02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110629029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911062902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911062902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-06
- Tag1911-06-29
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Dies«» «latt «te» te» r»I«r»e «» Lr«Sde» t»» U»D«-V»- ,« Lag« poHer derett« all) Me«a-Hvrgabe »ugeftellt, «Ihre»» e» die Poft-TSonneate» a« Morgen io etoer Gesamtauggab« erßalten. SS. JahrMig. 178. VezugSgröühr »i«ck,l,I»rl. fllr »«,. d«n d«t ldattch «,«,»» Zukaaun, (an «,nn- und Nania»,» «ur «Imnall I,d0Mt., durch »utwÄrtlaichLm- mllst-ntr« ».« Mk. v»k «tnuiaNg« Zu» ft-llung durch di« Post SM.<°dn« S«iteUg«id>. Ti» den Leiern von Trelde» u. Um,»dünn am La,« vorher ,u- ,esi»ill«n Mdklid-Slua- ,oden erhallen die aus- «»rliaen ««tteher mit »er Ä»r,«n-Au«g»I»! »ui«unm«n piaestellt. Nachdruck nur uni deul- »cher Qu«U«nan,ade <.L-««d. Rachr/>» »u, Itipa. — Unverlangie Aanuitrivl« unrdcn dicht auidewahri. Telegramm-Adreff«: Nachrichten Tretden. EpsgvLrrrHsl 1888 Druck und Verlag von Liepsch ä: Reichardt in Dresden. k^auxtgeschäftssteUe: Marienstraste 58M. LounerStag, 29. Zuui 1911. Anzeige«-Tarif »mrahm« von SnNin diounge« bi, nach«, » Uhr, Sonnlaa, nur Muruustrab- »8 von ,l bi« >/,1 Uhr. Tie «tnivaUiqe chrundzeiie <ca 8 SUden) 2b Ps., Addtilieu- Nawrichieu «uo Dresden 20 «i : e>eIchait,-Ln,«i,c» »ui der Prioatsetlr Zrüe WPi-: die jwriipaiiiee Zeile a.rerliri>e«>0Pi. — An Nummern nach Sonn u,Leieria,rn: die einipculige ihruu» ieiie SiiPi.LuiPriuui- seiie ev Pi., Aamiiieu- iiiuMrichien a. T reSden die Grund,eile Ps. — Autwartige Nuilrage »ur gegen Dorausbr- ,«hin,>g. — Jedes B-- iegbla« kostet iv Ps. D^escinek kank /^klienkapita! unä ksgoi'von 26l I^a^lr ompksstit ihr« Oreacken-^.., Lönig-Fokaon-Ltraase 3 .. „ ?r»ger Strasse 34 n n Slriesener Strasse 44 n vre,6«n-ki.. Sautraer Strasse 3 :: n Xurort ^Veisser ttirsct» :: :: VLeisseu unck ttütrsekeudrocka. Lareilllsxea, ^unakws nur Vsrriinnunx. Lcdecst-Verketir, lüiükknun/; von dsosteLirkoicken. >Vertp»piere, ^n- uvck Verlcaut, üeleitiua^. Loupoas. LiuIösunA unck Vsr^vertunx. Depots, ^.ukbsvalu-uux otlsiisr u. vsrsotilisssduier. Xreckitdrieke auk alle Hauptsilüt^v cksr >Voit. ILrv eitrgs In der Elbemündnng ist der französische Dampfer „Pervenche" gestrandet. In Kotschanowitz sind 2 00 Kinder an Scharlach und Masern erkrankt: 15 sind bereits gestorben. Das französische Kabinett Caillaux ist nun mehr endgültig gebildet. In dem Torfe Ärasnoje an der Wolga sind dreißig kauern ertrunken. Infolge U c b c r i ch m e m m u n g sind in der chinesischen Provinz Hunan zahlreiche Menschen umgekommen. Neuerte vrMmelümgen vom 28. Juni. Die Kieler Woche. Eckernsörde. Die Kaiserin und die Prinzessin Victoria Luise traten heute morgen 7 Uhr 15 Min. mit der Bahn hier ein und begaben sich an Bord der .Iduna" zur Fahrt nach Kiel, wo sic aus die dort inzwischen ein- getrosfcne „HohenzoUern" gehen werden. — Der Kaiser ging heute morgen 7 Uhr an Bord des .Meteor". Zum Mttsegcln sind geladen Großadmiral v. Köster, Vizeadmiral z. D. Frhr. v. Bodenhausen, Vizeadmiral a. D. Bareybon, Konteradmiral LenS, Generalleutnant Burggraf und Gras Dohna-Schlobitten, Oberst Graf Schmettow, Zereuronten- meister Edler Hesse v. Hessenthal. Um 8 Uhr 5 Min. vor mittags begannen das Handicap und die Wettfahrt deS Kaiserlichen Jachtklubs von Eckernforde »ach Kiel. Hierzu starteten 8 Uhr 5 Min. die fünf größten Jachten, darnntc,- „Meteor". Die wetteren Klaffen folgten von 8 Uhr 35 Min. resp. von S Uhr 5 Min. an. Das Wetter ist bei lebhaftem Südwinde gut. Preußischer Landtag. Berlin. (Priv.-Tel.) Beide Häuser «des Landtages waren heute sehr schwach beseht. Das Abgeordnetenhaus hielt hintereinander drei Sitzungen ab. Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Beratung deS Gesetz entwurfes, betreffend Abänderung der Gemeinde - ordnung für die Rheinprovinz. Die Beratung wurde fortgesetzt mit Wiederholung der am 23. b. M. durch Beschlußunsähigkeit ergebnislos verlaufenen namentlichen Abstimmung über den Antrag Dr. Bell (Ztr.), der die Wähl barkeit der Bürgermeister anstatt Ernennung fordert. Das Ergebnis der heutigen 'Abstimmung war bei 198 Abstim menden wieder Beschluß Unfähigkeit. Offenbar war diese vom Zentrum herbcigesirhrt. Präsident von Ärücher berief die nächste Sitzung um fünf Minuten später auf 12 Uhr und setzte aus die Tagesordnung die für die erste Sitzung bestimmten BerhandlungSpunkte mit Ausnahme der Rheinischen Gemeindeordnung. Als er die zweite Sitzung erössnete, erhob Abg. v. Campe snatl.) Widerspruch gegen diese Sitzung, da nach der Geschästs- ordirnng die Tagesordnung gedruckt vorlicgen müsse. — Präsident v. K räch er erklärte, er werde über diesen Widerspruch abstimmen lassen. sOho!-Rufe links.) Daran knüpfte sich eine längere GeschäftSoümungsdebatte. Schließ lich wurde darüber abgestimmt, ob die Sitzung mit der alten Tagesordnung abgehalten. werden solle. Bei Beginn der Abstimmung, die wieder namentlich war, verließ -te Mehrzahl der aus der linken Seite des Hauses sitzenden Ab geordneten den Saal. Das Ergebnis der Abstimmung war a b e r m a l s B e s ch l n ß u n s ä h i g k e i t. Diesmal hatte» nur 180 Abgeordnete abgestimmt. Der Präsident beries dann die nächste Sitzung um 35 Minuten später ein, indem er erklärte, er werde die Tagesordnung festsetzen. Sie werde den Herren rechtzeitig zugehen. . Berlin. (Priv.-Tel.) Tie Kommission des Abgeordnetenhauses für Len Gesetzentwurf über die ländlichen Fortbildungsschulen, die gestern tagen sollte, ist abgesagt. Damit ist der Gesetzentwurf ebenso wie das Pslichtfortbitdungsschulgesetz für diese Session er ledigt. Deutscher Rundslug Münster IWests.). Heute sind hier gestartet: 4 Uhr 8 Min. Lindpaintncr, 4 Uhr 13 Min. Bollmöller: Lindpaintner machte bei dem Orte Appelhülsen eine Not landung, weil der Zylinder an seinem Motor sich etwas gelockert hotte. Bollmöllcr unternahm bei Havinbeck eine Landung, um sich zu orientieren, da er in unsichtigem Wetter die Richtung verloren hatte. Bei der Landung wurde der Propeller etwas beschädigt und mußte erst repariert werden. Bielefeld. K ö n i g ist um 4 Uhr 15 Min. in Min den aufaestiegen, überflog bei schwerem Nebel den Teuto burger Wald und erreichte schließlich Bielefeld. Der Nebel machte jede Orientierung unmöglich, so daß es König nicht gelang, den Flugplatz zu finden: er landete glatt in einer Borstadtstraßc Bielefelds. Luftschisfahrt. Friedrichshafen. Das Luftschiff „Schwa ben" ist heute vormittag 0 Uhr 18 Min. zu einer weiteren Fahrt aufgestiegen. Dampfer gestrandet. Cuxhaven. sPriv.-Tel.) Auf der Fahrt von Ham burg nach Havre ist in der Elbemündnng der französische Dampfer „Pervenche" gestrandet. Sämtliche hiesige HilfSdampfer sind ausgelaufen. Bom ne««« französische« Kabinett. Paris. Die Minister hielten gestern abend einem Kabinetts rat ab und stellten die dem Parlament ab- -ugebenden mini st eriellen Erklärungen in den Hauptzügen fest. Sic beschlossen, alle Anstrengungen zu machen, um die Erledigung des Budgets zu be schleunigen. Paris. Die Programmerklärung des neuen Ministeriums wird sehr kurz sein und scharf den Willen des Kabinetts betonen, zu regieren, und dabei alle Borrechte in Anspruch nehmen, die mit der Ausübung der Regierungsgewalt verbunden sind. Paris. Das neue Kabinett wibd seinerseits die R e - formen und das Programm des Ministeriums Monis wiederaüfneihmen. In erster Reihe wird es be müht sein, die Wachlreform durchzusühren in einer Ge stalt, die der gösamten republikanischen Partei die Annahme derselben möglich macht. Weiter wird das Kabinett die Steuerreformen und das B e a m t e n st a t u t durch führen unld das Budget ohne Verzug beschließen lassen. Sodann wird das Kabinett einen Gesetzentwurf einbringen, der die Frage der Abgrenzung der Weingebiete regelt und in kurzer Frist der Kammer das Budget für 1V12 unterbreiten. Auch wirb das Kabinett bemüht sein, die Wiederanstellung der entlassenen Eisenbahner zu erreichen. Es beabsichtigt aber nicht, vom Parlament gesetz liche Maßregeln zu diesem Zweck zu sorber», wie sie das vorige Ministerium beabsichtigte. Paris. In den Wandelgängen ries die Z u s a m m e u s e tz u n g d c s n e u e n K a b i n e t t s bei den Sozia liste n unverhohlene F e i n d s e l i g t e i l hervor. >)a»ros äußerte sich besonders scharf darüber, daß der frühere Mi nister der öffentlichen Arbeiten Dumont und der bisherige Minister für soziale Fürsorge Boncourt nicht in das Ka binett ausgenommen wurden. Das Verbleibe» Tnmvnis, erklärte Iaures, sei unumgänglich notwendig gewesen, und sein Abgang bedeute einen Rttckzua vor den Bahngcscll schäften. Bereits gestern wurde eine Anzahl neuer Interpellationen angekündigt. So wird der De pntierte de la Hayc über das von den Großbanken liegst, stigte Eindringen fremder Wertpapiere, und Major Driant über die Frage des Oberbefehls im Frieden und im Kriege interpellieren. In der Presse wird das neue Kabinett sch' verschieden beurteilt. Das Ende des Seemanusansstaudcs in Aussicht. Hüll. In einer gestern abend abgehaltencn Ver sammlung der Seeleute teilte ein Führer mit, daß die Eisenbahner heute in den A u s st a n d treten werden. Ein Führer der Dvckarbeiter erklärte, es bestehe Grund, zu lauben, daß der Streik innerhalb der nächsten 24 Stunden eigclegk sein wird. SV Personen ertrunken Petersburg. iPriv.-Tcl.) In dem an der Wolga gelegenen Torfe Krasnojc fand ein großes Volksfest statt. Als ein plötzliches Unwetter losbrach, drängte alles nach der Fähre. Das überladene Fahrzeug schlug um. Dreißig Bauern ertranken. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Entlassung der Hoch- staplerin E. Wittenberg ans der Charite hat die Einleitung eines Verfahrens gegen einen in der Charit^ beschäftigten Stabsarzt zur Folge gehabt. Da die Wittenberg Mutterfreuden entgegcnsah. war sie aus dem Untersuchungsgefängnis nach der Charite gebracht worden und sollte dort als UntersuchungShäftling Aufnahme fin den. Der betreffende Stabsarzt hat jedoch verfügt, daß die Wittenberg auf freien Fuß gesetzt werde. Das hatte sich diese nicht zweimal sagen lasten. Wenige Stunden nachher war sie aus Berlin verschwunden. Paris. Den Blättern zufolge wurden wegen einer Spionageangelegenheit in Paris ein Handelsagent und in Toulon zwei andere Personen verhaftet. London. Bei Besprechung der politischen Lage in Verbindung mit der Vetobill warnen die liberale» Blätter die Peers vor den schweren Folgen, die ein Hinein zerren der Krone in die Politik haben würde. Die konser vativen Zeitungen äußern sich in ruhigerem Tone als gestern. Der „Daily Graphic" glaubt nicht, daß die Peers so unpatriotisch sein werden, die Krone z»m Mittelpunkt einer politischen Kontroverse zu machen. Nachdem die Lords ihrer Pflicht gemäß gekämpft hätte», winden sie sich dem Unvermeidlichen fügen. Lanaerreste de; stönigz in Sie Haiitttr. Die Königsretse begann heute früh von Herrnhut ab und führte zunächst über Eiban, O b e r o d e r w i tz, N i e d c r v d e r w i tz und Hermigsdvrf. Ueberall wurde der Landesherr von der herbctgestrümten Bevölke rung aus das freudigste begrüßt. Allerorte» bildeten die Gastspiel des Kleinen Theaters ans Berlin. Molnirs „Lcibgardist" Anfang und Schluß reichen sich in diesem „Spiel in drei Akten" die Hände. Wer nur die erste und die letzte Szene sähe, könnte denken, es handle sich um ein grundgütiges, gemütliches Stück. Wie da die Künstlerfamtlte nett bei einander Ptzt! Er. der große Schauspieler mit der Kainz- maske, Zeitung lesend, sie. die nicht ganz so bedeutende Schauspielerin (so ist wenigstens seine Meinung), am Flügel Chopin radebrechend, und der Herr terti»» gsuckens, der beiden befreundete Kritiker, in die Lektüre vertieft auf dem Sofa. So ist cS zuerst und so zuletzt. Aber was dazwischen vorgeht, ist nicht von Pappe. Er, der Kainzmann, tut den ersten schrecklichen und die Quint essenz aller folgende» 'Vorgänge enthaltenden AuSsprnch: dieser Chopin sei ein sebr bedenklicher Mann. Wenn er zumal zwischen Mann und Frau träte, dergestalt, daß die Frau stundenlang seinem Einflüsse unterliege, so sei die Ge schlossenheit der Ehe gefährdet. So mild die Töne, sie sind Sprengstoff. Und zumal wiederum für eine Ehe wie die sciniac, wo die Frau doch nenn oder elf Liebhaber vorher gehabt hat. Vielleicht nur neun, es läßt sich nicht genau fest stellen. Dertim meint freilich elf. Der muß es wissen, denn er ist jahrelang der nachplärrcndc Papagei von ihr ge wesen. Und so sieht denn der Ehemann plötzlich in seiner Frau die trügerische Katze. Er ist Iago und Othello zugleich, e, selbst verleumdet sie bei sici,. Und da er, wie er sagt, ein großer Schauspieler ist, so beschließt er eine teuflische Meta morphose: er will ihr militärisch kommen. Denn sie bot iym ihr Faible gestanden für Gardeosftziere, die eine wohl, tuende, nicht zn kräftige Kriegernatur verbinden mit der weichen Art des GesellschastSmenschcn. Ein erfundenes Gastspiel in Iung-Bunzlau gibt ihm Gelegenheit zu ver- schwinden: eine halbe Stunde später betritt er in großer Galauniform als der durch ein Bukett bereits angemeldete Offizier sein eigenes Heim. Tadellos Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle. Und die schöne Frau weiß, daß sie ein halbes Jahr verheiratet ist — länger war sie keinem -er Neun oder Elf treu. Sie lebt wirklich in diesem Sprengstoff Chopin. Und — meiner Treu, welch ein Triumph für den Schau spieler im Ehemann und welche HerzenSpein sür den Ehe mann im Schauspieler — sie hält den Offizier sür echt: sie flirtet mit ihm, gibt ihm im Hintergrund einer Loge in der Oper ein Stelldichein unter der Suggestion der Puccinischen Boheme-Musik, küßt ihn, kurz — der Ehemann hat aus- gespielt. Bar bis dahin das „Spiel" voll von geistreichen Einzelheiten, tippte cs öfters an große Probleme an. so daß man in dem Doppelspiel des Helden hie und da einen echt tragischen Ton vernahm, tieferer Ausgestaltung wert, so läßt Molnar plötzlich die immerhin noch einigermaßen gespannten Fäden sich lockern und verwirren. Er läßt im Schlußakte weder die treulose Frau noch den rächen wollen den Mann die zu erwartenden Schritte tun: er pendelt un entschlossen hin und her, wie er schließlich die Sache wenden und beenden solle, und so kommt er, wie cs eben leider auch Hermann Bahr öfters geht, verführt durch die Spekulation aus derberen Bühnenerfolg, zum schwankmäßigen Ende. Er macht den Mann znm Troddel, wenn er ihn die Lüg: seiner Frau, daß sie sein Spiel von Anfang an durchschaut und zur Unterhaltung mttgespiclt habe, glauben läßt. IVniun und sie triumphieren am Schlüsse über ihn, der lachend wieder ihr vertraut — aber der Chopin bleibt noch ungerochen, und es wird noch einmal, so ahnt es uns, ein echter Gardeoffizicr kommen, und dann, wehe dir, d» zehnter oder zwölfter Geliebter! Denn genau läßt sich die Zahl nicht feststellen. Wie gesagt, es sind, wie bei dem Ungarn MolnLr stets, wunderhübsche Dinge in dem Stück. Nicht nur gute Bon- motS, auch Ansätze zu wirklich echt lustspielmätztger Gestaltung. Aber es fehlt an Konsistenz des Gedanken- aangeS. ES wirb auch viel au» der Idee „herausgesprochen", d. h. UeverflüssigeS gesagt, waS an und für sich ganz nett kling^ aber doch ablenkt. Der Gedanke der Metamorphvse des Helden ist im ähnlichen Sinne, obenfalls schon mehr fach dagewesen, und besonder- im Dienste der heiteren Muse öfters zu glücklichen Wirkungen benutzt worden (Shakespeare, Kleist). Zur Langeweile ist indessen beim „Lcibgardisten" kein Anlaß. Wo man aus gute Darsteller rechnen kann, wird das Stück auch einschlagen. Die gestrige Ausführung durch das Kleine Theater ans Berlin, das auf einige Zeit im Königs. Schanspielhause gastiert, war ganz vor trefflich. Das Ensemble des Herrn Victor Bar- nvwsky ist, nach dieser einen Probe zn urteilen, gut ein gespielt in den flotten und eleganten To» des moderne» Lustspiels. Von den Darstellern sind mehrere in Dresden schon bekannt. Herr Alfred Abel, als Schauspieler eine wohlgelungcne Kopie von .Kainz' Erscheinung und Spielweisc. ist ein trefflicher Sprecher und Berwandlungs- kitnstlcr. Sein Gardeosfizier war brillant. Mathilde Brandt war seine Frau. Man wünschte sie sich »och mehr nach Mephi'stovhclcS' Rezept „man weiß, das Voll taugt auS dem Grunde nichts, geschnürten Leibs, geschmink ten Angesichts". Sie war »och z» wenig Katze. Unsere Fra» Kocrncr würde das anders machen. Immerhin ver fügt die sympathische Künstlerin über tüchtiges Könne». Die übrigen Rollen spiele» sich sozusagen von selbst: cs sind alles bekannte Type» dieses Genres. Dem Kritiker gab Herr Max Adalbert erwünschtes Phlegma und zynischen Witz, die unechte Mama erhielt durch Ilka Grüning viel Humor, und die kleineren Rollen waren bei Herrn Hubert Heinrich, dem Oberregisseur des Theaters, und Klara König gut anfgchoben. Regie führte Herr Barnowsky selbst: außer für das slotte Zu sammenspiel »nd elegante szenische Ausstattung hatte er im zweiten Akte noch gesorgt für eine recht schwungvolle Ausführung der freilich potpourrimäßig ausgewählten Bohömemusik hinter der Szene. Aus dem von zwei Violinen, Cello und Klavier begleiteten Grammophon er klangen die Stimmen von. Ernst Kraus als Rudolf und Geralbine Farrar als Mimi. Der Erfolg war. wie gemel det, sehr freundlich, das gutbesuchte Haus befand sich bis zu letzt in bester Stimmung. Dr. GeorgKaiser.
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