6z Zdengk Culka Die Möglichkeit, die Angaben über Sojka aus der älteren Literatur zu schöpfen, gaben die schon im Jahre 1794 veröffentlichte Nachricht über Sojka in G. J. Dlabacs Versuch eines Verzeichnisses der vorzüglichen Ton künstler in oder aus Böhmen 10 und ein etwas längerer Bericht in Dlabacs Künstler-Lexikon (1815) * 11 . Keine dieser beiden Quellen enthält Angaben über Sojkas Studium bei J. S. Bach. Dlabacs Nachricht aus seinem „Ver suche“ hat E. L. Gerber in sein Lexikon übernommen 12 ; auch dort findet man keine Angabe über die Studien bei Bach. Es entsteht deshalb die Frage, wie Seyfried auf das Studium Sojkas bei J. S. Bach gekommen ist. Man könnte vermuten, daß es sich um eine Annahme handelt, die seinen Ein druck von Sojkas Kompositionen widerspiegelt, die - wie Seyfried selbst schreibt - „durch streng contrapunktische Ausarbeitung an sein großes Vorbild, .Sebastian Bach, gemahnen“. Das Studium bei dem Leipziger Meister und dann bei Seger hielt er für möglich, weil er mit der irrigen Angabe von Sojkas Geburtsjahr (1733) diesen um 7 Jahre älter machte, und damit einen Zeit raum gewann, in dem ein Studium bei Bach denkbar gewesen wäre. Frei lich hat sich Seyfried dabei nicht überlegt, daß dies ebenfalls schwer möglich gewesen sein kann, im Hinblick darauf, daß nach seinen eigenen Worten Sojka erst „nach absolvierten lateinischen Classen“ zu Bach gekommen sein soll. Da das richtige Geburtsjahr Sojkas jedoch 1740 ist, müßte Sojka - die Richtigkeit der Angaben Seyfrieds über seine Ausbildung voraus gesetzt - in seinem achten oder neunten Jahre mit den „lateinischen Clas sen“ und den Studien bei Bach fertiggeworden sein. Dies ist jedoch offenbar ganz unmöglich. Der zweite Vertreter der Tradition über Sojkas Studium bei Bach war F. P. Laurencin mit seinem Artikel Matthäus Sojka 13 , den Hans Löffler an der schon oben zitierten Stelle als „eigentlichen Gewährsmann für diese Nachricht“ bezeichnet. Überprüfen wir also die Richtigkeit der Angaben Laurencins! Nach falschem Vornamen Sojkas (Matthäus anstatt Matthias) und nach falscher Angabe seines Geburtsjahres (1733) wiederholt er die Behauptung Seyfrieds, daß Sojka von seinem kunstsinnigen Gutsherren, dem Grafen Millesimo, der bedeutender Kunst anlagen im Knaben gewahr geworden, zuerst auf das Gymnasium zu allgemein wissen schaftlicher Ausbildung, dann an die Leipziger Thomasschule zu Seb. Bach geschickt worden sei. Unter so bedeutendem Einflüsse, arbeitete Sojka Harmonik und trieb, neben wissen schaftlichen Studien, auch praktisches Orgelspiel. So glückliche Zeit reicht etwa von 1743—1748. Diese vorangestellte Thatsache ist selbstredend genug, und ihr Einfluß findet 10 Riegger, Materialien zur alten und neuen Statistik von Böhmen, Heft XII, Leipzig und Prag 1794, S. 284. 11 G. J.Dlabac, Allgemeines historisches Künstler-Lexikon, Bd. III, Prag 1815, Textspalte 133. 12 E. L. Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkunst, Leipzig 1814, Bd. IV, S. 215. Stichwort „Sogka“. 13 F. P. Laurencin, Ausgrabungen einiger altböhmischer Kirchenkomponisten. VII, Matthäus Sojka. Neue Zeitschrift für Musik vom 22. April 1864, Bd. 60, Nro. 17, S. 137—138.