IO Elisabeth Noack litt, hat die Vorstellung wohl nicht mehr besuchen können. Er starb am 15. Mai 1717 und wurde am 17. unter Fackelschein begraben. Die Darmstädter Sängerinnen jener Jahre, 5 6 7 die große Johanna Elisabeth Döbricht, die Frankfurterin Anna Maria Schober und Margarethe Susanna Keyser geb. Vogel ausFIamburg, erwähnt Lehms in der Vorrede zu seinem 1715 erschienenen Hauptwerk, dem Lexikon Teutschlands galante Poetinnen Mit Ihren sinnreichen und netten Proben; Nebst einem Anhang... und einer Vor rede, Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt sptm Studieren / als das Männliche I ... Frankfurt am Mayn / %u finden bey Samuel Tobias Hocker. Gedruckt bey Anton Hinscheidt. 6 Bei der Beurteilung der Dichterinnen finden sich zahl reiche Hinweise auf den sprachlichen und poetischen Ausdruck, mithin auf die Regeln, die Lehms selbst beobachtet. Es scheint, daß ihm Erdmann Neumeisters Lehren in der Überlieferung durch Hunold-Menantes geläufig waren. Beide Dichter erwähnt er gelegentlich. In seiner Jugend streitbarer Lutheraner und Weltkind zugleich, blieb Lehms doch auch pietistischen Kreisen nicht fern, ohne selbst Pietist zu sein. Der Prüfung seiner eigenen Werke kommt eine klare kritische Einstellung zugute. Über Betrachtungen des „Jammerlebens“ siegen bei ihm Glaube, Lob und Dank, und voller Hoffnung singt er: Die Sonne wird noch helle scheinen, Die dir jetzt Kummerwolken weist, und: Ja seine Wunder volle Hand wird mir nur Segenskränze winden. Von übertrieben barocker Ausdrucksweise hält sich Lehms meist fern, auch lehnt er Geschwätzigkeit ab und urteilt darüber: „...man siebet... klärlich / wie viel den Reimen offt %u Liebe geschehen / und wie viel Weitläuffigkeit pu finden / die mit wenigen Worten hätte exprimiret werden können.“ 7 Friedrich Noack 8 schreibt: „Lehms scheint sich in seinen Poesien besonders an Hamburger Vorbilder anzulehnen - manche Wendungen sind der Brockesschen Pas sion“ geradezu entlehnt -, ohne jedoch ganz den Schwulst und die Über treibungen sowie die Sucht nach oft recht geschmacklosen Bildern mitzu machen.“ Schon im ersten Teil der Andachten von 1711 fällt die sorgfältig durch dachte Verbindung der Schriftworte mit den Betrachtungen, Antworten, Auslegungen durch die Arien auf, die sich dann im zweiten Teil noch ver tieft in den bald kontemplativen, bald kämpferischen gereimten Rezitativen. Den reinen madrigalischen Typ im Wechsel von Arien und Rezitativen hat 5 E. Noack, Musikgeschichte Darmstadts vom Mittelalter bis s;ur Goethe^eit, Mainz 1967, S. 153£-, 174. i79f-, 183. 6 Faksimile-Ausgabe, Darmstadt 1966, mit dem Kupferstich-Portrait und einem Nach wort von W. v. Boreil. 7 Teutschlands galante Poetinnen, S. 161. 8 Christoph Graupners Kirchenmusiken, Leipzig 1916, S. 14.