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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120615028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912061502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912061502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-06
- Tag1912-06-15
- Monat1912-06
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Dve»öii-v Nachrichten. Sonnabend, Lk>. Juni IV12 Nr. 10L VontoS Gold und 14 582 ContoS Papier gegen Las Jahr 1vl2 bedeutet. Der Saldo an ContoS Gold beträgt 44S81 und das Defizit an ContoS Papier 77181. Nach Ver rechnung des enteren Saldos verbleibt ein Enddefizit von 1399 Conto» Papier. Seitliches und Söchfischer. Dresden. 14 Juni. —* Danktclegramm Sr Majestät d«S Köuigs Auf das anläßlich der am 12. Juni erfolgten Einweihung deS Dicnst- gebäudes der G c m e r b c k a m m e r Chemnitz von der Festversaininlung an den König gerichtete HuldigungS- telegrauim ist »och am selben Tage das nachstehende Tele gramm eingcgangcn: „Se. Majestät der König lassen den Mitgliedern der Gewerbekammer Chemnitz sür den über sandten HiildigiinaSqriiß allerhöchst seine» Dank auS- sprcchen. v. Schmalz, Major und Flügcladjutaiit." — * Die neugewählten Dresdner Ltadträtc Arras und Dr. Rcdder haben die Sliinahme ihrer Wahl erklärt. Stadt- schreiber Siadlamtmann A r r a S - Dresden ist am 17. Fe bruar 1879 hier geboren und hat hier die 1. Bürgerschule >:ud die Krenzschule besucht, die er 1898 als primu-, «nininin verlassen hat. Er hat in Heidelberg, Berlin und Leipzig Iura studiert, 1992 daS Rescrendarexamen abgelegt und den juristischen Vorbereitungsdienst bei den Amts gerichten Dresden, Großenhain und Frcibcrg und der StaatSanivalischgst Dresden absolviert. 2,'ach bestandenem Asiessorexamen trat er iiu Oktober 1999 in den städtischen Dienst. Er war hier im Veisassniigs- und Kirchcnamt, im ?ianpolizeiamt, dem Ltadtbauamt .V und der Direktion der städtischen Strastenbahu tätig. Seit I. Novembcr 1919 bekleidet er daS Amt deS Stadtschreibers uird ist nament lich im Lause deS vorigen SominerS ivährend der Hygiene- Ausstellung dadurch Iiervorgctretcn, das; ihm die Vor bereitung der zahlreichen Empfänge im Rathause oblag. — Stadtrat Dr. R e d d e r-Flensburg wurde am 2l. April l>79 in Leipzig geboren, besuchte das Nikolaignmnasiui», studierte in Frcibiirg i. Air. und Leipzig die Rechtswissen schaft. bestand 19i l die erste juristische Staatsprüfung und 1994 -je juristische Doliorprüsiing, war mit einjähriger Unterbrechung wegen Ableistung deS MilitärjahreS von UM ab als Referendar bei den Amtsgerichten Leipzig und Pegau beschäftigt und arbeitete von 1994 ab im 'Bureau der Leipziger Rechtsanwälte Frenkel. Löschte und Riedel. Am 1. Oktober 1995 trat er zur Verwaltung zum 'Rate der Stadt Leipzig über und war torl zunächst als Ratsreferen dar und nach Bestehen der zweiten juristischen Staats prüfung von 1999 ab als Ratsassessvr tätig. Seit 1998 ist er besoldeter Stadtrat in FlcnSbnrg, einer Stadt von 62 096 Einwohnern. In Leipzig war Dr. Reddcr in Gemerbe- und Vativelizeiiachen und iui Amt für die städtischen tech nischen 'Betriebe beschäftigt, .in Flensburg ist er Dezer nent für das Armenwcsen und soziale Fürsorge, für Ttif- tungS-, StaatSangehvrigkeits-, Gewerbe- und Versichc- rungsfachen und für die städtische Sparkasse und das Leih haus: ferner Vorsitzender oes Kaufmanns- und Gcwerbe- > gerichis, der Revisionskommission, des Arbeitsnachweises, der Lungensürforge- und der Rechtsberatungsstelle. —* Zum Fall Roth. Am Mittwoch wurde in einer ge meinschaftlichen Sitzung der beiden städtischen Kollegien von 'Burgstädt vom stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Ratsaffefsvr Fockc. ein Gesuch des Herrn Bürgermeisters Dr. Roth um Gewährung eines K r a n k e n u r l a u b s bckanntgegcben. Herr Dr. Roth hat, wie der „Vurgstädlcr Anzeiger" berichtet, infolge der aufregenden Vorgänge der letzten Zeit einen Spezialarzt sür Nervenkrankheiten kon sultiert. welcher ihm die sofortige Aufsuchung des Sanato riums Partsnkirchen angeraten habe. Herr Tr. 'Roth ist bereits dahin abgereist. Das Urlaubsgesuch wurde be willigt. —* DaS 3. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 177 hält sich vom 17. bis zum 22. Juni in Dresden «Kaserne deS Feldarlillcric-RcgimcnIS 'Nr. 12f zum Bntaillonscxerzieren auf. Es trifft am 17. gegen mittag per Fußmarsch von Frcibcrg in Dresden ein. —* Auszeichnung. Der photographischen Handlung von OSkar Bohr, neben Cafe König, wurde vom Komitee für die Dresdner Pfcrdeausstelluugen aus besonderer An erkennung sür die vorzügliche Ausführung und schnelle Fertigstellung der Ausnahmen von der letzten Pserde- a u s st e l l ii n g als Ehrenpreis die Ausstellungs-Me daille verliehen. —* Gemeinnütziger Verein. Ausschuß sür Ferienkolonie Am Mittwoch fand in der 7. Bürgerschule die ärztliche 'Untersuchung der Kinder statt, die von den Direk toren und Lehrern der hiesigen Bezirksschulen zur 'Aus sendung in die Ferienkolonie in Vorschlag gebracht worden wa.cn. An der Untersuchung beteiligten sich die Herren Geh. SanitatSrat Dr. Hüblcr, Hokrat Dr. Oehmc, Sanitäis- rüte Dr. Findcuen und Dr. Seifert, Dr. Viktor Otto. Tr. Riebold und Dr. Dünger. Gegen 1 299 Kinder wurden aus ihren Gesundheitszustand einer Brüning unterzogen. Leider sind die Mittel des Vereins bis jetzt noch so gering, daß kaum die Hälfte der untersuchten Kinder bei der Aus wahl berücknchiiat werden kann. Tic Geschäftsstelle dcö Ausschusses sür Ferienkolonie, Iüdcnhos 1, 2., nimmt Bei träge für das LiebeSwerk des Gemeinnützigen Vereins ent gegen. — Bereits am Donnerstag wurde das Klingenücrger Loinmerbeim und Joseph Bondi-Haus von 73 Knaben und 73 Mädchen als sogenannte „Vorpflcge" bezogen. Es sind dies besonders schwächliche Kinder, denen hoffentlich der vierwöchige Landaufenthalt andauernde körperliche Kräfti gung und geistige Erfrischung bringen wird. Tie Ferien pflege iHaupipslege» beginnt am IS. Juli. — Der Gemein- niitzjge Verein beabsichtigt auch tn diesem Gommer, länd - licke Ferienpfkegen gegen Bezahlung etuzurichtcn. Sie sollen vor allein solchen Eltern zugute kommen, die aus Mangel an Zeit oder auch an Mitteln nicht selbst etne Sommerfrische aufsucken können oder die während einer größeren Reise ihre Kinder in zuverlässiger Obhut aus dem Lande wissen möchten. Für die vierwöchige Verpflegung und Veaussichtigung durch bewährte Führer berechnet der Verein 35 Mark: diese Summe deckt lediglich die Kosten des Vereins. Anmeldungen werden tn genannter Ge schäftsstelle entgegengenommen. —* Der Ausschuß sür Ferienwanderungen des Deut schen Vereins für Volkshygtrne. Ortsgruppe Dresden, hielt gestern unter Vorsitz deS Herrn Lehrers View eg im Vtktoriahaufe eine sehr gut besuchte Mitgliederver sammlung ab. Nach Mitteilungen des Vorsitzenden aus den Vorstandssitzungen, die sich u. a. auch aus die Ver suche zur Erreichung deS Miittärtariss sür Eisenbahn- sahrten der Schüler bezogen, crsolgte ein Referat über das geplante, in unserem Blatte bereits erwähnte Garten fest. wofür ein besonderer Festausschuß unter Vorsitz des Herrn Schuldirektors Renner gebildet worden ist. Aus dem Berichte des Herrn Hänel über die Psingst- wandcrungen ging hervor, daß diese im großen und ganzen programmäßig verlaufen sind und eine Beteiligung von 1548 Knaben und 1839 Mädchen gefunden haben. 'Mehrtägige Wanderungen der schulentlassenen Jugend führten nach dem Erzgebirge und in die Freiberner 'Berg werke. Es ist beabsichtigt, die letzte Wanderung noch ein mal anzusctzen. Der Wanderplan des lausenden Jahres sür die schulentlassene männliche Jugend ist in Druck er schienen und in mehreren Tausend Exemplaren an die Fortbildungsschulen gegeben worden. Von dem vom Rat zu Dresden sür Wanderunterstützungen zur Verfügung gestellten Summen sind 299 Mark für die Psingstfcrien ver wandt worden. Für die großen Ferien sollen 1999 Mark, sür die MtchacliSferien 399 Mark und sür die Wcihnachts- serien 809 Mark verteilt werden. 999 Mark werden für die Wandeningen der Schulenllassenen zurückgestellt. Der 'Borstand bat beschlossen, möglichst nur halbe Freistellen hauptsächlich für eintägige Wanderungen zu vergeben, damit die Wanderunterstiltzung recht vielen Kindern zu gute kommen kann. Der Kommission sür die Verteilung der Gelder an die Schulen gehören die Herren Vilz. Wal- ther und Fischer an. Auch die Hilfsschule soll erstmalig mit einer Unterstützung bcdgcht werden. Bei der 'Be sprechung deS WanderplgneS für die großen Ferien machte der Vorsitzende die Mitteilung, das, die Festung Kölligstcin den Schülern sür die Uebernachtung nicht mehr zur Verfügung gestellt werden könne, da sie von außersächsischcn Vereinen zu stark in Ansvruch genommen worden sei, das, aber die sichere Hoffnung bestehe, mit Hilfe einer Döckerbaracke auf der Festung Künigsiein wieder eine O-uartiergelegenbeit zu schaffen. Im weitere» Ver laufe der Sitzung erfolgte die Vorlegung eines sehr prak tischen Schlassackcs, der sür den Preis von 4,23 Marl sür Erwachsene herzustellcn ist und sür Kinder entsprechend weniger kostet. Den 18. Kongrcst für 'Volks- und Iiigend- spiele in Heidelberg, der sich vornehmlich mit der Ertüch tigung der weiblichen Jugend beschäftigen wird, wird im Aufträge des Zcutralansichiisscs sür Iugcndwgndcrungcn Herr Lcbrcr Viewcg besuchen. —* Bericht der Landeskriminalpolizci. In der Person eines in Tetschen als Eduard Kinttcher scstgcnvinmcnen Diebes ist von der Kriininalbrigade Dresden der von verschiedenen denischen Behörden steckbrieflich ver folgte Kunstmaler und Provisionsrciscude Friedrich Edmund Webner aus Dresden festgcstellt worden. Dem Wchner, der sein Acnßercs durch verschiedene Manipula tionen verändert hatte, werden außerdem eine Anzahl in Böhmen verübter Diebstähle zur Last gelegt. — Durch den VahnhvsSschutzmann in Reichenbach i. V. sind um 7. Juni dicieö Jahres zwei aus der Erziehungsanstalt Vränns- dorf entwichene F ü r s o r g e z ö g l i n g c namens Wittig und Lein s c st g c n o m in c n worden. Die Kriminalbrigade Planen stellte fest, das, beide in letzter Zeit in Flößbcrg, Etzoldbain und Heinersdorf iBcz. Leipzigs, in Hetzdorf i'Bcz. Freibergi und in einem Dorfe bei Glauchau Dieb stähle verübt hatten, wobei ihnen ans,er Lebensmitteln Geldbeträge und Kleidungsstücke in die Hände gefallen waren. - * Polizribcricht, 14, Juni. Am 8. Juni wurde am hiesigen Hauplbahnhvfc — Königspavillon — ein noch gut erhaltenes Fahrrad, Marke Brennabor. 'Nr. 487989, a u s g c f u n d c n. Der Eigentümer wird ersucht, sich bei der Kriminalabteilung, Zimmer 39, zu melden, wo das Rad zur Ansicht bereit stehk. —* Ein schwerer Unfall trug sich am Donnerstag nach mittag auf einem au der Sch audaucr Straße gelegenen Neubau zu. Dort stürzte der im Hause Warthacr Strastc 2> mohiihafie Zimmermanii Ewald Seidel infolge eines Fehl tritts von einer iniif Meter hohen Mauer in den Keller hinav und blieb besinnungslos liegen. Er hatte sich eine schwere Kopfverletzung zugczogcn und wurde im Unfall- aitto nach dem Ivhannstädtcr Krankenhaus befördert. —* Ein aufregender Vorgang trug sich gestern abend 8 Uhr vor dem Grundstück des Flcischerincisters Svcrling am Freibergcr Platz zu. Ter von seiner 'Arbeitsstelle tu Vorstadt Kaditz mit dein Fahrrad nach der Wohnung Vartho- lomäistraße 3 zurückkehrende Schlosser W. wurde v o n einer A u t o d r o s ch k c überfahren. Der in den vierziger Jahren stehende Mann lag in so gefährlicher Situation inner dem Kraftwagen, das, man zur Hebung des selben Feuerwchrmannschasten hcrbciholcn miistte. Der Verunglückte wurde zunächst der Unfallstation atrs der Wall- strabe zugesübrt und darnach ln seine Wohnung gebracht. Er batte erhebliche Quetschungen au Kopf, Brust und an der rechten Hand, sowie am linken Bein davongetragen. —* Selbstmord verübte am Donnerstag abend ein tn der «mmonstroße wohnhaster 25 Jahre alter Stuhlbaurr infolge langwieriger Krankheit. —* Feuerwehrbertcht. Gestern abend nach A8 Uhr rückte die Feuerwehr nach Residenz strabe 4 aus. wo ein kalter Blitzschlag festgcstellt wurde. 'Nach 8 Uhr wurde sie nach dem Freibergcr Platz gerufen, wo ein Mann von einem Auto überfahren worden war. Heute srüh in der ersten Stunde wurde sie nach Strehlener Ecke Uhland strabe gerufen. Es lag böswilliger Alarm vor. —* Tharandt. Am Donnerstag abend brannte tn M ohvrn das aus vier Gebäuden bestehende Anwesen deck Gutsbesitzers Mühlberg nieder. Der Schaden ist be deutend, aber durch Versicherung gedeckt. ES wird Brand- >1 i s t n n g vermutet. —* Leipzig. Heute vormittag wurde bei Wahren aus der Elster die Leiche eines etwa 45 Jahre alten Mannes gezogen, die einen tiefen tödlichen Stich am Halse aus wies. Es scheint Mord vorzuliegcn. In der Börse des Toten befand sich eine größere Geldsumme. — Heute mittag explodierte tn der chemische» Fabrik von Kluge u. Goritzsch in der Waldstraße eine Glasretoxte mit künst lichem Riechstofie. Dabei wurden zwei jugendliche Ar beiter schwer verletzt. - Bockau. In diesem Jahre wurden auf dem hiesigen Gemeindeamt bereits 2 99 Kreuzottern abgeltefert. — Der vom Schulvorstande beschlvssene obligatorische Turnunterricht der FortbildungSschUler hat jetzt seinen Anfang genommen. Ansprachen hielten hierbei die Herren Gemeiiidevorstand Illgen, Pfarrer Köhler. Gau- turnvertreter Hcrklotz-Eibenstock u. a. m. — Zwickau. Die Stadtverordneten bewilligten 187 909 Mark sür den Umbau der Santtätüanstalt und son stige damit verbundene Bauten tm städtischen Vieh- und Schlachlhvfe. Aus städtisläen Grundstücken in der 'Nähe deS Schlachthofes soll nach Wasser geschürft werden für dessen eigenen Bedarf. Eine eingehende Aussprache führten die von einem sozialdemokratischen Stadtverordneten be mängelten Lohn- und Arbeitsvcrhültnissc der Arbeiter im Schlacht- und Vichhofc herbei. Auf Anregung eines anderen Stadtverordneten wurde mttgeteilt. daß aus dem Zehntensonds nur noch wenige Jahre dem Fonds für das im 'Bau befindliche König-Albert-Museum Bei träge überwiesen werden sollen, bis der Aufwand von 999 909 Mark sür das Museum erreicht ist. Die dann frei werdenden 'Betrüge fließen dem Fonds sür den Ban eines neuen StadtibeatcrS zu, so daß dieser nach Möglichkeit be schleunigt wird. In geheimer Sitzung der Stadtverord neten wurde einer Ratüvvrlage zugesttinmt. das Elek trizitätswerk und die Straßenbahn am 1. Juli >914 in eigene Verwaltung zu übernehmen. — Landgericht Die 3. Strafkammer verhandelte gegen den >889 in Dresden geborenen Bierausgcber und AuS- htlssleichentrüger Ernst Walter Sacher wegen Zri ll ältere i. Die Vemetsaufnahmc ergibt, daß der An geklagte im März und April wenigstens teilweise den Lebensunterhalt von einer Kontrollierten bezogen hat. Das Urteil lautet auf 1 Monat Gefängnis. Die Strafe wird voll gegen die dreimonatige Untersuchungs haft ausgerechnet. — In einer umfangreichen Verhandlung desselben Gerichthoss, zu der 22 Zeugen geladen worden sind, hat sich der 1877 in Waldheim geborene Handels mann Ernst Ferdinand Schönwctter wegen Rück fall b e t r u g s zu verantworten. Der Angeklagte ist zuletzt im vergangenen Jahre vvm hiesigen Schöffengericht zu 39 Mark Geldstrafe verurteilt morden, weil er ganz minderwertige Uhrketten als echte verkauft hat. Im Herbst und Winter l91l/12 betrieb er trotzdem wieder in der Umgegend von Großenhain, Leisntg und Zittau einen verbotswidrigen Hansierhaiidel mit Taschenuhren und Vijviitericwarcn und gab der ländlichen Kundschaft gegen über an, das; er in Dresden aus Konkursen und bei Auktio nen für 899 Mark goldene Uhren und Ketten gekauft habe und die Waren deshalb weit unter dem Werte abgebcn könne. Dabei handelte es sich um sogenannte „Goldin- Uhren", die Stück für Stück höchstens 9 Mark wert waren: eine „Gvldin-Kette" kostet in jedem reellen Geschäft etwa 39 Psg. Das erste Geschäft schloß Schvnmcttcr in Walda mit einem Gcschirrsührcr ab. Er bot dem Manne eine „goldene" Uhr mit Kette an und berechnete dasür „nur" 83 Mark, obwohl der reelle Preis 39 Mark betrage. Der Kutscher war nach anfänglichem Mißtrauen zum Kauf bereit und erstand drei Uhren mit Ketten für zusammen >9 Mark. Ans gleiche Weise betrog Sch. einen Wtrtschafts- bcsitzcr in Marschwitz um 12 Mark, einen Schlosser in Großbohrisch um 2l Mark und vier Ztegelciarbcitcr um zusammen 12 Mark. In zwei Fällen kam der beabsichtigte Betrug nicht zur Vollendung. Schön wctter wird zu einem Jahre Gefängnis, 150 Mark Geldstrafe und 8 Jahren Ehrenrechtsvcrlust verurteilt. — Wegen Zuwiderhandlung gegen das Fleischbcschaugcsctz hat sich der in Wcißig wohnende Fleischermeister Franz Julius Langer vor der 2. Strafkammer zu verantworten. Die 'Angelegenheit hat schon wiederholt die hiesigen Gerichte bis zur höchsten Instanz beschäftigt. Bisher ist L. stets frei- gBprochen worden. Er liefert seit Jahren an eine hiesige Fahrikkaiitine wöchentlich oder auch täglich größere Posten Hackfleisch, das mit Pfeffer, Salz und Zwiebel gewürzt, also znm sofortigen Genus; hergerichtet ist. Da nur frisches. Steigen »nd Fallen der Aiissührungszahl im Vergleich mit dem Vorjahre. Eine dankenswerte 'Neuerung ist die jedem Stück bcigcfügte VertricbSangabc, die einen Wunsch der Fachleute, speziell der Theaterleiter, erfüllt. V* Das Franklin- and Marshall - Eollcae in Lan caster iPcnnsylvaiiicni feierte gestern das Jubiläum seines 12 3jährigen B c sl e h e n s. L a n c a st c r ist der Mittelpunkt des sogenannten Pennsylvania - Tittch, eines Distriktes, dessen Bewohner lange Zeit keine andere Sprache wie einen deutschen Dialekt sprachen. Dieser wird auch heute noch in vielen Gegenden von Pennsylvanieii gesprochen. Das College ist eine deutsche Gründung. Der Feier wohnte auch als Ehrengast der deutsche Botschafter Gras Bcrnslorss bet, dem das College aus Anlaß des Jubiläums den Ehrendoktortitel verlieh. Sie Fabel von den drei Ringen.' Die Lehre des Nathan gipfelt in der Fabel von den drei Ringen, unter denen Lessing die drei Religionen Judentum. Christentum und Islam versieht, und die so auf dem Gleichuisivegc ats gleichberechtigt und gleich wertvoll erscheinen sollen. Wir wollen hier von der Streitfrage, die Lessing damit geschlichtet oder entschieden glaubte, ganz absehen, um der Fabel selbst nachgchen zu können. Diese stammt, wie Phi lipp Staufs in einem Aussatz der „Rh.-W. Zig." sagt, be kanntlich aus Boccaccios „DecameronS" und ist von Lessing diesem Werke entnommen worden. Aber auch da hat sie offenbar nicht ihren Ursprung gehabt: sie muß vielmehr sehr viel älter sein und mindestens bis in die Bronzezeit hinaufrcichen. Läßt sich diese Annahme stützen, so ist es «; Anläßlich der morgen stattsindcnden Autlükrung deS ..Nathan" mit Ernst v. Possart im König!. Schausviclhause ist diese Untersuchung über die Quellen der Fabel von den drei Ringen von besonderem Interesse. selbstverständlich, daß sich die Fabel ursprünglich nicht aus § die Religionen bezogen habe» kann. Sie ist dann schon bei 'Boccaccio in ein falsches Licht gerückt, und das ist wiede rum verständlich, weil eben der ursprüngliche Sinn damals schon in den tatsächlichen Verhältnissen keine Unterlage mehr finden konnte. 'Am Ncuenburger See in der Schweiz hat ehedem eine große Bronzcgicßerci gestanden, die dann verschüttet wor den ist. Man hat sie neuerdings ausgcgrabe». Und im See fand man an der Stelle unter allerlei anderen Dingen ans Bronze mehrfach drei Ringe, die so ineinander befestigt waren, daß man sie nicht trennen konnte. Plan zerbrach sich den Kopf über die Bedeutung des Fundes und vermutete mauchcrlei, was sich spater als unrichtig erivicS, bis ma» schließlich allseits zu der Ansicht kam, das; es sich um einen Gegenstand handelt, der kultische» Zwecken diente und also ein religiöses Sinnbild sein mußte. Diese Auffassung wurde noch dadurch gestützt, das; man den gleichen Fund schon mehrfach an sehr verschiedenen Stellen gemacht hat, und daß der Gegenstand niemals einer begreiflichen, praktischen Ver wendung gedient haben kann. Nun kennen wir aus späterer germanischer — aber noch immer vorchristlicher — Zeit die Wappciisigur der „heraldi schen Lilie" und viele ähnliche Gestaltungen an Bauwerken nsw. Diese Figur ist ersichtlich aus drei ineinander ver schlungenen Kreisen hervorgewachsen, und auch diese Kreise findet man noch aus alten Münzen vor. Auf diesen Mün zen aber bietet sich zugleich die Erklärung. In jedem der Kreise befindet sich nämlich eine Ticrgestalt: ein Adler, ein Hirsch und ein Löwe. Diese Figuren sind altbekannte arma- nische Symbole, die sich durch die ganze arische Welt wicdcr- ftndcn lassen: der Adler symbolisiert den Geist, der Hirsch die Seele und der Löwe, der Erdbeherrscher, ist der Ver treter der Stofflichkeit im Zusammenhang mit dem Leben. Wir haben also hier eine Dreieinigkeit, die allem arischen Blute in vorchristlicher Zeit hochheilig war: Geist, Seele und Leib. Von da wurde sie ins Christentum übernommen und den Bedürfnisse» entsprechend zur heutigen Kirchen lehre umgcdciitet. Cs liegt nahe genug, daß die drei ineinander ver schlungenen Ringe ans Bronze, von denen sich die von Lessing aufgeiioiinncitc Fabel hcrschreibt, ein Wahrzeichen dieses alt-arisihc» Treieinigkeitsgcdankens waren, und daß sie an diese» hohe» Gedanken erinnern sollten, als Heils- Zeichen, wie die alle, der Veranschaulichung sehr geneigte Zeit sie liebte. Tie drei Ringe waren aber auch nicht Fülschcrknnststücke im Sinne des späteren Fabclwvrtlaittcs, und sic waren auch nicht jeder sür sich dem ander» gleichwertig, sondern sie waren gleichwertig in ihrer unlösliche» Vereinigung. Da sitzt der Sinn, der später verändert worden ist. Es soll uns gesagt sein, daß weder das stoffliche, noch das seelische, noch das geistige Seilt einen Ucberwert genießt: die drei Faktoren alles Menschendaseinö sind vielmehr gleichwertig, weil nur bei ihrer Gleichbehaiidlung der Mensch die höchsten Ziele erreichen kann, die ihm vom ewigen Mittelpunkte alles Lebens aus gesteckt sind. Der historische Blaubart. In einer interessante» Sitzung der Pariser „AcadSmic de mödecine" lenkte Professor Thotnot die Ansmerksamkctt iriner Kollegen auf ein Werk des Arztes und Kultur- sorschers Dr. Cabanös, „Legendes et Curtositös de l'Histoire". Der Verfasser sucht in dem Buche manche Rätsel der Geschichte und Legende der Lösung näher zu bringen, unter anderem auch das Blaubarträtsel. Dr. Cabanös zeigt, wer der wahre Blaubart war und welche Verbrechen ihm zngcschricben wurden. In einer vom „Matin" veröffentlichten Einleitung zu der Blaubart ge widmeten Studie schreibt er: „Blaubart! Bei der bloßen 'Nennung dieses Namens stellt man sich die entsetzliche und legendäre Persönlichkeit vor, die die Volksphantasie gc- ''rhaffcn hat. und von der sich der Mann, dessen Taten und Untaten wir hier ichi dern wollen, so wesentlich luxter- scheidet. Hat dieser Mann wirklich sür den durch ein,
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