164 Ernst König Der Fagottist: Johann Christoph Torlee, Mitglied der Hofkapelle Fried rich Wilhelms I., fand in Köthen einen neuen Wirkungskreis. Im Jahre 1725 wurde ihm ein Sohn geboren, Carl Ludwig. Dieser wurde vom Vater eben falls als Fagottist ausgebildet. Im Jahre 1716 wohnte Torlee mit Abel zur Miete (s. o.). Später besaß er ein eigenes Grundstück auf dem Walle mit der Nr. 192, heute Wallstraße Nr. 67. Der Oboist: J ohann Ludwig Rose siedelte auch von Berlin nach Köthen über. 1714 ist er in der Abendmahlliste der Agnuskirche verzeichnet. 1720 erteilte er dem Johann Levin Apitz Unterricht im Oboenspiel. Von 1717 ab übte er die fürstlichen Pagen im Fechten. Er erhielt monatlich 150 Taler. Sein Sohn wurde ebenfalls vom Vater als Oboist ausgebildet. Obwohl Jo hann Ludwig Rose über vierzig Jahre der Hopf kapelle angehörte, wurde er im Jahre 1754, wie die anderen, ohne Gnadengehalt entlassen. Der Violoncellist: Christian Bernhard Linike traf erst 1716 in Köthen ein. Auch er war vorher in der Berliner Kapelle tätig. Seine monatliche Gage betrug 162 Taler. Am 6. 12. 1718 und am 8. 4. 1719 war ein Konzertmeister Linike aus Merseburg Gast am Köthener Hof. Er wird ein Verwandter des Christian Bernhard Linike gewesen sein 7 . Seit 1717 hatte Frau Linike in St. Agnus den KirchstuhlNr. 3 gemietet. Den nebenanliegenden, Nr. 4, be saß Frau Bach. Violinisten: Martin Friedrich Marcus war schon unter Stricker An gehöriger der Hofkapelle. Sein Gehalt betrug monatlich 109 Taler. 1716 wohnte er als Mieter bei dem Krämer Ernst Gottfried Lautsch auf dem Buttermarkt Nr. 96 (heute Dr.-Krause-Straße Nr. 13). Er begleitete Fürst Leopold nach Karlsbad. Als er am 20. 6. 1722 die Hofkapelle verließ, trat für ihn der Organist der Agnuskirche, Christian Ernst Rolle, ein. Christian Ernst Rolle, wurde Organist an St. Agnus, als Emanuel Lebrecht Gottschalk zum Kammerdiener des Fürsten Leopold berufen wurde. Rolle stammte aus Halle. Von 1714 bis 1728 diente er der lutheri schen Gemeinde in Köthen. In der Hofkapelle wird Rolle, wie Marcus, die Violine und Viola gespielt haben. Im Jahre 1728 ging er als Organist nach Neubrandenburg, wo er 1739 starb. Der Hofpauker: Anton Unger war zeitweilig Pächter des Großen Gast hofes, des ersten Hauses am Platze, das dem Rat der Stadt gehörte. Damals logierten dort Künstler und hohe Persönlichkeiten, die am Hofe vorspre chen wollten. Auch Johann Sebastian Bach war im Großen Gasthof mit seiner Ehefrau eingekehrt, als sie sich im Dezember 1725 am Hofe hören ließen. Ungers Gehalt betrug 60 Taler. Im Jahre 1716 wohnte er bei dem Krämer Martin Faulwasser, im Halleschen Viertel (heute Hallesche Straße Nr. 2/3). Der Vorgänger Johann Sebastian Bachs August Reinhard Stricker, befand sich 1708 als königlicher Kammer musikus in Berlin am Hofe Friedrichs I. Als dieser 1713 starb, wurde von 7 F. Smend, a. a. O., S. 153.