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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 25.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188605258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860525
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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338 nicht trage», Herr Assessor, weil ich dies früher bekommen hatte," „Es ist schöner, als das ineinige," warf Strunck ein, „Nicht das hat mich bestimmt, es zu tragen," erwiderte Olga, „Und wer hat es Ihnen gesandt?" fragte der Assessor, nur um sie bei der Antwort beobachten zu können. Er glaubte eine leichte Nöte über ihre Wangen hinfliegen zu sehen. „Herr Stern," gab sie zur Antwort. „Ah — so l" rief Strunck gedehnt. Er war nicht im stände, seinen Unwillen ganz zurückzu halten. Olga fühlte sich verletzt. Sie wandte sich zu einer in der Nähe stehenden Freundin, „Herr Assessor, was machen Sie!" rief ihm die alte Dame flüsternd und vorwurfsvoll zu, „Sie verderben alles!" „Ich kann es nicht ertragen, mir diese» Men schen vorgezogen zu sehen," entgegnete Strunck, „Sie kennen ja mein Versprechen," bemerkte die Alte. „Wenn Sie so rücksichtslos sind, ver nichten Sie alle meine Bemühungen für Sie." Auch sie wandte sich jetzt zu ihrer Nichte. Denn hier mußte sie zum wenigsten jedes Aufsehen ver meiden. Der Assessor stand allein. Er gestand sich, daß er sich durch seine unwillige Stimmung zu weit hatte Hinreißen lassen. Das erbitterte ihn »och mehr. Es war ihm dies so selten in seinem Leben passiert. Ihm wäre am Wohlste» gewesen, wenn er den Ball sofort hätte verlassen können. Er konnte es nicht, ohne Aufsehen zu erregen; so beschloß er denn, Olga aufs genaueste zu beob achten. Auch Ster» trat jetzt in den Saal. Sein Auge fuhr suchend umher und leuchtete freudig auf, als er Olga fand. Er eilte zu ihr, um sie zu be grüßen, und Strunck sah, wie sich ihre Wangen röteten. Wäre er biSjetzt noch im Zweifel ge wesen, ob sie Stern liebe — nun wußte er eS. Seine Erbitterung erreichte den höchsten Grad, In der Thür eines Nebenzimmers stand er während der ersten Tänze, und sein Auge folgte Olga. Sie schien an diesem Abende heiterer zu sein, als er sie je gesehen hatte. Ihm selbst hatte sie schon einige Tage zuvor einen Tanz zugcsagt, er trat zu ihr, als derselbe an die Reihe kam. Ein sichtbarer Schatte, legte sich über ihr Gesicht, das noch vor wenigen Minuten so heiter gelacht hatte. Er führte sie zu einigen Stühlen, welche allein standen und wo er ungestört mit ihr sprechen konnte. „Ich habe Sie beleidigt, gnädiges Fräulein," sprach er. „Es war eine Unbesonnenheit von mir, die ich tief bereue. Darf ich hoffen, daß Sie mir vergeben werden?" „Herr Assessor," erwiderte Olga ruhig, „würde es nicht auch Sie verletzen, wenn ich Ihren Hand lungen Gründe unterlegen wollte, die Ihnen fremd sind?" „Nein!" rief Strunck halb flüsternd. „Sie können mich nie verletzen!" Olga kannte solche Worte. Sie sollten schmei cheln, machten indes nicht den geringsten Eindruck auf sie. „Sie stehen mit sich selbst in Widerspruch," — warf sie ein. — „Sie waren erbittert, daß ich Ihr Bouquet nicht trug." „Nicht erbittert," berichtigte der Assessor, „son dern nur schmerzlich berührt. Und finden Sie das unnatürlich?" „Gewiß," sagte Olga offen. „Ich würde Ihr Bouquet heute abend getragen haben, wenn ich es früher, zuerst erhalten hätte. Ich bin nur der einfachen Forderung der Artigkeit gefolgt, allein Ihre Worte heute abend, Herr Assessor, habe» den Entschluß in mir hervorgerufen, in einem ähnlichen Falle kein Bouquet wieder anzunehmen — von niemand, um mich nicht falschen und will- kürlichen Deutungen auszusetzen." „Sie gehen zu weit, gnädiges Fräulein," — erwiderte Strunck lächelnd. In ihm kochte und stürmte es. Es war ihm lieb, daß ihn die Reihe des TanzeS traf, weil er kaum im stände war, sich länger zu beherrschen. So ernst, so entschieden hatte Olga nie zu ihm gesprochen. Er schrieb die Ursache nicht sich selbst, sondern Sterns Einfluß zu, und immer höher stieg sei» Groll gegen denselben. Er führte Olga, als der Tanz zu Ende war, auf ihren Platz zu rück und begab sich in ein? der Nebenzimmer. Im Wein wollte er seinen Unmut niedertrinken, und Glas auf Glas leerte er hastig. Er lachte laut über die Versicherungen seines Vaters. Mehrere Male hatte er sie ihm wieder holt und ihm auf sein Drängen und Fragen stets geantwortet, er möge nur die Zeit abwarten. Sein Vater schien zu träumen! Konnte er über das Herz des jungen Mädchens verfügen! Konnte er Olgas Liebe leiten! Er wollte seinem Vater alles mitteilen, allein dieser saß mit dem Kommissar beim Spiel und war in dasselbe vertieft. Als er zur Tafel ging, tanzte es bereits vor seinen Augen, so viel hatte er getrunken. Zu seiner Freude führte Stern Olga nicht zur Tafel. Er saß am Ende der Tafel in seiner Nähe. Aber aus Sterns übermütiger, lustiger Laune las er nur zu deutlich, daß Olga gegen ihn freundlicher gewesen, daß die Hoffnung auf ihren Besitz in seinem Herzen noch mehr angefacht war. Der Sekt schäumte und floß. Die Gesellschaft wurde immer heiterer; am meisten trug Stern dazu bei, sie anzuregen. Er hatte wiederholt mit Olga getanzt und auch den Kotillon nach Tische hatte sie ihm zugesagt. Aus ihren Augen hatte er gelesen, daß er ihrem Herzen nicht gleichgiltig war, und noch an diesem Abend hoffte er das Ziel all seiner Wünsche zu erreichen. Noch hatte er kein Wort von seiner Liebe gesagt, allein sie mußte längst erraten haben, waS in seinem Herzen vorging, sie mußte mit sich selbst einig sein, wes halb sollte er länger zögern. An jeden Menschen tritt das Glück wiederholt im Lebe» heran, es kommt nur darauf an, daß der Mensch den rech te» Augenblick, in dem die wandelbare Göttin ihm lächelt, nicht verfehlt, sondern ihn festhält mit beiden Händen. Er wollte diesen Augenblick festhalten, fest für sein ganzes Leben. Das hatte seine lustige Stimmung so sehr ge hoben, sein Herz mit so freudigem Mute erfüllt. Er vergaß seinen Groll gegen den Assessor, der ihm mit finsterem Blicke gegenüber saß — er hatte an diesem Abend keineti Feind, er war in der Stim mung, in der er laut Schillers Worte hätte auS- rufen mögen: „Seid umschlungen, Millionen, Diesen Kuß der ganzen Wett I" „Herr Assessor!" — rief er, sein mit Sekt gefülltes Glas erhebend. — „Kommen Sie, lassen Sie auch uns anstoßen: Jeder auf sein Glück!" Es lag in seinen Worten nicht der leiseste An klang an Spott oder Hohn, nur die eigene glück liche Stimmung sprach aus ihm. Um Struncks Mund zog ein spöttisches Lächeln. Er rührte sein Glas nicht an. Noch war er mit sich selbst uneinig, wie er auf die Worte seines Fein des, die er für Hohn hielt, treffend antworten sollte. „Ich werde für mein Glück allein Sorge tragen," erwiderte er, „und das Ihrige interessiert mich in der That zu wenig. Ich trinke auch nicht mit einem jeden!" Ueber Sterns Gesicht flog ein Schatten des Unmutes, das Blut stieg ihm in die Wangen; er faßte sich indes sofort wieder. „Gut, Herr Assessor!" — rief er wieder lachend. „Ich werde mir morgen eine nähere Erklärung Ihrer Worte ausbitten. Heute soll mich niemand in meiner Stimmung stören — und Sie am wenigsten!" Er wandte sich seinen Freunden zu, die über Struncks Benehmen entrüstet waren. Er stieß mit ihnen an. „Laßt — laßt!" rief er. „Dem Glücklichen gehört die Stunde und ich fühle mich heute glück lich! Stoßt an!" Er ließ frischen Sekt bringen. Der Assessor erhob sich, die Tafel war ohnehin bald beendet. So viel er sich auch zu beherrschen suchte, SternS heitere Stimmung vermochte er nicht länger anzusehen. — Ohnehin fuhren ihn, dessen Worte, daß er eine Erklärung seiner Ent gegnung von ihm fordern werde, durch den Kopf. Er kannte Sterns unerschrockenen Sinn und er selbst gehörte nicht zu de» Mutigsten. Er ärgerte sich über seine Heftigkeit, weil für ihn selbst viel leicht die unangenehmsten Folgen daraus entstehen konnten. Seine eigene Ehre stand auf dem Spiel, wenn er Stern eine Erklärung oder Ge- uugthuung verweigern wollte. Beides mußte er verhüten. Er zog, als die Tafel beendet war, seinen Vater bei Seite und teilte ihm alles mit. Viel leicht konnte hierdurch SternS Geschick, welches sein Vater erwähnt hatte, beschleunigt werden. Dem Polizei-Inspektor war dieser Vorfall äußerst unangenehm. Ein Streit mit Stern konnte für seinen Sohn bei Olga nur ungünstig ein wirken. „Du hast eine Thorheit begangen," erwiderte er. „Wärst Du klug gewesen, so hättest Du mit angestoßen und durch keine Miene verraten, daß Du sein Feind bist. Es ist eine Thorheit von Dir!" ^Jch habe eS Dir nicht mitgeteilt, um Vor würfe zu empfangen!" erwiderte der Assessor um so gereizter, je mehr er fühlte, daß sein Later recht hatte. „Und weshalb teilst Du es mir mit! Du mußt einsehen, wie sehr es Dir in Olgas Augen schaden würde, wen, ich gegen Stern einschreite, für den Fall, daß er Genugthuung von Dir verlangen sollte. Sie wird glauben, daß der Konflikt ab sichtlich von Dir herbeigeführt sei." „So mag sie es glauben!" erwiderte der Assessor und wandte sich von seinem Vater ab, um den Saal zu verlassen. In seiner vom Weine aufgeregten Stimmung war er entschlossen, es zum Aeußersten kommen zu lassen. Jede ruhige Ueber- legung hatte ihn verlassen, der Haß gegen Stern die Gedanken an sein eignes Interesse in den Hintergrund gedrängt. Ruhiger faßte der Polizei-Inspektor die Ange legenheit auf. Er sann nach, wie er diesen unan genehmen Zwischenfall auSgleichen könne. Je mehr Aussicht er hatte, daß Stern durch Röder un schädlich gemacht werde, um so weniger wollte er selbst in dessen Geschick eingreifen, um bei Olga jeden Schein des HasseS zu vermeiden. Röder trat zu ihm, legte die Hand in seinen Arm und zog ihn in ein Nebenzimmer. „Was haben Sie, bester Freund?" fragte er, da ihm der Unmut in dessen Miene nicht ent gangen war. Der Polizei-Inspektor mochte ihm die Wahrheit noch nicht mitteilen, er war mit sich selbst noch nicht einig. „Ich ärgere mich über meinen Sohn — er scheint etwas zu viel getrunken zu haben!" ent gegnete er. „Lassen Sie ihn!" rief Röder lachend. „Die Jugend muß austoben! Wir haben es viel leicht nicht besser gemacht in unseren jüngeren Jahren." Stern trat in diesem Augenblick in das Zim mer, verließ es indes sogleich wieder. Der Polizei-Inspektor wies mit einem Blinzeln deS Auges auf ihn. — „Wie steht es mit ihm?" — fragte er. „Wie weit sind Sie?" „Immer noch nicht weiter," erwiderte Röder. „Er ist schlauer, als ich geglaubt habe. Ec er scheint so unbefangen, und doch bin ich fest über zeugt, daß er kein Wort ohne Ueberlegung spricht. Noch habe ich keine unvorsichtige Neuße- rung von ihm vernommen und er mißtraut mir nicht einmal." „Wenn er Sie nicht zu täuschen versucht," warf Strunck ein. „Ich befürchte immer, daß er eines Morgens verschwunden sein wird, ehe es Ihnen gelungen, ihn zu verhaften." Der Kommissar schüttelte zweifelnd mit dem Kopfe. — „Der entgeht mir nicht mehr, sich selbst hat er bereits genug bloßgestellt, allein ich möchte auch noch andere Mitwisser und Teilnehmer deS Unternehmens durch ihn erfahren. Das ist meine größte Aufgabe, sonst würde er längst schon ver haftet sein." (Fortsetzung folgt.) Marktpreise in Chemnitz vom 22. Mai. Weizen 8 -7 50 bis 10 05 Pf. > Roggen 7 - 10 - - 7 - 60 - - Braugerste 7 - 50 > > 8 - 50 - . 6 . 50 . Futtergerste 5 75 - Hafer 7 > 10 - . 7 - 50 - ^ Kartoffeln 2 - - - . 2-40-1 Butter 2 - 20 . - 2 - 90 - 1 Ko. Verlosungen. Köln-Mindener 3>/,proz. 100 Thaler Lose. Die nächste Ziehung findet am 1. Juni statt Gegen den Kursverlnst von ca. 70 Mk pro Stück bei der AuSlo- lmig übernimmt das Bankhaus Earl Neuburger, Berlin. Französische Straße 13, die Versicherung sür eine Prämie von 35 Pf. pro Stück. Redaktion, Druck und Verlag von Paul Streb el ow in Zschopau .
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