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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 03.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188606034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860603
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860603
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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350 — Gutem Vernehmen nach wird der Schluß der Synode am 9. oder 10. Juni, also noch vor den Pfingstfeiertagen, erfolgen. — Die diesjährige Versammlung der sächsischen Gymnasiallehrer findet in Meißen am 5. und6. Juni statt. — Ein fremder Musiker, welcher zu einer in der Waldstraßc in Leipzig wohnhaften Familie zum Besuch gekommen war, konnte sich in der Nacht zum Montag nicht recht nach Hause finden und geriet nach Uebersteigung einer Planke durch ein offenes Parterrefenster in eine Stube, woselbst er sich, in der Meinung, die richtige Behausung getroffen zu haben, zu Bett legte. Er hatte sich aber irrtümlich in der Wohnung eines Kaufmanns i« der Fregestraße häuslich niedergelassen, zum nicht geringen Erstaunen der Fainilic, die ihn andern Morgens gerade bei der Toilette über raschte. — DaS vor einiger Zeit in Gärtitz bei Dö beln von Ratten gebissene Kind ist an den Folgen der Bisse und dozugctretenc Abmagerung ge storben. — Ein gräßliches Unglück ereignete sich am Sonnabend in Steinbach bei Döbeln, indem beim Pflügen ein Pferd durchging, und die das selbe führende Frau umriß, wobei der Unglück lichen der Pflugschar dermaßen in die Brust ein drang, daß sie schon nach wenigen Minuten ihren Geist aufgab. — Bei dem in der Nacht zum Sonnabend in Wilsdruff und in der Umgebung ausgetretenen Gewitter schlug der Blitz in die Spitze des Kirch turms in Sora. Erst im Laufe des darauf folgenden Vormittags bemerkte man, daß Rauch aus dem Turme unterhalb des Knopfes kam und bei der angestellten Untersuchung fand sich, daß die dort angebrachte starke hölzerne Spille brannte und von oben herab kohlte. Den hierauf ergrif fenen energischen Löschanstaltcn, insbesondere den unermüdlichen Anstrengungen der herbeigerufenen freiwilligen Feuerwehr aus Wilsdruff ist es zu danken, daß man das Feuer schon nach einigen Stunden bewältigen und größeren Schaden ver hüten konnte. — Als am 21. v. M. der Handarbeiter Mö bius aus Wermsdorf, obwohl er sehr erhitzt war, kaltes Wasser trank, wurde er von einem Herzschlage betroffen uud erlag kurz darauf den qualvollsten Schmerzen. — AuS Glauchau wird geschrieben: Schon längst sind unsere Zugvögel von den Gestaden fremder Meere wieder eingctroffen. Einer dieser gefiederten Afrikareisenden, eine reizende HauS- schwalbe, wurde hier eingefangen. Das Tierchen trug an einem um den Hals befestigten seidenen Faden einen kleinen Zettel mit der Aufschrift: 6aira. — Bezüglich dcS Brandes der der Zwickauer Bank gehörigen Aktientextilfabrik zu Crimmit schau wird noch mitgcteilt, daß nur Nebenge bäude abgebrannt, Hauptgebäude und Villa aber völlig unbeschädigt geblieben sind. Da sämtliche Gebäude gut versichert waren, so kann ein erheb licher Verlust der Zwickauer Bank nicht erwachsen. — In der Nähe der Bockwaer Papierfabrik bei Zwickau badeten am Donnerstag zwei der selben angchörende Arbeiter, der 18jährige Meier und Zschweigert, gerieten dabei, vielleicht des Schwimmens nicht recht kundig, in eine Tiefe und versanken. Zwar gelang es, beide dem nassen Elemente zu entreißen, doch waren bei Meier alle Wiederbelebungsversuche erfolglos,währendZschwei- gert den, Leben wiedergegeben wurde. — Bei einem Gewitter, das sich in der Nacht zum Montag über Plauen i. V. entlud, schlug der Blitz in das 5 Minuten von der Stadt ge legene Wohnhaus eines Gärtners und Feuer werkers. Der Blitz zündete, sodaß das Haus abbrannte und tötete den in der Parterrestube aufhältlich gewesenen Besitzer. Sein 11 jähriger Sohn, welcher mit einem Gartenarbeiter auf dem Boden schlief, rettete durch schleunige Flucht das nackte Leben, während es dem Gartenarbeiter möglich war, wenigstens sein Bett und seine Kleider zu retten. Feuerwerkskörper, welche auf dem Boden aufbewahrt worden waren, entzünde ten sich und lieferten ein schaurig-schönes Schau spiel. Das Platzen der Kanoncnschläge und an derer FeucrwerkSkörper klang wie Kriegsgetösc, und hin und wieder fuhren Leuchtkugeln durch das brennende Dach. — In den Tagen vom 19. bis 21. Juni wird in Zittau die Generalversammlung des auS ca. 110 Vereinen bestehenden sächsischen Gesamtver eins der Babelsberger Stenographen abgehalten. Die Erwartung, daß es dem Zittauer Stenogra phenverein. welcher als einer der bedeutendsten in Sachsen rühmend genannt wird, im Verein mit der durch ihr Entgegenkommen bekannten Einwohnerschaft gelingen möge, den Gästen einige frohe Tage zu bereiten und zugleich das Inte resse für die Stenographie in immer größerem Maße wachzurufen, diese Erwartung dürfte gewiß keine vergebliche sein. — Durch den Vau der Graslitz-Klingenthaler Bahn hat die böhmisch-sächsische Grenzstadt Gras- litz gegen 1000 fremde Arbeiter in ihren Mauern beherbergen müssen. Da nun hierbei leicht Strei tigkeiten auSbrechen und bei der Bauart der Häuser sogar Brände entstehen können, so hat der Stadtrat eine Bürgerwache eingerichtet. In der Nacht müssen 14 Bürger, nämlich 7 für die obere und 7 für die untere Stadt, die Wache übernehmen und die Straßen der Stadt durch ziehen. — Einem Berichte des „Oberschles. Anz." zu folge sind in dem Sr. Maj. dem Könige von Sachsen gehörigen Waldrevier Kotzuren in Schle sien am 28. Mai nachmittags gegen 2000 Morgen Wald abgebrannt. Tagesgeschichte. Berlin, 1. Juni. Se. Majestät erfreut sich des besten Wohlseins, besichtigte heute vormittag in Potsdam im Beisein Sr. k. k. Hoheit des Kronprinzen, sowie des russischen Botschafters Grafen Schdwaloff, der Militärattachees und der Generalität das Lchrinfanteriebataillon und begab sich nach Beendigung der Besichtigung nach Babcls- berg. — Die Fürstin BiSmarck und Graf Herbert begaben sich am 31. Mai nach Friedrichsruh. — Der Staatsministerialerlaß hinsichtlich des Versammlungsrechtes wird, wie man der „M. Z." aus Berlin schreibt, mit großer Strenge gehand- habt, sämtliche Versammlungen der Arbeiterbc- zirksvereine haben biSjetzt die polizeiliche Geneh migung nicht erhalten; auch die in Aussicht genommene öffentliche Versammlung der Maler wurde verboten, desgleichen die Versammlung der Platzdeputierten der Zimmerlcute Berlins und Umgegend, welche für den 2 Juni anbcraumt war. Nach jenem Staatsministerialerlaß hat bis jetzt eine Versammlung der Maurer nicht statt- findcn können, man kam deshalb auf die Idee, die Arbeitskollegen zu einem Glase Bier auf Tivoli einzuladen, um vielleicht im privaten Ge spräch die Lage des Streiks zu besprechen. Es hatte sich nur ein kleines Häuflein Maurer ein gefunden, zahlreiche Schutzmannspatrouillcn be wegten sich im Kreise um die wenigen versam melten Maurer. Der Streik der Maurer in Berlin ist jetzt nach jenem Staatsministerialerlaß und jener Streikverfügung vollkommen beseitigt. — Betreffs der Abänderung des preußischen Lotterieplanes verlautet, die Zahl der Lose soll von 95000 auf 190000 erhöht werden. Der höchste Gewinn vierter Klaffe soll 600000 Mark betragen. Außerdem zwei Gewinne je 300000, zwei je 150000, zwei je 100000 M. Die Haupt gewinne dritter Klasse sollen je 60000, 45 000 und 30000, zweiter Klasse 45 000, 30000 und 15 000, erster Klasse je 30000, 15000 uud 10 000 M. betragen, die übrigen Gewinne sollen entsprechend erhöht werden. Außerdem beabsich tigt man auch Achtellose auSzugeben. — Die Angelegenheit wegen Einsetzung eines für Preußen und Norddcutschland gemeinsamen Buß- und Bettages der evangelischen Landes kirchen nähert sich, nach der „Köln. Ztg.", ihrem endlichen Abschlüsse, und man kann annehmen, daß v«m Jahre 1388 ab dieser Tag am letzten Freitag eines November begangen werden wird. — In BreSlau fand in der Kathedrale die Konsekration deS Erzbischofs Dinder durch den Fürstbischof Herzog, unter Assistenz der Weihbischöfe Gleich (Breslau) und Cybichowski (Gncsen) statt. Der Feier wohnten zahlreiche Vertreter dcS Adels und der Geistlichkeit von Schlesien und Posen, sowie Deputationen der Erzdiözesen bei. Nach mittags fand bei dem Fürstbischof ein Diner statt, an welchem die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden teil nahmen. Den ersten Toast brachte der Erzbischof Dinder auf Se. Maj. den Kaiser und den Papst auS. Der Fürstbischof toastete auf das Wohl deS Erzbischofs Dinder- Erzbischof Dinder sagte: Er sei sich der schwere« Bürde seines neuen Amte- bewußt, tröste sich aber, daß er sich dieses Amt nicht selbst verliehen habe. Sc Majestät der Kaiser habe ihm die Anerkennung zuteil werden lassen und von Sr. Heiligkeit dem Papste sei er berufen worden. Nach dem Ge bote „Gebet dem Kaiser, waS des Kaiser- ist, und Gott, was Gottes ist", werde er wie bisher, so auch in dem neuen Amte handeln. Auf den hohen Schutz der beiden von Gott geordneten erhabenen Gewalten bauend, trinke er auf daS Wohl des heiligen Vaters Leo und unseres rühm-' reichen Kaisers Wilhelm. — Der Erzbischof vr. Dinder wird am 1. Juni abends in Berlin ein- treffen, während einiger Tage im Hotel de Rome wohnen, den 6. Juni in Posen eintreffen und seine Inthronisation soll den 8. Juni stattfinden. Frankreich. In Paris gehen die Ansichten wegen der Prinzenausweisungen gewaltig aus einander. Es scheint, als ob sich Präsident Grevy auf die Seite der Prinzen stellen wollte, also, daß er der Ausweisung nicht zustimmte. — Die Kammer hat einen Kredit von 200000 Frcs. für das Institut Pasteurs bewilligt. Griechenland. Wie aus Athen gemeldet wird, ist dem Präsidenten des letzten Uebergangs- ministeriumS, Valvis, das Großkreuz und sämt lichen Mitgliedern dieses Kabinetts das Komman deurkreuz des Erlöser-Ordens verliehen worden. — Anläßlich der für Mitte Juni in Aussicht ge nommene» Reise deS Königs ins Ausland wird die Kammer ein Regentschaftsgesetz votieren, wel ches dem Ministerpräsidenten Trikupis für die Dauer der Abwesenheit des Monarchen die Re gentschaft überträgt. — Wie verlautet, wird König Georg und die königliche Familie dies mal dem Petersburger Hofe einen Besuch ab statten. Rußland. Die kaiserlichen Majestäten sind am 30. Mai in Gatschina eingetroffen. — Ein am 1. Juni veröffentlichter kaiserlicher Ukas ordnet die Emmission von 100 Millionen Kreditrubel 5prozentiger immerwährender Staats eisenbahnrente an. Die Subskription findet zu 99V- Prozent am 4., 5. und 7. Juni (23., 24. und 26. Mai a. St.) in der Reichsbank und deren Filialen statt. Vermischtes. * Der nach bedeutenden Wechselsälschungen auSZeitz flüchtig gewordene Maurermeister Stadt verordnetenvorsteher Günther ist in Aachen er griffen worden. * In dem Dorfe Leuenberg im Oberbar- nimer Kreise schlug der Blitz in den herrschaft lichen Schafstall; cs verbrannten etwa 900 Schafe. * Vor einigen Tagen versuchte ein katholischer Geistlicher auS dem Alexianerkloster in Neuß zu entkommen, wurde aber von einem Alexianer- bruder eingefangen und zurückgebracht. Der Geist liche rief den Leuten auf der Straße zu: „Sagts dem Bürgermeister! Sagts der Polizei! Ich bin nicht verrückt. Ich werde mit Unrecht hier festgehalten!" Der Fall bedarf wohl der Auf klärung. * Eine schreckliche Blutthat brachte am 27. Mai mittags die Stadt Hof in Aufregung. Der 26 Jahre alte Flaschner Christoph Leuthardt unter hielt schon längere Zeit ein Liebesverhältnis mit der 21 Jahre alten Fabrikarbeiterin Margarete Schleyer und gedachte auch, letztere zu ehelichen, ein Zweck, zu dem er sich schon die nötigen Pa piere rc. verschafft hatte. Diesem Vorhaben stellte sich aber in den Eltern deS Mädchens und der ganzen Verwandtschaft derselben ein Hindernis entgegen, so daß das Verhältnis wirklich seitens des Mädchens gelöst zu werden versuchte. Dies regte den Leuthardt ungemein auf. Am Don nerstag mittags um 12 Uhr wartete er an der Gemeinhardtschen Wirtschaft an der Lindenstraße in der Fabrik-Vorstadt auf die dort in der Nähe wohnende Schleyer und schoß nach kurzem Wort wechsel fünf Mal einen Revolver auf dieselbe ab. Drei Schüsse trafen und verletzten daS Mädchen schwer. Leuthardt ergriff, als er sein Opfer zu Boden sinken sah, die Flucht, verfolgt von einer Anzahl Männer. In der Nähe deS AuSsichts- pavillon am Klösterleinberg angekommen, hielt er plötzlich, riß die Weste auf und feuerte den letzten in seinem Revolver steckenden Schuß gegen seine Brust ab, der ihn zu Boden streckte. Die
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