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Dresdner Nachrichten : 13.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192305132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-13
- Monat1923-05
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 13.05.1923
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Dresden bei Nacht. Sine »»llzettlche Nazzla auf -e« Liaupidahnhof Oeriliches und Sächsisches. Sonnkag. «Bittet, so wird euch gegeben; suchet» so werbet ihr finden; klopfet an, so wird euch auf getan/ — Bitten, suchen, anklopsen — dt« drei Worte ent halten eine Steigerung. Das Kind bittet. Es saltct seine Händchen und bittet Gott: Mach mich fromm. — Ter Jüngling, der Mann sucht. Sv viele Anschauungen hört er. so viele Lehren werden ihm vorgetrngen, jede rühmt sich: „Ich bringe dir die Wahrheit" — nun sucht er und forscht: Was ist die Wahrheit? — Der Greis klvpst an: „Ach, ich bin des Treibens wttbr? .Zch habe Lust qbzuschetden und bet Christo zu sein." Bitten, suchen, anklopsen — «ine Steigerung enthalten die drei Worte für die Glut und Inbrunst deines Betens. Wir bitten täglich am Morgen: „Segne meiner Hände Arbeit": täglich mittags: «Komm, Herr Jesu, sei unser Gast"; täglich a-endS: «Last -ie Augen dein über meinem Bette sei»". So ist unser täglich Bete» ein „Bitten", solange alles in gewohn tem Gleise geht. — Aber wen» die Pulse jagen, wenn wir cnS Krankenbett gefesselt sind zu einer Zeit, wo so viel Arbeit «uf uns wartet: — wenn sie höhnen, mir seien altmodisch, stumpf, seien Menschen, mit denen sich über Fragen deö moderne» Geisteslebens nicht reden lasse; — wenn wir nnS ertappen bei allerlei selbstsüchtigen, selbstgefälligen Gedanken, dann falten sich die Hände wohl fester, krampshast: „Ach Gott, verlast mich nicht," und das Herz sucht, was es für den Augenblick verloren hat und ohne das es doch nicht lebe» kann: Gemeinschaft mit Gott. — Aber noch trüber wird eö in unserem Leben. Hiob verliert alle seine Habe. Am Teiche Bcthesda liegt einer, der war 88 Jahre krank. Tie Witwe zu Rain schreitet hinter dem Sarg ihres einziges «indes. David, der fromme König, wird zum Mörder und Ehebrecher. Wie, wenn zu unS Htobsbvten kämen? Wenn wir säst vier Jahr zehnte gelähmt liegen müßten? Wenn sich für uns die treusten Augen schlössen? Wenn in unserem Herzen der Sturm der Versuchung tobte und sich nicht legen will? Dann eilen wir wohl in die Stille, werfen uns auf die Knie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ach Gott, ver nimm mein Schreien! Verwirf mich nicht!" Wir klopfen an. — Dem, der anklopst, wird die köstliche Verheißung: ES wird ihm aufgetan. Aufgetan! Bisher standen wir noch brausten; nun aber gehen wir hinein und sind bet dem, zu dem unser tiessteS Sehnen uns zog. Sobringt unsdaoAn - klopfen in die engste, innigste Gemeinschaft mit Gott. — Siche, darum kommen Hiobsboten, durum fesselt Gott ans Bett, darum müssen wir hinter Särgen her- gchen, darum wird unser Herz von Stürmen dnrchtobt. Alles GottcSbotcn, damit wir anklopsen und EN nnS auftun kann und et« Leben innigster Gemeinschaft beginnt. —ä— Das Wetter der Woche. Während der vergangenen acht Tage drängten sich in ganz kurzem Abstand sozusagen Sommer und Winter zu sammen. Der -Hundstagshitzc, die z» Beginn der Woche herrschte, folgte eine außerordentlich scharfe Abkühlung, so daß am -HimmclsnhrtStag die Temperaturen, die am Sonntag 30 Grad überstiegen hatten, unter 10 Grad EclsinS blieben und stellenweise 5 Grad Wärme nnr unwesentlich über schritten. Da der Luftdruck am Schluffe der Woche noch ziemlich niedrig war, so wird die kühle und veränderliche Witterung nur langsam einer stabileren Wetterlage weichen, und erst im Laufe der Woche dürfte sich frühestens wieder warmes und beständiges Hochdruckwetter cinstrllc». Deutfch-Sslerreichischer Volksgesang in Dresden am 23. Mai. Ter Präsident des Deutschen Reichstags Paul Lobe schreibt dem Deutschen Volksgcsangverein in Wien in das Programmbuch seiner Teutschlandreise: Wandere litiiaus, du Büchlein mit den klingenden Leiten, die deutsches Lied in Nord nnd Süd z» nenci» Leben wecken, deutsches Volk in Stadt und Land ans frvber Wanderschan begleiten »nd harmlose Jrcchlichkcit au.,strömen sotten, wo iinmcr ein Nrcts von Volksgenosse» sich ans ctn paar Stunde» zusammcniindei. Wandere hinaus in Hülle» uno Paläste, in Waid »nd Held. zu iung »nd alt, »nd wecke wieder die Freude am schlichten Volkü- gesang, der Herz und Sinn erhebt, der sich warm um unsere Seele legt, unser West und unseren cknbcl wiederltingcn läßt, der aller Flachheit nnd Niedrigkeit Fehde ansagt und rein und wonnig wicdcrgtbt, was unser Gemüt bewegt. Du kommst vom Wiener Wald und oon den Malten der Alpen, wandere »ach Ost und West und die deutschen Strome hinab zum Meer, gib den Jungen wieder, was die Allen sangen und erinnere die Müden an die Weisen, die tn ihrer Frühlingszeit erklangen. Hils uns wahren und erhalten, was die Väter erdachte», hilf, datz es wieder hell und fröhlich durch die Lande kiingt — das deutsche Volkslied. Ueberall, in Breslau, Berlin, Bremen, Hannover, Braun schweig, HikLcsherm, Weimar, Passau erwartet man die Wiener Säuger und Sängerinnen mit offenen Armen. Auch Dresden wird die noch fehlenden gastfreundlichen Stätten lctwa 40, namentlich für Sängerinncns umgehend bei Rich. E. Ulbricht, Pillnitzcr Str. 07, Fernruf 14077) anmcldcn. Das Konzert bringt gemischte Chöre, Männerchöre. Francn- chöre, Charjodler, Justrnmentalvortrng, Jodlerdrcigesang. Tic liebenswürdigen Wirte haben ermäßigten Eintritt. Sta-ionrveihe. Die zweite Morgenstunde de» gestrigen Sonnabends ist angebrochen und die „Lumpensammler", wie der Volksmund die letzten Nachtwagen der Straßenbahn nennt, sind schwer- geladen — ein Wort, das um diese Zeit auf einen großen Teil der Fahrgäste zutrisst — ihren Depots zugeroüt. Die Prager Straße liegt schon im nächtlichen Dunkel, in das die Scheinwerfer oorüberslitzender Automobile blendend weiße Lichtkegel htneinbvhre». Doch die Großstadt schläft nicht; un unterbrochen flutet noch der Verkehr auf den Gangbahucn — wirkliche und Pseudokavaliere, monckv und noch mehr ckomi- moncks. Am Hauptbahuhose fährt eben der letzte Zug aus der Halle und die Lampen auf den Bahnsteigen verloschen mit einem Schlage. Nur in der Kuppelhalle brennen nvch ein paar Bogenlampen über dem knappen Dutzend Personen, von denen die Halste noch aus Bahnbeamten besteht. Der ganze Bahnhof scheint ausge storben. Doch ein Blick i» die zu beiden Seiten gelegenen Wartesäle, die jetzt ebenfalls die Beleuchtung vermindert haben, zeigt noch regstes Leben in diesen Räumen. Vor allem ist der Saal der dritten und vierten Klasse überfüllt. So ungefähr must das Zwischendeck eines AmerikafahrerS im vergangenen Jahrhundert auSgcschen habe». Dichte Tabaks- schwadcn lagern über Veit nackten Eichenholztischen, um die sich die mannigsaltigsten T»pcn gedrängt lagern. Da ist das biedere Bäuerlein, das mit dem Frtihzugc in die -Heimat zurück und die teure Uebcrnachtung sparen will. Reisende aller Gattungen, die hier, da die D-Züge leider noch keine vierte Wagcnklassc führen, auf Anschluß harren uns sich zu meist die zwei- bis dreistündige Wartezeit mit einem Schläf chen über der Tischplatte kürzen. Ehrliches Volk und solches, das das Tageslicht scheut, wie Pennbrüder, Zuhälter, Dirnen, GelegenhcitSmachcr und oft auch dufte Jungens. Gerade solche schwere Kaliber finden sich mit Vorliebe aus den Bahn höfen, um mit den verkehrsschwachen Nachtzügen zu ver blühen. Auf einmal geht eine merkliche Unruhe durch den Saal. Bon Tisch zu Tisch flüstert's: Die Streife kommt! Die großen DurchgangSportalc von der Wiener nach der Btsmarckstratze sind geschlossen, so daß nur noch durch das Hauptportal der Verkehr möglich ist. Jede Wartesaaltür wird mit mehreren Polizeiposten in Uniform beseht, während etwa 80 Beamte in Zivil unter Führung des Dezernenten der Fahndungsavtetlung der Stadtgendarmeric und ver schiedene Polizetyauptleutc, ebenfalls in Zivil, zunächst in das Innere der dritten und vierten Klaffe treten. Die Beamten gehen von Tisch zu Tisch und prüfen die Reisenden und solche, die dafür gehalten werden wollen, zunächst flüchtig auf ihre Ehrbarkeit. Inzwischen wird der Wartesaal in eine reine und eine unreine Seite geteilt. Die Gäste müssen die rechte -Hälfte räumen und hinter einer Barrikade von Tischen und Gardcrobeständcrn arbeitet das Dienstpersonal an der ach so notwendigen Säuberung des Lokales von Pfeisenaschc, Zigarren- und Zigarettcnstummeln, Speiseresten und Papier. Wer sich durch eine Fahrkarte, die wenigstens über 20 Icw laute» muß, und durch eine ausreichende Legitimation auSwciscn kan», wird in der Regel, d. h. wenn er nicht als Landstreicher und Auslieger bewertet wird oder Achnlichkcit mit einem in der Fahndungsliste geführten Individuum auf- wcist, unbehelligt gelassen. Alles übrige jedoch, und das ist zumeist die Mehrzahl, wandert unter Führung von Beamten in Gruppen von fünf bis zehn Personen hinüber zu der im nordwestlichen Durchgang gelegenen Wache des Bahnffoss- Gendarmcricpostcns. Diesmal sind es ungefähr l2N Männlein und etwa 20 Wciblein, die schubweise zu der Glastürc in das Amtsloknl hincin- strömcn. Doch so einfach spielt sich diese fast ununterbrochene Wan derung nicht ab, und der stille Beobachter, dem dank der Liebenswürdigkeit des Polizeipräsidiums der Zutritt zu dieser nächtlichen Feme ermöglicht wurde, kann hier sehr lehrreiche und unterhaltsame Studien über die mcnschlichen Temperamente anslcllcn. Die Phlegmatiker steilen den .Hauptanteil der Borgcsuhrtcii; es sind durchgängig solche Brüder, denen dieser Zinnober nichts Neues mehr ist. Mit dem Stummel im Mundwinkel, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, zumeist barhäuptig, auch barfüßig, jo treten sie heran an die Tische und Pulte in den verschiedenen Amtszimmern, wo zwei Dutzend Beamte die versänglichc Frage nach Nam und Art erheben. Es sind dies in sehr vielen Fällen jene Armen, denen ein Obdach fehlt und die nun Nacht für 'Nacht ihre Bleibe aus den Bahnhöfen ausschlagcn (auch der Wettiner dient als so ein Lrtj oder, wenn das Wetter cs gestattet, bei Mutter Grün pennen. Das städtische Aspl ans der Mohn- strasic langt für den heutigen Massenbedarf an Nacht quartieren nicht im entfernteste» mehr aus, und eS ist drin gend erwünscht, daß hier baldigst Abhilfe geschaffen wird. Manchmal täuscht sich aber auch das Auge des kundigen Beobachters, und der Mann, der in äußerst lustiger Kleidung mit offener Brust und dem Rucksack aus dein Rücken de» Gang zum Kadi antreten »inst, entpuppt sich als ei» harm loser Kleinbürger, der aus die Oessnung des Fahrtarten schalters wartet »»S mit dem 1,00-Mvrgcnznge nach Meißen will. Sein Unmut über diese persönliche Motestierung ent hüllt das Temperament des Cholerikers, „Le denken wohl, weil ich treuen Hcmdlragen nich ninhabe, ich bin so een Lausejunge!", haucht er atkvhvldiistend den visitierenden Kriminellen an. Tvch da kein Ausweis vvrltegt, so bleibt er vorläufig im Zimmer, bis die eine halbe Stunde später von der xten Bezirkswache eingeholte telephonische Auskunft er gibt. daß der „Verdächtige" tatsächlich aus der Mraße in Johannstadt seine Wohnung hat. Zwei Sekunde» später er tönt die Stimme: „Herr Z.. Sie können gehen, aber tragen Sie in Zukunst lieber einen Ausweis bei sich!" Ueberhauvt, oer gute Knigge wurde seine Freude daran haben, wie dezent der Ton der Beamten bei diesem nicht immer angenehmen Geschäft ist, vorausgesetzt, daß das Publikum sich entsprechend benimmt. Aber das hat oftmals seinen -Haken, denn so mancher Staats bürger ivird bekanntlich silchsteuselöwild, wenn er nnr die Polizeiunisorm oder die bronzene Kriiniiicilmünze zu Gesicht bekommt. Wird da ein Bürschchen von etwa 22 Jahren, das ebenfalls dem Alkohol ziemlich stark zugesprvcheu hat, zur Wache geführt, was allerdings nur unter Anwendung von linder Gewalt vor sich geht. „Ich bin ein freier Teuiichcr," brüllt der stutzerhaste Knabe mir Ausgebot aller Ltimmgewalt. „und niemand hat ein Recht, mich zu belästigen!" Doch auch hier stellt es sich bald heraus, daß man es mir einem harm losen Jüngling aus Löbtau zu Inn hat, der noch mit seiner „Freundin" einen Abschiedsschluck im Wartesaal trinke» wollte, als die Obrigkeit mit rauher Hand den Trcnnungsr schmerz erleichterte. Und daun die kleinen Mädchen! Sie geben in manchen Nächten, an denen so eine Streife unternommen wird, den Ton an. Diesmal sind cs nur zwanzig Damen, d. h„ eigentlich nur zwei, denen man diesen Ehrennamen wirklich zusprechen könnte. Ter Rest ist -Halb welt, Dirnentum bis zur niedersten Sorte, Aber auch diese bedauernswerten Geschöpfe erfahren von den: Beamten die Anrede „Fräulein", was manchmal etwas komisch wirkt. Ta wird z. B. eine schlampige Franenspcrson von etwa 20 Jahren, mtt aufgelöstem Haar und sehr üerangierter Kleidung, vor geführt, die man in den Anlagen des Bismarclolatzes aus gegriffen hat. „Wo wohnen Sie, Fräulein Fleischer?" — Stillschweigen. — „Wo Sie wohnen?" — „Hab' leine Woh nung." — „Ihr Beruf?" — „Arbeitslos." — „'Beziehen Sie Eriverbsloscn-Unterstükung?" — „Rein." — „Na, von was leben Sic denn da?" — Und da ersähet man denn wieder einmal die erschütternde Geschichte einer Entgleisten, die nun ohne Scham und Reue ihren Berns enthüllt, - Das Mädchen ivird in die Bcrwahrnngszellc gebracht, durch deren großes Gitterfenster cS sofort ein vielsagendes Miencnipiel mit den im Amtszimmer an den Wänden dcr Untersuchung harrenden Mannspersonen eröffnet. Eine Flicdcrdolde zwischen den aufgeworfenen Lippen, gleicht sic einer Carmen niederster Sorte... Ein feines Dämchen wird hereiiigcsührt. Ein halblanger Schleier deckt die Augen; im übrigen ist das Ertt-rienr der „Dame" tiptop, nur mit dem Ausweis klappt s nicht, so daß sich der sie galantcrwcise begleitende «annlicr, ein hoch- gewachsener Vierziger, um ihre Legitimation bemüht, was endlich auch gelingt. Wie des Paar den Ticnstraum verlassen will, stutzt der Kavalier, als er einen Beamten erblickt. „Nu, Schneider, Sic hier?" — -Hacken zusammenschlagen, dann die Antwort: „Jawvll, -Herr -Haupimann!" — Als der ehemalige Feldbataillonskommandenr ansier Licht ist, flüstert Schneider seinem Kollegen zu: „Kinder, na, wenn das seine Frau wüßte!" So rollen sich Bilder in vimlester Folge ab. und die Böcke werden von den Schasen geschieden. Die Beamten schreiben, daß sic den Krampf in die Finger bekommen, und der Zeiger rückl allmählich aus vier Mir morgens zu. Wer verdächtig ist, kommt in die Ver wahr u n g ö z c l l e n, von denen eine' für die „holde Weib lichkeit" mit dem oben ermähnten lichten Ausblick in die Um welt nnd drei für das starke Geschlecht, das hinter mit Schloß und Riegel bewehrten Türen in großen Räumen sitzt, vorhanden sind. Diesmal mar die Ausbeute verhältnismässig gering. Insgesamt sind es elf Männer und drei Frauen, die im Strahle der ausgehenden Sonne eine Morgcnfahrt mit dem Lastauto nach dem Polizei- Gefängnis unlernchmcn dürfen. Von dem W e t t t n c r - B a h n h o i kehren die Beamten ohne Anhang zurück. Diesmal lag kein Anlaß zu irgendwelchem Einschreiten vor. Tie Nächte sind ja jetzt schon so angenehm, daß Bruder Straittsingcr lieber im Freien, als in der „Kanne" auf der Schicßgassc pennt. Tenn dann geht er „verschütt". VV. B, Die Vorbereitungen für die Erössnungsfeicr der städti schen Kampfbahn an der Lennöstraßc schreiten rüstig vorwärts. Allen Freunden turnerischer und sportlicher Darbietungen wird empfohlen, den Veranstaltungen der Einwcihungsfcier am 16. Mai d. I., nachmittags 4 Uhr, bei.znwvhnem Eintrittskarten sind nvch biö Dienstag mittag zu haben, bei den Firmen Robert R ö h m e jr., Gcorgplatz 10, Hcrm. M ü h l- berg. Webergassc 82, Adolph Nenner, Altmarkt 11, Resi denz-Kaufhaus, Prager Slraste. Die Sänger bei der Wcihescicr. Die Sänger des Sächs. Elbgau-LängerbiindeS und des Julius-Otto-Bundcs haben bei der Weihe des Stadions die Gesänge übernommen. Die Vereine beider Bünde werden ge beten. der einzigen Probe am nächsten Dienstag 7 Uhr in der Turnhalle des Vitzthiimschen Glimnastuins, Bitzthiim- stratze. beizuwohnen. Bundcshestc 1 bis 3 sind mitzubriiigen. Die Weihe des Stadions findet am 10. Mai, nachmittags 4 Uhr, statt. (Siehe Jnscrat.j — Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes Sächsischer (Äemeindcn. Am 0. Mai wurde im alten Stadt- verorductensaalc zu Dresden die diesjährige Mitglieder versammlung unter dem Vorsitze von Stadtrat Arras, Dresden, abgchalten. Ten Jahresbericht erstattete der Ge schäftsführer Dr. Naumann. Dresden, der einen kurzen Ucbcrblick über die Entwicklung des Arbeitgeberverbandes in den letzten beiden Jahren gab. Aus dem weiter von ihm erstatteten Vortrag über die tn dieser Zeit geübte Lohn politik sei folgendes hervorgchoben: Die Verhandlungen über die Festsetzung der Löhne mit den Vertraasgegnern, dem Verbände der Gemeinde- und Staatsarbeitcr, dem Metallarbeiterverbande und dem Zentralvcrbande der Maschinisten und Heizer, beruhten bis zum -Herbste vorigen Jahres auf freier Vereinbarung. Seit diesem Zeitpunkte ist aus Zweckmässigkeitsgründen im beiderseitigen Einver ständnis Anpassung der sächsischen Gcmeindearbeiterlöhne an die Löhne der Neichöarbcitcr mit einigen Abweichungen vor- genommcn worden. Die Anlehnung an die Nelcksarbciter- löhne hat in dem verflossenen halben Jahre der Aufrccht- erhaltung des Wirtschaftsfriedens gedient- Die Verein barung ist infolgedessen im Einverständnisse mit den beteilig ten Organisation--« vorläufig bis Ende September dieses Jahres verlängert wurden. — llcbcr den NeickSmantel- tarifvertraafür die Geineinbearbeiter, der in seiner neuen Fassung am 1. Juli dieses Jahres in Kraft tritt, berichtete der Vorsitzende Stadtrat Ar ras. Mtt Rück sicht auf die schwierigen politischen Verhältnisse und die Ge- samtwirtschastslage ist seinerzeit von den zentralen Stellen beschlossen worden, von einer Kündigung des Ende Juni -ieses Jahres ablaufenden Reichömantcltarifs abzuschen und nur durch eine Nachtragsocreinbaruna Teilabändernngen vorzunclimen. Insbesondere handelt eö sich hierbei nm den Geltungsbereich, den Begriff der Diciistbcreitlchaft. -ic Rege lnng notwendiger Ucbcrstiinden, Fragen des Krankeiilolmeö »nd des Urlaubes nnd um die Schiedsstellenregeliing. Die Regelung einiger Fragen, über die eine Einigung in den zentralen Verhandlungen nicht hcrbcigcführt werden konnte, ist einem Schiedsgericht übertragen worden, das am 27. April dieses JabreS einen bindenden Spruch gefällt hgt, nach dem u. a der Krankcnlvhn in Lachsen nicht wie bisher 100 v. H.. sondern nur nvch wie im Reiche 80 v. H. des i.weili- gcn Tariflohnes beträgt. — Die V v r st a n d s w a b l ergab im wesentlichen eine Wiederwahl der bisherigen Vorstands mitglieder. Am Schlüsse hielt der Geschäftsführer des Reichs- arbeitgcbcrverbandeS Deutscher Gemeinden und Kvinmunal- vcrbändc, Dr. S t c r n b c r g - N a g s ch . Ebarlottenburg, und die zukünftigen Ausgaben des Reichsarbcitgcbcrver- einen Vortrag über die Organisation, die bisherige Tätigkeit bandes. — Das Musizieren durch Beamte. Daß Gesamt»,inii'tc- rium hat bestimmt, daß gelegentliches Musizieren durch Beamte, auch gegen Entgelt, solange nicht genehmi gungspflichtig ist, als es nickt den Charakter einer Neben beschäftigung oder eines Gewerbes annimmt. — Oesfentliche Versammlungen im Rahmen des Elfte» Evangelischen Juugmänucrtages Deutschlands in Dresden. Während im allgemeinen die Verhandlungen des Jung- männertagcs, der die größte Tagung dieser Art in Deutsch land darstellt, nur gegen den Festausmeis zugänglich sein werden, ist der breitesten Oeffentlichkcit Gelegenheit gegeben, den Geist der Bewegung am Pfingstsonntag vor mittag bei der großen Versammlung, die von 11 bis s^1 Uhr gleichzeitig im Zirkus Sarrasani und in der Frauenkirche stattfindct, kennen zu lernen. Es sprechen dort Führer der Bewegung, wie Reichskanzler a. D. Dr. Michaelis, Paul Le Scur-Bcrlin u. a. Zum Eintritt berech tigen Programme, die zum Preise von 400 Mark in den durch die Fcstplakate kenntlich gemachten Geschäften, sowie im Christlichen Verein Junger Männer, Ammonstraße 6, zu er halten sind. Da die Teilnahme weitester kirchlicher Kreise der Stadt an dieser Versammlung zu erwarten ist, so emp fiehlt es sich, sich baldigst die nötigen Programme zu sichern. — Der Allgemeine Hausbesitzer-Verein zu Dresden hielt am gestrigen Freitag abend im Künstlerlmusc seine Haupt versammlung ab, welche von den Vorsitzenden Banrat Paul und Bauincistcr Grvßmonn geleitet wurde. Der BeretnssyndikuS Kohl erstattete den Jahres- und Geschäfts bericht und führte aus, daß das verflossene Geschäftsjahr 1023 für den Verein kein FriedcnSjahr, sondern ein Jahr des schärfsten Kampfes gegen die hauobcsitzerseindlichc Gesetz gebung, die unglückseligen SozialisicrnngSbcsirebuugen und die einseitige Mieterschutzpolitit gewesen sei. Er schilderte die wichtigsten Ereignisse im verflossenen Geschäftsjahr nnd ge dgchte der Herren, welche sich besonders verdient um die -HguSbesitzersachc gemocht hoben. Anschließend erstattete der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Oberlehrer Röder, de» Rechnnngsbcricht. Tic nnsschcidcndc» Vcrwallnngsintt gliedcr, einichließlich des ciusschcidcitdeii Vorsitzenden, Banrat Paul, wurden einstimmig iviedcrgcwütM. Zum Schatz meister wurde Kaufmann Lange und zum stellvertretenden Schatzmeister -Herr Förster bestellt. — 20. Stiftungsfest der Turncrschaf» „Germania". Die B. C. Turnerschgft „Germania" an der Technischen -Hochschule feiert in diesen Tagen ihr 20. Stiftungsfest. Eine starke AktivitaS und ein kräftiger, enggcschlvssener Alt-Herren Bund scharen sich in diesen Tagen um ihr rot-weiß-grünes 'Banner. Ein glänzendes äußeres Bild bol schon der starke Fe st arr fang an der Alten -Hochschule morgens 0 Uhr: hier be herrschten an diesem Tage die weißen Mützen das farbige Bild der um diese Zeit immer rege belebten Vorhalle der alm«. mator. In der Mittagsstunde versammelte» fick Aktivitas und Altherrcnschast mit den Angehörigen der im Kriege gebliebenen Bundcsbrüder in der Wohnung der Turnerschgft auf der Marienstrasic zur Ätz ei he eines Ehrenmals. Auch das Ehrenmitglied des Bundes Ge heimer Hvsrat Fvcrster wohnte diesem feierlichen Alle bei. Nach musikalischer Einleitung sprach Fräulein Sophie Kittkc- witz Gustav Falles mitreißendes Gedicht „Tag der Tvten". A. H. Studienrat Dr. -Vvchsteiner übergab das vom Bild hauer Aurlch geschaffene, in Steinzcng ausgcfttlirte, kräftig wirkende, vornehme Gedüchtniomal, den Krieg selbst in seiner grausam-geivgltsamc» Größe und Schönheit darstellend, von dem Alt-Hcrren-'Vci band gespendet, mit einer Wcihcrcdc, die neben Dank an den Künstler und herzinniger Ermahnung an die Jugend das geistige Band schilderte, bas auch die heutige Aktivitas noch mlt denen in Treue zum Vaterlandc umschließe, die ohne das rot-wciß-grüne Burschenband zur letzten Ruhe gegangen seien. Sind. ing. Hellmut Ncubert alö erster Chargierter übernahm das Mal mit dem Danke der Aktivitas und dem Pflichtgelöbnts an die Gefallenen. eiknsgraodi» Montag «ud Freitag 7-8. Beginn X ». «»»»schritt Mo,»,« und Freitag 8-1», Beginn I«. S. Duchsitdrung, »alten, und amenkan. Dienstag 7—9. Wechlel. Schelk. Diravrrkedr Freilag 8—9. HL». Nr. 131 Dresdner Nachrichten. 13. Mai 1923 Seite 9
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