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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 19.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188408199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840819
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-19
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 19.08.1884
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13. August »dermal» gemeldet: „Der Österreichische Lloyddampfer kam heut« Morgen um 5 Uhr hier an. Da- ottomauische Postpackrtboot erreichte Barna erst um 8 Uhr. zu spät für den Expreßzug, der folg, lich ohne die türkischen Postbeutel abging." Ost»Afrika. Ueber die Vorgänge auf Madagaskar find in letzter Zeit durch englische wie französische Journale mancherlei unzu treffende Nachrichten verbreitet worden. So »»richtete da» Pariser Blatt „Matin", daß die Howa» am 3. d.M. die fremzösische Garnison in Tamatava während der Abwesenheit Admiral Miot« angegriffen und sich der Stadt bemächtigt hätten. Eine Depesche des Admiral» Miot an deu französischen Mariurminister vom 9. August dementirt indeffe« dies« Nachricht und bezeichnet die Situation, bei allen fran- zöstsche» BesätzungSposten auf Madagaskar al» eine befriedigende. «h-muitz-r «uzelger «t»d «tadtbote. Nr. 1»4. Dienstag. 19. August 1684. Seite 2. Nachrichte« a«» THe«p»rtz »«d U«g-M-«d. Cbemuitz, de» IS. August 1881. — Anß Anlaß der nächsten» beginneudrn Herbstübungen de, Truppen sei darauf aufmerksam gemacht, daß in den Aufschriften »et Postsendungen an die bei de« ausgerückten Truppentheilen befindliche» Offiziere, Militärbeamte«, Unteroffiziere und Mannschaften d«G Negtment bez. Bataillon, sowie die Kompagnie brz. Eskadron, Batterie, Kolonne rc., bei welcher sich der Empfänger befindet, ange geben sei» muß und daß al» Bestimmungsort nicht da» schnell wech. felud« Marsch- oder KantonnementsQuartier, sondern zweckmäßig nur d»k V«nispu»ort, von dem au» die Postanstalten die Nachsendung auf dem schnellste« W«g« veranlaffen. zu bezeichnen ist. - —* Jtt Meldeamt« de» hiesigen Polizeiamt«» find währenddes versloffenen Monat» 113 FamÜien mit zusammen 367 Köpfen und 1684 meisten» selbständige einzelne Personen al» hier angezogen zur Anmeldung nud 64 Familien mit zusammen 232 Köpfen und 1446 wiederum meisten» selbständige einzelne Personen al» von hier fort- zur Abmeldung gekommen. Demnach übersteigt die Anzug». rjenige de» Abzug» um 40 Familien mit 135 Köpfen und einzelne Personen. Unter den vorerwähnten angezogenen ein zrlnen Personen befinden sich übrigen» al» nicht von hier gebürtig: 79 Kaufleute, Techniker, Musiker rc., 770 GewerbSgehilfen und Fabrik arbeiter, 149 Arbeiterinnen und 268 Dienstboten; unter den fortge- zogeneu Personen dagegen 85 Kaufleute, Techniker, Musiker rc , 611 GEerbsgehilfen und Fabrikarbeiter, 119 Arbeiterinnen und 248 D ienstboten. Außerdem betrug die Zahl der au» hiesigen Gasthäusern at»( kort übernachtet augeweldeteu Fremden 9461. Weiter find im Monat Juli in hiesiger Stadt 418 Geburt»- und 407 Todesfälle vorgrkommen, demnach 11 mehr geboren al» gestorben. —* Ben der Schutzmannschast find im Monat Juli v. 183 Personen festgenommen und außerdem 596 Personen zur Anzeige ge- bracht woicheu. Bon den festgenommene« Personen find 61 an andere Behörden abgrliefert, die übrigen vom Polizeiamt in Hast behalten bezw. bestraft oder entlassen worden. Festgenommen bezw. angezrigt wurden u. A. wegen Brandstiftung 3, Körperverletzung 7, Diebstahls 74, Betrug» 6, Unterschlagung 5, Hehlerei 3, Urkundenfälschung 2, Widerstand» 3, Bedrohung 2, Sachbeschädigung 6, Hausfriedensbruch» 2, Wege« Betteln» 32, Landstreichens 6, Obdachlosigkeit >7, Ein- schleichen» 14, Entlaufen» 4, Thierquälerei 2, Trunkenheit 27. wegen Erregung ruhefiörenden Lärm» und Verübung groben Unfug» 171, wegen verstoße» gegen da« Fahrregulativ 58, gegen da« Straßen- bahnregulativ 6, gegen da» Schlvßteichregulativ 4, gegen da» Mrlde- regulatw 17, gegen da» Dienstmannregulativ 4, wegen Konkubinat» 36, Unterlasten« Anbringung von Schutzvorrichtungen 2, wegen Lausen- listen« der Hnude ohne Maulkorb 34, Sonntagsentheiligung 27, BerkehrSstöruugeu auf den Trottoir» 12, Betreten» der Anlagen upd Abpflücken» von Blumen 4» wegen verau»gabter Falsifikate 4, aüf Grind steckbrieflicher Berfolgung und öffentlicher Borladung 13, wegen «wstbße» gegen die Gewerbeordnung 8, wegen allgemeiner Verkehr». Körung und allgemeiner Angelegenheiten 51, Verstoßes gegen die Marktordnung 6, wegen Aufliegeus, Umhertreibens und Kampiren» 34» Verstoße» gegen das.Droschkenregulativ 9 und wegen Verstoße» gegen da» Schlachthoftegulativ 10 Personen. Strafverfügungen wurden vom Polizeiamt 459 «lasten. Selbstmorde kamen 6 vor und zwar Idmcch-Erschießen, 2 durch Erhängen und 3 durch Ertränken; UngWSsälle mit tödtlichem Ausgang «eigneten sich 4. Kleinere Un- Wcksfälle und leichte Verletzungen m Fabriken, auf Bauten und der gleichen gelangten 65 zur Anzeige. In da» städtische Arresthau» wurden im Ganzen 214 Personen «ingeliefert, darunter 37 weiblichen Geschlecht«; gereinigt mußten 143 werde«. — Der Bau der ans de« Koupon» der Ehemnitzer Straßen- bahn bereit» seit einiger Zeit unter Nr. 8 genannten Strecke Georgenstraße-Schlachthof ist nunmehr in Angriff genommen, wa» namentlich auch von den Bewohnern NeuhilberSdorf» mit Freuden begrüßt wird. Im Jrrenhause. Roman von Ewald August König. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Dem Dokwr dauerte e» zu lange, bi» der Wärter diesen Rahmen «utfernt und die Thür geöffnet hatte; mit Flüchen und Verwünsch «ugen überschüttete er seinen Vertrauten, und al» endlich der Weg frei war, stürzte er in die Zelle, die Friedrich offen gelasten hatte. Ein einziger Blick genügte ihm, die Sachlage zu erkennen. Tom hatte da» Bett zerschnitten, au» dem Strohsack, der Decke und den Leintüchern einen Strick gedreht und an diesem sich in den Garten hinuntergelaffen. Ob er sich noch in dem Garten befand oder auch diesen schon berlaffrn hatte, ließ sich natürlich augenblicklich nicht seftstelleu. „Hinunter!' donuerte er. „Da» ganze Personal soll hinaus I Der Garten muß durchsucht werden, und, wenn auch da» nicht zum Ziele führt, dann muß die ganze Gegend abpatrouillirt werden. Schießt den Schuft nieder, wenn Ihr ihn seht; wer mir ihn bringt, todt oder lebendig, dem zahle ich tausend Thalerl Einer von Euch wnß zur Bahnstation, ein Anderer zum Gut-Herrn; nehmt Waffe« «ud Stricke mit, damit Ihr für alle Fälle gerüstet seid." Der Wärter war ganz entsetzt über diesen WuthauSbruch: in solcher Aufregung hatte er den Doktor, der einem gereizten, nach Blut lechzenden Raublhier glich, noch nicht gesehen. Zögernd stand er au der Thür, er wagte nicht, die Ausführung de» erhaltenen Befehl» zu verweigeru, aber er trug auch Bedenken, ihm nachzukommen. „Soll wirklich da» ganze Personal aufgeboten werden?" fragte er. „Zum Teufel» ja!" .Aber —" „Was hast Du einzuwenden?" „Wenn die Patienten kein Abendbrod bekommen — ? „So können sie verhungern, und wenn e» ihnen Spaß macht, deshalb zu brüllen, so können sie da» auch thun. Wir sind Alle verloren, wenn der Bursche nicht wieder eingefangen wird. Fort!" Der Wärter zögerte jetzt nicht länger; eine Minute später weckte die Lärmglocke da» Echo ln allen Winkeln de» großen Hause». Doktor Janin zog da» mit vielem Geschick angefertigte Seil Herrin und schloß da» Fenster. „Sie werden ihn nicht finden," murmelte er und sein unstäter «lick schweifte durch die Zelle, al» ob er die leise Hoffnung hegte, deu Flüchtling zu entdecken. „Er hat jedenfalls früher schon diesen Fall vorgesehen; er wird seine Maßregeln so gut getroffen haben. — Herrn Rechtsanwalt vr. Tasten von hier ist e» ge lungen, in Schwarzenberg den Tod eine» in» Master gefallenen Kindes zu verhindern. Am Donnerstag Abend fiel dort nämlich das 3jährige Töchterchen de» Handarbetter» Blrchschmidt in der Nähr de» Bahnübergänge» beim Tunnel in den Mühlgraben. Herr vr. Lasten, der vom Schloff« (Amtsgericht) au» da» Kind im Wasser schwimmen sah, machte Leute auf dasselbe aufmerksam und so wurde da» anschei nend leblose Kind in der Mhe der Boigtmannschen Schneidmühle dem Waster entrissen; zum Glück gelang e», da» Kind wieder in» Leben zurückzurufeu. — Zwei Vorträge über die Lholera! Der eiue dersel ben wird heut«, Montag, Abend» >/,9 Uhr im Verein für Ho möopathie und persönliche Gesundheitspflege (Vereins- lokal: Hotel Stadt Nürnberg), der andere nächsten Mittwoch Abend» 8 Uhr im Verein für volksverständliche Gesund heitSpfleg« und Naturheilkunde (Redner: HerrTauitz au» Berlin, Lokal: Gasthaus zur Linde) gehalten werden. BorauSficht- lich wird beiden Borträgen, welche nicht nur Belehrung bringen, sondern auch wesentlich mit zur Beruhigung ängstlicher Gemüther beitragen werden, eine zahlreiche Zuhörerschaft nicht fehlen. — Gegenwärtig wird allabendlich der von Herrn Richard Feiste bewirthschastete JohauniSgarten in der Königstraße elektrisch be leuchtet. Da» Helle grüngelbliche Licht läßt die Nacht fast taghell erscheinen, so daß schon deshalb die dortsclbst stattfindenden Unterhaltungs- Konzerte tfich zahlreichen Besuch» erfreuen dürften, besonder» auch, da — wie bekannt — der Wirth, Herr Feiste, stet» für ausgezeichnete Speisen und Getränke Sorge trägt. S—. In den Gartenrestaurant» sucht man die gegenwärtig herrschende schöne Witterung so viel wie möglich noch zu genießen; steht ja doch leider schon der Herbst wieder einmal vor der Thür. Selbst kleinere Restaurant» veranstalten ihre Sommerfeste. So feierte ein solches am vergangenen Donnerstage in Pfau's Restaurant, Zwickauer strabe, der Sparverein „Stammbaum", während am darauffolgendeu Sonnabend die dortigen Stammgäste da» ihrige veranstalteten. Die Theilnehmer vergnügten sich köstlichst, wozu der Vortrag verschiedener Kouplets, sowie die Aufführung einiger Theaterpiöcen wesentlich mit beitrugen. *— Am Sonnabend Abend hatte ein Dienstmanu in einem Hause an der Langestraße hier da» Unglück infolge der auf der Treppenflur herrschenden Finsterniß eine Treppe herabzustürzen Derselbe wurde besinnungslos aufgefunden. Es zeigte sich später, daß derselbe eine stark blutende Kopfwunde und eine Verstauchung der linken Hand sich zugezogcn hatte. *— Gestern Mittag entstand in der 1. Etage eine» Hauses an der Zimmerstraße ein Gardinenbrand infelgedeffen noch ein Papierkorb mit Inhalt verbrannt ist, Fensterbrett, Stubendiele und ein Sopha angekohlt sind. Da» vermuthlich durch einen 4 jährigen Knaben verschuldete Feuer wurde durch Hausbewohner gelöscht. *— Am Sonnabend Abend 5 Uhr wurde in einem an der Leipzigerstraße befindlichen Garten ein Mann erhängt aufge- fuuden und polizeilich aufgehoben. Man erkannte in dem verstorbenen einen übelbeleumundeten und arbeitsscheuen ehemaligen Expedienten von hier. —n. Auf der Zwickauerstraße wurde in vergangener Nacht gegen 12 Uhr der Wunsch nach polizeilicher HUfe laut. Al^ «in Schutzmann sich an der betreffenden Stelle eingesunden hatte, sah er "fick veranlaßt, eine Arretur vorzunehwen, indem ein junger Mann si» an einem Andern thätlich vergriffen bezw. denselben geprügelt haM Der Attentäter marschirte infolgedessen unfreiwillig zur Polizeiwache inmitten des Schutzmanns und des Geprügelten und unter Nachtritt de» keinen Zuschauerkreises, und der Schauplatz des Attentate» lag bald wieder in seiner vorigen Ruhe. —i. Gestern Abend stürzte ein Herr in der inneren Roch- litzerstraße aus Unvorsichtigkeit über, eine der dort gegenwärtig losgemachten Trottoirplatten. Gleich darauf kam an derselben Stelle ein durchgehende» Pferd, das mit dem Geschirr die genannte Straße daherjagte, zu Fall, wodurch glücklicherweise aber kein größeres Un- heil angerichtet wurde. Nachdem man das Pferd, das am Knie etwas verwundet war, wieder auf die Beine gebracht hatte, fuhr der ) kutsch« langsam und vorsichtig von der betr. Stelle. —v. Auf dem Neustädter-Markt entstand gestern Abend kurz nach 8 Uhr «ine» Mädchens halber eine ziemlich bedeutende Prügelei, so daß die Umstehenden eingreifen mußten, um den einen der Exzedenteu, der zu Boden gefallen war, vor den Schlägen seines wüthenden Gegner» zu schützen. Wie man hört, war der Streit des halb entstanden, weil der zu Boden Geworfene die Braut des Andern in höchst unzarter Weise geneckt hatte. Jedenfalls dürste dem Elfteren, der übrigens als ein „Don Juan" schlimmster Sorte geschildert wird, die erhaltene anständige Portion Prügel von weiteren derartigen dummen Streichen abhalten. tr.— Bestem Abend al». die letzten Gäste einer Restauration, in der W.straße nach Hause gehen wollten bemerke einer von ihnen, daß sein Hat fehlt« und vertauscht worden war. Der Dieb war so freundlich gewesen eine etwa» sehr antike Frttkrempe für den nagel neue« Hut hängen zu lasten. 8.— Die Frau eine» hiesigen Expedienten hat in ihrem Lebe« schon viel erfahren, und doch ist ihr »in einziger Wunsch bisher noch - unerfüllt geblieben. Sie ist nämlich 34 Jahre alt und hat noch nicht die Gelegenheit gehabt, auf, der Eisenbahn zu fahren. Sie wendete sich daher an ihren Man« mit der Bitte, oh e» ihm denn nicht möglich wäre, ihr den Genuß eine, Lisenbahnfahrt zu bereiten. Der Mann willigte rin und sagte ihr, daß er sie, wenn fitz recht sparsam wäre, einmal auf der Eisenbahn fahren lasten wolle. Näch sten Sonntag, wie nun ihr Gatte feierlich gelobt hat, soll fl« das Vergnügen haben, «ine Reise nach Niederwiesa zu unternehmen und wird sie dazu den ersten Zug benutzen. In der That «in hoher Grad von Genügsamkeit! —K— Ein hochbejahrter, an der AugustuSburgerstraße wohnender Greis hatte gestern seinen Kräften wohl etwa» zu viel zugetraut und seinen Spaziergang weiter ausgedehnt, al» er unsprünglich geplant haben mochte. Ermattet ließ er sich in Gablenz auf einen Thürstein nieder, wurde jedoch Plötzlich von Schwindel befallen und stürzte infolgedessen - zur Erde. Die Bewohner de» betreffenden Hause» nahmen sich des Bewußtlosen in höchst anzuerkennender Weise au, brachten ihn in «in Zimmer und veranlaßten sodann auch, daß der Entkräftete, nachdem er wieder zum Bewußtsein gelangt war und über seine Person rc. Aus kunft gegeben hatte, durch eine Droschke in seine Wohnung befördert wurde. —v. Infolge de» milden Winter» sowohl al» auch infolge der heißen Witterung der letzten Zeit kommen in diesem Jahre mehr der so schädlichen Kohlweißlinge vor, als man sich bi» jetzt dessen erinnem kann. Gestern wurde von Spaziergängem in der Gegend - von Furth ein ganzer Schwarm bemerk, der wohl au» mindesten» fünfhundert solcher Thierchen bestehen mochte. Obwohl nun der Schaden, den ein einzelnes derartige- Insekt anzvrichten vermag, ein ganz unbeträchtlicher ist, so kann eine so große Maste doch mit der Zeit den Landwirthen einen sehr nennenswerthen Verlust zufügen. daß alle Nachforschungen vergeblich find. Aber e» kann nicht sein! Ich begreife nicht, wie er über die Mauer gekommen sein soll! Ich glaube, es ist rathsam, daß ich da» Schiff verlasse, ehe es scheitert." Er verließ die Zelle und zog einen keinen Schlüffe! au» der Tasche, den er stets bei sich führte und mit dem er jede Thür in einem Hause, sofern sie nicht verriegelt war, öffnen konnte. Er öffnete die Thür der anstoßenden Zelle, und trotz seiner inneren Angst und Erregung sprach doch aus jeder Falte seines Gesichts ein triumphirender Hohn, als sein Blick auf Alfred fiel, der, da» Haupt auf den Arm gestützt, an dem kleinen Tische saß. „Ich will Ihnen nur die Nachricht bringen, daß Ihre guten Freunde hier waren, um Sie zu suchen " sagte er mit tückischer BoS heit. „Staatsanwalt und Polizeidirektor haben ihre Spürnasen in jeden Winkel gesteckt und Sie trotz alledem nicht gefunden; darau» mögen Sie entnehmen, daß Sie hier gut aufgehoben find." „Und trotz aller Vorsichtsmaßregeln wird die Vergeltung Sie dennoch erreichen!" erwiderte Alfred, das Haupt erhebend, und ihn mit einem trotzigen Blick messend. „Pah, da» will ich in aller Ruhe abwarten!" „Elender! Sie werden einst erfahren, daß Alle», mag e» auch noch fo fein gesponnen sein, an die Sonne kommt." „Ammenmärchen!" spottete der Dektor. „Ihr Vater fitzt schon fünfundzwanzig Jahre hier im verschlossenen Käfig —" „Wehe Ihnen, wenn für diese» scheußliche Verbrechen die Strafe Sie ereilt!" „Hm, daun würde ich an Ihrem Onkel einen Schicksalsgefährten haben!" „Er ist ein Schurke, so gut wie Sie!" „Soll ich Ihnen noch einmal zur Ader lasten?" „Martern Sie mich, ich bin machtlos Ihnen gegenüber, morden Sie mich, r» liegt ja in Ihrer Gewalt, und auf ein Verbrechen mehr wird e» Ihnen auch nicht ankommen." Der DoKor lachte heiser und zog die Thür zu, aber al» er sich jetzt wieder draußen im Korridor allein befand, drückte ihn die Er innerung an die ihm drohende Gefahr nieder. Er mochte wollen oder nicht, er mußte an diese Gefahr denken, und je länger er darüber nachdachte, desto höher stieg seine Angst, die er vergeblich zu bezwingen suchte. Er war verloren, wenn Tom nicht wieder eingebracht wurde; von dem Haß und der Rachsucht diese» Manne» mußte er Alles befürchten, er wußte, daß derselbe.kein Mitleid und kein Erbarmen kennen würde. SachGstzGr». — Wie die soeben verausgabte letzte Festzeitung des 8. deutschen Bundesschießens in Leipzig ersichtlich macht, betrug der Gesammtwerth der Ehrengaben aus den Kaiserreichen Brasilien 150 M., Oesterreich 2750 M., den Königreichen Baiern 5110 M., Preußen 8497,50 M., Sachsen 26607 M. (dabei Leipzig mit 22041 M.), Würtemberg: 1553 M., den Großherzogthümern Baden 1444 M., Heffen-Darmstadt 1839 M., Oldenburg 33 M., Mecklenburg-Schwerin 49 M., Weimar 205 M., den Herzogthümern Sachsen-Altenburg 20 M., Brann- schweig 383 M., Loburg-Gotha 443 M-, den Fürstenthümern Reuß ältere Linie 70 M. und jünger« Linie 1(0 M., Echwarzburg» Rudolstadt 75 M., den freien Städten Bremen 560 M. und Ham burg 1050 M., dem Reichsland Lothringen 60 M. und der Republik Schweiz 450 M , io Gesammtsumme 51,453.50 M. Die Gesammt- frequenz de« Festplatzes belief sich auf 377679 Personen, wozu noch 5000 Schützen, die mit Festkarten versehen waren und denen der. Eintritt zum Festplatze und dem Gabentempel jederzeit gestattet war„ sowie 3000 Personen als Beamte, Bndeninhaber, Lieferanten, Kellner, und ähnliche Leute zu zählen sind. — Direktor Pohle aus Freiberg wird mit einigen Berg leuten im Aufträge des vielgenannten Kaufmann» Lüderitz in Bremen- dessen südafrikanische Kolonie Angra Pequena bereisen, um sie in Be zug auf ihre Mktallschätze zu untersuchen. Die Expedition geht am 50. August nach der Kapstadt ab, wo sie «in eigener Schooner de» Herrn Lüderitz an Bord nimmt, um sie zunächst nach der Mündung de» Orangefluffe» zu befördern. Beigegeben ist dieser Erpedition auch der Naturforscher Or. Schinz au» Zürich. X. — Gestern Vormittag zwischen 7 und 8 Uhr ereignete sich, auf dem Bahnhofe zu Flöha ein Unglück, da» leider ein Menschen leben zum Opfer forderte. Ein Bahnarbeiter wollte vor einem abgehenden Güterzuge vorbeispringen, hatte jedoch unbeachtet gelassen, daß auf dem nebenan befindlichen Geleise eine Maschine jenem Zuge entgegengefahren kam, wurde daher von der Maschine erfaßt und kam unter die Räder» welche dem BedauernSwerthen den Kopf vom Rumpfe trennten. Der Verunglückte soll ein noch junger Mann und erst vor kurzer Zeiivom Militär entlassen worden sein. — Ein Schaffner der Mau-Görlitzer Bahn hat am Freitag, während der Fahrt aus seiner Strecke einen bedauerlichen Unfall da durch erlitten, daß ihm durch Zuschlägen einer Kupeethür der Unterarm zerquetscht und gebrochen wurde. — Wie au» Zwickau mitgetheilt wird, ifl der dortige Post gehilfe Kani» au» Johanngeo.genstadt mit 1800 Mark flüchtig. Wenn er auch den Enthüllungen desselben mit der Behauptung entgegentreten wollte, der Mensch sei wahnsinnig, deshalb könne und dürfe man seinen Worten keinen Glauben schenken, so kannte Tom doch zu viele Geheimnisse, als daß diese Behauptung seinen Eröff nungen gegenüber Wirkung haben konnte. Und e» unterlag nicht dem leisesten Zweifel, daß da» Gericht diesen Aussagen Glauben schenken würde. Wie leicht war e» möglich, daß Tom auf seiner Flucht mit dem Staatsanwalt und dem Polizeidirektor zusammentraf! Schon in der nächsten Stunde konnte die Vergeltung, mit der Alfred gedroht hatte, den Verbrecher erreichen. Doktor Janin wischte mit seinem Taschentuch über die schweiß triefende Stirn; die Angst wurde immer mächtiger in ihm, sie be herrschte ihn so sehr, daß er kaum noch eine» Karen Gedankens fähig war. Er stand vor seinem eisernen Geldschrank und öffnet« ihn mit zitternder Hand. Da lagen di« Banknoten und Werthpapiere, die zu erwerben er lange Jahre hindurch gesündigt hatte. Sie stellten eine bedeutende Summe dar; er hatte sie aufgespeichert, um nach so vielen Verbrechen sein Leben zu genießen, sich zu ent schädigen für die vielen Entbehrungen, noch in seinen alten Tage« die Rolle eine» reichen und vornehmen Manne» zu spielen. Und wa» hinderte ihn, diesen Entschluß auSzuführen? Nichts weiter, al» di« Berzichtleistung auf einen im Bergleich zu dieser Summe unbedeutenden Theil seine» Vermögen». Da» Haus mit dem gesammten Mobiliar mußte er preisgebeu, da» war da» einzige Opfer. Er räumte den Schrank aus und holte au» einem andern eine Reisetasche, in die er seine Werthpapiere in fieberhafter Hast «in packte. Die Banknoten legte er in sein Portefeville. Wenn er mit dem nächsten Zuge abfuhr, so konnte er am Abend' de» nächsten Tage» in Hamburg sein, und irrte er nicht, so fuhr schon am Tage darauf ein Dampfer nach New Kork. Hatte er sich «ingeschifft, dann war er gerettet. Es war ja so Manchem gelungen, weshalb sollte e» nicht auch- ihm gelingen? Und sein« Patienten? Pah, was lag ihm daran! Wenn die von der Verfolgung Tom'S zurückkehrenden Wärter ihn nicht fanden, s» mußten sie ja wissen, wa» sie zu thun hatten; in den ersten Tag-n konnten sie allein die Verpflegung der Patienten übernehmen, und
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