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Dresdner Nachrichten : 02.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190707026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19070702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-02
- Monat1907-07
- Jahr1907
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.07.1907
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Verugrgevüvn r»l«,r»«m>«dres«r: M,ch»ich«„ »«»»«» ««Vt^EANlEvrariaiKr. XO0KXS I vtt» L>. kvrlnx, lok.: Oskar vobr LSLSG von d,LO »n Anreizen-calN. »imadm« v« I nur Marienürntzc » von » E>>« Mr Die , Ivallia» Ann,d»Ne <eq , Silben! « PIp. Kamiliemiaibrnriten so PI,.: Äe- Mtst«a»»ei,en an» der Prwatleile : die LlvoMoe Zeile vuf Derlieite M vlq.: als SmseÄiibt Livaitiae Zeile von Dresdner «ui- traoaebern 7» Pf,., von aiiswdrliae» I Ml. In «»»»er» „ch Sonn- >mdLeie"a,en: i ivaliiqe Grund»,!- »o Pf,., auf Privaifeite so Pf,., rivaitloe Zeile als Eina-Iandt von Dresdner «ultra,aedern l «:k . von auSwLwaen l.sv Mr.. Zamilien. nachrictne» Ariindzcile« Pfo. — Di« Preii- der Inierate lind >m Mor,e». und «denddloiie dieielben Au«. würii,e «»ilmoe nur ,e,en vor- tUiZdetalilmi». - B«le,dlLtter tolikii io Dfcnniae. Kairo. - »«vtt« V. S4. - fraokkiirt l»d»d» <I»e irdniaUcd lv«i»»l»oli«» »Uu>t»-H»<l->II« In l4tu Ürvock We!l»u»»i«Iiun, St. I^oui, NUN. in» völlM 3 ^ I ! . M I n Silber, » Linäsr LoLonunsn es nie üdsrärüssjL. lüLUMOiL- soLILxixsn 6-öSLdLttsL 2ii Laden. ^bs>ing L n. msäeroeu ' Lrosnsi- 8til»r1vn Lankstrss!-« Il VLL8VLX.». Lommvrsvro»»« ledorllsetc», gelb« Hooks im 6ssiel>t uuä »v äoo Wiiiisn, nnroinor '1'oint vsrscdvjiuloa nach k- dis ly-tÄgigom Osbruueb von üloiodorosm „OI»>ara". llnoekilcllioh kür <i,s Laut, frei von Ktroyäou unck sod-i^Iiedsn Lsstsntitsilon. Vornodm ckukteväss Xosmvtikum von prompter nnä »iekorsr Wirkung. Mr oekt in ludsu L 1 Llk., dsi Linssnrlnvx von 1,15 Uk. kr-mko. IMeli-Apolliske, vrerilei!. Nr. dieses' Deutschland und Frankreich. Hofnachnchten. Gewerbekammerbezirke. Golfklub, SaiüiütSkolonnrntag. Mutmahl. Witterung: 1 4K 4K^ IrSTaLOL» Vplkjlli. Gerichtsverhandlungen. Friedenskonferenz. Tonkunstlerfest, Galerie Arnold. PeterSprozeh. Kühl» trübe. ^lkttdsulß, Eile mit Weile. Die Bestrebungen, ein besseres Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich herbeizustthrcn, sind bekanntlich alten Datums, und kein Geringerer als Fürst BISmarck war der Erste, -er nach -em Kriege von 187Ü/71 -cm Gegner goldene Brücken zu einer Verständigung wenigstens auf kolonialem Gebiete zu bauen versucht«. Im Interesse deS europäischen Friedens wäre «S ja sicherlich mit höchster Befriedigung zu begrüben, wenn die Be ziehungen beider Staaten zueinander ihrer gefährlichen Spannung entkleidet würden, die unS gelegentlich -er Schnäbele-Affäre und noch unlängst während -er Marokko- Krise an den Rand eines Krieges geführt hat — aber gerade wer -ieses Ziel wirklich ehrlich verfolgt, muß mit Nachdruck darauf Hinweisen, -aß hierbei Eile mit Weile ge boten ist. Nichts schadet -er Anbahnung eines besseren Einvernehmens mehr, als häufiger Teinperatur- und .Stimmungswechsel, wie er durch die Uebereisrigkeit und Aufdringlichkeit einer gewissen Sorte von Berskhnungs- politikern nur allzu leicht herbeigeführt wird. Auch jetzt ist wieder einmal eine Periode zu verzeichnen, wo gut- mcinende Seifenschauurbläser daS nahe Bevorstehen eines -eutsch-franz-sischen Einvernehmens mit mehr Enthusias mus al» nüchterner Sachlichkeit prophezeie«. Unv der An laß? Kaiser Wilhelm hat während der Kieler Lage die anwesenden Franzosen mit der ihm eigenen großen persön lichen Liebenswürdigkeit behandelt und besonders mit dem ehemaligen französischen Kriegsminister Etienne ein län geres Gespräch geführt, bei -em auch politische Fragen ge streift worden sein sollen. Dieses Gespräches hat sich bereits die schnell arbeitende Legendenbildung bemächtigt und dem Katßer Aeußerungen in den Mund gelegt, die den Stempel »er Unwahrschcinlichkeit auf -er Stirn tragen. Es sind tu erster Linie die Pariser Blätter gewesen, di« daS heikle Thema -er Marokko-Frage von neuem angeschnitten haben, indem sie der erstaunten Mitwelt kund und zu wisse» taten, Wilhelm II. hätte Lurchblickön lasten, daß ihn die ganze Marokko-Sache auf die Dauer «langweile" und er über diese Angelegenheit eine Verständigung mitFrankreich herbcischnc, um von der Isolierung, in -er sich Deutschland befände, baldigst befreit zu werden. Wir wissen natürlich nicht, in welcher Weise sich der Kaiser zu Herrn Etienne ausge sprochen hat, sicher aber wissen wir, daß di« eben mit geteilten Auslastungen eines Teiles der Pariser Presse nur daS Produkt eines ^tberhitzten Kopfes oder einer grenzenlosen Naivität sein können. Im letzten Grunde hat allerdings ein lebhafter Wunsch bei Liesen Phantasic- gcbilbcn Pate gestanden, denn eS ist ein« bekannt« Tat sache. Lab man jenseits der Vogesen gar zu gern «ine ander weittge Regelung der Marokko-Frage, als sie Lurch die Algccirasakt« festgelegt worden ist. erreichen möchte. Die Parole lautet: eine Verständigung mit Deutschland kann nur über Marokko gehen! GS ist bisher von kompetenter Seite nichts darüber ver lautet, ob di« deutsche Regierung etwa für die Zukunft einer neuen Anssprache mit Frankreich allein über die politischen Problem« in Marokko und im näheren Orient geneigt ist. Uns dünkt dies aver nicht wahrscheinlich, schon deshalb nicht, weil darin eine anssällige Jnkonseauenz läge Fürst Bülow hat seinerzeit ungeachtet aller Schwierig keiten die internationale Konferenz von Algeciras durch, gesetzt, trotzdem ihm von Paris her wiederholt und dring, ltch da» Anerbieten gemacht worden ist, sich lediglich mit Frankreich inS Einvernehmen zu setzen. Was liegen denn jetzt für Gründe vor, den damaligen Standpunkt aufzu- geben? Frankreich will das Schcrifenreich, daS ihm so günstig liegt, einsacken: Deutschland will des Sultans Selbständigkeit und das Prinzip der offenen Handels tür aufrechterhalten. Diese diametral entgegengesetzten Anschauungen stehen sich auch heute noch schroff gegenüber, so schroff, daß trotz aller sonstigen guten Beziehungen zwischen dem Reichskanzler und dem neuen französischen Botschafter ln Berlin die Marokko-Frage ViSher nicht ein mal von weitem berührt worden ist. So begreiflich es also fchetnt, daß man in Berlin und Paris allmählich dt« letzte« Reste der Reizung beseitigen möchte, dt« von L«r leidigen Marokko^lffär« her zurückgeblieben find, so wird man doch andere Wege der BerftLnütgung suchen müssen, und Herr Etienne dürfte auS seiner Unterredung mit dem Fürsten Bülow t« Berlin ganz gewiß die lieber- zeugun« in fein Baterlan» mitnehmen, daß Marokko vor läufig ein noli m« taugvro für unS ist. LS muß im Gegensatz z» gewissen deutschen Blättern, deren Pariser Vertreter sich wärmer für Frankreich», al» für Deutschland» Interessen ins Zeug zu legen belieben, nachdrücklichft betont werben, daß nach allem, wa» vorgesallen ist, Marokko jetzt kein Schacherobjekt sür uns sein kan», auch dann nicht, wenn Frankreich als Dank für das geforderte Entgegenkommen dem deutschen Handel in feierlichem Gonüervertrage völlige Freiheit und Gleichberechtigung garantiert. Die An näherung muß ans anderen Gebieten etngeleitct werden, auf welchen. daS ist schwer vorauszusagen.... Die Praxis wirb am besten, weil am ungezwungensten zeigen, wo gute Gelegenheiten am Schopfe zu fassen sind. DaS wollte wohl auch Fürst Bülow auSdrücken, als er in seiner groben Rede vom 14. November v. I. sich dahin äußerte, -aß Der- ständtgungen zwischen Deutschland und Frankreich über konkrete, in der Zukunft etwa auftauchende Fragen ihm ebenso möglich wie erwünscht erschienen. Eil« mit Weile! Was sich in Jahrhunderten an Zwist und Bitterkeit zwischen unS und unseren westliche» Nachbarn auf. gespeichert hat, läßt sich nicht i» Handumdrehen beseitigen. Nur kein übertriebene» LtebeSwerbe» ohne innere Be gründung Lurch historisch Gewordene», so gut eS auch ge- meint sein mag! Die französische Presse hat e» osfenherzig verraten, weswegen sie gerade jetzt Len Augenblick einer für Frankreich vorteilhaften BerstLNdtgung mit Deutschland ge- kommen hält: man glaubt, daß wtr ««» durch unsere Isolierung bedrückt fühlen «md träumt sich au» diesem Gründe mehr al» je gut ist i» die Nolle Umworbener hinein. DaS könnte leicht ein grausame» Erwache« geben. Di« schönen Worte von französischer Seite genügen nicht: hier gilt eS positive Vorschläge und Abmachungen! Deutschlands Mißtrauen gegenüber der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit aller Annäherungsversuche ist außerdem bis zum letzten Augenblicke wachgehalten worden. Charakte- risttsch ist doch jedenfalls, -aß ein Blatt wie der „Matin" bezüglich deS neuen Mittelmeer abkommens zwischen Frankreich, Spanien und England fragt, gegen wen e» gerichtet sei, und höhnisch darauf ant wortet: gegen Deutschland, dem es jetzt fast unmöglich gemacht worden sei, einen Seekrieg zu führen. Ans dem Munde der französischen Negierung ist zwar darauf bald die Versicherung gekommen» daß der Mittelmeer-Dreibund „nicht gegen, sondern nur ohne Deutschland abgeschlossen sei", aber trotz dieses Beschwichtigungsversuches bleibt dieser neueste Dreibund Loch symptomatisch für eine Politik, die unS nicht freundlich gesinnt ist und eines guten TagcS irgendwo in der Welt unS ein Beinchen stellen wird. Man vertraut im Auslande vielleicht zu sehr auf die Nachgiebig kcit und Friedsertigkett Deutschlands und glaubt zu wissen, daß die deutsche Diplomatie wohl hier und da mit klingen Len Protesten kommt, aber stets zurückstoppt, bevor sie zu Taten schreitet, dte irgendwelche kriegerischen Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Ob es unter diesen Umständen, so schreiben treffend die „Hamb. Nachr." von dem Deutschen Kaiser als eine Schmeichelei aufgesaßt werden kann, wenn ihm die Absicht zugeschrieben wir-, Frankreich zu um werben und auf eine „Annäherung" an dieses Land hin zuarbeiten, möchten wir dahingestellt sein lassen. Wir unsererseits sind der Ansicht, daß wir mit Umwerbungen und Annäherungsversuchen dem Ausland gegenüber zu schlechte Erfahrungen gemacht haben, um die Wieder holung derartiger Aktionen unbedenklich erscheinen zu lassen. Außerdem kümren wtr prinzipiell nicht auf die Ansicht verzichten, daß e» politisch überhaupt unratsam ist, dem Auslande zu erklären, baß wir Annäherung wünsch ten. schon weil dergleichen stets auf Schwächegesühl zurück geführt wird. Das aber wirkt immer nur nachteilig. Neueste Drahtrrreldungeu vom 1. Juli. Prozeß PeterS. lAnfang des Berichts über die Verhandlung am Montag siche Seite 12—14.) München. (Priv.-Tel.) Der RechtSbeistand Dr PeterS', R.-Ä. Dr. Rosenthal, erinnert in seinem Plai- Loyer eingehend an das Wort Goethes. Lab niemand über Geschichte urteilen könne als -er, der an sich selbst Geschichte erlebt habe. Und -aß dies auch für ganze Nationen zu treffe. AuS dieser Kolonialgcschichte ragt ein Mann her vor. der sich unschätzbare Berütenste für da» Reich erworben hat. Sr hat Deutsch-Ostasrika gegründet, er hat -i« Emin Pascha-Expeditton geführt. Ohne ihn gäbe eS heute kein deutsches Ostafrika. Aus seinen Taten baute sich erst daS grobe deutsch« Reich am Indischen Ozean auf. Alle wirk- ichen Kenner der Kolonie wüßten seine Verdienste zu chätzen. Vergeben» seien die Neider bei der Hand, sie zu chmälern. Selbst Männer, dem Dr. PeterS völlig ern stehen, sind von der Größe seiner Verdienste Lurch, »rungeu, man denke nur an die Aussage des Vizeprästden- ten deS Reichstages Geheimrat Paasch« und andere. Auch Wtßmann war stets ein warmer Verehrer des Dr. Peters. Alle anderen Behauptungen haben sich als Klatsch erwiesen. Und nun kommt man uird bringt den Namen des so verdienstvollen Noichskommissars mit dem ödesten Küsten klatsch in Verbindung. Man wirft ihm allerlei Schandtaten vor, und Intrige und Klatsch sind eisrig bei der Hand, daS Bild des Dr. Peters in der Geschichte an- zuschmärzcn. Da ist der Sekretär Wilhelm, ein früherer Unteroffizier, er ist ein typisches Beispiel dafür, wie im heißen Afrika Küstenklatsch entsteht. Herr Wilhelm weiß absolut nichts aus eigener Wissenschaft. Er hört nur immer erzählen und berichten. Ihn umschwirren fortwährend dunkle Gerüchte, .die er sich begeistert zu eigen macht, um sie dann weiter zu tragen. Dann trieb die Intrige in der Heimat ihr falsches Spiel. Sie setzte frühzeitig gegen den Reichskommissar ein und ging von verschiedenen Seiten aus. Schon dte Engländer gingen mit Hinterlist gegen den Deutschen vor, der ihnen das Kilimandscharo-Gebiet streitig machte, sie hetzten die Eingeborenen gegen Dr. Peters auf und versorgten sie mit Waffen. Englische Ge wehre wurden ja später in Menge bei den Schwarzen am Kilimandscharo gesunden. Dann spann Herr Hellwig seine Fäden, wie daS Interview des Herrn v. Lotzber« klar ergibt. Auch der charakteristische Briefwechsel Hellwig- Dr. Wagner sagt genug. Spornte doch Hellwig den Kolo- nialschriststeller Dr. Wagner mit allen Kräften an, gegen Dr. Peters in der Presse zu Felde zu ziehen. Durch einen ^ Bries eines Oberstleutnants Simon ist klar erwiesen, daß - llwig schon in Kairo die größte Antipathie gegen Dr. eters hegte. Auch Dr. Arendt und Justiziar Koffka haben ehnltcheS bezeugt. Und einen solchen Mann, den ingrim migsten Feind deS Dr. PeterS, machte man später zum öffentlichen Ankläger im Disziplinarverfahren. . Den Höhepunkt hatte die Intrige erreicht, als im Jahre 1896 der Reichstags - Abgeordnete Bebel mit dem gefälschten Tuckerbriefe in die Arena trat. Trotz der zum günstigsten Resultate führenden Untersuchungen von 1882 und 1895 durch Freiherrn v. Nordenflycht und obwohl schon 1894 Kaiser Wilhelm und -er damalige Kolonialdirektor Dr. Kayser dem Dr. PeterS in jeder Richtung ihre Anerken nung ausgesprochen hatten, lieb der Kamps gegen Peters nicht nach. Dabei -achte man noch kurz vorher daran, dem Rcichskommissar ein hohes Amt mit voller Gewalt am Tangantkasee zu übertragen. Ja, sogar ein Buch des Dr. PeterS über Ostasrika war von der Kaiserin, -er es ge- widmet war, gnädigst angenommen worden. Trotz alledem wurde wieder über -ie alten Dinge eine neue Untersuchung eingeleitet. Man verfuhr dabei in höchst sonderbarer Weise. Jede Verteidigung des Dr. Peters wurde abge schnitten, der Gerichtshof war aä two zusammengesetzt wor den — und Herrn Hellwig, Len alten Feind deS Dr. Peters, bestellte man zum Staatsanwalt. Es spielten allerlei bedenkliche Momente in diese Verhandlungen hin- ein. Dr. Peters wurde von der politischen Polizei be wacht. Eine ihm gehörige Kiste mit Akten verschwand auf unerklärliche Weise für einige Wochen, um dann in der Wilhelmstrabe in Äerlin wieder aufzutauchen. (Be wegung.) Als man sic öffnete, fehlte eine Reihe der wich tigsten Korrespondenzen. Das Verfahren vor dem Dis- ziplinarhofe mutet recht merkwürdig an. Man lehnte so ipso alle Bcweisanträge ab, -ie vielleicht unbequem werden konnten. Auf die Vernehmung von Sachverständi gen verzichtete man überhaupt, nran glaubte am grünen Tische keiner Belehrung über afrikanische Verhältnisse zu bedürfen. Man wollte nichts hören. Und so entstanden diese beiden Urteile, die ein Meisterstück formal- juristischer Klügeleien sind. Man übertrug recht harmlos und schematisch die deutschen rechtlichen und philo sophischen Begriffe auf die wilden Völker im Innern Afrikas. Man wußte nichts von afrikanischen Verhält nissen, nichts von afrikanischen Sitten und Gebräuchen. Und doch ist dort natürlich alles ganz anders als bei uns hier in Deutschland. Gilt es doch bei einigen Völker stämmen dort als höchst ehrende Begrüßungsformel, sich dreimal gegenseitig ins Gesicht zu spucken. (Heiterkeit.) Zunächst baute man das ganze Gebäude -er Schuld auf den Aussagen zweier -em Dr. Peters feindlich gesinnter Herren, des Leutnants Bronsart v. Schellendors und des österreichischen Konsuls Tr. Oskar Bauurann aus. Herr v. Bronsart ist hier als vollkommen unglaubwürdig er kannt worden. Wir haben hier gehört, -aß Kameraden mit ihm nichts zu tun haben wollten, weil er als verlogen galt. Nebenbei fälschte Herr v. Bronsart zwei Schecks. Und das war einer -er Sauptbclastnngszcugcn. (Bewegung.) Ihn unterstützte -er Oestcrreichcr Baumann, der im Irr wahn starb und dessen Bekundungen seinerzeit schon vor dem DiSziplinarhof als unwahr widerlegt worden sind. Diese Tatsachen genügen, um das ganze Schuldgcbäude gegen Dr. Peters, das aus Grund der Aussagen dieser beiden Zeugen allein basierte, umzustoßen. Aber auch sonst wimmeln Lic beiden Urteile noch von durchaus falschen Feststellungen. Man crwäbnt z. B. nur Herrn Dr. Peters Verdienste um die Afrikaforschung, -ie nationale Bedeu tung aber, -i« seine Arbeit in Afrika hatte, wird mit kei nem Mort erwähnt. Man hörte keinen Sachverständigen, obgleich sich Major v. Wißmann dazu erboten hatte. Man behauvtet, kein Schwarzer am Kilimandscharo habe etwas von -em furchtbaren Untergang der Ztlewskischen Expedi tion gewußt. Demgegenüber ist sestgestcllt, daß -ie Nach richt von der Katastrophe in wenigen Wochen durch ganz Afrika bekannt war. Daß selbst -ie Neger in -er Steppe davon wußten, und daß man daraufhin den Deutschen frech und anmaßend gegenüber trat. Man behauptete, am Kilimandscharo sei alles friedlich gewesen. Die Sachver- ständigen sagten hier das Gegenteil, »aß eS am Kiliman dscharo. solange man denken kann, überhaupt noch nicht
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