Suche löschen...
Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 06.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188906066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18890606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18890606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-06
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^§67. Wochenblatt 1889. für Zschopau und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft zn Flöh«, sowie für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Zschopau. Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend und wird am Abend vorher auögeaeben und versendet ÜierteljahrSpreis 1 Mark ausschließlich Boten- und Postgebühren. 57. Jahrgang. Donnerstag den 6. Juni. Inserate werden mit 10 Pf. für die gespaltene Korpuszeile berechnet und bis mittags 12 Uhr des dem Tage des Erscheinens vorher- ' gehenden Tages angenommen. Da wahrzunehmen gewesen ist, das; den Vorschriften in dem Erlaß der Amtshauptmannschaft vom 1. Juni 1886, den Carousselbetrieb, namentlich über die Schlußzeit desselben, nicht allenthalben nachgegangen wird, so werden der Herr Bürgermeister von Schellenberg, sowie die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher des hiesigen Bezirks hierdurch angewiesen, zur Verhütung eigener Verantwortlichkeit darüber zn wachen, daß diese Vorschriften genau beachtet, Zuwiderhandlungen aber mit entsprechenden Geldstrafen geahndet werden. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 1. Juni 1889. v. Gehe. Kr. Aus wachsen. — In der Expedition d. Bl. können Prospekte über Direktor Kleinschmidts Schlacht-Instrumente für Groß- und Kleinvieh eingesehe» werden. Man unterläßt nicht die Fleischer rc. mit Rücksicht auf die Wichtigkeit dieser Sache §n dieser Stelle noch besonders aufmerksam zu machen und bemerkt noch hierzu, daß die Herstellung dieser Instrumente unter Assistenz des Erfinders der allein autorisierten Maschinen-Fabrik von Höhnemann und Küchler in Erfurt übertragen ist. Die General-Vertretung für Sachsen haben Gebr. Schrvtsberger in Zwickau. — Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monate Mai d. I. 278 Einlagen im Betrage von 25824 Mk. 02 Pfg. und 203 Rückzahlungen im Betrage von 24900 Mk. 73 Psg. Die Gesamt einnahme betrug 310491 Mk. 34 Pfg., die Ge samtausgabe 305 287 Mk. 71 Pfg., der bare Kassen bestand 5203 Mk. 63 Pfg. — Se. Majestät der König hat mit Genug- thuung von der baldigen Beendigung der im Königreich Sachsen vorgekommenen Arbeitseinstel lungen der Bergarbeiter Kenntnis genommen und den Staatsminister des Innern beauftragt, allen denjenigen Beamten, welche zur Beilegung dieser Streitigkeit beigetragen haben, insbesondere den Vorständen der Kreishauptmannschaften und der Amtshauptmannschaften, seine Allerhöchste Befrie digung zu erkennen zu geben. — Se. königl. Hoheit Prinz Georg hat für die Wasserbeschädigten im Mulden- und Pleißenthale den Betrag von 400 Mark bei der Expedition des „Dresdn. Journ." zur Weiterbeförderung einzahlen lassen. — Nach der neuesten Verordnung des evang.- luth. Landeskonsistoriums wird die kirchliche Jubel feier des Hauses Wettin zunächst am Pfingstfeste den Gemeinden von der Kanzel vermeldet, worauf sodann am Trinitatisfeste nach der Predigt anstatt des allgemeinen Kirchengebetes ein Jubelfestgebet verlesen wird. — Ein in Chemnitz erscheinendes Blatt hat sich nicht entblödet, die unwürdigen Beleidigungen gegen Se. Maj. den hochseligen Kaiser Wilhelm I., welche zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen die »Berliner Bolkszeitung" Anlaß gaben und trotz der inzwischen erfolgten Freisprechung bei allen Vaterlandsfreunden die tiefste EntrWmK erregten, in Form eines Berichtes nachzudrücke'n. — In Burkhardsdorf brach in voriger Woche eine junge Dame infolge übermäßigen Ein- schnürens des Oberkörpers während des Gottes dienstes plötzlich bewußtlos zusammen und kam erst wieder zum Bewußtsein, nachdem die enge Kleidung geöffnet worden. Die Predigt erlitt durch diesen Vorfall eine kurze Unterbrechung. — DerFloßplatz unterhalb Wolkenstein wurde, wie schon kurz gemeldet, am 2. Juni als Halte stelle eröffnet. Die Lokomotive, welche den 6 Uhr 38 Minuten von Wolkenstein abgehendcn Zug führte, war festlich bekränzt. Auch die Haltestelle war geschmückt und der Zug wurde daselbst mit Musik empfangen. Auch dem kurze Zeit darauf von Scharfenstein anlangenden Zug tönte von der Haltestelle Musik und Jubelruf entgegen. Unge fähr gegen 9 Uhr kam von Scharfenstein her ein Revisionszug mit Mitgliedern des Eisenbahndirek toriums aus Dresden. Diese wurden gleichfalls mit rauschender Musik und Frcudenrnfen empfangen und ihnen der wärmste Dank dargebracht. Nach mittags fand Konzert im Bade und abends Fest mahl statt. — Am Montag nachmittag 4 Uhr ging über Reichenbach i. V. ein Wolkenbruch nieder. Eine Menge Häuser sind eingestürzt, Fabriken wcgge- rissen, Menschen und Vieh umgekommen. Sturm geläute ertönte in der Stadt; die Feuerwehr ar beitete ani Rettungswerk. Bei Neumark ist Bahn- unterbrcchung cingetreten. In Mylau sieht es schlimmer aus als irgendwo. Hülfcrufe ertönen allerseits. Das Unglück soll dasjenige in Lauter bach noch übertreffen. — Weiter wird aus Rei- chcnbach gemeldet: Von Nvrdost brachte ein ziem lich starker Wind dunkle Wolkenmassen, die sich in Kürze immer mehr verdichteten und unter andauerndem Blitz und donnerndem Krachen zu einem Unwetter entluden, das mit Schloßen vermischt war und nur mit schwachen Unterbrechungen 2V, Stunden währte. Nach jedem Blitz und Donner öffnete der Himmel seine Schleußen in einer Macht, daß 20 m breite Straßen einem Fluß glichen, welcher, da die Straßen sämtlich sehr abschüssig sind, Sand und Steine in beträchtlicher Menge dem Thale zuführte. Die Straßenschleußcn vermochten die Menge des Wassers nicht mehr zu fassen, sprudelnd entquoll es den Abfallrohren und vollendete so dies Unglück. Auf der Karolinenstraße in Reichenbach hob es das Straßenniveau 3 m im Quadrat aus, den eisernen Deckel der Schlcuße mit fortreißend, und ergoß sich in die stark geneigte Straße mit einer Wucht, daß auf Strecken von 15—20 m die gegen 1'/» w laugen und V» m breiten T rottoirplatten in Massen sortgerissen wurden und sich, 15 bis 20 Stück zu sammen, wie Eisschollen auftürmten. Daß von der Straße alles, was irgend locker war, wegge rissen wurde, versteht sich von selbst, und sogleicht die Straße einer ausgewaschenen zerklüfteten Schlucht. Rechts und links sind die Hausstusen weggerissen und die Häuser bis zum Grund bloßgelegt. Von allen Seiten strömten Gießbäche, alle dem tiefer gelegenen Stadtteile, der Bachgasse und Dunkel gasse zueilcnd. Hier das Bild der Verwüstung zu beschreiben, ist unmöglich. Augenzeugen behaupten, daß der Wolkenbruch in Crimmitschau einen gleichen Schaden nicht angerichtet habe. Vom „Bellevue", Wo die größten Wassermengen niedergegangcn, der Awickauerstraße, von Friesen und Oberreichenbach, Überall ergossen sich die Fluten in das nur 2 w breite, flache Gerinne, Brücke», Häuser, Bäume, Sträucher, Zäune, Steine und Erdreich mit sich sortreißend, die in ihrem Laus sich stauend immer größere Wucht entfalteten. Am schlimmsten ist die Fabrik von Schöbet u. Schaarschmidt heimgesucht worden. Die Kessel sind fortgeschwemmt, die Rohre verschwunden, die Maschinen verschlämmt und be schädigt. Das Trockenhaus ist vom Anprall des Wassers teilweise eingestürzt, eine 20 m lange, 4 m hohe Ziegelmauer fortgetragen und die Steine sind nach allen Seiten zerstreut worden. Mehr als 20 Häuser sind zum Teil der Wände beraubt, die Unterstuben verschlämmt, die Möbel entführt, Dielen und Fenster ausgehoben und zertrümmert, und der schmntziggelbeu Flut ist so freier Einlaß in Zimmer und Keller gewährt worden. Thränenden Auges schauten alte und junge Leute, nachdem der Anprall des Wassers nachgelassen, zn den öden Fenstern heraus. Auch zwei Menschen vermochten nicht, sich in Sicherheit zu bringen. Zwei Manrer, auf einem Neubau von der Flut überrascht, konnten den Fluten nicht mehr entrinnen und sind, soweit sich bis zur einbrechenden Dunkelheit konstatieren ließ, die ein zigen direkten Opfer des Hochwassers. Der Haus besitzer Schaarschmidt wurde bei der Nachricht von dem Unglücke, das ihn zum zweiten Male betrifft, vom Schlage getroffen und ist heute abend 7 Uhr gestorben. Wohin das Auge schaut, trifft es ver- schlämmte Aeckrr, Wiesen und Gärten, dort ist Schutt und Schlamm abgelagert, hier sind vom Strudel metertiefe Löcher ausgehöhlt. So bietet sich bis Mylau dasselbe traurige Bild dem Be schauer. In Mylau selbst sind die Reichen bacherstraße und der Marktplatz am ineisten mit genommen, einzelne Gebäude stark beschädigt, meh rere Fabriken verschlämmt, die Wiesen übersäet mit Pfosten, Balken und Brettern der Holzhandlung von Karl Pöschel. Die Bahnverbindung ist der Unsicherheit der Dämme wegen bis Neumark un terbrochen. Schlimm sieht es auS, morgen wird erst der Schaden in seinem ganzen Umfange bekannt werden. — Das vorstehend gemeldete Unwetter hat auch jenseits der sächsischen Grenze großen Schaden an gerichtet. In Greiz ist ebenfalls ein Wolkenbruch niedergegangen. In verschiedenen Häusern war das Wasser bis in das zweite Stockwerk gedrungen und hat überall schweren, noch nicht übersehbaren Schaden angcrichtet. Das Wasser ergoß sich vom Aubachthal in die Ncichenbacher Straße hinab auf den Neumarkt. Mitten in der Straße hat es ein Haus halb weggeschwemmt. Die Brücken über den Aubach und die Dämme waren gänzlich verschwun den, das Straßenpflaster war völlig aufgerissen. In der Drogenhandlung von B. Schwalbe sind ein Kommis und der Markthelfer, welche im Keller beschäftigt waren, von der Hochflut überrascht wor den und haben dabei ihren Tod gefunden. Sämt liche Feuerwehr, sowie das Militär waren alar miert und mit Rettnngsarbeiten beschäftigt. — Der am Montag in Reichenbach i. V. und Umgebung niedergegangene Wolkenbruch hat die Bahnstrecken Neichenbach-Ncumark der Linie Leipzig-Reichenbach-Hof und die Linie Greiz-Neu- mark zwischen Brunn und Mohlsdorf unfahrbar ge macht. Auf der Linie Leipzig-Hof gelang es, die schadhaften Stellen baldigst auszubessern und so den Verkehr zunächst eingleisig, später wieder zwei gleisig aufrecht erhalten zu können; die Züge müssen selbstverständlich aber die betr. Stellen bis auf weiteres noch langsam und vorsichtig passieren. Auf der Linie Greiz-Neumark ist daher mehr Schaden vom Unwetter angerichtet worden. Hier ist unweit von Brunn der ' Bahndamm auf eine Länge von 50 Metern durchgerissen, eine näher an Mohlsdorf gelegene Unterführung aber unter spült und dadurch nnfahrbar gemacht worden. Der Verkehr wird zwar aufrecht erhalten, die Reisen de» müssen aber an der letzterwähnten Unterfüh rung umsteigcn. In welcher Zeit hierin Aendcrung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite