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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 15.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-191001151
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19100115
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19100115
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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„Die Beendigung der Arbeiten des deutsche» Hilfskomitees für die in Sizilien und Calibrien durch dos Erdbeben Geschädigten gibt mir Gelegenheit, Euerer Majestät die Bezeigung meiner lebhaftesten Dankbarkeit für die Forderung zu wiederholen, die Euere Majestät dem zugunsten der Opfer des Erdbebens mit so viel brüderlicher Fürsorge durchgcführten Liebeswerk gewährt haben. Ich bitte Euere Majestät, den Ausdruck dieserGesinnungen, die der König teilt, genehmige» zu wollen. Elena." — Der Seniorenkonvcnt des Reichstages beriet über die Verteilung der Arbeiten bis zu den Osterferien. Vom ll. Ja nuar bis zum 18. März stehen, abgesehen von Kaisers Geburtstag und einem katholischen Feiertage, für Plenararbeiten 56 Tage zur Verfügung. Hiervon sind vorgesehen für die Beratung der vorliegenden Interpellationen und Jnstizgesche 8 Tage, für die zweite Lesung des Etats 35 Tage, für die dritte Lesung des Etats 2 Tage, für Unvorhergesehenes 5 Tage. Sihuugsfrei sollen 6 Tage sei», und zwar der 22. und 24. Jannar, der 7., 8., 26. und 28. Februar. — Im Aufträge des Kaisers überreichte der Vizeadmiral Cocrper dem Prinzen Tsai-Hsün ein Oelbild des Kaisers in einem kostbaren, mit der kaiserlichen Krone versehenen Gold- rahmcn, der de» eigenhändige» Namenszug des Monarchen trägt. Auch die Prinzessin Heinrich von Preußen ließ dem chinesischen Prinzen durch de» Vizeadmiral Cocrper ein Ge schenk in Gestalt eines silbernen Leuchtturmes überreichen. Im Laufe des Mittwoch Nachmittag ist der Prinz noch von der Kaiserin empfangen worden. — In Borkum traf eine Verfügung des Kriegsministers ein, wonach 3 Batterien des Osnabrücker Fußartillerie-Regi ments v. Hindersin von, I. April an nach der Insel verlegt werden sollen. — Das Ergebnis des Postscheckverkehrs 1909. Von dem Postscheckverkehr liegt jetzt das Ergebnis des ersten vollen Jahres vor. Der Umsatz hat bei den Scheckämtern des Reichs postgebietes in dieser Zeit bei den Gutschriften wie bei den Lastschriften fast je 5 Milliarden Mark erreicht. In der Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1909 wurden bei den Postscheckkonten 4942 Millionen Mark gntgeschrieben und 4878 Millionen Mark zur Last geschrieben. Das Gesamt guthaben der Kontoinhaber betrug somit Ende Dezember nahezu 64 Millionen, im Monatsdurchschnitt fast 74 Millionen. Bei den Gutschriften wie bei den Lastschriften übcrwiegt immer noch der Barverkehr. Die Zahl der Konten beträgt jetzt 36427. — Für die Aufhebung der Portofreiheit des Fürsten hauses Thurn und Taxis wird eine Ablösung von einer halben Million Mark beantragt werde». Die sozialdemo kratische „Münchener Post" behauptet, die Krone weigere sich, dem Fürstenhaus ein gefordertes Ehrenrecht bei Hof einzu- rännien, sonst würde überhaupt vom Fürsten von Thurn und Taxis keine Ablösung gefordert werden. Die „Münchener Neueste» Nachrichten" sagen: daß der Fürst von Thurn und Taxis besondere Hoheitsrechte wünsche, sei seit langem kein Geheimnis. Die Krone werde in dieser Sache jeden zulässige» Vorschlag akzeptieren, der dem Lande weitere Lasten ersparen könnte, lieber das zulässige Maß der cinzuräumenden Hoheits rechte ist man also nicht einig. Oen^rr-ich. Ungar«. — Die Prager Stadtverwaltung läßt sich von ihrem stumpfsinnigen Deutschenhaß zu immer weitern Narrheiten verleiten. Wie berichtet wird, hatte die Stadtgemeinde der Deutschen Lehrcrinncn-Bildungsanstalt aufgetragcn, die deutsche Tafel aus „ästhetischen Gründen" sofort zu entfernen. Gegen diesen Beschluß brachte die Finanzprokuratur namens der deutschen Sektion des Laudesschulrates den Rekurs au das Stadtverordneten-Kollegium ein. Dieses hat jedoch die Eingabe, welche in deutscher Sprache abgefaßt war, mit dem Bemerken abgewiesen, daß sie in einer unverständlichen Sprache abgefast sei. In der betreffenden Antwort hieß es weiter, daß das Stadtverordneten-Kollegium annehmen müsse, daß die Ueber- reicher der Eingabe von dieser Abstand nehmen, wenn nicht innerhalb von 6 Tagen eine neue Eingabe in tschechischer Sprache erfolge. Gegen diese» Beschluß erhob die Finanz prokuratur die Beschwerde au den Landesausschuß, der nun mehr auf Antrag des Referenten Grafen Schönborn einstimmig beschloß, der Beschwerde gegen das Stadtverordneten-Kollegium stattzugeben und dieses zu beauftrage», auf den Inhalt der Eingabe einzugehcn. — Es ist wirklich weit gekommen, daß eine Stadtverwaltung in Oesterreich die Sprache des Reiches als eine „unverständliche" verhöhnen darf. Dabei ist diese unverständliche Sprache dieselbe, in der sich die Vertreter der slawischen Nationen und Natiönchc» verständige», wenn sie mit einander Kongresse abhalten, und auch dieselbe Sprache, in der die Fraktivnsverhandlungen der famosen „slawischen Union" des östereichischeu Parlaments geführt werden. — Die Neue Freie Presse meldet aus Wien: Mittwoch früh ist in den, Hause des Obcrkurators der Nieder- östereichische» Hypothekenaiiftalt, des Reichsratsabgeardnetcn Leopold Steiner, eine mit Sprengstoff gefüllte Büchse explodiert. Das Mauerwerk wurde beschädigt. Verletzt wurde niemand. Belgien. — Ende Mai oder Anfang Juni ist, wie die Fachzeitschrift „Die Textilwoche" erfährt, geplant, im Rahmen der Brüsseler Weltausstellung eine Deutsche Woche zu veranstalten, deren Leitung voraussichtlich in den Händen der Deutschen Abtei lung liegen wird. Das Programm, das in seinen Einzel heiten noch nicht feststeht, sicht unter anderem auch Theater vorstellungen unter der Leitung von Max Reinhard vor. Daß man in Deutschland der Deutschen Woche ein reges Interesse entgegenbringcn dürfte, geht schon daraus hervor, daß der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller in seiner letzten Borstandssitzung einen gemeinsamen Besuch der Brüsseler Weltausstellung während der Deutschen Woche beschlossen hat. Kraukretch. — Die Hörer der Heilkunde verhindern fortgesetzt die Vorlesungen des Professors der Anatomie Nicolas in Paris durch die rohesten und wüstesten Ausschreitungen. Am Diens tag bewarfen sie ihn bei seinem Erscheinen im Seziersaal mit faulen Eiern, Lcichenteile» und Papiertüte» mit Mehl. — Auch an der Nechtsfakultät wurde» in der Vorlesung des Dekans Lyon nationalistisch-monarchistische Kundgebungen ver anstaltet, die von den republikanischen Rcchtshörern kräftig mit Fäusten und Stöcken bekämpft ivnrdeu. St»til««d — Die Petersburger Meldung, daß sich der Zar in miß billigender Form über die Beschlagnahme der russische» Staats depots in Berlin geäußert habe, ist an Stellen, die darüber nnterrichtet sei» müßten, völlig unbestätigt. Mit Rücksicht auf die Zurückhaltung, die der Zar derartigen Angelegen heiten gegenüber zu beobachten Pflegt, kann man von vorn herein die Nachricht als vollkommen unglaubwürdig erkläre». Abessiuie«. — Im französischen Ministerium des Aeußern ist bis zur Stunde noch keine Bestätigung der Nachricht vom Tode Meneliks cingetroffc». Die letzte verläßliche Nachricht (vom 4. Januar) besagt nur, daß die Residenz von Addis Abeba mit dreifachen Posten umstellt ist und daß die Kaiserin Taitu die strengsten Befehle gegeben hat, niemand ohne besonderen von ihr Unterzeichneten Passierschein einznlassen. — „Petit Parisien" bemerkt hierzu, daß die für etwaige Unruhen »ach dem Tode Meneliks getroffenen Vereinbarungen Englands, Frankreichs und Italiens unverändert in Kraft bleiben. Doch besteht zurzeit kein Anlaß, für Lebe» und Tod der euro päischen Ansiedler Vorsorge zu treffe». Vermischtes. * Die bösen Deutschen. Folgendes Geschichtchen, das ihm neulich in London begegnet, erzählt Or Georg Wegener der „T. N.": „Es handelt sich nur um ein kurzes englisches Witzwort, aber es spricht Bände für die Stimmung, die im Lause der Zeit und in dieser Wahlkampagne ganz besonders durch die Zeitungsartikel, Theaterstücke und Sensationsromane, die mit „Germauophobie" arbeiten, in de» weitesten Volks schichten verbreitet ist. Ich. fuhr im „Bus" die Oxford-Street entlang. Plötzlich ertönte in unserer unmittelbaren Nähe ein heftiger Knall auf dem Pflaster. Einige Augenblicke stockte der riesige Verkehr, fragende Menschcngruppcn drängten sich um den Polizisten auf der Insel inmitten der Straße. Rasch klärte sich jedoch aus, daß es sich nur um einen außergewöhn lich starker Automobil-Puff gehandelt hatte. Die Spannung löst sich in Gelächter, und unser Schaffner wandte sich in den Wagen hinein mit den Worten: „Oenr ws. ! tliougllt, tilg ltermnns onme gut." (Also etwa: „Jesses, ich dachte, die Deutschen kommen raus.") * Amerikanische Erbschaft. Nach Mitteilung von zu ständiger Seite ist am 15. April 1909 der angeblich aus Deutschland gebürtige Georg Förster oder Fester in der Graf schaft Vakinia im Staate Washington, wo er bei Bewässerungs- arbeiten beschäftigt war, ums Leben gekommen. Er hat ei» Vermögen von etwa 2600 Dollar hinterlassen. Ueber den Geburtsort oder über die Familie des Erblassers hat nichts ermittelt werden können. Es ist nur festgestellt worden, daß er sich bereits im Jahre 1885 iu den Vereinigten Staaten von Amerika aufgehalten und damals in der Grafschaft Arapahoc im Staate Colorado gewohnt hat. Seinen Arbeitsgenossen gegenüber soll er geäußert haben, daß eine Schwester von ihn, in Deutschland lebt. Erbansprüche auf den Nachlaß müssen bis April 1910 bei der zuständigen Behörde in Amerika angemeldet werden. Falls Erben in Deutschland vorhanden sind, würden sie sich sobald wie möglich zu melden haben! sie würden sich unter Einsendung der ihre Verwandtschaft mit dem Erblasser nachwciseudcn Urkunden an das Auswärtige Amt in Berlin wenden können, von dem ihnen dann nähere Auskunft über die zur Erhebung der Erbschaft erforder lichen Schritte erteilt werden würde. * Zyklone. Seit einigen Tagen herrscht erneut au der Westküste von Irland schweres Wetter. Besonders die Insel Adran hat durch die Zyklone stark gelitten, seit einer Woche sind alle Verbindungen der Insel mit dem Fcstlaudc abgcschuittcn. Auch das Kabel ist beschädigt. Man befürchtet, daß eine ernste Not unter der Bevölkerung ausbrcchen wird, da die vorhandenen Nahrungsmittel nur noch für einige Tage dauern. In der Nähe von Ballitoi ist eine Barke gesunken. * Beim Aubringen von Feustcrvorhängcn siel die junge Frau des Versicherungsagenten Demmlcr in Augsburg vom Stuhl herunter und erlitt eine tödliche Gehirnerschütterung. Als der im unteren Stockwerke wohnende Hauslehrer Ziegler hiuzukam und die Frau tot liegen sah, erlag er auf der Stelle einem Herzschlage. * Streitbare Frnue». Einen aufregenden Kampf mit einem Einbrecher bestanden drei Damen in Elision. Bei der Verhandlung vor dem Polizeirichter in Bristol wurde der Vorfall folgendermaßen geschildert: Fräulein Williams wurde morgens gegen 5 Uhr durch das Oesfnen ihrer Schlafstnbeu- tür aufgeweckt, und sie sah einen Manu eintreteu, der die Tür hinter sich schloß. Er fragte: „Sind Sie allein?" Fräu lein Williams rief: „Nein, ich bin nicht allein," sprang aus dem Bett und zog die Klingel. Der Mann stürzte sich auf sie, ergriff sie an der Kehle und warf sie zu Boden. Ihr Dienstmädchen eilte auf das Klingel» herbei, und der Ein brecher ließ Fräulein Williams los. Sic sprang auf und die beiden Frauen warfen nun den Man» ans das Bett und bearbeiteten ihn mit de» Fäusten, bis er schrie: „Hören Sie auf, ich habe genug." Darauf führten sie den Einbrecher die Treppe hinab, und Fräulein Williams ergriff eine Wnsser- kanne. In der Halle trat Fräulein Macey zu ihnen, die ebenfalls von dem Lärm aufgewacht war. Fräulein Williams schlug dann mit der Wasserkanne aus den Einbrecher los, und er flüchtete sich hinter eine Glastür in der Halle. Das Dienstmädchen ergriff darauf die Kanne und schlug von neuem auf den Manu ein. Schließlich ließen die drei streitbaren Frauen den Einbrecher laufe» und erstatteten später Anzeige bei der Polizei, die Charles Nichols verhaftete. Auf die Frage, ob sie nicht Angst bekommen habe, als sie den An geklagten . in ihr Zimmer treten sah, antwortete Fräulein Williams: „Ja, ich hatte große Angst und bin noch nicht darüber weggekommcn." Das Dienstmädchen sagte ähnlich aus, und die Wasserkaune wurde dem Richter zur Besichtigung überreicht. Sie war stark verbogen, und der Richter fragte, ob die Beulen durch den Zusammenprall mit dem Kops des Angeklagten verursacht worden seien. Die Zeugen bestätigten diese Annahme lächelnd. Ter Richter machte den drei Frauen sein Kompliment wegen ihres bewiesenen MuteS. Michel s Wohltätigkeltsfinn. Es gibt Kritiker unseres Wohltätigkeitssinns bei unserer Unterstützung des Auslandes, mitunter sehr scharfe Kritiker. Jetzt schreibt die „Rheinisch-Westfälische Zeitung": In den Weihnachtstagen sind die am Douro in Portugal liegenden Ortschgftcn durch Ncberschwemmungen und die im Hafen von Oporto liegende Handelsflotte durch stürmisches Unwetter von furchtbarer Heftigkeit heimgesucht worden. Der Schaden wird ans einige Millionen geschätzt, die natürlich von hier aus nicht »achgeprüft werden können. An Menschen leben ist glücklicherweise nur der Tod von tapfere* vier deutschen Matrosen und dem Kapitän des deutschen Dampfers „Cintra" zu beklagen. Kaum ist die Nachricht von dem Unglück in De»tschla»d bekannt geworden, so hat sich auch schon ein „Deutscher Hilfsausschuß" gebildet, der zur Sammlung für die notleidende Bevölkerung in Portugal aufrust. Nicht etwa für die Hinterbliebenen der fünf Deutschen. Als im Juli 1903 die Provinz Schlesien dem riesenhaften Unheil einer Wolkenbruch- und Hochwasserkatastrophe aus gesetzt war, hat sich im Ausland keine Hand gerührt, die für die ihrer Habe beraubten deutschen Bauer», Arbeiter und Handwerker auch nur einen Pfennig hcrgegeben hätte. Der Schaden belief sich damals au die fünfzig Millionen. Und als im vorigen Jahre Mitteldeutschland von einer neuen großen Hochwnsscrkatastrophe heimgcsncht wurde, zeitigte selbst die in Deutschland angcstelltc Sammlung im Vergleich zu den nach Kalabrien gewanderten Summen ein beschämendes Ergebnis. Es handelte sich eben nur um Deutsche. . . . Das alte Lied. Ereignet sich irgendwo auf dem weiten Erdenrund ein großes Unglück, so greift der deutsche Michel voll Mitleid als erster recht tief in die Tasche. Indien, Aalcsund, Kalabrien, Messina: das sind die letzten Etappen deutscher Mildtätigkeit. Wir hätten auch noch für San Frauzisko gesammelt, wenn nicht Roosevclt den Stolz hätte haben dürfen, im Namen des amerikanischen Volkes jede Geldsammluug abzulehnen. Im übrigen haben wir für unser gutes Herz noch keinmal Dank geernct. Das schreiendste Beispiel in dieser Beziehung bot im vorigen Jahre Italien, wo die deutsche Sammlung, obwohl sic die größte ausländische Sammlnng war, aus politischen Motiven möglichst verschwiegen, aus egoistischen Motiven von de» italienischen Nobili der verschiedenen Vcrtcilungsräte nach Möglichkeit unterschlagen wurde. Genau so, wie wirs zu Beginn der Sammlungen vorausgesagt haben. Wir haben auch ebensowenig Grund, für Portugal zu sammelu und wieder unseren „wahrhaft großmütigen Sinn" selbst zu bewundern. Portugal steht eben politisch im Begriffe, durch seine Hochschutzzollbewegung, die hächstgehende in der ganzen Welt, den dentsche» Handel empfindlich zu schädigen. Es ist ein paar Wochen her, daß bei Beratung des deutsch portugiesischen Handelsvertrages zwei Tage lang im Reichs tag alle Schleusen der Beredsamkeit geöffnet, zwei Wochen lang Ströme von Tinte vergossen wurden, um nachzuweisen, daß Portugal die deutsche Volkswirtschaft um zwanzig, drei ßig Millionen im Jahre schädige» wird, also jährlich um so viel, was jetzt Unwetter und Sturm in dem kleinen, englischem Einfluß unterstehenden Pyrenäeustaat zerstört haben sollen. Mögen die Portugiese» selbst und die ihnen so innig be freundeten Engländer ihre Gcldsäckel öffnen. Wir haben keine Ursache dazu. Wir wollen für die Hinterbliebenen der fünf deutschen Seeleute sorgen, die in Oporto in deutscher Sec- mannstrene ihren Tod gefunden haben, und wir wollen u»sere Börsen recht weit aufmachcn, wenn wieder einmal das Schick sal deutsche Gaue mit einem schweren Unglück heimsuche» sollte. Telegramme und letzte Nachrichten. 14. Januar 1910. Berlin. Nach der „Post" trifft die Meldung, daß die elsaß-lothringische Regierung die Akten über den Kon flikt mit de« Bischöfen nach Berlin cingereicht habe, nicht zu. Der Statthalter weilt in den nächsten Tagen in Berlin und wird dort Gelegenheit finden, die Ange legenheit persönlich zu ordnen. Berlin. Gestern abend wurde ein 17jährigeS Dienst mädchen in der Warschauer Straße, bas vor kurzem einen 23 Jahre alten Bäckergesellen kennen gelernt hatte, von diesem erschossen. In sinnloser Hast wollte der Mörder entfliehen, wurde aber im Hausflur von Haus bewohnern gestellt und jagte sich eine Kugel in den Leib. Er wurde schwerlctzt ins Krankenhaus gebracht. Cuxhaven. Der deutsche Motorschoner „ArktuS" ist auf der Fahrt nach England auf hoher See «nter- gegangeu. Von der Besatzung konnte niemand gerettet werden. Der Kapitän hinlerläßt Frau und sieben Kinder. München. Der bekannte Maler, Professor Paul Höcker, ist, den „Münchener Neuesten Nachrichten" zu folge, im Alter von b6 Jahren gestorben. Budapest. Das Portefeuille des Justizministerium» im Kabinett Khuen-Hedervary hat der Kronanwalt granez Gzekely übernommen. Pari-. Aus Konstantinopel wird dem „Echo de Paris" gemeldet, das neue Ministerium habe bei seiner ersten Beratung beschlossen, der französischen Botschaft eine Note zu überreichen, in der die «nerkeunung drs Vertrages von Bardo unzweideutig abgelehnt und die Schuld an dem tunesisch-tripolitanischen Grenz- zwischensall den französischen Soldaten zugeschoben wird.
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