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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 11.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188412117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-11
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 11.12.1884
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Uhe««rtz<» »«ier>«r ««d «r. »s«. Donnerstag, 11. Dezember 1884. Sette 2. »!a Jdeeagemeloschaft und hofft, da» republikanische Frankreich werde auf Grund dieser Thattache den wahren We.th der sogenannten „demo kratischeo" «nmaßlichkeiten richtig schätzen lernen. England. Ein dem englischen Parlamente vorgelegtes neue« diplomatisches Blaubuch über die Angelegenheiten Südafrika» enthält eine Depesche Lord Derby» au den Kapgou verueur vom 11. November, in welcher demselben mitgetheilt wird, die englische Regierung habe den Bedingungen, unter welchen da» deutsch!« Protektorat au der Küste de» Namaqua- und Damaralando hmUepellt wäre, zu,«stimmt; e» würde daher dem iuieruatioualen Brauche uicht eutsprechen, da» Territorium, welche» unmittelbar an da» bestehende deutsche Gebiet grenzt, zu annektiren; die englische Regierung habe nicht di« Absicht, von irgend welchen Theileu des Namaqua- und Damaraland» Besitz zu ergreifen, dagegen sei sie qeueigt, di« Herstellung der englischen Jurisdiktion über da» Kala hari-Land tu Erwäguug zu ziehen. « » r a l - « Cheumitz, >0. Dezember 1884. —tr. Gestern Abend 6 Uhr fand in dem SitzungSsaale de» «ne» Rathhause» ein« von Herrn Oberbürgermeister vr. Andr6 aAeitrte gemeinschaftliche Sitzung der beiden städtischen Kollegien statt. « welcher über de« Haushaltplan unserer Stadt für da» Jahr 1888. sdwie über den Haurhaliplan der Schulkaffe für dasselbe Jahr de rathe« wurde. Beide Borlage« wurde« in dieser Sitzung genehmigt und «» verüberflüssigt sich daher nunmehr die zu diesem Zwecke noch für Freitag den 12. Dezember anberaumte zweite S>tzu«g. Auf die EiuzAheiteu der Berathuug werden wir morgen in einem ausführ liche« Referat zurückkommen. — EiueKomposition unsere» Mitbürger». Herrn W. Hepworth (Organist zu St. Jakobi), ist soeben bei Edmund Stoll in Leivzig ,,^Mchie»<u — eine Andante für Violoncello und Piauoforte uii^Harmonium oder Orgel) Opu« 11 — und ist dieselbe unser», -jo-Mdchauwusikdirektor Herrn Th. Schneider gewidmet. — Im hiesigen Stadt-Theater gelangt morgen die 4aktige Oder von Bizet „Earmeu* mit neuer Aurstaltuug zur Aufführung Die Besetzung ist eine durchweg angemessene und so düifte sich vor- anSflchtlich der morgende Theaterabend für alle Musikfreunde zu einem höchst genußreichen gestalte». o—r. Der gtstern Abend im Saale der Börse flattgehabte Bortrag de»HerrnRealgymuasial-OberlehrerZöllnerüber: Die Geschichte der Ehemnitzer Apotheken war ein höchst interessanter. In << kurze» Zügen schildert« der Herr Lortragende die Entwicklung der ^ Pharmazie in unserer Stadt. — Nachdem bi» zu« AuSgauge de» 18. Jahrhundert» di« Bereitung der Medikamente immer von den Aerzteo sübst besorgt worden war, giebt un» eine Urkunde au» dem RathS-Archiv Nachricht, daß da» erste Privilegium zur Eröffnung eiuer Apotheke in khemnitz im Jahre 1894 erlheilt worden ist Doch ist schon mehrere Jahre vorher «in Rochu» Windeck al» Apotheker tu deu, Gtschoßregistern aufgeführt. Die erste prioilegirte Apotheke befand sich am Holzmarkt, wurde jedoch, nachdem sie durch Kauf in «»der« Hände übergegangen, 1667 nach dem Hause Ecke der Bach- nnd Johannisgaffe verlegt. Möglich ist jedoch, daß diese Verlegung auch erst 1673 in bezeichnet«» Hau» erfolgte, in welchem heute noch di« Adler-Apotheke sich befiudet. Zahlreiche Verordnungen regelten di«. Preise, und bezeichnet«« die Artikel, welche verkauft werden dmsten. Insbesondere hatten sich die Apotheker einer öfteren Revision durch de« Sladtphhfiku» zu unterwerfen und war demselben dafür «i« Frühstück nebst einem Gläschen Aquavit zu gewähreu. Später sollte «ine Gebühr für diese Visitationen e»hobeu werden, wa» jedoch zu eftrem längeren Streite führt«. Eine weitere Verordnung empfiehlt den Apothekern, sich eine» christlichen, ehrbaren und nüchternen Leben» Wandel» zu befleißige«, wa» vielleicht gar nicht unbegründet war. da «» einem Gesuche um Konzession für eine zweite pharmazeutische Offizin hervorgeb», daß die damalige Apotheke mehr eine Branntwein -schenke war. Die Apotheker hingegen bellagen sich mehrfach über die Schädigungen, die ihnen von Quacksalbern und Königs««», welche z» Jahrmärkten mit ganzen Wagenladungen von Medikamenten nach hier kamen, bereitet worden. Eine beständige Konkurrenz bildeten " Krämer und Apotheker, bi» einer jeden Branche die feilzubietendeu Waareu dnrch Reskript, bei Strafe der Konfiskation, bezeichnet wurde« Erst im Jahre 1813 wurde, nachdem ein« große Zahl dieSbez. Ge such« abschlägig beschielten, der Konsens zur Eröffnung einer zweiten Apotheke, in der Klostergafse, ertheilt. Durch Vorlegung eiuer An zochl Original-Urkunden wurde der Vortrag auf» Beste illustrirt und gab von den eingehendsten, archivarischen Forschungen de» Herrn Vortragenden lebhafte» Zeugniß. Diesem wurde denn auch lebhaftester Beifall seiten» der Anwesenden zu Theil. — Heute Mittwoch, Abend» halb 9 Uhr, hält der »Verein Deutschland* im Saale de» »Viktoria-Hotel* eine außer ordentliche Generalversammluug ab. —rr— Der »Verein selbständiger Miether hält heute Abend 8 Uhr im Speiscsaal zur Linde seine MonatSoersammlung ab. Dieselbe- dürfte da» Interesse aller Miether von Chemnitz ganz besonder» erregen, da höchst interessante Vorlagen zur Erledigung gelange« werden ES wird nämlich über den Stand des neu ge gründete« Bau-Brrein», über die vergangene Stadtverordneten Wahl, sowie über eine von den Hausbewohnern an den Hauswirth zu zahlend« Waffersteuer eines Grundstückes hier, reserirt werden. — Der dirutsch« Kolouialverein zählt heute bereits «ahezu 8000 Mitglieder und umfaßt folgende lokale Organisationen: 1) Westdeutscher Verein für Kolonisation und Export in Rheinland und Wefiphalen 780 Mitglieder, — 2) Altmärkische «btheilung zu Stendal 48, — 3) Sektion Bamberg 80, — 4) Abtheilung Berlin 380, — 8) Verein für Kolonialpolitik in Bielefeld 80, — 6) Zweig- Verein Braunschweig 100, — 7) Abtheilung Bremen 110, — 8 Ab »Heilung Schlesien, Sitz in Breslau, 180, — 9, Zweigverein säch sischer Jndustriebezirk (Chemnitz) 300, — 10) Sektion Darmstadt 130, — 11) Zweigverein Dresden 180. — 12) Sektion Eisenberg (Sachsen Altenburg) 80, — 13) Mittelfränkischer Verein für Kolonialbestrebungen (Erlangen) 20, — 14) Seltion Götting 70, — 18) Sektion Greiz 80, — 16) Sektion Heidelberg 80. — 17) Sektion Mainz 90, — 18) Zweigverein Magdeburg 98, — 18) Sektion Mannheim 160, — 20) Sektion Marburg 40, — 2l) Sektion Marktbreit a. M. 30, — 22) Sektion Osch-rsleben kO, 23) Sektion Pforzheim 220, — 24, Sektion Rinteln 30, — 25) Sektion Saarbrücken 120, — 26) Zweigverein Stuttgart 180, — 27) Sektion Wiesbaden 200, — 28) Sektion Worms 100, — 29 Sektion Würzburg 80, — 30) Bbtheiluvg Zabern 80, — 31) Sek- li-ti Zwickau - 0 Mitglieder. x—. Bei der Niederlegung der Nikolaikirche dürste» einige ^ Notizen über die ehemalige Amtsvorstadt „Nikolaigasse* nicht uninteressant erscheinen — Die Amtsvorstadt Nikalaigasse ist au» den Bürten entstanden, > die früher de« venediktinerkloster vor Lhemnitz mit Kappel, wo e» eine ttüpelle hatte, gehörten und nach der Säkularisation des Kloster» zu dem Amte Chemnitz mit geschlagen wurden. Bei der Stiftung des Klosters war nicht allein Kappel, sondern auch Alle», wa» an der Kappelbach gelegen war, >o«ohl bis dahin, wo sich der Bach um den Kaßberg wendet, al» auch am -kappelmählgraben, nebst Niklasberg und einigen Bärten und Wiesen der Aue, Klostereigenthum. (Niedere Aue hieß in den ältesten Zeiten die später — im 16. Jahrhundert — angebaute Sasse; obere Aue war der Strich unter de« Hüttenberge bi» an Altchemnitz ) Im Jahre >402 verlauste aber der Abt Nikolaus außer anderen «renzäckern in Bablenz, in Bernsdors, in de« nicht mehr vorhandenen Borssendors zwischen Helbersdorf und Kappel und in dem ebenfalls nicht mehr vorhandenen Streitdors zwischen Kappel und Altendorf, auch ten Kappelanger an die Stad», worüber der Kaufbrief in der Richter'schen Chronik noch vorhanden ist, und im Jahr» lbOI ver kaufte Abt Heinrich von Schlemid von dem Riklasberge z»r Führung des Mühlgrabens der neuen Mühle (Niklasmühle) etliche Bärten und Wiesen, welche in der niederen An» unter de« Berge in de- Kloster» Berichten und Fluren gelegen waren, mit Abtretung der Berichte, au des Lhemniver Weich bild» Berichl-barkei« Di» Straße», kolalich auch die Stollberger und Zwickau«, waren schon früher innerhalb des Weichbild«« der Stadt damals Etadteigeu- thmu. Die Ni-tlasgaffe wurde erst sväter (vielleicht erst i« IS. Jahrhundert» angebaut; denn in de« obigen Kaufbrief« do» 1402 wird sie noch nicht er wähnt, es werden vielmehr nur zu Kappel gehörige Bürten angeführt. I, den 20er Jahren bestand diese Vorstadt au» 52 Häusern, worunter eine Schenke, eine Bleiche und da» Petersche Bad, nebst der Nikolaikirche, der Psarrwohnung, dem Schulbau», Gemeinde- und Spritzenhaus, in Allem in 57 Gebäuden. Die Rikolaikirche zwischen der Nikolai- »nd Auevorstadt an der Stvllbergerstraße aus dem Riklasberge gelegen, wurde im Jahre 1487 »rbant. Vorher hatte das Kloster vor Chemnitz dem heiligen Nilla» zu khren «ine Kapelle weiter von der Stadt und wahrscheinlich um di« Zeit erbau', da da» Kloster im I 12SS abgebrannt war. welcheden Anbau von Dorf Kappel vor der Stadtzur Folge batte.—Die Rikolaikirche hat mehrere Zerstörungen «litten: denn sie brannte im Jahre l5I8und 1532 ab, wurde i« Schmalkaldischen Bunde-krie-e IS47 unter den übrigen kirchlichen Bebüuden d« hiesigen Vorstädte mit niederaeriffen und im Jahre 1682 am 18. August bei de« «»rücken der kaiserlichen Kriegs- truppen unter dem General Holk nebst de« Schulgebäude »iedergebraun«. In der jetzigen Gestalt steht ste seit de« Jahre 1S34, in welchem sie unter den damaligen Drangsalen nur uvihdürftig wieder erbaut «nd der Thurm erst später ( ü»2) darauf gesetzt wurde. Der Zahn der Zeit hat auch an dem Bauwerk genagt und muß nun dasselbe «egen Banläuigkeit abgetragen werden. — Die Kirche war nicht groß; Altar, Tausstein und Kanzel sind von Holz, letztere mit biblischen Figuren bemalt. Dir Al'argemälde enthalten in 8 Abiheilunaen unten die Einsetzung des Nachtmahls, in der mittler« erhabenen di« Geburt Christi, in der »beru, den betenden Christus am Oel berg«. Ueber dem Altar war Singchor und Orgel; letzter» wurde erst im Jahre lüSS gebaut und hatte nur 12 Register. Außerdem befanden sich einige alte Epitaphien darinnen, einig« ehemals mit Fahnen, worunter eine eroberte französische und ein Gemälde, Christi Kreuzesabnahme vorstelend. Der Thur« hatte 8 Blocken, wovon die kleinere 2, die mittjere und größte je 4 Zentner wiegen, sie sollen In dem neuen Gebäude wieder «it Verwend ung finden. Obgleich nun diese Kirche in der Borstadt von Lhemnitz liegt, gl .. , . nun auf diese« Berg« nach einigen Terrainabtreibungen eine neue Kirche, der Stadt und der Gemeinde zur Zierde und zur Ehre Botte- entstehen. Da aber Altendors sich eine eigene Kirche und Schönau und Neustadt gleichfalls eine Kirche bauen, so verbleibt nur bei der Nikolaigcnreinde: Kappel, Helbersdorf und der Theil der ehemaligen Nikolaigasse. —* In dem Geschäft eine» au der Martiustraße wohn haften Bäcker» erschien dieser Tage ei» Man« und ersuchte die an- wesende Ehefrau de» Bäcker» ihren Mann zu rufen. Die Frau ent fernte sich zu diesem Zwecke. Al» sie bald darauf zurückkam, bemerkte sie, daß während ihrer kurzen Abwesenheit au» der Ladenkasse ein Füvfmarkstück und ein Dreimarkstück gestohlen worden ««reu. Da eine dritte Person nicht dageweseu war. so konnte nur der anwesende Manu d r Dieb sei«. Der mittlerweile erschienene Bäckermeister veranlaßte auch die Festnahme des Verdächtigen. Noch dar Ankunft des Polizeibeaiuten war der Manu geständig die Geldstücke gestahlen zu haben und gab sie wieder heraus. —* In eiuer Wagenfabrik au der CrusiuSstraße hatte ein Tischlermeister das Unglück mit der rechten Hand in die FraiS- «aschine zu gerathen, wodurch ihm sämmtliche Finger der Hand theil» halb, theil- ganz abgerissen worden find. Der bedaueruswerthe Mau« wurde in dem städtischen Krankenhaus untergebracht — * Bar einigen Tagen ertappte ein auf hiesigem Markte feilhaltender Schuhmacher eine Iran dabei, als sie von seinem Ver- kaussstande weg ein Paar Zeugpantosfelu gestohlen hatte uud damit sich entfernen wollte. Der Schuhmacher veranlaßte die Festnahme der Diebin. Man erfuhr hieraus »nter, daß die Frau schon kurz zuvor von einem andern Berkaussstande eiue Kopshülle gestohlen halte, welche ihr von der Bestohlenen jedoch auch wieder «bgenomme» woideo war. Bei Durchsuchnug der Diebin wurden noch eiue An zahl audrrr B kleidungsgegenftändc vorgefuudeu, welche sämmtlich gestohlen zu haben sie schließlich geständig war. ' Am 3. Dezember Vormittag» war aus eiuer Bodenkammer eine» Hausts a» der AugustuSdurgerstraße ei« Deckbett mit Urberzug im Werthe von 32 Mark gestohlen »ordrn. Nach erstatteter Anzeige hierüber wurde da» gestohlene Bett i« Leihhaus« vorgefunden, woselbst e» für 17 Mark verpsändrt worden war. Infolge der über den Verpfänder erhaltenen Personenbeschrribung lenkte sich Verdacht auf einen schon bestraften jungen Andreher von hier. Der Ver dächtigte wurde bald ermittelt und war ans Vorhalt auch geständig, de» Diebstahl au»geführt zu haben. 8—. Während der Abwesenheit einer in der BiSmarckstraße wohnhaften Frau kam ihr kleiner Sohn auf den Gedanken, den Ösen Heizen zu wollen. Er schritt auch alsbald zur Ausführung seine» Vorhabens, Pfropfte da» Ofenloch voll Hobelspäue und entzündete diese. Nachdem er einige Augenblicke vergeblich ein lustige» Aus flackern de» FeuerS erwartet hatte, öffnete er ungeduldig die Ofenthüre, steckte dabei aber unvorsichligerweise den Kopf so nahe an- Ofenlvch, daß eine plötzlich empor- und zurückschlagende Flamme gierig sein Gesicht beleckte. Der Kuß der zärtlichen Flamme war so „feurig*, daß der arme Junge mit versengten Haaren und Augenbrauen und einigen Brandstellen seinen Uebereifer zu büßen hatte. —v. Die Ehefrau eine- Arbeiters hatte schon seit längerer Zeit sich im Stillen über den Gemahl geärgert, der, obwohl stets pünkt lich um 6 Uhr Feierabend machend, sich doch erst immer um 8 Uhr uud, nach Befinden auch später, nach Hause zu finden vermochte. Unzählige Strafpredigten hatten sich deshalb schon über da» Haupt des Schuldigen ergossen, der. i« Uebrigen durchaus kein heldenhafter Charakter, es doch über sich gewann, diesen passiven Widerstand gegen die Wünsche seiner Gattin fortzusrtzen. Schon manchen Weg hatte sie sich gemacht, um den Frevler „abzufassen* und die „stille Kneipe" ausfindig zu machen, in welcher der Sünder, fern dem heimischen Herde „prägelte*. Das Glück war ihr bei ihren Ent deckungsreisen anfänglich nicht hvld gewesen, gestern aber wurden ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt, indem es ihr gelang, den Sünder zu sttrapiren. Sie hatte sich auch diesmal in der Nähe der Fabrik, in gedeckter Stellung Plazirt und wollte eben ihren Standort ver lassen, da es bereits ein Viertel aus Sieben schlug, als ihr Hermann mit noch zwei Anderen, in lebhaftem Gespräche, ahnungslos, an ihr vorbeischritt Es ging durch mehrere Straßen hindurch, bis man endlich in der ...straße am Ziele war. Vorsichtig sich umschauend schlüpfte das Kleeblatt in die gastliche Halle uud nicht lauge darnach drang zu der außen Wartenden fröhlicher Singsang. Eben hatten sie, nach einer Kunstpause da» bekannte: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" rr. begonnen, als „Mine", wie der Blitz aus heiteren Himmel eiuirat und mit furchtbarer Deutlichkeit erklärte, wa« eS zu bedeuten habe. Die Wirkung der Erscheinung war ein furchtbare, uud die Augenzeugen sind der Ansicht, daß Hermann in Zukunst sich, ohne Station zu machen, unmittelbar nach Hause verfügen werde, damit die von „seiner Mine* angedrohten Maßregeln nicht zur Ausführung zu kommen brauchen. —o. Vorsicht bei der Erfüllung von Weihnachts wünschen! könnte man auSrufen, damit nicht etwa gewünschte Geschenke doppelt oder gar mehrfach gegeben werden. Wenn aber rin und derselbe Gegenstand — fünffach al» Geschenk dienen soll, so ist da» doch et was zu org, abgesehen von dem guten Willen der Geber Ein Chem nitzer Kind, d. h. ein schon etwas große» Kind, wird aber zum be vorstehenden Feste in dieser Beziehung seinem Schicksale nicht ent gehe» können, dasselbe wird sich — wohl oder übel — !ür fünf — Schlasröcke zu bedanken haben. Der betr. ,unge Ehemann äußerte in der beregien Weise seine Wünsche gegenüber der jungen Frau und da» liebe Frauchen ging noch selben Nachmittag» und kaufte für da» liebe Männchen einen prachtvollen Schlafrock. Der Bruder de» jungen Manne» fand nicht» Geeigneteres für de« künftigen Familie». Vater, er ging ebenfalls dieser Tage hin und that desgleichen. Einr Kousine, die bei den Neuvermählten wohnt, vermochte sich nicht» Passendere» für den lieben Kousin zu denken, al» eben einen Schlaf, rock und hat da- berezte Kleidungsstück gleicherweise glücklich geborgen. Die Schwester der jungen Frau, v»u äußerst praktischem Sinne, Hai sich nach reiflicher Ueberlegung gtstern auch für dm Deckmantel de» Negligee» entschieden und die Schwiegermutter, äußerst zufrieden «ft der Aufführung de» Schwiegersöhne» — wa» nicht überall der Ftckl sein soll — hat am verflossenen Sonntage, um de« jungen Ehe manne eine heimliche Freude z« mache«, ein famose» Exemplar jene» Symbol» einer behaglichen Häuslichkeit für blanke 30 M. erhandelt. Betreff» eine» Schlafrocke» ist also für Herrn L. in ansreichender Weise, uud zwar auf Jahre hinan« gesorgt. Wohl bekomm» l —0. Al» Wippchen in Bernau in seinen berühmten Be richten vom Kriegsschauplätze die famose Schilderung de- Ge fechte» zwischen de« Muselmännern und dm Fuselmännern brachte, ahnte rr wohl nickt, daß r« auf dem weiten Erdenrund auch eine« Kampf zwischen Insel- und Dulelmännern geben könne. Er hätte auch eium solchen nach seiner Weise herrlich an» der Feder fließe« l'ssm. Unserer Stadt sollte es aufgespart bleiben, Zeuqe eine» solchen Kampfe- zu sein, der leider in den Annalen der Geschichte der Stadt Chemnitz eine Aufzeichnung nicht finden dürfte. In einer Straße de» nördlichen Bezirks betreibt ein dem Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke nicht angehörigrr Geschäftsmann sine» AuSschrnk feiner uad feinster Liqueure, welche au Tagen, wenn da» Thermometer auf einige Grad Kälte zeigt, von einem ebenfalls dem Wasser nicht huldigenden Publikum sehr gesucht find Bor einige» Tagen ging e» i« dem Liqumr-Lokal recht lustig zu; nur zum Schluffe, al» rS zum Bezahlen kam, klappte r» mit dm Nickeln nicht und ei» Soft, der gerne Kredit gehabt hätte und solchen vom Wirthe nicht erlangen konnte, verflieg sich zu der Aeußernug, der Liqurur sei weiter nichts als Fusel, und der denselben auSschänke, sei ein Fuselmann. Der so Sprechende war aber bereits im Dusel und erhielt sofort von» Wirthe die Bezeichnug „Duselmann" zurück. Dieser kurze Wortwechsel war das Zeichen z» einem Kampfe zwischen beiden, der im Umsehen damit endete, daß der Duselmaun, vom Fuselmann besiegt, da» Weit« suche» mußte! Was würde Wippchen in Bernau dazu sagen? — Ein Aufruf an alle Thierfreunde, der sich in der neue sten Nummer der „Isis* befindet, empfiehlt sich allgemeiner Beach tung Derselbe lautet: Die Zeit de» Gänseschlachte:» ist eingetrete« und mit Grauen denkt jeder Thierfreund daran, wie bei dem leider allgemein übliche» Schlachwrrsahrm di« Thiere langsam «nd qualvoll zu Tode gemartert werden. In Süddeutschland hat man ein andere» Verfahren, welche» schnell, sicher und ohne Qual zu Tode fährt. Die GanS »der Ente wird auf einen Holzblock gelegt und ihr mit einem Hieb der Kopf abgeschlagen. ES ist damit nicht der geringste Nach theil verknüpft; das Thier blutet schnell und vollständig au» und die Zeitersparniß ist, wenn die Gefählseite nebensächlich sei» sollte, recht erheblich. Anch der Käufer würde keinen Anstoß daran nehmen, wen« ihm nur neben dem Gänserumpf da» dazu gehörige Kopfstück mit vorgelegt wird. Ich glaube sogar, daß mau ein schnell und sicher getödtete- Thier lieber kaufen wird, als ein langsam hingemordete». — Bon den Abtheilungen de» Reichstage» sind folgende Wahlen de» Königreichs Sachsen geprüft und als giltig erachtet worden: Auer fär den 17, vr. Braun für den 10., Buddeberg für den 1., Eysoldt für den 8.. Holhmattn für den 21., Kayser für den 22., vr. Tröndlin für den 12. Wahlkreis. — In der Sitzung des Reichstage» am 3. Dezember fand na mentliche Abstimmung über den Antrag de» Abg. vr. Windthorst, die unbefugte Ausübung von Kirchenämtrrn betreffend statt. Von den sächsischen Abgeordneten stimmten für den Antrag de» Zen trums: die Abgg. Auer, vr. Braun, Buddeberg, Eysoldt, Fährmann» Kayser, Reich, Stolle, Viereck; gegen den Antrag: die Abgg. Acker mann, von Carlowitz, Ebert, vr. Frege, Gehlert, vr. Hartman«, Hartwig, Klemm, Merbach, Penzig, vr. Tröndlin. Beurlaubt war A»g. Holtzmann, entschuldigt Abg. Güncher, ohne Entschuldigung fehlte Abg. Geiser. E« haben somit 11 sächsische Abgeordnete gegen den Antrag, 9 für denselben gestimmt. — AuS Leipzig wird geschrieben: „Als Borspiel zu den in nächster Woche beginnenden Verhandlungen beim Reichsgericht gegen die Betheiligten des geplanten Attentates aus dem Niederwald hatte sich gestern Abend auf Grund einer angeblichen aus Elberfeld rin- gegangene« Depesche da» Gerücht verbreitet, es sei von Seiten der Anarchisten ein Anschlag gegen die hiesigen Gerichtsgebäude beabsich tigt, man Wolle dieselben in die Luft sprengen oder in Brand stecke«. In davkenSwerther Weise — zumal in Anbetracht der Anwesenheit Sr. Majestät de» Königs, welcher das in der Nähe der GerichtS- g-däude befindliche neue Konzerthaus besuchen will — find vo« Seiten der Polizeidirektio» größere Sicherheitsmaßregeln in der Weise ge raffen worden, daß man im Innern der betreffenden Ge bäude mehrere Militärposten aufgestellt hat, welche des Nacht- wesentlich verstärkt und durch häufige Patrouillen in der Umgebung der Gebäude unterstützt werden. So lebhafte» Interesse die Vor nahme der genannten Maßregeln beim hiesigen Publikum auch er wecken muß, so stützen sich dieselbe» seiteu» der Behörden an scheinend nicht ans Thaisachen. * — Daß e» immer noch Menschen giebt, die sich von dem ersten besten Gauner betrügen lassen, wenn auch seine Manöver noch so plump angelegt sein sollten, zeigte sich, so theilt die „Leipz. Ztg." mit. jüngst wieder in einem besonder» charakteristischen Falle. Zwei polnische Grubenarbeiter, die aus der Gegend von Altenburg, wo sie in Arbeit gestanden hatten, in Leipzig angekommen waren, schleuderten in der Stadt herum und trafen dabei einen unbekannten Menschen, anscheinend gleichfalls Handarbeiter, der sich ihnen anschloß uud ihnen die Merkwürdigkeiten der Stadt zeigte. Dabei horchte er ste aber gehörig aus, und als er erfuhr, daß sie beide hübsche Ersparnisse bei sich hatten, fragte er sie plötzlich, ob sie ihm nicht einen Hun lerimark- scheln wechseln könnten. Sie erklärten sich gern bereit dazu, nahmen von ihrem Begleiter einen Hundertmarlschein entgegen und händigten ihm dafür den gleichen Betrag in Gold- und Silbennüuzen au». Äls der Unbekannte sich daraus sogleich entfernt hatte, besahen sie sich die erhaltene Banknote näher uud entdeckten zu ihrem Schrecken, daß sie eine sog. „vlüche", die Nachbildung einer Banknote, wie solche nicht nur von Bauernfängern und dergl. Leuten geführt, sondern leider auch von Geschäftsleuten jetzt zu Reklamen, Gratulationen rc. häufig verwendet werden, erhalten hatten. Der Gauner war nun freilich schon über alle Berge. — Die „Dresdner Nachr.* schreiben: Szenen übelster Art haben sich am Sonnabend Abend auf der äußeren Bautznerstraße und in der Gemeinde Weißer Hirsch abgespielt. ES verlautete schon vorgestern etwa- davon in Dresden, doch ist uns erst gestern die Wahrheit der ganzen Affaire versichert worden. Es war zur Zeit, als die Fabrikarbeiterinnen und Arbeiter aus der Scherbel'schen Kartonnagenfabrik von der Arbeit nach Hause gingen, als von Loschwitz kommend ein Trupp sehr erregter Rekruten unter Führung zweier Chargirten an der Mordgrundbrücke mit den Fabrikleuten zusammen traf, bei denen sich viel junge Mädchen befanden. Im Augenblick war die Verwirrung fertig. Die Soldaten geriethen wegen der Mädchen mit deren Begleitern iu's Handgemenge, einige Mädche» 1
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