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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-19
- Monat1907-09
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Diese» Blatt «Kd des Lesen» von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen m einer Ge>cmitauSg<lbe erhalten. verugzgeMn «r »»»,»«» dkl Wall» »«»na durch uni«« -- »nd «»»,»»«, an nr -dkonlaaen »ur «Inmal» v »»v« durch au«nÄr«l,r»oin. «chÄrr , «, dk. »Mt »o «. i 6nmaN«rr ZnjikUun« durch die «»M« uImkBrtirllakld». iinNud- ch mit niNvrkchnidkm Sulchlaae. - d«« Lkirrn van Drrddk» und Um- um, am Taar vorder tu°es,elltv, dend-NuSaadr» erdalle» die »Iwirti^en vkiikher mit der "aabe tulaminen ui- »ruck aller Nnlkel lcilikilunae» nur mit Ouej lenanaade <,Drr»d Nackr > <»!a>s>g NamlrSa- "WrKauoraranlvruche dleibea >wy»»chtiat: uubeilauale Manu- »uvte werde» »Ich» auidewabrt. kelearamm-Ndrett«: «»«richte» Lr,«de» tzawtaelchStztltelle: Marieuftr.»/«. Finresgen-cack. E»eszr:LrrTdeL 1858 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Nrmabme von »nkAndiaunae, d>« uachmiNa«S 3 Uhr Sonn und SlererlaaL nur Marlcnttrak M von N div >/.l Udr Die > «val»«e Krundzeile <cq. 8 Silben» vL Pi«. iiamiliennnchrichten Sv P»«.: üle lchültsanikiam aut der PnvaNettr .Neil, 30 Bl,.: Hit rlvaiilae 8ei>, aus Tellkile so Pi« » als Smaeiandl ulvalniie N,»Ie von Dresdner Nu» Iruuuedern 7b Pi, von auswärtigen I M tzn Nummer« na» s»»„. und yetertagen: I ivalüge ii!»-luvte»»' »o Pig . auf Privatsette «u Big sipalttge Zeile als Euigeliu»dt vvi» Dresduer Auitraagebeen > Ml, von auswärtige» >,so M, Kamtticn »achnchlen Brundreile L Pi«.- Tie Breite der Änjerai« lind iin Morgen und Adendblasre dieleibe» AuL wärtige Auitläge nur gegen Bor ünolmaklung. - BeieabUU tolim w Llenmlie. trr Lcmspreltzer: Nr. U und »00V. Stvvkvllptvrä-Lilivllmilvd-Seite sr2SU8d sin 2srvss. rsinss Qssiskd. rosiZss. Mxsnäkrlsokss Lnsssksn. ivsiLSS, ssrninsd'wsiQds Hsnv. blsnäsnä- sokünsn l'sinv. L LMolr 8O ?ksnn:xs ln sllsn Lpovksksn. Oro§sn-. ksrMinsris- nnä Lsifsn-2ss2l5LLt.su. Nr. SSO. Neueste Drahtber. Hofnachr., Idioten- u. HülfSschulwejen. Alla. Hausbesitzek-Verein u. Wahlrechtsreform, Naturforscher u. Aer;te. Soz aldemokrat. Parteitag. »Geographie u. Liebe". Meru und Dein. Donnerstag, lÄ. Leptember ir-07. Neueste Drahtmeldungen vom 18. Septbr. Zur Lage i« Marokko. Paris. iPriv.-Tel.i Gerüchtweise verlautet, daß seit einigen Tagen Unterhandlungen zwischen Deutschland und »Frankreich zu dem Zweck statt- sinden, um die deutsche Interessensphäre an der atlantischen .Lüste Marokkos anzuerleunc», wogegen Frankreich Udschda erhalten würde. Paris. General Drude hat einen Streifzug in das Gebiet der Nedi Unas unternommen, um die Annahme seiner Bedingungen seitens jener Stämme zu erzwingen, die keine Gcrtreter nach Casablanca entsenden wollen. Paris. „Gil Blas" schreibt: Falls es in Casa- blan c a zu einer friedlichen Verständigung kommt, werden die Truppen zum grössten Teil heim l ehren, und cs wird dann nur eine französisch-spanische Abteilung dort ver bleiben. um di« Einrichtung der Polizei sichcrzustellen. London. (Prio.-TelI Aus Tanger wird gemeldet, da st der Sultan mit einem Heere von 5000 Mann ansgc- brochen sei und jetzt beim Stamme der Ben Hassen stehe. Viel« Abteilungen seien z»m scherisischcn Heere gestoben, bis Rabat sei cs auf 15OM »Mann gestiegen. Merlin. sPriv.-Tcl.) Das »Fa m i l i c n d r a m a in der Michaelkirchstrastc hat ei» drittes Opfer gefordert. Heute nacht starb im Krankenhaiisc Bethanien die siebenjährige Tochter Margarethe des Portiers Lorber an den Folgen des von ihrem Vater auf sie abgegebenen Schusses. Königshütte. In Antonienhütte sind gestern zwei Neucrkrankungen an TnvhuS und heute eine vvrgckom- men. Di« Gesamtzahl der Erkrankungen beträgt jetzt 83. Köln. Einer Meldung der „Köln. Ztg." aus Saar brücken zufolge stiftete die Verwaltung -er Burbacher Hütte für die Belegschaft 100 OM Dtark und für hcn Hüttcuverein 150 000 Mark. Köln. iPriv.-Tcl.j Lin 85jähriger italienischer Erd arbeiter erkrankte gestern plötzlich unter pocke »verdäch tigen Erscheinungen, sodast die sofortige Eiiiliefcrung in die Isolierbaracke des Augusta-Hvspitals behördlicherseits angeordnet wurde. Die Gesuiidheitspolizei tras umfassende Borsichtsmastregeln. Heute werden die mit dem Kranke» in Berührung gekommenen Personen einer Schutzimpfung unterzogen. Pcinc. In dem benachbarten Stederdorf wurden heute srüh die Ehefrau des Werkstättenarbeiters Schulze und ein Kind mit durchschnittener Kehle im Bette ausge- snnden, nachdem die Wohnung gewaltsam geöffnet worden war. Der Ehemann wurde erhängt ausgcfundcu. Das Motiv sind Nahrungssorgcn. Saarbrücken. (Priv.-Tel.) In Dauben am Rhein wurde der dort stationierte Eisciibahnassistcnt Weber, -er bis oor zwei Jahren als Vizeivachim-eister bei der hier in tztarnison liegenden reitenden Batterie des 8. Fcldartillcrie- Regiments -iente, ebenfalls unter -cm Verdachte der Mit- t,itersä>ast in -er Schiwara-LandcöverratSaffäre ver haftet. Budapest. Die Blätter behandeln die durch den Abbruch der Ausgleichsvcr Handlungen ge schaffene Situation. Es wird betont, die ungarische Re gierung habe eine mähige Erhöhung der Quote angenom men, doch wurden von seiten Wckcrles Gcgenkonzessivncn gefordert, die die österreichische Regierung nicht bewilligen wollte. Jedenfalls wird der Versuch eines Kompromisses gemacht werden, doch ist noch gänzlich unbekannt, aus wel cher Grundlage. Die auswärtigen Handelsverträge blei ben bis 1017 unberührt. Neue -Handelsverträge mit den Balkanstaaten können jedoch vor Ordnung des Verhält nisses zwischen Ungarn und Oesterreich kaum geschlossen werden. Schlimmstenfalls, so melden einige Blätter, wird die Erhaltung des statu» guo bis aus weiteres vereinbart werden. Die Minister erkürten aus Befragen, von einen: Rücktritt sei keine Rede. Rom. Der »Figaro" veröffentlicht eine Znichrist aus Rom, in der angebliche Aeusterungen eines ciiislustrcichen italienischen Politikers über das Verhältnis Italiens zu Oesterreich-Ungarn wicdergcgeben werden, di' auch den Ansichten des italienische» Ministers des Aeustere» entsprechen sollen. Demgegenüber meldet die „Agenzia Stesani", Minister Tittoni erklärte aus das nachdrücklichste, dast er niemand ähnliche Mitteilungen gemacht und das, er niemand ermächtigt habe, in seinem Namen zu sprechen. Rom. lPriv.-Tel.) In Apulien sind unter den Erntc- arbeitcrn ernste Unruhen ausgebrochen, weil die Gutsbesitzer fremde Arbeiter beschäftigen. 15 000 Laudleute sind in vollem Aufruhr: sie besetzen die Eingänge zu den Städten und Dörfern. Die Stadt Nuvv ist militärisch be setzt. In Eatioia kam es zu blutigen Zusammcnstüstcn. Die Laudleute verhinderten die Wasserzusuhr in die Stadt. Montreux. Zwei Männer, die heute vormittag gegen S'/t Uhr in der Filiale der Bank Montreux Avenue du Kursaal erschienen und sich Banknoten wechseln lieben, tüteten dez dort beschäftigten Kassierer durch Nevol- verschüsse in den Kopf und raubten alsdann den Kassenschrank aus. Auf der Flucht verletzten sic durch Schüsse noch vier Personen, die ihre Verfolgung ausgenom men l-atten. Die Verbrecher wurden nach wilder Jagd fcstgenommen und die entwendeten Wertpapiere und Bar bestände fast vollständig zurüekerlangt. Die Täter find vermntlich Russen. Einer der Verletzten befindet sich in hoffnungslosem Znstande. London. Ein neuer Schritt im Tariskg.mpfc der atlantischen S ch i ss a h r t s l i n i e n ist seitens der Lciiland-Line erfolgt, indem sie vom 2. November d. I. ab den Preis sür die Reise westwärts aus 10 Lstr. herab gesetzt hat. N c w no r k. DaS hiesige Bundesgericht beschäftigte sich beute mit der Klage der Regierung gegen die Stand 2 r d- Oil-Companii von New-Iersey aus Entziehung der Konzession, wobei Aussehen erregende Enthül lungen zutage kamen. Bei der Vernehmung des Kon trolleurs Fan von der angcklagten Gesellschaft wurde fest- gestellt, dast von 10 000 Aktien der Standaid-Oil-Evmpaiiy von Indiania, die kürzlich zu einer Gcldbuhe von 20 000 000 Dollars verurteilt wurde, sich 0000 im Besitze der New- Iersencr Gcscllsäiast befinden. Der Zeug« erklärte se- ucr unter seinem Eide, dast das Gesamtvermögcn der Gesell schaft vo» rund 200 Millionen im Jahre 1800 aus 871 Mil lionen im Jahre 1006 gestiegen sei und in diesem Zcilraume ein Gesamtgewinn von 400 Millionen erzielt morden sei, von welcher Summe Dividenden in Höhe von 808 Millionen Dollars gezahlt worden seien. Tokio. Dem Vernehmen nach hat der japanische Botschafter in Berlin Jnvuye den Wunsch ge finstert, znrückzutrctcn. Vicomte A o k i, der Botschafter tu Washington, wird als sein eventueller Nachfolger bezeich net. Das Auswärtige Amt ist nicht in der Lage, eine offizielle Bestätigung zu geben. Man darf jedoch annch- mcn, dast, sollte Avki einen solchen Wechsel wünschen, mög licherweise Kancko zum Botschafter in Washington be stimmt wird. OcrtlicheS und Sächsisches. Dresden, 18. Sevtcmber —* Se. Majestät der K ö n i g empfing heute mittag in» Schlosse zu Pillnitz die Herren Slaatsminister, die Hot - dcpartementschess und den König!. KabinctlSsekretär zu Vorträgen. Nachmittags 2 Uhr fand eine gröbere Früh stückstasel statt, zu der von der in Dresden tagenden Vcr sammluug deutscher Naturforscher und Aerzte die Herren Vorsitzenden, die Herren des Vorstandes und des wissen schastlichcn Ausschusses, die erfreu Vorsitzenden der Oriv ausschüsse und eine gröbere Amzahl Mitglieder, sowie die Rektoren der sächsischen Hochschulen mit Einladungen aus gezeichnet waren. Weiter waren zu dieser Tafel Einig düngen an den preustischeu Gesandten Prinzen zu Hohe i- lohe-Ochringeu, au die Herren Staat-minister Tr. von Rüger, Dr. Gras von Hvhenthal und Bergen und von Schlieben, sowie au eine gröbere Anzahl -Herren ergangen, die bei den letzten Besuchen des Königs in den Kreishaupl inannschasten Dresden und Bautzen als Vertreter von Be hörden und Anstalten bez. Städten, Gemeinden und in diistriellen Etablissements dienstlich tätig waren, bez. durch Arrangements bei diesen Besuchen besonders hervorgeirete»! sind. Den Gästen wurde zur i^ahrt nach Pillnitz ein Sonder- dampsschifs gestellt, das nachmittags -b,2 Uhr vor dem König!. Schlosse in Pillnitz eintras, wo der Empfang der Gäste durch die Herren des Königliche» Dienstes erfolgte. Di« reich geschmückte Tafel war im grosten Spenesaale ansgestellt und zählte 112 Gedecke. Nach der Tascl wurde der Kaffee im Wasserpalais-Sason gereicht. Der Monarch hielt hierbei unter den Gästen Eercle und zeichnete sie bis zur Abfahrt des Schisses in huldvollster Weise mit Ansprachen aus. —* Ihre Majestät die K ö nig i n - W i t w e ist gestern nachmittag 4 Uhr 54 Min. wohlbehalten in Sibylleaort ciitgetrosfcn. —* Dem bei dem gemeinschaftlichen thüringischen Ober- landcsgericht in Jena angestellten Oberstaatsanwalt D r. Frrderici ist das Ritterkreuz 1. Klasse deS AlbrechtL- ordcns verliehen worden. —* Die den „Lcipz. N. 2k." al^ Dresden zugegangenc Meldung, dast die Regierungsvorlage zur Abänderung des Wahlgesetzes sür die sächsische Zweite Kammer »dem Landtage nicht sofort bei seinem Zusammentritte im Oktober zugehen solle, die Negierung vielmehr wünsche, erst den Etat und dann das Wasscrgcsctz erledigt zu sehen, bevor sic den Wahl- rcchtsentwnrs vorzulcgcn gedenke, entbehrt, wie dev, „W. T. B." von zuständiger Stelle mitgetcilt wird, jeder Begründung. —* Sächsische Staatsciscnbahnen. Die Annahme, dast der Einnahmeaussall im Personenverkehr, der sich im Juli ergab, ans zufälligen Gründen beruhe und von den lom inenden Monaten wieder ausgeglichen werden würde, hat sich vollkommen bestätigt, denn die Pcrsonenverkehrsein- nahme im August ergibt gegen den gleichen vorjährigen Monat ein Mehr von beinahe 400 000 Mark. 'Nach vorlän figer Feststellung wurden »vereinnahmt: 5 388 IM Mark im Personenverkehr l-s- 308 200 Mark gegen den gleichen Mo nat im Vorjahrs, 0 080 000 Mark im Güterverkehr s-s- 764 OM Marks, 14 418100 Mark im ganzen 1-i- 1 162200 Marl — 3M Marl durch'chnittlich aus 1 Kilometer Bahnlängei. In der Zeit vom 1. Januar bis 81. August betrllg die Ein nahme: 84 848 300 Mark im Personenverkehr l-s- 024 205 Mark — 145 Mark ans 1 Kilometer Vahnlänge gegen den gleichen Zeitraum im Vorjahrs. 65 256 464 Mark im Güter verkehr s-tz 4 817608 Mark — 1826 Mark auf 1 Kilometers, Snnst und Wissenschaft. s* Die Dramen Friedrich Hebbels im Repertoire des Königlichen Schauspielhauses. Mit der Neu einstudierung der „Nibelungen" wird ein weiterer Schritt zur Ergänzung und Vervollständigung des Hebbel-Neper- toires des Schauspiell>auseS getan. Von den Dramen Hebbels befinden sich jetzt im Spiclplan: „Gygcs und sein Ning" iznin ersten Male am 20. Mai 1800. bisher 10 Wicder- holiingens, „Maria Magdalene" (zum ersten Male am 18. September 1000. bisher 5 Wicdcrholungens, „Hcrodcs und Mariamne" szum ersten Male am 24. September 1008, bisher 22 Wicderholungens, „Agnes Bernaner" lzum ersten Male am 10. November 1004, bisher 24 Wiederholungeni. Die „Nibelungen" wurden zum ersten Male im Hvfthcater gegeben am 18. September 1867. Die Kriemhild spielte Fräulein Ulrich, die Brunhild Fräulein Langeiihan», den Siegfried Herr Deitmer, den Hagen Herr Wingcr. Die Zahl der bisherigen Aufführungen des Werkes beläuft sich aus 10. In der morgen, Donnerstag, stattsindenden Erst ausführung der Neueinstudierung des Werkes sind die Hauptrollen wie folgt besetzt: Siegfried: Herr Wtccke, Kriem- hild: Fräulein Trestnitz, Brunhild: Frau Salbach, Ute: Fräulein Ulrich, Frigga: Fräulein Lihl, Hagen: Herr Meh- ncrt, Günther: Herr Wierth, Dankwart: Herr Deitmer, Gieselhcr: Herr Gebühr, Volker: Herr Wahlberg. Die sämtlichen neuen Dekorationen sind vom Hostheatermalcr Herrn E. Rieck, die neuen Kostüme und Rüstungen nach Entwürfe» des Sostheater-Kostümmalcrs Herrn Fanto vom Garderobe-Oberinspektor Herrn Metzger angcfertigt. Die dekorative Einrichtung ist vom Oberinspektor Herrn Hasait. s-* Säuigl. Schauspielhaus. Vor einigen Wochen wurde das fünfzigste Schriftstellerjubiläum Björnsons festlich begangen. Man führte zur Feier des Tages in der Haupt stadt seines skandinavischen Vaterlandes -cs DichterS drei- aktigcS Lustspiel „Geographie und Liebe" auf. Die Wahl dieses Stückes, das in den achtziger Jahren entstand, wird »mmer unverständlich bleiben, denn wenn eine Arbeit sür den Dichter und Menschen uncharakteristisch ist, so ist es diese. Er hatte doch ganz andere Werte zu vergeben, Emanationen des Genies, das auf felsigen Höhen mit blitzenden Augen in die Weiten schaut. Das Lustspiel ist nicht aus den Höhen gewachsen, im engen, bedrückenden Tälchen ist es geboren, und eng und klein ist cs geblieben. Björnsons Talent, dem mannigfaltige Ausdrucksmittcl ge geben sind, gravitiert gelegentlich auch nach der Schilde rung bürgerlicher Milieus, ganz reizende Sachen sind ihm da gelungen: das Lustspiel «Die Neuvermählten" ist ein feines, schätzenswertes Werk, das in geschickter Klcin- malerci die liebenswürdigsten Züge des Dichters offen bart. In „Geographie und Liebe" ist Björnsvn nach einer glücklichen und vcrheistungsvvllen Exposition von allen guten Geistern verlassen worden. Im Hause des Proftssors Tngcsen macht sich die „Geo graphie" in unerhörter Weise breit, sie tritt bereits so sicl>er und rücksichtslos aus, dast die Liebe fast brausten ist. Frau Karen fühlt sich von ihrem Gatten, der unter dem Ein fluß des Professors Tnrman, eines eingefleischten Jung gesellen. steht, vernachlässigt, und mehr noch, sic leidet unter den unaufhörlichen Seecationen des phantasicbegabte», egoistischen großen Kindes. Auf den Nat einer Freundin, der kluge» Frau Birgit Römer, verläßt die Gequälte ans etilige Zeit das Haus, um dem Manne einmal zum Be wußtsein zu bringen, welche Schatze er so rücksichtslos ver geudet. Dieses Heilmittel, zu dem sic sich nur langsam und bestärkt durch eine Szene voll Heftigkeit und Krän kungen entschließt, hat nach einige» Schwankungen gün stigen Erfolg. Nachdem jeder, getrennt von dem anderen, den Wert des Zusammenlebens erkannte und sehnend ent behrte, treffen sic unter allen Zeichen der Fröhlichleir, unter Hopsen und Springen wieder im alten Heim zusam men. Geographie und Liebe werden von nun an ein trächtig in dem hübschen norwegischen Holzhause nebeneinander weilen. — Bei einem solchen Stoff kommt cS vor allen Dingen auf das „wie" an. man sollte meinen, dast bei Björnsons Begabung alle Voraussetzungen »zuträfen. Aber «ine Grundbedingung zur wirksamen und vornehmen Aus-ge staltung versagte, der gute Geschmack. Die ursprünglich als Komödiensiguren höheren Stils angelegten Gestalten wer den beinahe zu Karikaturen vergröbert, das Lustspiel artet zur Posse aus, und nicht zu einer Emenswerten. Kam es -cm Dichter nicht darauf an, die Einheit des Stils zu wahren, so legte er auch auf die logische, ruhige Ent Wicklung der angeschlagene» Motive keinen Wert. Eine ganze Anzahl von Szenen könnte falle», ohne daß das Vcr ständnis dadurch im geringsten berührt würde. Darunter ist auch die eine, die man dennoch nicht missen möchte, in der die junge Helga dem Vater die Geschichte seiner Ver lobung erzählt, wie sic »sie von der Mutter erfuhr, lieber dieser Szene liegt der schimmernde Goldglanz echt-- Poesie, eine holde »Stimmung wird durch ein paar Worte erzeugt, die sich leider nur z» bald in schwankartigrm Durch einander verflüchtigt. Während die beiden ersten Akte manche Situation bringen, die i» harmloser Drolligkeit die Lachlust anregen kan», steckt der mit beinahe anfängcr haster Unbcholsenheit gearbeitete letzte Akt voll Torheit Vermutlich beabsichtigte der Dichter eine Verspottung des Mnstizismus und der „Spökenkiekerei" seiner Landsleute, aber mit der eigentlichen Grundidee l>at diese verunglück, Satire nichts zu tun. Wer i» Bhörnson den Schöpfer des gewaltigen DramgS „lieber nnsere Kraft" und Dichter prachtvoller Hcimntsnovellen verehrt, kann trotz manchen guten Wortes über Liebe, Ehe und Behandlung von Man tasiemeiischen nur eine rechte Enttäuschung erleben. Das Lustspiel hat in den Spielplänen deutscher Bühnen keine Heimstätte gesunde» — nicht ohne Grund. Für die Ausführung ivar viel getan. Sic hätte viel leicht von vornherein noch mehr aus den Schwank gestimmt werden können, denn die seiner« Lustspielatmosphäre wird ja von dem Dichter selbst allzu rasch getrübt. Professor Ttigesen ist eine Mischung von genialem, dichterisch twran- lagtcm PHaiitasicmenjchen, naiv egoistischem Haustyranne» »nd Kindskopf. Herr Fischer »war mit sichtlicher Krewde an die dankbare Aufgabe herangcgangen und wußte -er bunten Mischung dieser krausen Einzclzüge wirksamen AuS-
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