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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 12.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188601129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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30 gesellschast für deutsche Ansiedelung in Südamerika" gebildet. Der „Weser-Zeitung" zufolge sind bis jetzt von den Begründern der Gesellschaft und auf privatem Wege Aktien im Betrage von circa 300000 Mark fest übernommen; der Rest wird auf öffentlichem Wege später begeben werden. Zu gleich teilt die „Weser-Zeitung" mit, daß für die Gesellschast 5 Quadrat - Leguas (ca. 21000 du) Land in S. Feliciano, Provinz Rio Grande do Sul, von der Provinz zu sehr billigem Preise (ca. 2 Mark per du) bereits erworben sind. Das Land liegt nahe der älteren deutschen Kolonie S. Laurenyo in der Sierra do Herval, mit Zu gang nach dem Camaquanflusse und dem Lagos doS Patos. Die nächste Thätigkeit der Gesell schaft richtet sich darauf, genügende Verkehrswege nach den Kolonien zu beschaffen, die zur ersten Aufnahme von Auswanderern nötigen Einrichtun gen zu treffen und das Land zu vermessen (zum Teil ist daS schon geschehen). Im Laufe des Januar geht ein Beamter zur definitiven Organi sation der Kolonie hinüber, während inzwischen I>r. von Jhering, der den Ankauf vermittelt hat, mit einem Feldmesser vorbereitend wirkt. Ohne Berücksichtigung von Subventionen, die von seiten der Provinz oder der brasilianischen Central-Ne- gierung bewilligt werden dürften, gedenkt die Ge sellschaft auf dieses Unternehmen den Betrag von 250000 bis 300000 Mark zu verwenden, eine Summe, in der die Kosten für Landankauf, Zu- gangswegc, bauliche Anlagen, Kreditgewährung an Einwanderer, Verwaltungskosten, letztere auf 5 Jahre berechnet, begriffen sind. Der Verkauf der einzelnen Lose erfolgt in Flächen von 25 bis 50 du. Der Preis eines Loses von 25 du wird sich, je nachdem bar oder gegen Kredit gekauft Wird, auf 750—1000 Mark stellen, sodaß durch de» Wiederverkauf des Landes eine genügende Verzinsung und die allmähliche Rückerstattung des Kapitals erzielt wird. Die Gesellschaft beabsich tigt, die zur Rückzahlung gelangenden Beträge weiterwerbend in gleicher Weise anzulegen, wozu sich im Ankauf nahe belcgcner billiger Privat ländereien, sowie auch von Provinzialland reich lich Gelegenheit bietet. — Wie der „Hamb. Korr." mitteilt, erscheinen seit Neujahr folgende sechs neue sozialdemokratische Blätter: 1) Eine Wochenausgabe des Berliner „VolksblatteS", welche für die Provinz Sachsen bestimmt ist, 2) ein gleiches Unternehmen für die Mark Brandenburg, speziell die Lausitz, 3) ein Wochenblatt in Aachen, in welcher Stadt bisjetzt wenigstens die Sozialdemokratie fast ganz macht los gewesen ist, 4) ein Arbeiterblatt in Kassel, 5) ein Arbeiterblatt in Chemnitz, 6) ein Arbeiter- Wochenblatt in Breslau. Prag, 8. Januar. Der Universitätsprofessor Di. Knoll wurde wegen der von ihm bei dem Dresdner SchulvereinSfestc gehaltene» Rede, die eine objektive Darstellung der geschichtlichen und kulturellen Seite des nationalen Kampfes in Böhmen vom wissenschaftlichen Standpunkte gab, zum Statthalter vorgeladen, wo ihm eröffnet wurde, daß ihn bei einer Wiederholung dieses Vorganges der Unterrichtsministcr seines Amtes entheben würde. Professor Knoll verlangte zwei mal eine schriftliche Ausfertigung dieses mündlichen Bescheides; jedoch vergebens. Endlich sah er sich genötigt, dem Unterrichtsminister gegenüber seinen Nechtsstandpunkt zu waren. Paris, 8. Januar. DaS neue französische Ministerium unter dem Vorsitz Frehcinets ist nun endlich zu stände gekommen. Präsident Grevh hat die Dekrete über Ernennung der neuen Mi nister am Mittwoch Abend 6 Uhr unterzeichnet. Das viclumstrittenc Portefeuille des Innern wird auf Herrn Sarricn, den bisherigen Minister für Posten übergehen, an dessen Stelle der radikale Deputierte Grauet tritt. Kricgsminister wird der bisherige Kommandant von Tunis, General Bon- langer, seiner politischen Richtung »ach ein ge mäßigter Republikaner; das Marineministerium erhält Aube, ein Manu ohne bestimmte politische Richtung. Sadi Carnot übernimmt die Finanzen, Goblet den Unterricht. Uni übrigen hat sich der radikale Abgeordnete Lockroy noch in letzter Stunde zum Eintritt in das Ministerium an Stelle Fallisres bereit finden lassen, welches sich dadurch allerdings zu einem hinsichtlich der Parteien sehr gemischten Ministerium gestaltet, zumal auch der Opportunist Dcvelle für Landwirtschaft in dem neuen Kabinett bleiben wird, nachdem es feststeht, daß als Arbeitsminister der Opportunist Baihaut in dasselbe eintritt. Die Verwaltung der unter das Protektorat Frankreichs gestellten Länder, wie Anom, Tonkin, Madagaskar, Cambodscha, ist von den Ministerien der Marine und Kolonien abge- zweigt und wird künftig dem Ministerium des Auswärtigen unterstehen. Der Konscilpräsident wollte die Organisation dieser Protektorate sich selber Vorbehalten. Mit Rücksicht auf die Aus dehnung der die Arbeiterklassen interessierenden Fragen hat das Handelsministerium die Bezeich nung „Ministerium für Handel und Industrie" angenommen. — Die Mehrzahl der Zeitungen nimmt daS neue Kabinett als ein für die Ver söhnung der Parteien günstiges auf. — Es heißt, Constans werde zum Generalgouverneur von Al gier ernannt. Spanien. Es ist berichtet worden, daß am Dienstag die spanischen Kortes vertagt wurden. ES war dies zu allgemeiner Ueberraschung ge schehen; die Kortes werden vor den Neuwahlen, welche im März stattfinden sollen, nicht mehr zu sammentreten, und infolgedessen wird das Karo linen-Abkommen erst von der neugewählten spa nischen Volksvertretung genehmigt werden. Nach den vorliegende» Nachrichten scheint es nicht zweifel haft, daß die unerwartete, Vertagung erfolglos ist, weil trotz des für Spanien günstigen Abschlusses der Angelegenheit neuer Skandal daran geknüpft werden sollte; allerlei thörichte Behauptungen von geheimen Artikeln, welche daS Abkommen enthal ten soll und dergleichen werden in der spanischen Presse verbreitet. Zunächst ist die cndgiltige Er ledigung der Angelegenheit bis zum April aber mals vertagt. Konstantinopel, 8. Januar. Die Pforte befürwortete auf das wärmste Sofia als Ort der FricdcnSverhandlungen. Sic zeigt sich überhaupt sehr bulgarenfreundlich und hofft, Fürst Alexander werde dies bei Gelegenheit anerkennen. Der tür kische Bakuf-Kommissar, Gadoan Effendi, ist von Sofia in Konstautinopel angelangt, wie man glaubt, mit Vorschlägen vom Fürsten. Die Union Bul gariens gilt für gesichert, doch weist die Pforte jede Kompensation an Serbien und Griechenland zurück. Der Befehlshaber der türkischen Truppen an der griechischen Grenze ist beauftragt, gegen Griechenland militärisch vorzugchen, ohne Instruk tionen abzuwarten, falls griechische Truppe» die Grenze zu überschreiten suchten. In der türkischen Armee herrscht eine gewisse Verstimmung gegen den Sultan wegen dessen bisheriger Aktionsunlust. Washington, 9. Januar. Der Senat nahm die Bill Edmunds gegen die Vielweiberei an. Die Bill unterstellt die Mormonensekte Kuratoren, welche der Präsident ernennt. Hinterindien. AuS Mandalay(Ober-Birma) wird englischen Blättern gemeldet, daß 10000 Aufständische innerhalb eines Umkreises von 30 kw Mandalay bedrohen, wo das Volk aufgeregt ist. Es wird ein Aufruhr befürchtet. General White ist einem Angriff durch eine Anzahl gut geplanter Bewegungen zuvorgekommen. Vermischtes. * In Aachen ist am 8. d., abends, die Spin nerei der Firma Kayscr u. Bicsing abgebrannt. Dieselbe beschäftigte 100 Arbeiter. Nach dem Brande wurden leider 17 Arbeiter vermißt, von welchen man bis zum 10. d. fünf Leichen auf- gesunden hat. * 1847 762 Stadtbriefe sind bei den Postan- staltcn in Berlin am verflossenen Silvester und Neujahrstage (aus Berlin nach Berlin) einge- licfert worden, 38279 mehr als im Vorjahre. ES hat mithin durchschnittlich jeder Einwohner Berlins mindestens eine» Stadtbrief abgesandt und einen solchen empfangen. Die Zahl der zur Post gelieferten frankierten Stadtbriefe zu 10 Pf. belief sich auf rund 1 Million, die Zahl der Postkarten auf rund 315000. * Die größte Mietskaserne Berlins ist, nach dem vor etwa zwei Jahre» die sogenannten Mücken in der Gartenstraße verschwunden, jedenfalls der sogenannte Meyershof in der Ackcrstraße. Das Gebäude, welches nur zwei Straßennummern zählt, hat 232 Wohnungen, welche von fast 1000 Menschen bewohnt werden. Das neue Adreßbuch nennt 62 Parteien als selbständige Mieter. Sechs Höfe begrenzen die vierstöckigen Wohnhäuser. Verlassen. Novelle von F. Stöckert. (Fortsetzung.) Wie sie plaudert und so lieblich lächelnd zu ihm aufschaut. Man ist auf ^der Rück kehr von einer Bergpartie begriffen; an einem der herrlichen Aussichtspunkte bleibt alles gefesselt stehen. Angiolina lehnt einsam an einem Baumstamm; vor ihr liegt die Welt, in rosige Abendglut getaucht, und auf all den fröh lichen Gesichtern um sie herum liegt der Wider schein der letzten glühenden Sonnenstrahlen. Herthas blondes Haar flimmert fast goldig; Wal dau hat sich zu ihr herabgeneigt, sie scheint ihm etwas ins Ohr zu flüstern, vielleicht ein süßes beseligendes Wort? Die Blicke des jungen Mädchens haften-düster auf dem jungen Paar; noch nie ist ihr ihr Vormund so männlich schön, so bedeutend erschienen, wie jetzt in dem Kreise so vieler anderer. Da ist kein einziger von den Herren, der sich mit ihm messen könnte; wie un bedeutend erscheint dagegen Heinrich v. Wulfen mit dem blonden, glatt gestrichenen Haar und dem zarten Flaum auf der Oberlippe, an welchem er unverdrossen hcrumwirbelt, während er sich mit seiner Cousine unterhält, und dort der dicke Koni- merzienrat; ja auch Erich mit seinen zwar geist vollen, aber verlebten Zügen vermag den Ver gleich nicht auszuhalten mit Waldau, der so hoch, so stolz, so in voller ManneSkraft und Gesundheit an der grauen Felswand dort lehnt. Stände nur nicht daS blonde Weib neben ihm und hätte er nur einmal wieder ein einzig freundlich Wort für sic. Als ahne er die Gedanken AngiolinaS, Wandte er jetzt das Haupt nach ihr. Eine Blut- wclle stieg auf in seinem Antlitz, als er ihrem bangen, fragenden Blick begegnete. — Aber schon wendete er sich wieder seiner schönen Begleiterin zu. Man ging heimwärts, die Abcndnebcl hüllten die Gegend in ihre feuchten wallenden Schleier; nirgends mehr leuchtete ein Sonnenstrahl. „Darf ich Ihnen den Regenmantel umthun, Fräulein Angiolina? cs wird kühl," ertönt jetzt plötzlich eine Stimme neben dem jungen Mädchen, das in tiefem Sinnen verloren mechanisch den andern folgte. Sie schaut in Heinrich v. Wulfen? Helle Augen. „Morgen heißt es scheiden, ich habe Briefe von meinen Eltern bekommen, die mich schleunig nach Hause berufen," sagte er, indem er sie sorglich in de» grauen Mantel hüllt. „Wenn wir uns Wiedersehen, dann istS vorbei mit allem Träumen und Schwärmen, dann bin ich ein Bräu tigam!" „Und gewiß ein recht glücklicher," erwiderte das junge Mädchen lächelnd. „Ich würde eS sein, wenn ich Sie nicht gesehen hätte!" „Herr v. Wulfen!" „Wenn ich jenen Morgen nicht einsam dort mit Ihnen gestanden," fuhr er leidenschaftlicher fort, „dort, wo die einsame Tanne sich so dunkel abhcbt von dem grauen Abendhimmel; wie oft bin ich seitdem allein d« hinaufgewandert und habe ge schwärmt, an Sic gedacht, ja sogar Verse habe ich gemacht; darf ich sie Ihnen geben, Fräulein Angiolina?" „Nein," erwiderte diese kurz, „ich gäbe Jahre meines Lebens darum, könnte ich den Morgen un geschehen machen." „Eine so herbe Erinnerung ist er Ihnen?" fragte Wulfen fast traurig. „Nicht Ihretwegen, nein, ganz gewiß nicht, aber mein Vormund er —" „Angiolina, willst Du nicht etwas schnellergehen!' tönt da plötzlich Waldaus Stimme scharf zu ihnen herüber. Das junge Mädchen wird dunkelrot, sie hat es nicht bemerkt, daß sie eine ganze Strecke hinter der übrigen Gesellschaft zurückgeblieben. Waldau erwartet sie an einer Kreuzung des Weges. „Du scheinst müde, ich werde Dich führen," sagt er kurz, indem er Angiolinas zitternde Hand auf seinen Arm legt. Ein finsterer fast verächt licher Blick streift dabei den jungen Mann. Dieser beeilte sich, in die Nähe seiner Cousine zu kom men, damit er nicht deren Zorn auch noch aufsich lade. Wie oft war Angiolina am Arme ihres Vor munds durch den heimatlichen Wald gegangen, warum ist es ihr nur heute, als wäre es ein wild fremder Mann, der sie da durch die feuchten Abend nebel führt? (Fortsetzung folgt) Redaktion, Druck und Verlag von Paul Strebelow in Zschopau.
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