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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 26.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188610265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18861026
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18861026
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2-5-r^ I'- rührt, daß man sich so dagegen verhärtet".* ES wird sich empfehlen, bei Gelegenheit der Vor- berWtig der nächsten Studtverordpetenwahlen diesötz Thema umfassend zu erörtern. Heüte'grei- fen wir ein einzelnes Beispiel heraus, die kirch lich musikalischen Zustände in unserer Stadt. Obwohl diese Angelegenheit nicht die wichtigste genannt werden kann, so hat sie doch auf allgemeines Interesse Anspruch, da sie zu den vielen vitiösen Circeln gehört, in denen wir uns seit Jahren bewegen. Auch fordert der Umstand, daß dem einen, besonders interessierten Teile durch den andern jeder andere Weg der Erörterung x«r krw st uskns abgeschnitten worden ist, geradezu heraus, den Weg der öffentlichen Auseinander setzung zu beschreiten. Seit langer Zeit liegt fast der gesamte musi kalische Kirchendienst der hiesigen Kantorei gesellschaft ob. Dieselbe ist eine förmliche Zunft, und als solche altehrwürdig, insofern in ihr die alte Bürger- und Meistersängcrzunft in gewissem Sinne noch fortlebt. Sie begnügt sich aber nicht dainit, die äußeren Formen der Zunft festzuhaltcn, sie behandelt auch die ihr obliegende kirchliche Musik ganz zunft mäßig. An gewöhnlichen Sonntagen schickt sie nur ihre „Lehrjungen" (Sopran und Alt) in die Kirche, die „Meister und Gesellen" (Tenor und Baß) bleiben dem Lhore fern. DaS mag zunft- mäßig in Ordnung sein: die kirchliche Musik als Kunst leidet darunter. Die Kantorei hält ferner an ihrem Vorrechte, an Festtagen die Kirchen musik aufführen zu dürfen, mit einer Zähigkeit fest- wie da- überhaupt nur einer Zunft möglich ist. Sie schickt nur den Kapelleninhabern durch ihre Chorknaben bei jeder Kirchenmusik Texte zu, die dann unter Empfangnahme einer Gabe wieder abgeholt werden, was weder musikalisch noch kirch lich ist. Sie fühlt sich nicht als Kunstgenossen schaft, sondern lediglich als Zunft, sie würde sonst nicht jeden, wenn auch noch so gut begründeten Eingriff in ihren Wirkungskreis eifersüchtig und unbedingt ablehnen. Es kann demnach auch nicht wunder nehmen, daß, wenn man die musikalischen Leistungen der Kantorei nicht vom Künstlerischen, sondern, wie billig, vom kirchenmusikalischen Stand punkte auS betrachtet, ein wenig befriedigendes und wenig schmeichelhaftes Resultat herauskommt, Wenn auch ein kleiner Fortschritt in den letzten 1V Jahren gern anerkannt werden soll. Mit die sem Urteile steht der Verfasser dieses Aufsatzes zwar keineswegs allein; er will aber das oäiLM, dies Urteil ausgesprochen zu haben, auch ferner ganz allein tragen, in der Hoffnung, daß S ihm später doch vielleicht noch für ein msiitum angerechnet werden könnte, und er will deshalb auch niemand beim Namen nennen, der ihm unter vier Augen und im kleineren Kreise ganz unbe dingt und nicht bloß einmal zugestimmt hat. Er kann auch den Einwand nicht gelten lassen, daß man ja auS der Gemeinde keine hauptsächlichen Klagen höre, eher daS Gegenteil; denn in solchen Dingen darf man die Stimmen eben nicht zählen. Obwohl z. B. keine einzige Stimme laut gewor den ist, die es als unpassend bezeichnet hätte, bei der Grundsteinlegung eines öffentlichen Gebäudes die Melodie anzustiminen: „Valet will ich dir geben, du arge falsche Welt" — als stände man an einem offenen Grabe — so wird daS Schiefe dadurch doch nicht gerade, daß es niemand be merkt zu haben scheint. Dergleichen Beispiele, die auf Wunsch vermehrt werden können, beweisen doch weiter nichts, als daß es die höchste Zeit ist, daS schlafende ästhetische Urteil zu wecken und zu schärfen. Es soll aber mit dem ungünstigen Urteile über die musikalischen Leistungen der Kantorei selbstverständlich der persön lichen Tüchtigkeit und Ehrenhaftigkeit und dem guten Willen der Mitglieder der Kantorei nicht entfernt zu nahe getreten werden. Man kann eben ein sehr guter und tüchtiger Mensch sein und doch ein viel weniger guter Musiker. DaS ist eine unbestreitbare allgemeine Wahrheit, selbst wenn ihre Anwendung in jedem besonderen Falle ab- zewehrt werden sollte. ES ist eben unvermeid- *"!str Liebhaber von klassischen Litaten könnte noch das weiter, (jedoch ebenfalls in höflich abgeschwächter Form) hinrugesnt werden: „Man scheint sich mitunter vor nicht« mehr zu srchtkn al» vordem Verstände; und doch sollte man sich vl^irhr vor dem Gegenteil fürchten, wenn man begriffe, was tMerlich ist. Aber der Verstand ist un bequem, und Md. muß ihn bei Seite schaffen. DaS Gegen teil ist nur Verderb und das kann man abwarten." — 686 — lich, „daß bloßer Dilettantismus, weil er von einem falschen Prinzipe auSgeht, nichts Hervor bringen kann, das nicht im, ganzen falsch ist, also auch keine wesentliche Hilfe zuläßt" (Schiller). Besonderen Aerger hat nun von jeher daS hiesige königliche Seminar der Kantorei be reitet und bereiten müssen, da es u. a. auch die Aufgabe hat, der Kirche tüchtige Kantoren und Organisten vorzubilden. DaS Seminar hat dieser Aufgabe von jeher ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. WaS insbesondere den kirchlichen Chor gesang betrifft, so hat es sich bestrebt, den besten Mustern, wie sie der Thor der Thomaskirche zu Leipzig, der Dresdner Kreuzkirchcnchor und der Berliner Domchor aufweisen, „nach Kräften" nach zueifern. Von unparteiischer, sachverständiger Seite ist »ft und öffentlich anerkannt worden, daß dies nicht ohne Erfolg geschehen sei; auf gewisse Leute in Zschopau aber macht das weiter keinen Eindruck, als daß sie zu erkennen geben: „Jetzt gefällts unS erst recht nicht." Sie wollen auch nicht einsehen, daß das Seminar, um die ihm gestellte kirchenmusikalische Aufgabe lösen zu kön nen, unbedingt auch einen Fuß in der Kirche haben muß, daß es ihm auch keineswegs gleich- giltig sein kann, welche kirchlichmusikalischen Ein drücke die jungen Leute in sechs langen Jahren Sonntag für Sonntag erhalten: denn „den Ge schmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten" (Goethe). Daraus mag übrigens auch jeder friedliebende Bürger ersehen, daß eS keineswegs Kritik- und Streitlust ist, die dem Verfasser die Feder führt, sondern ein berechtigtes, sachliches Interesse. Seit einiger Zeit ist nun zwar dem Seminare die Besorgung etlicher Vormittags- und Nach- mittagSgottesdienste überlassen worden, aber eS ist erst geschehen auf dringende Anregung seitens der kirchlichen Behörde und unter großem Sträu ben der Kantorei; die Abtretung des Kirchen dienstes an den kleinen Festen aber (Reformations fest, Himmelfahrt), woran dem Seminare (und wohl auch einem Teile der Kirchengemeinde) be sonders gelegen sein muß, hat die Kantorei ent schieden verweigert. Daß das Seminar keine eigennützigen Zwecke verfolgt, daß e- seine Dienste der Kirche ganz unentgeltlich widmet, daß eS ganz und gar nicht darnach trachtet, der Kantorei die Einnahmen in irgend einer Weise zu schmälern, mag noch ausdrücklich bemerkt sein, da eS fast scheint, als argwöhne daS der und jener. Aller Streit und alle Mißgunst würde sogleich schwinden, wollte die Kantorei ihren ausschließlich Künstlerischen Standpunkt aufgeben und sich aus den einzig richtigen kirchlich-musikalischen stellen, sie würde dann im Seminare nicht einen ver haßten* Nebenbuhler, sondern einen erwünschten Mithelfer und gleichstrebenden Kunstgenossen er blicken; ihre alten Formen könnte sie trotzdem in Gottes Namen bcibehaltcn. Es ist nicht zu erwarten, daß das von heute auf morgen geschehen wird. DaS Seminar hofft zunächst nur, daß das Interesse an der kirchlichmusi kalischen Frage, daS zur Zeit »och gering ist, all gemeiner werde und daß man unparteiisch prüfe. Sage niemand: ich verstehe nichts von Musik. Um ein vorläufiges eignes Urteil in der ange regten Streitfrage zu gewinnen, genügt es, daß man einmal der Liturgie beim Anfänge des Gottesdienstes beiwohne, wenn daS Seminar den Kirchendienst hat, und dann einmal, wenn die Chorknaben die Liturgie aussühren. Wer da keinen Unterschied spürt, mag sich dann allerdings für unmusikalisch halten. Es werden wenige sein; denn so oft wir auch die Airfangsliturgie vom Seminarchore ausgeführt hörten, fiel unS immer die eigentümliche andächtige Stille auf, die ihr die (um diese Zeit leider gewöhnlich noch wenig zahlreiche) Gemeinde entgegenbrachte. Es ist, bei läufig bemerkt, jammerschade, daß so wenige sich entschließen können, bei diesem schönsten und er greifendsten Teile der neuen Liturgie nie zu fehlen. Wie aus einer andern Welt klingt das erste „LMo" dek Geistlichen, wenn das häßliche, grade die schönste musikalische Wirkung zerstörende über leitende Zwischenspiel wegfällt. Ergreifend klingen die einfachen „Amen" deS Thors auS, wenn nicht starrer Ocgelklang sie erdrückt. Sollte es noch gelingen, die Motette da einzufügen, wo sie hin * Daß dieser Ausdruck nicht zu stark ist, kanu leider bewiesen werden. gehört, in die Liturgie selbst, damit sie nicht kon« zertartig, sondern gottesdienstlich erbaulich wirke, so würde die Gestaltung deS musikalischen Teile- deS Gottesdienstes wohl einwandfrei sein, der Kirchenbesuch würde sich heben, und daS Seminar und die Kirchgemeinde könnte den jedenfalls nicht fernen Zeitpunkt ruhig abwarten, der seitens der kirchlichen Behörden d?r Musik in der Kirche die längst erwünschte Regelung nach strengeren und reineren Prinzipien, als sie in der Regel in Uebung sind, bringen wird. Dem Seminare kann eS in keinem Falle und zu keiner Zeit gleichgiltig sein, ob es mit seinen kirchlichmufikalischen Be strebungen auf dem richtigen Wege befunden wird oder nicht; daß es sich aber im Bezug auf die kirchenmusikalische Ausbildung seiner Zöglinge nicht auf seine vier Wände beschränken kann, wird hoffentlich jeder Einsichtige begreifen, dergleichen, daß es nicht zum Schaden der .Kirchengemeinde auSschlagen würde, wenn man eS nicht für alle Zeiten unter dem Uebelwollen der Kantorei leiden- ließe, auch nicht weitere 17 Jahre. Der Verfasser gisbt sich zwar keineswegs der Täuschung hin, daß ihm viele Mitkämpfer erstehen werden: die Furcht, in ge wissen Kreisen unpopulär zu werden, läßt man chem das nach einiger Zeit grau erscheinen, WaS er früher für weiß erklärt hat, wenn- ihm nicht gar allmählich schwärzlich vorkommt; auch giebt nicht jeder einen reellen Vorteil für ein ideale- Gut willig hin I Aber der Verfasser hofft darauf, daß Weiß doch eben nach und nach als Miß stv allgemeinere Anerkennung erwerben muß^ Zschopau kann doch nicht für alle Zeiten in seinen kirchlich-musikalischen Zuständen.selbst hinter manchem Dorfe zurückbleiben, während e- weit und breit ein Vorbild sein könnte. Die kirch» lichen Vorrechte der Kantorei sind ja gar nich td erst riest. sie-baruchen ledig lich auf dem Herkommen, «nd eS wäre.des halb auch gar nicht nötig, daß der Herr Stadt kantor die Sache der Kantorei immer so ganz zu der seinen machte, so daß man genötigt ist, ihn m i t anzugreifen, wenn man ein Wort gegen die Kantorei sagt. Dem Verfasser dieses Auf satzes thut dies aufrichtig leid, da er die treff lichen und höchst achtungswerten amtlichen und bürgerlichen Eigenschaften dieses Mannes sehr hoch schätzt, und er würde es gewiß unterlassen, wenn ihm nicht andere Pflichten höher stehen müßten. Zschopau, 21. Oktober 1886. , I. I ! l I I 8 2 4. 2 ** Z.A. LLL I I I ! iLLA.fi.?. öE «» 8 8 L es es es Z.L r- 8 ZeS Z.LZ, LL 7-4 7-4 > ! SSSU2USL S47-47-47-40Ö9dSd 7-4 7-4 7-4 7-^7-47-4 «8 s oo es s-LL 8 s ! l , i ,LA.5.LL>LL§ LLL ! I LZ, ii i i , > i , > , i I I 8-Z .8-28» » - .8-Z .rr * « 2 - Komvtau Weipert Weipert Buchholz Annaberg Annaberg Wollenstem Zschopau Erdmannsdf. 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