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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187805126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-05
- Tag1878-05-12
- Monat1878-05
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1878
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253V -At auch nicht im Interesse de- Reichstage-, von vorn herein eine Reihe von Möglichkeiten auszu- ickließen und ich bin auch der Meinung, daß eS im allerhöchsten Maße im Interesse der Betheiligten liegt, die Untersuchungen, wie sie hier vorgeschlagen und. mit Zwangs-Verpflichtung zu Declarationen, möglichst bald durchgeführt zu sehen. Denn so wenig man versprechen kann, daß mit einer einmaligen Er höhung der Tabaksteuer da- Ende der Besteuerung erreicht sei, so kann man dock sagen, daß die Beun ruhigung auf keine andere Weise zu Ende geführt werden kann, als wenn endlich einmal eine klare, feste Darlegung dieser Verhältnisse ein sichere- llr- theil aewährt, die nachher hei neu emtretenden Ver hältnissen nicht angefochten werden kann. So sicher ich bin, daß die verhündeten Regierungen nicht ver langt haben, daß Sie sich üher eine bestimmte Methode entscheiden, so glaube ich auch, daß. so weit mir der Gang der Lorberalhungen bekannt ist, die Regierungen Ihnen auch die Hand bieten werden zu Modifikationen im Einzelnen, wodurch etwaige Bestimmungen beseitigt werden, die den Mißbrauch dieser Untersuchungen herbeisühren. — Das ist Da-, was ich hier zur Sache sagen will. Was meine persönliche Stellung anbetrisst, so braucht mir das nicht gesagt zu werden, daß auch ich nicht nn Stande sein werde, daS Geringste zu fördern, ohne dre entscheidende Hülfe und Unterstützung der Volks vertretung. Tie Aufgabe, die mir zugesallen ist, ist eine hohe und wichtige, eme wahrhaft volksthümliche. Ich weiß, daß die Arbeit, die ich daran setzen werde, nicht verloren sein wird, und daß sie, wenn nicht mir, so dock geschickteren oder glücklicheren Rachfolgern zu Gute kommen werde. Aber ick gehe mit der Hoffnung an die Arbeit, daß die Majorität des Reichstags bei den» Ausbau des Reichsfinanzwesens ebenso Vorgehen wird, wie früher bei Ueberwindung so mancher Schwierigkeiten; und daß auch in diesem Fall ihre Unterstützung dem Bnndesrath und den verhündeten Regierungen nicht fehlen wird. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. v. Klei st-Retzvw tritt für das Gesetz ein. Es handle sich ja nicht uni ein Finanzaesetz, sondern nur um die Vorbereitung zu einem solchen, und der Reichstag werde in keiner Weise durch sein Votum gebunden. Herr v. Schorlcmcr-Alst habe zwar da- Bedürsniß neuer Steuern geleugnet, daS könne aber dock angesichts dcr oeqenwärtigen Lage der Nation nicht die richtige Auitassung sein. Kür Deutschland sei eS eine außerordentliche Aus zeichnung, daß bei dem ersten Wetterleuchten eineS europäischen Krieges diesem die Vermittlerrolle von allen Seiten angetragen werde, daS sei eben nur eine Folge der ausgezeichneten Wehrfähigkeit, und für diese müßten die Mittel unbedingt gewährt n-erven. Zum Segen Deutschlands sei eine Einheit aus seine Zergliederung gebaut, und deshalb müsse die Einheit sinanciell unabhängig von den Gliedern gemacht, d. h. die Matricularbeiträge abgcschafst werden. Da« sei aber nur durch eine höhere Be steuerung deS TabakS zu erlangen. Die Frage: ob Monopol oder Aabrikatsteuer. sei ja auch sür die Regierung noch eine offene. Reich-kanzleramtSpräsident Hosmann: Herrn v. Bennigsen gegenüber kann ich meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß die Partei, welcher derselbe angehört, in den wesentlichen Grund lagen des Reformprogramms mit den verbündeten Regierungen übereinstimmt. (Heiterkeit und Be wegung.) Die Puncte, in welchen die Ueberein- ftimmung vorhanden ist, sind die folgenden: Die Partei de- Herrn v. Bennigsen ist darin mit den verbündeten Regierungen einverstanden, daß das Reich auS den »hm zu Gebote stehenden Einnahme quellen höhere Einnahmen schöpfen muß, und daß dabei der Tabak in erster Linie in Betracht kommt. Auch hat Herr v. Bennigsen zugegeben, daß die Frage der konstitutionellen Garantien mit dem vor liegenden Entwürfe nicht in Beziehung steht. Eine Differenz besteht nur bezüglich der Art und Weise, in welcher. e Erhebungen vorgenommen werden sollen. Daß S« bverständige anqchört werden, ist nach der Vorlage aber nickt ausgeschlossen. Ick muß ausdrücklich wied» >olen, daß die verbündeten Regie rungen über die Methode der Tabaksbesteuerung noch nicht entschieden b en. Dieselben wollen nur das noth- wendiqe Material ammeln, und ich hoffe, daß hier gegen auch die i «twnal liberale Partei nichts ein- ivendet. Der Uv ischied besteht nur darin, daß Sie bereits in der s- age, ob Monopol oder Fabrikat steuer, Stellung g ,wurmen haben, weil Sie glauben, genügend informin zu sein, während die verbündeten Regierungen sich noch nicht darüber schlüssig gemacht haben. Abg. Freiherr von St aussen der g: Die Vorlage hat in der heutigen DrScussion eine sehr verschiedene Würdigung gefunden. Soeben be hauptet der Herr Präsident de- ReichskanzleramtS wieder, die Vorlage lasse die Frage nach der Art dcr Besteuerung offen. Wie stimmt das mit den Er klärungen bei der ersten Lesung der Steuervorlage? Nebenbei erwähne ich hier di« eigentbümlicke Situa tion, daß jene Vorlage noch nicht zurückgezogen ist sondern sich noch im Stadium der Verhandlungen diese- Hause- befindet (Hört, hört!), während die Regierung gleichzeitig gesteht, daß sie über die Ver hältnisse de- Labak-baues absolut nicht unterrichtet ist. (Sehr gut! Heiterkeit.) ES ist aber auch nicht richtig, daß die Vorlage die Frage der Besteuerung-- form offen läßt- di« Motive sprechen nur vom Mo nopol und von Fabrikatsteuer. Die Vorlage ist nicht- weniger als ein eigentliche- Enauetegesetz: sie ist nur ein Gesetz, betreffend statistische Erhebungen über Tabakshandel und Fabrikation. Wir beabsichtigen, an Stelle der statistischen Er bedungen einen einfachen Gesetzentwurf zu setzen, welcher die Mittel zu einer Enquete giebt über die Verhältnisse des TabaksbaueS und de- TabaksbandelS. Dazu müssen alle Bestimmungen auS der Vorlage gestrichen werden, welche lediglich für statistische Er hebungen Werth haben. Daß wir der Einsicht in die Geschäftsbücher unter diesen Umständen nickt zustim- men, bedarf wobl kaum der Erwähnung. Damit zwingen Sie alle Geschäft-Männer, über die Art und Weise der Fabrikation und de- Geschäftsbetriebe- jede gewünschte Auskunft zu geben, und wenn sie Unrich tiges angeben, bedrohen Sie dieselben mit schwerer Straf«. Wie wollen Sie denn erfahren, ob die An gaben richtig sind? Die Bestimmung führt zu einer reinen Spionage, zu einem Hineinlangen de- Unter- suchung-rickterS in den unbescholtenen Geschäfts betrieb, wie er bi- ,eht in Deutschland unerhört war «Lebhafte Zustimmung.) Der Herr Präsident Hofmann sagte, die Regierung wüßte sich mit unS über die Ziele vollkommen einig. Nun ja, wir sind in gewisser Richtung einig, wir wollen Beide das Beste des Reiche-. (Heiterkeit.) Wir sind auch darüber einig, daß die eigenen Ein nahmen deS Reiches nicht durch direkte Steuern, sondern nur durch indirekte geschaffen werden können, und daß der Tabak ein sehr besteuerung-fähiges Object ist. Wir verlangen konstitutionelle Garantien: Da wäre die Uebereinstimmung schon etwa- eigen- thümlich. (Heiterkeit.) Ganz uneinig aber sind wir über die Form der Besteuerung. Dazu soll uns die Enquete dienen, daß wir erfahren, wie man den Tabak am besten besteuert. ES ist mir versichert worden, daß bisher kein Sach verständiger zu den Vorberathunaen der Regierung hinzugrzogen worden ist. Alle- ist am grünen Tisch gemacht worden. (Hört! Hört!) ES ist absolut noth- wendig, daß wir die Regierung veranlassen, sich mit Sachverständigen ins Einvernehmen zu setzen. Der Herr Präsident Hosmann sagt, auch die Regierung wünsche daS. UnS ist es nickt bloS wünsckenswerth, wir halten es für angemessen, die Regierung gewis sermaßen dazu zu nöthigen. Das kann uns keine genügende Information geben, wenn wir zu unseren Beratbungen einzelne Interessenten heranziehen. Das giebt uns kein Bild von der Gesammtlage der Tabaksindustrie. Man hat unser Votum, welches auf die Anordnung eincr einfachen Enquete hinaus- geht, als eine Vertrauenssache bezeichnet. Es ist weder ein Zeichen von Vertrauen noch von Mißtrauen, wir sagen nur zur Regierung: verschaffe Dir die Kenntniß, die Tu nicht hast und von der Du selbst sagst, daß Du sie haben solltest. Bevor wir über den Steuererfolg überhaupt weiter berathen ist eine solche Enquete nothwendig. Wir besitzen eine Tabaksindustrie, wie kein anderes Land, die nicht ohne außerordentliche Gründe mit einem Federstriche beseitigt werden darf, um an ihre Stelle eine uns noch ganz unbekannte und un faßbare StaatSindustrie zu setzen. DieS einzu sehen, dazu brauchen wir keine Statistik. Man hat gesagt, die Tabaksindustrie sei ein für sich abgeschlossenes Ganze und lasse sich ohne Gefahr sür verwandte Industrien aus dem Ganzen leicht bcrausheben. Mir steht ein Bericht aus Hanau über die dortige Cigarrenkisten-Industrie zur Versü- guna, der beweist, welche Ausdehnung schon diese eine Hülfsindustrie hat. Es kommt für uns ferner in Betracht, daß eS von der Einführung de- Monopols keinen Rückschritt mehr giebt. Wenn wir mit eincr Steuer schlechie Erfahrungen machen, so können wir sie wieder beseitigen: das liegt mit dem Monopol anders. Das Reick muß etwas thun, um die Frage endlich zuni AuStrag zu bringen. Es ist viel davon gesprochen worden, daß wir alles Andere wollen, nur nicht das Monopol. Wir entscheiden uns hiermit für keine Steuer und gegen keine: aber die Verpflichtung haben wir, der Regierung zu sagen, welchen Weg sie nicht gehen soll. Wir erfüllen damit nur das Desi- derium des Reichskanzlers, welcher von uns verlangte, daß wir ihm die Klippen bezeichnen sollten, die er vermeiden müsse, wenn er auf unsere Zustimmung rechnen wolle. Eine solche Klippe ist das Monopol; für dieses wird er auf unsere Zustimmung nicht zählen können, wird er auf die Zustimmung der Ma- Ivrität dcr Vertretung sowohl wie des gesammten Volkes nicht zählen können. (Zustimmung.) Nachdem noch der Abg. Reichensperger gegen die Vorlage gesprochen, wird die Debatte geschlossen Neues Theater. * Leipzig, ll. Mai. Frau Marie Will, welche vom l. September ab als engagirteS Mit glied dein Verband der Leipziger Opernkräfte an gehören wird, eröffnete gestern ihr Gastspiel als „Norma" in Bellini'S gleichnamiger Oper. Trotz dcr unorganischen Gestaltungen und seichten melo dischen Phrasen, welche in vielfach sinnloser An einanderreihung gerade daS Gcgcntheil vom tragi schen Inhalt auSdrücken, wird die Ausführung doch bei dem Publicum Beifall erringen, wenn die Ver treterin der „Titelpartie" über eine bedeutende Ge- sangStecknik gebietet, deren Werth allein jene- ober flächliche Erzeugniß deö Italiener- auf den Bühnen lebendig zu erhalten vermag. Im Mai de- vorigen IahreS konnte ich bereit« die Meinung begründen, daß unter den wenigen auSerwählten Sängerinnen, welche jene schwierige Eoloraturpartie vollkommen zu bewältigen vermögen, die kaiserl. königl. Kammer sängerin Frau Marie Will den ersten Rang einnimmt. Nach der gestrigen Reproduktion ist jene« Urtheil einsach zu bestätigen und Leipzig kann sich in Wahrheit glücklich schätzen, diese hervor ragende Kraft zu besitzen, wenn der Besitz auch mit großen Opfern verbunden sein mag. Eine Sängerin, welche im Fortissimo und im Pianissimo alle Donlagen im getragenen Gesänge ebenso be herrscht wie im leichten Tonwellenspiel de- colo- rirten Vortrage«, welche bald mit der Macht ihre« OrganS die gewichtigsten Accente in der Ent fesselung der höchsten Leidenschaft hcrauswirft und den Zuhörer durch die Größe de« ToneS, durch die Gewalt ihrer Mittel im dramatischen Ausdruck überwältigt, bald aber auch in den zartesten Nüan cirungen, tm hingehauckten Klagelaut, wie im seelen vollen An- und Abschwellen de- Klange« ihre Künstlerschast in vollendetster Form entwickelt: eme solche Sängerin wird kaum mit einer anderen ver glichen werden können, selbst wenn man geltend machen will, daß daS Treniuliren, diese in Leipzig nicht gebilligte Wiener Manier, au- der Vortrag-weise noch binwegzuwünscken wäre. AlS Specialität der Mei sterleistung ist — wie im vorigen Jahre — wiederum zu erwähnen, daß die große Künstlerin, in welcher Genie und Fleiß einen innigen Bund geschlossen haben, am Schlüsse de- Duett- mit Adalgisa Act II. Nr. 7 einen Ganz tontriller in makel loser Reinheit aus dem breigestricbenen 6 und I) mit Anwendung de« (reiceucko und Decrescendo technisch vollendet auösührte, ein Kunststück, welche- ich biS jetzt niemals von hervorragenden Sängerin nen gehört habe. Hoffentlich wird die berühmte Künstlerin auch al« Donna Anna in Mozarts „Don Juan" und alö „Leonore" in Beethovens „Fidelio" austreten, damit da« klassische Leipzig sich an den RuhmeSsäulen der musikalischen Kunst wahrhaft erfreuen kann. Die Reproduction der Frau Sucher-Hassel- Heck in der Partie dcr „Adalgisa" war so auö- gezeichnet, daß gewiß in allen Theaterfreunden der Wunsch stark hervortrat, diese vorzügliche Sängerin auch fernerhin al« Mitglied der Leipziger Oper zu besitzen. Auch der Vortrag der Frau Will würde sehr zu leiden haben und bedeutend weniger wirken, wenn die Stimme einer untergeordneteren Sängerin sich mit der ihrigen verbinden sollte. Die Direk tion wird gewiß rn Rücksicht aus die Sympathien de« PublicumS sür Frau Sucher und vor allen Dingen im Hinblick auf die Erhaltung de« En semble diese «Längerin, vorausgesetzt, daß dieselbe die Stadt Leipzig nicht unbedingt verlassen will, wieder zu gewinnen suchen und Krau Sucher wird bann auch hoffentlich annehmbare Bedingungen nicht zurückweisen. Mit besonderer Anerkennung ist die excellente Leistung de- Herrn Reß ijOrovist) hervorzuheben, auch befriedigte der Sever de- Herrn Pielke mehr al« früher. Die beiden kleinen Partien „Elotilde" und „Flavin«" wurden von Fräul. KlasSky und Herrn Rebling angemessen durchgesührt. Die Aufführung leitete mit Umsicht Herr Capellmeister Mühldorfer. Möchte in Zukunft auf correcteS Zusammen stimmen im Orchester mehr Rücksicht genommen werden. ^ OScar Paul. L Da« königliche Vonservatortum der Musiki in Leipzig bat am 8. Mai die zweite öffentliche Hauptprütung im Saale des Gewandhauses ab- gehalien. Das Programm krackte in interessanter Reihenfolge Werke verstorbener Tondichter, welche als Lyriker und Romantiker einen bedeutsamen Einfluß auf die Fortentwickelung ausgeübl haben und zugleich Erzeugnisse lebender Eomponisten, deren Gehalt durch die Kritik schon hinreichend gewürdigt worden ist. Die erfreulichen Resultate lieferten wiederum den Beweis, daß in dem Institut eine gründliche und vielseitige Bildung erfolgreich angestrebt wird. Folgende Werke gelangten zur Ausführung: 1) Concert für Pianoforte von Tussek (timoll, t. Satz): Fräulein Georgine Cuddon aus London. Gründliche Fertigkeit im Passagenspiel, gleich mäßige Ausbildung beider Hände, angemessener Ausdruck in den cantablen Stellen sind der Lei stung nachzurühmen. 3) Arie aus der Oper „Die Folkunger" von E. Kretschmer: Fräulein Anna Jansen aus San Francisco. Die Befähigung zu charakteristischem Vortrage bei reckt erheblichen und gut gebildeten Stimm mitteln war aus dem Gesänge klar zu erkennen. 3) Concert für Pianoforle von Chopin (Km«.»): Fräule „ Kat. Lckleston aus Knutssord bei Manchester) < Musikalisches Naturell, sehr gleichmäßige und weit entwickelte Technik, viel Sinniges und fein Empfundenes im Vortrage traten dem Hörer entgegen. Bei so schönen Eigenschaften wäre etwas mehr phvsiscke Kraft wünschenswerth. 4) Concertante sür 3 Violinen von L. Spohr (.4,l >r, 1 Satz): Herr Arthur Bayer aus Leipzig und Herr Edgar Co ursen aus San Francisco. Präcises, von musikalischer Gewandtheit und Routine zeugendes Zusammenspiel, fertig, rein und sauber »m Technischen. 5) Concert für Pianoforte von F. Mendelssohn- Bartholdv (kmnll, 2. und 3. Satz): Fräulein Charlotte Thorne aus Kongsberg (Norwegen). Exactes und gerundetes Spiel, sympathischerAn- schlag, viel natürliche Anmuth im ÄuSdruck. 6) Lieder mit Begleitung des Pianosorte von Schu bert: Fräulein Christine Schote! aus Dord- recht (Holland). Hervorragend gehaltvolle, vortrefflich geschulte Stimme. Im Vortrage viel Temperament und Wärme. 7) Concert für Pianoforte von C. Reinecke (Nr. I, kiümoll, 2. und 3. Satz): Herr Friedrich von Schiller aus Varel. Eine durch da- Gepräge künstlerischer Rerfe hervorstechende Leistung, der virtuose Sicherheit im Technischen, feste Haltung und Intelligenz im Musikalischen nachzurühmen ist. — vermischtes. — Die Berliner Kritik spricht sich sehr lobend Über die Leipziger Aufführungen des „Rbeingold" und der „Walküre" au«. Nachdem wir Lindau'« Ansichten über die Leipziger Leistungen kennen ge lernt baden, werden wir bei Gelegenheit auch daö Urtheil von einem principiellen Gegner Lindau'S verösfentlichen. Auch diese- lautet ungemein günstig sür die hiesige Inscenesetzung. — Carl Reinecke, dcr hochverdiente Leipziger Gewandhau--Capellmeister, hat kürzlich mit der Composition seine- „Hakon Jarl" in verschiedenen Städten (Aachen, Zürich rc. rc.) große Triumphe gefeiert. Auch in da« Alpenland ist da« Werk vorgedruugcn und dasselbe hat sich in der sanaeS- sreubigen Stadt Innsbruck mit dem größten Erfolge eingebürgert. Von dort sind un- über den großen Enthusia-mus, welchen die Tondichtung bcrvorgerufen, Berichte und Belege zugegangen. Sämmtliche Referate stimmen darin überein, daß die Composition eine ausgezeichnete Thal sei. „Carl Reinecke'- „Hakon Jarl" ist ein Werk von nicht gewöhnlicher Bedeutung. Der geniale Dirigent der berühmten Leipziger Gewandhaus-Conccrte hat darin alle Macht und Vortheile der modernen Technik mit der musikalischen Tüchtigkeit der klassi schen Periode zu vereinen gewußt. Schöne Melodie, reiche und interessante Harnronisirung und mannich facber Formenreichthum zeichnen d,e Composition auS und eS ist erklärlich, daß selbe die Runde durch Deutschland zu machen begonnen und allerort« mit Beifall ausgenommen wird. Die gestrige Vorführung (im zweiten Liedertafel Concert am 28. April) war eine in jeder Hinsicht würdige. Die prächtigen Chöre wurden klar und gut scbattirt vorgetragen. . .. Der Schlußchor der ersten Abtheilung und der daS Schlachtgewühl sinnbildende Doppel-Chor in der fünften Scene waren von hinreißender Wirkung- Die Einzel partien waren in bewährten Händen :c." Mit diesem noch weiter auSgesührten Urtheile der Inn« brucker Nachrichten stimmen die anderen Blätter überein — Franz von Holstein'« reizvolle mrd edlen Stil geschriebene Oper „Der Haides hat am 7. Mai in Wiesbaden einen sehr grvtzt- Erfolg errungen. Da- an melodiösem Gehalt reiche Werk hat sowohl durch die Solopartien auch durch die prächtigen Chorsätze die wärmst, Sympathien gewonnen. verschiedenes. * Heidelberg, 8. Mai. Gestern Mill^ traf Ihre Majestät die deutsche Kaiser mit Gtfolge hier ein und wurde am Bahnst, qon Ihren königl. Hoheiten dem Großherzvg « der Großherzogin von Baden bewillkommnet i von da in da« Grand Hotel geleitet, um dafel daö Diner nnrunehmen. Bald nach Ankunft bohen Herrschaften stattete die Königin Schweden Denselben einen Besuch ab, welcher , Erstern erwidert wurde, worauf Ihre Maj. Kaiserin Augusta die Reise nach Baden-Baven 3.30 forlsttzte, während die Großherzogin Lo, um 3 40 ihrem Reiseziele Berlin rueilte. 1 Großherzog verblieb vagegen noch biS 5.35 hi um da« neue akademische HoSpital, namentlich Augenklinik, einer näheren Besichtigung zu uni« werfen. — Wie vielen unserer Leser bekannt ist, w da- Dorf Sleben im August vorigen Jost durch einen bedeutenden Brand heimgesucht; allen Seiten flössen aber reichliche Spenden, daß da« entstandene Elend dadurch bedeutend mildert wurde. Fleißige Hände haben fast jene Häuser, welche zur Badezeit die bisher freundlich ausgenommen, wieder a, baut, dabei manche wünschenSwerthe Besserung schaffen, eine neue Straßenlegung, Beseitigung mitten im Orte stehenden Scheunen rc. bei? und somit dem Orte Stebe» ein fast städtif AuSseben gegeben. Der neue Theil von Ste! ungefähr l5 größere Häuser, darunter der gr, äräriauscbe Gasthof „zum bayerischen Hof" dazugehörigen Logirhäusern, welche sämmtlich schließlich für die Beherbergung der Badegäste gerichtet sind, ist glücklicherweise vom Brande fchont geblieben, sowie die Cur- und Badeanüi selbst, welche ja fast fünf Minuten weit Ort entfernt liegt. Die Badeverwaltuug bekanntlich ist daS Bad Eigenthum de« da, schen Staate« — ging im September ff in die Hände de« dortigen langjährigen arzteS Herrn Hosrath Dr. mock. Klmgcr deö vor Kurzem verstorbenen Bürgermeif von Naila und LandtagSabgeordneten Ludwig Borger über. Herr Hofrath S! hat nunmehr allein die Badeverwaltung übern: men. Durch diese Uebernahnie sind viele gute praktische Einrichtungen getroffen worden, da der Neubau eine- eigenen Hauscö für die don> vortrefflichen Moorbäder, ferner die Restaunw des Mineralbadehause«, die Verschönerung Badeanlagen, die Anstellung einer eigenen, guten Musikcapelle u. s. w., so daß Steben, mcntlich wegen seiner prachtvoll reinen Luft, u thalsächlich die Verwerthung deS Stahlwafleck vorzüglicher Weise unterstützt, und ihm so als b höchstgelegenen Stahlbade Deutschland« einen!, sonderen Vorzug vor allen anderen Stah giebt, einen in jeder Art angenehmen Aufenlbc! bietet. Seitens der ;Badeverwaltung werde» jetzt ab auch in pecuniärer Beziehung die bestich lichen Erleichterungen eintreten, um den Badq«ch auch in dieser Weise entgegenzukommen. Ti Inscriptionsgebühren, sonstige Taxen, der Nv'H beitrag, bei welch letzterem man die bedeute, den ErkaltungSspefen einer eigenen Cape! berücksichtigen muß, sind auf einen so gering Betrag herunter gesetzt, daß solcher kaum no nennbar ist. Die Preise der Bäder selbj sind bekanntlich nirgend- billiger, — al« im k Steben, für gute Küche, angenehme und pm würdige Wohnungen — hier sei des Damenwelt vielbekannten und beliebten sterS" de« Fräulein Fritz Spörl erwHü welche« schon im vorigen Herbst vollM, aufgebaut und in seinen alten Mauern s«l> jetzt wieder fertig dastehend der Aufnabme „Klosterdamcn" harrt — ist so au-reiche Sorge getragen, daß gut für 300 Curchste gleicher Zeit, welche zwar biS jetzt noch nicht Steben auf einmal anwesend waren Loqis dr Händen ist. — Da-Kvnig-Wilhelm-Bad beiSwi» münde hat seit seinem Bestehen (im nächsten Jet feiert eS bereit- sein zehnjährige- Iubllüum) jährlich an Frequenz so bedeutend zugenoonne daß in de» letzten Jahren ohne vorherige Best« lung selten Wohnungen oder einzelne Zimmer haben waren. Man dürfte auch kaum noch er mal in solcher Weise alle Annehmlichkeiten wam trirt finden wie hier. Die unmittelbare l'aze der See gewährt den Anblick derselben schon do den Wobnungen auS, und durch die Strandhallerst d« Aufenthalt an der See selbst bei dem stürmischst« Wetter möglich, dazu bietet die Nähe de« Hann« in seinen kolossalen Molen, mildem imposanten Leut thurm und dem fortwährenden Ern- und Ar-laust der Dampf- und Segelschiffe eine angenel me fl Wechselung. Der Erbauer und Besitzer, Herr Co» missionsrath Deichmann, hat auch in diesem Wiuü wieder sehr viele Verschönerungen sowohl Garten wie auch in den Gebäuden macken laste — so ist der große Speise- und Ballsall mit umfassenden Lustventilation versehen worden, jetzt den Saal bei der größten Hitze kühl er! Zu allen diesen Annehmlichkeiten tritt nock vortreffliche leibliche Verpflegung, bei zeitgemä Preisen, die weit und breit sich eine« großen"" erfreut. So wird auch in diesem Sommer eine glänzende Saison alle Mühen um so lohnen, al« die direkte Eisenbahnverbindung mcntlich für Berlin den Weg so abgekürzt I at, d e« nur noch al« Spazierfahrt zu betrachten ist.
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