzung beizubringen, und manches andere wird vorgeschriebe». Die, wie gesagt, bisher auch in Preußen für sächsische Personenschiftc ohne weiteres gültigen Bestimmungen der Heimatbehörden werden völlig iguvriertz ebenso die regelmäßigen sächsischen Revisionen, obwohl Sachsen auch heute noch die Revisionen preußischer Schisse durch die dortigen Behörden anerkennt. Ein äuße rer Anlaß zu diesem Wandel der Dinge liegt nicht vor. M a n f r a g t s i ch h i e r v c r g c b l i ch, w c l ch e G r ii n d c den O b e r p r ä > i d c n t c n der Provinz Sachsen zu einer derartigen, die sächsische Persvnen- schissghrt arg behelligenden Verordnung bestimmt haben können. Mehrfach ist sie in Ver bindung gebracht mit den drohenden Schissahrts- abgabcn. Man hat geglaubt, es sei darauf abgesehen, der gegen jene Abgaben Widerstand leistenden sächsischen Regierung einmal zu zeigen, in welchem Matze Sachsens Schissahrt von Preußen belästigt werden könne. Diese An nähme trifft aber unseres Wissens nicht zu. Nach der hiesigen Auffassung handelt es sich lediglich um eine pren- tzische Matzregcl, bei der die tatsächlichen Verhältnisse nicht gewürdigt sind. Man regelt den wohlgeordneten und unter ständiger Revision der sächsischen Behörden stehenden Betrieb der großen Pcrsonendampscr der Sächsisch-Böhmi scheu Dampsschiffahrts-Gesellschaft unter Gesichtspunkten, als handle es sich um kleine Fähren oder Ucbersctz-Nachen. In einzelnen Teilen wird die preußische Verordnung hier geradezu als eine unzulässige Beschränkung der Freiheit der Elb schissahrt ausgefgtzt: sic stört der sächsischen Pcrsoncnschissahrt die Einheitlichkeit des Bc tricbcs und belastet und belästigt sic gnnz außerordentlich. Wir haben schon mitgetcilt, daß die sächsische Regierung in der Attgelegenheit'mkt Preußen zu vermitteln sucht, außer dem werden Vertreter der sächsischen Pcrsvncnschiffahrt mit den zuständigen preußischen Behörden verhandeln. Sollten diese Bemühungen erfolglos sein, so wird voraussichtlich die dauernde Einstellung der Personcnüampfschiffahrt von der LandeSgrcnzc bis Mühlberg erfolgen. Auf dieser Strecke ruht der ziemlich entwickelte Personenverkehr lediglich auf den Dampfern der genannten Gesellschaft. Es handelt sich um die Stationen Gohlis, Strchla, Krcinitz, Lößnig und Mühlberg. Diese Stationen vermitteln auch den Verkehr sür das preußische Hinterland, das wie sic mit der Einstellung der Schissahrt eine bcaucmc und sehr billige Gelegenheit für Personen- und Frachtverkchr ver liert. Natürlich wird das auch wirtschaftliche Folgen habe», da das dortige Geschäftsleben sich vielfach auf diesen Verkehr eingerichtet hat. Es ist auch nicht möglich, auf dieser etwa zwei Stunden Fahrt betragenden Strecke eine besondere preußische Schissahrt einzurichtcn, da der Betrieb nur Verluste bringen würde. So trifft die Verordnung auch preußische Interessen e mp sin dl ich." —* Im städtischen Außstcllungsparkc, dem Terrain für die 3. Internationale Gartcnba»»A«sstell«ng, herrscht seit Wochen reges Leben. Die meisten Bauten, die der Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung dienten, sind ver schwunden, nur das schmucke Sächsische Haus und die große dreifache Industriehalle mit ihrer schönen Deckenkonstruk- tion sind stehen geblieben und dienen teilweise der Garten bau-Ausstellung zur Unterbringung von Ausstellungs objekten. Im Parke lagen ganze Hausen von Bauhölzern und Berge guter Gartenerde, und zahlreiche Wagen bringen weitere Materialien, sowie Ausstellungsgegen stände herbei. Dazwischen arbeiten Gärtner und Zimmer lentc. Di^ ersteren, um Formobstbäume und andere Frei- Kirnst «nd Wissenschaft. s* Konzert. Herr Slbany Ritchie, -er sich auf dem Programm als „amerikanischer Violinvirtuose" bezeich net«, gab mit Herrn Wladimir Cernikofs ein Konzert im „Polmengarten". Er spielte Bruchs Schottische Fantasie und eine Caprice des Franzosen Gutrand: außer dem hatte er das H-Moll-Konzert von Saint--Saens aus dem Programm. Herr Ritchie ist das, was man unter einem soliden und tüchtigen Geiger zu verstehen pflogt. Er ver fügt über bemerkenswerte Technik lBlayesche Schule), die ihn berechtigt, sich einen Virtuosen zu nennen, und über eine nicht allzu hochgespannten Anforderungen genügende Vortragskuirst. Ausfällig und merkwürdig ist seine Bogcn- fUhrung. Sie ist förmlich vierschrötig »n>d hauptsächlich chus -as Fortespicl gestimmt. Zarte Saiten hörte man in -losem harten Bvgcnanfsatze nur selten anklingcn, und nicht unwoscntlich beinflußt von diesem ist meist auch die Reinheit im Flageolettspiele. So ist Herrn Nitchies Kunst von gut amertkanischcm Charakter: üarckzc onä rogarciloos. Der Beifall fiel ebenso mäßig aus, wie -er Besuch spärlich war. Herr Cernikofs war dem Konzcrtspicler ein musika lisch gediegener Partner am Klavier Dl-üthner-Flügel). Solisttsch .spielte er anerkennenswert Stücke von Liszt, Chopin usw. 8. 8t. s* Hanptversawmlyng des Deutsche« Musikdirektor««» Vsichd»d«S. lH.) Berlin, 37. März. Heute wurden die Beratungen des Deutschen Musiküirektoren-Berban-eS unter dem Vorsitz von Musikdirektor Hartman»-Leipzig fortgesetzt. Eine lebhafte Besprechung entfesselte die LehrlingSfrage. Bon vielen Seiten wurde darauf hingewtesen. daß die LehrlingSfrage für viele Musikdirek toren gerade»« eine Existenzfrage geworden ist. Der Ber- b»ich-syndtku» Dr. Berger »Leipzig betonte, daß die jetzt bestechende« Verhältnisse ungesund seien und daß endlich eine endgültige Entscheidung getroffen werden müsse, ob die Muükdtrektoren der Gewerbeordnung unterstehen oder nicht. Die Unterstellung unter die Gewerbeordnung würde ein« Beschränkung der Zahl der Lehrlinge zur Folge haben. w'. - Die jetzt Lehrlinge haltenden Direktoren sollten daraus bedacht sein, sich sür die Zukunft zu sicher». Sie sollten die Zahl der Lehrlinge schon jetzt beschränken. In Sachsen bestehen, wie hcrvorgchoben wurde, in einzelnen Bezirken sonderbare Verhältnisse. Im Dresdcn-Ncustädter Bezirk wird den Lehrlingen z. B. verboten, aus dem Lande zu spielen. ES wir- die Polizei-Verfügung hcrangezvgcn, wonach nicht erwachsenen Personen das Betreten des Tanz- saales verboten ist. Aus Anfrage» beim sächsischen Ministerium deS Innern erhielten die Verbandsvertrctcr die Mitteilung, daß eine r c i ch s g e s e tz l i ch c R c g e l » n g der Leh r l i n g ss r a g e in Aussicht stehe. Jedenfalls wird ein Alter festgesetzt werden, unter dem Lehrlinge in Tanzsälen oder bei Konzerten nicht spielen dürfen. Eine Petition in der LehrlingSfrage ist -cm Reichstage über mittelt worden. Musikdirektor -Hartmann-Leipzig wies daraus hin, daß das sächsische Ministerium -cs Innern die Lehrlings-Institute jetzt prüfen lasse. Ein Beirat ans den Kreisen der Beteiligten soll bei diesen Untersuchungen zn- gczogen werden. Die Zahl der Lehrlinge sei nicht dir Hauptsache, sondern der Umstand, daß sie gut ausgebildet würden. Ein Antrag, beim preußischen Ministerium des Innern auf eine gesetzliche Regelung Ser Lchrlings- frage hinzuwirkcn, wir- angenommen. Die weiteren Ver handlungen nahmen teilweise cftien recht erregten Verlaus. Zunächst wurde beschlossen, mit Rücksicht auf die schweren Angrtsfe, «die der Allgemeine Deutsche Musikcrvcrband fortgesetzt gegen die Musikdirektoren und deren Organi sation richtet, daß alle Musikdirektoren aus dem Allgemeinen Deutschen Musikerverband auszutreten hätten. Es kam hierbei zu lobhaften Debatten, da mehrere Delegierte erklärten, -aß sie aus materiellen Gründen den Austritt nicht vollziehen könnten. Da das Organ des Allgemeinen Deutschen Musikerverbandes bisher das größte Offerten- blatt für den Arbeitsmarkt war un- auch von den Musik- dirvktorcn sür diesen Zweck benutzt wurde, wurde eine Kommission gewählt, -ie die Gründung eines eigenen Offertenblattes in -ic Wege leiten wir-. Weiter beschäf tigte sich -er Berbandstag mit der Frage der Konkurrenz der Miiitärmusik. Er ist bei den KrtegSministertcn des Deutschen Reichs -ahin vorstellig geworden, -aß den Stabs- Hoboisten verboten werden möchte, sür eigene Rechnung Musilbcstellungen ans.zuftihrc». Die Ministerien habe» hierauf eine zusagende Antwort jedoch nicht gegeben lin der Verbandotag sah -cshalb «on einer Beschlußfassung als aussichtslos ab. Dann wurden die Verhandlungen ge schlossen. Berliner Leben. L. Berlin, 27. März. Vor einigen Tagen Hütte Berlin ein Jubiläum feiern können, das mehr Berechtigung gehabt Hütte, als so manches andere Fest, das heutzutage prunkvoll begangen wird. Am 2l>. Mürz waren nämlich genau 600 Jahre verflossen, seitdem unter dein Marlgrasen .Hermann die beiden Schivcsterstädte Alt-Kölln und Berlin zu einer einzigen Stadt mit dem gemeinsamen Namen „Berlin" vereinigt wurden. Genau genommen hätte also das heutige Berlin an diesem 20. Mürz seinen 600. Geburtstag feiern können, für eine verhältnismäßig junge Stadt mit so wenigen ge schichtlichen Begebenheiten immerhin ein denkwürdiges Er eignis. Indessen hat man in der nüchternen Reichshaupt- stadt augenscheinlich keinen Sinn für Feierlichkeit. Weder iw Roten Hause dachte man daran, -iescn Gedenktag fest lich zu begehen, »och hatten die Berliner Zeitungen sich auch nur in die Unkosten größerer Festartikcl gestürzt. Hier und da im lokalen Teil eine verschämte, kurze Notiz war alles, wozu man sich ansrafste. Das mag ja auch darauf zurückznftthren sein, daß die Berliner Zeitungen nur in den seltensten Fällen von Berlinern oder auch nur von Reichsdeutschen redigiert werden. Selbst in der Redak tion des ältesten Berliner Blattes ist der Chef ein Oester- reicher und sind auch in anderen Ressorts Oesterretchcr reichlich vertrete», woraus cs sich erklärt, daß dort öster reichische und namentlich Wiener Ereignisse und Persönlich keiten oft mit größerer Sachkenntnis und Sympathie be handelt werden, als deutsche und Berliner. Noch schlimmer
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