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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150603024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915060302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915060302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-06
- Tag1915-06-03
- Monat1915-06
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Der deutsche Luftangriff auf Loudou. London. (ReuterrneldnngV) Die Admiralität meldet: Durch das deutsche Luftschiff wurden 00 Bomben, größtenteils Vraaldbombrn, auf den Stadtdt strikt geworfen. Ein-e Rothe von Bränden ist auSgedrochen. Nur fllr drei wurde die Hilf« vor Feuer - wehr in Anspruch genommen, dt« das -euer tm kurzer Zeit löschte. Ein einzige» öffentliches Gebäude wurde beschädigt. Ein Säugling, et>n Imige. ein Mann und «ine Frau wur- Len getütet, ein« andere Frau lebensgefährlich verwundet. Auhevde«, sind noch einige Personen verletzt worden. («TB.) b. Amsterdam. (Priv.-Tel.) Die «ngliislhe Presse wird von -er Admiralität besonder- darauf aufmerksam ge macht, daß anläßlich de» Zeppelin-Angriffs aus London kein« Angaben irgendwelcher Art über die Plätze im der Nachbarschaft London» veröffentlicht werden dürfen, die von Luftfahrzeugen erreicht wurden, oder über den Weg, den die Luftschiffe genominon habe«. Auch dürfen keine Angaben oder Zeichnungen veröffentlicht werden, die da» Gebiet oder di« W«ge kennzeichn«», die von den Luftschiffen befahren wurden. Sine Mitteilung der Admiralität gibt alle die Nachrichten bekannt, die zur Veröffentlichung ge eignet erscheinen. Diese Instruktion erfolgt, um die öffent liche Sicherheit zu gewährleisten. Die Benachrichtigung des Pressebüro«»» darf veröffentlicht worden, um dem Publi kum da» Fehlen weiterer Einzel heilen zu erklären. Nene Kriegslist eines deutsche« Unterseebootes, b. Amsterdam. (Priv.-Tel.) Ueber eine angebliche neue Kriegslist deutscher Unterseeboote be richten englische Blatter: Der Dampfer ., Dtxiana". der am Sonnabend auf der Höhe von Qucssant versenkt wurde, war von einem Unterseeboote dadurch getäuscht worben. Satz es Segel aufgesetzt hatte. Auf dem Dampfer wurden verschiedene Granaten abgefeucrt und durch um herfliegende Sprengstücke wurden einige Mann der Be satzung verwundet. „Dixiana" war von Sawannah an der amerikanischen Ostküste nach Le Havre unterwegs mit Baumwolle. Weiter hatte das Schiss Roheisen für Sivansea geladen. Erfolg eines österreichischen Flugzeuges in Italien. Nom. Amtlich wird gemeldet: Ein österreichisch- ungarisches Flugzeug, das Bomben auf Bari schleu derte, wandte sich alsdann nach Molfetta, wo es einige Bomben abwarf, die eine Anzahl Arbeiter töteten. (WTB.) Ei« Soh« des Herzogs von Aosta als Kriegsfreiwilliger. Nom. („Agenzia Stefans.") Der 17 Jahre alte Sohn des Herzogs von Aosta, Herzog Degll-Puglie, trat als freiwilliger Soldat in ein Artillerie - Regiment ein und reiste ani Montag mit Einwilligung des Königs zur Front. iW. T. B.j Mißstimmung Serbiens gegen Italic«, kk. ««karrst. (Priv.-Tel.) „Rjetsch" veröffentlicht etnen Brief feines Ntscher Korrespondenten» in dem fest gestellt wird, bas, die Stimmung Serbiens gegen Italien täglich schärfer wirb. Eine englische Stimme zur Dardanellenaktion, b. Berlin. (Priv.-Tcl.) Das angesehenste liberale Provinzblatt Englands, der „Manchester Guardian", er örtert Len Wert einer Fortsetzung der Dardanellen - aktion und kounnt zu dem Schlüsse: Nach dem Berichte von Sir Hamilton, dem englischen Befehlshaber vor den Dardanellen, können wir nicht wünschen, daß die gegen wärtige» Dardanellenopcrationcii fortgesetzt werde». Sic kosten zuviel Menschen. Zehn tote Türken wiegen noch nicht einen toten Engländer, Australier ober Fran zosen auf. Einen Aufreibungskrieg gegen die Türkei wollen wir ganz und gar nicht, da dieser uns mehr schwächen würde, als die Deutschen. Ferner ist sehr bedenk lich: Die Verteidiger haben jetzt mindestens zwei II-Boote zur Berfttginig. Diese bewirken, daß der Feld zug der Gegner zur See schnellere Fortschritte macht, als der unsere zu Lande. Also kann unsere Flotte Verluste er leiden, für die selbst die Eroberung der Dardanellen keine Kompensation darstellcn würde. Diese Aktiv» muß also zn einem befriedigenden Ende forciert werden, hoffentlich mit Hilfe eines starken italienischen Expeditionskorps, das hier oder wo anders die Türken beschäftigt. Sertliches und Sächsisches. Dresden, 2. Juni. —* Sc. Majestät der König besichtigte heute vor mittag die Abteilungen fllr Massage und Krankengymnastik des Generaloberarztes Dr. Smitt im Kadcttcnhausc und Neservelazarett I. —* Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Prin zessin Johann Georg besuchten heute nachmittag die Verwundeten im Genesungsheim des Kinderheims in Dresden-Coschütz. —* Kriegsauszeichnungen. Dem Hauptmann im Schützen - Regiment v. Schveuberg-Pütting, Sohn des Rittergutsbesitzers v. Schoenberg-Pötting auf Tanne berg, wunde znm Eisernen Kreuz 2. Klasse und Albrcchts- vrden auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. — Mit dem St. -Heinrichs-Orden wurde ausgezeich net Major Funke, 3. Bataillon Reserve-Infanterie-Regi ment 13ü» der bereits beide Eiserne Kreuze, die Schwerter zum AlbrechtSorden 1. Klasse mit der Krone und das Mei- ningische Ehrenkreu» erhalten hat. — Dem Leutnant d. R. und Führer der S. Kompagnie 2. Gvonadier - Regiments Nr. 101 Walter Hosmann. Lohn des RechnunaSraiS Hos- mann im KrtlvgSminisderimn, wurde da» Ritterkreuz 2. Klasse vom AlbrechtSorden mit Schwertern ver liehen, nachdem er bereit» früher mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet worben war. — Das Eiserne Kreuz 3. Klasse erhielten u. a.: Prokurist der Firma Ernst Albeshaufen in Dresden Heinrich AlbeShanse», Ersatzreservist tm Jnfantertr-Regiment Nr. 103, zurzeit ver wundet tm ^Zphanniter-Lazarett in Wiesbaden: — Einf.» Froiwilligler Gesretter Karl Hertzsch, der gleichzeitig zum Unteroffizier und OffizterSasptranleir befördert würbe. Er dient beim 1. Pionier-Bataillon Nr. 12, 1. Feld-Kompag nie: — Untorossi.,irr d. R. Karl Gork», Jnfanterte-Regt- ment Nr. 177, o. Kompagnie, der bereit» mit der Friedrich- August-Medaille am Kriegsband ausgezeichnet wurde. — Schütze Arthur Wasch neck aus Dresden bei der Mc>- schinen-Gewehr Kompagnie vom Schützen-Regiment 108, der bereits mit dem Essern«« Kreuz 2. Klaffe ausgezeichnet wurde, erhielt unter Beförderung zum Gefreiten die Militär-St.-HeinrichS-Medaill« in Silber. — Die Friedrich-August-Medaille in Silber am Bande für Kriegsdienste «Hielt der Unteroffizier Paul Pohle, Sohn des Schuhmachermetslers Pohle in Lange brück. — Dem Wehr mann Fritz Vielvater und dom Kanonier Rudolf Brix, beide Mitglieder des Vereins für Bewegungsspiele, wurde die Frtcdrtch-August- Mcdaille in Bronze am Bande für Krtegsdiviiste vorltehen. —* Dienstjnbiläum. Der Inspektor Gustav Reichelt von -er hiesigen Kriminalpolizei vollendete am 1. Juni sein 25. Dienstjahr. —* Am 2g. Mai verschieb in Leipzig nach schwerem Leiden im 5V. Lebensjahre der Neichögerichtsrat a. D. Dr. Friedrich Wulfert, Ritter hoher Orden. Seinem Wunsche gemäß hat die Einäscherung in aller Stille statt- gefnnden. —* (dl. l.) Zur Abgabe neubackenen Weizenbrotes. Die Verordnung vom 25. Januar d. I-, nach welcher cs verboten war, Weizcnbrot im Laufe des Kalendertages, an dem es gebacken ist, aus de» Bäckereien abz»geben, ist wieder aufgehoben worben. Diese neuere Anordnung ent spricht einem allgemeinen Wunsche. Sie war möglich, nach dem der Werbrauch des Schwarz- und Weißbrotes vollstän dig unter die Uebenoachung der Kommunaloerbändc ge bracht war und sich herausgestellt hatte, daß die Weizenvor räte reichlicher vorhanden sind als ursprünglich angenom men wurde. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Aufhebung des Verbots in keinem Falle zu einem wesentlichen Mehrverbrauch an Brot überhaupt führen darf. Sie soll den Wcißbrol- verbrauch zwar fördern, den des Schwarzbrotes aber hier durch schone». Den K o m m u nal vor bänden bleibt es, falls die Verhältnisse ihres Bezirkes es «»gezeigt erscheinen lassen, auf Grund der Vn»desratsverv rünung vom 25. Ja nuar unbenommen, ein ähnliches Verbot für ihren Bezirk dann auch jetzt noch zu erlassen, wenn dies zur Einhaltung ihres Vedarfsanteils nach den Verhältnissen des Äezirks angezeigt erscheint. Es liegt daher im eigenen Interesse der Verbraucher, die Zulassung des Verkaufs von frischem Weizenbrot nicht znm Anlaß zu nehmen, in den Nach mittags- und Abendstunden durch einen über das Bedürf nis hinausgehenben Einkauf von frischen Semmeln die unbedingt notwendige sparsame Verwendung der Vorräte Mieder in Krage zu stellen. Es darf wohl erwartet werden, daß der Vorteil, den der jetzige Zustand bietet, verständnis voll gewürdigt wird, mrd daß die Bevölkerung nicht durch ein zweckwidriges Verhalten die Wiedereinführung schärfe rer Maßnahmen h°rvvrrv.ik. —* Der Rektor der Königlichen Technische» Hochschule Geh. Hofrat Professor Dr. Gur litt hatte für gestern abend 8 Uhr zu einem Glase Bier im „Italienischen Dörf chen" cingclaben. Die Veranstaltung, die in verständnis voller Weise dem Ernst der Zeit auch hinsichtlich der äutze reu Ausgestaltung und der Darbietung materieller Genüsse 'Rechnung trug, bildete eine Art Nachfeier des Ge burtstages Sr. Majestät dcS Königs, der be kanntlich von unserer Hochschule am Vormittag durch einen feierlichen Aktus begangen worden war. Neben Seiner Exzellenz dem Herrn Kultusminister Dr. Beck und vcr- schieden,:» anderen Herren Vertretern des Kultusministe riums hatten sich die Professorenschast der Technischen Hoch schule, Mitglieder des Professorenkollcgiums der Tierärzt lichen Hochschule, der Kunstakademie, der Kunstgcwerbe- schulc, der Bergakademie zu Freiberg und der Forstakade- mte zu Tharandt, sowie namhafte Vertreter der staatlichen und städtischen Behörde» usw. in der Hinteren Abteilung des Franziskaner-Saales versammelt, wo man an kleineren Tischen Platz nahm und nach einem guten deutschen Abend essen mit Heringen und Kartoffeln und Frankfurter Wurst und Kraut bei einem Glase Bier mit Zigarren bis in die Mitlernachtsstunde in anregendem Gespräch und Gedanken- Austausch zusammcublieb. Se. Magnifizenz Geh. .Hofrat Professor Dr. Gurlitt begrüßte die Erschienenen, dankte insbesondere den Ehrengästen mit Herrn Kultusminister Dr. Beck an der Spitze für ihr Erscheinen und forderte die Versammlung nach einer gehaltvollen Charakterisierung der Aufgaben Deutschlands und seiner Wissenschaft in und nach dieser ernsten Zeit zu einem Hoch auf Se. Majestät den König auf. Auch verlas er ein Telegramm, das nach Zustimmung der Versammlung Sr. Majestät die Glück wünsche zum Geburtstag von dieser Nachfeier übermittelte. —* KriegStckguug de» Dresdner Guftav»«doli»Haupt« Vereins. An Stelle seiner üblichen Hauptversammlung veranstaltet in di«sein Jahre der Dresdner Gustav-Abols- Hauplverein eine öffentliche Kriegstagung in Dresden, und zwar am Montag den 11. Juni. Im Mittelpunkt -er Tag»«« steht di« Fürsorge für die evangelischen Mävtyrer- aemetnden Ostpreußens, wo nicht weniger als 100 evangc bische Kirchen und 12o evangelische Gemeinden unter den Rnssenieinfällen aufs schwerste gelitten haben. Vormit tags 10 Uhr sprechen im evangelischen BeveinShause/ Zinzendorfstraß« 17, Oberhofprebiger 0. Dr. DibelinS/ der Vorsitzende des HauptvereinS, sowie Generalsuper-, intcwdent Schüttler aus Königsberg. Dieser, predigt a» dem gleiche« Tage, adends o Uhr, in der Äreuz- kirchc. Abends 8 Uhr spricht Professor 0. Dr. Dalman auS Jerusalem über: „Jerusalem im Weltkrieg". Zu sümt lichen Versammlungen hat jedermann freien, Zutritt (Männer und Kranen). < —* Der S0. Sächsische Fenerwehrtag, welcher laut Landesausschußbeschlutz mit Rücksicht auf die durch die Kriegslage geschaffenen Verhältnisse auf einen Tag be schränkt und dem jede festliche Veranstaltung ferngehalten werden soll, findet nun Sonntag den IS. September in Bautzen statt. Die beiden wichtigsten BerhandlungS- gcgenstänbe betreffen die Zmoahl eines Berufs-Brand direktors in den Landesausschus, und die Abgrenzung der Bezirksverbändc nach Amtshauptmannschaften. Der nächste (21.) Sächsische Fenerwehrtag soll bereits im Jahre 1V17. und »war in Werdau, abgehalten werden. Bon den rund 50000 Feuerwehrleuten, die den sächsischen freiwilligen Wehren angehören, stehen nahezu 17 000, also ein reich liches Drittcil, im Felde. Gegen 200 haben bereits den Tod fürs Vaterland erlitten. —* Lazarettvortrag. Georg Zimmcrmann erfreute durch seine heiteren und echt sächsisch gemütvollen Dar bietungen am Dienstag die Verwundeten der beiden Blasewitze r BcreinSlazarettc bez. Genesungs heim vom Roten Kreuz im Rathansc und Bootshausc des Dresdner Rudcrvereins. Am Schlüsse seiner mit herz lichstem Beisall aufgenommenen Vorträge beschenkte er noch jeden der Krieger mit einer Anzahl illustrierter Post karten mit eigenen Dichtungen. —* Die Man!- und Klauenseuche ist am 31. Mai d. I. im Königreich Sachsen insgesamt in 05 Gemeinde» und 111 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 15. Mai war 101 Gemeinden und 100 Gehöfte. —* Aotreifeprüsnng. Im Realgymnasium Blasc- w i tz fand am I. Juni unter dem Borstp de« zum Königlichen Prüsungskommissar ernannten Rektors Prof. Dr, Bocrncr die erste diesjährige R o t r e i f c p r ii f u n g mit sechs von vierzehn Oberprimanern der Anstalt statt. Sämtliche Prüslinge bestanden die Prüfung: fünf treten in das Heer, einer in de» Sanitäts dienst ein. — Mehr Andacht in der Kirche! Ein Leser unseres Blattes bittet uns um Veröffentlichung des folgenden: Zu vermissen ist die weihevolle Stimmung, die den Geist, das Gemüt erfassen soll, sobald ein Gotteshaus betreten wird. Noch während des jedem Handlungöbegintie vorhergehen den Glockenläutens bis zum Ertönen des Orgelspicls, welche Unruhe, welch Wispern, ja sogar arg vernehmbares 'Reden zumeist der anwesenden weiblichen Besucher, die zusammen gekommen zu sein scheinen, um kbre auf der Straße unter brochene Unterhaltung mit Sitzgelegenheit sortzusetzen. Da zwischen laute Worte etlicher offenbar schwerhöriger Männer älterer Jahrgänge! Wie ein Rauschen geht cs durch den geweihten Raum. Und wenn, wie vielleicht bei einer der musikalischen Vespern, die in Dresden eine Höhe wie kaum wo anders erreicht haben, von der Orgel nicht leise, sondern mit voller Kraft für die mitwirkenden Instru mente dreimal kurz hintereinander der Ton zum Stimmen angeschlagen wird, verstärkt sich das überaus störende Ge fühl, man befinde sich nicht in einer Kirche, sondern in einem, von vielen Menschen besuchten Konzcrtsaalc. Wie peinlich werden die stiller Sammlung sich hingcbcn wollen den anderen hiervon berührt! Wahrlich, wer ein Gottes haus besucht, sollte cs mit dem Bewußtsein tun, daß die Außenwelt für ihn abgeschlossen sei, daß seine Gedanken nicht mehr ihr. sondern nur dein über uns gehören. Mer dies nicht kann oder mag — der bleibe der Kirche fern! — Eine Säuglingösürsorgc für nichtgestillte Kinder hat das Pfleg- und Jugendfürsoracamt des Rates der Stadt Leipzig ins Leben gerufen, die zunächst während des Krieges bestehen soll. Neben die Fürsorge für stillende Mütter und deren Kinder in den Mütterberatungsstellen sund neben die Ueberwachung der unehelichen Säuglinge durch die Ziehkinderaussichtj soll eine besondere Fürsorge für diejenigen ehelichen Säuglinge der minderbemittelten Bevölkerung trete», welche von ihren Müttern nicht gestillt werden. Berücksichtigt werden sollen die ehelichen Säug linge solcher Familien, iu denen das Einkommen des Familienhauptes annehmbar weniger als 1500 Mark jähr lich beträgt. Die Durchführung der Fürsorge durch Besuch der Familie, Beratung der Mütter und Ueberwachung des Gesundheitszustandes der Kinder haben die Hebammen übernommen, und zwar in jedem Falle diejenige Hebamme, welche die Entbindung geleitet hat. Die Hebammen sollen nur dann tätig werden, wenn die betreffenden Familien damit einverstanden sind. —* Bo« Taschendicbstähle« rühren sicher süuj Geldtäschchen her, die in einem hiesigen Kaufhausc versteckt crufgefilnden wurden. Bestohlene mögen sich bei der Kriminalpolizei. Zimmer 86, melden. zwerchfellerschütternden Gestaltung der Titelfigiir in einem neuen tollen Schwank: „Der müde Theodor" von Max Ne all und M. Ferner, unter grober Heiterkeit des gutgesüllten Hauses fort. Der müde Theodor des mit sicherem Instinkt für Situationskomik und Bühnenwirk samkeit zurechtgezimmerten Stückes ist im Grunde ge nommen ein recht munterer Lebemann, dessen Ausgabeetat aber unter derartig genauer Kontrolle der gestrengen Ehe hälfte stecht. Saß er sich die Mittel für seine gönnerhaften Gelüste einer jungen Bühnenkünstlerin gegenüber auf recht fragwürdige Art zu verschaffen sucht. Er versetzt den Brlllantjchmuck seiner Frau, und, um diesen wieder ein lösen zu können, verdingt er sich als — Nachtkellner im Hotel „Zum grünen Krokodil". Wer so die Nacht zum Tage macht, hat schließlich eine gewisse Berechtigung, den Tag über hundemüde zu sein und zum Schrecken von Gattin und Tochter aller Augenblicke ein Nickerchen zu machen. Selbstverständlich kommt die scharfkontrollterende Gattin allmählich hinter die Schliche ihres immermüden Theodor, der sich aber so geschickt herauszuschwindeln ver steht. daß er zuguterletzt mit dem Glorienschein des gut herzigsten und menschensreundlichsten aller Erbenpilger im Kreise der Seinen steht. Man muß cs den Verfassern lassen, daß sie tm Laufe der drei Akte in der Erfindung immer neuer prekärer Situationen, in die sie ihren müde» Theodor verstricken, nicht müde werden, ivcnn ihnen auch kein Mittel zu diesem Zwecke zu schlecht und zu banal er scheint. Jedenfalls haben sie erreicht, daß die Lachmuskeln harmloser Zuschauer fast ununterbrochen in kräftige Be wegung verletzt werden, und Las bedeutet in unserer blutig-ernsten Zeit, in der man so gern einmal die -rückenden Sorgen auf einige Stunden vergißt, immerhin einen Gewinn. Neben Anton Franck, der wiederum alle Minen seiner schlagkräftigen Komik springen ließ, ver- halfcn besonders Iba Katt,ler (Theodors Gattin). Asta Bergen (die von Theodor „betreute" Bühnen- säng-erin), Huldi Tuer sch mann (Theodors Tochter) und Emil Gähd (Mathematiklehrer Eusebius Find eisen) dem vosscnhgften Stücke zu einem unbestrittenen Lacherfolg. Weniger glücklich war Carlos Zizold mit seiner erzwungenen Komik in der Darstellung eines überspannten Komponisten!ünglings. während in kleineren Episodenrollen die Dame» Elfricde Pohl (Pikkolo) und Albcrtine Falk (Dienstmädchen bei Theodor) angenehm ausfielen. „Der müde Theodor" bedeutet durch aus keinen matten Theaterabend, sondern dürfte sogar mauch eingefleischten Hypochonder zu einigen vorüber- , gehenden Heiterkeitöausbrttchcn aufmuntern. —cst. s* KohltStigkeitSvorstrlluug aus der Naturbühne im Graß«« Garte«. Die von Ernestine Mttnchhrtm geplante Bor- ' stellung zum Vesten de» Rote» Kreuzes findet Freitag, den ^ N. Juni, Uhr nachmittag», ans der Naturbühne des Großen Gartens statt. Für die Hauptrollen haben mit Genehmigung der Kviital. Gcneralbtrektton ihre Mitwirkung zugesagt: Künigl. Hosschauspielertn Her Mine Körner. König!. Hofschauspieler Walter Bruno Jltz und Erich Ponto. Zur Ausführung gelangen: „Elpenor". Fragment von Goethe, ..Teja", Drama tn einem Akt von Hermann Sudermann, „Die Rosen des Herrn von MalcdherbcS", ländliches Gemälde von Kotzcbue. Die musika lische Leitung hat Herr Dr. Ehttz übernommen, der vorkom- mciidc Tanz ist von Herr» Könlgl. Ballettmetster I. Troja, n o w 8 k i angeorbnet und mit Damen des Könlgl. Ballett» ein st,idlcrt. Kartenverkauf tm Jnvaltbenbank. Kleine Musiknachrichte». Die Elberfelder Liedertafel hat letzten Sonntag in Brüssel im Kon servatorium und im Lazarett mit großem Erfolge Konzerte gegeben. — Die hervorragende spanische Klavierkttnstlcrin Maria Cervantes, die auch in Dresden unter starkem Beifall auftrat, ist in Madrid, kaum 80 Jahre alt, gestorben. — Dr. Wolfg. A. ThomaS-San Gallt, der Berliner Musikschriftstcller, läßt, entgegen auftauchcn- den Gerüchten, Mitteilen, baß er nicht Italiener, sondern Deutscher, und zwar geborener Preuße, sei. " Künstlerische «-Mtigkeitr- Veranstaltungen. Einen Mahnruf an die deutschen und österreichischen ausübenden Lonkünstler läßt die Münchener und die Groß-Berlinior Hilfsstelle für BerufSmuffker ergehen. Es heißi darin: Soft einer Reihe von Jahren mehren sich die an ausübende Tonkünstler — Dirigenten, Länger .Jnstru- inentalisten — gestellten Ansuchen, bet WohltätigkeitS- Beranstaltungen mitzuwirken, tn geradezu ungeheuer- lichcm Maße. Vielfach bedeuten fi« für den, der ihnen regelmäßig Folge gibt, eine fühlbare Minderung not wendiger Erholungsstunden, wenn nicht gar eine merkliche Beeinträchtigung des Berufsleben-. DaS macht sich in um so höherem Grabe geltend, als jene Ansuchen nur zu oft an solche ergehen, die auch zu Friedeilszeiten in hartem Daseinskämpfe stehen, ja mühsam Tag für Tag um den Erwerb des zum Leben Notwendigsten ringen müssen. Die Kriegslage hat noch eine weitere starke Häufung von Wohl- tätigkeitsuilternchmungcu der verschiedensten Art gebracht. Es gereicht den Musikern zur Ehre, daß sie sich uriermüd lich in den Dienst des allgemeinen Besten stellen. Nur ist es unbillig, sei cS auch zur Förderung des edelsten Hilfs- wcrks, eine völlig unentgeltliche Leistung von denen, an deren Türen Sorgen, wenn nicht gar Not und Elend klopfen, zu verlangen. Es läuft a»f Selbsttäuschung hinaus, sofern man mit der einen Hand gibt und mit der anderen nimmt. Der Künstler fürchtet oft, er könne cs durch eine Absage mit mehr oder minder einflußreichen Persönlichkeiten verderben und sich somit in seinem Fort kommen schädigen. Möge er diese Furcht überwinden und, wenn triftige Gründe vorliegcn, eine Absage nicht scheuen! Es gilt für die ausübenden Künstler, in allem ihre Stan des ehre zu wahren! Sie tun dies auch, indem sie ihrerseits unter allen Umständen zum Ausdruck bringen, daß jede Leistung ihres Lohnes wert ist. Wer einer Aufforderung, bei einer Wohltätigkeits-Ver anstaltung miizuwivkcn, entspricht, der soll dies einzig und allein unter der Bedingung tun, daß er, sei es auch nur, mit einem bescheidenen Prozentsatz, am Reinertrag o-er am Bruttoertrag derartiger Aufführungen beteiligt werde. Lebt er in auskömmlichen Verhältnissen, so steht es ihm ja frei, den auf ihn fallenden Anteil «ntweder dem gemeinnützigen Zwecke der Veranstaltung, -er er im be sonderen Falle sein Können leiht, oder bewährten, ihm be rufsmäßig nah« liegenden WohlfahrtSeinrichtungen zuzu- wenben, wie den „Hilfsstellen für Bcrufümufidvr", den UntcrstützungS- und Pensionskassen der „Deutschen Büh-' nen-Genoffenschaft", beS „Allgemeinen Deutschen" und des „Oesterrcichischcn Musiker-VerbandeS", des „Deutschest Ehorsänger-VerbanüeS", des „ZentralverbandcS Deutscher Tonkünstler und Tonkünstlervereine" und des „Deutschen" und des „Oesterreichischen Musikpädagogischen Verbandest Dem ausübenden Tonkünstler liegt es ob, in Behauptung seiner StaudeSwürd« eine wichtige Staatsbürgerpflicht zu erfüllen und dem Solidaritätsgefühl, das ihn auch mit den Aermsten und Bedrücktesten seiner Berufsgenossen ver-' binden mutz, vor der Ocffentlichkeit durch die Tat kräftigen Ausdruck zu geben! Hrerdner Nachrichten L'W'N Nr. 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