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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070602023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907060202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907060202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-02
- Monat1907-06
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Abend-Ausgabs «tkB Blätt »Kd de» Leser, von DreSda >>d Mt IgAs vorher bneilk is. zvgesiellt, »Lhrend e» die Post-Lbonneute- g»Morg» u» eum SejamtaMabe erhalt». rlnresgen-c-ilt. L8L8 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. »»»r «ca. a k> van 7» P»g.. von LUS ^naen 'a. aus Vrlvalskite «' PI, »L« «ilr al» Euiaeiandt von Dreobuex »uftraaocden, l Wk.. von auowärvotn r.bo MI Namüte». Nachrichten-tnmd»oik « Bla. — Di« Preise der hnierate sind im Morsen - und Abeichdlaste dieselben Aue- wartise Unit ras« nur ««,«, kor- ausoäabluno. - «eleavlttier tollt« io Pfciunac. Kernsprecher: Sir. U und LKSS. klMsresiel' b. Ivseftsjewrltl. ld«I»r«r» tügli«!» »o »>Ie« 8ta«ItteiI«i» nneln« chu»l»«ilannei» Srnueroi Ingdrksllor, vrosäon-PIausn. ------ Isltzpston >84 ItvriidrL« Wd im MU ist tsnlü üill MWAiiiül Mist KW! kiii'Iifstoi' liVrn'pn-kinllrulftz-Vpl'pintz In Iclainvn uns grosssn sslasodsn sEttok in allvn fiilaisn «ivs >IdLV> »»«I VN d-INNNUIS »V> VI»0. Rr.ISI. Srititl Die englischen Journalisten in Deutschland. Neueste Drabtberlchte. Hofnachrichten, Die Schlacht bei Lucka, Pfiiigstverkehr auf den Sächsischen Staatseisenbabnen. .Wie einst im Mat". Sonntag, 2. Juni 1W7. Me englischen Journalisten in Deutschland von dem abwechslungsreichen Bilde, das die Festfahrt der englische» Journalisten durch Deutschland bietet, hebt sich al» ein« besonders eindrucksvolle Episode der Emp- sang der britischen Preßvertreter durch den Kaiser, den höchsten Repräsentanten beS Deutschen Reiches, ab. Kaiser Wilhelm hat durch dieses persönliche Entgegenkommen der politischen Welt eine Ueberraschung bereitet: denn es war ursprünglich nicht geplant, den eng- ltschsn Herren eine offiziell« Aufmerksamkeit zu teil «erde« zu lassen, deren sich unsere Kollegen von der Presse bet ihrem Besuche in England nicht in gleicher Weise er- ftent haben. An sich war dies« Stellungnahme völlig ver- stündlich und entsprach durchaus der Sachlage. Nachdem abär einmal die Gemüter unter dem Einflüsse freund- Nachbarlicher Gesinnungen im Verlaufe der festlichen Ver anstaltungen auf deutschem Boden zusehends warm ge worben waren, und da- Verhalten der britische» Gäste beqtlich erkennen ließ, daß sie einmütig die Verhetzung-- Sestrebungen eine- Teile« ihrer Presse mißbillige«, ging tn der >G««l« Kaiser Wilhelms offenbar eine jener ttnpnlstven Wandlungen vor, die rasche Entschließungen herat»is«ifdn lassen. Wie oft auch derartige plötzliche Ent scheidungen ihr Bedenkliches haben und Anlaß zur Kritik gebe» möge«: in diesem Falle muß man unbedingt die Hochherzige und ritterliche Gesinnung des Monarchen, die tz» hem Empfang« zu Tage tritt, rühmend anerkennen. Man Darf ruAg'sÄgeit, dass die Erwägungen, die den Kaiser »« fpiner Haltung bestimmt haben, geradezu seinem monar chischest Pflichtgefühl entsprungen sind, das eS nicht Über sich gewinnen konnte, seinerseits irgend eine im Be- reiche seiner Herrschtrwürde 'liegende Möglichkeit, die dem gegenseitigen Friede» und der Versühnung zu dienen ver möchte. nnbrnützt zu lassen. Kaiser Wilhelm hat sich hier, wie so oft. al« ein ritterlich großzügiger, von aller per- f-ichtchen Engherzigkeit freier Monarch erwiesen, der seine eigenen Wünsche und Rücksichten jederzeit mit größter Gelbstentsagung dem höheren nationalen Allgemein, interesse unterordstet, zumal dann, wenn «S gilt, da« Grivige dazu beizutragen, um seinem Volke und der Welt die unschätzbaren Segnungen eines Frieden- in Ehe«« auch weiter zu sichern. DaS ist der echte, rechte KrtedenSkaifer, wie Wilhelm II. uns hier entgegen- trttt, indem er, unbekümmert um eine minder hochherzige Auffassung auf anderer Seite, seinerseits nicht zögert, alles zu tnn, was in seiner Kraft steht, um das Werk der deutsch- englischen Annäherung zu fördern. Mögen die englischen Jpürnaltsteu dem Entgegenkommen unseres Kaisers die rocht« Würdigung angedeihen lassen, indem sie nach der Heimkehr dafür wirken, in ihrer Nation das Verständnis dafür zu verbreiten, daß in Deutschland grundsätzliche Feindseligkeit gegen England überhaupt nicht herrscht, und Laß Deutschland nichts weiter will als das, was Unter- ftaatSsekretär Dr. v. Mühlberg in seiner Rede auf dem Festbankett der Berliner Handelskammer betont hat: einen ehrlichen kommerziellen Wettbewerb auf dem Weltmärkte mit England, der sich von unlauteren Beweg gründen vollkommen frei hält. — Der Empfang in Dresden. Aus dem Bahnsteig 4 der Haupthalle unseres Riesen bahnhofes hatten sich etwa 1b Minuten vor der ofsi»iellen Ankunft des Sondcrzuges, der die englischen Gäste 11 Uhr « Minuten bringen sollte, nur wenige Herren eingcfunden, unter ihnen Generalintendant Graf Seebach, Stadtrat Wokurka, Branddirektor Hauptmann Keller, als plötzlich die Nachricht eintraf: Die Engländer kommen schon 10 Uhr bl Minute». Da gab's denn eine kleine Bestürzung — einige gelb befrackte Hoschaisenträger, die zur Bedienung be ordert waren, liefen eilig auf und ab — schon lies der Zug mit den eleganten Rtesenburchgangswagen ein. Auf dem inneren Teile des Hauptperrons hatte sich eine immer hin ansehnliche schaulustige Menschenmenge, darunter viele Angehörige der englischen Kolonie, zusammengefunden und gaben so wenigstens diesem etwas formlosen und wenig festlichen Empfang eine ansprechende Folie. Unter Len Ankommenden bemerkte man auch einige Dresdner Herren, die den englischen Gästen Vis Berlin entgegengefahren waren: Hosrat DoengeS, Professor Dr. Lter, Stadtverord- neter Dr. Thümmler, Chefredakteur Wollf und Dr. Awint- scher. Die von Berlin ankommenden englischen Gäste waren: Harry Jones (»Daily Chronicle", Londons, A. A. Gardiner (»Daily NewS", London), F. W. Dickinson (»Reuter Telegram Co.", London), Alexander Gcoghegan („The ScotSman", Edinburg), I. L. Edmondson („Manchester Court«", Man chester). F. G. ByleS, („Aorkshire Observer". Bradford), P. W. Bunting („Contemporary Review", London), Fred W. Wilson („The Institute of JournallstS", London), I. E. Woolacqtt (-»Th« Institute of JournalistS", London). T. Carlaw Martin („Dundee Adyertiser". Dundee), Wm. Bri- melow („Evening NewS", Bolton), W. W. Hadley („Roch dale Observer", Rochdale), H. W. Read („South Wales Daily NewS", Cardiss), John M'Crath („FreemannS Jour nal", Dublin), James Lumsdan („LeedS Merenry", Leeb»), James Davidson („Glasgow Herald", Glasgow), Bertram Christian („Morning Leader", London), F. Had- field Farthtng („Daily Expreß", London), S. I. Pryor („The Tribüne", London), T. H. Parkin („Daily Tele graph", Sheffield), John Derry („The Independent", Shef field), I. EllerthorpS („Daily Telegraph". London), W. M. Thompson („Reynolds Newspaper", London), W. T. Stead („Review of RevtewS", London), Fred I. Higginbottom („Pall Mall Gazette", London), A. W. Cumming („Morning Advcrtiser", London), I. S. R. Phillips („Aorkshire Post", Leeds), Herbert Sidebotbam („Manchester Guardian", Manchester), H. Wetherell („Daily Post", Liverpool), Peter Keery Esqu. (London), Direktor Alfred Hunter („The Graphic", London), Clement Shorter („The Sphere", Lon don), Sidney Low („The Standard", London), James Mac Kinnon („The Nniversity", St. Andrew, Scotland), Mark Cohen („Dunedin Star"), T. W. Lcys („Aukland Star"), Sir Clement Kinloch-Cooke („Empire Reviews, Mr. Baily („Western MorningS News", Plymouth), Mr. Pery Hurd („Montreal Star", Canada). — In Auto mobilen und Equipagen fnhren die Herren nach dem „Euro päischen Hof" zu kurzer Rast. Namentlich der Eingang der Prager Straße war reich mit Fahnen, auch mit englischen, geschmückt. Empfang bei König Friedrich «ngnft. Fünf Herren, g^ührt von Professor Dr. Lier, die Herren F. W. Dickinson („Reuter Telegram Co.", London), James Davidson („Glasgow Herald", Glasgow), Clement Shorter („The Sphere", London), Sidney Low („Standard", Lon don) und Professor James Mac Kinnon (Aberdeen. „Free Preß"), fuhren darauf ins Rcsidcnzschloß, wo sie von Sr. Majestät dem König Friedrich August in feier licher Audienz empfangen wurde«. Da gerade auch mehrere andere Audienzen und Borträgc angcsetzt waren, fanden die Herren das Vorzimmer von einigen Ministern und hohen Offizieren angcfüllt, was den Eindruck der Feier lichkeit erhöhte. Der König fruq nach der Vorstellung durch Professor Dr. Lier die einzelnen Herren nach der Zeitung, der sie angehören, nach der Größe der Unterneh mungen und hörte besonders mit Interesse von der Be deutung des „Rcuterschen Telegraphen - Bureaus". Im Automobil begaben sich die in Audienz empfangenen Herren sodann nach der Schiffsbrücke, wo zur selben Zeit die übrigen Herren in Wagen eintrasen. Die Fahrt «ach Pillnitz. Aus dem glänzend geschmückten Salondampfer saß vorn die Schützenkapelle, an der Brücke standen Oberbürger meister Beutler, Generalintendant Graf Seebach, Stadt- verordnetenvorsteher Justizrat Dr. Stöckel. Gch. Kom merzienrat Collenbivsch, Präsident der Handelskammer, Geh. Kommerzienrat Arnstadt, Kommerzienrat Dr. Reichardt. Geh. Hofrat Professor Dr. Woermann, Stadträte Dr. Koch und Barack, Stadtbaurat Erlwein und vom Fremdenverein Landtagsabgeordneter Behrens, Vermessungsdirektor «Serke, Prof. Dr. Vollmöller» die Stadtverordneten Dr. SMller- Gelinek. Dr. Nowack und neben den Komiteemibalieder« zahlreiche Vertreter der Dresdner Presse zur Begrüßung der Gäste. Nachdem sich das Schiff in Bewegung gesetzt, hielt aus dem Hauptdeck Oberbürgermeister Beutler folgende Rede: Meine hochgeehrten Herren! Gestatten Sir mir. daß ich bi« Vertreter eines «rohen, hochanzesebrnen Teiles der enalische« Presse im Name» der Stadt Dresden als erster auf sächsischem Boden herzlich begrüß« und will- kommen heiß». Die Beziehungen unserer Stadt zu GrohdntayNie» «ch seinen Bewohnern find seit vielen Jabrzebnlen so eng und durch dteVer- dindungen mit einer gern gesehenen großen Kolonie englisLrr Bewohner unterer «Stadt so sreundschastlich. »ah Sie ichon au« diele« Grund« de» heften Empfanges in Dresden sich versichert halten dürfen. Es kommt aber bimu, daß viele von uns auS der städtischen Verwaltung wie aus de» maßgebenden Dresdner Presse im vorigen Jabrr di« gläiyendfte Gastfreund schaft in England genoffen haben, so zwar, dah wir mit einiger Besorgnis der Krag« gegenüderstanoen. ob eS gelingen würde, diel« Gastfreundschaft beut» auch nur annähernd in gleicher Weile zu erwidern. Da bitte ich Sie nun. meine Herren, mit freundlicher Nachsicht gegen da«, was wir Ihnen bieten, vor allem daraus zu sehen, in welchem Geist und mit welchen Ab sichten wir Sie empfangen. Wir baden St« eingeladen al« Bertrei« der öffentlichen Meinung «tn«S groben und mächtigen Volkes, da« »tr «egen seiner Arbeit aus allen Gebieten menichlicher Kultur in Vergangenheit und Gegenwart bewundern: wir wollen Ihnen al« unseren lieben «ästen -eigen, dah auch m Dresden, wie in all den Orten, die Sie vorher besucht baden, warme Empfinbnngen der Symvatbi« gegenüber dem englische» Volke bestehen und wir wollen uns dankbar erweisen für dir glänzende Art. wie England und insbesondere lein« Hauptstadt London uns und unser« Landsleute im vorigen Jabre ausgenommen baden. Darum rus« ich Ihnen noch einmal «in her-licheS Willkommen in Dresden zu und bitte mein« Landsleute, mit mir in den Rus rinzustimmen: Unsere englischen Gäste hoch, hoch, doch! Nach kurzem, aber herzlichem Beifall sprach Mr. Perry W. Bunting (Herausgeber «der „Contemporary Review" London) eine kurze englische ErwidcrungSansprache, i« der er für di« Wärme des Eurpsanges in Dresden herzlich dankte. Obwohl die Empfänge in Bremen, Hamburg und Berlin sehr herzlich gewesen seien, habe doch der h'^>-»c Empfang ihnen an Wärme nicht nachgestanden. Zwischen England und Dresden habe immer eine nähere Freund schaft bestanden, und es gäbe wenige Engländer» die nicht „«ie einst in» Mai." Bon seinem letzten Kneipabend mit Otto Erich Hart leben erzählt eben Paul Lindau über- au« ergötzlich im „Neuen Wiener Journal". Es war nach einer Ausführung des „Rosenmontag" in einer behaglichen weinkneipe. Lindau kam auf Hanns Fischer zu sprechen, Ser einen lyrisch-sentimental angehauchten jungen Ossi- hier in ergötzlichster Glaubbastigkeit veranschaulichte. Er »r geradezu unwiderstehlich, wenn er sich in einer solchen -wärmerischen Anwandlung anS Klavier setzt« «nd »ssenS abgeleiertes „Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden" mit gefühlvollem Btbber und rührseligem Kloß vortrua. , Ich machte. er»Ahlt Lindau, Hartleben mein aufrichtiges Kompliment über die glückliche Wahl seiner Einlage. „Sie konnten gar nicht- Besseres finden, als dieses poetische Ge wimmer und diese- musikalische Gedudel." Und ich summte Hotz mich hin» Fischer« Ouetschtenor unwillkürlich tterend: aus den Tisch die duftenden Reseden, , . . ..' b«rl wieder von der Liel Mail" rbe «den hon lange auf dem Gtxtch! Können Sie sich etwa- nacklosere«, -analere-, grauenhaft Prosaischere» vor- als den gottverlassenen Ber«: „Und lab nn« wieder von der Liebe reden?" „Bon der Liebe reden! Rebe»! Unk» diesen infamen Notreim verdanken wir nun» «Sein den „duftenden Reseden"! ... Ich kann die Dinner seitdem nicht mehr riechen." „Bon der Liebe »nAea . . " «tederholt« ich nachdenklich. „Na ja. schön t » 1« wirklich nicht! Aber »u meiner Schande muh Ihnen gestehen, daß ich erst durch Ihren Wutanfall daraus anfmerksam geworden bin; ich Hab s im Singsang immer überhört. UebrtgenS, wenn Sie daS „reden", das „von der Liebe reden", so geniert, das ließe sich doch leicht ändern ... La könnte man zum Beispiel sagen ..." Ich besann mich einen Augenblick . .. „Zum Beispiel: „Sah mich vom Stock dir selben Rosen brechen, Dir letzte,I roten Astern trag' herbet! Und lab uns wieder von ver Liebe sprechen Wie einst im Mai I" „DaS ist ja noch scheußlicher," rief Otto Erich entrüstet. „Sprechen! Weshalb nicht klatschen?" „Auch das würde keine Schwierigkeiten mache«, zum Beispiel: ,Rti»' mir den Mund und deine Ii>b«n Patschen, Li» letzten roten Aftern trag' herbei! Und lah uns wteder von der Liebe klatschen Wir «inst im Mail- Hartleben schüttelte verächtlich den Kopf. Er leerte sein GlaS aus «inen Zug, als müsse er einen häßlichen Ge schmack hinunterspülen . . Nach einigen weiteren Variationen ging man zu Stallmann. Hartleben wollte noch ei» GlaS Pilsener trinken. „Ich habe mir klar ge- macht," sqgte Hartlebsn nach einer Weile meditierend und bedeutend, nachdem «r mir die Blume und dann den schäbig«» Rest vorgekommen war, „ich habe mir klar ge macht, daß wir dt« Sache doch nicht richtig angefaßt haben. Wenn wir einen poetischen Ersatz für daS „von Liebe reden" finden wollen, dürfen wir nicht pedantisch nach einem knechtisch sinnverwandten Ausdruck für daS mechanische „reden" suchen, wir müssen vor allem auch an das psychische Motiv, an die „Liebe" denken, und feinere Nuancen des LiebeSauSdruckS erfassen: Zärtliches. Säuselndes, Flüstern. -eS oder auch Schmerzliche«, Gewaltsame-." DaS leuchtete mir «in. Und nun entstanden ans dieser breiteren Basis, in wahrhaft idealer Konkurrenz — in einer Mitarbeiterschaft, die in die Einzelbeteiligung der Urheber u sonbern ein Frevel wäre, — eine ganze Reihe von Varianten, t» schneller Folge wie Eingebungen von oben» in einer poetischen Psingststimmung. Zuerst kamen die Verse im piano. Der zweite und vierte VcrS blieben immer unverändert. Die letzten roten Astern wurden unausgesetzt hcreingevracht, und jede Strophe schloß mit dem wehmütigen Hinblick: „wie einst im Mai!" Da hieb es denn: Mücke daS Grün von Tannen und von Rüstern . .. Und lab uns wieder von der Liebe ffüftem Wi, «inst im Mai!" .Stell' aus den Tisch di« bräunlich gelben Mispeln . .. Und lab uns wieder von der Lieb« liipeln " — »Stell' auf den Tisch «in Sträuhlein von Lavendeln . . . Und lab uns wieder von der Liebe tändeln.' .Stell' auf den Tisch de« Herbste« letzte Rosen . . . Und lab unt wieder von der Lieb« kosen." Dann kamen die geräuschvolleren, die schmerzlicheren: .Schau', wie de« TauS demantne Trovfen schimmern . . . Und lab unS wteder von der Liebe wimmern." .Stell' auf den Tisch vom vor'aen Len, die Maien . . . Und lab uns wie»» von der Liebe iäueicn." .Stell' aus den Tisch di« nützlichen Kamillen ... Und lab un« wieder von der Liede brüllen." Einer von uns, ich weiß nicht mehr wer, meint«, daß es -er Dichtung einen stärkeren Erdgeruch gebe», daß es sich der damals gerade in voller Blüte stehenden .HeimatS- kunst" intimer anschmiegen müßte, wenn wir das Dinlek- tische, die lokalen Eigenbildungen des Mundartlichen an-, wenden würden. Und auS dieser Erkenntnis heraus ent sprangen folgende Verse: -Latz an dem Straub dir Rosenkäfer krabbtln . . . Und lab un« wird« von der Liebe schwabbeln." — -» .Stell' auf den Tisch di« duftenden Vtolm . . . Und laß uns wieder von der Lieb, koblm." — — »Schmück« mit Laub die ichünst« unsrer Tafel» . .. Und laß un« wieder von der Lieb« schwafeln." — — „Mir brummt der Schädel," seufzte Hartleben. Ich denke, eS ist Zeit, daß wir nach Hause gehen." «l« wir auf die Straße traten, wiederholte Hartlehen den in der Bierstube angesangencn Satz: „Es ist Zeit, daß wir »ach Haus« gehen." und machte langsam de« Zusatz: „oder in die
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