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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801005
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801005
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-05
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1880
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Moste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Z04. DieuStag de» 5. Oktober 1880. 74. ^gstlMNg. Die Lrutscheu Kenoffenschafte». L Mit gewohnter Regelmäßigkeit ist soeben auch für daS Jahr 1b78 der von vr. H. SchulzeDelitzsch als derzeitigem GenoffenschaftSanwalt HerauSgegeben« Jahresbericht über die auf Selbftbülse gegründeten deutschen Erwerbs- und WirthschaftSgenossenschasten erschienen. Derselbe giebt wiederum einen Beweis davon, wie sehr daS Genossenschaftswesen trotz des bereits erreichten so bedeutenden Umfange- noch immer in weiterer Entwickelung begriffen ist. Sind unter den Tausenden von Vereinen einige Kata strophen vorgekommen, so haben dieselben doch keines wegs auf die geschäftlichen Berhältniffe der Genossen schaften rm Ganzen nachtheilig eingewirkt. Bielmehr geht auS den mitgetheilten Zahlen hervor, daß so wohl die Reserven als die vom Vertrauen deS Publicum gewährten Anleihen gewachsen sind. Auch d»e Zahl der Genossenschaften hat sich vermehrt: von 314« Ende 1878 auf 3303 Ende 1879. Bon den selben gehören 1886 (gegenüber 1641 im Jahre 1878) zu den Creditgenossenschaften (Borschuß- oder Cre- ditvereinen, BolkS- oder Gewerbebanken); 849 (gegenüber 838 im Jahre 1876) zu den Genossenschaften in einzelnen Gewerbe- »weigen: 843 (gegenüber 831 im Jahre 1878) zu den Konsumvereinen; 48 (gegenüber 49 nn Jahre 1878) zu den Baugenossenschaften. 3303. Es ist indessen zu beachten, daß die statistischen Er mittelungen stets hinter der Zahl der wirklich exifti- renden Vereine zurückbleiben, so daß Schulze-Delitzsch die Gesammtzahl der Genossenschaften auf mindestens 3300 veranschlagt. Auch in dieser Summe sind aber die sogenannten Raiffeisen'jchen Darlehnscaffen nicht inbegriffen, welche für die Creditbedürfniffe wenig bemittelter ländlicher Bezirke in erheblicher Menge, namentlich in Rheinpreußen, Hessen, Baiern und Baden, verbreitet sind. Im Ganzen betragen die Mitgliederzahl der deut schen Genossenschaften über eine Million, der Umfang der im Jabre 1879 gemachten Geschäfte über 2000 Millionen Mark, die Ansammlung eigener Eaprtalien der Mitglieder in GelchäftSantherlen und Reserven 170—180 Millionen Mark, die aufgenommenen An leben 350—400 Millionen Mark. Die Genossenschaften werden von einem allgemeinen Berbande umschlossen; demselben ist allerdings eist der kleinere Theil der Vereine (ca. 1100) beigetreten, indessen kommt das Wirken des Verbandes, welches rn Schriften und gemeinschaftlichen Beralhungen sei nen Ausdruck findet, sämmtlichen Genossenschaften zu Gute. Die Zahl der Unter- oder Landesverbände beträgt gegenwärtig 32. Den Zwecken deS Verbandes bient als Organ in der Tagespreise die Wochenschrift: „Blätter für Genossenschaftswesen" (früher „Innung der Zukunft"), HerauSgegeben unter Mitwirkung von Parrsius und Schneider, ferner die von den verbün deten Vereinen 1884 gegründete, gegenwärtig mit 9 Millionen Mark Actiencapital ausgestattrte deutsche Genossenschaftsbank von Sorge! ParisiuS L Co. in Berlin (Kommanditgesellschaft auf Aktien), mit der Bestimmung, den Genossenschaften die Grobbanken verbindung zu vermitteln und als Central-Geld-Jn- ttitut zu dienen; 1871 wurde in Frankfurt a»M. eme Commandite gegründet, welche besonders die Interessen der süddeutschen Genossenschaften wahrzunehmen hat. Dre Einflüsse, welche die geschäftlichen Ergebnisse nancher Großbanken 1879 günstiger gestalteten, als in den früheren Jahren, haben auf die Vorschuß- und Creditvereine nur wenig eingewirkt. Letztere litten vielmehr nach wie vor unter dem fortdauernden Darniederliegen des Kleingewerbes; daher haben sich manche zur Liquidation entschlossen. Eine Abnahme in der Zabl der Vereine ist c ingetreten in Branden burg. Schlesien^ Preußen, Rhemprovinz, Westfalen, nn Königreich Sachsen und den Hansestädten, eine Zunahme in der Provinz Sachsen, Hessen, Nassau, Posen, Baiern, Württembera, Baden, Oldenburg, Braunschweig und in dem Grcßherzogthum Hessen, wo nicht weniger als 23 Vorschuß-Vereine neu gc- gründet wurden. Di« „Genossenschaften in einzelnen GewerbSzweigen" zerfallen in Rohstofsgenossenfchaften, Werkgenoffen- schaften, Magazingenossenschäften und Productiv- genoffenschasten. Die beiden erstgenannten haben um je 5, die Magazingenossenschaften um eine zugc- nommen; die industriellen Productivgenossenschaften haben sich um 3 vermindert, die landwitthschastlichen um 7 vermehrt. Unter den Konsumvereinen haben sich die in den letzten Jahren häufigen Liquidationen vermin dert; die stärkste Bermehrung derselben ist in den Reichslanden wahrzunehmen. Der durchschnittliche Verkaufserlös hat sich nicht unwesentlich vermehrt; derselbe betrug im Jahre 1878 150,843 (gegenüber 141,593 im Voriahre). Die Reserven haben sich um 100,0k die GeschäftStheile um fast 300,000 gegen daS Vorjahr erhöht. Der Anwalt wendet sich wiederum nachdrücklich gegen da- noch in vielen Vereinen übliche kreditgeberr; namentlich sind eS sächsische, oberschlesische und einige süddeutsche Vereine, welche dasselbe nicht entbehren zu können glauben; dieser Unfug ist leider namentlich gegenüber Berg- und Hüttenarbeitern eingeriffen- Von nachhaltiger Besserung der wirthschaftlichen Lage der arbeitenden 0 lassen kann aber nicht eher di« Rede sein, alS bi- sich dieselben gewöhnt haben, die Gegenstände ihre- täglichen Bedarfs baar zu bezahlen und zu diesem Behuf« den letzteren nach den Einnahmen zu regeln, statt durch das Leben auf Borg die Unordnung in dem HauShalt zu verewigen. Wo die Beschlagnahme noch nicht verdienter Löhne . u setzlich aufgehoben ist. haben dre Vereine auch keine Sicherheit für die Zahlung deS dem Arbeiter ' creditirten Betrages. Den am wenigsten blühenden Zweig deS Genossen fchaftSwesenS bilden die Baugenossenschaften; eS sind seit dem Vorjahre 3 emgegangen und keine neuen entstanden. Nachdem die früher in vielen Lrten bestehende WohnungSnoth durch die gesteigerte Bauthätigkeit schon seit längerer Ze,t beseitigt und an ihre Stelle vielfach WohnungSüderfluß und theil weise Entwertung deS Grundbesitzes getreten ist, haben auch viele Baugenossenschaften ihre Bauthätig keit noch nicht wieder ausgenommen und beschränken sich auf die bestmögliche Vermietung der noch nicht ve, kauften Gebäude. Der Fortschritt -er Welt. Unter diesem Titel ist in London ein statistisches Werk Mich. S. Mulhall'S erschienen, dem die „A Z.' nachstehende interessante Daten entnimmt: Nimmt man die Bevölkerung der grobbritannischen und der Bereinigten Staaten (Nordamerika) als anglosächsische Race collectiv, so zeigt sich von 1801 bis 1880 eine Steigerung von 23 Millionen auf 88 Millionen, also um 300 Proc., während der europäische Connnent von 170 auf 275 Millionen, also nur um 63 Proc. wuchs Mulhall folgert hieraus, daß die anglosächfische Race berufen ist, der englischen Sprache jene Stelle zu erringen, welche daS Lateinische zur Zeit der Cäsaren einnahm. Den Fortschritt der ein zelnen Sprachen calculirt er wie folgt: Englisch von 22 aus 90 Millionen (310 Proc), deutsch von 38 auf «8 (70 Proc ), französisch von 34 auf 4« (38 Proc.), russisch ron 30 auf 83 (110 Proc ), spanisch von 32 auf 44 (38 Proc.), italienisch von 18 auf 30 (86 Proc.), portugiesisch von 8 auf 13 Millionen (83 Proc ). — Die jährlichen Ausgaben aller Staaten der Erbe be trugen vor 80 Jahren, als der Friede in Europa hergestellt worden war, 239 Millionen Pfund Sterling, >ekt erreichen sie 778 Millionen Pfund Sterling, sind also mehr als dreimal so groß. Die einzelnen Staaten hallen folgende Ausgabeziffern im Ganzen und per Kopf der Bevölkerung in den Jahren 1820 und 1880. 1820 1880 Mali«»«» »kr Million«» p" jiovf Großbritannien Frankreich Deutschland Rußland Oesterreich-Ungarn Italien Niederlande ein. 54 27 8 23 15 8 »K 51 18 8 II 11 8 18 e-trl. 83 111 85 73 80 58 20 »K 49 60 4>» 18 37 41 42 Türkei und Aegyten 4 7 29 1c Spanien und Portugal 8',. 13 33 34 Skandinavien L',. 12 21 Schweiz u. Griechenland 1 7 3'-. 18 Europa 15/ 1« 572 34 Vereinigte Staaten 5 14 48 22 Südamerika 3 3 33 25 Indien 30 3 50 4 China und Japan 54'. 3 49 3 Britische Kolonien 10 28 84 238 8 778 18 Was Oesterreich-Ungarn anbelangt, welches in den in diesem Werke besprochenen volkswirthschafllichen Zweigen auf keiner hohen Stufe steht, wird dennoch rn einer Hinsicht ein günstiges Moment herorgehoken, nämlich die vergleichsweise geringe Verschuldung von Grund und Bcden. Jnwiesern dies angesichts der sonstigen theuren Privatschulden ein Vortheil ist, scll momentan unermtert ble.ben. Es genüge die com- parative Tabelle der Hypo hekar-Belastung und de- Hypothekar-Zinsfußes der verschiedenen Staaten, aus deren Product sich die jährliche Procentual-Belastung von je 1000 LstrI. ergiebt. DaS genannte Werk giebt folgende Daren: t>rrdältuiv trr »ooll-ekor - BeI.>Nu»g Pro«. -iinok»» ?äirlichc Vast ,'ur Proc. eitrl. Großl-ritann en 58 4 23 Frankreich 8 5 4 Holland 8 4'„ 4 Dänemark 35 5 17 Schweden 30 5', 18 Rußland 15 8 8 Oesterreich-Ungarn 7 7 5 Deutschland 3l 8 13 Spanien u. Portugal 38 30 30 Italien 43 9 38 Die Nothlage der Landwirthschaft in Italien und Spanien ist auS der niederdrückenden Größe der Verpfändungslast erklärlich, während in Oesterreich der wohlfeilerem Zinsfüße, wie derselbe jetzt in Aus sicht gestellt ist, auch unter Zunahme deS Verhältnisses der Hypothekarbelastungen die Situation eine ver gleichsweije günstige bleiben kann. — Die Viehzucht betreffend, zeigen Oesterreich und Ungarn von 1850 bis 1870 eine Zunahme um 9 Procent an Pferden, 21 Procent an Kühen, 18 Procent an Schafen, keine an Schweinen und Ziegen. Bezüglich Ungarns Schafzucht bemerkt Mulball: Die ungarische Schaf zucht nehme keinen solchen Aufschwung wie die australische oder füdamerckanische. Von 1810 bis 1850 habe der Zuwachs 25 Procent betragen, seither (bis 1880) sei er besser, etwa 50 Procent, lieber den Fortschritt in der Geschwindigkeit der Reisen per Dampfer giebt eine kleine Tabelle der berühmtesten Uebersahrten über den Atlantischen Ocean Aufschluß, laut welcher die Reise von Liverpool nach New Mark zurückgelegt wurde im Jahre 1819 per Steamer „Savannah" rn 36 Tagen, 1837 per „Great Western" rn 14 Tagen 13 Stunden, 1840 per „Britannia" in 14 Tagen 1 Stunde, 1875 per „City of Berlin" in 7 Tagen 18 Stunden, 187« per „Br,kann,a" in 7 Tagen 11 Stunden. Ueberhaupt ist die Ersetzung der Segelschiffe durch Dampfer eine- der wichtigsten HandelSereignrsse deS Jahrhunderts. Wäre nicht die Dampfschifffahrt, so würde man um 33,000 Schiffe und 550,000 Seeleute mehr benöthigen als jetzt und die Kosten aller Maaren würden um 6 Prscent höher sein, ohne daß ein Beneficium für Producent oder Konsument daraus hervorginge. Es sind « Millionen Tonnen unter Steamer, 18'/, Millionen unter Segelschiffe zu regiftriren, und entfallen 340 Tonnen durchschnittlich auf ein Schiff. Die öster reichisch-ungarische Flagge participirt hieran nur mit 420,000 Tonnen und rangnt fast unter den letzten, Großbritannien', Amerika, Skandinavien, Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Holland, Rußland und Griechenland stehen alle höher. Vom böhmischen Lraunkohlenverkehr. Dem „Prager Tageblatt" geht auS Teplitz nach stehende Korrespondenz zu: Begünstigt durch mancherlei Verhältnisse, die augenblicklich noch nicht vollkommen erkennbar sind, hat der diesjährige große Herbstver kehr mit böhmischer Braunkohle früher als gewöhn lich begonnen. DaS Aufblühen der Elbeschifffahrt mag insbesondere zur Hebung deS ConsumeS dieses eimischen Produktes in Deutschland Biele« dazu bei- getragen haben; die Konkurrenz der EchifffahttSge- irllfchasten und Schiffseigner unter sich, die meist vortrefflichen, die Circulation der Fahrzeuge wesent lich fördernden Einrichtungen auf der Elbe, der un ausgesetzt gute Wasserstand, der den größten Theil des Sommer- über eine Vollbeladung der Schiffe erlaubte, gestatteten im Allgemeinen sehr niedrig« Frachtentarife, die noch unter die Minimalziffer de- früheren Jahres herabginqen. So war eS nicht zu verwundern, daß die BraunkohlentranSvoite per Wasser sich nicht allein auf die Elbe beschränkten, sondern einestheils in nicht unbeträchtlichen Mrngcn stromaufwärts m die Saale, Huvel, Spree, dann in die zahlreichen, leider meistentherls im schlechten Zustande befindlichen Kanäle zwilchen Berlin und der Ostsee, theilweise auch in die Oder drangen, anderntherl» von Plätzen der unteren Elbe wiederum per E senbahn insbesondere nach Westen zu. Braun schweig, Halberftadt. Hannover u. s. w. gelangten. DaS weite Absatzgebiet im Norden, welche- sich die böhmische Kohle im Laufe der früheren Jahre er obert har, wird nun neuerdings durch die billige Wasserstraße nicht nur erhalten, sondern von Jahr zu Jahr erweitert, denn eS kann mit Hinweisung auf die jetzigen koncurrenzverhältniffe behauptet werden, daß unsere Braunkohle ohne die Wasser straße heute schwerlich über Leipzig und Berlin hin aus einen nennenSwerthen Absatz finden würde. Die Wasserstraße ist daher hier nicht immer der mit den Eisenbahnen concurrirevde Transportweg, sondern sie führt den Bahnen Transponmaterial in großen Massen zu und ermöglicht ihnen den Transport des Brrnnmaterials in große Entfernungen, denn es ist bekannt, daß, wo einmal die guten Eigenschaften der böhmischen Kohle, sei es in Fabriken, sei eS in Pri- vathäusirn, erkannt wurden, man die Kohle auch selbst dann gern theurer zahlt, d. h. per Bahn be zieht, wenn der Wasserweg verschlossen ist. Den besten Beweis hiefür giebt das inländische Geschäft, welche- sich nicht der Vortheile einer Waffcr- straß? erfreut, dessen Absatzrayon deshalb viel kleiner als tm AuSlande ist. Prag und Dresden sind bei spielsweise nahezu gleich weit entfernt vom Pro- ductionSgebiet, DreSdrn bezieht jährlich fünf Millionen, Prag nur zwei Millionen kemner; bei Berlin und Brünn besteht dasselbe Verhältniß, Berlin hezieht vier Millionen und nur einen sehr geringen Theil hievon per Wasser, Brünn fast gar Vichts; die Nähe anderer Kohlenreviere bei Prag und Brünn ist hier nicht allein ausschlaggebend, denn auch bei Dresden und vor Berlin passirt die Braunkohle bedeutende Stein und Braunkohlenlager, dagegen standen früher hohe Ersenbahnfrachtrntarife der Verbreitung des Konsums im Inland« hindernd im Wege; erst den rm Anfang der sieben.iiger Jahre neu erbauten Eisenbahnlinien rm nördlichen Böhmen war es beschicken, durch Con- currenztanfe das inländische Absatzgebiet zu erweitern. AlS Hauptconsumenten traten besonders die Zucker fabriken auf und hauptsächlich im laufenden Jahre sind mehrere größere derselben nach mehrfachen Ver suchen und Vergleichungen zu der Einsicht gelangt, daß durch den Verbrauch von Braunkohle große Ersparnisse erzielt werden können. Um endlich noch Einiges über den Verkehr nach Baiern zu erwähnen, sind auch hier Fortschritte zu bemerken; Baiern ist zwar ein kohlenarmeS aber auch industriearmes Land, eine Vermehrung des ConsumeS kann daher angesichts dieser Umstände und angesichts der Concurreni der sächsischen und böhmischen -Stein kohlen nur allmälich ftatlfinden; hier können nur billige Eisenbahnsrachtlarife günstig wirken, die denn auch von Seite aller betherligten Bahnen in steter Bildung und Lrganisirung begriffen sind. DaS böhmische Braunkohlengeschäft behauptet so nach seine unausgesetzt steigende Tendenz zum Heile der Industrie und zum Heile der Transportanstalten, deren Erträgnisse sich von Jahr zu Jahr erhöhen. Wer heute das mächtige nordwestböhmische Kohlen revier aufmerksamen Blickes durchresst, wird auch außer den zahlreichen bestehenden Kohlenwerken viele neue meist noch im Bau befindliche Anlagen be merken, eme Gewähr für das weitere Aufblühen der hiesigen Production darbietend. Vermischtes. ? Aus der Fremde. Die Pariser Börse war die ganze Woche über von der Politik eingenommen und cs regnete SensationSdepeschen. welche die Ansichten bald fo, bald so zu stimmen suchten. Am Montag und DlenStag zeigte sich allerdings eine gewisse Be ängstigung, welche die Course der französischen Renten heraborückte, wählend aus dem Gebiete der ausländi schen Fonds und der Werthe daS Ausgcbot herrschte; am Mittwoch blieb die Tendenz unentschieden; man colporkine Nachrichten von einem Auseinandergehen der combinirten Flotte, wozu allerdings ein starker Glaube gehörte. Am Donnerstag erschien der Bank auSweis, welcher Geldbedarf zeigte. Zur Liquidation schien dies kein günstiges Vorspiel, indeß die Thal- fachen widersprachen Dem. Dir großen Summen, welche der Bank adverlangt wurden, zeigten im Gcgentheil, daß mächtige Hände für den günstiaen Verlauf der Liquidation zu interorniren beschlossen hatten. Und so geschah eS auch. Geld zeigte sich reichlich und die Reports unverhofft niedrig, nament lich für Rente, während die reinen SpcculationS- werthe etwas weniger Coulance begegneten. Kurz, die Hauffespeculation siegte. D.e Börse glaubt nicht an ernste politische Verwickelungen, überhaupt an das Lautwerden der Kanonen und überläßt die Lösung des ConflictS im Orient dem günstigen Geschick, das ja die Pariser Börsenspcculation so reich gesegnet hat. Wie andere Länder, so hat auch Frank,eich große Summen in ausländischen höhere Zinsen bringenden Fonds angelegt, und der Geldabfluß ist Dem zum Lheil zuzujchrnben. Die Haltung der andern Plätze, namentlich Berlins gegenüber diesen Fonds ist daher für Paris von Interesse. 'Neuerdings spricht man viel von einer Konversion der spanischen Schuld; da daS spanische Deficit und die schwebende Schuld immer größer werden so muß man unter Konversion Verkürzung der Gläubiger verstehen. Der Goldvorrath der Bank ist in der letzten Woche von 725.894.3'4 Frcs. auf 708,169,218 FrcS. gefallen. — An Gründungen fehlt es fortwährend nicht und die Ansprüche, welche auS dieser Quelle nächsten- an daS Kapital gestellt werden sollen, belaufen sich auf ungefähr eine Milliarde. — Davon kommen 300 Millionen auf den Panama-Kanal, «0 Millionen auf den neuen algierischen Kredit foncier; ferner ver langt die Foncu're Lyonnais« 50 Millionen für Ver doppelung ihre- Kapitals und der Kredit LyonnarS ebensoviel für die Verdoppelung deS (einigen. Die „8,nqoe l'seieienne" und die .,8»ciStS ss»i>c>l8e linsaciöre" befinden sich auf demselben Weg« und verlangen die eine 10, die andere 19 Millionen. Die in der Gründung begriffene „vsnque puz»ul»ire", welche nicht an die Ausnutzung der Großen, sondern der Kleinen denkt, erfordert 100 Millionen. Die Eisenbahnen von Galizien und Leon nehmen 10 Millionen in Anspruch, die Gesellschaft der Guano- und Nitrate vom Stillen Oceon 50 Millionen, die Nationalbank von Haiti 35 Millionen und die Emission von 100,000 Actien der knglisk snö 1'reael,- lS-kik 25 Millionen. Dazu kommen noch verschiedene erst im AuSbrüten begriffene Projekte der großen Bankinstitute, und so wird sich die Milliarde zusam- menleppern. Im Süden Frankreichs ist die Weinernte bereits in manchen Distrikten beendigt und in den übrigen, begünst'gt durch daS schöne Herbstwetter, im besten Forlschreiten. Die Frucht giebt eine gute Ausbeute und ist dem vorigen Jahre überlegen. In Roussilliou sind die Hoffnungen durch Unwetter geschädigt worden. In Bordeaux haben sich die Aussichten mit dem besseren Wetter gehoben. Wo die Phylloxera nicht ihre Verheerungen anrichtete, fällt der Ertrag gut aus und auch die Qualität wird bei Fortdauer de- trockenen Wetters sich gut gestalten Zn Burgund verspricht daS Resultat sich verschieden zu gestalt, n. Aus Seite der Beaume-Reg on, welche Volnay, Po- mard, Savigny und Cotton in sich begreift, wird die Pi oduction klein sein, aber die Nuits-Seite, welche RomanceS, Vougeot und Chambertin e „schließt und kräftigeres Gewächs enthält, hat den Unbilden der Witterung besseren Widerstand zu leisten vermocht. In der BeaujolaiS-Region wird die Ebene wen g Wein liefern, aber in den höher gelegenen Gegenden ist auf 20—25 Hektoliter per Hektar zu rechnen. Das „Journal deS Assurances" giebt eine Dar stellung der Geschäftsthätrgkeit der französischen Lebensversicherungen im Jahre 1879, mit Ausschluß der zahlreichen neuen Gesellschaften, welche im letzten Jahre gegründet wurden. Die Uebersicht umfaßt also die 16 Gesellschaften, welche bei Beginn des JahreS 1879 in Thätigkeit waren. Das grsammle während deS Jahres versicheite Capital betrug 331 Millionen Francs, also ein Plus von 19 Millionen gegen 1878. Der größte Antheil, d. h. 88Millionen, fielen auf die Umon-Gesellschaft, dann folgen die Assurances genöraleS mit 59 Millionen rc. Die Gc- sammtsumme deS am Schluß deS JahreS versicherten Kapitals betrug 1988 Millionen, von welchen 549 Millionen auf die AssuranccS gi-neraleS fielen. Der englische „Economist" bespricht die HerbftauS- auSsich en, welche immer mehr einen leichten Geld markt in Aussicht stellen. Einen großen Theil dazu trägt das Ernteresultat bei, welches in England auf 50— 60 Millionen Lstrl. günstiger als das des vorig, n JahreS geschätzt werden kann, und das ist sehr gut für daS Land, da der Goldvorrath bon 35.100,000 Lstrl. im vorigen Jahre auf 28,ico,ooo Lstrl. im laufenden Jahre gesunken ist. Allerdings könnten die Vereinigten Staaten durch ihren Import immer hin auch in diesem Jahre viel Gold aus dem Lande ziehen, aber der Metallvorrath der dortigen Banken hat gegen voriges Jahr um ca. 10 Millionen Lstrl. zugenommen, und während damals starker Geld bedarf drüben war, hat die Gespanntheit seitdem sehr abgenommen. Auch der Zustand deS Handels ver spricht keine großen Anforderungen an den Geld markt zu stellen, und während die jetzige Weizen einfuhr in früheren Jahren erorm erschienen wäre und den Geldmarkt versteift Härte, sieht derselbe jetzt ruhig der Zukunft entgegen. In Pig-Ersen fand diese Woche eine Wieder belebung des Gtschästs statt, welche von Amerika qetheilt wurde. Die Textil-Industrie liegt indeß danieder und die Berichte aus Manchester und Bradford lauten unbefriedigend. >5. Posen. 4. October. (Special-Telegramm deS Leipziger Tageblattes.) In der Nacht vom vergangenen Sonnabend brach im Kohlenschuppen deS Märkisch-Posener Bahnhofs auf bis jetzt noch unermittelte Weise Feuer aus. Zwei darin befindliche Locomotiven sind vollständig verglüht, 38,000 Centner Kohlen und nuhrere tausend Schwellen sind verbrannt. Bis heute konnte man noch nicht Herr LeS FeuerS werden. * Leipzig, 4. October. Anläßlich der lebhaften TiScussion über die Errichtung eines volkswirth- schaftlichen Senats, mag daran erinnert werden, daß sich allerdings auch die Mehrheit deS Ende October 1878 in Berlin abgehaltenen achten deutschen HandelStagcs für die Bildung einer solchen Körper schaft ausgesprochen, welche, auS Vertretern deS Handels, der Industrie (des Gewerbe-), der Land wirthschaft, des Verkehrswesens und auS höhere» Beamten der betherligten Ressorts bestehend, alS „begutachtender, staatlich anerkannter Beirath der Reichsregierung u, wirthschaftlichen Fragen" dienen soll. Die betreffende Resolution ist indessen damals nur mit geringer Majorität angenommen worden. Unsere Handelskammer, die sich in der Minderheit befand, betont in ihrem gerade zur rechten Zeit erscheinenden Jahresbericht, daß sie auch jetzt der Idee einer solchen Körperschaft nicht zustimmen könne. Sie weist dabei besonders die Berufung auf das Vorbild de- ronieil 8ui>Sri« ur <lu commerce et ö. l incluslrie zurück, der in Frankreich sehr segenS- rc.ch gewirkt habe und welchem dieses Land die Stetigkeit seiner wirthschaftlichen Entwickelung verdanke. Wenn man auch von der Verschieden heit der sonstigen Verhältnisse absehen wollte, welche daS Entlehnen einer derartigen Einrichtung vom AuSlande als ein zweifelhafte- Experiment er scheinen lasse, so seien bei näherem Zusehen die Er fahrungen. welche man in Frankreich mit jenem In stitut gemacht habe, keineswegs ermuthigend. Jeder wahren Selbstständigkeit entbehrend, sei der ««„«eil sup.'rieur oft bei den wichtigsten Fragen übergangen worden, wenn eS der Regierung nicht genehm war. ihn zu hören. ES genüge, an die eine Thatsache zu
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