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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187703069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-03
- Tag1877-03-06
- Monat1877-03
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1877
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Iir2^)k« dtz. «er. «. «übst» »^ mch. «pr« 44,» -4».4 b* »r. IlMi- der -7 di» stMguuq». »» » ^ Närz-AM l. Br., pr. rl« Küu iß L3.8 p,. Rär, pr. NM. Ii 54^ dre I d«-.. pr. »r. >ü^u^- i» de» parttmrn:- ammtttder re» iu dcn aS zunäckt c Frnchtar: keueuglaus >, «od süt ri, Kausal 1S74 »nk im Allae- iahre aller- et. a'.S:n e «me gam »«rtrifft dir »es Jahre: lnfzig Proc. der S^der. il geliefer-.. ld--«taater. BerdäUnif richte au? >igau ^egen ir Qualrtä: :eu uur in messe; uns teu Staate« sabre 1875 l nach -er aus, vor- t bezeichn« m Betracht rnd Florida icht dagegen Lcrzbunr- reichlich um oar dieselbe cky. Lera« im großen Besonder» Südstaate» nd Illinois a bereu: zu Kartoffel »eit weniger :n Gründen, r nützlechru ig i» ^olg« rgrrt. Dazu m dun 3 b. väbrend der '.den Wochen »wirten dak Ms'issipp, Heuschrecken, lteud dinier en einiger, stnd Süd eS dagegen ma, eben 'c r Mer al le irrnre von ungünstige Procent ge n nicht den ge em oer- i em Wester llaware und tasten An weniger ale oyork^ New- », Jllimns guter Aepfet rri, Illinois, bescheidene innsylvauier er Kiste de» ar. . 2. Mär; lküste Süd tröffe», ld Dampier .China' u>» amen yd-Damp-n abgegaugrn. der Ham > de'vrderi von letzteren la, 485 nach m Schissen «atlantischen ssagiere nach wurden de — In der»- n beordere soneu. tetal Erschekü tSgltch früh 6'/, Uhr. UeSattto» «h ckapettti«, JohauniSgass« 83. -Prechstuihr» der Urbarst»,: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—k Uhr. »muchme der für die nächst- „laende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 8 Uhr Nachmtnaas. an Sonn- M Festtagen früh bis '/,S Uhr. Z, >r*FUialr» für Zas Lnaatzme: Ott» Klemm, UniversitärSstr. 22, Louis Lösche. Katharinenstr. 18, p. nnr bi- VF Uhr. WpMer.Tagcblall Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. A»ft«Ge 1L»OLO. ZU>,„r»e,»«»rrt« viertelt- 4»/,ML» iucl. Briuaerlohn 5 Mt. durch die Post bezogen S Mt Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 36 Nit mit Postbefvrderung 4L Mt Inserate taesp BourgeoiSz. 20Pf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichnis—Tabellarisch« Satz nach höherem Tarif. NklUnnri »ater de« Lrbacstouoftrtch di« Spaltzeile 4V Pf. Inserate find stets an d. Seprdttt», zu senden. — Nabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravniuneranä« ' : durch Po »d« »ostvorschutz. XL 85. Dienstag den 6. März 1877. 71. Jahrgang. Im Monat Fkbrnar 1811 erhülttn da« Bürgerrecht: Herr Koch, Aug. Hermann, Instrumentenmacher « Freytag, Friedrich Wilhelm, Zimmern». - Käßbrig, August Leberecht, Uhrmacher. - Baumann, Johann Carl, Buchdrucker - Hänel, Emil Wilhelm, Beamter der All gemeinen deutschen Creditanstalt. - Wacker-, Herrn. Otto Albrecht, Handels agent. - Reichel, Julius Gotthelf, Kaufmann. - Schlichter, Carl August, Lehrer. - Hahn, Emil, Lehrer. - Hahn, IuliuS Hermann, Schutzmann. - Friedrich, Carl, Schiinkwirth. - B öttger, Gustav Richard, BuchhandlungS- gehlllfe. - Spamer, Johann Adalbert Helfrich Hugo, Buchhändler. - Ber ndt, Gustav Herrn, BuchhandlungSgeh. Herr Gnüchtel, Friedrich Gust., Geschäftsführer. Pfütze, Johann Ferdinand, Seiler Hoffmann, Johann Friedrich Franz, Kaufmann. Kübn, Gustav LouiS, Schutzmann. Elbe, Carl Otto, Schlosser. Karl, Friedrich Wilhelm, Restaurateur. Spillner, Franz Gustav IuliuS, Schrists. Werner, Wilhelm Robert, Hausbesitzer. Voigt, IuliuS Gottfried, Schneidermeister. Bredow, Carl Gottfried Leo, Hausbesitzer. Lehmann, Johann Friedrich Ernst. Castellan im Arbeiter - BildnngSverein Heuschkel, Johann Carl Maximilian, Notenstecher. Böhme, Johann Heinrich, Bureaubeamter. Falkenstein, Hugo Constantin FideliS, Betriebsoberinsvectoran ver StaatSbahn. Inden Monaten Januar imd Februar find vom Stadtrath angefiellt worden: als Maschinist bei der Stadtwasierkunst: IuliuS Weidenhammer; alS Brandmeister: Friedr. Gottlob IuliuS QuoSoorf; alS Expedient beim StandeSamte: Ernst Otto Buhrig; alS Aufwärter bei demselben: Ernst IuliuS Richter; alS RatbSvirner: Friedrich Franz Kirsten. Bekanntmachung. Die Gewerbekammer zu Leipzig hat beschlossen, zur Deckung ihre- Berwaltung-aufwande- auf da- Jahr 187? «i«r» Zuschlag vo» je )»«t Pfeuntge« auf jede volle Mark VetverbeFeuer zu erheben. Indem wir diesen Steuerzuschlag, welcher mit dem ersten Hebetermine erhoben werden soll, hiermit au-schreiben, bemerken wir, daß derselbe von allen zur Gewerbekammer an sich wahlberech. tigten, mit mindestens 3 -ckk Gewerbesteuer angelegten Gewerbetreibenden deS Leipziger Gewerbe« kammerbcznk- (Stadt Leipzig, Gerichtsämter I. und II., Zwenkau, Taucha und Markranstädt) zu entrichten ist. Leipzig, dm 2K. Februar 1877. Die Gewrrbeka««er daselbst. Wilh. Häckel, Vorsitzender. Adv Ludwig, Secr. K. sächs. Standesamt Leipzig. andeSamteS befinden sich vom 1. März d I. Die Expeditionen deS StandeSamteS befinden ficv vom 1. März d I. au t» zweite» Stockwerke der Seorgeuhalle, Ritterstraße 15, Eingang vom Ritterplatze auS. Leipzig, am 27. Februar 1877. Der Gta«de»bea«te Dir. IuliuS Burckhardt. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen in nächster Zeit die Südstraste auf dem Tratte der Immobilienaesellschast von der Kochstraße blS zur Aronprinzstraße neu z« pflastern und ergeht de-halb an die Besitzer der angrenzenden Grundstücke »nd bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezeichnet«» Straßentract berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Wasserleitungen »nd Beischleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupflasterung auSzusühren, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten Straßenpflaster- dergleichen Arbeiten während eines Zeiträume- von 5 Jahren nach beendeter Neu Pflasterung in der Regel nicht mehr zugelasien werden. Leipzig, am 24. Februar 1877 De« Rath de« Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann Bekanntmachung. Die Abthetluug Akr. 341 der Laudstetfcherhalle am Plauen'fchen Platze soll So»«abe«d de« 10 März d. I, Vormittag- 1A Vbr auf dem Rathhause an RathSstelle an den Meistbietenven vom 12. Mat d. I. a» gegen drei monatliche Kündigung anderweit vermtethet werden. Die BermiethungS« und BersteigerungSbevingungen können schon vor dem Termine ebendaselbst eingesehen werden. Leipzig, den 24. Februar 1877. De« -Rath de« Stadt Leipzig« vr. Georgi. Eerutti. Holzauktion. Mittwoch», de« 7. März ». e. sollen von Nachmittag- r/,3 Uhr an im Forstreviere Bargau aus dem Kahlschlage in Abtheilung 31» im verschlossenen Holze, hinter dem neuen Schützenhausc ca. HSV Stück Stockholzhaufe« aegeu sofortige Bezahluug nach dem Zuschläge »nd unter den im Termine angeschlagenen Bedingungen an den Meistbietenden verkauft werden. Zufammeukuuft: auf dem Kahlschlage hinter dem neuen Schützenbause. Leipzig, am 23. Februar 1877. Des Nath- Aorstdrputatto«. Leipzig. 5 März. Der preußische Landtag ist geschlossen. Für die kurze Zeit, während deren er die-mal tagte, hat er verhältnißmäßig viele Sitzungen ge halten »nd an langen, heißen Redekämpfen war kein Mangel. Dennoch bietet die Bilanz, die wir jetzt auS feiner Thätigkeit ziehen, nur dürftigen Stoff z« einem keineswegs heitern Bilde W-e em rother Fade« zog sich durch die Beratbungen der Cultnrkampf hindurch. In den Verhand lungen über den HauShaltplan, die nur mühsam zu Ende geführt wurden, mußte jeder Posten, der nur irgendwie eine Anknüpfung zuließ, den kleri kale« Rednern alS willkommener Blasebalg zur Mederanfachung deS leidigen Streite- zwischen Staat und Kirche dienen. Wir glauben gern, daß dieser Streit die liberalen Abgeordneten bereit- anzuwidern beginnt, «nd können und in die Stimmung hineindenken, die den Abg. LaSker dazu brachte, seinem Ueberdrusse am Culturkampf Last zu machen und sich zu einer Abänderung der Kirchengesetze bereit zu erklären, wenn ihm nur bewiesen würde, daß dieselben inS innere Leben der katholischen Religion eingreifen. Wir finden eine solche Stimmung natürlich. Eine andere Frage ist aber, ob die Erklärung auch zeitgemäß und von jener Vorsicht ein- aegeben war, die einem so schlauen und zähen Feinde gegenüber nothwendig ist. Der Abgeord nete LaSker, der selbst mit am Webstuhle der Kirchmaesetzgebung gesessen, weiß recht wohl, daß e- sich bet dieser nie und nimmer um den katho lische» Glauben »nd um ein« Art von Zwangs- resormation gehandelt hat, sondern lediglich dar um, ein« herrschsüchtige Hierarchie, die sich, von außenher gelenkt, neben «nd über den Staat stellt, unter die Majestät deS Gesetzes zu beugen. Unterwirft sie sich, so ist der Culturkamps zu End«; unterwirft sie sich nicht und reicht ihr der Staat dennoch die Hand zur Versöhnung, so erklärt er sich selbst für besiegt, und wir find dann nicht vorwärts gekommen, sondern wieder um Jahrzehnte zurbckgeworsen. Wärm die Herr« vo» der EentruwSpartei wirklich auf dem Wege der Versöhnung, so hätten sie diese band- wurmartigen Eultnrkampsdebatten vermieden und sich ruhig »erbalten, anstatt durch maßlose Hetz reden gegen den Staat, seine Gesetze und Be tz vrdm Oel in- Feuer ni gießm. Sie haben dadurch nicht nur dm FriedeuSschluß zwischen Staat »nd Kirche hinauSgerückt, sondern auch zahlreiche nützliche Arbeiten, die deS Landtage- warteten, hintangehalten. Denn dieser hat zwar den Etat mit Ach und Krach erledigt, sonst aber nicht- Wesentliche- zu Stande gebracht. Da- ist die Art, wie Rom um Frieden bittet. Tagesgeschichtliche Aeberjicht. Leipzig, 5 März. Die sociale Frage wird demnächst von ver schiedene» Seiten im Reichstag in Angriff ge nommen werden. Die deutsch-confervative Fraktion wird, wie ihre Organe aukündigen, die Revision der Gewerbeordnung, insbesondere hinsichtlich der Beschwerden de- Handwerkerstandes, beantragen. Die Socialdemokratm wollen, wie bereits an- gedeutet wurde, ein Arbeiterschutzgesetz «nd ein Gesetz zum Schutz der Wähler und der Wahl- freiheit, namentlich gegen die Beeinflussung von Seiten der Arbeitgeber, Vorschlägen. Da- Centrum geht ebenfalls mit umfassenden gesetzgeberischen Anregungen in Sachen der socialm Frage um. Von Selten deS Reichskanzlers sind endlich zwei Denkschriften über Frauenarbeit in Fabriken ein gegangen, die natürlich ebenfalls zur Besprechung zelangen werden Kurz, wir habm alle Ans ichten auf die lebhaftesten Auseinandersetzungen iber die brennenden Fragen auf socialpolitische« Gebiet. Leider läßt der agitatorische und provo« catorifche Charakter dieser aus der Mitte de- Reichstage« hervorgehenden Anregungen kaum eine sachlich ersprießliche Wirkung derselben hoffen. Zn der Fortschritt-Partei muß eS in den letzten Wochen heiter hergegangen sein. An der Spitze de- „Rh. Courier" veröffentlicht der Land- tagSabgeordnete vr. Petri folgende Erklärung: „An meine Wähl-r l Als Sie bei den letzten Wahlen im Herbst v. I. mich zum dritten Male zu Ihrem Vertreter wählten, war ich Mitglied der deutschen Fort schrittspartei. Dermalen bin rch eS nicht mehr. Ich habe heute folgendes Schreiben an den Vorstand der Fortschrittspartei deS Landtags gerichtet: „Die in der gestrigen FractionSsttzung stattgehabtr Debatte hat mich überzeugt, daß ich mich mit meiner Ansicht über Das, was bei der dermaligen politischen Lage noth thut, in einer unbeträchtlichen Minorität beflnde und eine Verständigung nicht herbeizuführen ist. Ich möchte meinerseits keine Schuld an der Fortdauer der Kämpfe tragen, welche die Fraclion seit Wochen bewegen, zumal solche mich selbst körper lich ruiniren und mir jede Freudigkeit an der poli tischen Arbeit benehmen. Ich ziehe es daher vor. hiermit meinen Austritt auS der Fraktion zu er klären." Ich weiß nicht, ob ich »ach dem Schritt, über welchen ich selbstverständlich gern Rede und Antwort steh«, noch das Vertrauen meiner Wähler besitze. Sollte es nicht der Fall sein, so bin ich jeden Augenblick bereit, da- mir erthnlte Mandat, welches ohne das Vertrauen, meiner Wähler keinen Werth für mich hat, in Ihr« Hände zurückzugebrn." Berlin, 28. Februar 1877. AuS Königsberg, 2. März, Nachmittag-, erhält die„Frankf. Ztg " folgende Mittheilung: Zacoby'S Zustand ist seit gestern Vormittag durchaus nicht befriedigend. Die Wunde h ilt zwar vortrefflich, doch klagt der Patient jetzt über sein alt,S Brust- leiden und außerdem stellt sich seit gestern öfter- Fieber ein. Ein Artikel de« „P. Lloyd" führt an, daß dem Frieden zwischen der Türkei und Serbien nicht jene Bedeutung innewohnt, die ihm sonst zuge- standen werden müßte; er gewähre dem Peters burger Cabinet zwar die Möglichkeit deS EinlenkenS, aber er dränge eS nicht dazu. Den Antrag, der Pforte eine Frist zur Durchführung der Reformen zu gewähren, hält der Artikel für unpraktisch und unbefriedigend; hiermit wäre die Kriegsgefahr nicht gebannt, sondern nur in den Hintergrund gedrängt. Nur die Einwilligung Rußland- und der Türkei zur Abrüstung wäre eine Friedensbürgschaft; hierauf wäre alle- Gewicht zu legen. Ohne einen Erfolg in dieser Richtung wären alle übrigen Maßregeln wirkungslos. AuS Odessa wird berichtet, daß dort Vor kehrungen zum Empfange de- Czaren ge troffen werden. Zur selben Zeit sollen dort auch Abgesandte von Rumänien und Montenegro ein- treffen. Von dem Fürsten von Serbien ist dem Groß vezier rin Telegramm zugegangen, durch welche- die einzelnen Puncte deS vereinbarten FriedenS- vertrages, sowie die Zusicherungen der serbi schen Abgesandten genehmigt werden. Zugleich wird in dem Telegramm festgestellt, daß durch den wieder heraestellten 8t»t«8 guo alle früheren Rechte und Privilegien Serbien belassen werden, welches seinerseits die auS den verschiedenen FirmanS sich ergebenden Verpflichtungen auf sich nimmt. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Serbien sind dergestalt alS wiederhergeftellt zu betrachten. Die montenegrinischen Abgesandten für die Friedensverhandlungen haben am Sonnabend in Konstantinopel dem Großvezier uno dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Besuche abgestattet. Die Verhandlungen derselben mit den Vertretern der Pforte haben begonnen. Nach dem Abschlüsse de- Friedens mit Montenegro soll e,n höherer türkischer Beamter mit einer außer ordentlichen Sendung bei den fremden Mächten betraut werden. Die in verschiedenen Zeitungen aufgetauchten Nachrichten von einer ernstlichen Erkrankung de- Sultan- Abdul Hamid werdender „Nat-- Ztg." auS einer in hohem Grade vertrauens würdigen Quelle alS jeder Grundlage entbehrende Erfindungen bezeichnet. Der Sultan litt in der That fett einigen Wochen wiederholt an einem Zahngeschwür, verursacht durch eine operativem Eingriff schwer zugängliche Zahnwurzel und war durch Schmerz und Geschwulst gezwungen, seine Gemächer auf einige Tage mcht zu verlassen. Die Aufbauschung diesi- unbedeutenden Unwohl seins zu einer ernstlichen Erkrankung ist auf dieselbe Quelle zurückzusühren, die seit Monaten nicht er müdet, die Heilung deS Ex-SultanS Murad auS- zuposaunen, während dieser thatsächlich sich im Zustande de- hoffnungslosesten BlövsinnS befindet; selbst vr. LeideSdorf, der in seinem Gutachten vom August sich über die Möglichkeit einer Hei lung nur mit Zurückhaltung geäußert hatte, hat kürzlich in einem Nachtrag« zu demselben erklärt, daß, da zufolge der ihm von dem behandelnden Arzte regelmäßig zugekommenen Nachrichten nicht nur keine Wendung zur Besserung eingetreten, sondern die Krankheit schließlich im Stadium de- BlödsinnS angelangt sei, er fein Gutachten dabin ergänzen müsse, daß nunmehr in Folge organischer Veränderung der Hirnmasse an eine Möglichkeit der Heilung gar nicht mehr zu denken sei. Der Wiener „Presse" schreibt man: Die Krankheit de- Sultan- giebt Anlaß für eine Menge von Lermuthungen, welche, da sie in die Presse kamen, wohl geeignet fein mochten, auf da- Gemüth de- jungen Herrscher- einen sehr nachtheiligen Einfluß auSzuüben. Zeitung- lesen ist nämlich eine der Lieblingsbeschäftigungen Abdul Hamid'S. Die verschiedenen Redacttonen der Hauptstadt befördern ihre ersten Abzüge stet« nach dem Palast, und in ber Stadt herum sind verschiedene Bedienstete angewiesen, alleS auf dem Gebiete der Publicistik neu Erscheinende sofort dem Sultan zu hinterbringen. Nun ist eS Abdul Hamid sehr zu Herzen gegangen, daß die Ab setzung »nd Verbannung Midyat'S so merkwür dige Auslegungen in der europäischen Presse gesunden hat Um wie viel schlimmer aber wird eS ihn berühren, wenn ihm au- der Presse die selben Klagen und Befürchtungen entgegenballen, die vor der Absetzung seine- Bruder« Murad laut wurden? Denn da- Gerücht spricht offen und unverhohlen schon von der geistigen Nackt, die auch ihn wie die ganze Familie OSman'S um fangen habe. Wahr ist an der ganzen Sache nur, daß der Sultan schon feit vier Wochen an einem Zahngefckwür leidet. * Leipzig« 5. März. Eine ossiciöse Aeußerung auS Berlin über den BundeSrathSbcschluß in der ReichSgerichtSfache hatte davor gewarnt, die Frage „mit zu großem politischen PathoS" zu behandeln. Dennoch fährt die „Nat.-Ztg " fort, die- zu thun; sie therlt jetzt mit sichtlicher Befriedigung folgenden Erguß eine- Bayern mit: Wenn sich gegen Berlin als Sitz des Reichsgericht« Stimmen erhoben haben und erheben, so ist diese- zwar nach den allerneuestru Darlegungen deutscher Unart kaum zu verwundern, jagt aber dem gemeinen Brr- stände und geraden Sinne das Blut von Neuem in» Gesicht: das macht unseren Feinden von Innen und Außen wieder wahre Freund«! Muß man denn bei jeder Gelegenheit den schlecht verhehlten Mißmuth, die eitle SonderungSlust und angestammt« Uubotmckßigkeit zur Schau tragen ? Können Parteien und Regierungen nicht« Bessere» als dem Ausland« ihre Blößen zeigen? Und stellt mau nicht den gesommten Richterstand de» Reiches geradezu an den Pranger vor aller Welt, wen» man die Glieder de» Reichsgerichts, welche au» allen Orten berufen werden, von vornherein irgend einer andern Beeinflussung fähig hält, als der Stimme der Ehre, der Treu« «nd de« Gewissens ? Der BundeSrath hat, wäbrend diese« niedrrgeschrieben ward, so recht nach dem Vorbild« des noch spukenden Bunde« tag« „Preußen majorlfirt" uud damit zweifels ohne einen ganz gewaltigen Hieb geführt — wohin? das wird sich zeigen. Stünde nicht der Zeiger der Weltuhr so nah am Susheben ein-.r furchtbar ernsten Stunde — man über- ließe diese Weisheit und Praxi« zunächst dem Epigramm und der Satyr« zu freiem Spiel. Nun aber drängt da» deutsch« Gewissen zur scharfe» Mahnung: gedenkt in dieser und in jeder Angelegenheit, Mitglieder de» Reichs tages. ihr seid Vertreter des gesommten Volke« und nicht gebunden au Aufträge uud Instructionen (Ver fassung de« deutschen Reich« Artikel 28); erhebt euch wieder in jene großmüthig« Stimmung, welche allem eure Würde bezeugt und de» theurr errungen«» Vater land«» Wohlfahrt verbürgt. Man sollte sich gerade von Bayern auS hüten, iu derReichSgerichtSsrage von „eitler SonderuagS- lust" und „angestammter Nnbotmäßigkeit" anderer
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