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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 09.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188611094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18861109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18861109
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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720 1 - ! I.! ! I ! Tagesgeschichte. Berlin, 6. November. Se. Majestät der Kaiser hat die Reise nach Springe zu der dort heute stattfindenden Hofjagd einer leichten Heiser keit wegen aufgegeben und läßt sich durch den Prinzen Heinrich vertreten. Vormittags empfing Se. Majestät den Prinzen Wilhelm und machte nachmittags eine Spazierfahrt. — Wie das „Deutsche Tageblatt" von best- uuterrichteter Seite hört, hat der Prinz-Regent Luitpold von Bayern die Ansage nach Berlin ge langen lassen, daß er am 13. d. M. in Berlin eintreffen werde, um den Kaiser zu den Hofjagden nach Letzlingen zu begleiten. Der Aufenthalt in Berlin selbst ist auf mehrere Tage in Aussicht genommen. — Der deutsche Kronprinz wird den 7. d. M., abends gegen 9 Uhr, wieder in Berlin ein treffen und im kronprinzlichcn Palais Wohnung nehmen. — Graf Herbert Bismarck hat vom Sultan das Großband deS Osmanieordens verliehen er halten. — Zu denjenigen Vorlagen, welche den Reichs tag in erster Linie beschäftigen werden, gehört daS Militärreliktengesetz. Dasselbe hat bekannt lich die Zustimmung des Bundesrats längst ge funden und bedarf daher weiterer Vorbereitungen nicht. Wie man sich auS unseren derzeitigen Mitteilungen erinnern wird, versucht die Vorlage eine Vermittelung zwischen der Meinungsver schiedenheit über die BeitragSleistnngen der Haupt leute 2. Klasse und der Leutnants, an denen seiner Zeit die erste Vorlage scheiterte, dahin herbeizuführcn, daß die volle BeitragSpflicht auch dieser Offiziere prinzipiell anerkannt wird, die Durchführung dieses Prinzips aber so lange aus gesetzt bleibt, bis sich eine entsprechende Erhöhung der Gehälter herbeiführen läßt. — Der Reichsanzeiger enthält einen Auszug aus der Dienstanweisung, betreffend die Aus übung der Gerichtsbarkeit im Schutzgebiete der Neu-Guinea-Kompanie vom 1. November 1886. — Die „N.-L.-K." bringt folgende zeitgemäße Mahnung: „Ter bevorstehende Reichstag wird zweifellos wieder mit einer Reihe von Anträgen aus dem Gebiete der Arbeiterschutzgesetzgebung bedacht werden. Es wird deshalb an der Zeit sein, von neuem zu ermahnen, diese Fragen ledig lich nach ihrer sachlichen Bedeutung zu prüfen. Verbot der SonntagSarbeit, der Kinderarbeit, Einschränkung der Frauenarbeit, Maximalarbeits- tag u. s. w. sind Schlagwörter der Agitation ge worden, die man auf dem Boden des allgemeinen Wahlrechts nach Kräften für Parteizwecke zu verwerten sucht. Je häufiger leider die Erschei nung wird, daß immer weitere Kreise aus Wahl furcht dem agitatorischen Treiben Zugeständnisse machen, um so eindringlicher muß gerade hier davor gewarnt werden. Man sagt uns, daS deutsche Reich werde doch imstande sein, dasjenige Maß von Arbeiterschutz zu gewähren, welches man bereits in der Schweiz und in Oesterreich durchgeführt habe. Unseres Erachtens sind im Gegenteil die Erfahrungen dieser Nachbarstaaten nur geeignet, uns von übereilten Schritten aus diesem Gebiete zurückzuhalten. Wir wissen sehr Wohl, daß man sich mit solchen Ansichten dem Vorwurfe des „ödesten Manchestertums" aussetzt, — ein Vorwurf, der, was die Arbeiterschutz gesetzgebung anlangt, in der That in den letzten Jahren vorzugsweise gegen den Fürsten Bismarck und die nationalliberale Partei erhoben worden ist. Nun, eine Regierung und eine Partei, welche dem industriellen Arbeitgeber zum Wohle des Arbeiters Lasten auferlegt haben, wie cs im Kranken- und Unfallvcrsicherungsgesetz der Fall gewesen ist, können über solche Verdächtigungen getrost hinwegsehen. Was bedeutet denn, praktisch genommen, die ganze schweizerische oder öster reichische Fabrikgesetzgebung, gegenüber der in freigebiger Weise geregelten Fürsorge für den erkrankten oder verunglückten Arbeiter, bezw. dessen Hinterbliebenen, wie sie das deutsche Reich gewährt? Von solchem Standpunkt aus hat man ein Recht dazu, sich durch eine angebliche arbeiter freundliche Agitation nicht drängen zu lasten. Wer möchte nicht jedem wahrhaft Humanitären Vorschläge sein Wohlwollen entgegenbringen? Aber man wird immer mit der peinlichsten Vor sicht zu erwägen haben, ob nicht bei der praktischen Durchführung dasjenige, was für den Arbeiter eine Wohlthat sein sollte, ihm vielmehr zum Scha den auSschlagen würde. Wie die Dinge heute liegen, kann man sagen, daß den bei unS im Vordergründe stehenden Arbeiterschutzforderungen weniger da» Interesse der Arbeitgeber als daS der Arbeiter selbst entgegentritt. Wir können die Bemerkung nicht unterdrücke», daß auch Occhel- häuser in seiner verdienstvollen Arbeit Wohl zu sehr nur daSimAuge gehabt hat, wa» man dem Unternehmer zumuthen kann, wenn er rundweg Verbot der Kinderarbeit bis zu 14 Jahren und der Nachtarbeit der Frauen verlangt. Wir unserer seits möchten unS wenigstens zu einer solchen Forderung nicht eher entschließen, als bis durch eine genaue Ermittelung aller einschlägigen Ver hältnisse der Nutzen der Maßregeln für die Schutzbedürftigcn außer Zweifel gestellt wäre. Wie wenig sich diese Dinge im Handumdrehen entscheiden lasten, zeigt die gewaltige, noch immer nicht abgeschlossene Arbeit, welche die Erhebungen über die scheinbar so einfache SonntagSarbeits- frage verursacht haben. Auch auf den elsstün- digen Maximalarbeitstag in der Erwägung ein- zugehen, daß derselbe an den tatsächlichen Ver hältnissen im allgemeinen nichts ändern Würde, scheint unS bedenklich. Wir können nur immer wieder raten: zunächst gründliche sachliche Unter suchung der Arbeiterverhältnisse unter kühler Ver achtung aller agitatorischen Redensarten I" — In letzter Zeit macht sich in vielen Fabriken ein bemerkenswertes Zurückgehcn des Lehrlings- wesenS bemerkbar, so in Bremen, wo es mit der Abnahme der jugendlichen Arbeiter infolge des Darniederliegens des Schiffsbaues zusammenhängt. In Leipzig hat eine Zunahme der Lehrlinge nicht stattgefundcn; nur in Dresden scheinen neuerdings wieder mehr Lehrlinge zur Ausbildung angenom men zu werden, namentlich bei der Fabrikation von Näh- und anderen Maschinen. In den Jnspcktionsbezirken Oberpfalz und Regcnsburg, Obcrfranken u. a. zeigt sich eine wachsende Ab neigung, auf Grund eines Lehrvertrages mit be stimmten Verpflichtungen Lehrlinge zur Ausbildung anzunehmen. Dieselbe dürfte vielfach auf die Bequemlichkeit der Arbeitgeber und die Scheu derselben vor der Unbotmäßigkeit der Jugend zurückzusühren sein. AuS Oberbayern, Schwarz- burg-Rudolstadt und Meiningen-Saatfeld wird über eine ungebührliche Ausnutzung der Lehrlinge berichtet. — Eine der „Nordd. Allg. Ztg." aus Trans vaal zugehendc Zuschrift lenkt die Aufmerksamkeit der industriellen, kommerziellen und Schiffahrt treibenden Kreise Deutschlands auf daS große Jnterestenfeld, welches sich in Südostafrika biete, und betont, daß angesichts der wachsenden Zu nahme der Zahl der Bewohner der Kap-Gold felder und deS sich dort steigernden Konsums an Maschinen, Manufakturwaren und Spirituosen, der deutsche Produzent ansehnlichen Gewinn aus regeren Derkehrsbeziehungen mit den der Delagoa- Bai zunächst gelegenen Gebieten ziehen könnte. — Einem Telegramm auS Sansibar vom 30. Oktober zufolge hat Jühlke für die Ostafri kanische Gesellschaft daS Makdischugebiet südwärts bis Witu hin, speziell den ausgezeichneten Hafen Durnford an der Wuhuschmündung erworben. In diesen Küstenstrich fällt auch die Jubamün- dung, welche den Zugang zu dem Hochland der Gallas eröffnet. In Dürnfordport legte Jühlke eine Station an. Die Wituerwerbung ist durch diese Neuerwerbung davor bewahrt, nach Norden hin durch eine fremde Macht abgeschnitten zu werden. — Wie aus Weimar geschrieben hat, hat die Trauung der'Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin am Sonnabend in der Schloßkapelle stattgefunden. Die feierliche Handlung vollzog der General superintendent Hesse. Den Zug der Fürstlich keiten eröffnete das Brautpaar; es folgten die Großherzogin von Mecklenburg, der deutsche Kron prinz, der Großherzog von Sachsen, die Groß herzogin, der Großfürst Wladimir, der Großher zog von Mecklenburg, die Großfürstin Wladimir, der Erbgroßherzog von Sachsen und der Herzog von Altenburg. An die Trauung schloß sich eine Cour und sodann Galatafel. Bei dieser brachte der deutsche Kronprinz das Wohl der Neuver mählten aus; der Großherzog trank auf das Wohl seiner Gäste. Merseburg, 7. November. Se. k. u. k. Hoh. der Kronprinz traf, vom Kultusminister v. Goßler begleitet, heut« vormittag- S Uhr unter dem Ge läute aller Glocken hier ein, wurde auf dem Bahn hofe von dem Regierungspräsidenten v. Diest und von dem Landrat empfangen und begab sich von da durch die mit Tannengrün, Blumen und Triumphbögen reich geschmückten Straßen, in welchen die Vereine und Korporationen Spalier bildeten, nach dem Schlöffe, wo Empfang der Behörden und Offiziere stattfand. Um 10 Uhr begann die Feier im Dom, zu welchem sich Se. k. u. k. Hoheit mit allen Festteilnehmern. die Geistlichkeit voran, in feierlichem Zuge begab. Die Einweihung deS DomS erfolgte durch den Generalsuperintendent Möller auS Magdeburg. Nach dem Gottesdienst nahm Se. k. u. k. Hoheit über daS hier garnisonierende thüringische Hli- sarrnregiment Nr. 12 die Parade ab und besich tigte darauf den Dom und die an demselben vor genommenen RestauricrungSarbeiten. DaS Diner wird der Kronprinz bei dem Regierungspräsiden ten v. Diest einnehmen, die Abfahrt desselben nach Berlin ist auf nachmittags 5 Uhr festgesetzt. Bayern. Wie aus München gemeldet wird» hat eine Reihe von Gläubigern der bayerischen KabinettSkasse sich mit dem vorgeschlagenen Abzüge zufrieden erklärt und ist bereits befriedigt. Da fast sämtliche Gläubiger damit einverstanden sind, so steht die endliche Regelung der Angelegenheit in naher Aussicht. — Aus München wird der „Pr." berichtet: Der Prinzregent wird sich anfangs deS nächsten Monats zum Besuche des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta nach Berlin begeben. Sein dortiger Aufenthalt wird zwei bis drei Tage währen. Auf der Rückreise wird er dem säch sischen Königshause in Dresden einen eintägigen Besuch abstatten. Oesterreich. Die bulgarische Regierung hat der österreich-ungarischen Regierung gegenüber das Bedauern über den räuberischen Ueberfall ausgedrückt, der gegen den österreich-ungarischen Vize-Konsul Grafen StarzenSki auf dem Wege nach Tirnowa verübt worden. Gleichzeitig gab die bulgarische Regierung die Versicherung, daß sie alles aufbieten werde, um der Räuber hab haft zu werden. Bekanntlich find seither drei derselben dingfest gemacht worden. — Die Thronrede, mit welcher der Kaiser am Sonnabend im Thronsaal der Königsburg zu Pest die Delegationen in feierlicher Weise eröffnete, sagt, die Bemühung der Regierung sei dahin ge richtet, daß bei einer schließlichen Regelung der bulgarischen Frage, die unter Mitwirkung der Mächte erfolgen müsse, ein legaler Zustand ge schaffen werde, welcher den zulässigen Wünschen der Bulgaren Rechnung trage und ebenso den bestehenden Verträgen wie dem Interesse Europas ent>preche. Die vortrefflichen Beziehungen zu allen Mächten und die Versicherungen friedlicher Intentionen, die sie von allen Regierungen er halten, lassen hoffen, daß eS trotz der schwierigen Lage im Oriente gelingen werde, unter Wahrung der Interessen von Oesterreich-Ungarn Europa die Segnungen deS Friedens zu erhalten. — Die Polizei ist entschlossen, die Kundgebung der Sozialisten in Trafalgar Square zu verhindern und die Ansammlung von Lolkshaufen nicht zu gestatten, nötigenfalls dieselben gewaltsam zn zerstreuen. Frankreich. Senator Millaud ist zum Mi nister für öffentliche Arbeiten ernannt worden. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, ist in Paris angekommen. — Nachrichten aus gut unterrichteter Quelle zufolge ist eS Frankreich mißlukgen, sich Ver bündete für die Unterstützung der französischen Politik in der egyptischen Frage zu sichern. England. Die sozialdemokratische Vereinigung in London macht bekannt, daß der für den 9. November beabsichtigte Umzug aufgegeben worden sei, ersucht indessen ihre Mitglieder, sich an dem selben Tage auf dem Trafalgar Square zu ver sammeln. — Die Londoner Blätter veröffentlichen einen von den Bischöfen von London und Rochester, Kardinal Manning und anderen Prälaten Unter zeichneten Aufruf, worin nach einem Hinweis auf die große Arbeitslosigkeit in London die baldige Ergreifung wirksamer Maßnahmen zur Linderung des dadurch verursachten Notstandes unter der arbeitslosen Bevölkerung der Metropole empfohlen wird. Die Unterzeichner deS Aufrufs drücken die Ueberzeugung auS, daß die Beschaffung von Arbeit
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