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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188408205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-08
- Tag1884-08-20
- Monat1884-08
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.08.1884
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Chemnitzer Anzeiger und Ttadtbote. Rr. 1»S. Mittwoch. 20. August 1884. Seile 2. Brillant-Pfauenfeder mit rotirender Sonne und zwei Schwärmern, sowie einigen Leuchtkugeln — l'»t ä ke». Der Garten wurde durch 8 Buntfeuer, roth und grün brennend, erhellt, die momentan durch zwei Doppeltelegraphen, auf denen das Feuer hin- und herfliegt, ent- zündet wurden. Sin Kanonenschlag beendete da- Feuerwerk, worauf im Saale sich bis in die späte Nacht hinein die Tanzlustigen im Kreise drehten, während im Gauen trotz der nicht unbeträchtlich kühlen Witterung eine noch immer zahlreiche Menge den noch auf dem Pro gramm verzeichnet»« Musik-Pidcen lauschte, die sämmtlich ungetheilten Beifall fanden. Lobend muß noch erwähnt werden, daß Herr Brand direktor Weigand alle Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte, um der Stadt sofort Feuerschutz angedeihen lassen zu können; so war z. B. im Eingangsraum zum Elysium die nöthige Anzahl Spritzen mit einer keinen Bewachungsmannschaft aufgestellt. X.— Der selbständige Verband der deutschen Reichs fechtschule hält sein zweites Gartcnkonzrrt, welches am verflossenen Donnerstag infolge ungünstigen Wetters ausfallen mußte, morgen Mittwoch Abend 8 Uhr im Garten zur Linde ab. Das Konzert wird von der Kapelle des hiesigen Infanterie-Regiments unter Leitung deS Herrn Direktors Pohle gespielt. Das Programm hat eine neue Zusammenstellung erfahren, im Uebrigen werden aber auch die bereits früher angezeigten Parademärsche zum Vortrag gelangen. Mit dem Konzert wird ein Feuerwerk verbunden. Hierauf folgt ein Ball. DaS Programm sichert den Besuchern des Konzertes einen ge nußreichen Abend. Indem wir unsere Leser im Interesse der guten Sache hierauf ganz besonders Hinweisen, wollen wir wünschen, daß die Anstrengungen, welche der Vorstand des Eingangs erwähnten Ver bands der deutschen NeichSfechtschule macht, von gutem Erfolg gekrönt sein mögen. —1>.— Gelegentlich seines am Sonntag und Montag veranstal teten Sommerfestes hatte Herr Schöne, der rührige Wirth des Tivoli, Alles aufgeboten, um das Fest zu einem in jeder Hinsicht gelungenen zu gestalten. Leider machte sich die Abends herrschende kühle Witterung schon recht bemerklich, so daß das Publikum im Garten nicht längere Zeit verbringen konnte. Die Illumination des Gartens nahm sich prachtvoll aus und auch das gestern Abend abgebrannte Feuerwerk nahm den gewünschten Verlauf. Auch der Saal, welcher anfangs schwach besucht war, wurde noch hübsch besetzt und die flotten Tänzer zeigten, daß sie dem Sommersefie auch nach dieser Richtung hin Geschmack abzugewinnen wußten. — Wir berichteten kirzlich, daß auf Glösaer Flur ein Er trunkener aufgesunden worden fei. Wie wir hören, ist in demselben der verheirathe'.e Dekorationsmaler G. t on hier erkannt worden. Derselbe hinterläßt fünf unerzogene Kinder. Nahrungssorgen sollen den Beklagenswerthen in den Tod getrieben haben. —N. In der Nähe des Cotta-Denkmals im hiesigen Schloß- Wald wnrtzc gestern Abend der Leichnam einer erhängten Mannes person aufg funden und polizeilich aufgehoben. —Gestern Vormittag wurden auf der Oststraße infolge eines vorübrrfahrenden Eisenbahnzuges die Pferde eines Geschirres scheu und gingen durch. Sie kamen aber sehr bald zum Sturz, wo bei die Deichsel zerbrach und zwei Insassen herausgeschleudert wurden. Menschen und Thiere blieben jedoch unbeschädigt. —* Bestem Abend in der 7. Stunde hat in einer Wohnung am Schillerplatz ein kleiner Stubenbrand stattgefunden. Infolge der Unachtsamkeit eines jungen Dienstmädchens ist ein am Ofen stehender und mit Hobelspäncn gefüllter Korb in Flammen gerathen. Das dazukommende Mädchen hat nun den brennenden Korb mittelst eines BorstbesenS hinaus aus den Vorsaal geschoben und dann erst das Feuer auSgegvssen. —' In dem Geschäft eines an der Klosterstraße hier wohn haften Destillateurs erschienen vor einigen Tagen zwei größere Knaben und boten zwei Weinfässer (sign. .4Ii. 381 und 382) zum Verkauf aus. Der Geschäftsmann zweifelte an dem redlichen Erwerb der Fässer und begann die Knaben darüber za befragen. Beide ergriffen jedoch hierauf unter Zurücklassung der Fässer die Flucht. Der Ei- genthümer der Fässer ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden. —* Vorgestern wurde in einem ander äußeren Dresdner straße gelegenen Manufakturwaarengeschäst eine Frau dabei ertappt, als sie 3 Stück mit Garn betriebene HoizPfeifen gestohlen hatte. Bei einer Aussuchung der Wohnung der Diebin wurden noch weitere 17 Stück solcher Pfeifen, mehrere Kilo verschiedenfarbiges Garn und eine Parties graue Packleinewand vorgefunden und war die Frau ge ständig, auch diese Gegenstände, mit Ausnahme der Leinwand ge stohlen zu haben. 2.— Ein höchst trauriges, rührendes Bild bot sich gestern den Paffanten der Augustusburgerstraße dar. Aus einem Hause daselbst wurden die Wirthschaftsgegenstände einer armen Familie, welch' letztere ihren Verpflichtungen gegen den Hauswirth nicht nach gekommen war, gerichtlich herausgeschafft. Der Vater dieser Familie hat sich vor ca. 14 Tagen durch Ertränken ein vorzeitiges Ende be reitet, während die Mutter gestern früh nach dem Krankenhause ge bracht werden mußte, so daß nunmehr die beklagenswerthen Kinder momentan allein in der Welt dastehen und jedenfalls keiner allzu rosigen Zukunft entgegensehen. — II. Als gestern Abend zwei Einwohner eines HauseS der Moltkestraße die Hausflur passirten, bemerkten sie, daß am Erd boden ein menschlicher Körper lag. Nachdem sie Licht gemacht hatten, bemerkten sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen, daß es eine angetrunkene Frauensperson war, welche im Souterrain desselben Hauses wohnt. Sofort machten die beiden „Finder". der Wirthin des Hauses von ihrem „Funde" Anzeige, infolgedessen der Mann der Betrunkenen herzugeholt wurde, welcher hierauf seine holdselige Ehe hälfte mit Hilfe seines ältesten Sohnes unter unsäglichen Schimpf reden die Kellertreppe hinunter im die Behausung schleppte. Was dann hinter den Kouliffen vorgegangen ist, war nicht zu errathen. — rv. Gestern Nachmittag stieg ein ungefähr lOjähriger Knabe auf das längs der Chemnitz an der Fabrikstraße hinführende Ge länder und der kleine Wagehals ging sicheren Fußes, obgleich er von seinen Genoffen gewarnt wurde, auch über jene Stelle, an welcher das Ufer steil nach dem Wasser zu abfällt Als er die gefährliche Stelle schon passirt hatte, gerieth er plötzlich ins Schwanken und stürzte auf den Abhang, von wo er dann in den Schlamm der Chem nitz rollte, die jetzt gerade glücklicherweise außerordentlich wasserarm ist. Als der keine Bursche sich vom Schlamme nothdürstig gereinigt hatte, versuchte er wieder von Neuem sein Wagstück, bis er schließlich durch einen Erwachsenen, der ihm schon vorher sein Treiben verboten und ihm, als er frech geantwortet, ein paar Ohrfeigen verabreicht hatte, vom Platze verjagt wurde. II.— Gestern Nachmittag übergab auf der Moritz straße der Besitzer eines Einspänners sein Gefährt der Obhut eines sich hierzu anbietenden Mannes, während er selbst sich auf einige Zeit entfernte. Dem Manne, welcher das Pferd am Zügel hielt, mochte die Zeit zu lang werden, er lief weg und überließ das Fuhrwerk sich selbst. Das Pferd setzte sich bald darauf in Bewegung und wurde erst an der Annabergerstraße aufgehalten, ohne daß durch die Unzuverlässigkeit jenes Mannes Unheil, wie es allerdings leicht hätte geschehen können, angerichtet worden wäre. Dieser Fall dürfte wieder einmal lehren, daß Fuhrwerke nur unter zuverlässiger Aufsicht aus der S raße stehen sollten. — v. In einem gern besuchten Garten-Etablissement stürzte gestern Abend eine junge Dame über einen vom nebenstehenden Kellner unvorsichtigerweise auf die Erde gestellten Korb mit Bier- gläsern, wodurch sie sich derartig im Gesicht verletzte, daß ihr weißes Taschentuch sich (vom Blute ganz roth färbte. Als der Kellner frecher Weise nun auch von der jungen Dame noch Ersatz für das umge schüttete Bier forderte, während er doch die Dame hätte um Verzeih ung bitten müssen, riefen die Umstehenden den Wirth herbei, welcher den Kellner, der sich noch unverschämter Ausdrücke bediente, ganz energisch zur Rede setzte und ihm dann sofort kündigte. U.— Das Dichterwort: „Wenn sich zwei Herzen scheiden, die sich dereinst geliebt, da giebt's ein großes Leiden, wie's wohl kein größres giebt", fand am vergangenen Sonntag Morgen wieder eine treffende Illustration. Ein junger Mann schritt — den „Berliner" auf dem Rücken — rüstig die Dresdnerstraße durch den Zeisig wald entlang, jedenfalls um auf die Wanderschaft zu gehen. Neben hm her aber trippelte mit traurigem und verweintem Gesicht sein treues Schätzchen, dessen Herz beim Gedanken an die bittere Abschieds tunde gewiß überaus bang und laut schlagen mochte. Schon mehrere Male hatte man sich die Hände zum Abschied gereicht und sich ge trennt, doch jedesmal war der unverbesserliche Schatz dem Geliebten wieder nachgesprungen. Der Abschied war eben zu schwer, bis endlich der Wanderbursche, durch das Schmerzliche dieser zärtlichen da erweicht, mit seiner Auserkorenen in bitterste Thränen ausbrach und mit vor Wehmuth erstickter Stimme sprach: „Weißt Du was, Schatz — ich bleibe in Chemnitz, ich bring's nicht übers Herz, Dich allein zu lassen." Und so wurde es auch. Glückstrahlend traten Beide den Rückweg zur Stadt wieder an. «ächfifch-S. — Aus Anlaß des vom 16. bis 18. d. in Leipzig stattge fundenen Allgemeinen deutschen Velozipedisten-Kongresses fand am Sonntag Nachmittag auf dem Bicycle-Rennplatz ein großes Wettrennen statt, das, begünstigt vom schönsten Wetter, glänzend verlief. Am Morgen schon bewegte sich ein Korso durch die Straßen der Stadt, welcher 192 Theilnehmer vereinte und allgemeinen Beifall fand. Das Wettrennen nahm nach einem allgemeinen Eröffnungs- fahren, an dem sich viele anwesende Bicyclisten betheiligten, seinen Anfang. Eine zahlreiche, auf ca. 8000 Personen zu schätzende Men schenmenge wohnte dem interessanten Schauspiele mit großer Aufmerk- ämkeit bei. I. Rennen war „Erstrennen," 2000 m in zwei Läufen, da sich 14 Theilnehmer gemeldet hatten. Im ersten Lauf siegten Alfred Heine-Leipzig I, Kluge-Altenburg II und Höfer- Eutritzsch III; im zweiten Lauf Hoffmann-Görlitz I, Hartmann- Jm Jrrenhause. Roman von Ewald August König (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Wie fange ich es nur an, daß sie keinen Argwohn schöpfen?" fragte er rathloS. Wenn ich selbst ihnen den Trank bringe, wecke ich ihr Mißtrauen. Wenn Friedrich hier wäre!" , Er sah nicht, daß hinter ihm die Thüre geräuschlos geöffnet wurde und ein fahles, von wilden Leidenschaften verzerrtes Gesicht den glühenden Blick voll Rachsucht, Haß und Blutdurst auf ihn heftete. „Beide,. Vater und Sohn!" nahm er noch einmal das Wort. „Sie müssen und sollen den Trank haben, ehe ich das Haus verlasse; sie dürfen nicht gegen mich zeugen." Er wollte die Flasche ergreifen, aber in demselben Augenblick umkammerte eine sehnige Faust seinen Arm, und ein Schrei des Entsetzens entfuhr seinen Lippen, als( er in das Gesicht Tom's blickte. „DaS wäre also das Ende vom Lied!" sagte Tom mit heiserer Stimme. „Ein Doppelmord und dann die Flucht." Er drückte den vor Entsetzen halb ohnmächtigen Mann in einen Sessel nieder und legte beide Hände auf seine Schultern, um ihn auf diesen Sitz festzubannen und ihn unverwandt mit den glühenden, blutunterlaufenen Augen anzustarren. „Ihr habt so oft gesagt, Euch überliste Niemand", höhnte er; „jetzt seid Ihr in meiner Gewalt, und olle die Kunststücke, die Ihr mich gelehrt habt, werde ich nun an Euch erproben. Gebt einmal Acht, ob ich meine Sache gut mache." Er stemmte ihm ein Knie auf die Brust, zog einen Strick aus der Rocktasche und band den hageren Mann, trotz des verzweifelten Widerstandes desselben, so fest an die Seitenlehnen und Füße des Sessels, daß der Doktor kein Glied bewegen konnte. „Wie gefällt Euch die Arbeit?" spottete Tom. „Wir haben manchen armen Teufel in dieser Weise auf einen Stuhl festgebunden; erinnert Ihr Euch dessen noch? Wenn Ihr nun schreien wollt, so ihut eS, bis Euch der Athem ausgeht, aber ich sage Euch voraus, es ist nutzlos. Von den Wärtern und dem übrigen Dienstpersonal ist Keiner im Hause, sie suchen mich draußen; daß ich mich im Keller versteckt hatte, ahnte Keiner. Ich wußte ja, wie es kommen würde, wenn Ihr meine Flucht entdecktet, und kam es nicht so, wie ich glaubte, dann hätte ich bis Mitternacht gewartet, um Euch dann meinen Besuch zu machen." „Tom, sei vernünftig", sagte der Doktor in Todesangst. „Ich mußte ja gegen Dich so verfahren, Du wolltest mich verrathen, wir wären Alle verloren gewesen." „Zieht Ihr die Krallen ein?" höhnte Tom. „Heute mir, morgen Dir, sagt das Sprichwort; ich muß nun uvch so verfahren; auf die Rache verzichtet Niemand gern." „Und was hast Du davon?" „Narr, Dein Geld!" „Ich will es mit Dir theilen, will Dir dieses Haus schenken, Du wirst ein reicher Mann —" „Und dabei ein so großer Schuft, wie Ihr es seid!" fiel Tom dem alten Manne in die Rede. „Wenn ich auch lange Jahre hin durch Euer Werkzeug gewesen bin, so dünke ich mich doch besser, als Ihr seid. Ihr habt einen Mörder aus mir machen wollen!" Mehr noch als die Worte erschreckten den Doktor die Blicke sei nes einstigen Wärters, sie sagten ihm, daß er auf Gnade und Schon ung nicht hoffen dürfe. Aber diese Gefahr drohte doch nur seinen Schätzen, nicht seinem Leben und seiner Freiheit; so lange Tom dem Gericht noch keine An zeige gemacht hatte, brauchte der Doktor Janin auch keine Verfolgung und Verhaftung zu befürchten. Und die gegenwärtige Sachlage gab ja noch immer der Hoffnung Raum, daß einige Wärter zurückkehrten, über das Thor, wenn sie dasselbe verschlossen fanden, hinüberstiegen und ihren Herrn aus den Händen seines Gegners befreiten. Freilich war dies eine sehr schwache Hoffnung, aber ihre Erfül lung lag doch in der Möglichkeit, und sie war der einzige Anker, an den Doktor Janin sich Kammern konnte. Tom schien zu ahnen, was in der Seele seines Opfers vorging. „Wir sind allein und werden ungestört; bleiben, so lange es mir gefällt," sagte er, „also können wir unsere Rechnung in aller Ruhe ordnen Ihr wißt, es ist eine große Rechnung. Ich habe während meiner langen Dienstzeit schon oft Euch darauf aufmerksam gemacht, daß eS bald Zeit sei, an ihre Erledigung zu denken. Ihr wolltet davon nie etwas wissen —" „Ich habe Dir jeden Dienst reich gelohnt", fiel Janin ihm in» Wort. „Du hast keine Ursache, Dich zu beklagen. Von Allem hast Du Deinen Antheil gehabt, Du konntest Dir eine bedeutende Summe ersparen, und ich sag' Dir noch einmal, ich will Dir mein HauS mit dem ganzen Mobiliar und allen Patienten schenken." Schweinsurt I>, Nolte-Genthin III. Die Sieger stachen später und blieben alsdann Heine-Leipzig I, Kluge Altenburg II, Hartmann- Schweinsurt III. Im „Klubrennen," 3000 m, fuhren nur Leipziger. Während im Erstrennen der Sieg mehrmals schwankte, siegten hier in der Reihenfolge, wie sich der Kampf entwickelte, Voigt l, Eule II und Goltbuer III. Beim „Rosenthalrennen,* 300 > m, starteten 8 Reiter. Während zuerst Hädrich-Weißenfel» die Führung übernahm, und Matthes«Magdeburg bald zweiter wurde, machte sich Voigt-Leipzig bei den letzten Runden vor und blieb als Sieger I, ihm folgte Süruig-Dresden II und Hartmann-Schweinsurt Ili. Dem nächsten Rennen, dem „Meisterschaftsrennen" für Deutschland und Deutsch-Oesterreich sah man allerseits mit äußerster Spannung entgegen, weil hier die besten Kämpen stritten und de- sonders die vielgenannten und gerühmten Magdeburger Kuhlmann und Andersen sich betheiligten. Man hielt einen Sieg der Magde burger für gewiß; um so größer war die Ueberraschung, als die beiden Münchner Huber und Schwarz sich bald an die Töte setzten und sie mit großem Vorsprung behaupteten. Kuhlmann-Magdeburg trat bald aus, ebenso Ulrich-Magdeburg und Koch-Berlin, sodaß nur -drei ritten. Huber und Schwarz wechselten oft die Chancen, sodaß es nicht möglich war, den Sieg vsrauSzusehen. Da setzte zuletzt Huber mächtig ein und kam einige Meter vor Schwarz an. 1. Preis demnach Huber-München, II. Schwarz-München, als dritter, ohne Preis, kam Andersen-Magdeburg viel später. Die Strecke betrug 10,000 w und wurde in 19 Minuten 58 Sekunden zurückge legt. Lautes Bravo empfing die Sieger. Beim Tricycle- Handicap, 2000 m, siegten Beisbarth - Nürnberg I, Voigt- Leipzig II, Kleier-Frankfurt 111. Das letzte Rennen, Handicap, 4000 m, war ebenfalls sehr spannend, da hier wieder manche Sieger fuhren. Da cs Handikap war, so hatten manche großen Borsprung, z. B. Kuhlmann-Magdeburg vor Huber I20,n. Obgleich Kuhlmann, der frühere Meisterschaft«, sich sehr wacker hielt, holten ihn doch Schwarz und Huber ein. Erster« blieb an der Töte, bis der am weitesten zurückgestandene Huber bei der letzten Runde noch scharf einlegte und mit 2m Sieger blieb. Huber-München I, Schwarz- München II., Mentzel-Schönebeck III. Das war nun ein Vivat- und Beifallsrufen. Die Preise bestanden in werthvollen Medaillen und Servizes, Bowlen re. Ganz Deutschland und Oesterreich hatte Stahl rohr«»« gesendet. — Nachdem im Verlaufe der gestern Montag, 18. August, stattgehabten Kongreß-Verhandlungen beschlossen wordenwar, der nunmehr vollzogenen Vereinigung zwischen dem deutschen, dem deutsch österreichischen und dem norddeutschen Velozipedisteu-Bund den Namen „Deutscher Reitfahrer-Bund" zu verleihen und zu dessen Präsidenten Herrn C. Hindenbur^g, den Präsidenten des Magdeburger Klubs, zu ernennen, fand am Abende deS genannten Tages das geplante Gala-Velozipedenfestim Theater-Saale des Krystall- Palastes statt. Hierbei kam u. A. ein Festspiel „Stahlroß und Rose", ein Ve- lozipeden-Idyll mit lebenden Bildern und velozipedistischen Aufführungen zu Ehren des Allgemeinen Kongreffes dem Deutschen Belozipedisten-Bund vom Verfasser Karl Hindenburg gewidmet und ausgeführt vom Magde burger Velozipeden-Klub, zur Aufführung. Die übrigen Nummern des Programms, sowie auch die in jenem Festspiele vorkommende Rosenquadrille wurde in dem zur Rennbahn ringerichteten Zuschauerraum ausgeführt. Die Aufführungen übertrafen alle Er wartungen; dieselben, sowie der darauffolgende Ball, bildeten einen würdigen Abschluß des Kongresses und der zu denselben veranstalteten Festlichkeiten — In Dresden sind, um interimistisch dem Mangel an Schul zimmern abzuhelfen, 2 Schulbaracken zu je 4 Zimmern bei der 5. und 15. Bezirksschule erbaut worden. Die Zimmer sind geräumig und schön und sind bereits bezogen. Wie die Baracken oder Pavillons, wie die amtliche Bezeichnung lautet, im Winter sich bewähren werden, das muß allerdings die Zeit lehren. Das Einmiethen in Pri vathäuser hatte immer seine großen Uebelstände, das Bedürfniß neuer Schulhäuser aber lief immer schneller als die Abhilfe. — Vom Raths- und Stadtverordnetenkollegium inStollberg wurde in gemeinschaftlicher Sitzung Herr Assessor Schomburg vom kgl. Amtsgericht in Dippoldiswalde auf 6 Jahre zllm Bürger meister von Stollberg gewählt. « — Aus Stollberg wird geschrieben: Bei uns hat ein neuer Industriezweig — die Smyrnateppichfabrikation — ihren Einzug ge halten. Im vorigen Jahre trat unsere Stadtvertretung mit Herrn Fabrikant Leukardtaus Chemnitz, bezw. Hartha behufs Errichtung einer Smyrnateppichfabrik in Stollberg in Unterhandlung. Herr Leukardt beanspruchte ein seinen Zwecken entsprechendes Gebäude, welches die Stadt und dieser gegenüber Baumeister Stadtrath Uhl mann zu bauen und au Herrn Leukardt gegen entsprechende Ver zinsung des aufgewendeten Baukapitals zu überlassen sich verpflichtete. Soeben nun hat Herr Leukardt mit feinen Arbeitern die neuerbaute Fabrik bezogen und wird nun alsbald mit der Fabrikation beginnen. Es geht Herrn Leukardt der Ruf eines tüchtigen Geschäftsmannes und gründlichen Kenners der Smyrnateppichfabrikation voraus, und „Was soll ich damit?" erwiederte Tom achselzuckend. „Ich bin kein Doktor und mein Gewissen verbietet mir, Eurem Beispiel zu fol gen und mich durch Verbrechen zu bereichern. Ihr sprecht von mei nen Ersparnissen — habt Ihr sie mir nicht gestohlen?" „Ich habe sie an mich genommen, um sie Dir aufzubewahren." Tom lachte höhnisch. „Ihr seid immer ein großer Heuchler gewesen", sagte er. „Ihr bleibt der Rolle treu bis zum letzten Athemzug. Um das Geld mir aufzubewahren! Wahrhaftig, Ihr sagt das in einem Tone, daß man Euch glauben müßte, wenn man Euch nicht genauer kennte!" „Du kannst Dir ja das Geld zurücknehmen!" sagte Janin. „Auch die zehntausend Thaler, die Ihr dem jungen Frohberg gestohlen habt?" Jäh blitzte der Haß in den Augen des gefesselten Mannes auf. „Waren sie der Preis, für den Du mich verrathen wolltest?" fragte er mit heiserer Stimme. „Verrath ist Wohl nicht das richtige Wort. Ich wollte einen Unglücklichen befreien, einem Sohne den Vater wiedergeben und Euch den längst verdienten Lohn für Eure Verbrechen verschaffen. Kann man das Verrath nennen? Ich nenne das Vergeltung! Wer mich verrathen hat, weiß ich nicht; was liegt auch weiter daran? Mich wundert nur, daß Ihr Euer Gift nicht an mir probirt habt!" „ES Wäre besser gewesen, wenn ich es gethan hätte," sagte der DoKor knirschend vor Wuth. „Aber ich wollte ja nichts weiter, als Dir nur eine Strafe geben und Dir dann den früheren Posten wieder anvertrauen." „Ihr denkt wohl mit solchen Lügen mich betrügen zu können? Ich möchte sehen, was Ihr thun würdet, wenn ich jetzt wieder in Eure Gewalt gegeben wäre! — He, zerrt nicht an den Stricken, sie schneiden Euch nur noch tiefer ins Fleisch; Ihr wißt ja, daß ich einen Knoten schlinge, den außer mir Niemand öffnen kann und daß die Stricke selbst fest sind, dafür habt Ihr ja immer gesorgt." „Und was soll das Alles?" ftagte Janin. „Was wollt Ihr von mir und was habe ich von Euch zu erwarten? Mach' eS kurz, Tom, wozu die lange Qual? Willst Du meinen Vorschlag annehmen, so gebe ich Dir's schriftlich , daß dieses Haus mit Allem, wa« eS enthält, Dein Eigenthum ist; Du kannst dann damit thu« und lassen, was Dir beliebt. Dein Geld gebe ich Dir auch zurück, kein Pfennig soll daran fehlen."
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