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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 31.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188607310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860731
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- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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483 „Sozialdemokrat" in Leipzig. Er besteh« zu diesem Zwecke in Leipzig eine besondere Organj» sation, d. h. die Stadt sei i» Bezirke und Sek tionen eingeteilt. Der „Sozialdemokrat" und an dere verbotene Druckschriften würden meistens in größeren Ballen nach Leipzig gesendet, die Sen- düngen aber in der Regel an Leute adressiert, die der Behörde als Sozialdemokraten nicht be kannt seien. Mit den den Vertrieb dieser Druck schriften besorgenden Personen werde öfter ge wechselt. Die Angeklagten wiederholen ihre Er klärung, daß sie mit der Verbreitung solcher Schriften nichts zu thun hätten. Nach Verlesung einer Stelle aus dem Kopenhagener Konkreßpro- tokolle, in welcher von einer Partei-Disziplin ge sprochen wird, erkürte Bebel, daß eine Verfassung nicht bestehe, eine Parteidisziplin auch gar nicht not wendig, ja geradezu undurchführbar sei. Das Wyde- ner Kvngreßprotokoll erwähnt ein Berliner Ccntral- komitee, das nach Bebels Angabe jedenfalls von Ber liner Parteigenossen gewählt worden und nur für die Unterstützung der von Berlin ausgewiesenen Par teigenossen und deren Angehörigen Sorge zu tragen habe. Dieses Komitee stehe aber mit der Parteileitung absolut nicht in Verbindung. Der in einem Artikel des „Sozialdemokrat" ge brauchte Ausdruck „Landcsausschuß" wurde von Bebel dahin erklärt, daß derselbe nur für dir im Auslande lebenden Deutschen bestanden habe, die Partei aber die Verantwortung für diese Orga nisation ablehnen müsse. Der Angeklagte Bebel erklärte auf bezüglichen Vorhalt, daß unter den im Parteiorgane erwähnten Vertrauensmännern ältere Parteigenossen zu verstehen seien, die das Vertrauen der Gesinnungsgenossen besitzen; sic brauchten nicht gewählt zu werden, sondern ent ständen von selbst. Ihr Zweck sei hauptsächlich die Vorbereitung von Wahlen und Bestimmungen für zu gebende Unterstützungen. — Auf den Vorhalt, daß in einem Artikel des „Sozialdemo krat" von Beamten der Partei die Rede sei, wies Bebel nach, daß jener Artikel sich auf die Zeit vor Erlaß deS Sozialistengesetzes beziehe. Daß die Partei verschiedene Fonds zu Unterstützungen, Flugschriften re, besitze, wurde als richtig zuge geben; dies sei aber jedenfalls nicht strafbar. Diese Fonds, über die stets öffentlich quittiert Werde, würden nicht ausschließlich innerhalb der Partei aufgebracht, sondern es wäre von den verschiedensten Parteien für die Opfer des So zialistengesetzes gesammelt worden; bestimmte Steuern nach festen Normen würden nicht er hoben. — Daß die Buchdruckcrei des „Sozial demokrat" nebst Buchhandlung in Hottingen-Zü- rich Eigentum der sozialdemokratischen Partei sei, wurde von Bebel in Abrede gestellt, dagegen zu gegeben, daß der „Sozialdemokrat" das offizielle Organ der sozialdemokratischen Partei Deutsch lands sei, das Blatt von dem kürzlich verstorbe nen Herrn Höchberg in Frankfurt a. M. begrün det, fortlaufend unterstützt und mit einem nam haften Betrage testamentarisch bedacht worden sei. — Hierauf wurde die Sitzung bis nachmittags ver tagt. — In der Gegend von Dippoldiswalde wurde am Sonntag ein Steinpilz gefunden, der in Bezug auf Größe seinesgleichen nur selten haben dürfte. Er maß im Hutumfang etwas über Im; der Umfang des Stieles betrug 27 om. — In diesem Sommer ist es keine Seltenheit, daß die Birnbäume zum zweiten Male blühen, wohl aber dürfte es als Seltenheit gelten, daß ein Kirschbaum neben reifen Früchten neue Blüten treibt; ein solcher Kirschzwcig ist im Culmbacher Hof in Kötzschenbroda zu sehen. — Mit der am 1. September d. I. stattfin denden Wiedereröffnung deS städtischen Museums in Leipzig soll auch gleichzeitig die Enthüllung des monumentalen Brunnens auf dem Augustus- Platz stattfinden. — In Reichenbach kam am Mittwoch früh Uhr ein Schadenfeuer zum Ausbruch, durch welches zehn Wohngebäude vollständig abbrannten. Gegen 40 Familien sind infolgedessen obdachlos geworden. Das Mobiliar konnte zum größten Teil gerettet werden; leider sind aber auch viele darunter, welche ihre Habe nicht versichert hatten, sodaß immerhin ein nicht unerheblicher Schaden erwachsen ist. Die Entstehungsursache des FeuerS, daS in einer Holzremise ausgekommen sein soll, ist noch nicht aufgeklärt. — In OelSnitz fiel am 27. d. rin Schiefer deckerlehrling von dem Dache einer neuerbauteß Hjlla und ttzar sofort eißze Leiche. Der.Herun« glückt« war ein höffytzng-ypller junger Mensch mit guten Anlagen und hatte das letzt« Jahr zu lerne«. t Tagesgeschichte. Berlin, 28. Juli. Se. Maj., der Kaiser nahm, wie aus Gastrin gemeldet wird, hepte ein Bad; die Spazierfahrt mußte auSfallrn, da ein heftiges Gewitter eingetreten War. — In militärischen Kreisen gilbt sich schon jetzt eine lebhafte Bewegung sür eine würdige Feier des vollendeten 90. Lebensjahres unseres allver- chrten Kaisers kund. Man hofft, daß das Osfizier- corps der gesamten deutschen Armee zu irgend einer gemeinsame» öffentlichen Kundgebung bei dieser seltenen Feier sich vereinigen und .daß ins besondere die Gründung einer gemeinnützigen Stif tung daS Andenken an diesen Tag auch den Nach kommen dauernd erhalten werde. Ebenso wird in den Kreisen der Kriegervereine diese Angelegen heit schon vielfach besprochen und auch hier eine großartige Feierlichkeit geplant, zu der die Vor bereitungen so zeitig wie möglich in Angriff ge nommen werden sollen. - - Ueber die Zusammenkunft des Reichskanz lers Fürsten Bismarck mit dem Grafen Kalnoky in Kissingen entnehmen wir einem längeren Be richt noch folgendes: „Die Zusammenkünfte im Schloß an der oberen Saline haben stundenlang gedauert, sowohl vormittags, wie nachmittags. Verschiedene Male holte der Reichskanzler den österreichischen Staatsmann auS dessen Hotel mit dem vom Prinzregenten Luitpold zur Verfügung gestellten Hofwagen persönlich ab. Als Fürst Bismarck beim ersten Besuch zu den Gemächer» des Grafen Hinanstieg, eilte ihm dieser mit den Worten entgegen: „Aber, mein lieber Fürst, Sie bemühen sich selbst hierher?" worauf der Reichs- kanzler scherzend erwiderte: „Nun, ich muß doch sehen, wie eS bei Ihnen, lieber Gras, ausfieht." Die Unterstützung beim Treppensteigen seitens des Portiers und eines Kammerdieners wehrte der Kanzler lächelnd ah. GleiKwohl meinte er: „So recht gehtS mit den alten Knochen doch nicht mehr." Die beiden Diplomaten redeten bi- zum letzten Augenblick vor Abgang des Zuges ange legentlich mit einander. Die zwanglose Toilette auf beiden Seiten verriet, daß alle leeren For malitäten mit Absicht vermieden waren. Diese Beobachtung ließ sich auch während der vorher gehenden Tage machen. Der Kanzler in langem blauen Gehrock und dunklen Beinkleidern trug seinen chamoisfarbenen Schlapphut, die bekannte große Stahlbrille und in den unbehandschuhten Händen einen derben braunschwarzen Stock mit gewaltiger Krücke. Der Abschied erfolgte unter herzlichem Händedrücken." — Was in Kissingen beschlossen, weiß natürlich niemand genau. Je denfalls ist aber das deutsch-österreichische Bünd nis neu gefestigt worden. — Der chinesische Botschafter, Marquis Tseng ist, um dem Fürsten Bismarck einen Besuch abzu statten, in Kissingen am 28. Juli eingetroffen und im Kurhaushotel abgestiegen. — Die Gattin des Leutnants a. D. Hartung, gegen welchen die Untersuchung wegen Landes verrats schwebt, ist nun ebenfalls in Haft ge nommen worden, wenige Tage nach ihrer im Untersuchungs - Gefängnis zu Moabit erfolgte» Trauung. Die Verhaftung fand am Sonnabend Nachmittag in Schöneberg statt. — Die deutschen Postdampfer nach. Ostasien und Australien sind schon bei den ersten Fahrten auch von fremden Postverwaltungen zur Versen dung von Briessäcken in erheblichem Umfange be nutzt worden. Neuerdings hat auch die japanische Postverwaltung die nötigen Maßnahmen getroffen, um mittels der deutschen Postdampfer Briefsäcke aus Fskohama. Kobe und Nagasaki nach verschie denen Länder» deS Weltpostvereins regelmäßig befördern zu lassen. Bayern. Eine Kommission, bestehend auS Hof- u»d Staatsbeamten, setzte daS Programm der Ueberführung deS Herzen- Königs Ludwig II. nach Altstötting fest. Hiernach soll die Ueber führung mittelst ExtrazugeS gegen Mitte August erfolgen. — Ihre Maj. die Königin-Mutter wird an fangs August auf kurze Zeit nach München zum Besuche König OttoS kommen. — Ueber die Anwesenheit Sr. k. k. Hoh. deS A KkMprituen während der Manövertage in Bayern »pjgt beruhtet, daß der Kronprinz am 4. Sep- tfü»er früh auf dem Bahnhof Augsburg eintrifft und sich nach kurzem Aufenthalt mittelst Extra- zuges zur Besichtigung der Truppen nach dem Lager Lechfeld begiebt. Bon dort aus unter nimmt der Kronprinz einen Ausflug, kommt am 5. September ab««d- in München an und über nachtet im Hotel „Drei Mohren". Am. 6. Sep tember besichtigt «r die daselbst ex-ffnett schwä bische KreiSausstelluug und verläßt abend-wieder München, um am 7. September die Inspektion der Truppen bei Nürnberg fortzusetzen. Am 8. September früh fährt der Kronprinz von Nürn berg nach Babenhausen, woselbst er als Gast deS Fürsten Fugger-Babenhausen im fürstlichen Schlöffe Absteigequartier nimmt und am 9. September die Inspektion der Truppe» bei Jllertiffen be endet. Dänemark. Ueber dir Berg-Feier in Kopen hagen sind bisher nur spärliche Nachrichten »ach Deutschland gedrungen. So hat man bisher noch gar nicht erfahren, daß während, zweier Tage, Sonnabend und Sonntag, über Kopenhagen und seine nächste Umgebung der Belagerungszustand erklärt worden war. Die Regierung, welche Un ruhen erwartet haben mochte, hatte gehofft, einer Demonstration Vorbeugen zu können, wenn Berg nicht zur bestimmten Zeit (Sonnabend) aus dem Gefängnis entlassen würde. So kam es, daß man Berg anbieten ließ, man wolle ihn schon einen Tag vor Ablauf seiner Strafzeit aus der Haft entlassen. Berg lehnte diesen Vorschlag jedoch ab. Da man genau die Stunde der Ent lassung Bergs kannte, so harrte seiner am Sonn abend Morgen um 8 Uhr eine unabsehbare Men schenmenge, welche sich vor dem Gefängnisse und dessen Umgebung aufgepflanzt hatte. Bei seinem Erscheinen wurden ihm Hochs ausgebracht.. Vor und hinter dem Wagen, in welchem Berg fuhr, ritten Polizisten, während das Volk ihm das Geleit gab, immer aufs neue Hoch» auf den Führer der Liberalen ausbringend. Während der Fahrt wurden demselben unzähliche Bouquets zu geworfen. Der Zutritt zu dem Hause Bergs war abgesperrt worden, angeblich, „um kein Ptenschen- lebcn zu gefährden". Die eigentliche Berg-Feier ist im ganzen, wie schon gemeldet, ruhig verlaufen. Man hatte am Sonntag alle verfügbare Polizei mannschaft aufgrboten, jedoch fand dieselbe sich nirgends veranlaßt, einzugreifcn. In 16 Dampfern fuhren die Anhänger Bergs nach Helsingör. Mehr als 10 000 Menschen waren dort anwesend. Außer Berg, welcher das Ministerium heftig angriff, sprach noch der Dichter Hostrup. Beide Redner sprachen ohne eigentliche Unterbrechungen. Oesterreich. Graf Kalnoky ist am Dienstag aus Kissingen in Wien wieder eingetroffen und wird sich nächste Woche behufs Berichterstattung über die Kissinger Entrevue nach Ischl an das kaiserl. Hoflager begeben. — Kaiserin Elisabeth wird bereits am Sonn abend zur Kur in Gastein eintreffeu. — Die Cholera scheint sich trotz getroffener Vorsichtsmaßregeln von Fium aus nach Ungarn zu verbreiten. Schon wiederholt sind in Pest und in der Umgegend verdächtige Fälle vorge kommen. Am 25. d. M. sind vier Personen plötzlich unter choleraartigen Erscheinungen ge storben. Es ist die Leichenöffnung bei denselben polizeilich angeordnet worden, deren Ergebnis vorläufig noch nicht feststeht. Italien. AuS Rom, 28. Juli, wird berich tet: In den letzten 24 Stunden kamxn in den Provinzen Ferrara, Lecce und Bari 66 Cholera erkrankungen und 24 Choleratodesfälle vor. Madrid, 28. Juli. Die Deputiertenkammer beschloß in ihrer gestrigen Sitzung die vollstän dige Jnfreiheitsetzung der 26000 Neger der Insel Cuba, welche noch in einem Abhängigkeitsver- hältnis zu ihren früheren Herren stehen. Belgien. Der Herzog von Aumale wird vollständig nach Belgien übersiedeln und sämtliche Kunstschätze nach Schloß GaeSbeck bringen lassen. — Dem Seneralrat der belgischen Arbeiterpartei ist eS gelungen, sämtliche Arbeiterassoziationen de» MaasbassinS zu einem Bunde zu vereinigen. Zur Feier dieser Einigung fand in Lüttich eine große sozialistische Versammlung statt, a« der sich 80 Arbeitervereine beteiligten. Die Versammlung wählte den Bürger Vlanvalet zum Vorsitzende«, die Arbeiterführer Anseele und Flus« zu Bei sitzern. Alle drei hielten zündende Ansprachen,
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