Suche löschen...
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 26.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188409264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungChemnitzer Anzeiger und Stadtbote
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-26
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 26.09.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ghe««itzrr' «»-ei,»» ««» Stadt»«»«. »r». SS7. Freitag, 26. September 1884. Seit, 2. Großartig find di« Leistungen, welche hier der menschliche Er- findungSgeist im Benin mit den Fortschritten der Technik und zäher Ausdauer vollbracht hat. Auf der Ostseite de» Tunnels ist r» namentlich da» kühne Hochbavpiojekt der Trisanna-Thalbrücke, welche» Bewunderung erregt. Die eiserne Brücke führt in einer Höhe von 8S Metern, gestützt auf zwei, 88 bezw. 88 Meter hohe gemauerte Pfeiler mit einer lichten Weite von 120 Metern, über den losenden Bttgstwm. Jeuseil» d«S Tunnel» aber, an der westlichen Seite der vaül im Klosterthal, der Alsenz entlang, setzen die riesenhaften Stütz- uud Echotzwaneru der in mehrfacher Thurmhöhe au den Berglehnen sich hinzieheudeu, beim Blick in die Tiefe Schwindel erregenden, gegen Lawinenstürze, Steinfälle uud Gerölle kunstvoll gesicherten Bahnlinie in immer neue» Staunen über die enormen Leistungen der Ban- und Jogeoieurkunst. Erst wenn der Reisende die Thalsohle der Alsenz und bald darauf der au» dem Montasuu kommenden Jll bei Bludenz und damit den Endpunkt der vor wenigen Tagen neu i» Betrieb gesetzten Bahnstrecke erreicht hat, kann er sich mit Be ruhigung wieder von den Werken der Baukunst dem Genüsse der Herrlichkeiten de, Natur zuwenden, die allerdings auf der ganzen Linie von Innsbruck durch da» Oberinathal, wie durch di« Thal- schluchteu der Trisaona und Rosanna. sowie jenseits des Tunnels von Longen über Slösterle, Danöfeo, DalaaS, Hintergasse nnd Praz bi» Bludenz Aug' und Srmüth erheben nnd in den milderen Land schaften an der Jll uud am Bodeusee noch überreich und auf'» An- Genehmste beschäftigen. Der Arlberg ist kein einzelner Berg mit wolkenumhülltem Gipfel, sondern, gleich dem Gotthard, ein ganzer GebirgSstock, welcher al» Fortsetzung der rhätischrn Alpen von Süden nach Norden zur Algäu.r Bergketie zieht und das Land „Bor dem Arlberg- von Tirol trennt. Len 1800 Meter (genau so hoch wie der Siigi) über dem Meere sich erhebenden Paß umsteht eine Reihe von hohen Bergen, doruwer di« Kuchenspitze <3168 Meter . Die Einsattelung, ein 4 Kilometer langes, fast ebenes Hochplateau, zieren mehrere kleine Seen, deren größter Herma See heißt, und das auS einer Kirche und einem Gast hause bestehende Hospiz St. Christoph. Diese Ansiedelung wurde im Jahre 1388 von Heinrich Findelkind gegründet, der bei einem ge wissen Jakliu auf Schloß Arten (Ueberrcin) sieben Jahre als Knecht diente und daS Lieh im Sommer aus dem Arlberg hütete Gegen wärtig gehört S. Christoph einer Dynamit-Gesellschaft ans München, die l icht weit davon entfernt, am Majensee, eine Dynamit-Fabrik anlrgen ließ, deren Leiter zugleich Gastgeber ist. Den Arlberg haben wahrscheinlich schon die Römer, welche in der Nähe Stationen an legten, unter Drusu» al» Uebergang benutzt. Viele Jahrhunderte später, im Herbst de» Jahres 1414, bewegte sich ein gar stattlicher Aug diesen steilen Saumpfad hinan; Herzog Friedrich von Oesterreich (spoltweise „Friede! mit der leeren Tasche- genannt, der das goldene Dachcl in Innsbruck erbauen ließ) führte mit einer Reiterschaar den Papst Johann XXlll. über den Paß nach Konstanz, wohin er ihm sichere» Geleit durch Tirol zum großen Kirchenkonzil verheißen halte. I« Hospiz St. Christoph rastete der Zug, und hier war eS, daß Johann XXIII , als man ihm die Richtung augab, nach welcher Konstanz lag, ahnungsvoll äußerte: „Dort also ist die Grube, in der man Füchse sängt.- Schon in den frühesten Zeiten benutzten die Kaufleute aus Augsburg uud Nürnberg neben dem Brenner auch den Saumweg über den Arlberg zum Transport ihrer Waareu aus Italien. Im 17. Jahrhundert wurde eine von Tirol hersührende Landstraße über den Berg erbaut. Jetzt, nachdem die moderne Technik die Urberschrritung des Passes unnöthig gemacht hat, wird da» Hospiz St. Christoph wahrscheinlich zur Hochalprn-Srnnerei herabsinken. Die Lokomotive rollt heute tief unten aus glatter, sicherer Bahn durch den altehrwürdigen Berg, und der Reisende, den bei solch' unterirdischer Fahrt ein leiser Schauder erfaßt, gedenkt in seinem bequemen Waggon ebenso wenig mehr der Fährlichkeiten einer ehemaligen Postfahrt über den Berg, wie der Mühsal, welche der Wanderer ehedem, besonder» im Winter auf der Höhe zu überwinden hatte, aber er wird auch von der behaglichen Genugihuung nichts «ehr wissen, die Jeden überkam, der solch' einen „wilden Berg" hinter sich hatte. apolitische Stundseda«. Deutsches Reich. Der Kaiser, welcher alle Strapazen der Reise nach Skierniwiczr mit bewundernswerther Rüstigkeit überstanden hat, zeigt auch, allen Nachrichten zufolge, die vom Rhein her an uns gelangen, bei den dortigen Manöver- und Festtagen eine erfreuliche Frische. Es hat sonach da» Programm anläßlich des Aufenthaltes der Kaiserlichen Majestäten in Rheinland und Westfalen, strikt durch- grführt werden können und auch das Galadiner, welches die Stadt Münster am Mittwoch den allerhöchsten und höchsten Herrschaften gegeben hat, ist in der wünschenSwerthesten Weise verlausen. Die Kaiser-Manöver selbst haben mit dem am Dienstag bei Derkum statt gefundenen KorpSmanöver ihr Ende erreicht. Wie verlautet, wird der Kaiser erst in der zweiten Oktober-Hälfte nach Berlin zurückkehren, da er der am 21. Oktober stattfindenden Feier der goldenen Hochzeit deS fürstlich Hohenzollern'schen Ehepaares auf Schloß Sigmaringen beizuwohnen gedenkt. Im klebrigen ist aus dem jetzigen Aufenthalte de» Kaiser» am Rhein ein recht bemerkenSwerther. Zwischenfall zu verzeichnen. Während e» bekanntlich der hohe Herr abgelehnt hat, eine Adresse kirchrnpolitischen Inhalts, die ihm der münsterländische Adel zu überreichen gedacht, anzunehmen, wurde von ihm, wie gestern telegraphisch gemeldet, eine Arbeiter-Adresse huldvollst entgegenge «ommeu. Dieselbe ist noch auf Schloß Benrath von drei Meistern, resp. Arbeitern, namen» '/« aller industriellen Arbeiter d S Land kreises Düsseldorf überreicht worden uud trug 3123 Unterschriften. Die Adresse dankt für das große Wohlwollen, welche» der Kaiser dem Arbeiterstand stets entgegengebracht habe und von welchem das durch fein persönliche» Einschreiten ins Leben gerufene Krankenkassen- und Unfallversicherungsgesetz ein glänzender Beweis sei. Der Kaiser, den diese Kundgebung aufs Angenehmste berührt hat, erwiederte bei Empfangnahme der Adresse etwa Folgendes: Es fei ihm nicht immer vergönnt, Dank zu ernten für die Bestrebungen zum Wohle deS Volke», um so mehr freue es ihn, jetzt einem solchen Danke zu be gegnen aus dem Stande, dem er in der gegenwärtigen Zeit eine ganz besondere Fürsorge widme, für dessen Wohl durch die Gesetzgebung schon Wichtiges geschehen sei ; er freue sich auch, daß man anscheinend mit dem eingeschlagenen Wege zufrieden sei; Allen könne man es freilich nicht recht machen. — Heute, am 25. September, gedachten sich die kaiserlichen Majestäten von Brühl nach Köln und am Abend von dort nach Koblenz zu begebe». — Durch die kaiserl. Verordnung über den Termin für die Reichstagswahlen find zwei staatsrechtliche Fragen auf ein mal beantwortet worden. Zunächst ist dadurch, daß die Neuwahlen auf den 28 Oktober festgesetzt worden, außer Zweifel gestellt, daß die dreijährige Dauer der Legislaturperiode zu berechnen ist von dem Tage der allgemeinen Wahle» ab, nicht aber von dem Tage de» ersten Zusammentritts des neuen Reichstags. Denn sonst hätte vor dem 17. November der Neuwahl die Auflösung de» jetzigen Reichs tags vorhergehen müssen. Ferner ist die Frage bejaht worden, ob die Anberaumung von Neuwahlen, sofern nur der Wahltag außerhalb der Legislaturperiode liegt, während der Legislaturperiode erfolgen kann ohne daß die Auflösung deS Reichstags erforderlich ist. — Im Reichsgesundheitsamt wird gegen Ende Oktober ein« Sachverständigenkommission zusammentreten, um über die allge- meine Einführung der Impfung mit animaler Lymphe und die zweck mäßigste Einrichtung de» Jmplgeschäst» zu brrathen. Auch grund- sätzliche Jmpfgegner, wie l)>. Wtber-Kölu und vr. Boeing-Uerdingen sind in diese Kommission bemfen worden. — Deutsche Techniker uud Architekten werden auch im Ausland« immer mehr geschätzt. So enthalten verschiedene deutsche Blätter ein AuSschreiben der Gemeindebehörden von Porto Portugal), in welchem zu einer Konkurrenz um den Bau und die Einrichtung einer Markthalle eingeladen wird. Die Bewerber sollen bei der Stadlkaffe zu Porto eine Kaution von einer Million Reis hinterlegen. Da« klingt sehr gefährlich, bedeutet aber in Wirtlichkeit nicht mehr al» 4800 Mark. — Der von der Westküste von Afrika am l8. d. in Liverpool angekommene Postdampfer „Talabar" überbringt die Meldung, daß die Deutschen den an die Kolonie der Goldkaste grenzenden Hasen Bay Brach anurktirt haben. Einer der Könige von Kamerun» wurde, weil er den Deutschen gestattet-, die Stadt zu annektiren, von den Eingeborenen gebunden und gepeitscht. — Bisher haben sich die au» englischen Quellen stammenden Nachrichten über die neuerworbenen deutschen Gebiete an der Westküste von Afrika als wenig zuverlässig erwiesen. ES wird daher eine Bestätigung von deutscher Seite ab zuwarten sein. Belgier». In Belgien bekunden die Massen noch immer einen Hang zu Straßendemonstrationen. Anlaß zu einer solchen bot der 23. September, der Jahrestag der belgischen Revolution von 1830, welcher in Brüssel von einer großen Volksmenge dazu benutzt wurde, eine Manifestation in Szene zu setzen. Wie alljährlich, begaben sich auch diesmal die Kämpfer von 1830 in geordnetem Zuge nach dem zum Andenken an die Gefallenen errichieteu Denkmal wo verschiedene antiklerikale Reden gehalten wurden. Allmählich scheint aber die Demonstration zu einer republikanischen Kundgebung ausgeartet zu sein; denn die Volksmenge sang die Marseillaise und die Braban^onne und republikanische Flugblätter, von denen eines zum Beitritt der jüngst gegründeten republikanischen Liga aufforderte, wurden in äußerst zahlreichen Exemplaren vertheckt. Zwei Redakteure eines republikanischen Journals wurden verhaftet und ein anderer Journalist, der in seinem Blatte heftige Artikel zu Gunüen der republikanischen Regierungsform veröffenckichte, ist sogar Knall und Fall des Landes verwiesen worden. Alle diese Vorgänge deuten darauf hin, daß Belgien die schwere politische Krisis, welche es gegenwärtig durchgemocht, noch lange nicht überwunden hat. Rußland. Aus Warschau schreibt man dem „B. B. K.-> daß die russische Regierung mit der Absicht umgehe, dem Königreich Polen gewisse Konzessionen zuzubilligen, welche vornehmlich in der Gleichstellung Polens hinsichtlich der Verwaltung und des Gerichts wesens bestehen sollen. Demnach würden in Polen nunmehr Schwur gerichte sowie die Institute der Selbstverwaltung, für die Städte nämlich die Städteordnung und für da» platte Land die Kreisordnung zur Einführung gelangen. Da nationale und konfessionelle Zug>ständr.ifle aukgesch offen sind, so sind die spezifisch polnischen Politiker hierüber keineswegs erbaut, sondern sie erblicken in diesen Konzessionen vielmehr nur Maßnahmen, die geeignet sein sollen, die Bevölkerung des Landes der Regierung geneigter zu machen, um so die Rusfifizirung zu erleichtern. Egypten. Der gegen die eigenmächtige Abänderung de» egyptischen Liquidationsgesetzes eingelegte großmächtliche Protest hat die öffentliche Meinung Englands doch einigermaßen stutzig gemacht. Die „St. JameS Gazette- verurtheilt NorthbroolS Staatsstreich in den schärfsten Ausdrücken und sagt : „Die Maßregel war unnöthig, be leidigend, unmoralisch und bei der augenblicklichen Lage und Stimm ung unserer mächtigsten Nachbarn sehr gewagt." Die „Pall Mall Gazette" glaubt, der deutsche Reichskanzler wolle durch den Protest England zur Einverleibung Egyptens oder mindestens zur Erklärung der Schatzherrschaft mit Uebernahme aller Verantwortung zwingen. Das ministerielle Blatt „Daily Rews" beodach et konsequenter Schwei während „Standard" und „Daily Telegraph- mit ihren Be sorgnissen nicht zurückhalten. Einzig die „Times" sucht dem Dinge von einer anderen Seite beizukommen. Sie stellt die Theorie auf, erstens, daß Noithbrook den Einspruch der Großmächte vorauswußte, als er die Verletzung des LiquidativnSgesehes geneh migte, zweitens, daß die Großmächte vorauSwtssen, daß England die Nothwendigkeit der Abschüttelung der internationalen Verpflichtungen vorschützen werde, drittens, daß den Großmächten nichts anderes als Nachgiebigkeit übrig bleibe. Die jüngste Finanzkonferenz gleiche der Stambuler Konferenz vor der Beschießung Alexandriens. In beiden Fällen wünschte Eng land einen europäischen Auftrag, in beiden Fällen wurde derselbe ver weigert. Die „Times" zieht nun den Schluß, daß, wenn Europa die Briten auch der eigenen Verantwortung nicht enthob, eS ihnen doch Freiheit in Behandlung egyptisa er Angelegenheiten billig zuge stand. — Hierzu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg ": „Glaubt da» Cityblatt wirklich, die von ihm für England in Anspruch genommene Freiheit in Behandlung egyptischer Angelegenheit schließe daS Privilegium ein, sich in souveräner Nichtachtung über vertragsmäßige Abmachungen hinwegsetzen zu dürfen?" Ost-Asien. Aus Ost-Asien wird heute eine kleine Episode berichtet, bei der auch wir Deutschen interessirt find und von der wir nicht recht wissen, ob sie ins Reich der Fabel oder der Wahrheit gehört Ein „Times" Telegramm meldet nämlich, ein kleiner Dampfer im Dienste Chinas, der aber die deutsche Flagge trug, sei den Min hinaufgefahren und habe 600 Soldaten gelandet, ohne daran durch den Admiral Courbet verhindert zu werden. Das Telegramm schließt mit der Bemerkung, daß der Umstand der Anwesenheit des deutschen Kriegsschiffes „Prinz Adalbert" vielleicht dar Verhalten des Admirals erkläre. Dazu bemerkt nun eine Note der offiziösen „Agence HavaS" Folgende»: Diese letzte Phrase ist eine ebenso böswillige wie un sinnige Insinuation, da die deutsche Flagge am Maste des kleinen Dampfers zur Erklärung des Verhaltens de» Admirals Courbet ge nügt. — Wenn die Sache sich in der That in der angegebenen Weise verhält, so kann uns der der deutschen Flagge gezollte Respekt nur angenehm berühren. Lskal es Chemnitz. den 24 September 1884 — Nach einer Bekanntmachung des Oberpostdirektors Walter in Leipzig wird beabsichtigt, die Ltadtferniprecheinrichtung in Leipzig mit den in Dresden und in Chemnitz bestehenden Einrichtungen durch je eine besondere Fernsprechstclle zu verbinden. Die Vorzüglichkeit einer solchen Einrichtung liegt aus der Hand. Die Bedingungen zur Theilnahme an der zwischen Leipzig und Chemnitz hcrzustellenden Fernsprechverbindung sind folgende: Die Jahresvergütung für die Benutzung der zwischen Leipzig und Chemnitz herzustellenden FernsprechverbindungSleitung ist für die Theilnehmer der beiderseitigen Stadtfernsprcchcinrichtungcn bei einer Betheiligung mit in beiden Städten zusammen genommen 1. mindestens 25 Fernsprechstellen aus M. 325,^ 2. -30 - . M. 275... 3. -35 - . M. 250, 4. -40 . . M. 225,,. 5. . 50 - - M, 2VV,°„ festgestellt worden. — Zur Erleichterung des Besuches der handwerkstechnischen Aus stellung in Dresden wird Sonntag den 28. September o. ein Extra zug zu den billigen Pfingstpreisen von Chemnitz nach Dresden abgelassen werden Die Billets gelten zwei Tage und kosten in 3. Klasse 2,z und in 2. Klasse 4,,. Mark. Abfahrt deS Extrazuges in^Chemnitz früh 8 Uhr 48 Min. und Rückfahrt derselben Tage» in Dresden Abend» S Uhr 48 Min., so daß Ankunft hier Nacht» 12 Uhr 32 Min. erfolgt. Am zweiten Lage ist die Rückkehr nach hier mit jedem gewöhnlichen Personenzuge gestattet. Im Anschluß an diesen Extrazug werde» auch in Hainichen und Frankenberg Billet» zu gleichen Preisen ausgegeben und ist den Inhabern dieser BilletS, wegen Erreichung de» Anschlüsse» in Niederwiesa, auch am ersten Tage die Rückfahrt mit jedem gewöhnlichen Personenzuge ge stattet. Die Betheiligung an diesem billigen Extrazuge wird allem Erwarten «ach eine sehr rege sein, ha der gedachten Ausstellung von allen Handwerkerkreisen da» größte Interesse entgegengebracht Wird. Der Billrtverkauf erfolgt außer an den Schaltern de» Hauptbahnhofe» auch noch im Kontor de» Herrn Zschacke hier, neue DreSdnerstraß«. — Wie wiederholt erwähnt, findet die Eröffnung de» Stadt- Theater» nächsten Sonntag statt. Zur Aufführung gelangt da» Laube'sche Schauspiel „Graf Essex", und zwar wird in der Rolle der Elisabeth Frau Schindler-Heuser anftreten. — Mosella. Dem rührigen Besitzer de» in seiner Art hier einzig dastehenden beliebten Vergnügung» - Etablissements Mosella, Herrn B. Beyreuther, ist eS gelungen, die in Berlin z. Z auf tretenden Wiener Tanz-Schulsechterinnen, eine Spezialität ersten Range», für ein mehrtägige» Gast-piel zu gewinnen. Uebermorgen, Sonnabend, werden dieselben zum ersten Male oustreten. Da» Gastspiel dauert nur bi» Mittwoch. Von den engogirten und bereits auftreteuden Kräfte» verbleiben die gefeierte W-euer Liedersängerin Anna Katzer- Beißler und der mit neuen Glanznummern brillirende Komiker Herr Adolf Weber bis November. Wie wir hören, will Herr Bey reuther auch kleine Possen und Singspiele zur Aufführung bringen lasse». — Der hiesige Wohlthätigkeitsverein „Schwarze Brüder veranstaltet Dienstag, den 30 September, im Thalia-Theater einen größeren Theaterabend, bei welchem „Die Lieder des Mvsikanten" unter Mitwirkung bekannter Kräfte zur Aufführung kommen solle». Der Reinertrag des in Anbetracht des guten Zweckes vollbesuchteu Theaterabends wird, wie in früheren Jahren, zur Unterstützung von würdigen verschämten Armen und Kranken verwendet werden. —i. Ein iheures Feuer zündete gestern Abend eine Dame in der inneren Rochlitzerstraße an. Dieselbe hatte nämlich kurz zu vor die Stube zusammengefegt und dabei zwei vom Tisch zu Boden gefallene Fünfmarkscheine nicht bemerkt, die nun mit dem Kehricht in's Feuer wandelten. Erst nach einer Viertelstunde bemerkte die Dame, nachdem aber die Scheine schon gänzlich verbrannt Ware», ihren Verlust. —v. In einem Theile der äußeren Klosterstraße find gegenwärtig sämmtliche Pflastersteine herausgenommeu und ist etwas von der darunter befindlichen Erde fortgeschafft worden. Gestern Abend waren nun die zum Fortschaffen der Erde bestimmten Wagen an Ort und Stelle stehen gelassen worden und eine Anzahl kleinerer Knabe» und Mädchen kletterte munter darauf herum, bis plötzlich ein zirk« neunjähriges Mädchen von einem der Wagen h rabfiel und sich nicht ungefährlich am Kopfe verletzte, so daß von den besoraten Eltern ei» Arzt zu Rathe gezogen werden mußte. Jedenfalls dürfte den Kinder« durch diesen Vorfall ein nachhaltiger Schreck eingejagt worden sein, denn in k»r-,er Zeit wurden die Wagen von ihnen verlassen —t. Zu viel und zu wenig. Ein großer, äußerst mager« Herr wollte neulich bei einer Hökerin am Neumarkt, welche der Flasche etwas zugesprochen hatte, Obst kaufen. „Was wallen Sie für diese Birne haben? fragte er, „Geld!" war die Antwort. — „Liebe Frau, Sir scheinen mir zu viel getrunken zu haben I" — „Uud Sie zu wenig gegessen I- antwoitete die Hökerin sarkastisch. —ä. Ein Ofen al» Ehestifter. Eine hiesige HauSbefitzeri», feit zwei Jahren Wittwe, hatte die Besorgung ihrer geschäftliche» Angelegenheiten einem in ihrem Hause wohnenden Beamten über lassen, sie bekümmerte sich daher um dieselben gerade nicht viel, bi» dieser Tage eine außergewöhnliche Ursache sie doch wider Willen dazu veranlaßte. Im zweiten Stocke hatte nämlich ein Geschäftsmann au» Dresden ein Zimmer auf längere Zeit gemiethet Der Herr kam in der Absicht nach Chemnitz, rin eingehendes Studium der hi sige« Fabrikoerhältnisse zu pflegen, um späterhin die auf diesem Gebiete ge machten Erfahrungen verwerthen zu können. Zu gleichem Zwecke halten sich ja hier mehrere Ausländer auf. Das gemietete Zimmer gefiel dem Dresdner ganz gut, nur fehlte darin ein Ofen und ei» sol cher ist doch lür den herannahenden Winter begreiflicherweise unent behrlich. Er setzte sich daher mit dem Beamten in's Einvernehmen, erzielte aber keinen Erfolg, da dieser sich zu einer Neuerung, ver bunden mit Ausgaben, nicht verstehen wollte. Es blieb dem Miether also nichts anderes übrig, als der Hausbesitzerin selbst Vorstellunge» zu machen, die anfangs sehr lühl, dann aber freundlicher ausgenommen wurden. Der neue Miether wird demnach bald sein Zimmer mit einem Ofen versehen finden. Damit fand die Osengeschichte ihre» Abschluß jedoch nicht. Der Dresdner erhielt eine Einladung feiten» der jungen Wittwe zu einer Tasse Kaffee und bei dem gege seitige» Austausche der Lebensverhältnisse fand mau sich bald so harmonisch zusammengestimmt, daß die Aussichten auf eine Verbindung für« Leben in den Kreis der Berathungen gezogen wurden. Offiziell ist die Verlobung noch nicht bekannt, Eingeweihte wollen indessen die selbe als für die nächste Zeit in Aussicht stehend bezeichnen. Jeden falls ist eS sehr bezeichnend, daß auch ein simpler Ofen sich vermögend erweist, eine Heirath zu Stande zu bringen. — Das kgl. Ministerium deS Innern veröffentlicht eine die Reichstagswahlen betr. Verordnung an die Stadträthe, Bürger meister und Gemeindevorstände, wodurch dieselben angewiesen werden, mit der Auslegung der Wählerlisten am 29. September d. I. zu beginnen. Dem Wahlgesetze gemäß dauert diese Auslegung 8 Tage; jeder Wähler hat also Gelegenheit, die Liste einzusehen und sich zn überzeugen, ob fein Name darin verzeichnet steht. Nur Derjenige kann fein Wahlrecht auSüben. der in die Wählerliste eingetragen ist. Wahlberechtigt ist jeder Deutsche, welcher da» 25. Lebensjahr zurückgelegt hat, in demjenigen deutschen Staate, w» er seinen Wohnsitz hat. Ausgeschlossen von der Berechtigung zu« Wählen sind indessen: 1) Personen, welche unter Vormundschaft oder Kuratel stehen. 2) Personen, die sich im Konkurse befinden. 3) Per sonen, welche eine Armenunterstützung aus öffentlichen oder Gemeinde mitteln beziehen oder im letzten der Wahl vorangegangenen Jahre bezogen haben. 4) Personen, welche sich nicht im Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte befinden. Für Personen des Soldatenstandets des Heeres und der Marine ruht die Berechtigung zum Wählen so lange, als sie sich bei der Fahne befinden. — Wer die Wählerliste für unrichtig hält, kann innerhalb acht Tagen nach Beginn ihrer Aus legung Einspruch erheben. — Am gestrigen Tage, den 24. September, vollzogen sich ver schiedene, für Sachsen wichtige, Begebenheiten. Heben wir aus der Reihe des Bekannten zwei weniger verbreitete geschichtliche Momente hervor. An diesem Tage wurden die Altranstädter Frieden»« Irak täte zwischen Schweden und Sachsen, resp. Polen vollzogen, durch welche dem Polenkönige August >l. (Friedich August I. Kur fürsten von Sachsen, mit dem Beinamen de» Starken) zwar der Titel „König-, aber nicht da» Titulaturobjekt (Polen) belassen wurde. Der seines Landes verlustig gegangene Auguftus mußte sogar, darauf dran» der König Karl von Schweden, seinem Rivalen und nunmehrigen König von Polen, Stanislaus, zu seiner Thronbesteigung Glück wünschen. Er that dies unterm 15. April 1707 auf eine ebenso ehrenhafte als feine und hoheit-volle Weise und mit der Bemerkung: „Um Sr. schwedischen Majestät gefällig zu sein und zu beweise».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder