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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 14.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185410143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541014
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326 Aber Georgesfimhm sein«, Hut. schickt« sich zum Weggehen an und sagte: „Kommt, meine Freunde! wir wollen keine Zeit mehr verlieren. Laßt unS in den Wagen' steigen; unterwegs will ick Euch Alles e^ählen und auseiiiandersetzen, und Ihr sollt' dann auch den Beweis erhalten, daß ick Euch, meine liebe« waekeren Freunde, nickt vergessen habe, und wir wollen uns darüber besprechen, wie ich Euch nützlich sein kann!" Sie fuhren zusammen auf's Land in Georg's neuer glänzender Equipage, man plauderte und scherzte, und die drei jungen Leute kehrten ganz entzückt von einander nach der Stadt zurück. Charles und Albert namentlich wußten die Herzens- güte, Anspruchslosigkeit «nd das Zartgefühl ihres Freundes Georges gar nickt genug zu rühmen. Inzwischen aber kam doch nachgerade die Wahrheit an den Tag. Georges hatte, seit er für reich galt. Feinde und Neider, welch« ihn auf Schritt und Tritt belauerten und seinen Verhält nissen nachspürten. Man wundert« sich, daß gar keine amtlichen Nachrichten oder Papiere und keine Gelder von Guadeloupe eintrafcn. Die vernünftigen Leute und Klüglinge schüttelten den Kopf, wann vva Georges die Rede war. End lich brach das so schnell aufgebaute Gebäude seines Glücks, daß nur auf der öffentlichen Leicht gläubigkeit beruhte, jählings zusammen, und gab den Leuten auf'S Neue zu red««. „Das Schönste daran ist," sagte der Eine, „baß er am Ende selber an die Vorspiegelungen geglaubt hat. die er Anderen aufgebunden. Ich für meinen Theil habe niemals an die ganze Ge schickte geglaubt." „Ich fand auch die ganze Sacke allzu seltsam »nd wunderbar, obsckon sie mich 15,000 Franken gekostet hat." sagte Herr Trudaine, und «in drit ter Hohlkopf meinte: „Ihre 15,000 Franken, mein lieber Trudaine. müssen nun wohl dazu dienen, einen Theil der Kosten zu bezahlen, welche dieser Schwindel Herrn Georges gekostet hat, und di« nickt gering sein mögen, denn er soll sein Hauswesen mit einem unerhörten Lurus eingerichtet haben! — Ich mei nes Theils bin gottlob bei dieser Schwindelei auf keine Weise betheiligt!" Dieser Wein- oder Wollenhändler rieb sich dabei vergnügt die Hände und blickte schadenfroh auf Andere, die zu den Lieferanten des vermeintlichen Erben gehörten. Georges begriff, daß das Gewitter ausgebrvcken sei, als er zu Hause ein Dutzend Brummbriefe fand, die beinahe alle in folgendem Style abgr- fast waren: „Ick habe die Ehre, Ihnen -anliegend «inen Auszug aus meinen Büchern über die Ihnen ge machten Lieferungen zu überreichen, und verbinde damit die höfliche Bitte, Sie möchten die Ge wogenheit haben, mir im Laufe des Tages den Betrag memcr Rechnung zu berichtigen, da ich größere Zahlungen zu leisten habe." Georges erließ hierauf an jeden der Mahner folgende Antwort: „Ich danke Ihnen verbindlichst für die end liche Einsendung Ihrer Rechnung, um welche ich schon so lange gebeten habe, uud übersende Ihn«« hier deren Betrag in Baar." Die Leute stutzten, schüttelten, den Kopf und bissen sich verlegen auf die Lippen. Ein einziger Brief, welcher Georges in diesen Tagen zukam, wollte von ihm kein Geld, sondern lautete folgendermaßen: „Mein lieber Georges!" „Vergönne einem alte« Kamerad««, welcher sich Dir in den Tagen Deines Glanzes und unt«r den Schmeicheleien, mit welchen Du überhäuft wurdest, nickt vorgestcllt hat. daß er Dick darauf aufmerksam macht, was für auffalleode »nd selt same Gerückte über Dick in Umlauf sind." „Ick weiß in der That nickt, wi« ick diese Gerückte, die mich schmerzlich berühren, in Ein klang bringen soll mit Deinem ehrenhaften Cha rakter und der Hochachtung, die ich stets für denselben gehabt habe. Ohne Zweifel bist Du selbst getäuscht worden, und zwar zuerst. Wenn Dir der Gedanke unangenehm ist. daß man hier viel von dieser Geschickte spricht, und wenn Du gern von hier Weggehen möchtest; oder wenn Du andrerseits durch die Ausgaben, welch« Du Dir erlauben zu können glaubtest, iu einige Verlegen heit gekommen bist, so biete ich Dir fünfhundert Franken an, über welche ick verfügen kann, und welche Du in diesem Augenblick vielleicht besser gebrauchen kannst als ich." Diesem «ackern Freunde antwortete Georges folgendermaßen: „Wenn ick nach der Achtung und dem An sehen streben würde, welche man nur dem Ver mögen verdankt, so könnte ick mir dieselben noch jetzt erhallen, denn ich bin reich, — zwar nicht durch eine Erbschaft, an welche ich selber niemals habe glauben können, sondern weil man mich, trotz meiner Belheurungen vom Gegentheil, für reich halten wollte, und weil man cbendadurch mich, auf eine für mich selbst beinahe unbegreif liche Weise, reich gemacht hat. Ich bitte Dick: sage dies Allen, welche so freundlich sind, sich mit mir zu beschäftigen. Für Dein freundliches liebenswürdiges Anerbieten aber, dessen ick gott lob nicht bedarf, danke ick Dir auf's Herzlichste, denn es beweist mir die ganze Großmuth Deines Charakters und die Aufrichtigkeit Deiner Freund schaft, die ich fortan auf's Best« zu schätzen wissen werde." Auf diese Art verdankte Georges einem wahr haft seltsamen und außergewöhnlichen Einfall mehr als nur sein Vermögen, denn er kam da-
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