Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070310020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907031002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907031002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-10
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese- Blatt wird de« Lesern von Dresden und Umgeduv, a« La-e vorher bereit» al» Zlbeird-AnLgabe -«gestellt. während e» die Post. Abonnenten <uv Morgen m naer Gesamtausgabe erhalten. ServMgckM: »n>»»I««aN<b de« «Mer, »»»>»««, a» fänsnWt^o^. Luschtage. indNm^ >'N erholen !>'i« >,»VeiI,b»r mi»der »»*»ade tiilammen »u- «Uei «rtNel K-Mii«»u»,n, nur ma »r»rq»I,rä«e bieide« gt: «iverlanale Manu» «n «Ai» auidewadn. »LÄMMk.. MWWlMNNN,- ««w»-»«. -lnrelgen-cE KofzvLrrrSeL L8LK Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. «»nabm, von «"«>U» (,»«,«» di« nackmiUaa« » Ütir. .»MM- und «itni»d«eile >ca, » EiibeM .» Ma, «aiiiUirneochnchlcii 2» vm,: Be itdä!tsan«riae» au> dei PNvaiiette ,-jnl. so n>a: die ripait»« M)e Pia . au . ^ rivalime Äiie alü ümoeiaudt von Dresdner Auiiraauebern »Mt., von auewärliaen l.sv Mk.. tzamilien- nackriciileu kiruiidieile L Via — Die Preüe der -"ieraie ituinim Piaraea- und Abkubblaitc dmewen. «üs- »värtiae Auinäae nur. ataen vor aMttaliMa -^Mle,blLtler tomn io Liennire. Lcrniprecher: Str. U und 2VÜK. pliliiMelier l,LLvrkv1I Snl«r In ,t«-v v«->- l°ckl«r: 8. OKISMSNN irausrei bagerlcellsr, vrezösn-plauen. ------ Telephon >84. ILei nI»» r»u HM Sil IM kii »««MI nv kille! Vjivljl,»» y unl) grossen flssokvn vrliLMivi, in s»on filisivn öv» Men-kliillM- Ve> 1ÄN8. Lnisaal- Drahtberichte. Hofnachrtchten, Genossenschaft deulschrr Bülineiiaiigeböriaer, Persvnendampljchiffahrt AnSstaiid der L-Sb » Elektlizttätsalbetle« in Paris. S Sinwiiiekoiizert der Kgl Kapelle. Berliner Leben. Bayie,ither Mordplvzek, »v« VtUI j Re«cfte Drahtmeldnnaen von» 9. März. Deutscher Reichstag. Gerl in. (Priv.-Tel.) Präsident Gras Stolberg teilt «st. daß er heute nachunttag an der Bahre des vcr- storbeuen früheren Staatssekretärs vvn Bötticher im Namen de- RetchStaaS einen «ranz nieücrlegen werde. (Zustim mung.) — Auf der Tagesordnung stehen zunächst die Inter» «Nationen der Freisinnigen und der Sozial demokraten betreffend Einführung von Schiffahrt-- a-gaben auf natürlichen Wasserstraßen in Preußen. Auf die Frage de- Präsidenten erklärt Staatssekretär Gras PosadowSky. der Herr Reichskanzler ist bereit, die Interpellation zu beantworten. Ich werde die Ehre haben, dem Herrn Präsidenten den Tag mitzutcilen, an dem die Antwort erfolgen wird Damit ist der Gegenstand für heute erledigt. — Abg. Trimborn begründet dann die ZentrumStnterpellationen. ob noch im Laufe dieser Session Vorlage« zu erwarten sind, 1. betreffend Rechtsfähigkeit der Beruf-Verein«, L betreffend Einführung des sogenannten kleine« Befähigungsnachweises, 3. betreffend Verschärfung des Gesetzes Über den unlauteren Wettbewerb aus dem Ge biete de- AuSverkausswesenS» insbesondere hinsichtlich der sogenannten Nachschübe» 4. betreffend lvstündigc Maximal» arbest-zeit für Fabrikarbeiterinnen und S. verlangt die Interdellattou nähere Mitteilungen über Umfang, Organi sation und Ausgaben der vom Staatssekretär am 30. Ja nuar 1S04 in AuSficht gestellten Arbeitskammern bczw. über he« Zeitpunkt, wann eine bezügliche Vorlage zu erwarten sei. D?r Reichskanzler» sagt der Interpellant, scheint eine Ahsggd «» da- Hentruu» iy bezug ans die Sozialpolitik ge richtet -n -»che«, denn als er davon sprach, wandte er sich »skr a» -1« neue Mehrheit, während doch das Zentrombi-Her immer der Träger der Sozialpolitik war. Der Reichskanzler bat nenlich eine'Anzahl Fragen ange führt, a« die «r denke, «e»» er auf etn Zusammengehen «ob Liberale« und Konservativen rechne: er nannte das Verein-- und Berfammlungsrecht u. a. In alledem ge nügt «S aber nicht bloß zu denken (Heiterkeit), es muß «uch endlich vorgeaongen werden, vor allem in der Frage der Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. Die dem vorigen Retch-tagr »orgelegte Lösung dieser Frage war unzuläng» lich, niemand hat bei seiner Kritik dieser Lösung eine schär fere Tinte gebraucht als Bassermann. (Heiterkeit.) Es wäre doch eine ,n eigenartige Einleitung der neuen Aera, bet der die Freisinnigen bereits Morgenluft wit tern (Heiterkeit). wenn die Herren aus die Rechtsfähig, kett der verufSoeretne verzichteten. Wetter verbreitet sich Redner über die Forderung des sogenannten kleinen Be- fäbigNNgSvachwetfeS. nach dem dte Handwerker verlangten. Weshalb habe der Reichskanzler neulich nur von dem Ver eins- und VersammlnngSrecht gesprochen und nicht auch hiervon? Das Zentrum werde an der Sozialpolitik un entwegt festhalten. Staatssekretär Gras Posadowskq: DerReichSkanzler und die verbündeten Regierungen sind fest entschlossen, in der Sozialpolitik fortzusahren. Ob wir Sozialpolitik treiben sollen oder nicht, darüber sind die Ansichten allerdings verschieden. Es gibt einen Stand punkt, der auch in Dentfchland, wenn auch in verschleier ter Form, tn der Oeffentlichkeit sich bisweilen geltend macht, der, wenn er dann sein Herz entdeckt, vielleicht er klärt, die Sozialpolitik sei etn verhängnisvoller Schritt. Der Kräftige tn der Welt wird sich behaupten, der Schwache muß untergchcn. Die Staate», die keine Sozialpolitik treiben, sind besser daran als die anderen. In dieser klaren Form äußert mau sich ja nun in der Regel nicht: inan erklärt, man sei für Svzialresvrm (Heiterkeit und Ruse: Sehr gut!): aber man bekämpft jeden einzelnen Schritt, der ans dem Wege weiter führt. (Sehr wahr!> Aus diesem Standpunkte sicht nicht der Reichskanzler und auch nicht die verbündeten Negierungen. Etn Bolk, das in diesem Maße, wie das deutichc. in der Volksbildung fortgeschritten ist, stellt höhere Anforderungen, und in einem Volke vom Kiilturstandc des deutschen kann die Sozialpolitik nicht stille stehen, trotz aller offenen und ver kappten Gegner. (Sehr wahr!) Der Herr Reichskanzler hat während des Wahlkampfes und auch hier im Hause seinen Standpunkt entwickelt, aber Sic können nicht er warten. daß der Reichskanzler sich, wie der Vorredner es verlangt, auf Einzelheiten einlasse, zumal über Entwürse, die sich noch im Äuiidcerate befinden. Das Haus ist mit Anträgen ja jetzt geradezu überschüttet worden. (Sehr richtig!) Es wäre da doch ivohl das Richtigste, sich die wichtigsten Anträge herauszusuchcn und sich aus sie zu beschränken. Ich werde iedensalls hier ebenfalls mich nur auf das beschränken, was die Interpellation enthält. Da ist zunächst dte Rede vvn den Berussveretnen. Dem vorigen Entwürse geht cs wie mit der Maria Stuart: er war besser als wie sein Ruf. (Na, na! bei den Sozial demokraten.) Seine Tendenz mar ganz mißverstanden worden. Hätte man die Motive besser studiert, märe man zu anderer Ucberzeuaung gelangt. Der Entwurf wollte nichts anderes, als die rechtliche Voraussetzung für dte Eintragung der Berussvereine schassen: qber di« Herren wollten damit alles «tögliche lösen, womöglich daS ganze Vereins- und Bersapnnlungsrecht. DaS konnte und sollte dte Vorlage freilich nicht. Das Mißtrauen kam daher. daß man annahm, das projektierte Gesetz über die Arvcits- kammcrn sollte sich aus das BerufsveretnSgesetz aufbauen. Davon ist aber keine Rede. Beide haben miteinander nichts zu schaffen, und daher wird setzt die Vorlage wegen der Arbeitskammcrn zuerst vorgelegt werden: wahrscheinlich in der kommenden Session. (Beifall.) Ob und in welcher Form dann der Entwurf über die BerusSvereine folgt, über die Modifikationen, die durch die Kritik aus dem Hanse notwendig geworden sind, darüber wird sich der Bnndesrat noch schlüssig machen. Die Vorlage wegen des kleinen Be fähigungsnachweises ist im Bnndesrate schon in zweiter Lesung beraten. Wann sie an den Reichstag kommt, wird von der Geschäftslage des Hauses abbängen. lieber die Vor lage wegen des unlauteren Wettbewerbs ist eine bin dende Erklärung noch nicht möglich. Was ferner die Ar beitszeit der weiblichen Personen anlange, so meine ich, daß die elfstündige Arbeitszeit der Frauen nicht länger auf recht zu erhalten ist. Dem Gesundheitszustand der Frauen, die uns das künftige Geschlecht liefern, müssen wir die vollste Animerksamkeit schenken. Der zehnstündige Arbeitstag für Frauen ist nötig. (Beifall.) Ich hoffe, die verbündeten Regierungen werden einem bezüglichen Gesetzentwürfe zu- stimmen. Ich hasse ferner, daß in nächster Session ein sol ches Gesetz wird vorgelegt werden könne»«. Wir werde» allerdings eine Nebergangszeit schassen müssen. Jedenfalls bin ich mit dem preußischen Ressortminister darin einig, daß das bestehende Gesetz in diesem Punkte geändert wer den muß. Wenn der Reichskanzler erklärt hat. er denke an eine Reform des Vereins- und Versammlungsrechts, so ^ hat er diese Zusage mit der Vorsicht getan, die er dein Bundesrate schuldig ist: aber wenn er sagt, er denke daran, so ist das kein leeres Versprechen, sondern eS wird selbst verständlich in ernste Erwägunge» darüber elngetrcten. Red ner schließt dann unter Hinwcis aus die neuerlichen Erör terungen über die Mißstäude ini Weinhandel, im Nahrnngs- mittelvcrkehr usw. Sozialen Mikständen sei nicht allein abzuhelsen durch Gesetze, sondern der anständige Sinn des Volkes, unter Führung besonders der gebildeten Klassen, müsse das Seinigc tun, um den Mißständen abzuhelsen. Tie Regierung werde sedensalls das Ihrige tun. Was an ihm selbst liege, so werde er nichts unterlassen, um die Vor legung der betressenden Gesetze möglichst zu beschleunigen. Er bitte dann aber auch, die Vorlage mit Wohlwollen zu behandeln. (Beifall.) (Fortsetzung im Morgenblatte.) Paris ohne Elektrizität. Paris. Zahlreiche Zeitungen konnten heute nicht erscheinen, weil infolge des Ausstandes der Elek - trizitätsarbcitcr ihre Notaiianspressen außer Be trieb gesetzt waren. Nur in zwei Theatern, im ThäLtre Röjane und im Thc'ätre Grövin, die ihr elektrisches Licht selbst erzeugen, konnten Vorstellungen stattsindcn. Die übrigen Theater haben das Geld zu rückgezahlt. Es heißt, daß die Theaterdircktvrcn heute eine Versammlung ab halten wollen, um inbetress eines eventuellen Schaden- crsatzprozesses gegen die Elcktrizitätsgesellschaften gemein sam vorzugehen. Die Postbediensteten tonnten heute nacht wegen mangelhafter Beleuchtung nicht arbeiten. Die Briese dürsten durchweg erst mit starker Verspätung ansaelrageu werden. Von sozialistischer Seite wird gemeldet, daß auch die Beamten und Werksühxcr der Elcttrizitätsgesellschafte« sich dem Atisstande anschließen wollen. ' Konservative und gemäßigt repnLlikanischc Blätter äußern ihren Unwillen über den Streik in schärfster Weise und machen di« Radi kalen im allgemeinen und die sozialistisch-radikale Mehr heit des Gemeinderaies im besonderen iür die schweren Schädigungen verantwortlich, die der Pariser Bevölkerung aus. diesen« Ansstande erwachsen. Der „Figaro" weist darauf hin, daß die städtischen Arbeiter in weit besserer Lage seien als die Arbeiter »nd sämtlichen Beamten ande rer Unternehmungen. So hätten sie, abgesehen von höhere« Löhnen, jährlich einen Urlaub, während dessen ihnen der volle Lohn gezahlt werde. Es sei kein Wunder, daß auch dte anderen Arbeiter ähnliche Bedingungen anstrebtcn. Bayreuth. Da- hiesige Schwurgericht ver urteilte heute den früheren Lehrer Müller, der be reits am 29. November v. I. wegen Ermordung einer elssährigen Schülerin in Dürnberg zum Tode verurteilt worden war, wegen Ermordung der Witwe EnderS in Dürnberg zumTode. Hamburg. In der vergangenen Nacht traf der Hamburger Dampfer „Vesta" mit wetteren 199 eng lischen Arbeitswilligen hier ein, die gleichfalls aus dem als Lvgierschiss eingerichteten Dampfer „Rhaetta" untergebracht wurden. Die Situation im Hasen ist unver ändert, nnd die Arbeit ist nirgends unterbrochen. Morgen findet eine Versammlung der Lchancrleute statt, zu der vvn der Organisation die Parole aiisgcgcbcn wurde: Die Unterschrift unter dem Passus: „Zur ganzen Nachtarbeit bereit" ist zu verweigern. Kunst nnd Wissenschaft. 7* Wo chen-Spie lplau der König l. Hof theater. Opernhaus. Sonntag: „Die Asritancrin. (7.) Montag: „Götterdämmerung." («.) Dienstag: „Figaros Hochzeit." (7.) Mittwoch: „Die Bohsme." CH8.) Donnerstag: „Der Dämon." C/28.) Freitag: „Manfred." CHS.) Sonnabend: „Hossmanns Erzählungen." C/28.) Sonntag. 1?.: „Dte Stumme von Portici." C/28.) — Schauspielhaus. Sonntag: „Ein idealer Gatte." (H8.) Montag: „Der Kaufmann vvn Venedig." CH8.) Dienstag: Zum ersten Male: „Adam Asper", „Hauptmann Btowct." CH8.) Mittwoch: „Mirandoltna", „Der Diener zweier Herren." C/28.) Donnerstag: „Romeo und Julia." (7.) Freitag: „Adam Asper", „Hauptmann Blomet." C/28.) Sonnabend: „Mirandolina". „Der Diener zweier Herren," CHS.) Sonntag. 17.: „Adam Asper", „Hauptmann Blomet." CH8.) , 7* Mitteilung a«S dem Bureau der König!. Hof. theater. Im Schauspielhaus« findet Dienstag, de« 14. Mär», dte Erstausführung beS dretaktigen Lustspiels ^Hauptmann Blomet" von E. Bergörat statt. Dte Besetzung ist die folgende: Hauptmann Blomet: Sr. Stahl: Adrien von Mandant: Hr. Wterth: Michcline von Mandmi«; Kr. Bastä: Clodomir: Hr. Gnnzr Justine: FrL Werner. — Voraus geht daS elnant« Lustspiel: ..Aha« Asper" von Anna Haverland, da- gleuyfall- zu» ersten Make aufgeführt wird. In dem Stück sind Fxk. Serda, Frl. Verden und die Herren Dettmer und Hufs beschastlat. - 7* K-ni-l. Kapelle. S. Sinfonie-Konzert (L-Serie). Den Abend eröffnet« ein- der besten sinfonischen Werk« Goldmark-, di« ?. Sinfonie (ES-Dur), die er-vor einige» zwanzig Jahren, als er tn voller Schaffenskraft unter >«« Zeichen „Merlin»" stand, geschrieben ein refzpolke-. farbenschilkerndkS, von Wohllaut und rhythmi schem Scharm« erfülltes Werk, so ganz daS Gegenteil besten, was untere Modernen al- sinfonische Musik z» bezeichnen pflegest. E- ist eine Art Sommernacht-traum, was Gold mark in dieser Sinfonie uns hören läßt. Nicht» Gewalt same- oder Brutale-, sondern Romantik, ruhiges, ge- fällige- Träumen und Phantasieren vom Anfang bis -um «u». In solche« Inbalte svricht schon her erste Satz t« seinem getragenen Hauptthema an, nicht weniger gefällig die meisterliche Steigerung des Ganze««» die in einem glanzvollen Presto gegipselt ist. Dann etn ruhiger, elegi scher Sab, in dem allerdings höchst überraschend Franz Liszt mit seiner 2. Ungarischen Rhapsodie austritt, wieder verschwindet, einer zarten Melodie das Wort überlassend, um danach nochmals zurück zu kommen und dasselbe noch einmal zu sagen. Ganz reizend ist -er dritte Satz mit leinen« Elfenzaubcr und Geisterspuk und dem famosen Solo-Trompeter, der im Trio ein Schinachtlicdchen „ I» Franz Abt bläst, das beim ersten Male nicht ganz ge lingt, dafür aber in -er Wiederholung um so glänzender aussällt. Schließlich ein kecker vierter Satz mit klaren, plastischen Themen, ausgezeichnet in der Durchführung »nd farbenschinlmeriid und flimmernd im Abschluß. Alles in allem ein reizendes Werk, das mit großem Vergnügen gehört und mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde. Weit weniger Glück hatte v. Schuch mit einer fran zösischen Novität, einer Prelude non Claude Debussy, nach einer Eglogue (Schäfergebicht) MallarmsS komponiert, betitelt: „I-'^grös-micki ck'un kauno". So lang und schwer wie diese, drei Druckseiten des Prvgrammbuchcs ein nehmende Eglogne ist, so leicht und kurz hat eS sich der Komponist gemacht. Unter Harfcngllssanoo, gedämpften Geigen und dem Pianissimo der Holzbläser läßt er seinen Faun höchst mittelmäßig Flöte blasest, mit der er ühcr den Umfang einer Oktave nicht hinanskömmt (gedacht tst wohl eine Rohrpseife L 1» Papageno), dann hören wir ein Horn- solo und eine breite, gefällige Melodie in Des-Dur, dann wieder da» unglückselige Flötenspiel und dann — ist der Faun mit seinem Nachmittag herum. Ganze sieben Minuten hat er dazu gebraucht. In der Tat wenig, sowohl an Inhalt wie an Form und an technischer Kunst. An dem Stück tst sonach nichts oder nicht viel, aber an der Aus führung v. Schuchs war alle- so vortrefflich und künstlerisch raffiniert, daß der Debnstnsche Faun sich ehrenvoll zur längeren Ruhe tn da- Archiv begeben konnte. In de« Solisten de» Abend-, Herrn Wilhelm vackhau«, stellte sich ein noch sehr t»nendlicher, aber bereits ganzer Künstler vor. Seinen Namen mit besonde rer Anszeichniina nennen hörte man znerst vor Iahres- srlst, als Herr Backhaus sich tn der' Pariser Konkurrenz den RubtnftetN'PreiS erlvtelte- Seitdem tst er mit otnem Schlag in die vorderste Reihe der jungen Virtuosen ge treten. Er führte sich mit dem Seb. Bachschcn D-Moll- Konzert auf das glänzendste ein. Man erkannte in ihm sofort den von Natur außergewöhnlich veranlagten Tech niker. für den es keine Schwierigkeiten gibt, und den Künstler mit ausgesprochenem Sinn für Stil und Ge schmack. Er fesselte mit der ausgezeichneten Wiedergabe des Bachsche» Konzerts gleich stark und anhaltend, wie mit Richard Strauß' origineller Burleske in D-Moll. -Herr Backhaus hatte unter rauschender Anerkennung einen ganzen Erfolg. ' lll 8t. Berliner Leben. L. Berlin. 7. März. Es ist erstaunlich, wie sich im Wesen des Durchschnitts Berliners Svottlust, Zweiselsucht und krasser Aberglaube vermischen. Von Zeit zu Zeit crctgneu sich Aufsehen erregende Dinge, die auch weiteren Kreisen eine« Einblick iu die Tiefen der Berliner Volksseele gewähren. Man glaubt zunächst, daß eS sich um ganz vereinzelte Ausyahme- fälle handle, bis genauere Kenner der Verhältnisse durch den Nachweis überraschen, daß derartige Vorkommnisse, wenn auch zu den alltäglichen, so doch auch keineswegs zu den seltenen Geschehnissen gehören. Diesen Abgriutzd de- Berliner Leben- hat wieder einmal mit der Leuchtkraft eines Riescnscheinwerserö das furchtbare Unglück erhellt, das dnrch den Unfug der Gesundbeterei über die Familie des Berliner Oberzahlmeisters Sawade hereingebroche» ist. Um dem schwer erkrankten Gatten und Vater zu helfen, haben sich die Frau und vier erwachsene Kinder, darunter ein Sohn, der gerade vor dem Einjährig-Freiwilligen- Examen stand, auf den Rat kluger Nachbarinnen der Ge sundbeterei ergeben. Gleichzeitig kam bei ihnen der religiöse Wahnsinn zum AuSbruch. Da der kranke Mann von »cm Unsinn nichts wissen und sich nicht „gesundbeten" lassen wollte, überfielen sie ihn gemeinsam mitten in der Nacht, mißhandelten ihn schwer und zertrümmerten onter Absingen frommer Lieber den HauSrat als TeufelSwerk. Man hat die arme Frau, zwei blühende Töchter und zwei Söhne in die Irrenanstalt überführt, während der durch die Mißhandlungen und Anfregnngrn völlig gebrochene Mann fast bossnungSloS -arnie-erliegt. Dieser Lu-»a»g
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite