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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070621024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907062102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907062102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-21
- Monat1907-06
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In Nu ««er» n«ch Sonn- imd iseierlagen: i ipaliiae Mrnndjeii : so Pig. aui PrivaiieUe « Pia Livami« Zeile als Einaeiandt von Lresoner Sluilragakbern I Mk„ von answärlige» i no Ms . iramilien naidrxvteii «»rund/ieile us Pia. - Ti? Drcäe der Inierate lind im Moraei. und Abendblasle dleielbci, Hl«, wäritge Aiiilrage nur aeaen tzor- aurdkiadlun« — Belegdlitter loiiki, U> Pfennige. Fernsprecher: Rr. U und SVSK. I»snolin-8sifs mit c!sm „^tsilrinA" 25 psr 81üek. «userisiciit iiMiWIeile i-vlleii-pelmiien. >> »rckb,»«« td»,v»lil »ii» ,i«, SipoLlal««», ÄR Neueste Drahtberichte. Hosnachrichte». Staaisbahnen, Journalistentag. Gerichtsverhandlungen. LTV. VAirgli. Französische Winzerkrlse. ..Ein seltsamer Fall". Ibsen- Grab. hinter lVelterüe.Iiut/., viiüre »«,» ^V8. I^lSOLrlL Ol 23 Ki;l»lo888tia88v 23. Freitag, 21. J»»i IW7. Neueste Drahtmelduugen vom 20. Juni. Prozeß Bennigsen.Et zberaer. Berlin. sPriv.-Tel.) Bor dem hiesigen Schösfen- aericht wurde beute in der Beleidigungsklage des Gouver neurs a. D. v. B e n n i g s e n gegen den NeichstagSabgeord- neten Erzberger verhandelt. Zeugen sind nicht ge- laden. Erzberger erklärte, er habe das Material ans amt lichem Wege erhalten, und zwar aus einer dem Reichstage zu-etzangenen Denkschrift. Er könne den Wahrheitsbeweis im vollen Umfange antrctcn. Für die Richtigkeit der in seiner Broschüre enthaltenen Angaben sprächen Aeuße- rünaen der drei Gouverneure Frangois, Leutwcin und von Lindeautst. Herrn v. Bennigsen habe er nicht beleidigen wolle». Berlin. In der Verhandlung betonte v. Bennig sen, er sei niemals Mitglied des Kolonialrates gewesen. Der Angeklagte Erzberger erklärte, er habe nicht im sraglichen Passus gesagt, daß v. Bennigsen sich um Land- konzessiouen in den Kolonien beworben oder solche erhalten Hab«. AlS er hörte. Laß Bennigsen sich beleidigt fühle, habe er sofort in etwa VO Blättern eine öffentliche Erklärung ausgesprochen, daß er gar nicht habe behaupten wollen, was Bennigsen aus der Broschüre herausgelescn habe, das, er sein« Ehre nicht habe anareifen wollen. Einen vom Bor. sitzenden angeregten Abschluß eines Vergleichs lehnte der Priyatkläger ab, da der erhobene Borwurf für ihn alS srithpreu Gouverneur und fetzigen Vertreter der „Kölnische» Zeitung* in Berlin außerordentlich schwer beleidigend sei. Die Nichtbestrafung von Erzberger müsse zur Verrohung d«A politischen Tones ohnegleichen führen. Erzberger «u«d« zu 1 Woche Gefängnis und Tragung der -oste« verurteilt. Bennigsen wurde dte.Publikations- SefugniS »gesprochen, auch wurde er voll der Gegenklage' sretgesprochen. Lohnbewegungen. Ha«iurg. Eine von etwa 2000 streikenden See leute« besucht« Versammlung nahm eine Resolution an. in der erklärt wird, mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln de« Gtrejk iweiterzuführen. Es wird weiter in -er Resolution erklärt, daß die Streikenden nach wie vor bereit seien, durch eine von ihnen gewählte Kommission aktiver Seeleute mit Len Reedern während LeS Streiks in Verhandlung zu treten. Duisburg. sPriv.-Tel.) Nachdem das Maschinen- und Sesselpersonal der Rhetnschlepvboote gestern in den Dui-burger und Ruhrorter Häfen in den Ausstand ge. treten ist, weil di« von der Lohnkommission des Rhein- stromS deS Geueraloerbands der Maschinisten, Heizer und BerusSgenossen Deutschlands gestellten Forderungen von de« beteiligten Reedereien abgelehnt worden sind, wollen nunmehr auch die Holländer in den Streik eintrctcn. da sie mit den Deutschen noch im Kartellverbandc stehen. Die süddeutschen Reeder haben den Forderungen von 30 Mk. Wochenlohn und sechsstündiger Nachtruhe gegenüber sich willfährig gezeigt. Die den Rhein befahrenden Personen- dampser werden von dem Ansstande nicht betroffen. Im Rheinschleppverkehr dürste cS indes zu empfindlichen Stockungen kommen, wenn die größeren Reedereien keinerlei Konzessionen machen. Friedenskonferenz. Haag. Der Vorsitzende der Friedenskonferenz, Bot schafter Nelidow. will bei der Königin die Gewährung einer Audienz für die Delegierten erwirken. — Um die Dauer der Arbeiten der Konferenz nach Möglichkeit abzu- kürzen, ist die Redezeit auf höchstens 10 Minuten festgesetzt worden. Das Bureau für den Nachrichtendienst an die Presse hat bezüglich der Bestimmung der GeichästS- vrdnung, nach welcher die Oesscntlichkeit bei den Plenar- sitzunge« znzulassen ist, die Einrichtung getrosten, dag eine dem verfügbaren Raum entsprechende Zahl rvn Sitzen für die Vertreter der Presse reserviert wird. Haag. Bon gut unterrichteter amerikanischer Seite vcrlantct, das, sich General Porta, Delegierter der Vcr einigten Staaten, in der gestrigen Sitzung der Konferenz ausdrücklich Vorbehalten habe, einen Antrag betreffend Begrenzung der Rüstungen cinzubringc». London. sPriv.-Tel.j Zwischen amerikanischen, eng lischen, französischen und russischen Delegierten der Haager Konferenz fand eine Besprechung statt, wobei verlautete, daß Oesterreich und Italien vorschlagen, die Frage der Beschränkung der Rüstungen einer Kommission zu über weisen, die dem nächsten Friedenskongreß, der in sechs Jahren stattfinden soll, einen Bericht vorzulcgen hat. Die englischen Delegierten bezeichneten diesen Vorschlag als unbefriedigend. Auch die französischen Delegierten sind der Ansicht, daß sechs Jahre eine zu lange Frist für die Arbeit dieses Ausschusses sei. Es gilt als wahrscheinlich, das, eine solche Kommission ernannt wird, daß aber die Frist herab gesetzt wird. Zur Lage in Frankreich. Paris. Die Blätter melde«, daß die am gestrigen Abend in Narbonne veranstalteten Kundgebungen einen sehr ernsten Charakter trugen. Die Truppen muß ten zu wiederholten Malen Vorgehen, auch wurden Schüsse gewechselt. Etwa 20 Personen seien verwundet, darunter eine tödlich. E- seren Barrikaden errichtet worden. Einem Hauptmann des 130. Regiments sei der Hals mit einem Flaschenscherben durchschnitten und ein Kürassier erschlagen worden. Paris. AuS Narbonne wird gemeldet: Gestern wurden drei Barrikaden errichtet, die von den Truppen zerstört wurden. Als sich das Militär zurückgezogen hatte, wurde wiederum eine Barrikade errichtet. Auf das zurück- tchrende Militär drang die Menge unter Schmährufen ein und "bedrohte es. Die Soldaten kreuzten ihre Basonette vor den Manifestanten, die ihnen ihre entblößte Brust dar boten. Der Kommandeur ließ hieraus unter dem Beifall der Menge die Bajonette einziehen. Narbonne. Eine Baucrnibande versuchte eine Tür der Unterpräfektur anzuzünden, wurde aber zurückgetrieben. Eine andere Bande versuchte tn das Gebäude einzudringeu und wurde erst nach l^stündigem Bemühen durch Militär zurückgetrieben. Einige Schüsse wurde» abgegeben. Ein Gendarm wurde verwundet. Montpellier. Heute abend versuchte eine Volks menge das Tor des I u st i z p a la st e s in Brand zn stecken. Die Polizei wurde zurückgedrängt, wobei der Polizeiches eine schwere Verletzung am Kops erlitt. Militär ging nun gegen die Menge vor. Mehrere Soldaten stürzten vom Pferde. Ein Korporal wurde verletzt. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Gegen Mitternacht zerstreute sich die Menge Montpellier. Das Komitee von Argel- liers hat sich unter dem Vorsitze des mit den Absichten Marcellin Alderts wohlvertrauten Marty neugebildet. Zur Lage in Rußland. Petersburg. iPriv.-Tel.) Tie „Noivoje Wrcmja" veröffentlicht Schriftstücke, durch die die Prinzessin Ebba zn SolmS-Braunscls. die 57ftftiriqc Wftme des Prinzen Albrecht Solms und Tante des jetzigen Fürste» Georg Friedrich, als Verschwörerin hingestcllt wird. Mit ihr sind andere deutsche Aristokraten der antiruisischc i, schwedcnsreundlichen revolutionären Propaganda ve schuldigt. Tie Angeschuldigten sollen mit dem sinnstchen Schriftsteller Zillicus, Versgsser des Buches „Das revolutio nnre Nusftand" in engster Verbindung gestanden haben. Petersburg. sPriv. Tel.s Bei der 3. Division in Kaluga soll eine meuterische Bewegung ans gcNochen sein. Aus TifliS wird bcrichlet, das, dort Raun und Mvrd sortdauern. Gestern wurden dort der Direktor einer Fachschule und ein Polizeiagent uns offener Strafte getötet. — Unter den in Kiew wegen Aufreizung und Anstiftung zum Generalstreik Verhafteten besindc: sich der Exdcputierte Lokal, sowie mehrere Post- und Eisen bahnbcamte, Studenten und Journalisten. Petersburg. Auf der gestrigen Konferenz der Sozialdemokraten wurde die Frage, wie das Pro letariat auf die Auslösung der Reichst, uma reagieren soll, dahin beantwortet, dah mit Rücksicht auf die mangelnde Organisation des Proletariats jetzt ein General streik scheitern würde und deshalb nicht zu veranstalten sei. In der Versammlung waren die radikalen Sozialisten sd..' Bolschcwitij in der Mehrzahl. Petersburg. Zur Untersuchung der süngsten Aufstände ist der Generalstavsches Palizyn nach Kiew und der Gehilfe des Kriegsmftiistcrs nach Sebastopol abgeretst. Warschau. Hier wurden 20 Mitglieder eine- so zialdemokratischen Bureaus verhaftet. Eine Prokla mation über die Auslösung der Reichsdnma wurde be schlagnahmt. Kiel. Der Kaiser begab sich heute vormittag zur Marineakademic und übergab dort die aus der Freitreppe aufgestellte Büste des Großadmirals v. Köster dem Inspek teur des Marinebildunqswesens: Großadmiral v. Köster und seine Anverwandten waren zugegen. Sodann besich tigte der Kaiser die Werkstätten der Werft. Um 9 Uhr be gann die interne Wettfahrt auf dem Kieler Hafen. Kiel. Die Herren der japanischen Botschaft in Berlin sind gestern abend hier eingetrosten. Berlin. Der Polizeimajor Paul Ho esst ist vom Kaiser zum Polizeioberst und Kommandeur der Schutzmann schast von Berlin als Nachfolger -cs Polizeioberstcn Krause ernannt worden. Berlin. Aus Deutsch-Südwestafrika wird amtlich gemeldet: Am 11. Juni zersprengte Hauptmanu Doerschlag mit einer Kompagnie eine Werft F-eldschuh- trägcr im östlichen Großnamaland, wvbci der Unterlapitän Elias Isaak und ein Bormann von der Bande Simon Coppers fielen und zwei Mann gefangen genommen wur den. Unsererseits sind keine Verluste zn verzeichnen. Berlin. tPriv.-Tel.s Das große E i s c n k r a n g c r ü st deS Baues des neuen Operettentheaters am Schisssbauer dämm ist heute mittag z u s a m m e n g c st ü r z t. Teile des Gerüsts fielen in die Spree. Es heißt, daß zwei Leichen aus der Spree gelandet worden sind. Außerdem wurden drei Personen schwer verletzt, die nach dem Krankcnhauic gebracht werben mußten. In dem Momente, als das Ge rüs» einstürztc. fuhr eine Droschke an dem Neubau vorüber. Das Gefährt wurde zertrümmert, das Pferd getötet. Kunst und Wissenschaft. s* Fräulein Julie Gerda wurde nach erfolgreichem Gastspiel für das Burgtheater in Wien engagiert und wird mit Beginn der neuen Spielzeit tn den Verband dieser Bühne eintreten. 1* Refibenztheater. Aus den ehrlichen Schnurrbart, dn auch -um Habqbart gezüchtet seinen deutschen Charakter nicht verlor, folgte die Mode des kurzgehaltenen englischen Bartes und auch diese ist schon wieder von gestern: wer auf der Höhe sein will, läßt sich das Gesicht glatt und blank rasieren und prunkt mit seinen mehr oder minder gut ge schnittenen GesichtSzttgen. So verlangt es die amerikanische Mode, die natürlich mitgemacht werden muß. So lange es sich um Aeußerlichkeiten handelt, kann deren Befolgung getrost jedem einzelnen überlassen bleiben, empörend für de« guten Geschmack aber ist eS, daß sich die Vorliebe des Publikum- für amerikanische Form und Art auch ans jene Bühnenwerke auSdehnt, die das Produkt einer Kultur ohne innere Verfeinerung sind. Man hat oft und mit der leisen Genugtuung, Laß eS bei uns anders ist, über den Grans gespottet, der sich auf den Brettern über dem großen Teich breit macht und mutz ihn nun scha,ck>ernd am eigenen Leibe erfahren. Das anglo-amertkanische Huhn, das gol dene Eier in Gestalt von SensattonSschauspielen für industrielle Direktoren legt, hat auch dem umsichtigen Direktor Paul Linsemann ein» beschert. ES ist ein phan- teststche- Schauspiel in vier Akten von E. Morton und Ä. F. Gunniver und heißt „Ein seltsamer Kall*. ES ist eine Uraufführung. Lord Henry Iekqll, ein Welt- Uchsegler und estriger, stark phantastischer Forscher auf dem Gebiet der Chemie, sucht nach dem Rezept für einen aehetmniSvollen Trank, von dem ihm ein uralter indischer Fqktr einst gesprochen. Dieser Tränk, von Buddha selbst Lerftammend, soll die seltsame Wirkung haben, die Bestie, di« in jedes Menschen Seelengrunde unter -er Bewußt, ietnsschwelle schlummert, als selbständige Erscheinung von «rem Besitzer zu trennen. Ueber den giftigen Dämpfen. die aus den Retorten ans dem Laboratoriumsherd strö men, sinkt der suchende Lord in Betäubung und träumt. Das Alpdrücken dieses entsetzlichen Traumes, die mit Grauen gemischte Sensation, muß der Zuhörer vier Akte hindurch ertragen. Es hieße denen, die leider an solchem Greuel Gefallen finden, die Spannung nehmen, wollte man sich mit den Einzelheiten des quälenden Traumes be- fasten. Bon künstlerischem und literarischem Standpunkte au«, sind dieses Schauspiel und verwandte Machwerke » ströme zurückzuweisen. Immerhin mag zugestanden werden, daß die Arbeit an dem „seltsamen Fall" eine etwas feinere ist, wie an den Dctekttvstücken. wie sie eben ,im Schwange sind. Ueber das Spiel kann man gern ein paar sreunpliche Warte sagen. Herr Werner-Kahle hatte die Bombenrolle des Forschers und unglücklichen Träumers inne. der im Traumbild sein böses Ich, „die Bestie", zu verkörpern hat. Er löste die physisch und psychisch schwie rige Aufgabe mit Geschick, obwohl ihm die Wandlung der Sprache einige Mühe machte. Die übrigen Gestalten des Stückes sind eigentlich nur Staffage. Die Herren Tautz, Legal, Blencke und Fräul. Alsen erledigten ihre Rollen glatt und korrekt. Bezeichnend verhielt sich das gut besuchte Haus. Beim Eintritt der Schrecken lachte die Mehrzahl der Besonnenen hell und vergnügt. Dann aber siegten Sensation und Grauen, es mag zahllose „Gänsehäute" gegeben haben — an Schreien des Entsetzens fehlte cs nicht. Der Ehrgeiz dieser „Dramatiker" mag durch solchen Er folg hoch befriedigt sein. ftx. Ibsens Grab. Plünderet von Max Bewer- Lanbegast. Als ich im vorigen Jahr eine Rundfahrt durck Chrtstiania machte, hielt der schweigsame Kutscher plötzlich an einem vierstöckigen Hanse, zeigte mit der Peitsche nach der zweiten Etage und sagte schlicht und einfach: „Hier wohnt Henrik Ibsen." . . . Einen Droschkenkutscher, der auS eigenen Stücken an eines Dichters Wohnung hält und den Fremden einige pietätvolle Augenblicke an ihr ver weilen läßt, wird man in Berlin, London und Paris, selbst in dem gemütvollen Wien nicht so leicht finde». Als ich in diesem Jahre mit der elektrischen Straßen bahn an einem alten Kirchhofe vorbcisuhr, der mitten in den Stratzenzügen der Stadt lag, sagte ich zu einem auf dem Vorderperron neben mir stehenden Konstabler: «Dieser Kirchhof wird wohl nicht mehr benutzt?" Ehe er antworten konnte, machte der Wagenführer einen Arm von der Steile rung frei, zeigte mit der Hand in die durch das Friedhofs aitter schimmernden Grabsteine und sagte: „Hier liegt Henrik Ibsen!" „Han liggor tor «ix «Nc-vc-", ergänzte der Konstabler, indem er ans einen breiten, leicht ansteigenden Rasenplatz deutete, wo Ibsen „für sich allein" in das tiefste Problem des Lebens versunken ruht. Es könnten zwölf Gräber auf diesem geräumigen Beel bereitet werden: aber man hat cs für alle Ewigkeit dem Dichter überlassen, der schon im Leben das Alleinsein liebte Die weite Stätte, die 14 Schritt in der Länge und 8 in der Höhe messe» mag, wirkt »m so größer, als der provisorische Erdhügcl, den man über dem Verblichenen errichtet hat, nicht in der ganzen Länge und Breite des Sarges ausge türmt wurde, sondern sich mehr wie ein zärtliches Vliimcn beet über dem Grabe eines Kindes ansnimmt. Nicht der „Baumeister Solneß" oder der „Volksfeind", sondern „Klei» Eyolf" oder die arme Hedwig aus der „Wildente" scheint hier zu rnhcn: ein Kindcrgrab für eine» Eharakterkopi, Am Rande Vergißmeinnicht und blaue Lobelien, grell von roten Pelargonien durchflutet, dann in der Mitte drei Rose und am Hauptendc, wie das hochstehende Haar des Dichters, wild auf- und seitwärts schießendes Schiesblatt: weit um das Grab herum lacht sonniger, grüner Rasen, rechts von Buschwerk, links von hohen Eichen begrenzt: aber am schönsten macht sich zu Hänpten des Dichters eine Gruppe von sechzehn silberstämmigen Birken: sie bilden einen engen Kreis, in dem drei Ruhebänke aufgestellt sind, die zum Sitzen und Sinnen über die ungelösten Rätsel dieses seltsamen Menschenschilderers einlaben . . . Das kleine Blumenbeet soll in Zukunft unter einem mächtigen Nationaldenkmal verschwinden, ja man jpricht
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