Eine Leipziger Bach-Gedenkstätte 2 5 {Curator) der Witwe Anna Magdalena und mitunterzeichnet als solcher die amtsgerichtlichen Nachlaß Verfügungen. 23 Als ,,AlmosenFrau in der Hajn- straße“ 2i dürfte Anna Magdalena Unterkunft und Fürsorge im Hause des langjährigen Familienfreundes gefunden haben. Am 25.11.1751 heiratete übrigens Friedrich Heinrich Graff, nachdem seine Frau Anna Regina am 25.4.1750 verstorben war, deren jüngere Schwester Benedicta Maria Bose und bekräftigte damit erneut die Verbundenheit der beiden Familien. Wenden wir unseren Blick zurück zum Bosischen Haus am Thomaskirchhof, so verdient die Tatsache Beachtung, daß wenige Häuser entfeint (Nr. 151, heutige Nr. 12) Georg Heinrich Böses älterer Bruder Dr. jur. Johann Jacob Bose (1678—i74i)seit 1716 im eigenen Hause, einem weiträumigen Gebäude, wohnte. 25 Der als Advokat des Oberhofgerichts angesehene Mann, der mit der Familie seines Bruders offenbar in gutem Einvernehmen lebte, 26 hatte in zwei Ehen zwischen 1713 und 1730 eine kinderreiche Familie (5 Knaben, 5 Mädchen) geschaffen, die ebenfalls in nachbarliche Beziehungen zur Bach familie gekommen sein dürfte, obwohl hierfür keine direkten dokumenta rischen Belege gefunden werden konnten. Immerhin scheint es nicht ganz bedeutungslos, daß sich im Nachlaß J. J. Böses (1742) unter reichem Bilder besitz „Herr Gottfried Reichem Stadt Pfeiffers Portrait in goldenen Rahmen“ befand, also wohl jenes ausdrucksvolle Ölbild des berühmten Bachtiom- peters von der Hand Elias Gottlob Haussmanns (um 1727), das heute als Kostbarkeit im Leipziger Museum für Stadtgeschichte verwahrt wird. 27 Bei der entscheidenden Frage, ob sich die vielfach belegbaren Verbindun gen zwischen den Familien Bach und Bose in Bachs musikalischem Schaffen widerspiegeln, erinnert man sich der Tatsache, daß nicht nur Georg Hein rich Bose (3. ro. t731), seine Frau Eva Sibylla (15.8. T741), sein ältester Sohn Ernst Heinrich (4.5. 1747) und sein Bruder Johann Jacob Bose (29.9.1741), sondern auch alle vier Patinnen noch zu Lebzeiten Bachs verstorben sind: Susanna Elisabeth (2. r. 1745), Sophia Carolina (5.6. r745), Christiana Sibylla (30.5.1749) und Anna Regina (25.4.r75o). 28 Es wäre schwer vorstellbar, daß diese gehäuften Trauerfälle, deren Begräbnisfeierlichkeiten nach Aus weis der Leichenbücher stets mit „ganzer Schule“ durchgeführt wurden, ohne Bachs musikalische Mitwirkung von statten gegangen sind. Zwar findet sich in der Abrechnung der „Leichen-Unkosten“ durch den „verpflichteten 23 Spitta II, S. 95Öff., und Dok II, 627. 24 Totengräberbuch 29.2.1760. 25 Auch dieses an der Ecke Burgstraße gelegene und häufig auch als Burgstraße Nr. 2 zitierte Haus ist in seinem Grundbestand noch heute erhalten. 26 Gemeinsame Patenschaften, berufliche Hilfeleistungen und persönliche Beistandsakte (z. B. als Curator der Witwe seines Bruders Georg Heinrich) machen dies wahrschein lich. 27 Über den frühen Besitzerweg des im Jahre 1910 aus der Stadtbibliothek übernom menen Ölgemäldes konnte nichts ermittelt werden. 28 Ein PROGRAMME FUNEBRIS des Leipziger Universitätsrektors (1750) rühmt deren unvergleichbare Tugenden.