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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071120020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907112002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907112002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-20
- Monat1907-11
- Jahr1907
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Dies»» vl«tt «Ir» -«» Leser» »»» Dr»-»en »»» U«,«du», «« r»«e „rher »ereil» ,i« Ubena-Mrgadr »»-«stell«, «ähk«nd ,» »>« Bost.«»ou«»»I,» ,» Vtvkgen t« rtaer <vela««au»-a»e «hall»,. 52. Jahrgang, 322. v,ly««L»»»tzr r«.r«»tt»tzri iür r««. dr» »ri U>,Ilch M«>. malt,er Zuiraoun, >«, Sonn- nn» Itonianen nur »Inmatt »»SM., durch »u«n>ar>Iar«on». mi,ston«rr ».« «k Bri »Inmatt,«r gu- tt-Inna durch »I« -oft tt»I.,otzn««,ft,tt,eld>. Dt« drn Lrlrrn Drr«drn u Um,«du», am Ia,r »orhrr ft», grftellle» »drnd-Nul- ^adrn rrdaftrn dt« aus» «üntarn »«»tohrr mit der «orgrn. «u»,»», »utominr» jua, stellt, »lachdrutt nu> ml» »ru». ttcher Qurttrnan,»»» <,»>««. Rachrl »u. ttilfl,. — Unorrlon,», Ranutkrtvl» wrrd«, nicht ausdewadrt. Mittwoch, 2V. November 1M7. Telegramm-Adresi«: Nachrichten Lres-eu. 1838 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraste 58M. Fernsprecher: Nr. N und 2096 «uzet«»* »Torts »n«»tzm« »»» »nktn- »mun,«n dt» »»chm. » Udr. «an»t»a» »ur «arunftra-e « »an I> »>» >/,« lltz« Dt- «tntpalltae »rundltil« <» « »itdrn, »» stamilirn - diachrtchtrn » «1,: chelcholt«.>n, ,«I>«n au« »er Pnortt- srtl« Zetir « P«.: dt« »iveilpaUtge Zelle au« r«kllettr «0-1 S» Nummrrn nach Sonn- und fteie»1a»en: die «inioalti,« <Srund»«tl« »0 Pi., aui Priliatictle 40 Pi, ^amiliennach- richten die G und>etle 2!, P>. — dlurwitrlige iiutrrita« nur ,e,«n vorautdrtadlun,. — Jede« Briegdla« tostet lv Psrnnt,«. virkt »bstossevdsr »Is sin KLssIiekss Oesjckt oder unreiner Irint. In den m»isten I>'8IIen rNInt er von fkc»lend<>n Spoiseresten rviscden äso 2Skn«n der unit ist «eder itnroti /.sknvSsser ooek durck Liknput/pulver rulieseiiinen. >'ac>> dou giündlicsien Dotersueiniugou von " " » («ieke Uonstskefte Mr pwlcli'-cke Dermatologie 1893. «ft»ci 17) köoiioa einrig und-Hein krüstig I, I Orxdationsmittsi den unappetitliche» dovtor oris beseitigen. äis 8ps/itiliun> dagegen Kitt sied EML»gllin/.vlld bscvälirt. Ls ist nickt unrein vorzügliches ang>-no>>m erkrisekend sekmseltt-ndss Xaknrsinigungs- «» Ni ü mittel, soiniorn sin Vorboue-unirsmittel g-'gsa Lalinicaries, Kund-, Hals- und Itackenlcranlcliniien und maelit 2»dnMst»s«r und 2aknpulv«r entkekrliek. blur eckt io luden, 1 klonst »unreiokend a 7S kei LInseodung von vtt Bku. lreo.. berg«ste>lt im Laboratorium kür med. pbarm. lftüparat« Dresden, »«uptiiipot: I-üv«n-^pwtIi«t4« MlsdruNsr 8tr. kost« )tltm,rstt u. den i»eis>. »nd. ^polkesten. Werner ksi^Nerm. Nook. ^itmurktS, v^kaumann, Drnxsr 8<r. 40. 0. Saumsnn, Xdnixdok.-8tr. 9, UM Wl!llWU>! W . . , «xd lloti. ole'mdil, >Vilsdruasr'8tr. 86, kedr. Ssvst, ÜSoisokpt. 6, So»»«« LSovk>n«st, IVsisonksusstr. 2L t- Sutk!n«nn, Zcklossstr., Loü. Niintr,ok«I. Struvestr. 2, k. Nt«IIm»aa, ü-tuptstr. 22. ^u-usta-vrog«rl«, Dilrerstr. 12. ALev ertr^s Lesev. KönigFriedrich August empfing heute den badischen Ministerpräsidenten Freiherrn v. MarschaN-Bieberstein und ven deutschen Gesandten in Wien v. Tschirschkr, und Bögendorfs in Audienz. Im Befinden der Königin-Witwe schreitet die Bes serung fort. Es verlautet, Kultusminister v. Schrieben wolle aus Gesundheitsrücksichten von seinem Amte zurücktreten. Der Kaiser wird bis zum 5. Dezember in Highclisfc-Tastle bleiorn. Die Kaiserin ist an Bord der „Hohenzollern" in Pmuiden cingetrossen. In OldhamMiddleton und Heywood bei Manchester werden nächsten Sonnabend 7V Baumwollspinnereien geschloffen, wenn bis dahin keine Maßnahmen zur Abwendung der Baumwollkrise getroffen sind. Mexiko gewährte den Vereinigten Staaten eine Kohlenstation und einen Schießplatz an der Magdalenenbai. Neueste Drahtmeldungen vom 19. November. Znr Kaiserrcise in England. London. (Priv.-Tcl.) Der Deutsche Kaiser wird Highclifse am b. Dezember verlassen, um sich nach Amsterdam zu begeben, wo er am 6. Dezember z»m Besuche der Königin von Holland und deren Oie mahl cintressen wird. Amntden. Die „Hohcnzvllcrn" fuhr heute früh 8V2 Uhr unter den Hochrufen der am den Hasenlats ver sammelten Mienge -und oen Satutschnffcn der Forts in de» hiesigen Has<n ein. Die Kundgebungen wurden noch leb hafter, als die Kaiserin sich ans dem Promenadendecke zeigte. Die hohe Frau dankte huldvoll siir die ihr dargc- drachte Begrüßung. Berlin. lPriv.-Tel.s Direktor JulinS Fritzschc, der seinerzcitige Leiter des Friedrich Wilhelmstädtischen Lperetten.Theatcrs und des ehemaligen Lindcn-Thcatcrs. jehigen Mctropol-Theatcrs. ist im Alter von 63 Fahren nach längerem Leiden gestorben. Weimar. Der Groß Herzog hat das Protektorat über den deutschen S ch i l l c rdm nd zur Begründung und Erhaltung der deutschen Nationalfestspiele für die Jugend übernommen. München. Der deutsch« Kronprinz ist heute vormittag hier e.ingctroffen und alsbald mittels Antvmobils nach Bad Kreuth weiter gefahren. München. Aus der Tiesstvllenanlage der Grube „Peißenberg" entstand am Nanchlaiial des Damvfkcssels aus bisher unbekannter Ursache ein Erdbrand, der sogleich durch AnShcbcn der heißen Partie» energisch be kämpft und ans den Entstehnngshcrd beschränkt wurde. Durch Anwendung chemisch wirkender Ltossc soll er vollends erstickt werden. Für Ansrechtcrhaltung des Gru benbetriebes und Beschäftigung der Belegschaft ist gesorgt. Bombcrg. Zu der gestrigen Meldung über die E «li sch c id u n g ög r ü n d c des Urteils des hiesigen Ober- kandesgcrichts im Prozeß gegen die Bayerische B 0 de n k r>e d i ta n st a l t in Würzburg teilt die Direk tion dieser Bank mit, daß etwas über lOOOOO Ml. Zinsen abgeschriebcn wurden, nicht 1 000 000, wie irrtümlich ge meldet wurde. Paris. (Priv.-Tel.s Hiesige Blätter wissen wieder einmal zu melden, das; der deutsche Botschafter in Kon- stantinopcl v. Marschall dteicn Posten verlassen und wahrscheinlich Nachfolger des Fürsten Nadolin in Paris würde. Paris. In einer Unterredung mit dem Sonderbe richterstatter des „Matin" in Casablanca erklärte Ge neral Drude u. a., die Stämme hätten solche Niederlagen erlitten, daß sie daran endgültig genug hätten. I» einem UmDreise von mehr als 55 Kilometern sei kein Feind zu erblicken. Nur Wegelagerer beunruhigten die Gegend. Wenn Mnlay HasidS undisziplinierte Leute, fuhr Drude fort, uns angrcifcn würden, io würde ich sehr energisch zu schlagen. Ich würde aber nur dann angreisen, wenn ich von der Negierung ocn Auftrag dazu bekommen würde. Im Falle eines Angriffes Mnlay Hasids am Äe Franzosen erklärte Drude, daß er einer Macht von 25 000 Mann widerstehen könne, er sei ohne Sorge für die Zukunft. Paris. (Priv.-Tel.s „Matin" meldet aus Mailand: Droh aller Dcnrcntis wird Toielli «m nächsten Jahre in Europa eine Konzertreise unternehme». Außer dem wird er am 22. Dezember im Mailänder Konserva torium ein Konzert zum Besten der Musilstudicrendcii veranstalte». Brüssel. (Priv.-Tel.s Troh der angekundigten In terpellation in der Kam-mer, die den Antrag enthält, der Prinzessin Luise einen Kredit von 40 000 Francs zu ge währen, wird der Verlaus der Juwelen der Königin Henriette noch am 22. d. M. statifinden. Lublin. lPriv.-Tcl.s Angehörige der revolntio. »ärcn Partei sind vergangene Nacht in das Archiv des Kreisgerichts eingedrungen. schelten die Diener »nd vernichteten sämtliche Akten über politische Prozesse, worauf sie svurlos verschwanden. Manchester. (Priv.-Tel.s 70 V a u m mallspinn e- rcien werden nächsten Sonnabend 'in Oldham-Middlc- tvn und Hemvvvd geschl 0 sse » werden, wenn bis dahin keine Maßnahmen zur Abwendung der Baumwollkrise .getroffen sind. Diese Krise steht jedoch in keinem Zu sammenhang mit der amerikanischen Finanzkrise. Kalkutta. Unter den Angestellten der 0 st i n k> i » schen Eisenbahn ist ein ernster Ausstand ausge- brochen. Der Güterverkehr tst behindert. ES wird be fürchtet. daß die Befrachtung der Schisse «ine große Ver zögerung erleiden werde. Ocrtliches uns Sächsisches. Dresden, 19. November. —* Sr. Majestät der König hörte heute vormittag die Bortrage der Herren Staatsministcr und des Königs. Kabinettssekrctärs und empsing «daraus den zum kaiserlichen Botschafter in Wien ernannten bisherigen Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Wirkl. Geh. Rat und königl. säch sischen Kammevhcrrn v. Tschirschky und Bögendorff in Audienz. Nachmittags 1 Uhr empfing er den Großherzogi. Badischen außerordentlichen Abgesandten, den Präsidenten des Badi'chen Ministerinms uftv. Freiherr» Marschall v. Bieberstein in feierlicher Audienz. Der Gesandte über reichte die Notifikation über das Ableben des GroßhcrzogS Friedrich und di« Thronbesteigung seines Souveräns. Der Empfang fand in Gcgenivart des Staatsmnristcrs Grasen Hvhcuthal und Bergen und der Herren des königl. Dienstes statt. Bor den Gemächern des Königs war aus diesem Anlasse eine Paradewache vom Gardcreltcr-Rcgi- ment ausgetreten, die dem Abgesandten die militärischen Ehren erwies. Im Anschluß an diese Audienz fand beim Könige Tafel statt, zu der sowohl der Badische Abgesandte als auch der znküiistigc Botschafter in Wien v. Tschirschky und Bvgrndorss, sowie Siaatsminister Gras Hohenthal nnd Bcrgen mit dem Lcgationssekrctär Freiherrn v. Biedermann mit Einladungen beehrt worden waren. — Nächsten Donnerstag wird sich der König, wie schon früher mit geteilt, einer Iagdeinladung des Fürsten zur Lippe folgend, nach Detmold begeben. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe hat den ersten Teil der Nacht gut geschlafen. Am gestrigen Tage war zum ersten Male die Nahrungsaufnahme befriedigend. —* Bei dem soeben beendeten Iagdauscnthalt Sr. Majestät des Königs in Tarvis wurden, wie das „Wiener Neue Tagebl." mitteilt, 15 Gemsen zur Strecke gebracht. Das Jagdgebiet König Friedrich Augusts wurde im Jahre 1904 von der ärarischcn Forstverwaltung tn Tarvis auf die Dauer von 10 Jahren gepachtet und umfaßt ein Terrain von 18 170 Hektaren. In seinem Jagdrevier lies; sich König Friedrich August fünf Hütten erbauen» von welchen die höch-tgelegene Königshütte heißt und 1700 Meter über dem Meere, im sog. Weißenbachgraben, drei Gchstiinden von Naibl entfernt, liegt. Nach einer fach männischen Schätzung wird dieses ganze Revier von unge fähr 1500 Gemsen und 500 Rehen bevölkert. Man behaup tet in Tarvis, daß sonst nirgends in Oesterreich so starke Gemsböcke. Stücke im Gewichte bis zu 40 Kilogramm, er legt werden. Der König kommt dreimal im Jahre nach Tarvis. Gern wohnt er dem Gottesdienste in der Pfarr kirche bei und steht, ans einem großen Buche betend, oft mitten unter der Landbevölkerung. Mit Vorliebe obliegt er dem Photographieren. Die Mahlzeiten nimmt der Gast zuweilen im Hotel „Gclbsnß", meistens werden -ie Speisen jedoch von dort in die königlichen Appartements inS Schloß gebracht. Der König tst in Kärnten sehr populär. —* Graf Joachim Schön burg-Glancha«. Gras Friedrich Magnus zu S 0 l>m s - Wi lb« ns e l s, Freiherr v. Marschall und Gras und Gräfin Hugo Schölte Douglas aus Rügen sind hier eingctrosfen und haben im Hotel „Bellevue" Wohnung genommen. Ferner haben da selbst längeren Aufenthalt genommen: Frau Baronin Marie v. Zcdiwitz ans Schloß Chartreuse, Frau StaatS- ministcr v. Frie-denthal, geb. v. Rosenberg, und Gras «nb Gräfin Fr. de Oller y Padrol aus Barcelona. —* Mit immer größerer Sicherheit tritt die Nachricht auf, daß Sc. Exzellenz Herr Kultusminister von Sch lieben ans Gesundheitsrücksichten sich leider gezwun gen sehen wird, von seinem Amte zurückzutreten. —* König Friedrich August hat nachstehende Ordens- dekorativnen verliehen: das Ritterkreuz 2. Klaffe -cs Ver dienst-Ordens mit der Kriegsdekoratton: -cm Obcrleutn. Leonhardi in der Kaiserlichen Schiitztrupvc kür Sttd- wcstasrika, früher im 12. Fcldartillerie - Regiment: das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrcchts-Ordcns mit der Kricgs- dekoration: dem Stabsarzt Dr. Dunzelt, früher im 103. Infanterie-Regiment: dem Feld-Intendantur-Rat, In tendantur-Assessor Dr. Heyne, Leutnant der Reserve des 104. Infanterie-Regiments, früher bei der Intendantur des 19. Armeekorps, — jetzt in der Kaiserlichen Schntztruppe für Südivcsiasrika, dem Stabsarzt der Reserve Dr. Krönig im Landwehr-Bezirk II Leipzig, zuletzt in der Kaiserlichen Schntztruppe für Südwestasrika: das Ritterkreuz 2. Klasse desselben Ordens mit der Kriegsdekoratton: dem Fcld- Intcndantur-Registrator Kemter, früher bei -er Inten dantur des 10. Armeekorps, dem Zahlmeister Sch urig, Kunst und Wissenschaft. s-*MitteilungauS dem Bureau derKvntg- lichcn Hoftheater. Die Abonnenten des Schau spielhauses werden daraus ausmcrlsam gemacht, daß die Billetts für daS ziveite Abonnement von Donnerstag, den 21., bis Sonntag, den 24. November, an der Tageskasse des Schauspielhauses von vormittags 10 bis nachmittags 2 Uhr (Sonntags von halb 11 bis 2 Uhr) ausgcgcbcn werden. Rcfid^nzthcatcr. Erstausführung von „Brüderchen", ein Kadcttcndrama in drei Akten von Robert Over- weg. Menschen, die behütet und betreut von zärtlich ster Sorgfalt auswnchscn, und solche, denen im Lebenskämpfe die Erinnerung an .Kindheit und Jugend verblaßte, pflegen leicht von oben herab Uber Kindcrsvrgen und Kinderleidzu urteilen. Kindcrleid — lieber Himmel, ctivas, daS die kommende Stunde verweht, Iugendsvrgen nicht viel mehr, als ein Zustand, der in der frohe» Hoffnung -es nächsten Augenblicks nntcrgcht. Wirkliche Kenner der jugendlichen Psyche «vstsen längst, das; junge» Leiden voller Ernst bci- gemessen werden muß und die allcrzartcste Ansmcrksamkeit am Platze ist, um schmerzende Nisse lind zu heilen. Wie viele Menschen tragen unzerstörbare Nnncn im (Besicht, die ihnen elnc schwere, traurige Ingen- schrieb. Kindcrseelen sind nicht, wie schlechthin »nd aus Beaucmlichkeit ange nommen wird, offene Bücher: komplizierter und feiner werden sie, se mehr äußere Eindrücke an sie herantreten und inneres Erleben in ihnen erwächst. Wie viele Eltern und Erzieher können die Schrift nicht lesen, wie viele wollen es nicht einmal, »nd Elend wächst aus diesem Mangel an Fähigkeit oder Mollen. Und der Tag kommt, ivo da» Unbegreifliche als Faktum dasteht, -aß das Innen leben -er eigenen Kinder den Eltern eine torr» inoognir« ist. Dann ist'S meist zu spät. Ernsthafte Pädagogen haben die Erfahrung ausgesprochen, daß die Sorgen deS Lebens, wie sie keinem erspart bleiben, sie kaum so schwer gedrückt hätten, «nie die simplen, gering geachteten Schulsorgen In Wort und Schrift ist oft und mit Nachdruck an -as Ge wissen der einzetnen appelliert worden. Auch aus der Bühne sind diese Fragen von modernen Autoren wieder holt an Eiiizelschicksalen behandelt worden. Sobald solche Stoffe künstlerisch und taktvoll bearbeitet werden» kann man ihnen Berechtigung ganz gewiß nicht versagen. Robert Ovcrweg, dessen Name mit dem „Brüder chen" ans dem Dunkel ansgctaiicht ist, nennt sein Stück ein Kadetcndrama. ES ist das Schicksal eines armen Jungen, der an dem verbohrten Unver stand seiner Eltern und der naiven Grausamkeit einiger Klassenkameraden zu gründe geht. — Hans ist der Sohn des Obersten von Schrauben. Er möchte gern Musiker werden, aber der Vater steckt ihn ins Kadettenkorps. Sein Fleiß und sein Ehrgeiz werde» aufs äußerste angestachelt, »nd etwaiger Mangel an wissenschaftlichem Erfolg mit harter Strafe bedroht. AlS nun eine Wcihnachtszensur trotz allem Eifer schlechte Noten ausweist, sucht er sie zn fälsche». Kameraden erwischen ihn dabei »nd üben selber Gericht an ihm. Sic gebe» zwar ihr Wort, über den Vor fall zu schweigen, aber er ist iin Korps doch „unten durch". Dazu kommt, daß ihm von Hause ans die Mittel versagt werde», irgendwie mitznhalten. Er gilt allgemein als Duck mäuser. an dem sich die anderen nngestrast reiben dürfen. Bei einem gemeinsamen Ausflug der Kadetten, für den er wieder so gut wie kein Geld mitbekommen hat, läßt er sich im Zustand seelischer Depression verleiten, von einem Zahlbrett einen Taler zu nehmen. Diebstahl! Da -er Kellner Lärm schlägt, kommt der Fehltritt sofort heraus und Hans -ist natürlich unmöglich. Als der Vater erklärt, die Schande einer rtiivaigen Verurteilung feines Sohnes nicht überstehcn zu wollen, geht der Sohn aus dem Leben, daS für ihn nur Bitterkeiten hatte. Er stürzt sich au» dem Fenster und stirbt an innerer Verblutung. Wer könnte sich wohl dem Mitgefühl für den armen kleinen Kerl entziehen, dem „Brüderchen" -cs Oberleutnants Fritz, der leider nicht viel für ihn tun konnte. Ja, Mitteid entlockt der traurige Fall und weichen Menschen eine Träne, aber eine Zeitungsnotiz, die Savon berichtete, könnte an nähernd die gleiche Wirkung ausüben. Robert Over weg ist sicherlich ein fühlender Mensch, aber noch kein guter Musikant: seine künstlerische Gestaltungskraft steckt noch in den Windeln. Aber cs sind Momente in dem Stück, die -cn Glauben an jene Gestaltungskraft erwecken. Vorläufig setzt er jedoch Schwarz neben Weiß, ohne Töne zu rnifchcn. Das Elternpaar ist in ganz tendenziöser Weise gestaltet, die Mutter eine Frau von empörender Hcrzcnskälte und Oberflächlichkeit, der Vater ei» rücksichtsloser Tyrann, dessen vcrsöhncndster Zng der strenge, gerade Ehrbegriff ist. Bei diesen Eltern erschien der Fehltritt -es armen Jungen nur zu verzeihlich. Das bißchen Sonne, das in sein Leben fällt, kommt von Tante Emma, einer alten Jungfer mit reichem, mütterlichem Herzen, die für -ie Persönlichkeit des Nesse» echtes Verständnis hat, ohne doch so recht Helsen zu können. Der wackere Leutnant Fritz, der seinen kleinen Vetter zum „Brüderchen" wählt, hätte früher in sein Leben treten müssen, um dem schon Gebrochenen etwas sein zu können. Mit entschiedenem Geschick ist der zweite Akt ge arbeitet, er ist es auch, der Hoünung ans weitere Entwick lung -cs Autors erweckt. Der letzte Akt strotzt von rühren den Ungeschicklichkeiten, so wird, um einen Punkt heran- zuzichen, die Mitteilung von der Tat -cs Hans dreimal mit allem Nachdruck wiederholt. Ein feineres Gefühl hätte auch manche Wcndnng ansgcmcrzt, in der Lic Ten denz allzu heftig betont wird. Daß man diesem Drama trotz offen am Tage liegender Naivitäten nicht ungern begegnet, liegt an der trostlosen Oede anderer Erstaufführungen dieses Jahres. Das Ensemble LeS Residenzthcaters hatte -ie Novität mit vielem Eifer cinstiidiert. Der zweite Akt mit der Un ruhe beivegter Szenen bietet der Regie besondere Schwie rigkeiten, die aber in zutreffender, durchaus natürlicher Weise gelöst waren. Von den Darstellern war es nament lich der Interpret des Hans, Herr Re inhold Bauer, der -ie Stimmung, die über der traurigen, im Schatten stehenden Jugend liegt, durch schlichte Einfachheit »ver mittelte. Herr Direktor Witt spielte den gescheiten un- gütigen Oberleutnant Fritz sehr sympathisch. DaS Elter«»
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