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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070727023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-27
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Dich» Blatt wird de« Lesern von Dresden and Umgebung am Lage vorher bereit« al« Abend-Ausgabe zugestellt, während er die Post.Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgeMr: UaNL ^üünal! ^ Nun- dur^Ite s°!i»«t. Ii>t,n,B«snlla«Id>. »n «u«. E «Ü n>N«E>d^n Suick»-,«. vj« »n Lelm, von Dysden und gm- licke b»uoraea»Ivrv<be bleibeu Mtbtiai; «»vrrlanale Mrnu- ! »«dm nicht autdewLdrt. »«leoramm-Ndrette: «achrich»»» «r«»de» raudtgelchLfMelle: Marimktr.»?«. 185b Druck und Verlag von Llepsch L Reichardt in Dresden. Flnreigen-carlf. Annabm« von «nrii»»i,un«e» biß naLmittaod 3 Ubr. Sonn- und tzsterlasL »ur Manenstratze ss von S biv >/.l Ubr Die r I» nindzeile ,cq » Kilben! -'nil>enucick,i»len so "" ttsan,einen aus der le Sv Pia, die riv> Dertieile so Pi,.; als Lmaeianbt Livaltiae Zeile von Dresdner Aut- ^ebem 7b Pia . von auLwärliae» In Nummern nach s»m- ocliriäucn <8r»»die,Ie so P!o^-Äe Zre,ic der Inieratc sind im Moraen- und Äbendblafte dieselben. -In», wdrliae Anti rase »ur aeaen Por- auLb«ablun». — Beleablütler tosten io Vlcnnioe. Lerniprccher: Sir. U und rasa» MM Lräerr 2 ?r»gar Str»«v 2. Lok» Vslreadsautrauv. Uvut« ni»»I «ÄlKvi»av — ^^,Gv «uv» 30IVIIVI8N-/^8V86XKUff! ^ninsvrorelentNvI»« I*rQl8reeIn»Iepnnvvn Ir» »Non ^btvilun^ei». V«jV,V L«rt8vtL>inßx ilv» Neueste Drabtberichte. Zur Wahlrechtsreform, Augustusbrücke, Gerichtsverhandlungen. Die „Konvention" zwilchen Japan und Korea. „Frau WarrenS Gewerbe". Der Schuß auf der Bühne. Nr.206. Ltikgkl: Soimabr»», 37. Juli lü<»7. Neueste Drahtmeldungen vom 26. Juli. Lobnbewegungc«. Belfast. tPriv.-Tel.j Heute nahmen 1000 Strei kende. die bei Kvhlenimporteuren beschäftigt waren, die Arbeit wieder auf. — In der Versammlung der Poli zei agenten, die höhere Besoldung fordern, versuchte ein Pnlizvikommissar die Agenten zu beschwichtigen: er wurde aber mißhandelt und hinausgcivvrsen. Man befürchtete einen Augenblick lang offene McntcrK. — Gestern griffen die ausständigen Hafenarbeiter Automobile an, die dazu bestimmt waren, die massenhaft in Wagen und am Bahnhöfe aufgestapelten Waren sortznschasscn. Meh rere Automobile wurden mit Petroleum begossen und in Brand gesteckt. — Der Ausstand in den Gießereien ist beendet. Der AuSstand der Rollkutscher dauert fort. Zur Lage in Frankreich. Pari-. Der „Matin" will wissen, daß die Negierung beschlossen Habe, die Generale Me Hing er und Michail im obersten Kriegsrate nicht zu ersetzen, da dieser infolge der jüngsten Ernennungen vorschriftsmäßig be setzt sei. Parts. Der BerwaltungSausschntz des nationalen Lehrer, und Lehrerin nen-Vereins hat be schlossen, an dem am 0. August in Elermont-Ferrand von der dortigen Arbeitsbörsc veranstalteten Kongresse teilzu nehmen und behufs Förderung der Sundikatsbewcguug unter den Lehrern Flugschriften zu verbreiten. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Im Laufe der letzten Tage wurden vier Terroristen verhaftet, bei denen genaue Pläne der kaiserlichen Bahnstrecken und des Standortes der Kaiser- sacht gefunden wurden. Die Uiltersiichini" gegen die Teil nehmer dcS AttentatSversucheS auf den Kaiser im März wnrde gestern abgeschlossen. Als Leiter der Vorbereitungen zum Attentat wird der Leutnant zur See Nikitenko, 22 Jahre alt, angeklagt. Die Anklage wird Anfang nächster Woche dem Petersburger Oberkvmmaudiercnden vorgcleat werden. TifliS. Ein Gataillonschef des 201. Infanterie- Regiments wurde von einem Soldaten desselben Bataillons Lurch Revolverschüsse ermordet. Zur Lage i» Korea. < GSul. ES werben hier Vorkehrungen für den schnellen Transport von 4000 Matrosen auS Tschemulvo getroffen. Sie werden jedoch nicht requiriert werden, wenn e« nicht durchaus notwendig ist. Die Ankunft von 4000 Man» Kiuschiu-Truppen beginnt Freitag in Fusan, da Marquis Ito seine Zustimmung zur Sendung japanischer Truppen nach Söul gegeben Hat, um die brennenden Fra gen der Entwaffnung der koreanischen Armee und der Trennung des Exkaisers von seinen Truppen und Rat gebern zu lösen. Das koreanische Kabinett ist darauf vor bereitet. diese Forderungen zu erfüllen, wenn genügend Truvven zur Verfügung sind. Als das Ucbcreiiikommen bekannt wurde, kamen die Gemahlinnen der Alten Staats männer in Scharen zum Palast. Weinend und wehklagend irugen sie sofort alles Tragbare fort, bis der Palast aller möglichen Andenken beraubt »vor. Hayaschi äußerte einem Interviewer gegenüber, seine Mission sei mit dem Ab schluffe -es Uebereinkommens beendet. Er äußerte ferner, daß China sich am Schicksale Koreas ein warnendes Bei spiel nehmen und fein HauS in Ordnung bringen solle, da irgend eine starke Nation sich bewogen fühlen könnte, die Ereignisse tn Söul sich zum Borbilde zu nehmen. Molde. Der Deutsche Kaiser ist Heute vormittag 8 Uhr von hier abgereist. Köln. (Priv.-Telj Bei einem Soldaten des 15. In fanterie-Regiments in Mülheim am Rhein wurde Ge nickstarre sestgestcllt. Alle Kameraden, die in der Kaserne das Zimmer mit ihm teilten, sind ins Lazarett nach Deutz zur Beobachtung eingeliesert worden. Die ganze Kom pagnie des Regiments, welcher der Erkrankte ange hört, wurde von den übrigen Kompagnien getrennt und darf die Kaserne nicht verlassen. Mannheim. In dem Prozeß gegen 29 Teilnehmer des zu Oster» hier trotz behördlichen Verbots abgchaltenen dänischen An arch i ste n- K o n gr e sse s erkannte die hiesige Strafkammer aus Freisprechung aller An geklagt ey. Gegen drei von ihnen war die Anklage sollen gelassen worden. Die Kosten wurden Ser Staats kasse auserlegt. R o m. sPriv.-Tel.s In Messina herrscht abends voll ständige Dunkelheit, da die elektrischen Anlagen und Gas leitungen von den Unruhe st istern zerstört worden sind. Die Volksmenge griff das Palais des Äardinal-Erzbtschoss an. Da die Polizei nicht imstande war. den Kardinal zu schützen, stiegen Priester und Seminaristen aus das Dach des Palais und warfen von oben herab Steine, Ziegeln und sonstige Gegenstände auf die Ruhestörer. Endlich wur den Matrosen vom Kricgsschisse „Sardigne" gelandet, um die Ordnung wicderherzustellen. Paris. <Prtv.-Tel.) Der Pariser Gemeinderat wirb im Oktober aus Einladung des Lordmavors der Cito von London einen Besuch abstattcn. London. Die Prinzessin von Wales hat sich heute vormittag nach Dresden begeben. Ncwnork. Die Schutzzollvercinigung beschloß eine Oppositionelle Stellungnahme hinsichtlich des mit Deutschland abgeschlossenen TaristibcreinkommenS. Sie beabsichtigt, Roosevelt Vorstellungen z» machen. In ihrer Resolution erklärt die Vereinigung, baß das Ucber- einkommen gesetzwidrig sei und im Widerspruch mit der Zollpolitik stehe, daß es ferner gegen die amerikanischen Importeure unbillig und für den Zolldienst demorali sierend sei, daß es schließlich wesentliche unterschiedslose Herabsetzungen des Zolles enthalte, die nur getroffen wer den sollten, nachdem man den Standpunkt der amerika nischen Interessen ins Auge gefaßt habe, und auch dann nur durch die Gesetzgebung. Santiago de Chile. Der Finanzminister er klärte. daß die augenblickliche Baisse beS Wechsel kurses nur vorübergehend sei. Es werde aber eine an dauernde Besserung eintreten dank der bedeutenden Ver mehrung der Produktion der Salpeterlager, sowie der Landwirtschafts, und Minenbetricbe. OertttcheS unv Sächsisches. Dresden. 26 Juli. —* In Zittau starb Stadtrat Carl Eiselt Ge boren am 1. September 1813 in Zittau, trat 1882 in das Stndt- verordnrten-Kolleginm ein, dem er bis rum Jahre 189l angehvrte. In letzterem Jahre wurde er in das Ratskollegium als unbesol deter Stadtrat erwählt und ist von dieser Zeit ab bis znm Ende des Jahres 1906 als Natsmitglied ehrenamtlich tätig gewesen. Es wurde ihm der Titel Stadlrat bei seinem Austritt aus dem ÄatSkollegium verlieben ; auch sonst fand sei» Wirken allge meinste Anerkennung in der Bürgerschaft. —* Der Vorstand des Landesvcreirrs der Deutschen Reformpartei wird am Sonnabend hier zusammcntreten, um Stellung zum W a h l r c ch t s e n t w u r s der Regie rung zu nehmen. —* Der Gcsamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller wird im August zu einer Sitzung zusainmen- treten. Gegenstand der Beratung wird unter anderem der Ent wurf eines Gesetzes betr. Abänderung des Wahlrechts zur zweiten Ständekammer, sowie der Entwurf eines Scheckgeirtzcs sei». —* Der Meistbctrag der Wertangabe bei Wert briefen im Verkehr mit Großbritannien und Irland, sowie einer Anzahl britischer Kolonien ist von 2100 Mark aus 8000 Mark erhöht worden. —* Um den Absendern von Pakctscndungen nach dem AuSlandc die Verwendung ihrer Vorräte an Formularen zu Zollinhaltserklärungen aus durchschei nendem Papier zu ermöglichen, soll die Benutzung solcher Formulare bis Ende 1907 gestattet werden. Die Formulare sind jedoch deutlich und leicht leserlich cmszu- süllcn: Formulare mit undeutlicher Schrift werden zurstck- gewicsen. Vom 1. Januar ab ditrscn Formulare aus durch scheinendem Papier nicht mehr verwandt werden. —* Tie letzte Feldpost im Juli geht von Berlin am 30.. von Hamburg am 31. Juli ab. Ste benutzt den am letzten Tage des Monats von Hamburg in See gehenden ReschSpostdampfer der Ostnfrikalinie. Der Dampfer geht auf der westlichen Rund fahrt über Bremerhaven. Antwerpen, Boulngne und LaS Palmas direkt nach Lüderitzbncht, wo er planmäßig am 26. August anleat. Anschluß nach Swakopmnnd bietet dann erst der Küstendampfer zwiichen Capstadt und dem Schutzgebiet. Ein solcher geht noch Lüderitzbncht gher erst am 1. September, so daß die Post nicht vor dem 1. September in Swakopmnnd eintreffen würde. Diese Feldpost kommt für Briessendnngen »m nach Lüderitzbncht in Betracht. Für Swakopmnnd kann sic nur für Feldpostpakete tn Frage kommen, die nach den bisherigen Bestimmungen mit dem nächsten Woermanndampfer am 5. September in Swakopmnnd eintreffen würde. Die letzte Feldbriespost im Juli verläßt Berlin am 30. Juli abends. Feldpostbriefe und Postkarten müssen also spätestens am 29. Juli der Post zur Nebergade an das Marine- postbureau übergeben werden. Feldpostpakete müssen spätestens am 3l. Juli zur Uebergabe an den Dampfer vorliegen. Ste gehen nicht über Berlin. —* Nächsten Sonntag trifft vormittags 7 Uhr IS Minuten ein So „ derzng zu ermäßigten Preisen von Chemnitz und Hainichen ans dcm Hauptvahnbose ein; wenige Minuten später — 7 Uhr 28 Minuten — langt ein gleicher Zug aus Leipzig und Wurzen hier an. Die Rückfahrt des Chemnitzer Zuges erfolgt abends 10 Uhr 40 Minuten, die des Leipziger Auges abends 11 Uhr 10 Minuten. —* Seit gestern wird nun auch -er StratzenbaHnver- kehr über die Angustnsbrücke und über die Carolabrücke durch Oberleitung bewerkstelligt. Es sind nun sämtliche vier Dresdner Elbbrücken, über die die Straßenbahnen führen, mit Oberleitung versehen, so daß nirgends mehr der Betrieb der Straßenbahnwagen durch Akkumulatoren erfolgt. Daß man noch so kurz vor Abbruch der alten Aiigustusbrücke den Akkumulatorenbctricb ausschaltete und sich die Kosten für die Hier zwar nur interimistische An legung der Oberleitung machte, erklärt sich daraus, daß die Akkumulatoren nicht mehr völlig imstande waren, den immer stärker werdenden Betrieb auszuhalten. Auf -er alten Angustnsbrücke sind statt der bekannten schweren, eisernen Masten nur starke Hvlzmastcn zur Aufstellung ge langt, die zwar nicht gerade schön ausschcn, aber vorläufig ihren Zweck erfüllen. Aus der im Neubau begriffenen I n t e r i m s b r ü ck e wird ebenfalls Oberleitung vor gesehen: hier kommen eiserne Masten zur Aufstellung. Wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, hofft man, daß die Intcrimsbriicke zum kommenden Spätherbst fertiggestcllt sein wird, und daß dann der Abbruch -er Angustnsbrücke schnell vor sich gehen kann. Kunst und Wissenschaft. Restdenztheater. Das Spiel des Zufalls bringt bie eigenartigsten Wirkungen hervor. Dem prüdesten aller Länder, dem prüden Albion, erstand ein Mann wie Bernard Shaw. Vielleicht aber war es gerade die Verlogenheit der gesellschaftlichen Moral, die ein Gegenspiel erzeugen mußte, einen Mann von unbekümmertem lachen den Mut und sauberen Händen, der all die umhüllenden Mäntelchen und Schleierchen herabvitz, um der tugend haften Gesellschaft einmal ihr nacktes, wahres Gesicht zu zeigen. Beileibe hüllt sich Shaw nicht in die reichen Falten einer Toga und redet große Töne, Töne, die bei der Ge sellschaft von heute doch nur verhallen würden: er hat feinere Waffen, die heitere Svottsucht, die Ironie, die nicht zur Bosheit wird und darum um so sicherer trifft. Bernard Shaw hatte den seltenen Akut, nnbokümmert um Haß und Gunst, sein Ich zu dem auSzugestaltcn, wie die Natur es wollte, er ist ein Eigener, ein ganzer Kerl, -er niemals der großen Masse „Publikum" kommt, sondern sich das Publikum kommen läßt nach echter Künstlerart. Nur einer Gefahr scheint er mir nicht entgangen zu sein. In tiesster Seele ist er Lyriker, man darf nur seine „Candida" lcfen, die zartester Stimmung voll ist, aber die Zeiten und die konventionellen Liigen der Gesellschaft haben die ohnehin spitzigen Waffen seiner Ironie so geschärft, daß sie für ihn selbst und seine Lyrik gefährlich wurden. Wie er das, was Ucderlieserung und Konvention groß und erhaben nennt, seines äußeren Glanzes entkleidet und goldene Federchen ailsrnvst, so sind ihm die syrischen Regungen seiner Dichter seele nur Anwandlungen, gegen die er sofort die Pfeile seiner Ironie richtet. Shaw ist Ire, und es ist möglich, daß die Stammverwandffchast mit dem Volk, das um seine originelle Veranlagung zum persiflierenden Scherz bekannt ist, aus seine innere Entwicklung bestimmend eimvirkte. Die aiffsteigende Linie seiner Persönlichkeit und Kunst hat einen Dichter der modernen Lcbcnscrschcinungen gezeitigt, der den Stil der Komödie, die sich seit Moliöres Zeiten kaum verändert hat, erweiterte und künstlerisch ausgc- staltete. Die Komödie „Frau Warrens Gewerbe", die in Dresden ihre Uraufführung bereits in der Literarischen Gesellschaft erlebte, gehört zu der Serie von Stücken, die Shaw selbst als „nnplcasant" bczeichnete. Das Stück hat anderswo unerhörte Skandale hervorgerusen, die Gesell schaft, die als Publikum das Auditorium bildete, war über den Freimut, mit der Shaw die Dinge anpaclte und nannte, aufs tiefste entrüstet und dokumentierte dadurch nur, daß sie Grund hat, über sich selbst recht entrüstet zu sein. Die Komödie könnte freilich zu den Stücken gehören, die „unplcasant" wirken, aber nicht aus Schuld des Dichters, sondern wegen der darin enthaltenen Dinge, die, ein Pro dukt der Gesellschaft, tm höchsten Maße unerfreulich sind. Die Gesellschaft, die jene Dinge geschaffen, weiß natürlich von ihrer Existenz, möchte sic aber am liebsten negieren. Shaw nennt bas Kind glatt beim rechten Namen, sagt, so und so sind die Dinge und so sind die Menschen, die sie da mit befassen, und diese Stellung nehmen sie in dem großen Gesamtbild „Geselffchaft" ein. Daß seine Satire nicht immer die feinste bleibt, Regt in der Natur das Stoffes, die Pfeile haben jedenfalls feine Widerhäkchcn. Sie sitzen fest, wo sie treffen. Der aber möchte doch mit recht befangenen Sinnen dem Dichter zubören, der das Stück für unsittlich halten würde, weil der Voraussetzung, eben Frau Warrens Gewerbe, eine unsaubere ist. Es ist vielmehr in der Komödie der Glaube an eine starke und schöne Sittlichkeit, die höchste, die Menschen kennen, die Befreiung und Er lösung von allem Unreinen. Der Weg, den Frau Kitty Marrens Tochter Vivie geht, ist ein wunderbarer. Sic läßt, nach Erkenntnis des Schmutzes, der ihr Leben be lastet, alles hinter sich, das Unreine sowohl, wie die Lockun gen nach Wohlleben, Schönheit und Romantik, um den Weg selbst gewählter harter und befreiender Arbeit zu gehen. In dieser kleinen Vivie ruhen Wahrheit und echte Sittlichkeit. Darum ist Frau Warrens Gewerbe ethisch «in gutes Stück und künstlerisch trotz der barocken Linien führung und gelegentliche» Clownerien in der Ausge staltung der Charaktere ebenfalls sehr anerkennenswert. Daß die Komödie nur für Menschen mit gereister Erfah rung und Lebenskcnntnis geschrieben wurde, fei nebenbei bemerkt. Frl. Clotilde Schwarz vom Münchener Hof- thcatcr überraschte mich recht als Frau Kitty Warren. Als sie noch jugendliche Rollen spielte, haftete ihr leicht etwas Altjüngferliches an, jetzt bot sie als Frau Warren in der Erscheinung sowohl wie im Spiel eine vollsaftige, scharf »mrissenc Gestalt. Die typischen Eigenschaften, die Frau Kittys Gewerbe mit sich bringt, eine gewisse äußere Tor- nürc, Sentimentalität neben Energie und Rüdheit, kamen in Frl. Schwarz' Leistung prägnant heraus. Frl. Erna Ritter zeigte als Vive, daß sie imstande ist, eine so klare, von innen heraus reine zielbewusste Persönlichkeit mit über» zeugenden Ausdriicksmittcln zu gestalten. Ein Ton von Frische und göttlichem Leichtsinn brachte Herr Tautz als Frank mit. lieber die Linien, die Shaw Herrn George Crosts gegeben hat, ging die Darstellung Herrn Werner- Kahles. Mit symvathischer reifer Männlichkeit gab Herr Legal den Architekten Praed. Herr Blencke spielte den Pastor Samuel im Stil einer Posscnsigur. Es überraschte, daß das Publikum das Werk sehr freundlich auf nahm. six. DaS Vermögen der deutschen Sängerbundes- sttftung. die vom Magistrat der Stadt Nürnberg verwaltet wird, tst auf 208 582M Mark angewachsen und sollen die Zinsen in Höhe von 7200 Mark als Ehrengabe» an bedürftige Kompo nisten oder deren Witwen und Waisen verteilt werden. Tas Grabdenkmal für Leo Xtll. tst nunmehr, drei Jahre nach dem Tode des Kirchensürsten, in der Kirche San Giovanni in Lateran» zu Nom enthüllt worden. Das Kunstwerk wurde aus Grund einer unter den noch lebenden, von Leo Xlll. gewählten Kardinälen veranstalteten Subskription errichtet und tst ei» Werk beS Bildhauers Guilio Tadolini. ES mißt nenn Meter tn der Höbe und fünf tn der Breite und erhebt sich tn einer Nische unter der Pforte, die zur MöncdSsakrsstci ver Basilika führt. Leo XIU. ist in Marmor dnraestellt, aufrecht stehend ans der ssäi» esskton»; seine rechte Land erteilt den Segm,
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