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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 03.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188607030
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860703
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860703
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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420 Tagesgeschichte. Berlin, 1. Juli. Se. Maj. der Kaiser setzt seine Emser Kur mit dauerndem besten Erfolge fort und nimmt auch an dem geselligen Treiben des berühmten Kurortes lebhaftes Interesse. Zur kaiserlichen Tafel werden häufig Fremde von Distinktion gezogen. Daneben finden die Re gierungsgeschäfte und Borträge gcwohntermaßen ihre Erledigung. Gestern wohnte Se. Majestät der Theatervorstellung bei. Auch van Koblenz laufen täglich die erfreulichsten Mitteilungen über das Befinden Ihrer Maj. der Kaiserin ein. — Der Reichskanzler ist nur am Dienstag in Schönhausen gewesen und abends wieder nach Berlin gereist. — Beide Häuser deS Landtags wurden gestern nach Erledigung der Tagesordnung in gemein samer Sitzung geschlossen. Das Herrenhaus nahm noch mit definitiver Abstimmung das Lchrer- anstellungsgesetz für die ehemals polnischen Landes teile an und genehmigte den Antrag von Kleist- Retzow auf Gewährung größerer Freiheiten än die evangelische Kirche. — Dem BundcSrat ging eine Vorlage deS Reichskanzlers zu, betreffend die Ausprägung neuer Nickelmünzcn in Zwanzigpfennigstücken im Betrage von 5 Millionen Mark. — Wiederum ist einer von den Generalen der preußischen Armee verstorben, welche an den Er folgen der letzten Kriege hervorragenden Anteil gehabt haben. Der Generalleutnant z. D. Frei herr von Puttkamer ist am Sonntag in Berlin verschieden. Derselbe gehörte der Artillerie an und ist vermöge der besonderen Stellungen, in denen er sich befunden hat, jedenfalls bei der raschen und glücklichen Entwickelung dieser Spezial- Waffe in den letzten Jahrzehnten wesentlich be teiligt gewesen. — Ueber die Ausweisung des Abg. Paul Singer berichtet das „Berl. VolkSbl." noch, daß auf die Mitteilung Singers im Polizeibüreau, daß er zur Zeit allein seinem Geschäft vorstehen müsse — sein Bruder weilt augenblicklich zur Kur in Karls bad und der andere Teilnehmer befindet sich auf Geschäftsreisen —, sowie auf den Hinweis, daß der bevorstehende Quartalsabschluß und der plötz liche Austritt auS dem Geschäft umfangreiche Dis positionen nötig mache, die sich in 48 Stunden unmöglich würden erledigen lassen, die Frist bis Sonnabend mittag um 12 Uhr verlängert wurde. Singer verläßt Berlin am Sonnabend Vormittag. — Eine weitere Ausweisung wurde dem Restau rateur Max Jacobi zuteil. Derselbe gehört nicht der sozialdemokratischen, sondern der deutsch-frei- sinnigen Partei an. Seine Ausweisung wird begründet mit der Hergabe seines Geschäftslokals zu sozialdemokratischen Bcrsanimlungen. — Erzbischof Dinder wurde am Sonnabend früh im Dome zu Posen durch den Weihbischof Cybichowski aus Gnesen mit dem aus Rom ein getroffenen Pallium bekleidet. Zu bemerken ist, daß erst mit dem Pallium dem Erzbischof die volle bischöfliche Macht erteilt ist und daß das selbe nur den Erzbischöfen und Patriarchen zusteht. DaS Pallium wird aus der Wolle von Lämmern bereitet, welche entweder vom Papste oder in besten Aufträge von einem der Kardinäle geweiht sind, und wird durch den Papst jedem neu ernannten Erzbischof übersandt. Nach dem Ableben wird jedem Erzbischöfe das ihm verliehene Pallium, welches nur bei größten kirchlichen Feierlichkeiten benutzt wird, mit in den Sarg gelegt. — Die rumänische Regierung hat durch den Zoll krieg mit Oesterreich-Ungarn auch der Einfuhr Deutschlands nach Rumänien einen harten Stoß versetzt. Die Meistbegünstigungsklausel, welche im Handelsvertrag mit Deutschland vorhanden ist, ist fast völlig gegenstandslos geworden, nachdem mit dem Erlöschen des Handelsvertrages mit Oester reich-Ungarn überhaupt kein Meistbegünstigter mehr für Rumänien existiert, und sind cs nur noch einige wenige deutsche Artikel, die zu einem halbwegs erträglichen Zollsätze nach Rumänien eingeführt werden können, ein großer, ja der größte Teil deutscher Jndustrieerzeugnisse ist jetzt ebenso wie österreichisch-ungarische vom rumä nischen Markte ausgeschloffen. Auf diese Wen dung war man bei uns in Deutschland nicht vorbereitet, — die erwarteten Vorteile durch den Abbruch der Handelsbedingungen zu Oesterreich- Ungarn sind nicht nur nicht eingetreten, sondern wir befinden uns gegenwärtig fast genau aus demselben Standpunkte wie alle die Länder, ntit denen ein Handelsvertrag nicht existiert; die deutschen Exporteure sind aber in einer Hinsicht noch schlechter daran, daß sie die wenigen export fähigen Artikel i» der nächsten Zeit infolge der bevorstehenden Frachttarifänderungen nach Ru mänien auch nicht einzuführen .in der Lage sein werden. — In Bremen haben am 28. Juni die Fest lichkeiten zur Eröffnung deS Betriebes der sub ventionierten Reichspostdampferlinie begonnen. Die als Ehrengäste in Bremen eingetroffenen Mit glieder der rheinisch-westfälischen und sächsischen Handelskammern, der Vorstand deS deutschen HondelStages und verschiedene industrielle Vereine wurden von den Bremer Beteiligten auf dem Bahnhof festlich empfangen. Nach einer gemein samen Spazierfahrt fand abends S Uhr die Be grüßung der Gäste durch den Handelskammer- Präsidenten Louis Meyer im Ratskeller statt, woselbst sodann auch daS Abendessen eingenommen wurde. Präsident Meyer hob in der Begrüßungs ansprache hervor, daß wenn daS Beisammensein auch nicht einer ernsten Arbeit gewidmet sei. man doch beweisen möchte, wie Bremen rastlos darnach strebe, Handel, Industrie und einen großartigen Schiffahrtsbetrieb stets zu fördern, svwie welche große Anlagen Bremen zur Verbesserung der Verkehrswege geschaffen habe. Bei dem Bewußt sein der Zusammengehörigkeit der Nationen könne es nicht ausbleiben, daß der deutsche Einfluß seine Macht im friedlichen Wettbewerb der Na tionen auf dem große« Weltmarkt siegreich ent falten werde. Kommerzienrat Jansen-Dülken sprach namens der Gäste den Dank ans. Am Dienstag, an welchem die Vertreter der Reichs behörden und des Reichstags eintrafen, fand eine Besichtigung der neuen Bauten im Freihafenge biet und verschiedener großer Etablissements statt. Nachmittags folgte ein Festessen, abends ein Gar tenfest. Am Mittwoch fand die Eröffnungsfahrt nach Bremerhaven bei herrlichem Wetter statt. Feierliche Reden des Konsul Meier, des Handels kammerpräsidenten Meyer, sowie des Staatssekre tärs v»n Bötticher an Bord der „Oder" endeten unter stürmischem Jubel. Staatssekretär von Bötticher sagte: „Den Wünschen, welche heute an dieser Stelle laut wurden, schließt sich das ganze deutsche Volk an. Weit über Bremen hinaus, im ganzen deutschen Reiche wird die hohe Be deutung deS heutigen TageS gewürdigt. Mag er ein glücklicher für die Zukunft unseres Vaterlandes sein. „Oder", im Namen des deutschen Reiches wünsche ich Dir jetzt glückliche und gesegnete Fahrt. Schlinge ein Friedensband zwischen Deutschland und fernen Landen; trage den Ruhm deutscher Arbeit, deutschen Unternehmungsgeistes hinaus in alle Welt. Im Namen deS Deutschen Reiches: Du, Oder, fahre wohl!" Laute Hochrufe und herzliche Wünsche folgten, und dann bestiegen die Festgäste den Dampfer „Willkommen". Unter donnernden Hochs und lautem Jubel trat darauf die „Oder" ihre Fahrt an. — Es folgte für die Festversammlung noch eine Rundfahrt, Besichti gung der Hafeneinrichtungen rc. — Die Fahrten auf den zufolge deS Gesetzes vom 6. April 1885 zur Einrichtung gelangten deutschen Postdampferlinien nach Ostasien und Australien beginnen mit dem 30. Juni. Die neuen Verbindungen bieten für Postsendungen nach den bezeichneten überseeischen Ländern eine besonders vorteilhafte BeförderungSgelegcnheit, da die Dauer der Ueberfahrt infolge der festgesetzten Fahrgeschwindigkeit der Schiffe um mehrere Tage geringer ist als bei den auf denselben Kursen bereits bestehenden Postdampferlinien. Von dem festgestellten Fahrplan wird jedoch wegen der in anbetracht der Cholera angeordneten Quaran täne bis auf weiteres insofern abgewichen, als die Dampfer der Mittelmeer-Linie von Triest anstatt am Mittwoch bereits am Dienstag und von Brindisi anstatt am Freitag bereits am Don nerstag abgehen und nicht nach Alexandrien, son dern nach Port Said fahren werden, um die Maßregeln zu vermeiden, welche zur Zeit in Alexandrien gegen die aus Triest und Brindisi kommenden Schiffe bestehen, vriefsendungen, welche den deutschen Postdampfern zutzeführt werden sollen, müssen während der betreffenden Wochen bis auf weiteres in der Weise eingeliefert werden, daß sie spätestens mit einem der nach stehenden Züge weitergesandt werden können: 1. au» München am DienStag um 10,45 vor mittag» nach Kufstein (zum ersten Mal nach Ost« afien am 13. Juli, nach Australien am 27. Juli), 2. auS Frankfurt (Main) am Montag um 9.45 abends nach Basel (zum ersten Mal am 12., bezw. 26. Juli). 3. auS Etraßburg (Elsaß) am DienStag um 3,47 früh nach Basel (zum ersten Mal am 13., bezw. 27 Juli). Gewöhnliche und eingeschriebene Briefpostsendunge» nach Apia (Samoa-Inseln) und Tongatabu (Tonga-Inseln), welche mit den deutschen Pvstdampfern Beförde rung erhalten sollen und vom Absender mit einem dies Verlangen ausdrückenden besonder» Vermerk versehen sind, werden nach den Taxen deS Welt postvereins befördert. — Der auS Bremerhaven in See gegangene erste subventionierte ReichSpostdampfer richtet seinen Kurs zunächst nach dem belgischen Anlege- hofen Antwerpen, woselbst er heute am 1. Juli eintrifft. In Antwerpen wird die Eröffnung der neuen deutschen Linie mit größter Anteilnahme begrüßt. Die Behörden veranstalten daselbst am Sonnabend große Festlichkeiten, zu welchen sich sämtliche belgische Minister nach Antwerpen be geben werden. Seitens der Handels- und Jn- dustriewelt Belgiens findet daS neue deutsche Dampferunternehmen ausnahmslos die günstigste und sympathievollste Beurteilung. Am 3. Juli wird dem Vernehmen nach die Weiterreise ange treten werden. — Wie ein Privattelegramm der „Voss. Ztg." auS London meldet, sind dort vom 23. Mai da tierte Berichte auS Kamerun eingelaufen, welche die dortigen Zustände als recht unbefriedigend schildern. Die Eingeborenen sollen sich weigern, mit den Weißen Handel zu treiben und ihnen Nahrungsmittel zu liefern. Eine Menge Fakto reien flußaufwärts seien geschlossen. Man muß die Bestätigung dieser Nachrichten abwarten, denn die englischen Meldungen sind in diesem Punkte sehr tendenziös und unzuverlässig. — Die schon früher für Kamerun erfolgte An werbung von Unteroffizieren der preußischen Armee ist nunmehr auch auf Neu-Guinea ausgedehnt worden. Als Zweck dieser Anwerbungen wurde für Kamerun die Uebernahme deS Sicherheits und Polizeidienste» durch diese Unteroffiziere be zeichnet. Die Ueberführung der angeworbenen Unteroffiziere nach Neu-Guinea wird über Ham burg in dieser Woche erfolgen. Die Besetzung der Gouverneurstellc für die neuen deutschen Süd see-Besitzungen durch den Vizeadmiral v. Schleinitz läßt darauf schließen, daß von der deutschen Re gierung, wie von der deutschen Admiralität dem dortigen Kolonialbesitz eine besondere Wichtigkeit beigelegt wird. — Nach einem eingegangenen Telegramm ist der Landeshauptmann Admiral Frhr. v. Schleinitz am 10. Juni wohlbehalten in Finschhafen in Kaiser Wilhelms-Land angelangt. München, 30. Juni. Das Abgeordnetenhaus genehmigte in namentlicher Abstimmung ohne Debatte einstimmig den Antrag, die dem Priuz- regenten zur eigenen Verfügung anzuweisenden 200 000 M. vorläufig auS den verfügbaren Mehr einnahmen von 1884 zu entnehmen. Der Antrag, betreffend die definitive Anstellung der Beamten während der Regentschaft, wurde vom Ministerium zurückgezogen. Beim Schluffe der Sitzung hielt der Präsident eine Ansprache, welche mit einem dreifachen begeistert aufgenommenen Hoch auf den Prinzregenten schloß. Abg. v. Etauffenberg sprach hierauf dem Präsidenten den Dank deS HauseS aus. Morgen wird der Landtag durch den Prinz regenten im Etändehause feierlich geschloffen. — Die Kammer der ReichSräte bewilligte ohne Debatte bei 37 Abstimmenden und bei nament licher Abstimmung die Dotation für den Prinz- regenten. Der Finanzminister erklärte auf eine Anfrage deS Abg. Törring, die Regierung werde die Fürsorge für die Relikten des vr. v. Gudden erwägen. Der Präsident schloß die Sitzung mit einem dreifachen Hoch auf daS Königshaus. — König Ludwig hat während seiner Regie rungszeit den Bau von 4 Prachtschlöffern unter nommen: Neuschwanstein bei Hohenschwangau, Linderhof, Falkenstein und Herrenchiemsee. Kein» dieser Schlösser ist ganz fertig, Falkeustein ist so gar nur erst ein Bauplatz, kommt also künftig nicht sehr in Betracht. Nach einer bayerischen VerfaffungSbestimmung gehen diejenigen Schlösser, die ein bayerischer König während seiner Regie rung gebaut hat, sofern ex darüber nicht letztwillig verfügt, in den Besitz des Staates über. Diese
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