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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188412204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-20
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.12.1884
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Gh«»«itze» Auzeis«» ««» Gladtd»»«. Skr. LV8. Sonnabend, 20. Dezember 1884. Seite 2. — Dl« Sammlung diplomatischer Aktenstück« über kolouialpoli- tische Bestrebungen ist noch nicht abgeschlossen; es sollen noch zwei Fortsetzungen über die Süds««, davon eine speziell über die Fidschi- üsel«, «»»gegeben werden. — Bezüglich der Verhandlungen über da» Postsparkasse« Gesetz i« BnndeSrathe wird noch Folgendes bekannt: Baiern hatte bekanntlich sich ans seine Reservat,echte gestützt und beantragt: »Diese» Gesetz findet ans Baiern keine Anwendung." Dieser Antrag fand di« Zustimmung de» BnndeSrath». Die Annahme seiten» Warten,, berg» erfolgte unter den bekannten Borbehalten Mecklenburg Schwerin, M«klevdurg Strelip und Reich älter« Linie erklärten sich lebhaft gegen den Entwurf, »eil die Sparkaff«« zu sehr dadurch benachteilig! würde«. Am entschiedensten plaidirte Sachsen gegen da» Besetz, von «irthschaktlichem und finanziellem Standpunkte au». Sachsen bean tragt« die einfache Ablehnung, fand dabei aber keine Unterstützung. Der höchste Satz der Sparkasseneinlagen wird auf 8i 0 Mk. bestimmt La» Gesetz ist bekanntlich in erster Lesung angenommen. Dagegen stimmten Sachsen, die beiden Mecklenburg und Neuß ältere Linie Baiern enthielt sich der Abstimmung. — Die kirchenpolitilchenHäkeleien zwischen Herrn von Schlözer und dem Kardinal-Staatssekretär Jacobini sollen, nach dort um lausende« Gerüchten wieder einmal zu einer besonderen Verwickelung geführt haben. Man erzählt, beide Herren hätten einander borge Warfen, mit wissentlicher Hinterhältigkeit zu Werke zu gehen, und Herr von Schlözer soll, wenn da» „Berk Tgbl" recht unterrichtet ist, unter dem 9 Dezember über gewisse Aeußerungen de» päpstlichen Staatssekretär» Bericht «ach Berlin erstattet haben. Wie erinnerlich, war die wissentliche Hinte, Halligkeit auch einer der Vorwürfe, die Herr V. Schlözer iw seiner nachträglich abgeleugnrten Unterhaltung mit de« römischen Berichterstatter des „Hamburger Correspondenten" gegen die päpstliche» Diplomaten erhoben haben sollte. Er darf na tttrlich nicht Wunder nehmen, daß die Verhandlungen sachlich auch «och nicht um ein Jota vorwärts gekommen sind. Die Kurie be- harrt bei ihrer Weigerung, die Maigesetze anzuerkennen, versichert aber fortwährend, daß sie nicht abgeneigt sei, andeiweite wichtige Zuge ständnisse zu gewähre«, von denen mau gleichwohl nicht» zu sehen ^bekommt. — An da» preußische Abgeordnetenhaus ist eine Bitt schrift aller akademisch gebildeten Lehrer (auch der Direktoren) von de» höhere« Lehranstalten Preußen» ergangen, des Inhalts: 1) den akademisch gebildeten Lehrern aller Gymnasien, Realgymnasien, Ober- Realschulen. Progymnafiev, Prorealgymnasien und Real- oder höheren Bürgerschule« dasselbe Durchschnitt»- oder Maximalgeholt sowie den selben WohnungSgeldzuschuß zuzubilligen und ihnen denselben Rang zu ertheilen» wie den Richtern 1. Instanz; 2) die oben bezeichnet«« Lehrer an höheren UnterichtSanstalten nicht königlichen Patronats durch ein Gesetz denen an staatlichen Anstalten gleich zu stellen, ins besondere auch hinsichtlich de» Wohnungsgeldzuschusses. der Pension- berrchtigung und der Zulassung zur Reliktenkasse. Der Pe itiou ist «ln« Denkschrift zugefügt. Eine Eingabe gleichen Inhalts ist an den Kultusminister gerichtet worden. — — Die „Nordd. Allgem " schreibt ösfiziöS: Bezüglich West- Afrika» gehen de« Auswärtigen Amte gegenwärtig aus allen Ge genden Deutschland» zahlreiche Gesuche der mannigfachsten Art zu E» wird theils um Belehrung und Auskunft über die dortigen Ver hältnisse, theil» um Beförderung nach den unter deutsche Oberhoheit gestellten Gebieten gebeten, besonder- häufig aber sind Gesuche um dienstliche Anstellung und Verwendung daselbst. Demgegenüber theilen wir mit, daß da» Auswärtige Amt unter den gegen wärtige« Verhältnisse« außer Stande ist, derartige Gesuche zu berücksichtigen oder im Einzelnen zu beantworten. Anträge und Wünsche der erwähnten Art können bisher nur von den Handels häusern beantwortet werden, welche zur Zeit Niederlassungen in den «nt« deutschen Schutz gestellten Gebieten in Westafrika besitzen — Bei der zu Danzig am 17. Dezember stattgefundeneu Reichstag-Wahl erhielt der Kandidat der Deutschfreisinn gen, Herr Schräder, 8130 Stimmen und der konservative Kandidat, Herr v. Erusthausen» 5980 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt. — Prozeß wider Reinsdorf und Genossen. — In der gestrigen Verhandlung wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Verschiedene Depofilionen sind völlig ohne Belang. Wir wollen au» densewr» Folgendes hervorheben: Zeuge Färber Külpmann aus Bar men vermag in Betreff eine» an seine Adresse gelangten Brieses, unterzeichnet „Der Ausschuß der sozial-revolutionären Partei in New Kork", nicht» anzugeben, er will vorher an keine Person in New- Uork rin Schreiben gerichtet haben. Zeuge Polizeikommissar Golt- schalk au» Elberfeld theilt mit. in welcher Weise Rupsch ihm das Gestäudniß über das Niederwald Denkmal gemacht hat. Rupsch hat diese» Gestäudniß ganz freiwillig gemacht und schon damals bestimmt versichert, er habe die Zündschnur durchschnitten. Angeklagter Reins dorf will vom Zeugen wissen, ob er davon Kenntniß gehabt, daß die Arbeiter in Barmen und Elberfeld viel Dynamit in ihrem Besitze hätten. Zeuge: ES sind in der Umgegend der beiden Orte eine Anzahl Steinbrüche vorhanden und die Steinbrecher wenden bei ihrer Arbeit oft Dynamit au. Dann kommt es wohl auch vor, daß die Weber meiste», wenn sie in ihren Häusern Brunnen anlegen, Dynamit verwenden. Zeuge Buchbinder Höcke aus Barmen kann die Angeklagten Rupsch und Küchler nicht mit Bestimmtheit als diejenigen Personen bezeich nen, welche zu der betreffenden Zeit Zündschnur bei ihm gekauft haben. Zeuge Bürgermeister Alberti aus Rttdesheim giebt Auskunft über die Wirkungen der Explosion an der Festhalle in Rüdesheim am Abend der Denkmals Enthüllung. Die amtliche Besichtigung habe ergeben, daß an der Hinteren Wand eine Vertiefung ausgehöhlt war, von welcher au», uumittelbar an der Wand, die Explosion statt gefunden hatte. Zeuge bemerkt, er hätte schon früher einmal eine Dynamit-Explosion gesehen und sofort sei ihm der Gedanke gekommen, daß hier Dynamit verwendet worden sein müsse. Der angerichtete Schaden habe sich auf mindesten» 400 Mart belaufen, lieber den Attentäter habe sich lange Zeit nicht da» Geringste ermitteln lassen, der Verdacht gegen zwei Eisenbahnarbeiter habe sich als unbegründet herausgestellt und erst in neuerer Zeit hätten sich zwei Zeugen ge meldet, welche gesehen haben wollen, nach der Explosion sei ein schlanker Mensch hinweg gelaufen. Zuerst glaubte man, es habe den Wirthen in der Festhalle von einem mißgünstigen Kollegen ein Schabernack gespielt werden sollen, dann hieß es, ein fortgejagier Kellner sei es gewesen. Zeuge hat angenommen, daß die Explosion durch ein« gewöhnliche Dynamitpatrone, wie sie in Bergwerken Verwendet wird, anSgeführt worden sei, und bemerkt, es habe nicht festgestellt werden können, daß in den Brettern, Pfosten u. s. w, nach der Explosion Bleistückchen enthalten gewesen, von hohe« Interesse ist die Vernehmung de» Sachverständigen Major und Kommandeur de» Rheinischen Pionier-Bataillon» Nr 8 Pagen- stecher zu Eoblenz. Derselbe, befragt, welche Wirkung da» Txvlodiren de» unter den Wasserdurchlaß auf dem Wege nach dem Niederwald gelegten Dynamit- auf einen grade in dem betreffenden Augenblick darüber hiuwegfahrenden Wagen und die darin befindlichen Personen anSgeübt haben würde, erklärt: Ohne Zweifel würden diese Personen in allerhöchstem Maße gefährdet gewesen sein. Die Steinplatten der Drainage würden mit dem Kies, der Erde rc. mindestens 3 Meter hoch strahlenförmig emporgeschleudert worden sein und da» Leben der im Wagen sitzenden Personen gefährdet haben; dies würde auch ^«getreten sein, wenn da» Dynamit nicht gerade ganz genau in der Mitte de» Wasserdnrchlasse» gelegen hätte. Mau kann allerdings den Zeitpunkt, in dem die Explosion «riolgt, nicht auf dir Sekunde berechnen, trotzdem daß die Zündschnur sehr regelmäßig zu brennen pflegt. Nach den vor- genommenen Messungen haben sich I'2 Pfund Dynamit in der Flasche befunden. Auch wenn kein Blei dabet gewesen wäre, würde die Wirkung oer Explosion dieselbe gewesen sei«. Senn übrigens die Flasche oder Kruke 9 Pfund gewogen hat, dann muß etwa» Blei mit darin gewesen sein. Hätten sich in de« dnrch die Explosion an der Festhalle betroffenen Borrathsraum in dem Augenblick, in dem dir E plosion erfolgte, Menschen befunden, dann wären dieselben auf das Arußerste bedroht gewesen. Die getheerte Hanfzüudschnur. welche bei dem Attentat auf dem Niederwald verwendet worden, war durch ihre äußerliche Beschaffenheit gegen die gewöhnliche Feuchtigkeit geschützt. ZeugeSattlermeister Fellbecker au»Barmen: Rapich hat bei mir längere Zeit gearbeitet und anfänglich habe ich keinen Grund gehabt, mit ihm unzufrieden zu sein; ich bemerkte jedoch eine» Tages, daß er Anhänger der sozialdemokratischen Ideen sei und habe dann später entdeckt, daß er mich bestohlen hatte. Ich habe ihm DaS vorgehalten und gesagt, das verdanken Sie wohl den Sozialdemokraten, worauf er mir bemerkte: „Ja, sie haben mich verführt I" Rupsch setzte hinzu, er wolle mit den verdammten Kerls nicht» mehr zu thun haben, ich aber erklärte ihm, ich könne ihn unter solchen Umständen nicht mehr behalten und entließ ihn. Zeuge Schneidermeister Eramer in Bar men: Küchler kam zu mir, um eine Wohnung zu mictheu, und zwar trug er dabei da» Gesangbuch unter dem Arm. Küchler miethcte die Wohnung; ich erfuhr einige Zeit nichts weiter vou ihm, bi» ich end lich merkte, daß er doch nicht der Kirchengänger war, für den er sich auSgab. Küchler erhielt viel Besuch, «» wurde bei ihm dann und wann gezecht, ich habe die Leute aber, die bei ihm verkehrten, bis auf einen Einzigen, Holzhauer, nicht gekannt. Als er sich wir zuerst mit dem Gesangbuch in der Hand vorstrllte, sagte er mir, das wäre ihm das Allerhciligste, das hätte er von seiner Mutter gelernt; in dessen später, als ich ihn einmal auf dem Hofe bei einem Gespräch betraf, hörte ich von ihm die Worte, daß er an Nicht» glaube. An- gell. Küchler bestreitet diese Darstellung in sehr erregter Weise und bezeichnet die Behauptungen des Zeugen Cramer al» Erfindung. Dem Zeugen Färber Böllhof aus Elberfeld wird ein an ihn ge richteter Brief au» New Uork mit l00 M. Inhalt vorgelegt, worin die allgemeine Bemerkung steht: „Wenden Sie es im Interesse unserer Sache so gut an, als Sie können." Zeuge erklärt, er wisse nicht im Geringsten, wie er zu dem Brief und dem Geld komme, er könne nur sagen, daß er Palm einmal auf dessen Ersuchen seine Adresse gegeben habe. Er wisse absolut nicht, wer das Geld ge sendet habe. Zeuge Weber Schiebeck au» Elberfeld: Von Rein», dorf habe ich einmal die Aeußemng vemommen, er werde eine große That ausführen und den Zürichern einen Streich spielen, ganz Deutschland werde an ihn denken. Ich weiß, daß Reinsdorf immer einen schweren Revolver bei sich trug, auch sah ich einmal in seinem Besitz eine Flasche mit Schwefelsäure. Reinsdorf: Sind Sie Sozialdemo krat? Zeuge: Ich war es, jetzt gehöre ich keiner politischen Partei an. Reinsdorf: Haben Sie diese Aussage freiwillig gemacht? Zeuge: Ja Es entsteht nun die Frage, nachdem alle Zeugen abgehört find, ob die Zeugen Palm und Bestweber zu vereidigen sind. Die Reichs anwaltschaft erklärt, kein Bedenken dagegen zu haben, Herr Vertheidiger Justizrath Fermer protestirt dagegen, da im Verlaufe der Verhand lung Momente zu Tage getreten seien, welche, insonderheit Palm, der Theilnahme als verdächtig erscheinen lassen. In diesem Sinne entscheidet sich auchf der Gerichtshof und es findet demnach die Ver eidigung von Palm und Vestweber nicht statt. Im Laufe der Nach- mittagssitzung gelangt noch eine Reihe von Schriftstücken, namentlich Artikel au» der „Freiheit" (ein solcher ist betitelt: „Wissenschaft und Praxis der Sprengstoffe") zur Vorlesung. Selbstverständlich ist der Inhalt dieser Schriftstücke solcher Art, daß er sich nicht wiedergeben läßt. Nachdem sämmtliche Schriftstücke verlesen find, fragt der Präsident, ob noch irgend welche Anträge gestellt werden. Da da» v»n keiner Seite g-schieht, so erklärt der Präsident die Beweisauf nahme und die Sitzung für geschlossen. Heute früh 9 Uhr haben die Schlußvorträge begonnen. Werde» dieselben an diesem Tage beendet, dann dürfte vielleicht am Montag die Verkündigung des UrtheilS erfolgen. Oesterreich-Ungarn. Zum Kapitel der Anarchistenbewegung auf österreichischem Boden wird der „N. Fr. Pr." au» Wiener-Neu stadt vom 1b. d. M. geschrieben: „Man hat bisher die verschiedenen geräuschvollen Demonstrationen der Anarchisten, die wenig oder keinen Schaden verursachten, sttr bloße Buben streiche gehalten; es scheint jedoch, daß mehr dahinter steckt, wenn man dem, was allenthalben in der Stadt erzählt wird, Glauben schenkt. Der zweimalige Einbruch in das Pulvermagazin der Firma Lasnauslq und der Dynamit diebstahl in einem benachbarten Orte habe» die Behörden zu doppelter THLiig- keit angespornt, welche nun doch auf die richtige Spur gesührt hat. Im Laufe der letzten Tage wurden sechs Arbeiter verhaftet, die zu den erwähnten Vorgängen in naher Beziehung stehen sollen. Die eifrig betriebenen Durch suchungen haben auch bereits Erfolg gehabt. In einem Fabriksmagazine wurden gesunden: eine gläserne Bombe, noch ungefüllt, ein mit Sprengstoff geladener und mit einem Zünder versehenes Gasrohr, sowie zwei Kilo Dy namit. In dem Barten eines Werkmeisters der hiesigen Lokomotiv-Fabrik entdeckte man >4 Kilo Dynamit, welche daselbst, wie wir hören, ohne Wissen des Eigenthümers vergraben worden waren. Auch dem gestohlenen Pulver scheint man auf der Spur zu sein. Von Laibach kam die Anzeige, daß dort eine mit Pulver gefüllte Holjkiste saisirt wurde. Die Kiste war in einem Eiscnbahnwaggon versteckt, der mit Fohnsdorser Kohle beladen war. Die hier umlausende» Gerüchte sind zum Theil sehr übertrieben. So heißt es z. B, die verhafteten Arbeiter hätten geplant, die Pfarrkirche während der Christmesse, wenn dieselbe ganz von Menschen «»gefüllt sein würde, in di« Lust zu sprengen. Daher rührt zum großen Theil die Aufregung unserer Stadt. Man fragt sich besorgt, ob nicht noch irgendwo Dynamit versteckt sei. Seit einigen Tagen patrouillirten die ganz« Nacht hindurch unsere Sicherheitswache und Militär in den Gaffen und Straßen." Frankreich. Eine Depesche des Generals Briöre de l'JSle vom 17. d. meldet, 2000 bis 3000 Chinesen seien von den Bergen herabgestiegen, um ein Dorf, welches acht Kilometer nordöstlich von Chu liegt, anzugreifen Ein Theil der Besatzung, welche aus der Fremdenlegion und aus toukinesischen Scharsschützen besteht, sei den Feinden entgegengegangen, habe dieselben zerstreut und ihren beträchtliche Verluste beigebracht. Die Franzosen hätten 24 Todte und Verwundete. England. Wie aus Jarmouth gemeldet wird, hat die Re gierung beschlossen, gegen die Eigenthümer dreier Fischerboote, Roß, Preston und Cvalk, wegen SeeraubeS auf hohem Meere und inkbe sondere wegen Beraubung des deutschen Schiffes „Dietrich" am 29. Juli d. I. in der Nähe der holländischen Küste die gerichtliche Unter suchung einleiten zu lassen. — Die „Times" veröffentlicht einen Brief Stanleys vom 13. d. an einen Korrespondenten in Manchester, in welchem er den Forderungen der Franzosen am Kongo entgcgentritt und dringend ver langt, daß die Mächte das Gebiet der afrikanischen Assoziation sicher sten««. Die Assoziation wäre ruinirt, wenn nicht die Frage zwischen ihr und Frankreich vor dem Schluffe der Konferenz geordnet würde Die „Tim-s" spricht sich ihrerseits für die Forderungen Sianleys aus und meint, daß Deutschland sicher dahin streben werde, die über triebenen Forverungen einer jeden Macht herabzumindern. Egypten. Kairo. Der „BoSphore Egyptien" veröffentlicht einen vom 27. Oktober datirten Brief des Olivicr Pa in über besten Besuch beim Mahdi. Nach einem 30!ägigen Marsch mit zwei Beduinen, so erzählt Pain, sei er in die Nähe von El Obeid ge kommen und von berittenen Sudanesen nach Melpaß gebracht, wo er seine EinführungSbriefe überreichte Als er zum Mahdi kam, lächelte dieser freundlich und reichte ihm die Hand. Mr. Pain bemerkte, daß der Griff ein anderer als der bei Moslemin übliche war und sagte: „Ich bi« kein Christ; ich wurde früher Olivier Pain genannt, heute ist mein Name ..... nachdem ich Moslem geworden bin." Der Mahdi sagte: „Vielleicht bist du MoSlim geworden, nur um sicher zu mir zu kommen. Wenn so, nimm wieder deine eigene Religio» an; ich will keinen mit Gewalt zum MoSlim machen." Worauf Pai» erklärte: „Ich bin ein guter MoSlim und bete dreimal jeden Tag." Der Mahdi erkundigt« sich nach dem Zweck seine« Kommen» und warum die Franzosen gegen Arabi gewesen feien. Der Mahdi habe sich sehr erfreut über die Unterredung gezeigt und Pain ei« kleine» Hau» zum Wohnen angewiesen. Drei Tage darauf seien sie dann zusammen in die Gegend von Khartum gereist, wo sie sich noch de» finden. — E» ist auffällig, daß Herr Pain nichts über da» Schicksal der Genossen de» General Hick», der österreichischen Nonnen und an derer in Gefangenschaft de» Mahdi gefallenen Europäer zu berichte« weiß. Diese» läßt die ganze Erzählung etwa» verdächtig erscheine». 2 o k a t e » Chemnitz, l». Dezember 188». —i. Wie frech mancher Dieb bei AuSüvung eine» Diebstahl» oft zu Werke geht, zeigt rin Borkommuiß, welche» sich am gestrige« Abend auf der kleinen Brüdergasse ereignete. Einem die ge nannte Gaffe entlang gehenden Herrn wurde nämlich von einer hinter ihm einherschreitenden Person plötzlich die Wintermütze vom Kopfe gerissen, worauf sich die Person im eiligsten Laufe von der Stelle entfernte. Ehe der seiner W ntermütze beraubte Herr sich z« fasse« vermochte, war der freche Dieb längst seinen Augen entschwunden. 0.— Die schönen Tage von Aranjuez find nun vorüber, sagte sich dieser Tage ein in einem hiesigen Geschäft Angestellter. Er hatte auch allen Grund, diese klassi che Aeußemng zu thun; war doch die Jungfer Köchin bei der Herrschaft, woselbst er in Dienst stand, ganz und gar für ihn eingenommen, und hatte sie doch, auf Gegen liebe rechnend, ihm so Manches zukommen lassen, Was er audernfall» für sein Geld sich hätte kaufen müssen Am vergangenen Sonntag hatte nun die gute Jungfer Köchin ihren Ausgang und hoffte auf die Begleitung ihres Angebeteten. Dieser hatte sich jedech zeitig am Nach mittag aus dem Sspube gemacht, und amüsirte sich mit einer andern, schöner» und jüngeren Vertreterin de» weiblichen Geschlechtes im „Elysium". Hier traf die verschmähte Köchin den Liebling ihre» Herzens und machte ihm bittere Borwürfe, die dem Abtrünnige» um somehr zu Herzen gingen, als der erfolgte Bruch zwilchen ihm und der Holden auch das Aufhören der diversen „Liebesgaben" i» Ge folge haben mußte. DaS ist denn auch thatsächlich geschehe» und so ist der Seufzer des nunmehr Ungeliebten ganz gerechtfertigt. — Mit Beginn der Weihnachtsferien wird auch Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August in Begleitung des Major» von der Planitz am nächsten Sonnabend in Dresden eintreffe», um die Ferien im väterlichen Palais aus der Langestraße zuzubringm. — In Dresden wird folgende Adresse an den Reichskanzler Fürst Bismarck ausgelegt: „Die Unterzeichneten fühlen sich, an gesichts der tiefbeschämeuden Haltung einesTheileS desReichs- tages in der Budgetdebatte vom 15. cr , betr. da» Auswärtige Amt, zu der Erklärung gedrängt, daß sie sich vou der kleinlichen Opposition, die man Deutschlands großem StaatSmaune und seinen unerhörten Erfolgen machte, mit volle« Entrüstung abwenden und rin dankbares unbedingtes Zutrauen hegen in die zielbewußte patriotische und mächtige Politik Eurer Durchlaucht. Was diese zu Deutschlaud» Ehre und Bortheil erreicht hat, ist weit größerer Opfer Werth, als die Opposition vom 15. Dezember zu verweigern sich nicht geschent hat. Wir protestiren zugleich, daß in diesem Falle die Majorität die An sichten und Gefühle des deutschen Volkes vertreten habe." — Unter dem Namen „Allgemeiner Kirchenfond» der evangelisch.lutherischen Landeskirche" ist mit Geuehmig- ung der in Lvaoxvlieia beauftragten Herren Staatsminister die schon zeither von dem evangelisch-lutherischen Laudeskonfistorium »»ter der Bezeichnung „allgemeiner Kirchenfonds" verwaltete VermögeuSkaffe zu einer selbständigen kirchlichen Stiftung erhoben und von de« kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts mit de« Rechte» einer juristischen Person ausgestatlet worden. Diese Stiftung wird vo« dem Landeskonsisiorium auch ferner verwaltet uud nach außen von dessen jedesmaligem Präsidenten bezw. dessen Stellvertreter vertreten werden und soll dazu dienen, in allen denjenigen Fällen, in welche» die nöthigen Mittel aus Staats-, Kirchgemeinden, Kirchen- und andere« Kassen nicht oder nicht vollständig ausreichen, auch fernerhin die Interessen der Landeskirche zu fördern. — In Kleinelbersdorf bei Lohmen wurde der als Baum lieferant weit und breit in Sachsen bekannte Gartennahrungsbesitzer Fürchtegott Grötzschelin einem Wasserloche seines vormaligen Grund stückes ertränkt ausgefunden. Bevor er sich ertränkt, hatte er sich a» den Händen und am Kopfe mehrere Schnitte beigebracht. Der Be treffende hat den Tod infolge zerrütteter Vermögensverhältniffe gesucht. — Eine eigenthümliche Art von Strike, der man selbst in unserer Zeit, in welcher doch die Arbeilseinstellungen gang und gäbe geworden find, die Neuheit nicht absprechen kann, wurde jüngst in Wurzen, und zwar in Form eines Kinderstrikes in Szene ge setzt. Die dortige Stadtmühle beschäftigt als Erbsenleser eine größere Anzahl Kinder, die während ihrer schulfreien Zeit jährlich je bi» gegen 60 Mark verdienen. Dieser Verdienst erschien mehreren 12> bis 14jährigen Knaben zu gering uud sie planten einen regelrechten Strike. Etwa fünfzig derselben zogen in einen nahen Wald, um dort „Versammlung" abzuhalten. Dnrch de« dazukommenden Direkt»« wurde die Abhaltung dieser Versammlung verhindert und die streik- lustige Kinderschaar zur Wiederaufnahme der Arbeit veranlaßt. Vermischtes. — Pierre Giffard, Redakteur am Pariser „Figaro", hat der Enthüllung des Niederwald-Denkmals beigewohnt und schildert in seinem Blatte anläßlich des Leipziger AnarchistenprozeffeS den Eindruck, welchen das damalige Erscheinen des Kaisers u»d be» Kronprinzen auf ihn gemacht hat. Er spricht (für einen Franzose» aller Ehren Werth) seine Genugthuung darüber aus, daß da- Schick sal die Verübung eines schmachvollen Verbrechens verhindert hat, indem es Gras und Blätter, Zündschnur und Pulver feucht werde» ließ, den, jene» Verbrechen zu vollführen, sei „erschrecklich einfach" gewesen. Giffard hatte sich nicht sofort in das von den Truppe« um das Denkmal gebildete Carrü begeben, denn er wollte de« Ka ser erst an sich vorüber passiren lassen und sich „durch eigene Anschauung davon überzeugen, wie der Souverain bei solche» Ge legenheiten durch fein Volk und feine Polizei beschützt würde." ,J« der That", heißt eS dann weiter, „die Fahrstraße, welche man eigen» für die Gelegenheit eröffnet hatte, war erst ganz frisch mit Siesel« und Sand be>chüttet worden. Der sündfluthliche Regen vom Abend vorher hatte ihn vom Fuße des Berge» bis zum Gipfel durchweicht» sodaß die Pferde in einem wahren Schlamm wateten. Der Weg glich einem Strome von Chokolade. Die Langsamkeit de» Zuge» nahm zu, je höher derselbe kam. Vier- oder fünfhundert Schritte von dem Gipfel des Berges entfernt, sah ich vor mir die kaiserlich« Equipagen eine nach der ander« vorüberfahren und zwar in einer Art Hochwald, der vom Herbste noch nicht entlaubt war. Der Marschall Molkte, der Kaiser und sein Sohn erschienen ohne Sol daten, ohne Eskorten, in offenen Kaleschen. Ich stand aufrecht auf einer mit Gestrüpp bedeckten Böschung, in, meiner Nähe war Nie mand- Die Menge fing erst in einiger Entfernung an. Und lch allein auf der an der rechten Seite ganz durchweichte» Bösch«»»
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