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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 260-263 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-14
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1877
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MrfWrnu »agun, fnlh c.' '° Uhr »«dattlo» »»> <rped!»»u Jobannisgafie .1 i >p«chllauöeu »cr keöe.ilan: Vormittag I» I .' lllr. Nacknnikicifl: 4 K Ubr. Uuuahme der für dir ntchll- tztßendr Nummer bestimmten Auseraie an Wochentagen bis ollln Nachmittage». an Sonn- «nb Festtagen früh dis ',«st Ubr. L» deuFMatt» für Z»s.-A»ahii>c: Ott» Kinn». tlniversULtsstr. 22, SoutS Lösche. Kvtdarineustr. t s.p. nur bis Uhr. M 14. Anzeiger. Orzaii fiir Politik. Locolgeschichtc. Handels- und GeschDsvcikcbr. Sonntag den 14. Januar 1877. A«st»gr »^,OOY. Lba»««n,»»,rtt» »iertch. 4V,«L, iael. Brmaertohn 5 Mk., durch die Pah dezox-n K Mk Jede einzeln« Nummer Z» Pf. Belegexemplar 1» Pf. Gebühren für Extrabeilage» ahne Postdefbrderun, »e Mt. Mt Postbeförderung 4L Mt 3usir«»r tgesp. BourgcoiSz. 20Ps Grüßen Schristm laut unserem Preisverzeichnis — Tabeüanschei Lay nach höherem Tarif. R«t»«ru »nter dem tlrdarllon^ttL: die SpaUzeile 40 Pf. Inserate sind stäs an d. Lepedtlt-u zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlmrg pracauaivraiui» oder durch Postvorschuß. 71. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Drttl»o«h a« 17. Januar ». o. Abend- »/,7 Uhe t» Gaale der I. BLrqersebule. Tagesordnung: I. Wahlen für den OrtSschulauSschuß N Gutachten des Schulausschusses Uber ». die Ausrüstung der Turnhalle m der Realschule II. Ordnung: ti. das Budget der Nicolaischule; c. daS Budget der Realschule I Ord nung; ck daS Budget der Gewerbeschule. NI. Gutachten deS Oekönomic Ausschusses Uber a die Budgetconten 9 und 14; t». das Ab kommen mit der Immobiliengesellschaft über Herstellung des vorderen Tractes der Süd- ftraße und Pflasterung der Arndt- nnd Moltkestraße. IT. Gutachten deS Bau- und Oekonomie-Ausschusie- über a Erwerbung eine- Herrn Aüssner gehörigen ArealstreisenS an der verlängerten Albertstraßc; d. Erwerbung eine- Areal- streifeuS von dem Friedrich'schen Grundstücke an der Blücherstraße behufs Anlage einer Straße an der Parthe; e. die Anlage einer Anlage längS der Parthe von der Gerber- Kraß« »ach der Blücherstraße und daS hierüber mit der Immobiliengesellschaft getroffene Abkommen. V. Gutachten des Bau-AuSschufles über die Budgetconten 34 und 3b. IV. Gutachten deS Finanzausschusses über a die Budgetconten re. 10. 13, 2S, 32. 3K, 38, 3», 41 bis mit 46; d die Steuererbebung im lausenden Jahre. Holzauktion. Montag, den 13. Jaanar 1877 sollen von Vormittags S Uhr an im Forstreviere Burqau auf dem Kablschlage ln Abtheilung 3lu im verschlossenen Holze, hinter dem neuen Schützen hause ltt Rmtr. eichene Nutzsebeite, 254 Rmtr. eichene, li Rmtr buchene, 12 Rmtr lüsterne und 12 Rmtr. lindene Brennfesseite unter den ,m Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Ausnurnienknnft: aus Leu, Kahlschlage hinter dem neuen Schützenbause. ^ Leipca am 28 D^cember 1876 DeS Rath» Horft-Deputatio» Holzauktion. Mittwoch», den 7. Februar 1877, sollen von Vormittags 8 Uhr an im Forstreviere Burga«, in der Nähe de- Forsthaus-S und der Ehrenberger Wiesen. am kleinen Gerode ca IVV starke Abrauao- und Lvv ftarke Langhanfe« ^ unter dm im Termine öffentlich ausgebcmgeuen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den M'^sthictenden verkauft werden. A«sa»»e«?unft: auf dem Mittelwaldschlage in Abtheiluug 1» iu der Nähe de-Forfihauses > Bn.gau. Leipzig, am 8 Januar 1877. DeS Raths Forft'Depntatio«. Bekanntmachung. I« Berücksichtig»«« H«S erfahr«»gSge«Lsi t« Ja««ar sich a«-erge«»S-»ltih fteigernde« Verkehr» bei der städtische» Sparkasse ««d t« Interesse ei»er geregelte« Abfertia««g habe» wir beschlösse«, die Zeit der A«»ah«e »o» Gin rahlnug-n und «ü«dtg»»gen sowohl, al» die Leistung der -1ückzahl««ge» für de» Mo«at I a n u a « ans die Zeit von 8 Uhr Morgen» bi» 2 Uhr Stachmittag» z« beschränke» n«r> bringen diese» mit dem Bemerke« znr Kenntniss de» geehrte« Vnblienm», dass diese ausschliesslich für de« Mo»at Jannar «m eine Stunde beschränkte S?pe ditionSzeit mit dem IS. Jannar diese» Jahre» ei»tritt. Für die Monate Febrnar bi» mit December verbleibt e» bei der bisherigen SxpedttionSzett von 8 Uhr Morge«» dt» 3 Uhr sstachmtttag». Leipzig, de« 13. Januar 1877. Der Rath der Stadt Leipzig. Ibe. Messerschmidt. Bekanntmachung, de» Handel an Sonn- «nd Festtagen betresse»d Auch in letzter Zeit sind wiederholt Zuwiderhandlungen gegen die den Handel an Sonn» und Festtagen betreffenden Bestimmungen dcS Gesetzes vom.10 September 1870 vorgekommen, und fehi-n wir unS daher veranlaßt, folgende Bestimmungen diese-Gesetze- anderweit in Erinnerung zu bringen Oeffentlicber Handel, namentlich der Handel ans Straßen nnd öffentlichen Plätzen,» in Kaufs und GewerbSläven, Magazinen, Marktbuden und BerkaufSsttinden, sowie der Handel im Umherziehei. ingleichen öffentliche Versteigerungen und Verpachtungen sind an Sonn-, Fest- und Bußtagen in der Regel nicht gestattet. Hiervon ist nur der Verlaus der Arzneimittel, deS Brodes «nd weißer Bäckerwaaren bergest»-'t ausgenommen, daß dieser zu ;eoer Tageszeit gestattet ist, während der Verkauf sonstiger Eß- uno Materialwaaren, einschließlich von Tabak und Cigarren, sowie des Heizung» und Beleuchtung- Materials im Kleinen an Sonn-, Fest- und Bußtagen nur außer der Zeit des Bormittagsgottek dienstcs nachgelassen ist. Während der Zeit, zu welcher der öffentliche Handel nicht gestattet ist, sind auch die Kaufs- und GewerbSläven, Magazine, Marktbuden, sowie die Schaufenster geschloffen zu halten und Verkaufs stände mit Maaren nicht zu belegen. AIS Anfang-- und Schlußstunden de- Gottesdienstes haben hier die Stunden von 8»/, b,s >0«/, Uhr Vormittags zu gelten. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden auf Grund von tz 366,1 des Reichs-Straf gesetzbucheS mit Geldstrafe di- zu «0 -E oder Hast bis zu 14 Tagen bestraft. Leipzig, den 4. Januar 1877. Der Math der St«dt Leipzig. I)r. Georgi. Harrwitz. » 'Leipzig, 13. Januar. Durch die Wahlschlacht vom 10. Januar ist der Kampf der Parteien iui Reiche im Großen und Ganzen entschieden. Ernsten Blickes mustern die Kämpfer daS Feld; sie stecken ihr Terrain ab und zählen ihre Todten und Verwundeten Noch aber stehen an vielen Puncten dcS Reiches Stich wahlen bevor, Nachgesechle, in denen manche Unterlassungssünde, manche strategische Tborbeit, die am Haupttagc begangen worden, wieder gnt gemacht, manche Scharte ehrenvoll auSgewetzt ivcrden kann. DaS ist ganz besonders bei unS in Sachsen der Fall, wo die Socialdemokratie am 10 Januar große Orgien gefeiert, doch nur in wenigen Fällen so durchschlagende Triumphe da- vongetragen hat, daß sie alL Siegerin ans dem Felde blieb. Noch ist eS Zeit, mit ge sammelter Kraft gegen sie aufzukommen und fie aus allen Positionen, in denen eine end gültige Entscheidung noch auSsteht, hinauszu Zreibe». Wohlan denn, ihr Freunde der Ord nung, der gesetzlichen Freiheit und eines stetig vorrückeuden Fortschritte-; ihr Alle, die ihr noch e,n Herz habt für Deutschland, für freie- Bürger thum, für die Bildung und Gesittung der heutigen Gesellschaft, rafft euch auf, schaart euch dicht zu sammen unk schlagt durch eure Uneinigkeit den Feind zu Boden, der durch eure Uneinigkeit so mächtig angewachsen? Denn wer will die Macht dieses Feindes verkennen, der cS mit ange sehen bat. wrc am 10. Januar die Legionen der Socialdemvtratie gleichsam ouS der Erde wuchsen und aus allen Ecken und Enden heranrückten? Die großen Ziffern, mit denen sich diese Partei «inftellte, sie beweisen zwar Nichts für die Güte »nd Heilsamkeit ihrer Lehre, für die Lebensfähig keit ihrer Phantasiegebilde. Wohl aber sprecken sie die traurige Thatsache aus, daß unser Bol! »nd leider in allererster Linie unsere sächsische Bevölkerung, in weiten Kreisen von dieser pestartig «niherschleichenden, die Eingeweide deS Volkslebens zerfressenden, die Grundlagen dcS Staates durch wühlende», und durchbohrenden Krankheit erfaßt ist ES ist hohe Zeit, daß diesem Uebel Einhalt gethan, daß energische und umfassende LorsichlS maßregeln getroffen werden, um sein weiteres Borschreiten zu verhindern Gefahr ist im Ber rage, und sowohl unsere Regierung, wie alle Parteien. d,e nicht die Revolution wollen, laden schwere Verantwortung auf sich, wenn sie nicht so schleunig und gründlich wie möglich gemeinsam Hand anlegen, um der immer höher steigenden Fluth zu wehren Mas von Seiten der sächsischen Regierung zu geschehen hat —, wir werden nicht unterlassen, ihr offen hierüber unsere Meinung zu sagen Für hente genüge der Hinweis, daß wie die Reichstag-Wahlen unwiderleglich dar »ethan haben, »nter allen Ordnungsparteien in wachsen diejenige die stärkste ist. die den viel geschmähten Namen der Rationalliberalen führt Sie ist e-, die den Kampf gegen die sociale Revolution auf der ganzen Linie ausgenommen ! nnd mit Feuer und Kraft, hier erfolgreich, dort wenigsten- ehrenhaft durchgeführt hat Die alte Fortschrittspartei ist in der Auflösung be griffen und treibt nur noch in Trümmern auf dem Wilderregien Strome dahin; daS schwach gedrechselte Fahrzeug der Deutfchconservativeri, in daS die Regierung sich wohl anfangs begeben wollte, kann daS Pfeifen und Rütteln deS Slnrmeß nicht vertragen. Die nationale Partei allein steht fest und muthig und zukunstSsroh mitten in diesen Wirren; getragen von den Svmpathien des Bürgerthums, von der Unterstützung Tausen der und Abertausender gebildeter, warm fühlender und hingebungsvoller Männer, stellt sie den Kern unseres Volkes dar, ist sie eine zuverlässige Stütze der Ordnung und der geordneten Freiheit gegen den wild herandraufenden Umsturz. Mögen Alle, die eS mit Sachsen und der sächsischen Regierung gut meinen, dieS zunächst auch bei den bevor- stebenden Nachwahlen bedenken und beherzigen. Wer nicht will, daß Sachsen vollständig eine Beute der Sceialdemokratie werde, der rede der Versöhnung daS Wort; er bekämpfe in sich und Anderen die thörichten Abneigungen und Borur- theile gegen die nationale Partei und vereinige feine Kräfte mit dieser zur socialen Desinfektion Sachsen-, zur Bezwingung der Socialdemokratie. Thut er die- nicht, so trägt er zu ihrem Siege bei und nimmt eine schwere Schuld auf sich gegen Kaiser und Reich, gegen König und Vaterland. Lazesgeschichlliche Ueberlicht. Leipzig, l3. Januar. DaS Berliner Wahlergebniß ist begreif licherweise das Thema der leitenden Betrachtungen aller Berliner Blätter, in denen sich der ge waltige Eindruck des Ereignisses deutlich genng abspiegelt. Das ..Berliner Tageblatt" nimmt keinen Anstand, offen zu bekennen, in Berlin haben die Socialdemokraten einen bisher für un glaublich gehaltenen Triumph gefeiert. Die Ursache der Niederlage findet daß Blatt theils in der Persönlichkeit einiger der ausgestellten fort schrittlichen Candidaten. theils in der Selbstüber Hebung de- Wahlcomits, welche- den National liberalen daS Bündniß gekündigt hatte, und be merkt dann zum Schluß: „Der Eindruck der Berliner Wahlen »i,v aus die Regierung, wie auf das Land ein immenser sein Das allgemeine Stimmrecht, al« Sichrrheits-Bentrl benutzt, girbt rechtzeitig das Signal der Filhrlickkeiten, »eiche dem StaatSwelen drohen Möge man es allseitig recht verstehe«. Mögen di« Freunde des Fortschritts und des Freisinn» in sich gehen, Einkehr und Umlehr halten, «o r» nilthig ist — denn prompte Entschließung thut noth, ans daß der friedlich« Kamp mit Macht wieder ausgenommen nxrde» könne! Möge aber auch die Regierung nicht in jenem Wahlvgebuiß eine >nff»rd«rung erblicken, in reactionaire Bahnen und ;n einem Represstvsyste« zurückzolrnken, das * so g- fährlicher wirkt, je mehr es momentan geeignet ist. die verhängnißvollen Symptome in den Hintergrund z> drängen. Für Jeden von uns oder enthält das Berliner Wahlerzebniß die beberzigenswerthe Mahnung: Aus. au« der trügerischen Ruhe, in die wir uns ringelullt! Auf, au die erneute Arbeit, im Dienste der Freiheit des Lichtes und des Fortschritte! Nur wer sich selbst aufgiebt, verzichtet ans Sieg nnd Triumph." Die „VolkSzeitung" entfaltet in einem Artikel, der von den gewöhnlichsten fortschrittlichen Schlag wörtern strotzt, erst recht daS Banner der Politik, welche die Berliner Fortschrittspartei in der letzten Zeit zu so herrlichen Erfolgen geführt bat. Auch nicht ein Z-ichen ernster innerer Einkehr, auch nickt d«e Spur von Erkenntniß der gröbsten Fehler, welche gemacht sind, nicht eine leise Idee scheint diesem Organ «uszudämmern. welche ver- hängmßvolle Bahn man betrat, alS man die „befreundete" nationalliberalc Partei in unehr licher Weise schmähte, ihren Einfluß für Nichts achtete, und unter der Aegide Richter-ParisiuS fortan allein den Liberalismus rcpräsentiren zu können meinte. Die „Vosfische Zeitung" sucht nach einer Ent schuldigung der Niederlage und findet sie — in der unglückseligen „Compromißwirthsebaft", die den Parlamentarismus, wie ihn die Nationalliberalen und Fürst Bismarck verstehen, bei dem Volke so sehr discrcditirt habe, „daß eS nickt Wunder nehmen kann, wenn jetzt ein großer Theil desselben auch durch die eindringlichsten Mahnungen nicht bewegt werden kann, seinen öffentlichen Pflichten nachzukom men, und ein anderer Theil im Nnmuth über lang jährige- vergebliches Ringen seiner Vertreter nach einer freiheitlicheren Gestaltung unseres staatlichen LebenS den Werbungen der socialistischen Partei nicht hat widerstehen können. Die gemäßigte Demokratie hat dort, wo sie ihre festeste Burg zu haben glaubte, am t0 Januar eine schwere Rieder läge erlitten, aber die Regierung und die konser vativen Parteien thuen nicht gut daran, zu jubeln, daß in d«S stärkste Bollwerk (?) gegen die Social demokratie eine Bresche gelegt ist." Die „Tribüne" bemerkt u. A.: „Den kühlen Beobachter köourn derartige Erfolge «obl nachdenklich über dm so hochgepriesenen Werth des „allgemeinen und directen Wahlrechts" machen, wenigstens so lange dasselbe nicht durch eine ebenso allgemeine Wahlpflicht sachgemäß regntirt wird. Die Berechtigung der ganzen Einrichtung, als einer Garantie politischer Freiheit, siebt und fällt mit dem allgemeinen Eharalter der Wahlen. Wo dieser durch freiwilliges Zuthun der Bürger nicht zu erzielen ist, bleibt lagisck entweder nur der Zwang oder dir Aushebung übrig. Möge die Lehre, die diesmal die Berliner Wählerschaft empfangen, in Zukunst solch« Gedanken unmöglich machen." Es wird von Interesse sein, die Herren Socia listen, die bernfen sind, Berlin, den Hanptsttz des deutsrben Reiches «nd der deutschen Bildnng, im Reichstage zu vertrete«, näher kennen zu lernen Wir entnehmen dem „Berliner Börs.-Cour" die Biographie und Portrait- zweier derselben. Da ist zunächst Fritzsche, der Abgeordnete de- vierten Bezirks, mit seinem vollen Namen Friedrich Wilhelm fritzsche. Er ist seines Zeichens Cigarrenarbeiter und steht in seinen, zweiundfünfzigsten Jahre Fritzsche verfügt über all jene Requisiten, durch welche man zu einer populären Persönlichkeit werden kann: eine kräftige Gestalt, einen großen Bart und eine volltönige Stimme, der cS, wenn er vor Volksversammlungen spricht, nicht an einem gewissen biedern und iiberwugungStreuen AuSdruck eblt. Er ist im Gegensatz zu manchen seiner Parteigenossen Arbeiter und ist stets Arbeiter gewesen. Seine Jugend war eine trübe, er bat die Sckule der Noth und der Dürftigkeit mit einer zewissen Gründlichkeit absolvirt So ist er in ungen Jahren auch einmal bestraft worden. Seine Jugendbildung ist die dürftigste gewesen; von seinem vierzehnten bis zu feinem fünfzehnten Jahre besuchte er die Leipziger Armenschule. Dann zog er al- Handwc, kSbursche durch die Welt, durch Deutschland, die Schweiz und Italien. AIS er so eine Weile im AuSlande „das Handwerk gegrüßt" hatte, brach das Jahr 48 über die Welt herein, und er zog alS Freischärler in dem durch v. d Tann geführten CorpS mit nach Schleswig-Holstein. Dort wurde er bei Hoptrup leicht verwundet . / Die Maiausstände des Jahre- 48 fanden ihn in Dresden, und bei dem Kampfe preußischer Truppe« und Dresdner Revolutionaire wurde er aus den Barricaden gefangen genommen; ein Jahr lang dauerte die Untersuchungshaft, dann wurde er durch einen Gnadenact — in Freiheit gesetzt Als die ersten Anfänge der socialistischen Agitation begannen, war er e-, der gemeinsam mit dem Schuhmacher Vahlteich Ferdinand Lassalle bewog, an dieSpitze der socialistischen Bewegung zu treten So war er denn mit Lassalle gemeinsam einer der Be gründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, jener preußischen Sociolistenpartei. welche den ersten nnd mächtigsten Anstoß zu der Bewegung gab, die seitdem so kolossale Fortschritte gemacht hat. AlS ksssalle gestorben war und Schweitzer feine Nachfolgerschaft angetreten batte, war Fritzsche geraume Zeit hindurch Vice-Präsident jene- Ver eins, dessen erster Leiter Schweitzer geworden war Er begründete auch einen „Allgemeinen Deutschen Cigarrenarbeiter-Berein". einen Verband, der den anSgesprochenen Zweck batte. Lohnheraussetzungeu durch »rganisirte Arbeits-Einstellungen durchftu- führen Im Jahre 1867 wurde Fritzsche weae» Beleidigung de- Königs von Preußen mit Ge- sängnißhaft bestraft Eine Schrift über „Sociale Setbsthälse", die er versaßt hat, hat in socialifti- schen Kreisen vielen Anklang gesunden. Fritzsche ist nicht mehr nen in der parlamentarische» Carriöre. Er gehörte beispielsweise dem Zoll parlament «nd. irren wir nicht, auch dem Nord deutschen Reichstage an. Jahre hindurch hielt er sich indeß iu vollkommener Zurückgezogenheit. Mancherlei Vorkommnisse innerhalb deS ALge» meinen Deutschen Arbeitervereins hatten, n»e
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