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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.04.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070417012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907041701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907041701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-17
- Monat1907-04
- Jahr1907
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.04.1907
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Verugrgedllhf: M «»-»»» wtilal»» >M»4«r tzuNaaim, durch unser« und «ir^n». tu. »oA nlanen aus» !dt?^«l Le'ern von 4 lsrtlain äuIÄn« !N unvn« .. UWPL Ktv«rmitd«r d« »ulammen«». ruck aller »nrkel IIei!ui>»en nur unt ueNenanaab» uWlla. NaKir»,. noraransvrucki» Wide» chti-t: npverlauai« Manu- nirtr auioewlun. . rel«aramm.«dr,ss,: «achrlch»«» » »«da» tza«v>aelchLkt»stell«: Marienitr.«/«. llnrelgen-ksöt. Gegründet 1^856 Lodvok L vo. 1Lokllsksmytau 8r. dls^j. ä. Koniin v Laellsen. Vdovolsüev, Vsvsos Vvsserts. Linrslvsrlruut: vr«<j»n. tltmirML. Aunalime von »ukkndlauu,«, b!» «vchmittaaS z Ubr. Sonn, und tteirrlaad nur Marlenltrade s« von n bis '/,« Mir Die i ivalriac «rund,.eile icq s Silben! A Ma. Samiliennachrichien so Pf,.: we M!tSan»eiaen ans der Dndasiic« KcNe M Via.: hie Livalti»« Skil auf rerlieltc so Ma: als Einsesau:! »Ivalliae Seil- von Dresdner Sm- tramiebeni?s Pf»,, von auswsrtioe» I W Nn »lummer« «ich Soan- unb »eirrtage«: t ivalliae Srunbj-ile Sv M.. pul Prwatfciie « M. Livalliac Seile als Enisciandt von Dresdner Auitraaaebcrn I Ml, von auSw-irliaen i.so Ml. tzamtiien- nachnckiien Grundzeile rs Dia. — Die Preise der Inierale lind im Moraen- und Abenddlatlc dleselben. Aue- wiirttae Anslwae nur aegen Bor- ausdezalilung. — Belcobliitler lollen io Pfennige. FimIvreLer: Slr. 11 und 201»6. Lsmslv u. Mässts »U« loilsi.i«' « ---- 8Mn! (s 6uftl»lSl1„'S >!LLM lsackri^i Lookksm xg.rküviisrt. 2u ÜLdön Lu L.U. sinsoül. üosokLttsn. Vlvsolt sL !tzi88ner i,.. ^ dadoo IVoltnuk! ---> KIsipl-AlleilvrlaA« doi Uoeliünlkor Nlv»a«n, SI»ni»n»en»»><- »4. ktplu-stiire» Liier 8Moms in eixener lVcrlcÄrtt. L JuliusLekääiiekE /M > chrn die« L«, po, 1. ». I. 121. ^ M SelmIilliiM-LeMtiiiM ÄÄ ü LUr Os», vlvklr. kotroloum. 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Nicht ohne wichtige Gründe verzichtet — um mit dem Aeußerlichsten anzusangen — ein Monarch, der im achtundsiebzigsten Lebensjahre steht, auf die gewohnten Bequemlichkeiten und tritt in immerhin noch recht un- sreundlicher Jahreszeit eine Reise au, die trotz alles höfi schen Komforts mannigfache Strapazen mit sich bringt. Tiefere Ursachen muß vor allem der Umstand haben, daß seit den Tagen der Schlacht am Weißen Berge zum ersten Male wieder ein österreichischer Kaiser sein Hoflager nach Prag verlegt. Oft schon haben Oesterreichs Herrscher» und auch der jetzige, tu den verwitterten Mauern des Hradschincr Schlosses geweilt, aber niemals haben die Hofberichte einen Zweifel darüber gelassen, daß es sich nur um einen vorübergehenden Aufenthalt gehandelt hat. Welch ein anderes Bild diesmal: Kaiser Franz Joseph benutzt die Burg auf dem Hrndschin nicht, wie sonst, als Absteigequartier, sondern er nimmt in ihr — wie amtlich betont wird — für vierzehn Tage „Wohnung". Hierdurch ist der Unterschied zwischen einst und jetzt mit einer feinen, aber sehr deutlichen Wortvcrändernng charakterisiert und somit Prag durch eine leise Berrttckung des Ucblichcn als „Residenz" in gewissem Sinne auf gleiche Stufe mit Wien und Budapest gestellt. Daß das etwas zu bedeuten hat, ist klar, denn der greise Monarch, der jetzt in Prag residiert, ist zwar als Kaiser von Oesterreich und als König von Ungarn gekrönt worden, aber nicht — zum König von Böhmen. Wenn er jetzt trotzdem in der Hauptstadt von Böhmen, also in einer Provinzial Hauptstadt, Hof hält jo genügt das, um der Reise dcö Kaisers nach Prag eine besondere politische Bedeutung zuznmcssen. Leider kann man sich des fatalen Eindrucks nicht erwehren, als ob die ganze Sache von den Tschechen arrangiert ist und sür ihre nationalen Sondcrzwecke geschickt ausgenützt werden wird Darauf weist schon der Umstand hin. daß man allgemein alS den »piritus rvotor der Pragreise Franz Josephs den rschcchischen Landsmannminister Pacak anstcht, und daß der Empfang des Kaisers in Böhme» einen fast ausschließlich ljchechisch-nattonalen Charakter zu tragen scheint. Die ganze Stadt Prag ist hauptsächlich in den tschechischen Landesfarben weiß-rot dekoriert, und alle Aufschriften an Triumph-Pforten, Festkonten und städtischen Gebäuden sind tschechisch. Der Deutsche in Prag ist eben gut öfter reichisch, der Tscheche dagegen tschechisch und nichts alS tschechisch: deshalb ist in Prag nicht nur die schwarz-rot goldene Fahne, die früher von den Deutschen bei feierlichen Anlässen hervorgeholt wurde, streng verpönt, sondern auch -te österreichische schwarz-gelbe Fahne, wie sich auch jetzt wieder gezeigt hat. Daß die Deutschen Prags nicht gerade entzückt sind, sich beim Saiserbesuch an die Wand gedrückt zu sehen, ist ebenso erklärlich, wie ihre Befürchtung, daß durch das ganze Drum und Dran nur das Tschechentum und seine politisch-parlamentarische Macht gefördert werden wird Man weiß, wie schwer das Deutschtum sich in Böhmen seines grimmigen Gegners erwehren mutz und wie trotz ollen Widerstandes das Tschechentum Schritt für Schritt vor dringt. Eine Reihe schwerer, eigener Fehler, hauptsächlich die innere Zerrissenheit und Ziellosigkeit, hat das Deutsch tum allmählich aus seiner Vormachtstellung verdrängt. Die österreichische RegierungSpolittk hat obendrein seit Taasfes Zeiten in ihrer Haltung zur böhmischen Nationalitäten Frage hin- und hergcschwankt und dadurch die Deutschen in Böhmen noch mehr ins Hintertreffen gebracht. End ltch sei an die katholische Hierarchie und den böhmischen Frudaladel erinnert, die — zu ihrer Schande sei's ge sagt! — oft genug gegen die manchmal „unbotmäßigen" Deutschen für die leichter zu beherrschenden Slawen ge arbeitet haben, allen voran Las urdeutsche Fürstenhaus Schwarzenberg. Allerdings ist nicht zu leugnen, daß die Tschechen in ihrem Kampfe gegen das Deutschtum eine nationale und wirtschaftliche Energie betätigt haben, vor der man unwillkürlich Respekt bekommt und die man den Deutschen nur als höchst nachahmenswertes Beispiel emp fehlen kann. Ein Symbol dieser für dgS Deutschtum so traurigen Entwicklung ist Prag: wer hätte gedacht, daß dies« noch vor SO Jahren überwiegend deutsche Stadt so bald t» die Hände der Tschechen geraten würde, die heut, zntag« mit ihren 260 000 Seelen die so 000 Deutschen «tn- fach erdrücken und an Beleidigungen und Brutalisierungen a«e» sie das Unmögliche leisten? »och ist zwar Prag eine zweisprachige Stabt, aber wie lange wir- diese Herr lichkeit angesichts der mit fanatischem Eifer betriebenen Tschcchisicrung der Stadt noch dauern?! Noch existiert in Prag eine deutsche Universität, aber ihre Zukunft sieht gar bedrohlich aus, denn man tut tschcchischerscits alles mögliche und unmögliche, um den deutschen Professoren und Studenten bas Leben nach Kräften zu verleiden. Wenn jetzt der Kaiser von Oesterreich zwei Wochen in Prag „residiert", so kommt das letzten Endes auf eine Huld- crweisung au die Tscheche» heraus, weiuiglcich bas natür lich offiziell abgelenguct wird, den» man strebt ja thco retisch „absolute Gleichberechtigung und Gleichschätzung beider Bvlksstämmc" an. Nicht, als ob Kaiser Franz Joseph mit Bewußtsein oder gar mit Absicht das Tschechen tum fördern wollte, das liegt ihm sicherlich ferne, ihm. der gelegentlich mit scharfer Betonung gesagt hat: „Vergessen Sie nicht, daß ich ein deutscher Fürst Lin", aber das ganze politische „Milieu", in bas der Prager Besuch fällt, läßt ihn wie eine Umschmcichelung der tschechischen Instinkte erscheinen und — wirken: daher die gemischten Empsinidnngen der Deutschen in Böhmen! Um dö» Wcrmutstropsen etwas zu mildern, hat man gesagt, daß die Reise des Kaisers nach Prag gleichsam nur eine Abschlagszahlung an die Tschechen sür den Besuch der deutschen Ausstellung in Reicheiibevg im vorigen Jahre sei Da wag ein Körnchen Wahrheit drin liegen, aber die eigent lichen Gründe sind tiefer zu suchen. Der Aufenthalt des Kaisers ans dem Hradschtn bedeutet nicht nur einen Erfolg des T-schcchentums im allgemeinen, sondern auch einen Triumph der jungtschechisthen Partei. Sollte einerseits die volle Gleichstellung der Tschechen mit jeder anderen Nation der habsburgischcn Monarchie in der Sprache des Hofes zum deutlichen Ausdruck gebracht werden, so hoffen die Jungtschcchen. die durch Dr. Forscht und Paoak eine mini stericlle Partei geworden sind, nicht minder, daß die Hoch slut der allgemeinen tschechische» Begeisterung ihrer Partei neues Wasser aus die Mühlen treiben wird. Diese Hoff nung ist begreiflich, denn hinter den Reihen -er bezähm ten"ministericllenJungtschechen sind neue nationalradikalere Parteigruppen entstanden, und den Jungtschcchen droht nun dasselbe Schicksal, das sie selbst einst den Alttschcchen bereitet haben, nämlich bei den demnächst bevorstehenden Wahlen über den Hansen gerannt zu werden. Wer dem öster reichischen Kaiser geraten hat, unmittellbar vor den Wahlen nach Prag zu gehen, hat schwerlich Len Effekt aus die Wahlstimmung ganz außer acht gelassen, besonders Herr Pacak nicht, der die Absicht gehabt haben dürfte, dem tschechischen Volke durch einen „nationalen Erfolg" zu zeigen, daß seine Geschicke in der Hand der Jungtschcchen gut aufgehoben seien. Daß dieses Kalkül in gewisser Hin sicht zntrisst, beweisen die überschwenglichen Freudcnartikcl der tschechischen Presse, die tn dein Kaiserbesuch eine „An erkennung LeS politischen und kulturellen Fortschrittes der Tschechen durch den Kaiser" sehen und auch die Erhebung der Hradschtnburg zur „Residenz" mit Genugtuung und Stolz begrüben, ja an einzelnen Stellen Len alten böh mischen Königstranm mit der Wenzelskrone im Hinter grund wiodsraufleven lassen. Alle Preßstimmen sind jeden falls darin einig, daß die Reife -cS Herrschers den Tschechen gilt. Ob bei Gelegenheit der Hofhaltung in Prag neue Ausgleichsvevsuche zwischen Len Deutschen und Tschechen ge «nacht werden, dürste zweifelhaft sein, denn die früheren Versuche ermutigen nicht gerade dazu. Doch Ist die Mög lichkeit nicht ganz ausgeschlossen, Sa der Ministerpräsident Baron Beck sich im Gefolge deS Monarchen befindet und angeblich zu seiner ,Information" eine Aussprache mit je zwölf deutschen nnd tschechischen Politikern herbeisühren will. Er wird nicht viel Neues zu hören bekomme«, hoffent lich werben die Deutschen Böhmens aber auch diese Ge legenheit krästigst benutzen, mn ihre dringlichsten Wünsche zu äußer«,, die im wesentlichen aus die administrative Zwei teilung Böhmens behufs Dvutscherhaltung dessen, was heute noch deutsch ist, hinauslaufen. Der Rektor der deutschen Universität Prag, der ältesten deutschen Hochschule, Pro fessor Emtl Psersche, hat denn auch diese Absicht in einem Zeitungsartikel bereits angekündigt. Neueste Drahtmelduugeu vom 16. April. Deutscher Reichstag. Berlin. iPriv.-TelZ Die sozialpolitische Debatte zu.m Etat des Reich Sa mtS deö Innern wird bei wacher Besetzung deS Hauses fortgesetzt. — Abg. Sachse oz.) beklagt sich über Polizet^Schtkanen gegenüber Ge werkschaften, über Saalabtreibereien durch Einwirkung auf Sie Wirte, und polemisiert dann gegen den Abgeordneten v. Dirkscn. Herr v. Dirkscn hat uns beschuldigt, von er preßten Arbcitergrosche» zu lebe». Er sagt freilich, Bebel habe ebenfalls bei Gelegenheit direkte Vorwürfe gegen Mitglieder der Rechten in diesem Hanse erhoben. Aber was Kollege Bebel gesagt hat. ist wenigstens wahr. Tie Beschuldigungen deS Herrn v. Dirkscn sind dagegen Un wahrheiten. Auch von dein Terrorismus der sozialdemo kratischen Arbeiter hat Herr v. Tirksen wieder gesprochen. Von den« Terrorismus der Arbeitgeber aber sagte er kein Wort: weder von den Aussperrungen, noch von den schwarzen Listen, noch von dem Zwange, welche» die Syndikate aus solche Arbeitgeber ausübcn, die dem Syndikate nicht beitrcten «vollen. Und ist es etwa kein Terrorismus, wenn im Bergbau Arbeiter gekündigt werden, bloß weil sie sich weigern, Ucberschichtcn zu machen? — Geh. Rat Beckmann vom Neichsver- sichernngsamt bittet um Ablehnung der vom Abg. Pauli- Potsdam beantragten Resolution, in der Wiederherstellung der früheren Bestimmungen über Ansammlung der unsall- bcrussgenossenschastlichen Reservcsonds gefordert wird. Eine dem Hause schon 1908 vvrgelcgtc Denkschrift habe bereits den Nachweis erbracht, daß die Rücklagen in den Reservcsonds keineswegs über das Bedürfnis hinaus- gingcu. — Abg. v. Staudy ikons.j: Meine. Freunde glauben, die Debatten über alle diese Fragen hier haben nun lange genug gedauert, und sie halten es sür nötig, daß wir uns nun unseren weiteren Arbeiten zuwcnden. tBcisall.) Wir können durchaus dem bcistimmcn, «vas wir gestern vom Abgeordneten v. Dirtsen gehört haben. (Un ruhe links.» Soweit der Herr Stgatösctretär sich dagegen verivghrt hat, daß der Gang der sozialpolitischen Gesetz gebung ein zn langsamer sei, stimmen mir ihm vollständig zu. Daß die sozialpolitische Gesetzgebung fvrtgeführt werde, darin sind wohl alle Parteien in dickem Hause einig. Andererseits ist aber auch das Mißtrauen berechtigt gegen diejenigen Elemente, die alles nicdcrrcißcn «vollen, «vas uns und auch wohl dem Abgeordneten Naumann teuer ist, und die nur die niedrigen Instinkte wachrufen. In dem Gebäude, das Herr Naumann ausgerichtet Hat, muß doch wohl auch für die Arbeitswilligen Platz sein. Ich will es offen lassen, ob die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Arbeitswilligen an sich genügen, wie der Herr Staatssekretär behauptet: jedenfalls genügt aber dann ihre Handhabung nicht, und ich meine, es ist dieser Sache wohl nicht die nötige Aufmerksamkeit zngcwendet worden. Red ner hält dein Staatssekretär vor, daß sich in dessen Aeußc- ruirgcn über die Zusammenlegung der drei Vcrsicherungs- gcsctze in den letzten Jahren und neulich mehrfache Wider sprüche vorfänden. —Staatssekretär Gras Posadowsky: Wenn die Zusammenlegung zustande kommt, werden sehr viele jetzige Reibungen zwischen den Verwaltungen der einzelnen Versichernngszweige Wegfälle» und es werden viele sachliche Ausgaben uns erspart bleiben, die jetzt nötig sind. Die ganze Sache wird vereinfacht werden. Mer bet einer völligen Verschmelzung zu einem bureaukratischen Organismus für das ganze Land würde uns auch die Sach kenntnis der jetzigen Verwaltungen, zum Beispiel die der Berussgcnosseiischast, verloren gehen. Eine solche Ver schmelzung würde ich daher nicht in Aussicht stellen können, ich würde sie auch nicht empfehlen können: ja, ich «mißte sie sogar sür einen Rückschritt halten. Ob sich das Marken system ersetzen ließe, ist von uns 'lebhaft erwogen worden. Aber wir sind dabei zu der Einsicht gelangt, daß zwei wich tige Momente, die Dauer der Arbeitszeit und die Höhe der Löhne, sich am besten nur durch solche Markensysteme er fasse« lassen. Die Kontrolle mag lästig sei«, erber heben «Kr das Markensystem auf, so wird die Kontrolle vielleicht noch lästiger gestaltet werden müssen. Gegenüber v. Dirkscn muß ich nochmals aus die Aufhebung deS VerbindungS- verbotcs eingchcn. Der Reichskanzler hatte in dieser Be Ziehung sein Wort verpfändet, und nur dadurch hatte er es erreicht, daß nicht eine entsprechende Bestimmung gleich in das Bürgerliche Gesetzbuch ausgenommen wurde. Mit dem Arveitswilligengesetze stand jenes Versprechen in gar keiner Verbindung, weder in einer inneren, noch in einer zeitlichen. Als der Reichskanzler jenes Versprechen ab ab, war von dem Arbeitswtlligengesetze noch gar keine icde, und er mußte sein Versprechen einlöscn, wenn sich die Rogiernlrg nicht das Vertrauen des Volkes und -es an deren Faktors der Gesetzgebung verscherzen wollte. Ich sagte neulich, wir seien sozialpolitisch Frankreich und England voraus und berief mich dabei aus die jetzigen Baucrn-Ansiedliings-Bestrebungen in England und bezog mich da auf eine Aenßerung des Lord Rosebery. daß er in diesen Bestrebungen einen Umsturz sehe. Lord Rose bery hat inzwischen eine Gegenerklärung erlassen, aber ich hatte «ine Aenßerung Roseberys vom 28. März in der Liberalen Liga im Auge, die dahin ging, wenn die Regierung, und das ist doch die Regierung der liberalen Partei, den Eigentums-Raub in aller seiner Form erklärt, o hat sic keinen Raum in der liberalen Aera. Wenn da mit seine Lvrdschast weder die Maßnahmen auf dem Ge biete der Jnvaliden-Bersichcrung, noch auch die Ansiedlung der Bauer« an sich gemeint hat, sondern nur das System, das dabei Anwendung finde, so füllt natürlich der Widcr- ' ruch zwischen Lord Rosebery »nd mir fort, und die Sache ist damit wohl erledigt. — Abg. Müller- Meinin gen isreis. Bolksp.) bedauert, daß Gras Posadowsky in seiner großen Rede über den Schutz des Koalitionsrechts kein Wort gesagt habe. Wir freuen uns ja allerdings, daß der Staatssekretär in seiner verdienstvollen Rede vom 11. März sich unsere Argumente angeeignct hat. Er meinte damals, wir sind überhaupt viel zu ängstlich, aber trotz dem meinte er neulich, für Ordnung und Sicherheit müsse aesorat werden, und das württembergische Vercinsrecht lasse sich nicht so einfach als Muster abschreiben, denn die Ver hältnisse im Deutschen Reiche von Metz bis Memel seien
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