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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 04.02.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185402043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540204
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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30 diesem und den andern 12 Groschen umzugehin; oder besser, ihm die ganze Summe zu übergeben, er wolle ihm dieselbe verzinsen. — Willig gab Leonhard seinen ganzen Reichthum dem Onkel, der ihn sogleich sorgfältig verwahrte. — Mit größter Sparsamkeit wurde die Reise von den beiden Wanderern fortgesetzt, bis sie endlich am achten Tage die Thürme Hamburgs erblickten, und bald darauf diese Stadt erreichten. Nach der Steingasse führte der Onkel den Neffen, lenkte mit ihm in ein kleines Seiten- gaßchen ein und stand endlich vor einer elenden Hütte, deren Thür verschlossen und mit zwei großen Vorlegschlöffern behängt war. Diese öffnete Anton, und sie traten in eine Art von Küche, in welcher nichts als ein Paar alte Töpfe, und ein Waffereimer zu sehen war. Jetzt öffnete der Onkel eine andere-Thür; sie führte zur Wohn, siube. Ein Bett mit einem Strohsacke und einigen alten wollenen Decken, ein halber Tisch, wei zerbrochene Stühle und ein rostiger Thee- effel waren all' die Mobilien dieses Zimmers. Der Onkel schloß nun eine alte, in einem Winkel stehende Matroseukiste auf, nahm aus dieser zwei Schiffszwiebäcke und ein kleines Stück geräucher tes Fleisch, und setzte dieses auf einem hölzernen Teller seinem Neffen zur Erquickung vor; mit einem halben Maas Nachbier wurde die Mahlzeit beschlossen, und das harte Lager theilte sich zwischen Beiden. Am andern Morgen gab Anton sechs Pfennige an Leonhard mit dem Bedeuten, damit auszu gehen. die Stadt zu besehen und dafür zu früh stücken; könne er drei Pfennige von den fechsen ersparen, so sei es desto besser; der Onkel wolle einstweilen gehen, und ihm einen Dienst ver schaffen; um eilf Uhr erwarte er ihn wieder zurück. Mit schwerem Herzen durchwanderte Leonhard Hamburgs Straßen, verzehrte seine sechs Pfennige und kehrte nach zehn Uhr zurück. Er fand den Onkel, der ihn mit freundlicher Miene empfing, ihm sagte, daß er einen Dienst als Lehrbursche bei einem Kaufmanne für ihn habe, und ihm so gleich ,dahin zu folgen anzeigte. An einem der schönsten Häuser der schönsten Straße der Stadt läutete Anton an. Ein Diener öffnete, grüßte sehr ehrerbietig die Eintretenden und sagte: daß sein Herr im Comptoir bereits auf Herrn Anton warte. Dieser verfügte sich mit Leonhard dorthin; drei Schreiber saßen hier bei ihren Büchern, die ebenfalls unfern Anton mit Ehrfurcht begrüßten. Der Kaufmann. Herr Paulsen, reichte freund schaftlich seine Rechte dem Onkel mit den Worten: „Also dieses ist Ihr Neffe, mein lieber Herr Anton? Nehmen Sie beide Platz! Ist Ihnen »in Gläschen Madeira gefällig?" und sogleich eilte ein Schreiber, das Gesagt, zu holen. „Ich werde." fuhr Herr Paulsen fort, „gewiß alle Sorge für Ihren Neffen tragen, und es freuet mich, daß Sie Ihr besonderes Zutrauen z« mir hatten, denselben als Lehrling meiner Obhut anzuvertrauen. Ich werde suchen, Ihrem Verlangen gewiß zu entsprechen," Unter solchen höflichen Leuten muß gut wohne« sein, dachte Leonhard. ^ Der Wein kam und Onkel Anton that sich hone, stand auf, gab seinem Neffen die Lehre, fein treu, fleißig und besonders sparsam zu sein, und ging. Sogleich ergriff Herr Paulsen Leon hards Hand und führte ihn ins zweite Stock, wo er ihm ein freundliches, mit den besten Meublen ausgeziertes Zimmer anwies, einem Diener schellte, und demselben befahl, ohne Verzug Schneider und Schuhmacher zu holen. — „Lassen Sie sich einstweilen einige Kleider, Stiefeln und Schuh« machen." sagte er zum erstaunten Leonhard; „für Weißzeug wird meine Gattin auch sogleich Sorge tragen. Bis dahin ruhen Sie sich in ihrem Zimmer aus. oder betrachten unsre Stadt. Hier find einstweilen vier Friedrichsd'or Taschengeld, sind diese ausgegeben, so fordern Sie dreist von mir wieder. Sie speisen an meinem Tische, so bald ihre Kleider, welches bald geschehen soll, fertig sind, und betrachten sich völlig als der Sohn des Hauses. Ihre Geschäfte werde ich Ihnen schon alsdann anweisen." Herr Paulsen ging und Leonhard war wie im Traume; da trat ein Diener mit dem Schnei der und Schuhmacher ein. Der Erstere hatte eine Musterkarte der besten Tücher bei sich und Leonhard wählte sich zu einem Ueberrocke und zwei Fracks aus, einige Gilets folgten darauf und der Schneider versprach, alles bestimmt am dritten Tage zu liefern. Der Schuhmacker wollte ebenfalls am dritten Tage zwei Paar Schuhe und zwei Paar Stiefeln einstweilen liefern. Beide Handwerköleute empfahlen sich Leonhard bestens zu seinem weitern Befehl, gingen, und eine Näherin krackte ein Dutzend Hemden von feiner holländischer Leinwand, nebst eben so vielen Vor hemden, bedauerte dermalen nickt mehr fertig zu haben, wollte aber in einer Woche eine gleiche Anzahl liefern. Kaum war diese abgetreten, als der Friseur kam und Leonhards Haar nach der neuesten Mode zuscknitt. Herr Paulsen erschien bald darauf, und gab ihm eine moderne goldene Uhr, ein Diener brachte einen feinen Hut, seidne und andere Strümpfe, und nach dreien Tagen machte der ohnehin schöne und gutgebaute Jüng ling in seiner neuen Kleidung eine wirklich hübsche Figur. (Schluß folgt,)
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